Von Bariloche zur Carretera Austral und weiter

Wider aller Erwarten und Prophezeiungen, schlug das Wetter um, als ich Bariloche verließ.
Schon morgens sah der Himmel gar nicht gut aus, obwohl Julie, meine Gastgeberin, meinte, hier regnet es jetzt nicht mehr. Auf dieser Seite der Anden regnet es 800ml/Jahr in Chile sind es 4000ml. Darum ist es hier ehe braun, auf der anderen Seite grün. Nu denn, hier ist es auch noch mehr grün und alles blüht, was auch hier vom Regen kommt.
Die Seen hören auch nach der 7 Lagos Ruta nicht auf, auch hier kamen noch ein paar. Überall blühte eine Art Ginster. Leider habe ich davon nur am Anfang einiges gesehen. Gerade als ich auf dem höchsten Gipfel war und eine lange Abfahrt in eine Schlucht hatte, fing es heftig an zu regnen. Von der schönen Aussicht hatte ich quasi nichts, alles war von Wolken verdeckt. Unglaublich, wie schnell es kalt werden kann.
Zuerst war es nur der Wind, dank des Waldes aber nicht so schlimm und dann eher von hinten. Nach der 10km Abfahrt, die ein richtiger Genuss hätte sein können, war ich total durchfroren. Unten regnete es nicht mehr so stark und zum Aufwärmen ging es auch wieder hoch. Es scheint fast wie ein Naturgesetz, dass es immer oben und den Berg wieder runter regnet.
Mir war gar nicht nach Zelten ich wollte mich nur noch irgendwo aufwärmen. Zum Glück war „Vieja Almacen“ eine alte Raststätte, nicht mehr weit. Ich liebe die Holzöfen, mit denen hier geheizt wird. Da es total leer war, dauerte es nicht lange und ich hatte all meine Sachen ausgebreitet. Auf mein Zelt verzichtete ich heute, zu Gunsten dieses beheizbaren Wohnwagens
DSC07276Dann ging es praktisch nur noch bergab, die Berge hatten eine neue weiße Schneedecke.

DSC07279Heute wollte ich nicht weiter als zum Hippie-Dorf El Bolson. Wenn man hier keine Rasta-Locken hat, kommt man sich vor wie ein Ausserirdischer.

DSC07283Es war gerade Mittagszeit als ich angekommen bin. Auf dem Plaza wurde ein Markt aufgebaut, auf dem Allerhand zum Essen verkauft wurde. Nach ein paar Empanadas ging es mir schon wieder viel besser.

Da das Wetter nicht daran dachte, sich auch am nächsten Tag zu bessern, bliebe ich gerade noch einen Tag in El Bolson. DSC07296Weiter südlich kam nicht mehr viel, deswegen lieber auf besseres Wetter warten, wie es für den nächsten Tag prognostiziert wurde.

DSC07300Es war dann auch strahlend blauer Himmel, als ich zum Nationalpark Los Alerces gekommen bin. Am Eingang des Parks wurde ich von einer Rangerfrau abgefangen. Sie hat mich über die Situation des Parks aufgeklärt. Wegen Ratten, die gerade durch den Park in die Berge ziehen, sind sämtliche Campingplätze geschlossen, außer einem.
Und ich dachte, hier kann ich mir schön Zeit lassen und von freiem Campingplatz zum nächsten tingeln. Nun ist nur ein offizieller, kommerzielle offen. Bis dahin waren es nur noch ein paar Kilometer, so hatte ich schon Zeit,

DSC07307immer wieder anzuhalten und Fotos zu machen.

DSC07314 Hier wächst eine Art Bambus, aber so flauschig, wie ich es sonst noch nie gesehen habe.

DSC07315Ansonsten gibt es viele Wälder

DSC07327und natürlich Seen.

Der Campingplatz lag dann abseits der Strecke, schön an einem der knallgrünen Flüsse.

DSC07345 Die jungen Leute, die den Campingplatz betreiben, haben um jeden Platz eine Plastikfolie gespannt, um die Ratten fernzuhalten. Darum durfte man nur hier zelten. Wenn nur ein Campingplatz weit und breit offen ist, trifft man unweigerlich alle, die hier um die Zeit unterwegs sind. So traf ich hier Jackie und Kayla, zwei junge US Amerikanerinnen, auch mit dem Fahrrad unterwegs.

DSC07356Zunächst haben wir uns nur am Abend gut unterhalten, am nächsten Morgen bin ich aber vor ihnen los, wollte lieber alleine fahren. Da wir alle bis Trevellin wollten, sagte ich ihnen noch, wo sie mich eventuell finden.

Das Wetter schlug wieder um, es war alles schleimige Schotterpiste, aber an den Bergen hingen Regenbogen.

DSC07367Unübersehbar, hier sind mehr Radfahrer unterwegs.

DSC07369Als ich in Trevellin schon mein Zelt aufgebaut hatte und gerade zum Einkaufen fahren wollte, da rief es von hinten, Jackie und Kayla waren nun auch da und sind mit mir zuerst einkaufen und dann auf den Zeltplatz. Seit dann blieben wir immer zusammen.

DSC07373Von hier ab war praktisch nur Schotterpiste. DSC07379bis nach Chile. Dort gab es wenigstens bis zum nächsten Ort Futaleufu wieder ein bisschen Teer.

DSC07380Nur zu dumm, dass jeder von uns vergessen hat, dass man keine Pflanzen- und Tierprodukte nach Chile einführen darf. Natürlich hatten wir in Trevellin, dem letzten größeren Ort nochmals eingekauft. Den ganzen Käse, Wurst und Obst wollten wir uns auf keinen Fall abgenommen bekommen. Ich wollte mich aber auch nicht wieder erwischen lassen, wie am Flughafen. Also gaben wir doch an, dass wir Produkte einführen, zeigten dann Kleinigkeiten, wie einen Apfel, etc, an denen sie überhaupt nicht interessiert waren und ließen uns ziehen. Ufff, nochmals Glück gehabt. Ein paar hundert Meter weiter, außer Sichtweite, haben wir in den Windschatten einer Kirche gesetzt und einen Teil unserer Vorräte zum Mittagessen verspeist, dank dem Chilenischen Zoll.

Futaleufu ist einer der bekanntesten Raftingorte Südamerikas. Das Wasser der Bäche stürzt hier nur so zu Tale. Leider kam auch reichlich vom Himmel runter.

DSC07383Von dort ging es ca 70 km auf Schotterpiste nach Villa St Lucia, wo wir auf die Carretera Austral trafen.

DSC07386Es hätte sehr schön sein können, wenn es nicht geregnet hätte und nicht so kalt gewesen wäre.

DSC07389Die Landschaft ist spektakulär, mit den grünen Bächen und Seen. Einmal sah es so aus wie eine Fjord Landschaft, das Meer kam allerdings erst später. Ansonsten war es ein einziges, steiles, Auf und Ab.

DSC07391Es war der erste Tag seit langem, dass ich die Sonne überhaupt nicht gesehen habe. Dementsprechend war meine Stimmung.

DSC07406Unser erstes Stück auf der Carretera Austral, von Villa St Lucia nach La Junta, war alles nur Baustelle. Bei dem Wetter ein rechter Dreck.

Obwohl es nicht sehr einfach zu fahren ist, gehört die Carretera Austral zu den Highlights für Radreisende. Man ist nie alleine. Schon so früh in der Saison sind einige unterwegs. Zu uns hat sich noch ein junger Chilene gesellt, ein Franzose kam uns entgegen und auf dem Free Camp war schon ein Schweizer Pärchen mit Fahrrad.

DSC07409Es ist eigentlich nicht meine Art auf Strecken zu fahren, wo jeder unterwegs ist. Auch stehe ich nicht so sehr auf Regen. Deswegen fragte ich mich mal wieder, was ich hier eigentlich mache. Mich beschlich die Vermutung, dass ich nur hier bin, um die Carretera Austral „abzuhaken“. Sehr ungute Gedanken und Gefühle begleiteten mich auf den ersten Kilometern.

DSC07412 Die Schönheit der Landschaft, Wasserfälle überall und die Gesellschaft mit den zwei US Amerikanischen Radfahrerinnen Jackie und Kayla und auch Mauricio, einem jungen Chilenen, der lange Zeit mit uns gefahren ist, verscheuchte schnell alle meine Bedenken und ich genoss es einfach.

DSC07413Am Straßenrand wuchs Nalga, ein Rhabarbergewächs, das man nicht süß, sondern mit Salz ist. Eine guter Zusatz zum Mittagessen.

DSC07415Unübersehbar näherten wir uns einer deutschen Siedlung, Puyuhuapi. die um die 1930 von Sudentendeutschen gegründet wurde. Eigentlich gehört alles den Familien Hopperdietzel und Ludwig. Hier ist auch das einzige Mal, dass die Carretera dem Meer nahe kommt.

Man sieht das deutsche Erbe an den Häusern und vor allem an den Vorgärten, wie bei Großmutter

DSC07420mit viel Vergissmeinnicht.
DSC07429Hier kann es auch hier wunderschön Wetter sein! Überhaupt als wir zum Nationalpark Quelat sind, hatten wir richtiges Glück. Zuerst ging es spektakulär an dem Fjord entlang,
DSC07433dann von der Straße weg durch den Wald,

DSC07438zu Fuß dann noch den Berg hoch

DSC07441Unterwegs zeigte sich schon der hängende Gletscher, nur um uns zu ermuntern, weiter zu laufen.

DSC07442Es war schon spät am Nachmittag, da es so lange hell ist, und es wirklich wunderschön zum Laufen war, war schnell beschlossen, dass wir bis zur Aussichtsplattform laufen.

DSC07451Dort standen wir, hörten ab und zu ein Donnern, wenn wieder Eisstücke abbrachen, zu sehen war leider nichts. Aber auch im Normalzustand war es beeindruckend.

DSC07463Im letzten Abendlicht kamen wir zurueck auf unseren Zeltplatz. Jeder war hungrig, es war aber nicht mehr sehr viel zum Essen übrig. Auch eine Erfahrung mit der man lernen muss, umzugehen.

Da am nächsten Tag ein längerer Anstieg an stand, fuhr ich vor den anderen los

DSC07467Das Wetter hat sich mal wieder total geändert. Leider habe ich immer noch gehofft, dass es wieder besser wird und nicht meine Regenkleidung angezogen. So war ich bald patsch nass und habe erst auf dem Berg für die Abfahrt sie gegen die Kälte angezogen.

Das hat natürlich nicht mehr viel gebracht. Als der Teer angefangen hatte und eine Abzweigung mit Bushaltestelle war, habe ich auf die anderen gewartet. Sie kamen nicht und mir wurde immer kälter. Da sie auf Teer eh schneller sind als ich, beschloss ich weiter zu fahren und kam total verfroren in Amengual an. Ich wollte nur einen Platz zum Aufwärmen und etwas zum Essen kaufen. Es war aber mal wieder Siesta. Ich fragte eine Frau, die einzige Person, die bei diesem Wetter auf der Straße war, wann die Läden wieder aufmachten. Sie meinte, um vier Uhr und ich könnte bei ihr warten. Das war ein wahrer Glückstreffer. Es war so schön warm und trocken. Um vier Uhr fragte ich, ob  ich wieder kommen darf, wenn ich einkaufen war um auf meine Freunde zu warten. Ihr Haus war strategisch günstig, direkt am Ende der Zufahrt in das Dorf. Klar, meinte sie. Ich war nur kurz einkaufen, war dann schnell wiederzukommen in Cindys gemütlichem, warmen Haus. Die anderen kamen und kamen nicht. Ich dachte schon, sie hätten schon vorher Schluss gemacht, da kam Marco, ein Kanadier, der auch zur Zeit auf der Strecke war, und meinte, er hätte die drei anderen ca 2km vor dem Ort gesehen. Ich wartete noch aufmerksamer bis sie dann endlich kamen, total nass und durch gefroren. Jackie hatte  Probleme mit ihrem Reifen und ihr ging es nicht gut. Marco war auch wieder da und vier weitere nasse, durchfrorene Radfahrer stürmten Cindy’s kleines Haus. Ihr schien das überhaupt nichts aus zu machen und versorgte uns mit Tee und machte uns sogar noch Pfannkuchen.  Es war dann auch eine sehr nette, interessante Runde. Cindy ist Lehrerin im Dorf und lehrt nach einem neuen Pädagogischen Konzept, das mich sehr an Waldorfschule erinnerte.

Das Haus war definitiv zu klein um alle zu beherbergen, vor allem da Cindy noch zwei Töchter hat. Komischerweise wurde nur mir angeboten auch dort zu übernachten, die anderen gingen gegenüber in ein Hospetaje.

