Von Bariloche zur Carretera Austral und weiter

Wider aller Erwarten und Prophezeiungen, schlug das Wetter um, als ich Bariloche verließ.
Schon morgens sah der Himmel gar nicht gut aus, obwohl Julie, meine Gastgeberin, meinte, hier regnet es jetzt nicht mehr. Auf dieser Seite der Anden regnet es 800ml/Jahr in Chile sind es 4000ml. Darum ist es hier ehe braun, auf der anderen Seite grün. Nu denn, hier ist es auch noch mehr grün und alles blüht, was auch hier vom Regen kommt.
Die Seen hören auch nach der 7 Lagos Ruta nicht auf, auch hier kamen noch ein paar. Überall blühte eine Art Ginster. Leider habe ich davon nur am Anfang einiges gesehen. Gerade als ich auf dem höchsten Gipfel war und eine lange Abfahrt in eine Schlucht hatte, fing es heftig an zu regnen. Von der schönen Aussicht hatte ich quasi nichts, alles war von Wolken verdeckt. Unglaublich, wie schnell es kalt werden kann.
Zuerst war es nur der Wind, dank des Waldes aber nicht so schlimm und dann eher von hinten. Nach der 10km Abfahrt, die ein richtiger Genuss hätte sein können, war ich total durchfroren. Unten regnete es nicht mehr so stark und zum Aufwärmen ging es auch wieder hoch. Es scheint fast wie ein Naturgesetz, dass es immer oben und den Berg wieder runter regnet.
Mir war gar nicht nach Zelten ich wollte mich nur noch irgendwo aufwärmen. Zum Glück war „Vieja Almacen“ eine alte Raststätte, nicht mehr weit. Ich liebe die Holzöfen, mit denen hier geheizt wird. Da es total leer war, dauerte es nicht lange und ich hatte all meine Sachen ausgebreitet. Auf mein Zelt verzichtete ich heute, zu Gunsten dieses beheizbaren Wohnwagens
DSC07276Dann ging es praktisch nur noch bergab, die Berge hatten eine neue weiße Schneedecke.

DSC07279Heute wollte ich nicht weiter als zum Hippie-Dorf El Bolson. Wenn man hier keine Rasta-Locken hat, kommt man sich vor wie ein Ausserirdischer.

DSC07283Es war gerade Mittagszeit als ich angekommen bin. Auf dem Plaza wurde ein Markt aufgebaut, auf dem Allerhand zum Essen verkauft wurde. Nach ein paar Empanadas ging es mir schon wieder viel besser.

Da das Wetter nicht daran dachte, sich auch am nächsten Tag zu bessern, bliebe ich gerade noch einen Tag in El Bolson. DSC07296Weiter südlich kam nicht mehr viel, deswegen lieber auf besseres Wetter warten, wie es für den nächsten Tag prognostiziert wurde.

DSC07300Es war dann auch strahlend blauer Himmel, als ich zum Nationalpark Los Alerces gekommen bin. Am Eingang des Parks wurde ich von einer Rangerfrau abgefangen. Sie hat mich über die Situation des Parks aufgeklärt. Wegen Ratten, die gerade durch den Park in die Berge ziehen, sind sämtliche Campingplätze geschlossen, außer einem.
Und ich dachte, hier kann ich mir schön Zeit lassen und von freiem Campingplatz zum nächsten tingeln. Nun ist nur ein offizieller, kommerzielle offen. Bis dahin waren es nur noch ein paar Kilometer, so hatte ich schon Zeit,

DSC07307immer wieder anzuhalten und Fotos zu machen.

DSC07314 Hier wächst eine Art Bambus, aber so flauschig, wie ich es sonst noch nie gesehen habe.

DSC07315Ansonsten gibt es viele Wälder

DSC07327und natürlich Seen.

Der Campingplatz lag dann abseits der Strecke, schön an einem der knallgrünen Flüsse.

DSC07345 Die jungen Leute, die den Campingplatz betreiben, haben um jeden Platz eine Plastikfolie gespannt, um die Ratten fernzuhalten. Darum durfte man nur hier zelten. Wenn nur ein Campingplatz weit und breit offen ist, trifft man unweigerlich alle, die hier um die Zeit unterwegs sind. So traf ich hier Jackie und Kayla, zwei junge US Amerikanerinnen, auch mit dem Fahrrad unterwegs.

DSC07356Zunächst haben wir uns nur am Abend gut unterhalten, am nächsten Morgen bin ich aber vor ihnen los, wollte lieber alleine fahren. Da wir alle bis Trevellin wollten, sagte ich ihnen noch, wo sie mich eventuell finden.

Das Wetter schlug wieder um, es war alles schleimige Schotterpiste, aber an den Bergen hingen Regenbogen.

DSC07367Unübersehbar, hier sind mehr Radfahrer unterwegs.

DSC07369Als ich in Trevellin schon mein Zelt aufgebaut hatte und gerade zum Einkaufen fahren wollte, da rief es von hinten, Jackie und Kayla waren nun auch da und sind mit mir zuerst einkaufen und dann auf den Zeltplatz. Seit dann blieben wir immer zusammen.

DSC07373Von hier ab war praktisch nur Schotterpiste. DSC07379bis nach Chile. Dort gab es wenigstens bis zum nächsten Ort Futaleufu wieder ein bisschen Teer.

DSC07380Nur zu dumm, dass jeder von uns vergessen hat, dass man keine Pflanzen- und Tierprodukte nach Chile einführen darf. Natürlich hatten wir in Trevellin, dem letzten größeren Ort nochmals eingekauft. Den ganzen Käse, Wurst und Obst wollten wir uns auf keinen Fall abgenommen bekommen. Ich wollte mich aber auch nicht wieder erwischen lassen, wie am Flughafen. Also gaben wir doch an, dass wir Produkte einführen, zeigten dann Kleinigkeiten, wie einen Apfel, etc, an denen sie überhaupt nicht interessiert waren und ließen uns ziehen. Ufff, nochmals Glück gehabt. Ein paar hundert Meter weiter, außer Sichtweite, haben wir in den Windschatten einer Kirche gesetzt und einen Teil unserer Vorräte zum Mittagessen verspeist, dank dem Chilenischen Zoll.

Futaleufu ist einer der bekanntesten Raftingorte Südamerikas. Das Wasser der Bäche stürzt hier nur so zu Tale. Leider kam auch reichlich vom Himmel runter.

DSC07383Von dort ging es ca 70 km auf Schotterpiste nach Villa St Lucia, wo wir auf die Carretera Austral trafen.

DSC07386Es hätte sehr schön sein können, wenn es nicht geregnet hätte und nicht so kalt gewesen wäre.

DSC07389Die Landschaft ist spektakulär, mit den grünen Bächen und Seen. Einmal sah es so aus wie eine Fjord Landschaft, das Meer kam allerdings erst später. Ansonsten war es ein einziges, steiles, Auf und Ab.

DSC07391Es war der erste Tag seit langem, dass ich die Sonne überhaupt nicht gesehen habe. Dementsprechend war meine Stimmung.

DSC07406Unser erstes Stück auf der Carretera Austral, von Villa St Lucia nach La Junta, war alles nur Baustelle. Bei dem Wetter ein rechter Dreck.

Obwohl es nicht sehr einfach zu fahren ist, gehört die Carretera Austral zu den Highlights für Radreisende. Man ist nie alleine. Schon so früh in der Saison sind einige unterwegs. Zu uns hat sich noch ein junger Chilene gesellt, ein Franzose kam uns entgegen und auf dem Free Camp war schon ein Schweizer Pärchen mit Fahrrad.

DSC07409Es ist eigentlich nicht meine Art auf Strecken zu fahren, wo jeder unterwegs ist. Auch stehe ich nicht so sehr auf Regen. Deswegen fragte ich mich mal wieder, was ich hier eigentlich mache. Mich beschlich die Vermutung, dass ich nur hier bin, um die Carretera Austral „abzuhaken“. Sehr ungute Gedanken und Gefühle begleiteten mich auf den ersten Kilometern.

DSC07412 Die Schönheit der Landschaft, Wasserfälle überall und die Gesellschaft mit den zwei US Amerikanischen Radfahrerinnen Jackie und Kayla und auch Mauricio, einem jungen Chilenen, der lange Zeit mit uns gefahren ist, verscheuchte schnell alle meine Bedenken und ich genoss es einfach.

DSC07413Am Straßenrand wuchs Nalga, ein Rhabarbergewächs, das man nicht süß, sondern mit Salz ist. Eine guter Zusatz zum Mittagessen.

DSC07415Unübersehbar näherten wir uns einer deutschen Siedlung, Puyuhuapi. die um die 1930 von Sudentendeutschen gegründet wurde. Eigentlich gehört alles den Familien Hopperdietzel und Ludwig. Hier ist auch das einzige Mal, dass die Carretera dem Meer nahe kommt.

Man sieht das deutsche Erbe an den Häusern und vor allem an den Vorgärten, wie bei Großmutter

DSC07420mit viel Vergissmeinnicht.
DSC07429Hier kann es auch hier wunderschön Wetter sein! Überhaupt als wir zum Nationalpark Quelat sind, hatten wir richtiges Glück. Zuerst ging es spektakulär an dem Fjord entlang,
DSC07433dann von der Straße weg durch den Wald,

DSC07438zu Fuß dann noch den Berg hoch

DSC07441Unterwegs zeigte sich schon der hängende Gletscher, nur um uns zu ermuntern, weiter zu laufen.

DSC07442Es war schon spät am Nachmittag, da es so lange hell ist, und es wirklich wunderschön zum Laufen war, war schnell beschlossen, dass wir bis zur Aussichtsplattform laufen.

DSC07451Dort standen wir, hörten ab und zu ein Donnern, wenn wieder Eisstücke abbrachen, zu sehen war leider nichts. Aber auch im Normalzustand war es beeindruckend.

DSC07463Im letzten Abendlicht kamen wir zurueck auf unseren Zeltplatz. Jeder war hungrig, es war aber nicht mehr sehr viel zum Essen übrig. Auch eine Erfahrung mit der man lernen muss, umzugehen.

Da am nächsten Tag ein längerer Anstieg an stand, fuhr ich vor den anderen los

DSC07467Das Wetter hat sich mal wieder total geändert. Leider habe ich immer noch gehofft, dass es wieder besser wird und nicht meine Regenkleidung angezogen. So war ich bald patsch nass und habe erst auf dem Berg für die Abfahrt sie gegen die Kälte angezogen.

Das hat natürlich nicht mehr viel gebracht. Als der Teer angefangen hatte und eine Abzweigung mit Bushaltestelle war, habe ich auf die anderen gewartet. Sie kamen nicht und mir wurde immer kälter. Da sie auf Teer eh schneller sind als ich, beschloss ich weiter zu fahren und kam total verfroren in Amengual an. Ich wollte nur einen Platz zum Aufwärmen und etwas zum Essen kaufen. Es war aber mal wieder Siesta. Ich fragte eine Frau, die einzige Person, die bei diesem Wetter auf der Straße war, wann die Läden wieder aufmachten. Sie meinte, um vier Uhr und ich könnte bei ihr warten. Das war ein wahrer Glückstreffer. Es war so schön warm und trocken. Um vier Uhr fragte ich, ob  ich wieder kommen darf, wenn ich einkaufen war um auf meine Freunde zu warten. Ihr Haus war strategisch günstig, direkt am Ende der Zufahrt in das Dorf. Klar, meinte sie. Ich war nur kurz einkaufen, war dann schnell wiederzukommen in Cindys gemütlichem, warmen Haus. Die anderen kamen und kamen nicht. Ich dachte schon, sie hätten schon vorher Schluss gemacht, da kam Marco, ein Kanadier, der auch zur Zeit auf der Strecke war, und meinte, er hätte die drei anderen ca 2km vor dem Ort gesehen. Ich wartete noch aufmerksamer bis sie dann endlich kamen, total nass und durch gefroren. Jackie hatte  Probleme mit ihrem Reifen und ihr ging es nicht gut. Marco war auch wieder da und vier weitere nasse, durchfrorene Radfahrer stürmten Cindy’s kleines Haus. Ihr schien das überhaupt nichts aus zu machen und versorgte uns mit Tee und machte uns sogar noch Pfannkuchen.  Es war dann auch eine sehr nette, interessante Runde. Cindy ist Lehrerin im Dorf und lehrt nach einem neuen Pädagogischen Konzept, das mich sehr an Waldorfschule erinnerte.

Das Haus war definitiv zu klein um alle zu beherbergen, vor allem da Cindy noch zwei Töchter hat. Komischerweise wurde nur mir angeboten auch dort zu übernachten, die anderen gingen gegenüber in ein Hospetaje.

DSC07471Obwohl mein Spanisch immer noch alles andere als gut ist, ich verstehe immer noch mehr, als ich reden kann, hatten wir noch ein interessantes Gespräch. Ihr Vater ist deutsch, er kam mit seinen Eltern erst nach dem 2. Weltkrieg nach Chile. Schon in Puyuhuapi habe ich gemerkt, dass die ausgewanderten Deutschen nicht nur (für mich) positives Deutschtum pflegen, die Marschmusik ist noch das kleinste Übel.

