Sibirische Kälte

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Von wegen sibirischer Kaelte! So kalt war es in Sibirien nie! Seit fast einer Woche bin ich nun schon unterwegs. Eine Woche kalte Fuesse und Haende. Ich bin ja selbst schuld es zwingt mich ja niemand.

Ab Lahr war es eigentlich noch angenehm. Nordwind – Rueckenwind, das ist lange nicht so kalt.

Die Dreisam war auch schon fast zugefroren, eisiger Wind, der allerdings zum Glück hauptsächlich von hinten kam.

Mein erstes Ziel in Freiburg war der Deutsche Paket Dienst. Am Tag zuvor habe ich einen Anruf bekommen, dass mein Zelt jetzt dort sei. Sie wollten nur noch die Lahrer Adresse bestädigt haben. Halt, stopp, meinte ich. Das machte nun wirklich keinen Sinn, dass ich nach Freiburg fahre und mein Zelt zur gleichen Zeit nach Lahr geliefert wird. Also haben wir ausgemacht, dass ich es direkt dort abhole. Da es im Norden der Stadt liegt, bedeutete es für mich auch keinen allzu grossen Umweg.

Ja, in dem Paket ist wirklich nur das Hilleberg Soulo. Beim Versand wird es sehr räumig verpackt. Das Paket wurde einfach oben auf mein Fahrrad geschnalt und so ging es dann quer durch Freiburg, bis ich kurz vor 16 Uhr bei Claudia war.
Vor einer Dusche oder sonstigen Annehmlichkeiten musste ich zuerst mal das Zelt aufstellen, Paulina, Claudia’s Tochter, hat mir dabei gerne geholfen. In Zukunft muss ich es aber alleine hinbekommen, was kein Problem sein dürfte.
Dann endlich eine heisse Dusche und später noch ein leckeres Essen.
Allzu lange sind wir nicht mehr mit einem Glas Wein vor dem Kamin gesessen, bald vielen mir die Augen zu, aber ich fühlte mich so wohl, wie seit Tagen nicht mehr.

Am nächsten bin ich voller Energie und neuem Tatendrang recht früh aufgewacht. So kann man eine Reise starten dachte ich.
Beim Frühstück haben wir verschwätzt. Es war schon 9Uhr bis ich los kam.

Trotz Kälte ging es mir richtig gut und habe mich sehr gefreut, wieder auf dem Fahrrad zu sitzen.
Weiter ging es auf dem Radweg entlang der B3. Das hatte den Vorteil, es kamen immer wieder Supermärkte mit einer Cafeecke, wo ich mich aufwärmen konnte.

Bald hatte ich die Möglichkeit meine Spikes zu testen.


Dass ich so früh im Schnee stehen würde, hätte ich nicht gedacht. Die Strassen waren geräumt und trocken, der Radweg aber nicht.

Kurz darauf kam eine weiter Hürde, der „Berg“ hinter Schliengen. Spätestens hier wurde mir bewusst, zu was für einer Couch Potato ich geworden bin und natürlich, dass ich viel zu viel Gepäck dabei habe. Wohlweisslich bin ich um die nächsten Hügel drumrum gefahren. Zum Glück habe ich bis zu den richtigen Bergen noch ein paar Trainingseinheiten.

Ab da lag immer mehr Schnee, überhaupt in den Seitenstrassen und wärmer wurde es auch nicht. Sehr froh war ich, als ich bei Elisabeth und Robert angekommen war. So eine heisse Dusche tut einfach Wunder. Wenn man am Abend eine solch nette Gesellschaft hat, lassen sich die Strapazen tagsüber besser ertragen

Von Lörrach ab wurde es erst recht unangenehm. Zuerst durch Riehen, wo ich direkt zum Rhein wollte, dann aber im Schnee stecken geblieben bin. Mit soviel Gepäck und soviel Schnee bringen auch die Spikes nicht mehr viel.
Dann endlich am Rhein bliess mir der Ostwind direkt ins Gesicht. Und das sollte 4 Tage lang anhalten.


Kein Wunder, dass hier nichts schmilzt, nicht der Schnee, der schon fast eine Woche dort lag, noch die Eiszapfen, die eher noch wachsen.

Den Rheintalradweg bis zum Bodensee bin ich schon öfters gefahren, aber nie unter diesen Bedingungen. Um nicht wieder im Schnee stecken zu bleiben, blieb ich eher an der Strasse, was wegen dem Verkehr auch nicht gerade angenehm war.

Manchmal gab es auch nette Ausblicke.

Im Vergleich zu meinen sonstigen Distanzen, die ich an einem Tag auf dieser Strecke zurückgelegt hatte, kam ich wegen dem Wind, der Kälte und natürlich Mangels Fittigkeit, kaum vorwärts.

Hinter Waldshut fand ich eine sehr günstige Herberge. Hier war ich richtig froh um ein paar Dinge, die ich mit mir mitschleppte. So musste ich auch hier nicht mehr weg, sondern konnte in meinerm Zimmer ein Süppchen kochen. Keine Angst, nicht mit meinem Benzinkocher, sondern mit einem uralten kleinen Tauchsieder. Ausserdem war es so kalt, dass auch mein Schlafsack zum Einsatz kam.

Am nächsten Tag wurde es noch schrecklicher. Alles Grau in Grau, eiskalter Gegenwind. Weil es entlang der Strasse sehr unangenehm wurde, bin ich auf dem Radweg geblieben. Auch direkt runter an Rhein und am Wasserfall vorbei. Hier hatte ich dann eine extra Trainingseinheit, bezüglich Fahren auf einem schmalen, steilen Waldweg im Schnee, Stein und Eis, Geht alles, man muss es nur laufen lassen und hoffen, dass man nicht abrutscht. Sonst wäre ich unweigerlich im Rhein gelandet.