DSC07471Obwohl mein Spanisch immer noch alles andere als gut ist, ich verstehe immer noch mehr, als ich reden kann, hatten wir noch ein interessantes Gespräch. Ihr Vater ist deutsch, er kam mit seinen Eltern erst nach dem 2. Weltkrieg nach Chile. Schon in Puyuhuapi habe ich gemerkt, dass die ausgewanderten Deutschen nicht nur (für mich) positives Deutschtum pflegen, die Marschmusik ist noch das kleinste Übel.

Obwohl am nächsten Tag keine größere Strecke an stand, war es mir ein Bedürfnis nach dem Trubel, wieder ein bisschen für mich zu sein und die Ruhe zu genießen. Außerdem gab mir Cindy wieder genug Stoff zum Nachdenken, über Erziehung, Kapitalismus, Gleichheit/Verschiedenheit der Völker. So fuhr ich in Gedanken versunken dahin und machte im Windschutz einer Bushaltestelle Pause. Heute dauerte es nicht lange, bis die anderen angeradelt kamen.

Entlang der roten Sträucher und lila Lupinen ging es sehr schnell nach Manihuales. Am frühen Nachmittag erreichten wir das „Cazador de Ciclistas“ eigentlich ein „Casa de Ciclistas“. Jorge stellt ein Teil seines Hauses für Radfahrer zur Verfügung, jeder der vorbei kommt, kann dort übernachten, hat Koch- und Duschmöglichkeit und kann sogar Wäsche waschen.

DSC07479Da das amerikanische Thanks giving an stand, beschlossen wir zwei Nächte dort zu bleiben und für alle zu kochen und das Fest vorzufeiern. Erst als die Einladungen ausgesprochen und das Essen eingekauft war, stellten sie fest, dass sie sich um eine Woche vertan haben und Thanksgiving erst eine Woche später ist.  Es ist wirklich erfreulich, erstaunlich, wie wenig amerikanisch die beiden sind.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs wurde trotzdem ein wunderbares fest, mit noch zwei chilenischen Radfahrern.

DSC07480Als ich aus dem wunderschönen Dorf Manhiuales heraus gefahren bin, liefen mir auf einmal Hunde hinterher. Einer schnappte sich ein Gurt der Ortlieb Tasche und riss mich beinahe vom Fahrrad. Vielleicht sollte ich doch besser alles ordentlicher Verpacken.

Schon von weitem sah man Coihaique unterhalb liegen.

DSC07490Die einzige größere Stadt an der Carretera Austral, sogar mit einem Fahrradladen, der wegen den vielen Radfahrern sehr berühmt ist und sogar ein Gästebuch hat. Es tut richtig gut mal wieder in größeren Supermärkte alle Vorräte aufzustocken und die Räder in Ordnung zu bringen.

Mauricio, der chilenische Radfahrer, hat uns hier für ein paar Tage verlassen. Da er nicht so viel Zeit hatte, fuhr er einen Tag vor uns weiter.

Hinter Coihaique geht es nochmals richtig den Berg hoch, allerdings schön auf Teer. Bei einer unserer Pausen kamen Chris und Judith, ein schweizer Paar, das wir schon mehrfach trafen, vorbei. Zusammen fuhren wir weiter. Das Wetter wurde wieder immer schlechter. Wie üblich war es oben auf dem Pass am schlimmsten.

DSC07497Die kilometerlange Abfahrt war dann auch kein Genuss. Chris und Judith sind nach ChileChico abgebogen, wir kamen etwas später total durchfroren in Villa Cerro Castillo an. Eine nette Frau hat uns für etwas Geld beherbergt und den Ofen angezündet. Wir wärmten uns an heißer Milch mit Honig.

Wie üblich, am nächsten Tag wieder strahlend blauer Himmel, als ob nichts gewesen wäre,

DSC07499Sogar der Cerro Castillo ließ sich blicken.

DSC07500Hier verabschiedet sich wieder der Teer, für den Rest der Carretera Austral.

DSC07501Dort standen da zwei ausrangierte Busse, die als Imbissbuden dienten. Die letzte Versorgungsmöglichkeit für einige Zeit, überhaupt, wenn man so Gegenwind hat, wie wir.

Wenigstens gab es ein paar Abwechslungen, wie z.B. die ersten Alpacas.

DSC07513und immer wenn es am See oder in bei Bächen entlang ging, waren die Steine besonders fies.

DSC07516Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit war mal wieder lieber zu verschweigen, als es dann sehr kalt wurde und wir an einem sehr abgelegenen Haus Autos stehen sahen.

Zuerst wollten wir nur nach Wasser fragen, aber schon mit der Absicht, vielleicht um ein Platz zum Zelten zu fragen. Es war dann ausgesprochen nett und wir bekamen gleich nicht nur einen Platz zugewiesen, sondern wurden auch in das warme Haus gebeten, wo wir auf dem „Stuva“ kochen konnten, nachdem ihr Besuch weg war. Lidia,  umgeben von ihren Hühnern und Hunde, lebt hier weitgehendst alleine und hatte sichtlich Vergnügen an der Unterhaltung. DSC07522Ich sah eine Spindel und Rohwolle liegen, und wollte wissen, wie man damit spinnt. Vor Jahren hatte ich mein Vergnügen mit einem Spinnrad zu spinnen. Das war dann der Anfang von einem sehr unterhaltsamen Abend. Auch Kayla und Jackie hatten Spaß daran. Lidia braucht zum Spinnen der Wolle ungefähr einen Monat, mit der Spindel ist es sehr viel mühsamer als mit dem Spinnrad. Zum Stricken des Pullovers dann nochmals ca 10 Tage. Auf dem Markt bekommt sie dann dafür 20 000 chilenische Pesos, das sind nicht mal 28 Euro. Auch wenn man so sparsam und abgeschieden lebt, sich weitgehendst selbst versorgt, davon leben kann man nicht.

Das Problem mit Jackies Reifen ließ nicht nach. zuerst brachte es sie nicht sehr aus der Ruhe.

DSC07528Dann eher doch, wir wollten heute noch weit kommen, da die Keks ausgingen. Es geht halt nichts über solide Schwalbe Reifen und Schläuche.

Lago General Carrera ist der 2. größte See Südamerikas, nach dem Titicacasee, heißt auf der argentinischen Seite Lago Buenos Aires. Schon von Weitem zu erkennen.

DSC07530Darüber noch ein sehr pittoresker Friedhof, mit vielen Plastikblumen.

DSC07533Für das, dass hier in der Gegend kaum jemand lebt, war er sehr groß.

Dann war es nicht mehr weit bis Rio Tranquillo. Da die Straße so schlecht war, war es sehr spät und wir waren recht fertig. Das änderte sich schlagartig, als wir einkaufen waren. Ich wartete vor dem Laden auf die beiden, da kam freudestrahlend ein junger Mann auf mich zu, sofort, als ich Mauricio erkannte, freute ich mich natürlich auch, am meisten freute sich Kayla und alle Müdigkeit war wie verflogen. Er wollte eigentlich auf eine Gletschertour, musste diese dann wegen dem schlechten Wetter absagen.

Er führte uns zu seinem „Campingplatz“. Ein älterer Herr ließ uns an seinem Garten direkt am See für wenig Geld zelten.

DSC07536Sogar seine Dusche durften wir benutzen. Mauricio schwärmte von seiner Bootstour zu den Marmorfelsen. Es dauerte nicht lange, und wir beschlossen dies auch am nächsten Tag am Morgen zu machen. Überhaupt für die zwei Geologinnen war es sehr interessant

DSC07546und sie konnten mir sogar noch einiges erklären.

DSC07547Auch einfach so anzuschauen und bestaunen war spektakulär.

DSC07569Das Boot fuhr in jede kleine „Höhle“

DSC07571das Wasser war türkis blau, wie in der Karibik.

DSC07579

DSC07582Umgeben ist der See, wie sollte es auch anders in Patagonien sein, von hohen Bergen.

DSC07595Erst zur Mittagszeit sind wir weiter,

DSC07599es war mal wieder ein wunderschöner Tag und hoch über dem See mit wunderschöner Aussicht, konnten wir unser Picknick machen.

DSC07600Das Farbspektakel war grandios. Das weiß der Berge, das blaugrün des Sees, das Grün der Wälder und das Lila der Lupinen.

DSC07610Dann wurde die Herrlichkeit durch die Schwierigkeit der Strecke getrübt.

DSC07616Es ging nicht nur steil hoch, anscheinend haben sie am Tag zuvor neue Steine auf die Straße gestreut, was das Autofahren erleichtern soll, das Fahrradfahren mit Sicherheit nicht.

Dann endlich kamen wir nach Puerto Bertram an dem quitsch grünen Lago Bertram. Dort sollte es Einkaufsmöglichkeiten geben, es dauerte, bis eines fanden. Eine Frau hat sich angeboten, für uns Brot zu backen, wenn wir eine Stunde warten könnten, was natürlich für uns kein Problem ist. Da es ein Tag vor meinem Geburtstag war, wollte ich schon noch ein paar Sachen, zumindest Wein und Schokolade, einkaufen. Das gelang dann zum Glück auch. Die Frau meinte noch, dass ein 1 1/2l Pack Wein für uns (4 Radfahrer) zu viel sein könnte. Wir kauften 2 Pack davon.

DSC07617Am Rio Baker, einem der wasserreichsten Fluesse, ging es auf der furchtbaren Straße weiter.

DSC07620Eigentlich wollten wir bis Chacabuco, dem „Tompkins“ Land, es war aber bald klar, wir konnten froh sein, wenn wir es bis zur Abzweigung schafften.

Dort, in Mitten vom Nichts, warteten zwei Bauarbeiter auf eine Mitfahrgelegenheit. Nicht weit davon war ein leerstehendes Haus, die Männer meinten, das sei schon lange so, dort könnten wir gut zelten.

Wir schauten uns das Haus genauer an und meinten, dass es drinnen viel besser wäre. Es war dann nicht schwer einzusteigen. Die Luft war wirklich so, als ob schon lange nicht mehr gelüftet worden wäre. Es war fast leer, hatte aber noch einen Tisch und eine Bank alles was wir brauchten. So windgeschützt war es auch ohne Ofen viel wärmer als draußen. Zuerst war ich so müde, es war mittlerweile schon 8 Uhr, als wir dort waren, dass ich dachte, ich möchte nur noch schlafen.

Dann haben Jackie und Kayla mir ein Geburtstagsessen gekocht,

DSC07622Mauricio hat den Raum mit Luftballonen geschmückt.

DSC07626Einfach ein genialer Platz um in den Geburtstag zu feiern.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAWarm, trocken, windgeschützt und kein Nachbar, der sich über laute Musik ärgerte. Keiner dachte mehr an schlafen. Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal in den Geburtstag getanzt habe. Der Umgang mit der Jugend hält selber jung.

Am nächsten Tag, meinem Geburtstag, ging es reich geschmückt weiter.

DSC07644Mauricio hat uns am Morgen wieder verlassen, wir 3 anderen sind zu dem Tompkins Park Chacabuco gefahren

OLYMPUS DIGITAL CAMERALeider waren die Ballone nicht mit Helium gefüllt. Es war immer noch sehr beschwerlich die Berge zu erklimmen. Aber endlich sahen wir ein paar wilde Tiere.

DSC07651Guanacos rasten und grasten überall herum. Die Landschaft ist gigantisch. Tompkins ließ die Häuser mit Steinen aus der Gegend bauen, aber in einem nicht gerade zur Gegend passenden Stil, nach meinem Geschmack zu protzig, erinnert eher an Harry Potter.

DSC07655Tompkins, der Gründer von NorthFace und Esprit, kaufte und kauft unglaubliche Ländereien auf um daraus Naturschutzgebiete zu machen. Auf ehemaligen Schaffarmen werden Zäune runter gerissen.

DSC07656Es ist aber nicht alles nur positiv. Es herrscht noch ein rechtes Chaos, keiner weiß eigentlich, wo es wirklich lang geht. Freiwillige, vor allem aus USA kommen und arbeiten hier ohne Lohn, zelten, haben nicht einmal eine warme Dusche. Der Zeltplatz ist 3km vom Haupthaus entfernt und auch hier wegen den Steinen, nur sehr schwer mit dem Fahrrad zu fahren. Es gibt noch eine Lodge, ein richtiges Herrenhaus, wo man es sich für 400USD die Nacht, so richtig gut gehen lassen kann.

Da mein Geburtstag mit dem wahren Thanksgiving zusammen viel, hatten wir besonders viel zu feiern, vor allem da wir noch zwei Texaner trafen, die Nigel und mich viel weiter nördlich mit Wasser aushalfen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAuf der weiteren Strecke war es nicht zu übersehen, dass Tompkins nicht nur Freunde hier hat.

DSC07674Ich weiß aber nicht, was die genauen Gründe der Tompkins Gegner sind. Er unterstützt z. B. die „Patagonia sin Represa“ Bewegung, die Verhindert, dass in Patagonien Staudämme gebaut werden, was sicherlich auch für einige, die den „Fortschritt“ und das Geld wollen, ein Dorn im Auge sein kann.