Obwohl am nächsten Tag keine größere Strecke an stand, war es mir ein Bedürfnis nach dem Trubel, wieder ein bisschen für mich zu sein und die Ruhe zu genießen. Außerdem gab mir Cindy wieder genug Stoff zum Nachdenken, über Erziehung, Kapitalismus, Gleichheit/Verschiedenheit der Völker. So fuhr ich in Gedanken versunken dahin und machte im Windschutz einer Bushaltestelle Pause. Heute dauerte es nicht lange, bis die anderen angeradelt kamen.

Entlang der roten Sträucher und lila Lupinen ging es sehr schnell nach Manihuales. Am frühen Nachmittag erreichten wir das „Cazador de Ciclistas“ eigentlich ein „Casa de Ciclistas“. Jorge stellt ein Teil seines Hauses für Radfahrer zur Verfügung, jeder der vorbei kommt, kann dort übernachten, hat Koch- und Duschmöglichkeit und kann sogar Wäsche waschen.

DSC07479Da das amerikanische Thanks giving an stand, beschlossen wir zwei Nächte dort zu bleiben und für alle zu kochen und das Fest vorzufeiern. Erst als die Einladungen ausgesprochen und das Essen eingekauft war, stellten sie fest, dass sie sich um eine Woche vertan haben und Thanksgiving erst eine Woche später ist.  Es ist wirklich erfreulich, erstaunlich, wie wenig amerikanisch die beiden sind.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs wurde trotzdem ein wunderbares fest, mit noch zwei chilenischen Radfahrern.

DSC07480Als ich aus dem wunderschönen Dorf Manhiuales heraus gefahren bin, liefen mir auf einmal Hunde hinterher. Einer schnappte sich ein Gurt der Ortlieb Tasche und riss mich beinahe vom Fahrrad. Vielleicht sollte ich doch besser alles ordentlicher Verpacken.

Schon von weitem sah man Coihaique unterhalb liegen.

DSC07490Die einzige größere Stadt an der Carretera Austral, sogar mit einem Fahrradladen, der wegen den vielen Radfahrern sehr berühmt ist und sogar ein Gästebuch hat. Es tut richtig gut mal wieder in größeren Supermärkte alle Vorräte aufzustocken und die Räder in Ordnung zu bringen.

Mauricio, der chilenische Radfahrer, hat uns hier für ein paar Tage verlassen. Da er nicht so viel Zeit hatte, fuhr er einen Tag vor uns weiter.

Hinter Coihaique geht es nochmals richtig den Berg hoch, allerdings schön auf Teer. Bei einer unserer Pausen kamen Chris und Judith, ein schweizer Paar, das wir schon mehrfach trafen, vorbei. Zusammen fuhren wir weiter. Das Wetter wurde wieder immer schlechter. Wie üblich war es oben auf dem Pass am schlimmsten.

DSC07497Die kilometerlange Abfahrt war dann auch kein Genuss. Chris und Judith sind nach ChileChico abgebogen, wir kamen etwas später total durchfroren in Villa Cerro Castillo an. Eine nette Frau hat uns für etwas Geld beherbergt und den Ofen angezündet. Wir wärmten uns an heißer Milch mit Honig.

Wie üblich, am nächsten Tag wieder strahlend blauer Himmel, als ob nichts gewesen wäre,

DSC07499Sogar der Cerro Castillo ließ sich blicken.

DSC07500Hier verabschiedet sich wieder der Teer, für den Rest der Carretera Austral.

DSC07501Dort standen da zwei ausrangierte Busse, die als Imbissbuden dienten. Die letzte Versorgungsmöglichkeit für einige Zeit, überhaupt, wenn man so Gegenwind hat, wie wir.

Wenigstens gab es ein paar Abwechslungen, wie z.B. die ersten Alpacas.

DSC07513und immer wenn es am See oder in bei Bächen entlang ging, waren die Steine besonders fies.

DSC07516Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit war mal wieder lieber zu verschweigen, als es dann sehr kalt wurde und wir an einem sehr abgelegenen Haus Autos stehen sahen.

Zuerst wollten wir nur nach Wasser fragen, aber schon mit der Absicht, vielleicht um ein Platz zum Zelten zu fragen. Es war dann ausgesprochen nett und wir bekamen gleich nicht nur einen Platz zugewiesen, sondern wurden auch in das warme Haus gebeten, wo wir auf dem „Stuva“ kochen konnten, nachdem ihr Besuch weg war. Lidia,  umgeben von ihren Hühnern und Hunde, lebt hier weitgehendst alleine und hatte sichtlich Vergnügen an der Unterhaltung. DSC07522Ich sah eine Spindel und Rohwolle liegen, und wollte wissen, wie man damit spinnt. Vor Jahren hatte ich mein Vergnügen mit einem Spinnrad zu spinnen. Das war dann der Anfang von einem sehr unterhaltsamen Abend. Auch Kayla und Jackie hatten Spaß daran. Lidia braucht zum Spinnen der Wolle ungefähr einen Monat, mit der Spindel ist es sehr viel mühsamer als mit dem Spinnrad. Zum Stricken des Pullovers dann nochmals ca 10 Tage. Auf dem Markt bekommt sie dann dafür 20 000 chilenische Pesos, das sind nicht mal 28 Euro. Auch wenn man so sparsam und abgeschieden lebt, sich weitgehendst selbst versorgt, davon leben kann man nicht.

Das Problem mit Jackies Reifen ließ nicht nach. zuerst brachte es sie nicht sehr aus der Ruhe.

DSC07528Dann eher doch, wir wollten heute noch weit kommen, da die Keks ausgingen. Es geht halt nichts über solide Schwalbe Reifen und Schläuche.

Lago General Carrera ist der 2. größte See Südamerikas, nach dem Titicacasee, heißt auf der argentinischen Seite Lago Buenos Aires. Schon von Weitem zu erkennen.

DSC07530Darüber noch ein sehr pittoresker Friedhof, mit vielen Plastikblumen.

DSC07533Für das, dass hier in der Gegend kaum jemand lebt, war er sehr groß.

Dann war es nicht mehr weit bis Rio Tranquillo. Da die Straße so schlecht war, war es sehr spät und wir waren recht fertig. Das änderte sich schlagartig, als wir einkaufen waren. Ich wartete vor dem Laden auf die beiden, da kam freudestrahlend ein junger Mann auf mich zu, sofort, als ich Mauricio erkannte, freute ich mich natürlich auch, am meisten freute sich Kayla und alle Müdigkeit war wie verflogen. Er wollte eigentlich auf eine Gletschertour, musste diese dann wegen dem schlechten Wetter absagen.

Er führte uns zu seinem „Campingplatz“. Ein älterer Herr ließ uns an seinem Garten direkt am See für wenig Geld zelten.

DSC07536Sogar seine Dusche durften wir benutzen. Mauricio schwärmte von seiner Bootstour zu den Marmorfelsen. Es dauerte nicht lange, und wir beschlossen dies auch am nächsten Tag am Morgen zu machen. Überhaupt für die zwei Geologinnen war es sehr interessant

DSC07546und sie konnten mir sogar noch einiges erklären.

DSC07547Auch einfach so anzuschauen und bestaunen war spektakulär.

DSC07569Das Boot fuhr in jede kleine „Höhle“

DSC07571das Wasser war türkis blau, wie in der Karibik.

DSC07579

DSC07582Umgeben ist der See, wie sollte es auch anders in Patagonien sein, von hohen Bergen.

DSC07595Erst zur Mittagszeit sind wir weiter,

DSC07599es war mal wieder ein wunderschöner Tag und hoch über dem See mit wunderschöner Aussicht, konnten wir unser Picknick machen.

DSC07600Das Farbspektakel war grandios. Das weiß der Berge, das blaugrün des Sees, das Grün der Wälder und das Lila der Lupinen.

DSC07610Dann wurde die Herrlichkeit durch die Schwierigkeit der Strecke getrübt.

DSC07616Es ging nicht nur steil hoch, anscheinend haben sie am Tag zuvor neue Steine auf die Straße gestreut, was das Autofahren erleichtern soll, das Fahrradfahren mit Sicherheit nicht.

Dann endlich kamen wir nach Puerto Bertram an dem quitsch grünen Lago Bertram. Dort sollte es Einkaufsmöglichkeiten geben, es dauerte, bis eines fanden. Eine Frau hat sich angeboten, für uns Brot zu backen, wenn wir eine Stunde warten könnten, was natürlich für uns kein Problem ist. Da es ein Tag vor meinem Geburtstag war, wollte ich schon noch ein paar Sachen, zumindest Wein und Schokolade, einkaufen. Das gelang dann zum Glück auch. Die Frau meinte noch, dass ein 1 1/2l Pack Wein für uns (4 Radfahrer) zu viel sein könnte. Wir kauften 2 Pack davon.

DSC07617Am Rio Baker, einem der wasserreichsten Fluesse, ging es auf der furchtbaren Straße weiter.

DSC07620Eigentlich wollten wir bis Chacabuco, dem „Tompkins“ Land, es war aber bald klar, wir konnten froh sein, wenn wir es bis zur Abzweigung schafften.

Dort, in Mitten vom Nichts, warteten zwei Bauarbeiter auf eine Mitfahrgelegenheit. Nicht weit davon war ein leerstehendes Haus, die Männer meinten, das sei schon lange so, dort könnten wir gut zelten.

Wir schauten uns das Haus genauer an und meinten, dass es drinnen viel besser wäre. Es war dann nicht schwer einzusteigen. Die Luft war wirklich so, als ob schon lange nicht mehr gelüftet worden wäre. Es war fast leer, hatte aber noch einen Tisch und eine Bank alles was wir brauchten. So windgeschützt war es auch ohne Ofen viel wärmer als draußen. Zuerst war ich so müde, es war mittlerweile schon 8 Uhr, als wir dort waren, dass ich dachte, ich möchte nur noch schlafen.

Dann haben Jackie und Kayla mir ein Geburtstagsessen gekocht,

DSC07622Mauricio hat den Raum mit Luftballonen geschmückt.

DSC07626Einfach ein genialer Platz um in den Geburtstag zu feiern.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAWarm, trocken, windgeschützt und kein Nachbar, der sich über laute Musik ärgerte. Keiner dachte mehr an schlafen. Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal in den Geburtstag getanzt habe. Der Umgang mit der Jugend hält selber jung.

Am nächsten Tag, meinem Geburtstag, ging es reich geschmückt weiter.

DSC07644Mauricio hat uns am Morgen wieder verlassen, wir 3 anderen sind zu dem Tompkins Park Chacabuco gefahren

OLYMPUS DIGITAL CAMERALeider waren die Ballone nicht mit Helium gefüllt. Es war immer noch sehr beschwerlich die Berge zu erklimmen. Aber endlich sahen wir ein paar wilde Tiere.

DSC07651Guanacos rasten und grasten überall herum. Die Landschaft ist gigantisch. Tompkins ließ die Häuser mit Steinen aus der Gegend bauen, aber in einem nicht gerade zur Gegend passenden Stil, nach meinem Geschmack zu protzig, erinnert eher an Harry Potter.

DSC07655Tompkins, der Gründer von NorthFace und Esprit, kaufte und kauft unglaubliche Ländereien auf um daraus Naturschutzgebiete zu machen. Auf ehemaligen Schaffarmen werden Zäune runter gerissen.

DSC07656Es ist aber nicht alles nur positiv. Es herrscht noch ein rechtes Chaos, keiner weiß eigentlich, wo es wirklich lang geht. Freiwillige, vor allem aus USA kommen und arbeiten hier ohne Lohn, zelten, haben nicht einmal eine warme Dusche. Der Zeltplatz ist 3km vom Haupthaus entfernt und auch hier wegen den Steinen, nur sehr schwer mit dem Fahrrad zu fahren. Es gibt noch eine Lodge, ein richtiges Herrenhaus, wo man es sich für 400USD die Nacht, so richtig gut gehen lassen kann.

Da mein Geburtstag mit dem wahren Thanksgiving zusammen viel, hatten wir besonders viel zu feiern, vor allem da wir noch zwei Texaner trafen, die Nigel und mich viel weiter nördlich mit Wasser aushalfen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAuf der weiteren Strecke war es nicht zu übersehen, dass Tompkins nicht nur Freunde hier hat.

DSC07674Ich weiß aber nicht, was die genauen Gründe der Tompkins Gegner sind. Er unterstützt z. B. die „Patagonia sin Represa“ Bewegung, die Verhindert, dass in Patagonien Staudämme gebaut werden, was sicherlich auch für einige, die den „Fortschritt“ und das Geld wollen, ein Dorn im Auge sein kann.

Nichts desto trotz, wir fuhren weiter und erfreuten uns der schönen Landschaft, so lange es das Wetter zu ließ. Es wurde allerdings wieder so schlecht, dass wir Unterschlupf in einer Herberge suchten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm nächsten Tag war das, was da vom Himmel kam, sehr weiß war uns dazu veranlasst einstimmig sofort zu beschließen, dass wir einfach bleiben. Es gab da drin so ein schönen warmen Holzofen und noch genug Holz für eine ganze Woche. Brot und Eier konnten wir vom Bauern nebenan bekommen. Elektrizität gab es nicht. Es ich hatte dann sowieso genug, als der Akku vom Laptop leer war.