In Schaffhausen bin ich direkt in einen Fastnachtsumzug gefahren. Zuerst wollte ich weiter nach Deutschland und eine günstige Übernachtung finden, dann war es mir aber so kalt, dass mir alles egal war und ich ins nächste Backpackers bin. Trotz den Fastnachtsveranstaltungen habe ich prima geschlafen.

Bei schönstem Sonnenschein ging es am nächsten Tag weiter

So machte das Fahren wieder richtig Spass. Nach dem Schneetraining am Tag zuvor, traute ich mich auch wieder auf die Radwege

Die ersten 12 Km ging es praktisch so durch den Schnee. Deswegen musste ich zuerst mal in Stein am Rhein eine Pause einlegen. Das Cafe war voll von einer russischen Reisegruppe, die sollten ja die Kälte gewohnt sein.

Die Stimmung entlang des Untersees war sehr schön. So am Sonntag bei Sonnenschein scheint es viele zu geben, die die Kälte geniessen. Einige Eisläufer waren auf dem See. So oft werden sie dafür auch keine Gelegenheit habe.

Vorsichtshalber habe ich am Morgen im Internet geschaut, ob, die Fähre Konstanz – Meersburg fährt.

Ausserdem habe ich eine Übernachtungsanfrage bei einer Frau in Lindau gestellt und bekam sofort eine Zusage. Das hat mich sehr gefreut.

In Konstanz war relativ wenig los. Schnell bin ich auf die Fähre, wo ich mich schön aufwärmen konnte.

Auf der anderen Seite in Meersburg bin ich wieder in eine Fastnachtsveranstaltung geraten.

Nur noch der letzte Schluss von dem Umzug musste durch das enge Tor, durch das ich in die Gegenrichtung musste..

Es war so schön, dass ich einfach weiter gefahren bin. Trotz der Übernachtungseinladung in Lindau am nächsten Tag, bin ich bis zur Jugendherberge gefahren. Um diese Jahreszeit kann auch ich dort gut nächtigen, es war kaum jemand dort und ich hatte ein 4-Bettzimmer für mich allein.

War ich am nächsten Tag froh, dass ich nur nach Lindau musste. Ich war total schlapp, es war immer noch kalt, aber nicht mehr so windig. Es sah wirklich so aus, als ob es bald schneien würde. Was sollte ich dann machen? Es wäre wohl besser gewesen von Basel mit dem Zug nach Mailand zu fahren. Die Strecke bin ich auch schon mit dem Fahrrad gefahren und dann wäre ich auch gleich weg gewesen. Das ist auch was, das mich störte. Am Anfang war es ja noch nett, sich nochmals von Freunden zu verabschieden. Aber jetzt ist es einfach nervig schon so lange unterwegs zu sein und nicht richtig fort. Bisher kam noch nichts Neues. Aber darüber zu lamentieren, bringt auch nichts, ich überlegte mir daraus resultierende Konsequenzen.

Auf einmal kam mir die Idee, von Lindau aus mit dem Zug zu fahren. Meine Abenteuerlust war so ziemlich eingefroren. Ich schaffte ja noch nicht einmal in der Ebene eine angemessene Strecke, wie sollte es dann erst in den Bergen aussehen? Wenn es wirklich noch schneien sollte, sind die Radwege unbefahrbar. Die Autofahrer lieben es auch nicht gerade, wenn auf dem engen Raum zwischen Schneehügel eine vollbepackte Radfahrerin hin und her wackelt.

Dies führte dazu, dass ich in Lindau zuerst mal auf den Bahnhof bin und mir Verbindungen raussuchte. Dann bin ich in ein Cafe, wo es freies WLAN gab und habe nochmals alles durchgecheckt, Strecken, Wettervorhersage, Züge etc…

Mir wurde immer klarer, das Vernünftigste ist wirklich mit dem Zug weiter zu fahren. Die Strecke über die Alpen kann ich immer noch mal im Sommer fahren. Für richtie Bergetappen brauche ich noch ein paar Trainingseinheiten in der Ebene und wenn möglich keinen Schnee.

Bevor ich zur Gabi bin, bin ich nochmals am Bahnhof vorbei. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich gleich ein Ticket kaufen sollte, wollte nur mal wissen, ob ich die Radreservierung auch noch am Tag der Fahrt machen kann. Die Frau am Schalter meinte, sie wisse nicht mal, ob ich jetzt noch eine

Reservierung machen könne. Da um diese Jahreszeit keine Radfahrer unterwegs sind, war das kein Problem. Allerdings hat dies mich doch dazu veranlasst, mir gleich ein Ticket nach Verona und eine Reservierung zu besorgen.

Immer, wenn ich endlich eine Entscheidungen getroffen hatte, geht es mir fantastisch. Sehr gut gelaunt bin ich dann zur Gabi, wo wir einen sehr netten Abend verbrachten.

Als ich am nächsten Tag aus dem Fenster schaute, wurde mir ganz schnell klar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Alles war weiss. Es muss die Nacht durchgeschneit haben. So hätte ich schon Schwierigkeiten gehabt, von der Insel zu kommen, trotz Spikes. Schnee auf Kopfsteinplaster mit schwerem Gepäck ist einfach eklig.

Bis zum Bahnhof schaffte ich es allemal.

Was ich so alles vom Zug aus gesehen habe, überzeugte mich noch mehr von meiner Entscheidung. Da wäre ich unter keinen Umständen durchgekommen.

Auf der anderen Seite des Brenners scheinte die Sonne, so kann die Reise angenehmer weitergehen.