Nichts desto trotz, wir fuhren weiter und erfreuten uns der schönen Landschaft, so lange es das Wetter zu ließ. Es wurde allerdings wieder so schlecht, dass wir Unterschlupf in einer Herberge suchten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm nächsten Tag war das, was da vom Himmel kam, sehr weiß war uns dazu veranlasst einstimmig sofort zu beschließen, dass wir einfach bleiben. Es gab da drin so ein schönen warmen Holzofen und noch genug Holz für eine ganze Woche. Brot und Eier konnten wir vom Bauern nebenan bekommen. Elektrizität gab es nicht. Es ich hatte dann sowieso genug, als der Akku vom Laptop leer war.

Auf der letzten Strecke auf der Regenseite, sammelte Jackie noch die letzten Nalgas.

DSC07683Wir wollten noch versuchen, ein Mus daraus zu machen.

Nach einer der längsten (Kilometer) Tage erreichten wird Puerto Yungai, sogar noch vor 6 Uhr abends, dass wir noch die letzte Fähre erwischten.

DSC07685Ich konnte es kaum glauben, wir haben uns alle sehr gefreut, dass es zur Abwechslung mal wieder etwas besser lief. Auf der anderen Seite des Flusses, war eine „Wartehalle“ sehr neu, sogar mit fließend Wasser und Toilette, wo wir gut auf den Bänken schlafen konnte.

DSC07687Es war nicht zu übersehen, dass wir nicht die ersten Radfahrer hier waren. Wahrscheinlich gibt es die mehr als Autofahrer. Sogar ein Weihnachtsbauch stand vor der Tür, der nachts richtig schön leuchtete.

DSC07689(Ja, ich weiß, es ist eigentlich ein Minileuchtturm)

Nur noch wenige Kilometer bis zum Ende der Carretera Austral, aber mit die gigantischsten.

DSC07693Wenn man das Foto vergrößert, sieht man zwei rote Punkte, Jackie und Kayla.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAHier komme noch ich den Berg hoch geradelt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs war einfach wunderschön. Oben machten wir kurz eine Pause und wollten dann weiter unten am Fluss Mittag machen. Es kam aber mal wieder alles ganz anders als geplant. Was genau passiert ist, weiß ich nur aus Erzählungen, ich fiel mal wieder vom Rad und war ohnmächtig. Diesmal mit Zeugen. Jackie war vor mir, Kayla hinter mir, hat es aber auch nicht so genau gesehen. Ein rechter Schock für die beiden. Nach ca 45 min kam endlich ein Auto, das uns zurück zur Fähre brachte, Hauptsache raus hier. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, nur noch dass ich fragte, warum wir wieder zurueck fahren, und Jackie nur meinte, Hauptsache weg hier, wohin, wo wir eventuell Hilfe bekommen können. Auf der Fähre war ein Sanitäter vom Militär, der meine Wunden gesäubert und verbunden hat. Außer meiner Schulter, die beim Sturz einen rechten Schlag abbekommen haben muss, ging es mir wieder schon viel besser, hatte unglaublichen Hunger, zum Glück gab es auf der anderen Seite des Flusses ein Kiosk, Die Frau war schon am Tag zuvor so nett zu mir, kam dann gleich raus und gab mir viel zum Essen, auch das Rhabarbermus, das sie frisch gemacht hat.

Eigentlich wollten wir waren gerade am überlegen, wo wir nächtigen sollen, ein Soldat hat gemeint, in dem Camp gäbe es freie Zimmer, da könnten wir auch duschen, da sahen wir, dass auf die nächste und letzte Fähre am Tag ein VW Bus mit Villa O’Higgins wartete. Sofort fragten wir, ob er uns mitnehmen könne, mein Sturz überzeugt eigentlich jeden. Also ging es wieder zurück, die ganze schöne Strecke wieder hoch. Diesmal genoss ich es richtig, dass ich einfach die Aussicht genießen konnte und nicht immer auf den Weg achten musste. Auch war es so spät am Tag, erst am 9 Uhr waren wir in Villa O’Higgins, so spät und bei dem schönen Abendlicht waren wir eigentlich nicht mehr unterwegs.

DSC07699Wir wurden direkt vor dem Hostel El Mosco abgesetzt.

DSC07702Sehr freundlich wurden wir von Fili empfangen. Hier kann man zelten oder ein Bett haben. Wir war nicht mehr danach mein Zelt aufzustellen. Für die erste Nacht gönnte ich mir ein Bett. Fili rief gleich den „ländlichen Gesundheitsposten“ an. Ich konnte gleich vorbei kommen. Einen Arzt gibt es hier auch nicht, aber eine Krankenschwester. Die hat nur festgestellt, dass der Sanitäter, die Wunden gut gesäubert hat und nachdem sie meinen Arm bewegt hat und mich bewegen lassen, dass nichts gebrochen ist. Wenigstens das war beruhigend.
Ich hatte ja keine permanente Schmerzen, sondern nur ein paar Bewegungen schmerzten. Es war Mittwoch, erst am Samstag ging das nächste Schiff weiter, also noch ein paar Tage auszuruhen. Ein schöner gelb/roter Fleck breitete sich von meiner Schulter nach unten aus. Da ja keine Badesaison ist, machte das ja nicht viel.

Bevor ich mein Schiffsticket am Freitag gekauft hatte, baute ich mein Fahrrad zusammen, das alles heil überstanden hat, nur wegen dem Transport noch das Vorderrad ausgebaut hatte und versuchte zu fahren. Welch Freude, das Fahren ging ohne Schmerzen. Tragen war ein anderes Thema. Es war als ob der linke Arm total kraftlos wäre und weh tat, als ich was heben wollten. Nichts desto trotz, nochmals eine halbe Woche bis Mittwoch das nächste Schiff fährt, wollte ich nicht warten und kaufte mein Ticket. Die zwei Girls und nochmals zwei Radfahrer, Job aus Holland und Raoul aus Spanien, waren auch noch dabei. Am Samstag morgen ging es mir sehr gut. Ich fuhr als erste geruhsam los, damit ich nicht über die Schotterpiste jagen muss. Danach war mir überhaupt nicht. Am Bootsanleger ist das Ende der Carretera Austral, 1247km.

DSC07708Den Anfang sind wir nicht gefahren, da wir erst bei St Lucia auf die Strecke kamen und die letzten 60km sind wir aus nun bekannten Gründen im Auto gefahren.DSC07711 Der Anfang der Fahrt war noch schön ruhig, zum Glück nicht so windig. Wir hörten, dass in der Woche vorher das Schiff wegen Sturm nicht gefahren ist. Am Ende wurde es ein wenig ruppiger. Gerade als ich aufgestanden bin, gab es eine stärkere Bö und ich viel um. Zum Glück nicht wieder auf meine Schulter oder Kopf, ich konnte mich noch abfangen, habe dabei leider wieder die Schulter verzerrt. Das hätte nun wirklich nicht mehr sein müssen. Auf der anderen Seite ging es nicht mehr so gut. Und das ausgerechnet da, wo mir eines der härtesten Etappen bevor stand. Es waren zwar vorerst nur 22km, die hatten es aber in sich.
Zuerst mal 1 km steil den Berg hoch, auf Schotter, was sonst, zum Chilenischen Zoll. Ein Zollbeamter hatte Mitleid mit mir und lud Fahrrad mit Gepäck auf seinen kleinen Anhänger. Bis zur Grenze, nochmals ca 12km konnte man das Gepäck noch befördert bekommen. Es kostete zwar ganz schön, ich wollte aber nicht, dass meine Freunde es womöglich noch schleppen mussten.

DSC07713Auf der Strecke ging es zwar hoch, aber man konnte es noch als Weg bezeichnen. DSC07714Direkt an der Grenze, wo ich eigentlich noch ein Haus, Wachposten oder sonst was vermutet hätte, sah ich mein Gepäck unter einem Baum liegen. Danach war es nur noch ein Single Trail bis zum Argentinischen Zoll. DSC07715Job und Raoul hatten es eilig und waren schon weg. Kayla und Jackie wollten ein Teil  meines Gepäcks übernehmen, was ich dann auch einsah, dass es das Beste ist. Sie taten mir richtig Leid, da es bergab nicht viel einfacher war als bergauf.   DSC07716 Es ist unglaublich, wie lange 6 km auf dem Fahrrad dauern kann, wenn man es über Stock und Stein, durch Sümpfe und Flüsse schieben muss. Dann endlich sahen wir von oben das Zollhaus. Das motivierte richtig. Die Zollbeamte, die hier Wache schieben müssen, scheinen keinen Feierabend zu haben. Sie sind hier eine Woche lang voll im Einsatz. Außer dem See Lago del Desierto gab es sonst nichts.

DSC07722 Sie ließen uns zuerst das Zelt aufstellen und dann sind wir zum Abstempeln gegangen. Job und Raoul waren schon länger da. Da das offizielle Boot über den See erst ab 15. Dezember fuhr, fragten wir nach einem Privatboot. Von anderen Radfahrern, die uns entgegen kamen, hörten wir, dass wenn man genug zahlt auch ein Boot haben kann.

Sie machten uns aber nicht viel Hoffnung. Sie konnten nur im Notfall mich in ihrem Boot über den See bringen, wenn am anderen Ende ein Notarztwagen auf mich wartet. Das wollte ich dann auch nicht. Für heute zuerst mal schlafen und abwarten. Mir war klar, dass ich nicht die 16 km um den See möchte, für die andere Radfahrer mit gesunder Schulter schon bis zu 20 Stunden brauchten.

Am morgen machte sich Job und Raoul auf. Ich zog auch meine Radkleidung an, fragte mich nachher wozu. Immer wieder ging ich zum Zoll, fragte nach dem Boot, bekam aber nur negative Antworten. Anscheinend gibt es dort auch ein Hotel, dessen Besitzer ein Boot hat und manchmal aus hilft. Der war aber anscheinend gerade nicht da. Um die Mittagszeit kam ein älteres belgisches Paar, zu Fuß, mit Koffer, die bis zum See mit Pferden transportiert wurden. Sie behaupteten, dass sie um vier Uhr mit einem Boot abgeholt werden und ich könne da natürlich mitfahren. Also mit ein bisschen positiverer Stimmung weiter warten. Es kamen noch andere Wanderer, die auch mit uns auf dem Schiff waren, aber noch auf der anderen Seite übernachtet hatten. Die anderen waren voll ausgerüstet mit Zelt und Essen und rechneten eigentlich nicht mit einem Boot. Wenigstens hatte die Wartestelle einiges zu bieten, Blick auf den Fitz Roy.Zuerst war er noch von Wolken verhangen, die sie dann tatsächlich doch noch verzogen. DSC07732 Allerdings  war kein Boot in Sicht. Die Belgier wurden immer unruhiger. Um sieben Uhr abends wurden sie von den Zollbeamten verköstigt und eine Schlafstätte bereitet. Um acht Uhr ging ich zu meinem Zelt um meine Sachen wieder auszupacken. Außer  dem Zelt war alles schon gepackt. Ich zog mich gerade im Zelt um, da  kam in Zollbeamter und meinte, in 15 Minuten wäre das Boot da. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, konnte es zuerst auch nicht glauben. Dann packte ich schnell mein Zelt zusammen, Jackie und Kayla auch. Es hieß, es wäre nur für uns. Tatsächlich kam in Boot angefahren um uns abzuholen, mit Ivor, dem Aguas Arriba Lodgebesitzer  persönlich.

DSC07740Die Belgier konnten nicht mit, da sie von dem See nicht mehr nach El Chalten gekommen wären. Ich überlegte mir schon, wie viel mich das wohl kostet, dachte dann, das spielt jetzt keine Rolle, Hauptsache ich bin über dem See. Noch erstaunter war ich, als Ivor überhaupt nichts verlangt hat. Es sei doch selbstverständlich, dass er mir hilft. Unglaublich. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Solch eine Generosität kannte ich vielleicht von armen Leuten, die noch ihr letztes Hemd hergegeben hätten, bei wohlhabenderen ist es nicht so häufig anzutreffen. Wirklich bemerkenswert. Überhaupt, dass er doch nochmals über den See gefahren ist, die Belgier geholt und in seinem Hotel untergebracht hat.

Job und Rauol warteten auf uns am See. Anscheinend haben sie den Bootsleuten von mir erzählt, dass ich mit meiner verletzten Schulter nicht von dort wegkommen würde. DSC07744 Alle waren wir froh, auf der anderen Seite zu sein. DSC07749 Am nächsten Tag war es dann nur noch eine leichte fahrt von ca 35 km nach El Chalten immer mit dem Fitz Roy DSC07756und so manch anderen bergen im Visier.