Auf der letzten Strecke auf der Regenseite, sammelte Jackie noch die letzten Nalgas.

DSC07683Wir wollten noch versuchen, ein Mus daraus zu machen.

Nach einer der längsten (Kilometer) Tage erreichten wird Puerto Yungai, sogar noch vor 6 Uhr abends, dass wir noch die letzte Fähre erwischten.

DSC07685Ich konnte es kaum glauben, wir haben uns alle sehr gefreut, dass es zur Abwechslung mal wieder etwas besser lief. Auf der anderen Seite des Flusses, war eine „Wartehalle“ sehr neu, sogar mit fließend Wasser und Toilette, wo wir gut auf den Bänken schlafen konnte.

DSC07687Es war nicht zu übersehen, dass wir nicht die ersten Radfahrer hier waren. Wahrscheinlich gibt es die mehr als Autofahrer. Sogar ein Weihnachtsbauch stand vor der Tür, der nachts richtig schön leuchtete.

DSC07689(Ja, ich weiß, es ist eigentlich ein Minileuchtturm)

Nur noch wenige Kilometer bis zum Ende der Carretera Austral, aber mit die gigantischsten.

DSC07693Wenn man das Foto vergrößert, sieht man zwei rote Punkte, Jackie und Kayla.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAHier komme noch ich den Berg hoch geradelt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs war einfach wunderschön. Oben machten wir kurz eine Pause und wollten dann weiter unten am Fluss Mittag machen. Es kam aber mal wieder alles ganz anders als geplant. Was genau passiert ist, weiß ich nur aus Erzählungen, ich fiel mal wieder vom Rad und war ohnmächtig. Diesmal mit Zeugen. Jackie war vor mir, Kayla hinter mir, hat es aber auch nicht so genau gesehen. Ein rechter Schock für die beiden. Nach ca 45 min kam endlich ein Auto, das uns zurück zur Fähre brachte, Hauptsache raus hier. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, nur noch dass ich fragte, warum wir wieder zurueck fahren, und Jackie nur meinte, Hauptsache weg hier, wohin, wo wir eventuell Hilfe bekommen können. Auf der Fähre war ein Sanitäter vom Militär, der meine Wunden gesäubert und verbunden hat. Außer meiner Schulter, die beim Sturz einen rechten Schlag abbekommen haben muss, ging es mir wieder schon viel besser, hatte unglaublichen Hunger, zum Glück gab es auf der anderen Seite des Flusses ein Kiosk, Die Frau war schon am Tag zuvor so nett zu mir, kam dann gleich raus und gab mir viel zum Essen, auch das Rhabarbermus, das sie frisch gemacht hat.

Eigentlich wollten wir waren gerade am überlegen, wo wir nächtigen sollen, ein Soldat hat gemeint, in dem Camp gäbe es freie Zimmer, da könnten wir auch duschen, da sahen wir, dass auf die nächste und letzte Fähre am Tag ein VW Bus mit Villa O’Higgins wartete. Sofort fragten wir, ob er uns mitnehmen könne, mein Sturz überzeugt eigentlich jeden. Also ging es wieder zurück, die ganze schöne Strecke wieder hoch. Diesmal genoss ich es richtig, dass ich einfach die Aussicht genießen konnte und nicht immer auf den Weg achten musste. Auch war es so spät am Tag, erst am 9 Uhr waren wir in Villa O’Higgins, so spät und bei dem schönen Abendlicht waren wir eigentlich nicht mehr unterwegs.

DSC07699Wir wurden direkt vor dem Hostel El Mosco abgesetzt.

DSC07702Sehr freundlich wurden wir von Fili empfangen. Hier kann man zelten oder ein Bett haben. Wir war nicht mehr danach mein Zelt aufzustellen. Für die erste Nacht gönnte ich mir ein Bett. Fili rief gleich den „ländlichen Gesundheitsposten“ an. Ich konnte gleich vorbei kommen. Einen Arzt gibt es hier auch nicht, aber eine Krankenschwester. Die hat nur festgestellt, dass der Sanitäter, die Wunden gut gesäubert hat und nachdem sie meinen Arm bewegt hat und mich bewegen lassen, dass nichts gebrochen ist. Wenigstens das war beruhigend.
Ich hatte ja keine permanente Schmerzen, sondern nur ein paar Bewegungen schmerzten. Es war Mittwoch, erst am Samstag ging das nächste Schiff weiter, also noch ein paar Tage auszuruhen. Ein schöner gelb/roter Fleck breitete sich von meiner Schulter nach unten aus. Da ja keine Badesaison ist, machte das ja nicht viel.

Bevor ich mein Schiffsticket am Freitag gekauft hatte, baute ich mein Fahrrad zusammen, das alles heil überstanden hat, nur wegen dem Transport noch das Vorderrad ausgebaut hatte und versuchte zu fahren. Welch Freude, das Fahren ging ohne Schmerzen. Tragen war ein anderes Thema. Es war als ob der linke Arm total kraftlos wäre und weh tat, als ich was heben wollten. Nichts desto trotz, nochmals eine halbe Woche bis Mittwoch das nächste Schiff fährt, wollte ich nicht warten und kaufte mein Ticket. Die zwei Girls und nochmals zwei Radfahrer, Job aus Holland und Raoul aus Spanien, waren auch noch dabei. Am Samstag morgen ging es mir sehr gut. Ich fuhr als erste geruhsam los, damit ich nicht über die Schotterpiste jagen muss. Danach war mir überhaupt nicht. Am Bootsanleger ist das Ende der Carretera Austral, 1247km.

DSC07708Den Anfang sind wir nicht gefahren, da wir erst bei St Lucia auf die Strecke kamen und die letzten 60km sind wir aus nun bekannten Gründen im Auto gefahren.DSC07711 Der Anfang der Fahrt war noch schön ruhig, zum Glück nicht so windig. Wir hörten, dass in der Woche vorher das Schiff wegen Sturm nicht gefahren ist. Am Ende wurde es ein wenig ruppiger. Gerade als ich aufgestanden bin, gab es eine stärkere Bö und ich viel um. Zum Glück nicht wieder auf meine Schulter oder Kopf, ich konnte mich noch abfangen, habe dabei leider wieder die Schulter verzerrt. Das hätte nun wirklich nicht mehr sein müssen. Auf der anderen Seite ging es nicht mehr so gut. Und das ausgerechnet da, wo mir eines der härtesten Etappen bevor stand. Es waren zwar vorerst nur 22km, die hatten es aber in sich.
Zuerst mal 1 km steil den Berg hoch, auf Schotter, was sonst, zum Chilenischen Zoll. Ein Zollbeamter hatte Mitleid mit mir und lud Fahrrad mit Gepäck auf seinen kleinen Anhänger. Bis zur Grenze, nochmals ca 12km konnte man das Gepäck noch befördert bekommen. Es kostete zwar ganz schön, ich wollte aber nicht, dass meine Freunde es womöglich noch schleppen mussten.

DSC07713Auf der Strecke ging es zwar hoch, aber man konnte es noch als Weg bezeichnen. DSC07714Direkt an der Grenze, wo ich eigentlich noch ein Haus, Wachposten oder sonst was vermutet hätte, sah ich mein Gepäck unter einem Baum liegen. Danach war es nur noch ein Single Trail bis zum Argentinischen Zoll. DSC07715Job und Raoul hatten es eilig und waren schon weg. Kayla und Jackie wollten ein Teil  meines Gepäcks übernehmen, was ich dann auch einsah, dass es das Beste ist. Sie taten mir richtig Leid, da es bergab nicht viel einfacher war als bergauf.   DSC07716 Es ist unglaublich, wie lange 6 km auf dem Fahrrad dauern kann, wenn man es über Stock und Stein, durch Sümpfe und Flüsse schieben muss. Dann endlich sahen wir von oben das Zollhaus. Das motivierte richtig. Die Zollbeamte, die hier Wache schieben müssen, scheinen keinen Feierabend zu haben. Sie sind hier eine Woche lang voll im Einsatz. Außer dem See Lago del Desierto gab es sonst nichts.

DSC07722 Sie ließen uns zuerst das Zelt aufstellen und dann sind wir zum Abstempeln gegangen. Job und Raoul waren schon länger da. Da das offizielle Boot über den See erst ab 15. Dezember fuhr, fragten wir nach einem Privatboot. Von anderen Radfahrern, die uns entgegen kamen, hörten wir, dass wenn man genug zahlt auch ein Boot haben kann.

Sie machten uns aber nicht viel Hoffnung. Sie konnten nur im Notfall mich in ihrem Boot über den See bringen, wenn am anderen Ende ein Notarztwagen auf mich wartet. Das wollte ich dann auch nicht. Für heute zuerst mal schlafen und abwarten. Mir war klar, dass ich nicht die 16 km um den See möchte, für die andere Radfahrer mit gesunder Schulter schon bis zu 20 Stunden brauchten.

Am morgen machte sich Job und Raoul auf. Ich zog auch meine Radkleidung an, fragte mich nachher wozu. Immer wieder ging ich zum Zoll, fragte nach dem Boot, bekam aber nur negative Antworten. Anscheinend gibt es dort auch ein Hotel, dessen Besitzer ein Boot hat und manchmal aus hilft. Der war aber anscheinend gerade nicht da. Um die Mittagszeit kam ein älteres belgisches Paar, zu Fuß, mit Koffer, die bis zum See mit Pferden transportiert wurden. Sie behaupteten, dass sie um vier Uhr mit einem Boot abgeholt werden und ich könne da natürlich mitfahren. Also mit ein bisschen positiverer Stimmung weiter warten. Es kamen noch andere Wanderer, die auch mit uns auf dem Schiff waren, aber noch auf der anderen Seite übernachtet hatten. Die anderen waren voll ausgerüstet mit Zelt und Essen und rechneten eigentlich nicht mit einem Boot. Wenigstens hatte die Wartestelle einiges zu bieten, Blick auf den Fitz Roy.Zuerst war er noch von Wolken verhangen, die sie dann tatsächlich doch noch verzogen. DSC07732 Allerdings  war kein Boot in Sicht. Die Belgier wurden immer unruhiger. Um sieben Uhr abends wurden sie von den Zollbeamten verköstigt und eine Schlafstätte bereitet. Um acht Uhr ging ich zu meinem Zelt um meine Sachen wieder auszupacken. Außer  dem Zelt war alles schon gepackt. Ich zog mich gerade im Zelt um, da  kam in Zollbeamter und meinte, in 15 Minuten wäre das Boot da. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, konnte es zuerst auch nicht glauben. Dann packte ich schnell mein Zelt zusammen, Jackie und Kayla auch. Es hieß, es wäre nur für uns. Tatsächlich kam in Boot angefahren um uns abzuholen, mit Ivor, dem Aguas Arriba Lodgebesitzer  persönlich.

DSC07740Die Belgier konnten nicht mit, da sie von dem See nicht mehr nach El Chalten gekommen wären. Ich überlegte mir schon, wie viel mich das wohl kostet, dachte dann, das spielt jetzt keine Rolle, Hauptsache ich bin über dem See. Noch erstaunter war ich, als Ivor überhaupt nichts verlangt hat. Es sei doch selbstverständlich, dass er mir hilft. Unglaublich. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Solch eine Generosität kannte ich vielleicht von armen Leuten, die noch ihr letztes Hemd hergegeben hätten, bei wohlhabenderen ist es nicht so häufig anzutreffen. Wirklich bemerkenswert. Überhaupt, dass er doch nochmals über den See gefahren ist, die Belgier geholt und in seinem Hotel untergebracht hat.

Job und Rauol warteten auf uns am See. Anscheinend haben sie den Bootsleuten von mir erzählt, dass ich mit meiner verletzten Schulter nicht von dort wegkommen würde. DSC07744 Alle waren wir froh, auf der anderen Seite zu sein. DSC07749 Am nächsten Tag war es dann nur noch eine leichte fahrt von ca 35 km nach El Chalten immer mit dem Fitz Roy DSC07756und so manch anderen bergen im Visier.

In dieser schönen Gegend und bei der sehr netten Familie von Florencia und Mario viel es mir nicht schwer einfach mal nichts zu tun und meine Schulter zu schonen. Hier verbrachte ich eine sehr schöne Woche, habe unglaublich viele Empanadas gebacken, dem Sohn bei den Mathe-Hausaufgaben geholfen, mich einfach mit den anderen unterhalten, vielleicht auch etwas Spanisch gelernt bis mein Paket mit Ersatzteilen da war, wir mein Fahrrad richteten und ich am 17.12 Richtung Puerto Natales weiter gefahren sind. Kayla und Jackie sind schon am Tag vorher weiter. Einerseits wurde es für mich nach einem Monat gemeinsamen Fahrens wieder Zeit, alleine zu sein, andererseits hoffe ich sie bald wieder zu treffen.

DSC07804

Von Mendoza nach Bariloche, Patagonien (Ruta 40)

Jetzt hat mich doch noch, selbst auf der trockenen, argentinischen Seite der Anden, der Regen eingeholt. Die Berge um mich herum haben eine frische Schneedecke. Es sind nicht gerade angenehme Temperaturen zum Weiterfahren. Lieber noch einen Tag in El Bolson bleiben und Blog schreiben.