In dieser schönen Gegend und bei der sehr netten Familie von Florencia und Mario viel es mir nicht schwer einfach mal nichts zu tun und meine Schulter zu schonen. Hier verbrachte ich eine sehr schöne Woche, habe unglaublich viele Empanadas gebacken, dem Sohn bei den Mathe-Hausaufgaben geholfen, mich einfach mit den anderen unterhalten, vielleicht auch etwas Spanisch gelernt bis mein Paket mit Ersatzteilen da war, wir mein Fahrrad richteten und ich am 17.12 Richtung Puerto Natales weiter gefahren sind. Kayla und Jackie sind schon am Tag vorher weiter. Einerseits wurde es für mich nach einem Monat gemeinsamen Fahrens wieder Zeit, alleine zu sein, andererseits hoffe ich sie bald wieder zu treffen.

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Südinsel von Neuseeland: Teil II

*** Mein Computer ist seit einiger Zeit kaputt, somit meine Zeit im Internet noch mehr eingeschränkt. Ich werde nur kurz den Eintrag überfliegen und dann veroeffentlichen. Bitte um Nachsicht fuer noch mehr Rechtschreibfehler (wer welche findet, darf sie behalten) ****

Am Montag den 4. Februar fuhr ich von KakaPoint weiter (übrigens heisst sehr viel hier „Kaka-„irgendwas. Mittlerweile habe ich herausgefunden, das ist ein Vogel). Es hat natürlich geregnet. Vorausgesagt war es ja schon lange, aber es hat gewartet bis ich weiter gefahren bin. Was solls, ich will nicht klagen, wurde ich doch seither vom Wetter sehr verwöhnt. War auch auf der weiteren Strecke nicht weiter tragisch, es war sowieso fuer diesen Tag nur der Strasse entlang. Am nächsten Tag war dann wieder wunderbares Wetter.

Eigentlich wollte ich auf neu angelegten Radwegen fahren, wie sie in meinem Buch beschrieben waren. Nur waren sie so neu, dass sie noch nicht existierten oder noch nicht freigegeben waren. Nur ein schönes Stück an dem Clutha Fluss entlang existierte schon. DSC04423 (2)An diesen Gräbern merkte ich, ich war schon einmal hier DSC04428 (2)kann mich ausser an das Grab „Somebody’s Darling“ an nichts mehr erinnern. DSC04429 (3)Später war der Track wieder gesperrt. Ärgerlich. Später so es aber so aus, als ob sie nur einen speziellen Event abwarten und ein großes Opening zu zelebrieren und den Track „offiziell“ noch nicht benutzt haben wollen. Es waren trotzdem aber schon ein paar Radler darauf unterwegs.

Da auch er durch öffentliches Gelände, weg von der Straße, ging, konnte ich mal wieder mein Zelt ungestört am Abend aufbauen.  DSC04431 (2)Nur sprangen sehr viele Hasen herum. Hasen werden mit Vorliebe nachts gejagt und geschossen. Das hatte ich schon einmal dass ich im Zelt auf einmal lauter Schüsse hörte. Nur hier liegt auch Gift aus, 1080 ich glaube das ist so was wie Zyankali, um die Possumplage in den Griff zu bekommen. Daher fühlte ich mich sehr sicher. Auch Hasen waren somit mit grösster Wahrscheinlichkeit vergiftet. Ich hatte tatsächlich die ganze Nacht meine Ruhe.

Es war dann nicht mehr weit bis nach Alexandra, wo ich Taemi traf, eine junge Amerikanerin. Sie viel schon damit auf, dass sie einfach quadratische Eimer als Fahrradtaschen hatte.

DSC04442 (2)Sehr originell und absolut wasserdicht. Nur meinte sie, Flussdurchquerungen würde sie damit lieber nicht riskieren, die Deckel saßen wahrscheinlich nicht dick genug.

Zusammen fuhr ich mit ihr ein kurzes Stück auf dem Ortago Rail Trail. Sie fuhr auf dem Trail weiter, ich bog Richtung Westen auf die Thomsons Gorge Road über den Thomson Saddle.  DSC04451 (2)Diese Strasse ging durch verschiedene Weiden, staendig Tor auf und wieder zu. Das war aber nur das Wenigste. Es war als „Allrad“Strasse ausgezeichnet.  DSC04452 (2)Selten musste ich mein Fahrrad so steil hoch schieben.  Dafür war es aber unwahrscheinlich schoen und sehr ruhig. Nur unten hatte ich noch einen Farmer gesehen, dann war Ruhe bis ich über dem Sattel war. DSC04455 (2)Bei dem genialen Wetter wurde ich oben mit der spektakulärsten Aussicht belohnt. DSC04458 (2)Mount Cook und die Seen waren sogar zu sehen.  DSC04471 (2)An meinem Jahrestag, am 8. Februar, schon wieder ein Jahr unterwegs, erreichte ich Lake Hawea.  DSC04479 (2)Ich brauche glaub nicht mehr zu erwähnen, dass das Wetter einfach traumhaft war. Man sieht es ja selber.  DSC04483 (2)Auch die Landschaft war immer traumhafter und viele schoene Seen zum Zelten.  DSC04487 (2)Das einzige, was ein bisschen störte, war der Wind.  DSC04491 (2)Wie man hier sieht, wachsen schon die Bäume sehr krumm. Leider in der falschen Richtung.  DSC04496 (2)Durch die Berge mit den vielen Kurven war es erträglich  DSC04504 (2)Dann über den Haast Pass und runter an die WestküsteDSC04513 (2)Ich kann mich noch gut erinnern, wie es hier letztes Mal geregnet hat. 5 Tage hatte ich nasse Schuhe. Davon war vorerst keine Spur DSC04524 (2)Es als ich zu den Gletschern kam, zogen Wolken auf.  DSC04533 (2) DSC04535 (2)Für Radfahrer haben sie extra schoene Radwege von der Straße zu den Parkplätzen für die Wanderwege zum Gletscher angelegt.  DSC04537 (2)Ich liebe einfach die dichten Regenwaelder, die trotz der langen Trockenheit noch sehr grün waren.  DSC04541 (2)Vom Gletscher selber, hier Fox, war ich etwas enttäuscht. Es ist nicht mehr viel übrig. Gerade als ich beschlossen habe, da muss ich nicht noch weiter laufen, hat es auch schon angefangen zu regnen. Das war mir in dem Moment so etwas von egal, sogar Willkommen, da ich jetzt einen Grund mehr hatte umzudrehen.

Es hat dann weiter geregnet. Vom Franz Josef Gletscher habe ich nichts gesehen, interessierte mich dann auch nicht mehr sehr.

Erst am Nachmittag tags darauf, kam die Sonne wieder heraus. Schon früh erreichte ich diesen See, wo ich auch zelten konnte.

DSC04551 (2)Sofort breitete ich alles aus und ruckzuck war alles wieder trocken. Nicht dass es wirklich nass gewesen waere, mein Zelt ist dicht, nur eine gewisse Feuchtigkeit laesst sich nicht vermeiden. Es gab sogar einige, die in dem See schwammen. Nur ich war zu dem Zeitpunkt so froh endlich wieder trocken zu sein, ich wollte nicht wieder nass werden.

Weiter ging es an der Westküste, etwas trockener weiter. Von Ross aus sollte ein Radweg nach Hokitika gehen. Die Frau von der Touristeninformation meinte, er sei noch nicht fertig, überhaupt die Brücke am Anfang. Da allerdings nicht viel Regen war, koenne ich gut durch den Fluss, danach sei alles nur Schotterweg.

Also gut, ich war schon zu lange auf dem Highway, bereit fuer neue Abenteuer.

Die Brücke sah wirklich nicht so aus, als ob ich da mit dem bepackten Fahrrad drüber wollte.

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Nachdem ich den Fluss durchquert hatte, war für mich klar, ich moechte da nicht mehr zurück. Ich hatte zwar schon schlimmere Flussdurchquerungen, trotzdem, das Wasser ging mir bis zum Knie und das schwere Fahrrad in der Strömung ueber die grossen Steine zu schieben ist auch kein Vergnügen.

Auch nachdem ich die „Schotterpiste“ gesehen habe, gab es fuer mich nur noch vorwärts.

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Der ganze Weg war von einem stacheligen Gestrüpp, genannt „Gorse“, ein schlimmes Unkraut, zugewachsen. Aeusserst unangenehm,

Ab und zu waren Baeche zu überqueren. Der Abstand der Balken war nicht immer sicher, deswegen war hier eher Schieben angesagt.

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Einmal durfte ich dann nochmals durch das Wasser, war aber nicht schlimm. DSC04560 (2)

Nach 12 km war dann der Spass vorbei, meine Beine waren von all den Dornen blutueberstroemt.  DSC04562 (2)

Auch wie ich merkte, haben meine Satteltaschen Dornen abbekommen, die waren jetzt auch ganz schoen stachelig.DSC04564 (2)

Auf der anderen Seite war ein Schild, das ich natürlich erst am Ende gesehen habe. Wenigstens war es nicht verboten, hier durchzufahren. DSC04567 (2)

Dann Hokitia, mit den Gebilden und Kunstwerke aus Treibholz. Hier war ich wieder bei einem Warmshower Gastgeber, Kevin, ein sehr interessanter, pensionierter Wissenschaftler, der alle Fragen beantworten konnte.

Auf seine Frage, ob ich am nächsten Tag Kajak fahren gehen moechte, antwortete ich natürlich freudig mit einem „Ja“.

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Er brachte mich zu einem wunderschönen See, wo ich in der Morgenstimmung ein paar Runden drehen konnte. Sehr interessant die Landschaft von dieser Perspektive zu sehen. DSC04576 (2)

Weiter auf Seitenstrassen ging es weiter nach Norden, zu den NelsonsLakes. DSC04589 (2)

Kurz darauf St Arnaud, der Ausgangspunkt fuer den Rainbow Track. Schon letztes Mal habe ich von dem Track gehört, bin ihn aber nicht mehr gefahren. Dieses mal wollte ich es unbedingt nachholen.

Der Anfang ist noch geteert, geht durch den Wald in ein Tal hinein. Ueberall sah ich weisse kleine und graue groessere Kisten stehen. Dann sah ich eine Arbeiterin, die ich gleich ausfragen musste.

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Es waren Fallen fuer die kleine Iltisartige Tiere und fuer Possums, die im verdacht sind in Neuseeland Tuberkulose zu übertragen.

Es war mal wieder traumhaftes Wetter, das richtig dazu einlud ab und zu an einem Fluss eine Pause einzulegen. DSC04596 (2)

Manchmal sah es so aus, als ob der Weg an einem Felsen endet, dann ging es doch wieder durch eine enge Schlucht. DSC04602 (2)Der Zustand der Strasse war leider nicht gerade gut. Teilweise sah es nach Erdrutsch aus, teilweise waren auch zu viele Autos unterwegs. Der Track ist einfach zu bekannt. DSC04603 (2)Trotzdem wunderschön. DSC04605 (2)Genial sind auch die Berghütten, in denen man einfach übernachten kann, ohne das Zelt aufstellen zu muessen. Es ist hier immerhin auf fast 1000m, da kann es sehr kalt werden. DSC04614 (2)Unglaublich, wie ruhig es hier oben ist.

Am nächsten morgen ging es dann auf den Island Gully Saddle, mit etwas ueber 1300m. DSC04617 (2)

Geschafft! Fast nur noch abwärts nach Hamner Springs!DSC04618 (2)Doch dann kam es wieder anders als gedacht. Hinter dem Sattel war die Strasse noch befahrener, grosse Steine, schlimmes Wellblech waren das Resultat. Ich habe mich sehr geärgert, dass jeder mit seinem grossen Wohnmobil da durch muss.

Wahrscheinlich haette ich gelassener sein muessen, denn dann kam was, dass ich endlich mal wieder etwas spannenderes erzählen kann, als schönes Wetter und fantastische Landschaft.

Eigentlich kann ich überhaupt nichts erzählen, weil ich keine Ahnung habe, was passiert ist. Ich war auf einmal im Medical Center in Hamner Springs. Ein Ranger, den ich anscheinend angehalten habe, hat mich dorthin gebracht. Ich muss ganz schoen vom Fahrrad gefallen sein, hatte ein ganz schönes Blackout, meine rechte Seite war total aufgeschuerft und der linke Daumen angeschwollen. DSC04622 (2)Wirklich kein schöner Anblick, wie ich da bei der Krankenschwester stand. Kein Wunder, dass sie mich zuerst mal unter die Dusche schickte. Das war die beste Dusche seit langer Zeit. Danach wurden die Wunden gesaeubert und ich musste immer wieder alle Namen wiederholen. Der Arzt hiess Scott, die Krankenschwester Sharonne und der Ranger Bob. Von dem Moment wo ich in Hanmer war, wusste ich alles wieder, nur was davor war, keine Ahnung. Ich kann nicht einmal sagen, ob ich schnell oder langsam gefahren bin, warum ich hingefallen bin, nichts! Wieder einmal hatte ich Glück im Unglück, einen Warmshower Gastgeber, der auch noch Notarztwagenfahrer war (Ambulance officer). Das beruhigte auch die Krankenschwester, die mich dann wohlbehütet wusste.

Einen Tag ausruhen und die heissen Quellen in Hanmer geniessen und dann weiter. Den ganzen Downhill, den ich wegen dem Unfall verpasst hatte, konnte ich jetzt hoch fahren. DSC04628 (2)Daumen und ich kamen sehr gut am Jacks Pass an.
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Danach ging es zum Molesworth Track. An dem Tag wollte ich nicht lange fahren, nur nach Acheron. Dort gibt es einen kleinen DOC Campground. Als ich da ankam, kam der Ranger aus seinem kleinen Häuschen raus. Ich wunderte mich nicht schlecht, es war der selbe, der mich zum Medical Center gebracht hat. Er hat mich natürlich auch gleich wieder erkannt, sich gefreut, dass es mir wieder gut geht und hat sich sehr um mich gekümmert. Bald wussten alle Ranger in der Gegend, dass ich auf dem Track unterwegs war und hielten ein Auge auf mich.

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Der Molesworth Track ist zum Glück nicht so bekannt, wie der Rainbow Track. Ausser mir habe ich kaum jemand gesehen.

DSC04643 (2)Nur fantastische Landschaft
DSC04644 (2)Lange Wege, die sich durch die Ebene ziehen. Dazwischen drin ein paar BergeDSC04647 (2) Wieder unglaublich warm, bis ich auf der anderen Seite war, der Molesworth Station, wo ich wieder an einem der alten Haeuser zelten konnte. DSC04652 (2)Danach wurde es merklich huegeliger. Keinen Meter mehr eben. DSC04657 (2) Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Ich dachte, ich muss nur von ca 800m auf Meereshoehe runter und koenne deswegen einige Kilometer hinter mich bringen. DSC04663 (2) Nichts warsDSC04664 (2) Dafuer ging es schoen durch Schluchten und auf Berge mit schöner Aussicht.

Erst um Mittagszeit am nächsten Tag war ich dann in Blenheim, egal. Es war Sonntag, die grossen Shopping Center haben trotzdem offen. Von dort wollte ich schnell nach Picton und hoffte, dass ich von dort am Abend eine Fähre zum oberen Start des Queen Charlotte Track bekomme. Leider gibt es keine Fähre am Abend, also besorgte ich mir ein Ticket fuer die erste am nächsten Morgen und fuhr gemächlicher weiter nach Picton, am Nordrand der Suedinsel.

Dort angekommen ärgerte ich mich, dass ich das Ticket gekauft habe. Die Campingplätze in dem Ort sind erschreckend teuer, da meine Fähre früh am nächsten Morgen ging, musste ich dort übernachten. Also bin ich schnell zum Tourist Info und habe zum Glück das Ticket zurück geben koennen.

Mit dem Fahrrad bin ich dann aus Picton heraus Richtung Westen, DSC04673 (2)Richtung dem unteren Start des Queen Charlotte Tracks. DSC04675 (2) Dort konnte ich dann direkt am Meer auf einem wunderbaren Campingplatz zelten. DSC04678 (2) Der obere Teil des Queen Charlotte Tracks ist bis 28. Februar fuer Radfahrer gesperrt. Es war somit sowieso besser von unten den einfachen Teil zu fahren. DSC04686 (2) Ich muss sagen, es war wirklich einer der beeintruckensten Strecken die ich gefahren bin. Durch dichten Wald mit Ausblick auf das Meer. DSC04690 (2) Nur ein kurzes Stueck, das sich aber wirklich gelohnt hat. DSC04694 (2)Danach noch einen kurzen Abstecher nach Nelson, wo ich mich mit Margy und Lindsay, Freunde aus Australien, bei der Familie ihres Sohnes treffen wollte.

In der „zweiten“ Radfahrergeneration, werden die Kinder nicht mit dem Auto in Kindergarten gefahren.

DSC04710 (2)Es ist nur eine Frage der Organisation, aber es geht auch so, und die Kinder haben sichtlich Spass dabei und die Mutter ist ganz schoen fit. Der Kleine darf auf den Radwegen selber fahren.

Nach einem Abend von Diskussionen ueber Radfahren in der ganzen Welt fuhr ich zurück nach PictionDSC04713 (2) Holz ist eine der grössten Wirtschaftszweige hier. Es ist unglaublich, wieviel Baeume hier gefaellt werden. DSC04714 (2)Von hier ging es dann mit dem grossen Fährschiff auf den suedlichen Teil der Nordinsel, Nach Wellington.

DSC04720 (2)Dort traf ich am 2. Maerz Alex und Martin, meine Freunde aus Australien (siehe Pamir Highway, Silvester) die nach Neuseeland gekommen waren, um mit mir die Nordinsel zu erforschen.

Mehr darüber nächstes mal.

Touren mit und ohne Fahrrad

Nachdem Lindas dreiwöchige Bereitschaft als Geschworene beendet war, blieb sie auch in Coolangatta, wollte später nach Rockhampton fliegen und mit Arie und den zwei Hunden langsam der Küste entlang wieder zurück und hat mich dazu mit eingeladen. Ich war in der Zwischenzeit mit Judiths Buch fertig, das wollte ich erledigt haben, bevor ich für längere Zeit auf Tour gehe.

DSC01266Am 8. Dezember ging es los mit dem Flugzeug nach Rockhampton. Schon aus der Luft sah man, hier oben ist alles viel trockener und flacher.
DSC03688Arie holte uns mit Auto, Wohnwagen und den zwei Hunden am Flughafen ab. 2003 bin ich die Strecke mit dem Fahrrad gefahren, konnte mich aber an nichts mehr erinnern. Linda und Arie kennen die Strecke gut und wissen nette Plätze, wo man Zelten kann..

DSC03690Für mich war das ein totales Novum, so eine Tour mit Auto zu machen und den ganzen Luxus eines Wohnwagen auch noch dabei. Geschlafen habe ich in meinem Zelt, das erste mal seit den Philippinen, welch eine Freude.

Zuerst sind wir entlang der Küste gezottelt, haben abgelegene Buchten angeschaut, 30-40km lange Sackgassen für die ich mit dem Fahrrad einfach zu faul  wäre.
DSC03711Wie zum Beispiel ein Ort namens 1770, wo Cook 1770 landete.
DSC03718In der nächsten Nacht sind wir auf einem abgelegenen Campingplatz gelandet. Zuerst machte er keinen besonderen Eindruck es waren auch nur 2 andere Wohnwagen dort. Etwas entfernt war ein Fluss.
DSC03730Später entdeckten wir die Schätze dieses Platzes. Es gab einige wilde Tiere. Am späten Nachmittag kamen die Kängurus heraus, schwarze Kakadus mit roten Schwänzen flogen umher, Warane rannten herum.
DSC03735Schlangen schlängelten sich den Ästen entlang und in der Dunkelheit kamen Glühwürmchen hervor. Das ist was vom Einzigartigen hier in Australien, die große Anzahl der verschiedenen Tiere. Manchmal kann es auch ganz schön laut sein, wenn alle die Grillen anfangen, Rosakakadues, Kakadus und Kookaburas um einen herum fliegen.

An der Cooloola Coast machen unzählige Zugvögel halt. Unglaublich, was für Strecken sie nach Sibirien oder Alaska zurück legen.

Für die ca 800km von Rockhampton nach Coolangatta ließen wir uns mächtig viel Zeit, suchten Plätze, die interessant aussahen, wo ich nicht mit dem Fahrrad hinfahren müssen wollte.
DSC03747Nach Gympie fuhren wir in die Berge. Fast überall in den alten Siedlerorten haben sich Künstlerkolonien gebildet. Überall gibt es Galerien und Kunsthandwerke. Es ist leicht zu verstehen, warum sich hier die ersten Siedler niedergelassen haben. Es sieht so aus wie in einigen Teilen Europas und das Klima  ist hier oben auch wesentlich angenehmer.

Dann wieder runter ans Meer, in eine total andere Welt. Ich bin froh, die Bergroute gewählt zu haben. Die Küste ist einfach sehr voll, überhaupt um diese Jahreszeit zieht es alle ans Meer. Statt Künstler prägen Surfer das Straßenbild, (wobei natürlich auch Surfer Künstler sein können und umgekehrt).

Dann wieder zurück in Coolangatta, wo ein Paket von Schwalbe mit neuen Reifen und Schläuchen auf mich wartete. Vielen herzlichen Dank. Sehr viel Neid habe ich inzwischen bei vielen Radlern mit diesen prima Schwalbe Mondial geweckt.

Nur einen Tag blieb ich dort, um mein Fahrrad zu richten, Blogeintrag zu schreiben, etc.  Mir kribbelte es inzwischen mächtig in den Beinen und ich wollte bis Weihnachten noch eine Tour durch die Nationalparks der Gegend machen.

Wie schon erwähnt, ist die Küste derzeit einfach zu voll, deswegen zog es mich in die Berge, die sind hier nicht sehr hoch, aber es ist ein stetiges auf und ab, dass man am Ende des Tages doch ganz schön viele Höhenmeter zurückgelegt hat.

Mein erster Stopp war bei Chris und Dave außerhalb von Beaudesert, von der „Warm Shower list“. Ich liebe einfach das Netzwerk für Fahrradreisende. Erstens bekommt man einen besseren Einblick in das Leben der Leute in den verschiedenen Ländern, zweitens sind die Gastgeber auch Fahrradfahrer, d.h. man hat unglaublich viel Gesprächsstoff.

So habe ich erfahren, wie es sich in den abgelegenen  Farmhaeuser lebt. Wunderbarer Blick über die sanften Hügel, mit einem blühenden Jacaranda Busch vor dem Haus. Es  nicht abgeschlossen werden, warum auch, die Chance, dass jemand vorbei kommt, ist sehr gering. Viel wahrscheinlicher ist, dass eine Schlange vorbei kommt. Eigentlich dachte, ich sie verschwinden, wenn ich angetrampelt kommen, anscheinend tun das die „Brown Snakes“ nicht, die giftigste Schlange überhaupt. Jedes Jahr sterben ein paar Leute. Vielleicht sollte ich in Zukunft besser aufpassen.

Aber auch hier gibt es wunderbares Essen und vorzüglichen Wein. Bis spät in die Nacht haben wir geredet, über all die wunderbaren Plätze auf der Welt, wo man Radfahren kann.

Es hatte ein Weilchen gedauert, bis ich los kam. Zu nett war es und noch so viel zu reden. Ich kann ja wieder zurück kommen.

Es war schon recht warm als ich schlussendlich auf dem Fahrrad gesessen bin. Zuerst ging es noch mit den Bergen, ich ließ es langsam angehen. Es bestand absolut kein Grund zur Eile. Nach 14km kam schon der erste und letzte (bis zum allerletzten) Ort, Rathdowney. Meine Flaschen waren alle noch voll, auch sonst hatte ich alle meine Vorräte. Nur um das nette, kleine Tourist Info bin ich nicht drumrum gekommen. Es liegt am Fuße der MacPherson Ranges, ein nettes altes Örtchen.

Danach fing der Anstieg an und immer den beeindruckenden Mt Lindsay im Blick.
DSC03768Es war gnadenlos heiß, ging immer bergauf und es gab kaum Schatten. Die Landschaft war fantastisch und es gab in dieser abgelegenen Gegend so gut wie kein Verkehr.

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Als ich in Woodenbong angekommen bin, war ich fix und fertig. Dann war auch noch Samstag Nachmittag. Ich muss mich zuerst mal wieder daran gewöhnen, dass Läden um diese Zeit auch geschlossen sein können. Nur ein Take Away war offen. Für teures Geld erstand ich kühle Getränke, egal.

Dann stellte ich fest, da ich inzwischen in New South Wales war, war es schon 17Uhr. Wirklich kein Grund weiter zu fahren. Auch wenn der Ort nur 500 Einwohner hatte, er hatte einen kleinen (kostenlosen) Campingplatz, ruhig und schnuckelig. Das erste mal, dass ich mich zuerst mal im Schatten hinlegen musste, bevor ich in der Lage war, das Zelt aufzubauen.

Die Hitze hielt noch ein paar Tage an. Eigentlich hätte ich früher aufstehen sollen, um die kühlen Stunden des Tages zu genießen, ich war aber noch viel zu fertig

An manchen Siedlungen oder Kreuzungen gibt es General Store, Ein All-In-One Shop mit Tankstelle und Postoffice.

DSC03777Leider verschwinden die kleine Tante Emma Läden immer mehr, die so wertvoll für durstige und hungrige Fahrradfahrer sind.