Dank der „Bike and Wine“ Touren um Mendoza, gibt es wunderschöne Radwege entlang der Weingärten mit den prächtigen Villen, wo man von einer Weinprobe sich zur anderen hangeln kann. Erst ca 40km südlich von Mendoza kam ich auf die legendäre Ruta 40,
DSC06952die vom Norden Argentiniens bis nach Ushuaia, ganz im Süden, verläuft. Mehr oder weniger folgte ich dieser Straße die nächsten Wochen. Ein Teil ist nicht geteert, die Hauptroute geht auf einer anderen Ruta durch San Rafael. Bei der Abzweigung fragte ich Polizisten, ob ich mit dem Fahrrad weiter die Ruta 40 fahren könne, sie verneinten es absolut, es wäre viel zu steinig. Da sie mich genau beobachteten, in welche Richtung ich weiter fuhr, war ich lieber gehorsam und blieb schön auf der Straße nach San Rafael, was immerhin einen Umweg von ca 120km bedeutete. Egal, mir war sowieso gerade nicht nach Abenteuer zumute.

Nachdem es nach San Rafael zweimal länger den Berg hinauf ging, war da eine Bank, genau richtig für mich. Da es aussichtslos war, den nächsten Ort zu erreichen, war überhaupt kein Grund zur Eile.

Wie ich da saß, kam auf einmal ein anderer Radfahrer den Berg hoch geschnauft, mit lauter Musik. Oh je! Es war Nigel aus Australien. Einer der wenigen Radfahrern, die noch mehr Gepäck als ich hatten. Unglaublich welcher Berg sich da hinter seinem Sattel auftürmte. Ich musste ihm zuerst mal klar machen, dass er nicht auf der Straße ist, auf der er meinte zu sein. Er wollte zu einem See nicht weit. Es gab eine andere Abzweigung zu dem See in 2 km, dort gab es ein Kiosko, eine Art Cafeteria, wo er erfuhr, dass der Pass, über den er nach Chile wollte, geschlossen war. Nach ewigem Hin und Her beschloss er dann, doch nicht zu dem See zu fahren, sondern mit mir weiter. Na gut.

Die Frau vom Kiosko meinte, dass nicht weit entfernt ein Salzsee kommt, Salar de Diamantina, wo wir gut zelten könnten. Am Anfang war es noch nicht so schön ruhig und idyllisch.

IMG_0678Es wurde noch gearbeitet. Das ganze Salz für Argentinien wird hier abgebaut und alles ist in Privatbesitz. Es muss hier ganz schön reiche Leute geben. Die Arbeiter sind es sicherlich nicht. Sie fangen morgens um 7 Uhr an und arbeiten bis 7 Uhr abends, mit den üblichen 2 Stunden Mittagspause, Siesta. Trotzdem 10 Stunden pro Tag. Sie sind eine Woche hier und haben dann eine Woche frei. Ihre Gesichter sind rotbraun, einmal sicherlich wegen ihrer Herkunft, und auch wegen der starken Sonneneinstrahlung und Reflexion auf dem Weiß des Salzes.

IMG_0691Hier konnte ich auch mein Salzdöschen wieder auffüllen.

Danach war dann mal wieder recht lange nicht gerade spektakuläre Gegend.

DSC0696840km nur eben, der Wind kam nicht mehr so schön von hinten. Die einzige Abwechslung war eine Tarantella die den Weg kreuzte.
DSC06967So war ich ganz froh über die Unterhaltung mit Nigel, der sehr viel und laut sprach. In Malargüe war es dann endgültig klar, dass er erst viel weiter südlich nach Chile kann und wir somit noch einige Zeit zusammen fahren werden. (Darum auch wieder mehr Fotos von mir)

Ich bekam eine Mail von Bronwyn aus Wallerawang, Australien, in der sie mir über den Waldbrand in den Blue Mountains berichtete. Die ganze Strecke zwischen Lithgow und Sydney, wo ich erst noch gefahren bin, ist jetzt gesperrt. Einfach furchtbar.

Malargüe ist ein richtiger Ferienort, im Winter zum Skifahren, im Sommer Fahrrad. Es gibt sehr exklusive Sportgeschäfte mit Fahrrädern, deren Preise weitaus höher sind, als man hier in Argentinien vermuten würde.

Der Weg aus dem Ort heraus war ganz nett, auf schön angelegt Fahrradwegen. Dann ging es den Berg hoch, noch höher, der Wind wurde immer stärker. Oben suchten wir einen Schutz zwischen den Hügeln um Mittag zu essen. Nichts ahnend, was uns noch erwartet, klagten wir hier schon über den Wind. Je weiter wir den Berg runter kamen, desto stärker wurde er, natürlich von vorne. Ich musste ganz schön treten. Um manche Kurven war Fahren kaum mehr möglich.

IMG_0715Am Anfang machte Nigel noch dieses Foto von mir, wie eine Sandwolke auf mich zu kam. Das war aber nur der Anfang. Nachdem es mich mehrfach vom Fahrrad geweht hat, schob ich nur noch. Kein Schutz weit und breit. Dann ein Polizeiauto. Der Polizist meinte, es sei zu gefährlich weiter zu fahren, wir sollten auf der Polizeistation schlafen, es wären nur 2-3 km. Das hört sich nicht weit an, aber wir brauchten dafür ca 2 Std, die schrecklichsten auf der ganzen Tour. Der Teer hörte auch noch auf und es war neben Sand und kleine Kieselsteine, die durch den Sturm gegen meine Waden geschleudert wurden. Eine sehr unsanfte Art der Haarentfernung. Es war nicht daran zu denken, irgendetwas aus den Taschen zum Schutz der bloßen Haut, herauszuholen. Da musste ich jetzt einfach durch. Mit am schlimmsten waren die Augen. So viel Sand darin sie taten so weh, dass ich vorzog, sie weitgehendst geschlossen zu halten. Bei all dem Schmerz dachte ich, das ist immer noch besser als im Waldbrand in Australien. Ein Autofahrer hielt an und wollte mich mitnehmen. Da ich dachte, es ist nicht mehr weit und Nigel irgendwo vor mir war lehnte ich ab. Das war nicht so klug. Es dauerte noch Stunden. Irgendwann muss der Sturm von 80-100km/std doch aufhören! Aber das war nicht der Fall. Es gab auch nirgendwo Schutz. Ich wollte einfach nur zur Polizeistation, die doch irgendwann kommen musste. Dann endlich die Brücke, hinter der sie sein musste. Allerdings dachte ich, nie im Leben laufe ich da hinüber, sie war recht lang, mit Sicherheit würde es mich da hinunter wehen. Ein Auto hielt wieder an und ich wollte gerade fragen, ob er mich über die Brücke nehmen kann, da sah ich Nigel, schwankend, wieder zurück kommen. Er meinte, zusammen schaffen wir es über die Brücke und fest mein Fahrrad haltend, gegen den Wind stemmend, sind wir über die Brücke und endlich, nach 2 Std der Schutz. Welch eine Wohltat. Als erstes meine Kontaktlinsen raus! Es war nicht mehr zum Aushalten. Ich konnte sie den ganzen Abend nicht mehr einsetzen, meine Augen mussten sich zuerst wieder erholen. Sogar duschen konnten wir, danach war fast alles wieder in Ordnung, essen und jeder bekam ein Bett. Erst später ließ der Wind nach. Außer uns hat noch ein chilenischer Motorradfahrer in der Station Zuflucht gefunden.  Baranca Blanca, wo wir jetzt waren, besteht fast nur aus der Polizeistation. Es hat ca 17 Leute dort. Der Polizist ist nur da um auf irgendwelche Verkehrsbeschwerden -unfälle, -delikte zu warten. Er war glaub ganz froh, endlich etwas Unterhaltung zu haben.
DSC06980Am nächsten Morgen war wieder strahlend blauer Himmel, kein Wind, als ob nichts gewesen wäre.
DSC0698260km war noch geteert. Man sah von weitem schon, hier hat es durch die vielen Vulkane viele Verschiebungen auf der Erdoberfläche gegeben. Dann runter in die Schlucht des Rio Grande
DSC06987 was aussah als ob es aus purem Vulkangestein bestehen würde. Danach fing der Schotter an, zuerst wieder raus aus der Rio Grande Schlucht, dann wieder Berg runter. Ich kam nicht weit, dann kippte ich um. Wäre nicht weiter schlimm gewesen, aber ich merkte gleich, mit meinem Gepäckträger stimmte was nicht. Alles Gepäck runter, da war das Problem gleich ersichtlich. Eine Schraube von meinem Gepäckträger war abgebrochen. Oh je, wie das wieder in Ordnung bringen. Nigel konnte zum Glück das abgebrochene Stück heraus drehen. Dann eine neue Schraube rein drehen und als Unterlagsscheibe einen Haken von einem Spanngummi benutzen. Dann war alles, wenigstens provisorisch wieder in Ordnung. Inzwischen kam noch ein junges Paar aus Texas mit deinem Allrad Auto vorbei und versorgte uns mit Wasser.

Ich hatte so ziemlich wieder genug von dem Tag und war ganz froh, als wir bald verfallene Häuser fanden, in deren Schutz wir zelten konnten.

IMG_0768Das Licht während dem Sonnenuntergang war mal wieder phänomenal, da vergisst man schnell den Stress der letzten Tage.
IMG_0772Als wir am nächsten Tag unser Zeltlager verließen, sahen wir, dass es auch hier wilder Tiere gibt
DSC07011 Etwas, das aussah wie ein  Meerschweinchen, ich glaube es heißt hier Cuic, saß unter einem Busch. Der Ort an dem wir zelteten hieß El Frisos, außer den verfallenen Häuser war nichts da. Der nächste Ort, El Zampel, war nicht größer,

IMG_0783obwohl er auf meiner Karte eingezeichnet war. Vielleicht ist er wichtiger, da auch hier eine Brücke über den Rio Grande war. Schon dumm, ich hatte in der Zwischenzeit kein Brot mehr, nicht sehr wichtig, aber Gewohnheitssache. Als wir dann endlich in ein Dorf mit Laden kamen, Ranquil der Norte, war Siesta, alles geschlossen, nicht einmal Leute waren auf der Straße. Daran muss man sich gewöhnen. Zwischen 13Uhr und 16 oder 17 Uhr ist alles dicht. Also nur Wasserflaschen füllen und weiter.

Inzwischen gab es auch wieder Teer und schnell ging es runter nach Barrancas, hier beginnt die Region Patagoniens. Hier frischte der Wind auf und keiner von uns hatte mehr richtig Lust.
DSC07023An einer Tankstelle konnten wir uns mit ein paar Keksen eindecken und nebenan zelten.

Das richtige Dorf war dann nicht mehr weit, vor Siesta waren wir dort und konnten Brot kaufen, wenn es auch nur das einfache Weißbrot war.

Danach ging es praktisch nur bergauf, wenigstens zeitlich. Der Wind kam aus verschiedenen Richtungen und ich hatte das Gefühl er spielt Ball mit mir, oder wie eine Katze mit einer Maus spielt. Hin und her wurde ich geworfen.

Auf dem ersten Berg eine lange Pause und alle Kalorien mussten wieder nachgefüllt werden. Unglaublich, was man so essen kann.

Danach ging es 4km runter um danach wieder 20km hoch zu gehen, wie auf das Dach der Welt. Hohe, schneebedeckte Vulkane und tiefe Schluchten wechselten sich ab. Nigel fuhr weit vor mir, war mir gerade recht, so konnte ich wieder meinen Gedanken nachhängen.

Den Ort wo Häuser stehen, wenn auch verfallen, sieht man schon von weitem, es stehen lauter Pappeln herum. So fanden wir auch heute wieder einen wunderschönen Platz, sehr ruhig oberhalb der Straße und unterhalb des Vulkans Tromen direkt an einem Bach 2 halb verfallene Häuser. In einem konnten wir gut windgeschützt kochen.

IMG_0847nIn einem konnten wir gut windgeschützt kochen. Trotzdem wurde es ganz schön kalt, da hilft nur noch Schlafsack, einer der schönsten Momente des Tages, am Abend in den schönen, warmen, flauschigen Schlafsack. War kann es schöneres geben.

IMG_0851In dieser kargen Landschaft trafen wir auf Geologen und Ingenieure der Erdölfirma YPF. Schon früher sahen wir immer wieder Erdölpumpen. Diese Leute waren auf der Suche nach neuen Quellen. Anhand der Gesteinsart können sie ermitteln, wo es sich lohnt zu buddeln.

Bei dem Wind könnten sie doch ruhig auch in Windkraft investieren. Aber anscheinend ist das ganze nicht so einfach, da der Wind hier sehr böig ist.
DSC07029 Die Berge westlich von hier heißen „Berge der Winde“, darum ist hier ein stetiger Westwind.

IMG_0877umgeben von mächtigen Vulkanen.
DSC07031 wahrscheinlich habe ich noch nie so viele Vulkane auf einem Haufen gesehen, wie hier.

Dann ging es runter, unter immer weiter runter,
DSC07037wunderbar und schnell, bis nach Chos Malal, dem ersten größeren Ort am Río Neuquén (der Name auch des Bezirks)und Curi Leuvú. Das erste Mal seit Tagen konnte man mal wieder von Ebene sprechen. Wenigstens für die ersten paar Kilometer, bevor es wieder den Berg hoch ging. Hier ist kaum was los. Es gibt ja auch keine richtigen Dörfer. Die Straße ist dafür ganz schön gut. Ich frage mich, ob sie nur für die YPF (Ölfirma) Tanklastzüge gemacht wurde, oder vielleicht von denen bezahlt, damit sie ihre Ölfelder leichter zugänglich haben. So ist es, wenn es der Wind erlaubt, sehr schön zu fahren und man kann eigentlich überall zelten. Es gibt zwar auch überall Zäune, was ich so gut wie gar nicht verstehe, aber die sind schon so oft unterbrochen, dass man gut ein Loch findet.

Nach Australien ist die Tierwelt hier eher rar. Vor allem was die Vögel betrifft. Aber wenn man Glück hat, sieht man sogar hier ein paar Papagie.

IMG_0917Hier nisten sie in den Löchern der Felsen. Sie machen einen ganz schönen Krach, aber sehen wunderbar aus.

Nach Las Lajas trennten sich unsere, Nigel und meine, Wege. Er fuhr über den Pass nach Chile und ich weiter auf der Ruta 40 nach Zapala, einer größeren Stadt. Seit Tagen plagt mich wieder das Zahnweh.  Nicht einmal die Gewürznelke halfen mehr. Ich hatte sie noch von Australien, auch ein Pflanzenprodukt, das ich nicht bei der Einreise deklariert habe, weder nach Chile noch nach Argentinien. Entweder hat es noch niemand gemerkt oder es fällt nicht unter die „gefährlichen“ Produkte.

Nichts desto trotz, ein Zahnarztbesuch stand mal wieder an. Es war Sonntag, Mittagszeit, als ich die Stadt erreicht habe. Das erste mal seit weiß nicht wie lange, dass ich mit einem Hochhaus konfrontiert wurde, es erfreute mich nicht allzu sehr.

Es war Wahlsonntag, schon seit Wochen begleiteten uns die Wahlplakate. Die Straßen waren sehr ruhig, viele Läden waren geschlossen, vor allem durfte bis zum Abend kein Alkohol verkauft werden

Ich war gerade den ersten Hügel am Rande der Stadt hinauf gefahren, da kam ein junger Mann auf mich zugesprungen. Nachdem wir uns 5 Minuten unterhalten haben, soweit es mein Spanisch zuließ, hat er mich zu sich und seiner Familie zum Essen eingeladen.
DSC07046Es gab Assado, das argentinische Barbecue. Die ganze Großfamilie war versammelt. Großeltern, 7 von 9 Kindern und 4 Enkelkinder. Es wurde einfach noch ein Teller dazu gestellt. Man Spanisch war mal wieder sehr gefordert. Ansonsten kann mach sich auch ohne viele Worte gut verständigen.

Das Beste kam nach dem Essen. Es wurde gesungen. Der jüngste Sohn spielte Gitarre und sang voller Inbrunst argentinische Lieder. Der kleine Enkel wollte es ihm nachtun. Es gelang ihm fast. Die 7 jährige Enkelin hatte es aber voll drauf.
DSC07052Überhaupt nicht affektiert oder sonst wie unnatürlich. Ich fragte, wo sie das gelernt hat, sie lachten nur und meinten, Sonntags hier. Als der Großvater seinen Betrag geleistet hat war mir alles klar. Nicht jedes Kind wollte singen, das war auch OK, und wenn es falsch war, war immer noch Hoffnung, dass der/die Kleine es schon noch lernen wird. Hauptsache es wurde gesungen. Als ich dann meine Flöte ausgepackt hatte, war ich komplett integriert. Auch wenn meine Musik etwas anders war, Musik verbindet trotzdem. Wir hatten viel Spaß und sie ließen mich nicht mehr gehen. “Me casa es su casa.”

Ich gestand ihnen mein Zahnproblem, was dann gar nicht so ein großes Problem war. In Argentinien sind die Behandlungen in den “Hospitales” gratis, auch für deutsche Radfahrerinnen. Es gibt dort auch Zahnärzte. Nur muss man sehr früh dort sein, vor 7 Uhr, damit man noch einen Termin bekommt. Ich konnte es kaum glauben, bei einem Volk, das nicht vor Mitternacht ins Bett geht.

Eine der erwachsenen Töchter, Marta, hat sich angeboten, mit mir dorthin zu gehen. D.h. Um 6 Uhr aufstehen und los. 20 Minuten vor 7 Uhr war in dem Hospital in ihrem Quartier schon kein Termin mehr zu haben. Also weiter zum Haupthospital. Es war 5 Minuten vor 7 Uhr als wir dort angekommen sind. Die Tür muss gerade aufgemacht worden sein, es war eine Schlange, ich traute meinen Augen nicht. Manche stehen um 4Uhr morgens schon an, um auf jeden Fall dran zu kommen.

Für den Zahnarzt konnten wir den “Nummerziehapparat” umgehen. Marta klopfte direkt beim Zahnarzt an. Nachdem sie der Sprechstundenhilfe meine Geschichte erzählt hatte, musste ich keine 5 Minuten warten bis ein Formular ausgefüllt wurde und vielleicht nochmals 5 Minuten bis ich dran gekommen bin. Ich weiß nicht was besser war, dass ich nichts bezahlen musste, oder der absolut gut aussehende junge Zahnarzt! Der hat sich richtig Zeit genommen. Da ich kaum spanisch kann merkte er wahrscheinlich nicht. Mit offenem Mund spricht es sich sowieso schlecht.

Als wir wieder zurück liefen, war es schon nach 8 Uhr. Marta ärgerte sich bei jedem Schulkind. Für einen Teil der Kinder ist vormittags von 8-12 Uhr Unterricht für den anderen Teil Nachmittags von 13-17Uhr. Niemand scheint pünktlich zu sein und außer Marta scheint es niemanden weiter zu stören. Sie meinte, sie würde viel lieber die Pünktlichkeit und Korrektheit der Deutschen vorziehen.

Zum Mittagessen fand sich wieder fast die ganze Familie ein. Auch der Vater, der mit ein paar seiner Söhne als Maler arbeitet, war wieder zurück. Es wurde aber eher in Etappen gegessen. Ich freute mich richtig, als sie mich spülen ließen. Gestern war ich noch Gast, durfte nichts machen, heute gehöre ich schon zur Familie.

Nach dem Mittagessen, als auch meine Backe nicht mehr taub war, machte ich mich wieder auf. Auch wenn es mir in der Familie sehr gut gefallen hat und alle sehr nett waren, war es auch wieder gut für mich zu sein. Auf die Dauer wäre es mir zu viel Trubel, den ich nicht mehr gewohnt biin.

Weit wollte ich nicht mehr fahren. Ich hatte beschlossen, nach Zapala die Ruta 40 für ein Weilchen zu verlassen. An dem Nationalpark Laguna Blanca fand ich einen wunderbaren, windgeschützten Campingplatz.
DSC07072Es tat auch gut wieder raus aus der Stadt zu sein und den Sonnenuntergang genießen zu können.
DSC07083Am nächsten Morgen waren Flamingos im See
DSC07099Um das größte Stück vor dem Mittagswind hinter mich zu bringen bin ich wieder früh los. Es war gut wieder von der Ruta 40 weg zu sein, obwohl dort nicht sehr viel Verkehr war. Aber es ist einfach interessanter auf kleinen Straßen und Schotterpisten. Der Sandsturm war auch schon wieder halb vergessen und ich war bereit für neue Abenteuer.

Claudia und Jorge,von der Zapala Familie,  kannten sich gut in der Gegend aus, deswegen wusste ich ziemlich genau was auf mich zu kam. Sie lachten nur, als sie meinten, ich wollte diese Strecke fahren, mit meinem schwer bepackten Fahrrad. Viel “Ripio” (Schotterpiste) und 10km den Berg hoch. Aber sie stimmten mir zu, diese Strecke wäre viel schöner. So war für mich die Route klar, irgendwie werde ich es schon schaffen.

Es war dann auch gar nicht so schlimm. Auf jeden Fall machte es richtig Spaß wieder mit offenem Mund grinsen zu können (hier hat es keine Mücken) ohne dass mir der kalte Wind das Grinsen mit Zahnweh wieder vergehen lässt.

Hier ist das Land der Gauchos.
DSC07109Die Einheimischen sind hier noch mehr mit dem Pferd unterwegs. Immer wieder sieht man Häuser, die mit dem Auto nicht zugänglich sind. Autos haben nur Touristen.
Manche Pferde haben Kuhglocken.
DSC07112Wahrscheinlich gehört das zum Südamerikanischen Karneval, sie wollen sich als Kühe verkleiden.

Weiter oben ändert sich die Vegetation. Hier gibt es Bäume, die anscheinend nur in dieser Gegend wachsen.
DSC07113Es sind Auracaria, oder so ähnlich. Sehr komisch aussehende Nadelbäume, wobei die Nadeln gar keine richtige Nadeln sind.

Noch ein Stückchen höher und es kam eine der spektakulärsten Abfahrten
DSC07119Das abenteuerlichste daran war, dass ich immer noch nicht meine Bremsen gerichtet habe. Nur gut, dass so gut wie kein Verkehr war.
DSC07123Bis hinunter zum Fluss Alumine. Dort traf ich auf einen französischen Motorradfahrer. Er kam aus der anderen Richtung. Zusammen zelteten wir direkt am Fluss
DSC07129 D.h. Ich baute mein Zelt auf, er hängte nur seine Hängematte an die Sträucher über dem Fluss,

Antoine hat mir schon verraten, wie es für mich am Fluss weiterging.
DSC07137Nur haben die Motorradfahrer, wie die Autofahrer, nicht so viel Ahnung von den Steigungen. So kamen doch einige Überraschungen auf mich zu.
DSC07139

Auch die Steine, Sand und Staub spüre ich wesentlich deutlicher.

Das Schlimmste kam später, die Zäune, über Kilometer hinweg. Manchmal kam ein Tor, das hatte leider ein dickes Vorhängeschloss. Die Gauchos, die ich traf, konnten mir auch nicht weiterhelfen. Das alles gehörte ihrem Patron. Unglaublich, so viele wunderbare Plätze zum Zelten und nicht zugänglich. Wenn es wirklich genutzt ausgesehen hätte, wenn es Viehweiden oder Ackerbau gewesen wäre, hätte ich es ja verstanden. Aber es waren nur Wiesen und Wälder. Richtig ärgerlich. So blieb mir nichts anders übrig, als bis Junin de los Andes weiter zu fahren. Es war schon fast dunkel, bis ich dort auf dem Campingplatz angekommen bin. Der Besitzer hatte wahrscheinlich Mitleid mit mir, hat mich zuerst mal in seine Küche eingeladen, wo er mit einem anderen beim Abendessen saß. Sie haben mir Brot und Wein angeboten und ich machte mir noch meine letzte Packung 3Minuten Nudeln. Die sind hier sehr schlecht zu bekommen, leider.

Inzwischen wurde es dunkel. Als ich mein Zelt aufbauen wollte, ging Dulio, der Besitzer mit mir hinaus und schloss mir einen Schlafsaal direkt an den Duschen auf. Er meinte, ich solle jetzt nicht mehr mein Zelt aufbauen, sondern einfach hier schlafen, für den gleichen Preis. Prima! So habe ich nicht nur Arbeit gespart, sondern hatte es auch schon warm.

Da meine Bremsen dringendst meine Zuwendung brauchten beschloss ich noch einen Tag in dem netten Oertchen mit Bergen und Flüssen zu bleiben.
DSC07146Deswegen brauchte ich trotzdem mein Zelt nicht aufzustellen, ich konnte noch eine Nacht hier schlafen.

Außer Fischen, vor allem Forellen, was mich nicht gerade reizt, hat der Ort nicht viel zu bieten. Nur den „Via Christi“, die verschiedene Stationen des Lebens Jesus mit Skulpturen im Wald dargestellt. Da ich beschlossen habe, mich auch kulturell mehr zu beschäftigen, bin ich da hin. Und ich muss sagen, es hat mich mehr fasziniert, als ich dachte. Neben den Skulpturen gab es Mapuche Verzierungen.
DSC07163Es ging nicht nur über das Christentum, sondern auch über die Integration anderer Religionen und Kulturen.

Das beste war aber dies:
DSC07166Rechts oben in der Ecke eines Reliefs über einen Argentinischen Arzt, fand ich den Fahrrad fahrenden Engel.

Dass das Wetter am Nachmittag schlecht wurde, störte mich wenig, ich hatte ja meine Hütte, in der ich es schön warm hatte
DSC07189Im Sonnenschein am nächsten Tag zog ich weiter.