Nicht mal auf 800m bei den Queen Mary Falls war es etwas kühler.

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Ich meine irgendwann mal gelernt zu haben, dass es pro 100m 1 Grad kühler werden sollte, es sei denn es herrscht eine Inversionswetterlage vor, was hier sicherlich nicht der Fall war. Mir wurde es auch mit dem Berg auffahren immer wärmer. Die Vögel schienen sich trotzdem noch wohl zu fühlen, wenigstens im Schatten.

DSC03782Erst als ich wieder runter gefahren bin, fühlte es sich an, als ob ich gegen eine Wand fahre. Zum Glück kühlte es sich am Abend immer etwas ab.

DSC03793Eigentlich war die Strecke hervorragend. Angelegene Straßen durch Wälder und Felder, manchmal nur dirt roads. Nur die Hitze hinderte mich daran es richtig zu genießen. Selbst die sonst so zahlreichen Tiere ließen sich nicht blicken.

Dann kam ich bei Jayn in der Nähe von Standthorpe an. Ihr Haus liegt direkt im Busch direkt am Rande des Höhenzuges mit weitem Blick in den Westen.

DSC03805Vor allem in der Abendstimmung war der Blick gigantisch.

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Da wir uns von Anfang an gut verstanden, es genug zu tun gab und die Aussicht auf Abkühlung nicht gegeben war, habe ich beschlossen, zwei Nächte zu bleiben.
DSC03812Früh am morgen machten wir uns auf zu ihrer Baustelle auf ihrem riesigen Grundstück. Sie baute gerade eine Hütte, ich durfte helfen, etwas was ich in meinem Leben noch nicht gemacht habe, ich liebe es immer neue Sachen zu lernen, es machte richtig Spaß.

Um 11Uhr war es dann zu heiß um noch irgend etwas zu sägen oder hämmern. Es gab auch im Haus noch genug zu tun.

Endlich wurde es wieder kühler. Es war noch ein langer Weg wieder zurück darum fuhr ich am nächsten Tag weiter. Die Strecke war wunderschön und wesentlich einfacher als die letzten Tage, hauptsächlich weil es nicht mehr so heiß war, nur noch 25 anstatt 47 Grad. Es waren jetzt auch einige von den wunderschönen roten Vögel, Rosellas, unterwegs. Kängurus hüpften herum, wahrlich eine Freude.

Hier gibt es auch einige Nationalparks, Ich habe mir den Bald Rock Nationalpark ausgesucht. Es ist der größte Granitfelsen auf der Südhalbkugel.
DSC03820Er ist auf über 1000m. Wirklich angenehme Temperaturen. Wie üblich in den Nationalparks gibt es viele Tiere. Ich war ganz schön dankbar über das Schild:

DSC03824Es ist den meisten immer noch nicht klar, wie viel Schaden sie anrichten, wenn sie die wilden Tiere füttern. Es ist nur ein kleiner Schritt von „zutraulich“ bis zum Angriff.

DSC03829Die Kängurus boten ein nettes Schauspiel, mit dem Jungen im Beutel. Er scheint sich sehr wohl zu fühlen und fällt auch bei großen Sprüngen nicht heraus.

DSC03832Das ist lauter Zeitgenosse, der Kookaburra oder auch „lachender Hans“. Er verhindert erfolgreich, dass man am Morgen zu lange schläft.

Es gibt auch einige nachtaktive Tiere, die um mein Zelt  streunten. Sie halten einen auch vom Schlafen ab. Es ist als ob die Tiere in Partystimmung kommen, wenn die Menschen (ich wenigstens) schlafen wollen. Drei Kreaturen sprangen von meinem Zelt weg, als ich kurz raus schaute. Ich konnte leider nicht erkennen, was es war, wahrscheinlich Wombats oder Possums oder so was.

Ich habe mir wahrscheinlich die bergigste Gegend von Australien ausgesucht, rüber und nüber über den Bergrücken. Kaum ein Tag an dem ich nicht mindestens 1000 Höhenmeter gemacht habe, egal wie kurz ich gefahren bin.

DSC03835Dann über den Richmond Range National Park. Über Kilometer hinweg keine Menschenseele, dafür Warane, Kängurus, bunte Vögel aller Art.

DSC03838Als das „Dry Weather Only“ Schild kam, war es schon zu spät. Ich hatte keine Lust mehr um zudrehen. Es hatte am Abend heftig geregnet, generell ist is aber so trocken, dass ich keinen Matsch oder Schlamm vermutet.

Nur ein paar Bäche waren im Weg.

Dann war ich bald wieder in der Mt Warning Region. Der ausgestreckte Zeigefinger würde mir normalerweise zeigen, dass ich bald „zu Hause“ bin. Nur hat er sich das erste Mal seit ich hier bin hinter den Wolken versteckt. Das war ein Grund, weswegen ich nicht noch einen Abstecher zum Gipfel gemacht habe. Ein anderer Grund waren Blutegel. In der Nacht zuvor habe  ich auf einer Wiese gezeltet, wo es diese ekligen Tiere gab. Ich war kaum fünf Minuten dort, da hatte ich schon so ein Geschöpf am Fuß, das mich schröpfte.  Sehr unangenehm. Dann ist mir eingefallen, mir wurde gesagt, Mt Warning soll voll davon sein. Nein Danke. Das war der zweite Grund.
DSC03848Dann nur noch dem Tweed River entlang, an diesem typisch australischen Hotel „Mt Warning“ Hotel, natürlich mit Bottle Shop, direkt nach Coolangatta.

So jetzt bin ich wieder voll in Reisestimmung. Nur ca 10 Tage war ich mit dem Fahrrad unterwegs, so viel gesehen, so viel erlebt, so viel gelernt, so viele Leute kennengelernt.

Weihnachten feierte ich bei meinen Freunden, natürlich mit BBQ, Schinken und Truthahn und schwimmen im Meer,

Über den Kaukasus ans Kaspische Meer zur Eruovisions-Stadt Baku

Im Regen und mal wieder schweren Herzens habe ich Trabzon verlassen. Auch wenn es noch so nett ist, es ist gut, wenn man beizeiten wieder geht, damit man gut in Erinnerung bleibt.
Trotz den zwei Tagen Ruhe, wurde ich bald wieder müde, aber nicht in den Beinen, sondern nur wegen Schlafmangel. Sedat hat mich bei seinem Freund angemeldet, der nach ein Fischrestaurant hat, wo ich übernachten konnte. Da es bis dorthin nur 80 km waren, hatte ich es nicht eilig.

Vor Rize wurden die Haselnusssträucher,die seither am Schwarzen Meer hauptsächlich wuuchsen, von Tee abgelöst. Überall Tee-Sträucher und -Verarbeitungsfabriken. Die Lastwagen mit Rize-Cay haben mich noch bis Baku begleitet.

Kurz hinter Rize war Bayram’s Fischrestaurant. Das ist eine tragische Geschichte. Vor ca 20 Jahren hat er sich dort ein schönes Haus gebaut und ein Feinschmecker-Fischrestaurant eröffnet. Es muss sehr erfolgreich gewesen sein. Vor 10 Jahren wurde die neue, breite Strasse gebaut und sein Haus wurde einfach abgerissen. Es wurde ihm zwar versprochen, dass ein anderes Haus in der Nähe für ihn gebaut wird, es hat sich aber nichts getan.
Psychisch hat er das nicht verkraftet, wohnt seither in einem Schuppen, gleich neben dem Platz, wo sein Haus stand. Seither kocht er nur noch für wenige Gäste.

Ich war gerade ca. eine Stunde da, Bayram hat mir die Umgebung gezeigt, wer kam da angefahren? Sedat! Der Brief von meiner Schwester, auf den ich noch gewartet, dann aber aufgegeben hatte, kam gerade an dem Tag an. Deswegen fuhr er hinter mir her und brachte mir den Brief. Sehr nett!

Bayram hat für uns natürlich noch Fisch gekocht, was ich ja normalerweise nicht esse, anstandshalber musste ich ihn wenigstens probieren und er war sogar noch gut.

Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es am nächsten Tag, recht spät weiter. Nur noch ca 100km und ein paar längere Tunnel trennten mich von der Grenze zu Georgien. Um Mittagszeit setzte wieder der Gegenwind ein, so war ich erst um 18 Uhr dort. An der Grenze war immer noch sehr viel Betrieb, es dauerte ungefähr 30 Min bis ich durch war. Direkt an der Grenze war eine Touristeninformation. Ich fragte nach Übernachtungsmöglichkeiten noch vor Batumi, der nächst grösseren Stadt. Sie nannten mir ein paar, die mir zu teuer waren. Dann meinte eine, ich könne doch noch gut bis Batumi fahren, das wären noch 20km, das schaffe ich doch in einer halben Stunde. Mit grossen Augen schaute ich sie an und meinte, dann müsste ich ja 40km/h fahren, so stark kann der Rückenwind gar nicht sein, dass ich das mit dem beladenen Fahrrad schaffe. Das hat sie glaub nicht verstanden, ich habe keine Ahnung, was für eine Vorstellung die eigentlich haben.

Im schönsten Sonnenuntergang über dem Schwarzen Meer fuhr ich weiter. Es war trotzdem keine sehr angenehme Gegend, es gab zwar ein paar Hotels, aber da war meistens ein Nachtclub dabei. Schliesslich hat mir ein Mann hinter einer Tankstelle, nicht weit wo auch LKWs parken und Sicherheitsleuter herumlaufen, einen Platz gezeigt, wo ich mein Zelt aufstellen konnte. Es war auch höchste Zeit, es war schon dunkel.

Am nächsten Tag war ich schnell in Batumi. Die Stadt ist fantastisch zwischen Schwarzem Meer und den schneebedeckten Bergen gelegen.
Es sah so aus, als ob sie sich für den Touristenansturm rüstet. Wunderschöne Hotels, Parks, sogar Fahrradverleih, mit den Rädern kann man dann an der Promenade auf dem Fahrradweg entlang fahren.

Nach Batumi blieb ich noch ein Weilchen am Schwarzen Meer Richtung Norden. Insgesamt bin ich ca 1500km an dem Meer entlang gefahren, bis ich Richtung Osten abgebogen bin.

Zufällig hatte ich schon bevor ich nach Georgien gekommen war, entdeckt, dass sie eine komplett andere Schrift benutzen.

Da auf den Schildern meistens die Namen auch in lateinischer Schrift waren, war das auch kein grösseres Problem, sondern eher eine Herausvorderung neben dem Fahren die Schriftzeichen zu entziffern und zu lernen.

Auch sonst ist Georgien komplett anders als die Türkei, Sprache, Kultur, Religion, ich weiss überhaupt nicht, was sie ausser dem Schwarzen Meer eigentlich gemeinsam haben. Die Sprache gehört zu den Karvelian Familie, die, soweit ich weiss, nichts mit irgendeiner mir sonst bekannten Sprache zu tun hat. Die Moscheen wurden von orthodoxen Kirchen abgelöst. Seit Ende der Sowjet Area hat die orthodoxen Kirche nicht nur bez der Gebäude einen Aufschwung erhalten.
Die Bevölkerung wurde in der Zwischenzeit sehr gläubig, die Kirchen haben eine grosse Macht.

Die Landschaft ist fantastisch, manchmal erinnerte sie mich an die Mongolei,

Manchmal an den Schwarzwald

Die Limonaden waren allerdings nicht so fantastisch.

Der Geschmack war genauso schrecklich wie die Farbe.

Nicht nur in der ersten Nacht habe ich gezeltet, mir wurde immer ein Platz angeboten, wo ich mein Zelt aufbauen konnte. Einmal war es im Garten einer jungen Familie. Hier habe ich das erste mal meinen Globus-Wasserball ausgepackt.

Das Interesse des Mädchens an der grossen, weiten Welt war allerdings nicht so gross, sie wollte lieber damit spielen. Das war mir auch recht.

Wie sollte es auch anders sein, vor Tiflis (oder Tbilisi, wie es eigentlich richtig heisst) kam mal wieder ein Berg. Fast ganz obe kam noch ein Tunnel. Der sah nicht so gut ausstaffiert aus, wie die in der Türkei. Es stand auch nicht dran, wie lang er ist. Als ich fragte, wurde mir gesagt, 3,8 km. Das musste ich mir nun wirklich nicht antun. Der Mann, der gerade dabei war, einen Bagger auf einen uralten, russischen LKW zu laden, hat mir angeboten, mich mit durch den Tunnel zu nehmen. Da habe ich doch gleich zugesagt. Danach entdeckte ich, ich hätte auch über den Berg fahren können. Das wäre sicher ruhiger und idyllischer gewesen. Aber keine Frage: mit dem uraten Truck durch den Tunnel war das grössere Abenteuer.

Der Tunnel war dann nur 1,8km lang, das hätte ich auch fahren können. Aber so hatte ich ein anderes interessantes Erlebnis und alles mal wieder gut überstanden.