Im letzten Blog Eintrag schrieb ich über die Nationalheilige Difunda Correa. Hier tauchen anstatt den Wasserflaschen immer mehr rote Fahnen auf mit einem recht abenteuerlich aussehenden Mann.
DSC07195 Es handelt sich um Gauchito Gil, eine Art argentinischer Robin Hood, der schlussendlich gehängt wurde. Mit dem letzten Atemhauch sagte er zu seinem Henker, wenn dieser ihn anbetet wird sein kranker Sohn wieder gesund (davon gibt es verschiedene Versionen). Dies war dann der Fall und nun ist es auch ein Schutzheiliger für Reisende. Vielleicht sollte ich auch eine Kerze anzünden, damit der eisige Gegenwind aufhört.

Auf dem Weg nach San Martin de los Andesr traf ich auf Loretta Hendrikson, einer der wenigen allein reisenden Frauen, die mehrere Jahre unterwegs sind. Leider war sie in Gegenrichtung unterwegs. So standen wir 2 Stunden am Straßenrand und haben geredet, bis ich total durchgefroren war. Hier gibt es leider nicht alle paar Meter ein Café.

In San Martin hielt ich mich nicht lange auf. Es hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich fahre nicht um die halbe Welt, um in einem Ort zu landen, der aussehen möchte wie Zermatt. Alles viel zu touristisch. Überall wurde ich auf Deutsch angesprochen. Unglaublich wie viele Deutsche hier nun in zweiter Generation leben.

Die Gegend drum herum ist sehr schön. Dies ist auch der Start der Ruta der 7  lagos, der 7 Seen Route.
DSC07212 Außerhalb von San Martin, oberhalb vom See, fand ich einen sehr schönen, ruhigen, winzigen Campingplatz, der einem Mapuche gehört.
DSC07214Ich meinte, hier sieht es aus wie in der Schweiz und er lachte und meinte, ja, da wo Heidi lebt. Unglaublich, wie bekannt dieses Buch ist. Ein junger Pole, der nun in Australien lebt hat mir gesagt, sein Sohn hat das Buch in 3 Sprachen, Englisch, Polnisch und Deutsch.

Die 7 Seen Route könnte auch genau so die (mindestens) 7 Berge Route heißen. (Zwerge sah ich keine, bin auch nicht Schneewittchen).
DSC07224Von jedem See aus ging es sehr steil hoch und auf der anderes Seite wieder runter zum nächsten See. Da sie sehr populärer ist, viele Touristen vorbei kommen, hat man diese Strecke einfach als die berühmte Ruta 40 umbenannt. Ein echter Schildbürgerstreich! Die Regierung hat Gelder für die Ruta 40 freigegeben. Da man das Geld auf dieser Strecke wollte, ist diese nun auch die Ruta 40. Leider ist somit auch viel mehr Verkehr hier und es wird sicherlich noch mehr, wenn die letzten 26km Schotterpiste auch noch asfaltiert ist.

DSC07232Um diese Jahreszeit sind wenigstens noch die freien Zeltplätze so gut wie leer.

Noch halb  um den Nahuel Haupi See herum, mal wieder auf schön angelegten Radwegen
DSC07241ging es nach San Carlos de Bariloche. Auf dem Hauptplatz war einiges los.
DSC07254 Studenten haben auf dem Platz Sachen zum Essen verkauft, dazu gab es Musik und Tanz.Irgendwie musste ich mich mit meinem Rad dort durch kämpfen.

Ich blieb 2 Tage hier, aber nur an einem bin ich in die Stadt zurueck.
DSC07265 Es dreht sich hier einiges um Schokolade, überall kann man verschiedene Arten davon kaufen. Mir war es zu viel, dass mir darauf die Lust verging, was äußerst selten vorkommt.

Das Fahrrad scheint  hier nur als Sportgerät akzeptiert zu sein, das auf normalen Straßen nichts zu tun hat. Es war sehr unangenehm hier zu fahren. Zum Glück wohnte meine WarmShower Gastgeberin weit außerhalb und ich konnte noch einen Tag einfach bei ihr mit schönem Blick über den See genießen und all meine Sachen neu richten.
DSC07269So, mittlerweile bin ich wieder in Chile, Coyhaique, auf der Carretera Austral. Wie es weiter ging, das nächste mal.

Philippinen

Nach den sehr anstrengenden Tagen in Hongkong mit wenig Schlaf, kam ich endlich auf den Philippinen an. Eigentlich wollte ich hier Urlaub machen, mehr Zeit am Strand verbringen, schreiben und lesen. Ich konnte mir Radfahrern auf den Philippinen nicht so recht vorstellen, ich kannte niemand, der dort gefahren ist, außerdem sollte ja Regenzeit sein. Und wieder einmal kam alles anders, das macht ja das Reisen so spannend, man weiß nie was einen eigentlich erwartet.

Auch hier braucht man als Deutscher Staatsbürger kein Visum vorher, man bekommt eines bei der Einreise, zur Zeit sind es drei Wochen. Gleich am Flughafen baute ich mein Fahrrad zusammen, unter Beobachtung der Sicherheitskräften, aus einer gewissen Distanz, dass es nicht lästig wurde. Jeder war begeistert von meinem Rad. Einer bot mir sogar 10 000 Pesos(~185 Euro) an.

Ich landete auf dem Clark Airport ca 85km nördlich von Manila. Er war früher US Fliegerstützpunkt, heute ist er „der“ Flughafen für Billigflüge, berühmt berüchtigt für „Sexbomber“, direkt nach Angeles City, wo das Militär eine Horde von Prostituierten zurückgelassen hatten.

Welch ein Unterschied zu den vorherigen, meist moslemischen Ländern, die Philippinen ist das einzige christliche Land in Asien (außer der Insel Mindanao, wo die Mehrheit Moslems sind). Hier pulsiert das Leben, alles ist voll von Lebensfreude. Alles so schön bunt, vor allem die „Jeepnies“, die lang gezogene Autos.

DSC02984Der Verkehr ist auch ein wenig chaotisch. Ich habe beschlossen, ich liebe die Philippinen.

Da ich zu müde war, wollte ich die Nacht in Angeles City bleiben. Welch ein Erlebnis. Ich hatte ja schon einiges gesehen, nichts war so schlimm wie Angeles City. Es war Freitag Abend. Die Straßen waren voll von Prostituierten, die auf ihre Freier warteten. In den meisten Hotels konnte man Zimmer stundenweise mieten. Auch für die Frauen muss ich einen ungewöhnlichen Anblick geboten haben, wie ich mein voll bepacktes Fahrrad durch die Fußgängerzone schob. Schließlich habe ich doch noch ein kleines Guesthouse gefunden, wo nicht alles schon von westlichen Männern besetzt war.

Langsam machte ich mich am nächsten Tag wieder auf. Ich hatte ja beschlossen, Urlaub auf den Philippinen zu machen, kein Grund zur Eile.

Es war ein bisschen kompliziert aus der Stadt zu kommen, kaum Wegweiser. Es spricht hier aber fast jeder Englisch, und zwar sehr gut. Und sie sind außerordentlich freundlich! Also kein Problem nach dem Weg zu fragen. Inzwischen war es schwül heiß, hat aber nicht geregnet, wie ich es wegen der Regenzeit vermutet hätte. Landschaftlich war es sehr schön, eben, viel Wasser, am Horizont Wolken verhangene Vulkane.

Abseits der Hauptstraße ging es nicht nur am Wasser vorbei, sondern teilweise auch durchs Wasser durch.

DSC03010Die Gegend war teils sehr arm, es gab sicherlich Leute, die meinten, ich könne hier nie durchfahren, es sei viel zu gefährlich. Das war es aber bei Weitem nicht. Viele Kinder spielten auf der Straße.DSC03000

Vor Manila kam es zu einem heftigen Verkehrsstau. Fast alle Fahrzeuge waren die Dreiräder, Tricycles.

DSC03013Als ich das Chaos fotografierte, meinte ein Fahrer, ich solle lieber das fotografieren. Da waren gerade ein paar Männer dabei, einen Laden aufzubrechen, am helllichten Tag! Als ob es das gewöhnlichste wäre. Vielleicht hatten sie auch nur den Schlüssel verloren. Fotografiert habe ich es natürlich nicht.

Es war dann schon dunkel als ich im Norden der Stadt den Hafen erreicht hatte. Trotz allen Warnungen, wie gefährlich Manila ist, vor allem bei Dunkelheit, fühlte ich mich sehr sicher. Kinder spielten noch auf der Straße und es waren noch genug Leute unterwegs, die ich fragen konnte. So habe ich ohne Probleme, halt spät, das Hostel erreicht.
DSC03017Den ersten Tag in Manila habe ich praktisch nur vertrödelt, muss auch mal sein. Dann tat es mir leid, dass ich eigentlich nichts von der Stadt gesehen habe und beschloss, nochmals einen Tag hier zu bleiben.
DSC03022Ich muss sagen, es hat sich gelohnt, die Stadt hat mir sehr gut gefallen. Zuerst am Baywalk entlang, wo sich bunte Radler tummeln, Kinder im Meer schwimmen, im ganzen zwischen dem ganzen Dreck. Ich konnte mir das schwimmen gerade noch verkneifen.
DSC03018Sehenswert ist auf jeden Fall das Spanische Erbe, in Intramuros

DSC03038Ich weiß nicht wie viele Tricycle Fahrer hier für Touristen bereit stehen.

DSC03030Auch junge Frauen sind darunter.
DSC03058
DSC03046Die Katholische Kirche hat auf den Philippinen eine große Macht und ist allgegenwärtig. Ich weiß nicht wie viele Kirchen es alleine in Manila gibt. Eine der größten ist die Quiapo Kirche.
DSC03083Daum herum ist ein sehr bizarrer Markt. Hier kann man all die religiösen Reliquien erstehen, sowie Diplome und andere Zertifikate.
DSC03078Auch am Passig Fuss tummeln sich ebenfalls die Kinder im Wasser und

DSC03088springen von der Quezon Brücke. Dem kleinen Jungen habe ich gesagt, er braucht nicht zu springen, wenn er nicht will. Worauf er ganz erleichtert wieder über das Geländer stieg und einen stolzen Abgang machte.
DSC03094Zwei Dinge, die ich nicht so mochte, waren einmal die Vielzahl der bettelnden Kinder. Da ich ihnen nicht wirklich helfe, wenn ich ihnen Geld gebe, schaue ich immer Ausschau nach Hilfsprojekten. Hier habe ich allerdings, trotz der starken Präsenz der katholischen Kirche, nichts gefunden.

Das zweite, was ich nicht so mag, ist das ständigen „Hi Mam“ daran kann ich mich aber auch noch gewöhnen.

Dann ging es endlich aus der Stadt heraus, schließlich wollte ich ja endlich an Strand und im Meer schwimmen. Es war mal wieder recht verwirrend und teilweise starker Verkehr, aber nicht bedrohlich, wie in China. Es gab einige Radfahrer, sie werden immer von Autofahrern respektiert. Sehr angenehm.

Aus dem Weg aus der Stadt kam ich zufällig an einer Kirche vorbei, an der ein grosses Schild hing „Bamboo Organ“

DSC03098Die musste ich mir natürlich anschauen, gehört habe ich sie leider nicht.

Nach Tagaytay konnte ich die Hauptstraße endlich verlassen. Eine steile schmale Straße führte in Haarnadelkurven runter zum Taal See. Die starken Regenfälle der letzten Tage machten sich durch Erdrutsche bemerkbar.

DSC03103Es war wunderschön, als ob man in einen Dschungel fährt. Kein Verkehr mehr, man hörte nur noch Tiere, keine Autos. Auf 10km ging es 600m noch unten. Hoch wollte ich das nicht fahren.

DSC03107Ab und zu kamen kleine Siedlungen und Reisfelder. Hier fragte man mich nicht nach dem „Woher“ wie in den „Stan“ Ländern, sondern nach dem „Wohin“. Ich weiß nicht was sinnvoller ist. (Ich komme aus Deutschland und fahre nach Deutschland, ich komme von dort und fahre nach dort)

Teilweise war es höllisch steil. Kinder hatten die Freude daran, mir beim Schieben zu helfen.

DSC03108Dafür hatte man öfters einen herrlichen Blick über den See mit den Vulkanen.

DSC03104Egal, ob ein Jeepney voll ist, man kann immer noch aufs Dach sitzen oder vorne auf die Kühlerhaube.

DSC03114Es wurde wieder früh dunkel, mir war klar, ich schaffe es nicht mehr irgendwo hin, wo es offiziell etwas zum Übernachten gab. War mir gerade recht, ich wollte eh am liebsten am See irgendwo zelten.Ich musste nur einmal fragen, da wurde ich schon eingeladen, etwas abseits der Straße Richtung See auf einem privaten Platz zu zelten. Sehr nett.

Morgens besuchte ich zuerst die Fischer. Jeder wusste schon über mich Bescheid und alle waren sehr nett, beantworteten meine Fragen.

DSC03122In der Stadt, die zu dem See gehört, richtig, heißt auch Taal, stand ich auf einmal vor der größten katholischen Kirche Asiens. das war wenigstens angeschrieben.

DSC03137Natürlich war gerade Hochzeit, das steht hier an der Tagesordnung, so katholisch wie das Land ist. Die Brautpaare sind noch sehr jung.

Danach war es nicht mehr weit zum Hafen von Batangas und ich konnte auf meine erste Insel, Mindoro, übersetzen. Mir war schon ganz anders als zwei Männer auf einem schmalen Brett mein voll bepacktes Fahrrad an Bord trugen.

DSC03140Richtig übel war es mir nach der einen Stunde Überfahrt, aber alles kam heil in Puerto Galera an. Sofort merkte ich, Mann spricht deutsch. Ich musste mich nur kurz erholen, dann fuhr ich weiter nach Sabang. Hier habe ich nur ein paar Stufen weg vom Meer ein super günstiges Zimmer bekommen, mit Blick übers Meer und WiFi. Der Urlaub konnte beginnen.

DSC03150Ganze drei Nächte, zwei volle Tage, habe ich es hier ausgehalten. Einen Tag hat es fast nur geregnet, so blieb viel Zeit zum Schreiben.

Fahrradfahren auf den Philippinen ist wie Urlaub. Man muss nicht groß planen, überall am Wegesrand gab es genug zum Essen

DSC03188vor allem diese leckeren Bananen, entweder mit Zuckerkruste oder frittiert. Damit kommt man einige Kilometer weit. Auch andere Leckereien bekam man am angeboten, direkt vom Baum. DSC03194Jeden Abend wurde mir ein Platz zum Zelten angeboten.

DSC03162Eigentlich gab es auch hier immer normale Toiletten, aber auch hier scheint der Gebrauch noch nicht so bekannt zu sein. Dieses Schild war an einer Toilette in einem Kaufhaus.

DSC03200Was es auch überall gibt sind Videoke, die Nachfolge von Karaoke, mit Video dazu. Am Wichtigsten sind immer noch die Lautsprecher. Vor allem am Wochenende schallte es aus jeder zweiten Hütte, auch aus Schulen. Leider singt kaum jemand richtig, aber Hauptsache sie haben Spaß daran.

Je kleiner die Insel, desto mehr Aufsehen errege ich mit meinem Fahrrad.

DSC03212Hier in Guimaras. Eigentlich wollte ich auf den Philippinen mehr Tage am Strand verbringen und weniger Radfahren. Ich saß dann doch wieder fast jeden Tag auf dem Rad. Das machte nichts, denn ersten sah es so aus, als ob ich in Australien noch Zeit genug zum Schwimmen hätte, und zweitens waren die Philippinen zum Fahrradfahren weitaus besser als ich jemals vermutet hätte.

DSC03218Nur noch hier habe ich einen Tag in einem „Beach Ressort“ verbracht. Das reichte dann auch. Da es Regenzeit war, war es schön ruhig. Außer mir waren nur Einheimische dort.

DSC03226Fast jeden Tag werde ich von den Hähnen geweckt, sie sind hier fast so heilig wie die Kuh in Indien. Mindestens einmal die Woche finden Hahnenkämpfe in den Dörfern statt. In Deutschland würde der Nachbar wahrscheinlich schon Sturm laufen, wenn man ein Hahn im Garten hat, hier kann man problemlos 10 von dem Federvieh halten.

DSC03232In keinem anderen Land habe ich so viele Kinder gesehen, wie hier. Überall wuselt es. Mich würde interessieren wie es hier in 20 Jahren aussieht, wenn es so weiter geht.

Von der kleinen, wenig bevölkerten Insel Guimaras kam ich nach Bacolod auf Negros. Einer der größten Städte in dem Land. Es war schon dunkel, als die Fähre anlegte. Zum Glück habe ich einen netten Einheimischen mit Fahrrad getroffen, denn es war auch noch der erste Tag des Maskara Festivals.

DSC03242Die Straßen waren brechend voll. Ich war so viel Trubel nicht mehr gewohnt. Ohne Probleme führte mich Eric zu einer Pension etwas außerhalb.

Bevor die Bevölkerung wieder die Straßen blockierte, bin ich weiter. In Mindoro und Panay wurde hauptsächlich Reis angebaut. Negros ist voll von Zuckerrohr. DSC03246Es ist Erntezeit, in der Luft hing der süße, herbe Geruch der Pflanzen, wenn nicht gerade ein alter Lastwagen vorbei gefahren war, der für die Ernte eingesetzt wurde. Manchmal kamen fünf auf einmal,  dann war ich  von den Abgasen der voll beladenen LKWs eingedeckt. Danach war wieder für ein Weilchen Ruhe.

Alles war nass und es sah nach noch mehr Regen aus. Nicht gerade ideal um zu zelten. Da sah ich ein Basketballfeld in einem kleinen Dorf. An der Seite war eine überdachte Bühne, ein idealer Platz zum Zelten. Ich fragte, wer denn für den Platz verantwortlich wäre. Nachdem ich mein Wunsch geäußert hatte, fuhr ein Junge los und holte seinen Großvater, den „Captain of the Barrangay“, den Ortsvorsteher, einen zahnlosen, alten Mann mit roter Wollmütze. Ich wurde sogleich herzlich willkommen geheißen und wir diskutierten die verschiedene Möglichkeiten zum Zelten. Wenn es stark regnet, bildet sich anscheinend auf der Bühne ein See, sehr unangenehm. Der Captain meinte, ich könne doch auch im Day Care, Hort oder Kindergarten, schlafen. Das war natürlich die beste Lösung, vor allem, da es kurz darauf heftig geschüttet hatte.

Julius, der Junge, leistete mir noch ein Weilchen Gesellschaft. Er ist 17 Jahre und arbeitet in einem Café in der nächst größeren Stadt. Dafür bekommt er ca 40 Euro im Monat. Er hat 8 Geschwister, seine Mutter ist 36 Jahre, er ist der älteste. Ich würde sagen, eine normale Philippinische Familie. Manchmal, wenn es abends wird, ich nicht gut drauf bin und wieder die Schlafplatzsuche ansteht, denke ich, all die Kinder haben es gut, die haben ein zu Hause, wo sie schlafen können. Jetzt habe ich erfahren, damit lag ich total falsch. Julius hat ein zu Hause, da kann er aber nicht schlafen. Genauer habe ich nicht nachgefragt, ich nehme an, es hat nicht genug Platz. Meistens schläft er im Day Care oder bei einem Freund. Der Day Care ist praktischen in Familienhand. Der Großonkel ist der Nachtwächter und die Großmutter die Erzieherin. So haben es diese Kinder noch gut.

Ich schlief auch nicht alleine in dem Raum. Der zweitälteste kam, legte sich in eine Ecke und schlief, ohne viel zu sagen, als ich aufwachte saß ein jüngerer halb am Tisch und schlief so, Julius selber schlief unter einem Tisch im Nachbargebäude.
DSC03253Zusammen haben wir am nächsten Tag gefrühstückt, ich verteilte Erdnussbutterbrote und Kaffee. Familie ist hier sehr wichtig. Dass meine Eltern gestorben sind und ich so alleine umher reise, stimmte den Kleinen sehr traurig und fragte mich, was ich denn an Weihnachten mache. Ich meinte, da bin ich wahrscheinlich bei Freunden in Australien. Darauf hin meinte er, wenn ich zurück kommen wolle, ich würde sie alle hier wieder finden. Sehr nett.

Es war Sonntag, keine Kinder standen vor der Tür und eilig hatte ich es auch nicht. Julius  hat Negros Occidental noch nie verlassen. Trotzdem wusste er über die Straßenbeschaffenheit nach Dumaguete (Hauptstadt von Negros Oriental) genauestens Bescheid. Lachend meinte er nur, da hätte ich ja eine schöne Herausforderung vor mir. Irgendwann nahm ich dann die Herausforderung an. Die Berge waren nicht so schlimm, dafür die Baustellen. Gerade hatte ich wieder alles geputzt, da ich dachte es wäre jetzt vorbei, kommt die nächste Baustelle, Ärger. Dementsprechend dreckig kam ich in Dumaguete an. Hier wollte ich eine Verlängerung des Visums beantragen, darum suchte ich mir in der Mitte der Stadt ein günstiges Hotel.

DSC03263Leider nahm sich keiner meinem dreckigen Fahrrad an. Morgens um 8Uhr, als das Büro für die Visa Verlängerung öffnete, war ich schon da. Einige Männer um die 60 von verschiedenen Nationen der westlichen Welt auch. Nur der zuständige Beamte noch nicht. Ich gab alles ab, kam um 9Uhr wieder und hatte meine Verlängerung. Damit hatte ich natürlich nach den Erfahrungen in China nicht gerechnet. Da ich im Hotel schon sagte, dass ich noch eine Nacht bleiben werde, stand mir ein herrlicher Urlaubstag, ein richtiger Wellness und Schönheitstag. Zuerst mal wieder eine Rückenmassage, so etwas kommt immer gut und ist so günstig, dann eine professionell Ma­ni­kü­re und Pediküre, alles so günstig. Ich konnte mir richtig vorstellen, warum Rentner sich hier niederlassen. Hier kann man sich all die Annehmlichkeiten leisten, wofür man in Deutschland Unsummen zahlen müsste.

Auf dem Weg durch die Stadt habe ich Anders, einen jungen Dänen, getroffen, der mit mir mit dem Flugzeug aus Hongkong kam. Er war neun Tage auf einer einsamen Insel, hauptsächlich zum Nichtstun und zum Tauchen. Ich habe ihm von meinen Geschichten erzählt. Da wir beide am nächsten Tag weiter nach Siquijor wollten, meinte er, vielleicht kauft er sich ein Fahrrad und kommt mit mir mit. Sehr ernst genommen habe ich das nicht, bin zum Fährhafen, um mich nach Fähren zu erkundigen. Es fuhr nur eine um 5:45 und um 10Uhr oder so, wo ich mein Fahrrad mitnehmen konnte. Damit ich gleich eine feste Entscheidung getroffen hatte und es mir nicht noch anders überlege, kaufte ich mir gleich ein Ticket für 5:45.

Kaum zurück im Hotel klopft es an der Tür. So etwas! Es war Anders, ganz glücklich, wollte mir sein neues Fahrrad zeigen! Er hatte dafür 3000 Pesos, ca. 56,50 Euro dafür bezahlt. Dass ich so früh am Morgen die Fähre nehmen wollte, ließ ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen, mich zu begleiten. Die Straße um Siquijor ist gerade mal 75km lang, soweit wird er wohl mit dem Fahrrad kommen.

Tatsächlich war er am nächsten Tag schon vor mir am Hafen. Es war mal wieder ein sehr kleines Boot und trotz der frühen Tageszeit bis zum letzten Platz voll. Jetzt kann ich mir gut vorstellen, warum man so schnell untergeht, wenn das Schiff sinkt. Wie soll man da heraus kommen?
Die Überfahrt hat 2 Stunden gedauert, das war sehr grenzwertig, kurz vor der totalen Übelkeit. Normaler Weise mag ich Fahrt mit der Fähre, allerdings häufen sie sich in den letzten Tagen sehr. Die Inseln könnten ruhig ein bisschen größer sein, dass man eine Woche darauf fahren kann.

Nachdem wir in Siquijor haben wir zuerst einmal gefrühstückt. Luft und Wasser nachgefüllt. Dann gings los. Aber nicht lange, nach einem Kilometer hat Anders ein Pedal verloren. Das kann ja heiter werden. Noch was Gutes an den Philippinen ist, man findet überall Werkstätten, das Pedal war gleich wieder dran, vorerst zumindest.

Auf dem ersten Hügel war ein Plakat für die deutsche Wurst.

DSC03270Alles was das Herz begehrt, nur nicht meines, ich konnte gut weiter fahren. Man sieht, man spricht deutsch!

DSC03275Wir sind fast um die ganze Insel, teilweise wunderschön, direkt am Meer, teilweise sehr hügelig, ein ewiges auf und ab. In einem kleinen Ort haben wir was zum Übernachten bei einem Engländer gefunden, für Anders ein Zimmer, ich konnte mein Zelt aufstellen. Hier hatten wir wirklich einen Ruhetag, es gab nichts zu tun, außer Fahrrad zu putzen für mich und Anders hat seine Pedale schweißen lassen. Es war mir langsam peinlich mit einem so dreckigen Fahrrad herum zu fahren. Der nächste Tag war praktisch auch fast wieder ein Ruhetag, da die Fähre nach Bohol erst abends um 19Uhr fuhr. Bis zum Hafen waren es gerade mal noch 20 km. Genug Zeit immer wieder anzuhalten und Anders Pedale richten zu lassen.
Obwohl es nur 4 Stunden bis Bohol waren, haben wir einen Liegeplatz gebucht.

DSC03292Ich weiß nicht wie viele Betten dort standen. Ein Glück, dass alles auf Deck war, alle Seiten offen. Fast alle Liegen waren belegt.

Um 23 Uhr kamen wir in Tagbilaran an. Alles war noch hell erleuchtet, die Straßen voll von Leuten. Bis Mitternacht hatten wir dann auch eine kleine Herberge gefunden.

Nächsten Tag hatte Anders einen aufgeschlitzten Reifen, sah nicht nach Vandalismus aus, eher Materialmangel. Es war immer noch etwas Luft drin. Darum hatten wir uns nicht weiter darum gekümmert, es gab immer wieder genug Plätze, wo man ihn aufpumpen konnte.