Vor Tbilisi ist die Weltkulturerbestadt Mtskheta, ehemalige Hauptstadt des Landes mit den ältesten Kirchen.
Alle werden auch als Kirchen benutzt, ein paar gehören zu einem Nonnenkloster.

Insgesamt ist Mtskheta klein und überschaubar. Es war der erste Ort, wo ich Touristen traf. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Nicht nur die Lage ist fantastisch, das Stadtzentrum wurde auch sehr schön renoviert.
Irgendwo muss ich meine Jacke verloren haben, also nochmals eine Runde durch die Stadt, habe aber nichts gefunden. Der Verlust war nicht allzu gross, es war nur eine billige ALDI Jacke, trotzdem ich hoffte, dass ich sie in Tbilisi wieder ersetzen kann. Bis dorthin waren es nur noch ca 30km.
Das war erst der Anfang, mich erwartete noch einige Kilometer mit übelstem Verkehr, bis ich bei Robin’s Wohnung fast auf der anderen Seite der Stadt angekommen war.

Die historische Altstadt ist ganz nett
der Rest fast unerträglich. Viel zu viel Verkehr, zu viele Autos.
Das ist kein Parkplatz sondern ganz normaler Verkehr. Es ist kaum möglich über die Strasse zu kommen. Für Fussgänger gibt es ab und zu Unterführungen, die muss man auch erst mal finden und dann hatte ich nicht immer Lust, mein Fahrrad zu tragen.

Gleich am ersten Tag fand ich eine sehr günstige Jacke, die dazu noch viel besser ist als meine Alte. Der zweite punkt auf meiner Liste, was ich hier tun musste, war ein Azerbaijan Visum zu beantragen. Robin meinte, ich brüchte dazu eine Einladung, von anderer Seite hörte ich, ich solle es einfach ohne versuchen. Um mir Klarheit zu verschaffen, fuhr ich zur Embassy, es war früher Nachmittag und natürlich geschlossen. Der Polizist, der gerade Wache schob, meinte, ich fände alles an der Anschlagtafel. Also ging ich dorthin und machte mir Notizen. Es war ganz schön kompliziert, Einladung, dann 60 Euro auf einer bestimmten Bank in der Stadt einzahlen, dann wieder rausfahren, Antrag abgeben…Ich hatte schon gar keine Ahnung, woher ich eine Einladung bekommen sollte. Der Polizist meinte, ich solle doch einfach zu einem der Reisebüros an der Ecke gehen. Das tat ich dann auch gleich. Das Angebot, das er mir machte und der Preis schien sehr gut, darum sagte ich ihm zu. Innerhalb 30 Minuten hatte er alles für mich beisammen, Antragsformular, Einladung aus Baku, Einzahlungsquittungen und Kopien des Reisepasses. 60 Euro kostete allein das Visum, das, was ich auf der Bank hätte einzahlen müssen. Insgesamt hatte ich dem Reisebüro ca 69 Euro zu zahlen, alles in allem. Danach konnte ich gleich den Antrag bei der Embassy abgeben und mir wurde gesagt, ich könne mein Visum am nächsten Tag abholen.
Ich konnte das alles noch nicht ganz glauben. Alles, was vorher so komliziert erschien, war innerhalb kürzester Zeit erledigt. Richtig geglaubt, dass alles auch so funktionierte, hatte ich erst, als ich am nächsten Tag wirklich das Visum in der Hand hatte. Ich war äusserst glücklich, dass ich am nächsten Tag die Stadt wieder verlassen konnte. Sie ist wirklich zum Fahrradfahren sehr unangenehm. Deswege hatte ich auch gar keine grosse Lust viel anzuschauen, überall war es viel zu laut, zu viel Verkehr. Einmal bin ich in die Alstadt gelaufen, habe ein paar Kirchen angeschaut, damit war mein Bedarf gedeckt.
Die Wohnung von Robin war allerdings ein Traum, im neunten Stock über der Stadt. Mir hat der Blick von da oben gereicht, da musste ich mich nicht auch noch ins Getümmel stürzen.

Die Fahrt aus der Stadt heraus war wesentlich einfacher und angenehmer als in die Stadt, kleiner Strassen, kaum Verkehr. Nach ca 20km kam Rustaveli, eine Stadt, die mich total erstaunt hat. Grosse breite Strassen, auf denen nicht überall Autos geparkt hatten, Blumenbeete, neue grosse Häuser, Supermärkte, wie ich sie in Tbilisi nirgends gesehen hatte. Anscheinend wurde die Stadt im 19.Jh von den Russen angelegt. Hier war es ein richtiges Vergnügen Fahrrad zu fahren.

Von hier aus wollte ich auf einer Nebenstrasse über einen kleineren Grenzübergang nach Azerbaijan. Jeder, den ich fragte, meinte, die Strasse sei OK und die Grenze offen. Erst 10km vor der Grenze meinten ein paar Männer, die Grenze wäre zwar offen, aber nur für Azerbaijani oder Georgier, nicht für Touristen. Ich wollte es nicht recht glauben, denn in dem Fall müsste ich die ganze 18km nach Rustaveli zurück und auf die Fernstrasse.
Ich fragte noch ein paar Polizisten. Die meinten auch, die Grenze wäre offen, worauf ich meinte, ich hätte gehört, nicht für Touristen. Das verunsicherte sie und sie telefonierten herum. Schliesslich kam ein Polizist angefahren, der Englisch sprach. Der wollte mir den Weg zur Grenze erklären. Und wieder meine Frage, ob sie auch für Touristen offen sei. Diskussion – Telefonate, ich wartete geduldig. Mich hat es schon sehr gewundert, dass die Polizei 10km vor der Grenze nicht weiss, ob diese für Touristen offen ist oder nicht. Schliesslich meinten sie auch, ich müsse zurück nach Rustaveli und auf die Fernstrasse. Sie fragten mich noch, ob sie mir noch helfen könnten, in ihren Diskussionen war Taxi im Gespräch, ich lehnte dankend ab. Ich habe den Fehler begangen, mich nicht vorher genau zu erkundigen, jetzt muss ich ihn selber ausbaden, damit die Möglichkeit, dass ich ihn nochmal mache, geringer ist.

Wegen Rückenwind war ich sogar sehr schnell zurück in Rustaveli. Von da an war es dann Gegenwind. Es wurde sehr heiss und bergig. Die Strecke auf der Fernstrasse war viel schöner als auf der Nebenstrasse, schöne Berge, mal wieder wie in der Mongolei. Darum habe ich auch jedes Angebot von Lastwagenfahrer abgelehnt, die mich mitnehmen wollten. Auch alleine schaffte ich es noch am Abend nach Azerbaijan.

Und wieder einmal ein ganz anderes Land. Die Sprache ist dem Türkischen sehr ähnlich, dass die vorwiegende Religion Islam ist, bekommt man kaum mit. Selten sieht man kopfbedeckte Frauen und ich habe glaub noch nie einen Muezzin gehört.

Was mir sofort aufgefallen war, waren die Benzinpreise.

Dazu muss man noch wissen, dass 1 AZN (Manat, azerbaijanische Währung) ungefähr ein Euro ist. Preise wovon man in Deutschland nur Träumen kann. (Nicht gerade als Radfahrerin)

Im Westen, Norden und Süden ist es bergig, allerdins zumindest hier mehr im Westen gibt es nicht viel Vegetation.

Ich bin in der Ebene zwischen drin nach Baku gefahren, was sicherlich nicht die schönste Strecke gewesen war, wie sich später herausstellte.

Im Westen liegt die Stadt Gäncä, eine eigentlich sehr alte, aber auch moderne Stadt, wahrscheinlich die zweitgrösste hinter Baku.

Überall gibt es Springbrunnen, manchmal sogar noch mit Musik. Die Stadt muss noch sehr im Wachsen sein, wozu sollte man sonst so viele Möbelhäuser brauchen, wie ich hier bei der Fahrt in die Stadt gesehen hatte.

Nach der Stadt kommt wieder für eine lange Zeit nichts. Trotzdem, die Strasse war ein langes Stück 4 spurig ausgebaut und der Verkehr, war für das, dass da ja eigentlich keine Leute wohnen, recht gross. Ich fragte mich immer wieder, woher die kommen und wohin die fahren.

Da es doch überall Leute gab, habe ich mir zum Zelten sichere Orte gesucht, wie Tankstellen, Restaurants oder hier in der Nähe einer Brücke, die ständig bewacht wurde, und somit auch mein Zelt und ich.

Den Fluss und mein Zelt durfte ich fotografieren, aber auf keinen Fall die Brücke.
Egal, wo ich gezeltet hatte, ich hatte abends Unterhaltung, bekam Tee und ab und zu auch was zum Essen und fühlte mich absolut sicher.

Die Leute hier sind sehr nett und hilfsbereit.

Seit ein paar Tagen hatte ich ein kleines Loch im Vorderreifen, war aber zu faul es zu flicken. Einmal am Tag richtig aufpumpen lassen hat gereicht.

Ausserdem wollte ich nicht auf diese Aktionen mit den „Reifenreparatören“ verzichten. Sie sind es nicht gewohnt einen Reifen und schon gar nicht einen Fahrradreifen bis zu 4,5 bar aufzupumpen. Sie hatten immer Angst, ihnen fliegt der Reifen um die Ohren. Erst wenn ich das digitale Messgerät, das ich von Schwalbe bekommen hatte, gezückt habe, trauten sie mir eher, glaubten sie eher, ich weiss von was ich spreche.

Die Fernstrasse führte an den kleineren Ortschaften vorbei, was nicht weiter schlimm war, denn sie waren nicht besonders attraktiv. Ab und zu fuhr ich trotzdem in die Ortsmitte, um ein „Internet Klub“ zu finden. Es spielten sich immer die gleichen Szenen ab. Selten verirrt sich ein Tourist und schon gar nicht eine Frau auf dem Fahrrad dorthin.
Es war keine aufdringliche Neugier, eher nett, war immer willkommen, manchmal musste ich nicht einmal was dafür zahlen, einmal wurde ich sogar fotografiert.

Mein bepacktes Fahrrad konnte ich ohne Bedenken draussen stehen lassen, es wurde gut bewacht.

Auch sonst sind überall Polizisten und Sicherheitleute, die die Kriminalität sehr gering halten.

Nach ein paar hundert Kilometer durch die Ebene, meistens mit Rückenwind, nachmittags ab und zu auch mit starkem Gegenwind, kam ich am Kaspischen Meer an.
Leider bedeutet Fahren am Meer nicht immer eine schöne Küstenstrasse mit schönen Stränden. Hier war alles voll Industrie, Ölplattformen und Raffinierien.

Dann kam eine lange Mauer, da sah man überhaupt nichts mehr. Einmal konnte ich durch ein Loch eine äusserst noble Anlage sehen, ein Touch von 1001ner Nacht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es Spass machen kann, im Anblick der Ölplattformen zu baden.

Immer wenn ich sagte, dass ich nach Baku fahre, wurde ich gleich gefragt: Eurovision? Ganz sicherlich nicht! Aber das ganze Land ist im Eurovisionsfieber

In Baku fahren massenweise diese Taxis herum
Die ganze Stadt wird renoviert und neu hergerichtet. Und das alles wegen einem Abend, fragte ich mich. In der Zwischenzeit habe ich aber erfahren, dass die Ausscheidungen sich fast über eine ganze Woche hinweg ziehen. Ich hoffe, bis dahin bin ich weg. Der Rummel hat eigentlich jetzt schon angefangen. Die Altstadt ist voll von Kammerateams aller Herren Länder, um Baku der Welt zu präsentieren. Wer hat denn schon mal was von Baku gehört und wo liegt eigentlich Azerbaijan?

Bevor man in die Stadt kommt, sah ich das erste Mal in dem Land eine auffallende Moschee.

Dann ein Stück weiter sieht man auf dem Berg die „Flammen“, Flame Towers
die den Eindruck von „Klein-Dubai“ vermitteln. Ich hatte das Gefühl, man kann sich nicht entscheiden, welchen Stil man verfolgen will. Einerseits den alten islamischen Stil, auf der anderen Seite will man sich auch westlich-modern zeigen.

Nur im Herzen der Stadt, dem Weltkulturerbe, gibt es keine Diskussionen, da bleibt alles beim Alten.

Ausser die Souvenire passen sich der Zeit an

Ich werde jetzt noch ein paar Tage hier bleiben. Am Dienstag, den 8. Mai, bekomme ich mein Tajikistanvisum und dann fahre ich mit dem nächsten Schiff nach Aktau, Kazachstan. Das kann dann am nächsten Tag oder in einer Woche sein. Genaues weiss man erst am Morgen, an dem Tag, an dem das Schiff fährt.

Der Kaukasus hat viel mehr zu bieten, als ich gesehen habe. Es würde sich lohnen, extra nochmals herzukommen und sich genauer die Länder anzuschauen. Mal sehen…..