Die nächste Strecke, am südlichen Ufer von Bohol von Tagbilaran nach Jagna, war einer der schönsten und einfachsten Strecken von der ganzen Philippinen-Tour. Die Straße führt direkt am Meer entlang.
Auf der anderen Seite kamen all die alten Kulturdenkmäler der spanischen Zeit,

DSC03298die heute noch so viel Einfluss auf das Land hatten.

In Jagna war Anders gesamtes Tretlager im Eimer. Wir haben uns an einem Fahrradladen verabschiedet. Hier trennten uns sowieso unsere Wege, ich wollte quer über die Insel zu den „Chocolate Hills“, Anders wollte weiter um die Insel herum. Er hat sich noch überlegt, ob er das Fahrrad wieder verkauft und den Bus nimmt, oder reparieren lässt und weiter fährt. Mit so einem Fahrrad kommt wirklich keine Freude auf.

Für mich hieß es 20km bergauf, am Schluss sehr steil. Es war gerade 16Uhr, Schulschluss. Eine Gruppe von Mädchen, ca 12 Jahren, hat mich begleitet. Eine davon sprach sehr gut Englisch, sie musste all die Fragen der anderen Mädchen übersetzen. Auch hier machten sie sich wirklich sorgen um mich, dass ich so alleine bin. Es war eine sehr angenehme Begleitung, der Aufstieg war überhaupt kein Problem mehr. Irgendwann konnte ich wieder fahren und ließ die Meute hinter mir. Sie hat mich leider nicht mehr eingeholt.

Gerade beim Sonnenuntergang hatte ich den Berggipfel erreicht. Ein paar Hütten standen da und in der Mitte war ein großer, betonierter Basketballplatz. Dort konnte ich mein Zelt aufstellen. Obwohl es wirklich wenige Hütten war, war ich gleich wieder von einigen Kindern umgeben.

DSC03318Nette, unaufdringliche Kinder, die überhaupt nicht lästig werden. Sie waren auch bald wieder verschwunden und ich konnte mich in mein Zelt zurück ziehen.

DSC03321Am nächsten Morgen kam der „Chef of Barangai“ vorbei und fragt, ob ich gut geschlafen hätte. Alles ganz prima, meinte ich und es wären alles sehr nette Leute, das hat ihn auch gefreut.

Mitten auf der Insel befinden sich die Chocolate Hills, die heißen so da im Herbst verfärbt sich das Gras auf den Bergen braun und sieht aus wie Schokolade.

DSC03340Auch hier befand sich ein „May Peace Prevail on Earth“ Pfosten, wie ich ihn schon in der Mongolei, Kambodscha, und Ecuador gesehen habe.

DSC03339Schnell ging es von dort auf die Nordseite der Insel.

DSC03345Dann habe ich den Fehler begangen, gleich die Fähre nach Cebu zu nehmen.  Es war Samstag Abend, der Verkehr und Lärm war schlimmer als in Manila. Das einzige, was ich dort sehen wollte, war das Magellan Kreuz, von 1521, als Magellan auf Cebu landete.

DSC03352Dann aber nichts wie raus aus der Stadt. Zuerst noch sehr viel Verkehr und Busse, die einem Radfahrer das Leben schwer machen können. Nach ca 20km wurde es besser.

DSC03354Am Abend fand ich noch ein nettes, ruhiges Plätzchen zum Zelten.

DSC03360Nur von Ferne hörte ich noch die Videoke Gesänge.

Da mich überhaupt nichts auf Cebu hielt, bin gleich in den Norden nach Bogo City gefahren, habe dort um Mitternacht die Fähre nach Masbate genommen

DSC03365Diese kleine, ruhige Insel lag mir viel mehr. Damit ich nicht gleich wieder am anderen Ende der Insel angelangt war, habe ich einen Umweg gewählt.

DSC03371Es war wunderschön, sehr bergig, teilweise auf Schotterposten.

Kurz vor Masbate City ging ein es von der Straße ab, durch ein Tor Richtung Meer. Ein paar Frauen saßen am Eingang. Ich fragte, ob das ein Ressort sei und ob ich da zelten könne. Sofort war auch der „Care Taker“, der Aufpasser da, sehr nett, sehr jung. Natürlich könnte ich hier zelten, obwohl es eigentlich nur tagsüber offen ist. Zusammen liefen wir durch den Park und suchten einen geeigneten Platz. Sofort haben sich auch wieder alle Kinder versammelt. Wieder wollte ich von ein paar wissen, wie viele Geschwister sie haben, viele mussten erst nachzählen. Zwischen 10 und 13 scheinen normal zu sein. Ich frage mich wirklich, wie das Land mit dieser Bevölkerungsexplosion umgehen will. Viele Kinder können gar nicht in die Schule gehen, es ist zu teuer. Schon jetzt hängen viele Leute einfach auf der Straße herum.

Ich fühlte mich auf dem Platz recht sicher, zumal das Tor ja Nachts abgeschlossen wird. Trotzdem meinte der Betreuer, er müsse mich beschützen und wollte auf einem Liegestuhl vor meinem Zelt schlafen. Das konnte ich ihm gerade noch ausreden. Er schlief dann in dem kleinen Häuschen am Eingang.

Kaum war ich am nächsten Tag wieder aus dem Zelt gekrochen, waren alle Kinder wieder da. Zu interessant waren alle meine Sachen, besonders an meinem Benzinkocher hatten sie großes Interesse, jung und alt. Da mein Hinterrad platt war, habe ich beschlossen ihn gleich zu flicken, wo die Temperaturen noch erträglich waren. Für die Kinder war das eine gute Lektion.

Noch 20km bis nach Masbate City. Um die Mittagszeit konnte ich gleich die Fähre nach Ticao nehmen. Je kleiner die Inseln und die Abstände dazwischen, desto kleiner die Fähren. Es war mal wieder nur ein Ausleger, der mich auf die andere, noch kleinere Insel brachte. Dort landete ich praktisch im nichts. Nur ein paar Hütten standen herum, die nannten sich Burgos. Verfahren konnte man sich nicht, es gab nur eine „Straße“ (unbefestigter Weg) zur Auswahl. Einmal rauf und einmal runter schön durch Bananenstauden, dann war ich auf der anderen Seite der Insel. Diese Insel ist nicht sehr entwickelt und an den Essständen am Wegesrand gab es zum Reis zu meinem Bedauern nur Fisch oder andere Sachen aus dem Meer.

Kurz vor San Jacinto kam wieder ein Beach ressort, sehr einfach, wo die Einheimischen zum Schwimmen hin gehen, nicht zum Übernachten. Trotzdem ließen sie mich ganz prima auf der Wiese oberhalb des weißen Standstrandes zelten. Eine Horde sehr netter College Studenten machten sich hier einen netten Tag.

DSC03386

Noch bevor ich mein Zelt aufgebaut hatte, hatte ich eine riesige Portion Nudeln in der Hand.

DSC03384Bevor sie kurz darauf verschwanden, sangen sie mir noch ein Ständchen. Welch ein Hörgenuss nach all dem Videoke Lärm.

Auch hier blieb der Aufpasser mit seiner Frau extra wegen mir über Nacht hier, hat sich dann erst am nächsten Morgen verabschiedet.

Als ich mein Zelt aufstellte, musste ich aufpassen, dass ich nicht unter einer Kokosnuss bin. Eigentlich wollte ich mir am nächsten Tag Zeit lassen, dann musste ich aber schnell mein Zelt zusammenpacken, die Kokosnüsse wurden geerntet.

DSC03393Es war abenteuerlich das mit anzuschauen. Egal ob der Typ die Nüsse vom Boden aus, mit einer zu weiß nicht wie langen zusammengesteckten Bambusstange herunter holen wollte, oder in Windeseile hinauf kraxelte.

DSC03395Trotz des morgigen Intermezzo war ich um 8Uhr schon wieder auf der Fähre, diesmal nach Bulan, was wieder auf Luzon ist. Es war somit mit meine letzte Überfahrt, wenigstens übers Meer, und die abenteuerlichste. Mein Fahrrad wurde einfach außen am Boot angebunden.

DSC03407Ich bin dann auch gleich außen sitzen geblieben, damit ich alles im Auge behalten konnte. Alles ging wieder gut und wohl erhalten bin ich auf Luzon angekommen. Jetzt standen mir noch über 600km bis Manila bevor. Ich hatte noch einige Tage, bis mein Flug nach Australien ging, deswegen konnte ich mir Zeit lassen und nette Nebenwege aussuchen.

An diesem Südostzipfel der Insel befinden sich einige Vulkane, sehr bergig, Zuerst war die Spitze des Edelvulkans Mayon von Wolken behangen, dann klärte es sich auf

DSC03424Edel deswegen, weil der Kraterrand perfekt geformt sein soll. In den letzten Jahren ist aber leider ein Stück davon abgebrochen.

Luzon, die „Hauptinsel“ der Philippinen wird nicht gerade als Fahrradparadies gesehen. Aber auch hier gibt es idyllische Nebenstraßen ohne Verkehr.

DSC03431Wie es auf meiner Landkarte ersichtlich war, endete eine der Straßen an einem Fluss. Da auf der anderen Seite eine Straße weiter ging, nahm ich an, dass es Boote zum Übersetzen geben würde. So war es dann auch. Nur hatte sich der erste Fischer geweigert mich mit meinem voll bepackten Fahrrad mitzunehmen. Ein zweiter Fischer war skrupelloser und half mir. Es war eine ganz schön wackelige Angelegenheit in dem winzigen schmalen Boot.

DSC03435Den letzten Teil musste der Fischer das Boot schieben, ganz schön anstrengend in dem Schlamm. Gerne hätte ich ihm geholfen, mir war aber wirklich nicht danach, bis zu den Hüften in dem Wasser zu waten. Trockenen Fußes und Reifens kam ich auf der anderen Seite an, wo ich auf einem sehr schmalen Pfad raus gelassen wurde. Ich habe ihm mehr Geld als verlangt gegeben, er musste ja wirklich hart arbeiten und er hat sicherlich auch eine Horde von Kindern zu versorgen.
Wie schon erwähnt, zelten konnte ich an allen möglichen und unmöglichen Orte, mal mitten auf dem Markt oder wie hier in Barangay Hall, einem Gemeinschaftsraum des Ortes.

DSC03444So kam ich immer wieder mit Frauen ins Gespräch. Die Tochter, etwa Mitte 30, des Captain of Baragay hier, war sehr gesprächig. Eine der ersten Fragen ist immer, „Wo ist Dein Ehemann?“ In anderen Kulturen, wo es sowieso Sprachbarrieren gibt, wenn die Unterschiede zu groß sind, wenn ich zu müde für weitere Diskussionen bin, bediene ich mich einer Ersatzlüge und meine, er sei in Deutschland, Geld verdienen. Die Frauen hier kann ich ruhig mit einem anderen Lebensstil konfrontieren. Für sie ist es auch nicht verständlich, dass man keinen Ehemann und keine Kinder hat. Sie meinen, sie seien ein katholisches Land, deswegen wird geheiratet und Kinder in die Welt gesetzt. Auch wenn es den Frauen dabei nicht gut geht. Joy, die Tochter des Captain, erzählte mir, seit sie vier Jahre alt ist, hat ihr Vater Mätressen. Das scheint auf den Philippinen üblich zu sein. Ich frage mich, wo da der Einfluss der katholischen Kirche ist, oder wenn 14jaehrige Mädchen schwanger werden. Sie hat darunter sehr gelitten, ihre Mutter natürlich auch, sie wohnen noch unter einem Dach, haben aber weiter nichts miteinander zu tun. Mir wurde mal gesagt, es gäbe keine Scheidungen auf den Philippinen, was ich nicht ganz glaube, es scheint aber eher die Ausnahme. Joy ist jetzt selbst verheiratet, hat (bisher) „nur“ drei Kinder, auf meine Frage, ob sie glücklich ist, kam zögerlich als Antwort, ja, und nach einer Pause, „wenn er gut zu mir ist“.

DSC03453Und über allem schwebt die katholische Kirche! Der Präsident möchte nun Verhütungsmittel zugänglich machen und subventionieren, worauf die Kirche meinte, dann wird er exkommuniziert. (Mehr darüber im Reuters Artikel).

An einem anderen Abend hatte ich eine interessante Unterhaltung mit einer Frau über Armut, Erziehung und Korruption. Nicht nur die Vielzahl der Kinder ist Grund der Armut, auch die Korruption. Ich bin wirklich mal gespannt, wie es hier in 10 Jahren aussieht. Es gibt schon jetzt so viele Straßenkinder und weiterhin werden Kinder geboren, die nicht in die Schule können, weil kein Geld da ist. Ich würde Politiker und Bischöfe raten, mal mit dem Fahrrad über die Inseln zu fahren, damit sie selber sehen, was los ist.

Wenn ich in Hotels wäre, würde ich einen sehr interessanten Teil der Reise verpassen.

Leider kam dann ein Taifun, den ich zum Glück nur noch am Rande mitbekommen habe, aber das hat mir gereicht. Tagelang nur noch regen und stürmisch böiger Wind, dass ich beschlossen habe früher nach Manila, zurück zu fahren.

DSC03456So hatte ich dann noch genug Zeit, meine Sachen zu packen, Päckchen weg zuschicken etc… bevor mein Flug am 29. Oktober nach Australien ging.