Zu dem „Goldenen Apfel“

Frisch gestärkt ging es am 14. März von Thessaloniki weiter. Die Stärkung war auch bitter nötig, die Fahrt aus der Stadt heraus war äusserst unangenehm. Zuerst viel Verkehr auf einer 4spurigen Strasse, die dann in eine Autobahn überging. Grösstenteils ist es in Griechenland erlaubt auf Autobahnen Fahrrad zu fahren, so dicht an einer grossen Stadt aber nicht ratsam. Da es auch noch bergauf ging, konnte ich dem allem auch gar nicht so schnell entweichen. Nach ca 14km war das dann überstanden und wesentlich ruhiger ging es auf einer Nebenstrasse an zwei Seen vorbei durch kleine Dörfer weiter. Auch erstaunlich flach wurde es auf einmal.
Hier habe ich an einer Bäckerei angehalten. Wieder einmal wurde ich gefragt, woher ich komme. Früher hiess es auf meine Antwort, aus Deutschland, meist „Ah Schuhmacher“ oder „Ballack“ hier hiess es „Ah Angela Merkel“. Trotzdem waren sie sehr nett zu mir und haben mir noch ein paar süsse Kringel dazu geschenkt.
Schliesslich kam ich wieder ans Meer.



Hier war es noch wie ausgestorben. Nur ein paar Baustellen, um sich für die nächste Saison vorzubereiten.
Schliesslich fand ich an einer verlassenen Feriensiedlung einen Hausmeister, der meinte, es würde wohl kaum jemand stören, wenn ich hier irgendwo zelten würde. Also übernachtete ich wunderbar auf einem Fussballfeld zwischen Wohnsiedlung und Strand. Es kam wirklich gar niemand vorbei.
Im Sommer muss es hier ganz anders zugehen, da wächst das Dorf, in dem ich kaum jemanden gesehen hatte, auf 20000 Leute an.

Am nächsten Morgen hatte ich meinen ersten Sonnenaufgang über dem Meer, sonst habe ich immer Richtung Westen am Meer gezeltet. Das war auch mal sehr schön.

Die Strassen sind hier gesäumt von kleinen orthodoxen Miniaturkirchen, wie Heiligenschreine.

Ich hatte beschlossen, nach Kavala die Innlandroute zu nehmen. Da es nicht besonders spannend war, hat es mich bald genervt, dass die Seitenstrasse, im Zickzack um die Autobahn ging. Neben der Autobahn gibt es Servicestrassen, also habe ich beschlossen, ich fahre darauf. Bald musste ich feststellen, dass im Gegensatz zu der Autofahrbahn gleich daneben, die Servicestrasse nicht nivelliert war. Das fand ich dann auch nicht so lustig, immer steil bergauf und bergab fahren zu müssen, während ich nebenan eben weiterfahren hätte können.
In Griechenland ist das Benzin so teuer, teurer als in Deutschland, dass bei den geringeren Löhnen die meisten das Autofahren sehr eingeschränkt haben. Deswegen ist ausserhalb grösserer Ortschaften kaum mehr Verkehr. D.h. auf der Autobahn war kaum etwas los.
Also bin ich auf die Autobahn. Es war eigentlich ganz angenehm, man hat seinen breiten Seitenstreifen, der Verkehr ist geringer als auf den Nebenstrassen und dort wird auch nicht langsamer gefahren. Somit ist es sogar auf der Autobahn hier sicherer, spannend ist es allerdings überhaupt nicht, gerade mal gut zum Kilometer machen. Was mich am meisten gestört hat, waren die Zäune. Ausser an den Ausfahrten, die in sehr grossen Abständen kommen, gab es kein Entrinnen. Mittlerweile meine ich auch zu wissen warum: damit keine Tiere auf die Fahrbahn kommen. Ansonsten ist der Fahrzeugrand gesäumt von Tierkadavern, schlimmer als in Australien, vor allem Hunde, auch sonst sieht man, was es hier noch so alles gibt, Dachse, Füchse, Iltis, etc..
Somit haben die Zäune auch den gewaltigen Vorteil, man wird nicht von Hunden belästigt!
Meistens ging es durch Olivenhaine, wo die Bäume gerade neu beschnitten wurden. Dazwichen drin blühende Mandelbäume, es wird hier wirklich langsam Frühling.
Die Fahrt auf der Autobahn ging für ca 30km ganz gut, dann sah ich die Autos irgendwo verschwinden. Mir ahnte Schlimmes, was nach ein paar hundert Meter bestädigt wurde: ein Tunnel! Und der sah recht lang aus. Egal, ob ich darin hätte fahren dürfen oder nicht, für mich ist es ein absolutes ‚No go“. mit meiner Tunnelphobie, niemals! Zum Glück kam kurz vorher noch eine Ausfahrt und ich konnte ein paar Kilometer weiter über den Berg fahren. Das war zwar zuerst sehr steil, auf einer kleinen Nebenstrasse, ging dann aber durch einen alten Wald mit Felsen und Aussicht auf das Meer wieder runter. Wunderschön.
Die Küste am Vortag war meist Sandstrand und eben, hier ist sie felsig und immer auf und ab. Alles scheint viel exklusiver, schöne Villen mit kleinena Stränden. Nirgendwo ein Platz zum Zelten. Dann kam mein erster offener Campingplatz kurz vor Kavala, den wollte ich gleich ausnutzen. Ich war natürlich der einzige Gast. Dafür, dass die sanitären Einrichtungen wahrscheinlich letzten Herbst das letzte Mal benutzt und geputzt worden sind, war es ganz schön teuer. Aber es gab wenigstens warmes Wasser.
In den frühen Morgenstunden bin ich durch das noch relativ ruhige, nette Städtchen Kavala gefahren. Es wurde im 7. Jahrhundert v. Chr gegründet. Der heutige Name Kavala stammt von der Bedeutung als wichtige Poststation, an der die Pferde (italienisch „cavallo“) auf der Via Egnatia (siehe später) gewechselt wurden. Das aus der römischen Zeit stammende Aquädukt, ein zweigeschossiges Bogenwerk, restaurierte.


Hinter Kavala wars dann nicht mehr so idyllisch. Über mehrere Kilometer kam nur noch Industrie, Raffinerien, Granit- und Marmorabbau, bis zum netten Universitätsstädtchen Xanthi.
Danach kamen wieder Olivenhaine. Langsam wurde es wieder Zeit mir ein Plätzchen zum Zelten zu suchen. Zwischen den frischgedüngten und gespritzten Olivenhainen fand ich es nicht so ideal. Als mir ein Walker entgegen kam und mich freundlich auf Englisch angesprochen hatte, habe ich ihn gefragt, wo ich denn hier zelten könne. Eigentlich überall, meinte er. Im nächsten Ort, Iasmos, gäbe es auch mittendrin einen Park, da könnte ich auch zelten. Das finde ich schon allein wegen der Toilette nicht so angenehm. Schliesslich meinte er, er besitze am Rande, oberhalb von Iasmos ein Restaurant, dort könne ich auch zelten. Das hörte sich doch schon viel besser an. Ich bedankte mich und machte mich auf den Weg.
Das Restaurant war sehr exklusiv und wunderschön gelegen. Ich habe dem Mitbesitzer schöne Grüsse ausgerichtet und wir suchten zusammen nach einem netten Plätzchen. Schliesslich entschieden wir uns für die Terasse, um diese Jahreszeit möchte eh niemand draussen essen.
So hatte ich hier eine der wunderschönsten Plätzchen zum Zelten hoch überhalb der Stadt


Das einzig lästige waren mal wieder die Hunde. Wenn einer anfängt, machen die anderen mit. Mich wundert immer die Ausdauer, das kann dann Stunden gehen, bis sie sich wieder beruhigen.

Iasmos ist nicht weit von der Studentenstadt Komotini entfernt. Zuert habe ich mir überlegt, ob ich da auch noch durch soll, habe es dann gemacht und überhaupt nicht bereut. Es ist wirklich eine nette Stadt mit netten alten Häusern und einen schönen Platz im Zentrum.

Danach wurde es Richtung Meer wieder etwas bergiger und die Landschaft sehr schön. Die Strasse geht hier der Via Egnatia entlang. Es ist eine römische Straße (heute Fusspfad), durch die Adriaküste und Bosporus verbunden waren. Als östliche Fortsetzung der Via Appia war sie der direkte Weg zwischen Rom und Konstantinopel, den beiden großen Metropolen des spätantiken römischen Reichs.

Die rund um das Jahr 146 v. Chr. gebaute Heerstraße wurde nach Gnaeus Egnatius, Prokonsul von Makedonien, benannt, der den Bau in Auftrag gegeben hat.
Die Strecke scheint hier sehr gut ausgeschildert zu sein, aber nicht sehr bekannt. Das wäre doch mal eine Alternative zum überlaufenen Jakobsweg. Hier ist es ruhig, man ist für sich. Anstatt der Kathedrale in Santiago de Compostella hat man hier die Hagia Sofia in Istanbul als Ziel.

Wie bergig es wurde, merkte ich weiter gar nicht mehr, da mich zwei deutsche „Leichtgepäckradler“ einholten. Carsten und Peter, die in 11 Tagen von Sofia nach Izmir gefahren sind. Carsten arbeitet für Schwalbe und war nicht nur über mein immenses Gepäck erstaunt, sondern auch, dass ich immer noch mit meinen Spikes fahre. Wenn man 1-2 Jahre unterwegs ist, braucht man halt ein bisschen mehr als bei nur 11 Tagen und ich habe beschlossen, mich in Istanbul von meinen Spikes zu verabschieden.
Mit netter Unterhaltung ging es bis Alexandroupoli, für mich das Ziel des Tages, da ich hier eine Einladung hatte, Carsten und Peter wollten noch ein Stück weiter.
Die Stadt hat mir ausgesprochen gut gefallen. Sie ist zwar recht gross, hat aber im Zentrum keine Industrie sondern schöne Strände und Promenaden.
Bei Efklia, einer Lehrerin, wurde mir die ganze Misere, die zur Zeit in Griechenland herrscht, wieder bewusst. Die jungen Leute sind halb am Verzweifeln, sehen wenig Chancen für die Zukunft. Die Gehälter, wenn man überhaupt einen Job hat, werden immer weiter gesenkt und die Preise steigen kontinuierlich.

Alexandropouli war die letzte Stadt in Griechenland, nur noch 43km zur Grenze. Auf dem ersten Stück hatte ich noch Rückenwind, war wunderbar zu fahren, als ob die EU mich endlich los werden wollte. In der letzten Stadt habe ich meine letzten Euro-Geldstücke in Bananen und Wasser umgewandelt.

Auf der Brücke über den Evros im relativ langen Stück Niemandsland, kamen mir Soldaten entgegen, vorne in historischer Uniform mit sehr ungewöhnlichem Schritt.

Wie eine historische Wachablösung.

Als ich Griechenland verlassen hatte, war es mindestens 15 Grad wärmer, als ich hier angekommen bin.

Auf der türkischen Seite habe ich zum ersten Mal meinen Reisepass gezeigt und bekam meinen ersten Stempel. Türkei ist da 11. Land durch das ich auf dieser Reise komme.
In einer Wechselstube konnte ich all meine Euro Scheine in Türkische Lira umwechseln.

Ich weiss nicht genau warum, aber es war ein tolles Gefühl, die Türkei ereicht zu haben, obwohl der erste Eindruck nicht gerade berauschend war.

Es war nicht mehr weit bis Kesan, wo ich in der Nähe auf einer Farm übernachten konnte. Ich hatte mal wieder keine Ahnung, was mich dort erwartete‘ so war ich wieder sehr überrascht. Ausser einem zahnlosen Knecht wohnte dort niemand, es gab keinen Strom und kein fliesend Wasser, nichts, ein Stehklo und eine Wasserpumpe im Garten.
Der Vater meines Gastgebers war gerade auch da, er scheint gewohnt zu sein, dass ab und zu Fahrradfahrer hier auftauchten, hat mir alles gleich gezeigt.
Im ersten Stock gab es ein Zimmer mit Tisch und Bettgestell, da habe ich es mir gemütlich gemacht. Das fantastische an dem Zimmer war, es hatte nach 3 Seiten Fenster und ich hatte einen wunderschönen Blick auf die weite Ebene mit dem Sonnenuntergang.

Trotz der spärlichen Behausung, wenn ich zelte habe ich noch weniger, habe ich beschlossen, zwei Nächte hier zu bleiben. Hier hatte ich absolute Ruhe, konnte mich noch ein bisschen vor der Megastadt Istanbul ausruhen und einige Sachen im Internet (in einem Cafe in der Stadt mit Steckdose) erledigen.

Auf der Farm gab es neben Kühen, Schafen, Ziegen und Katzen auch Hunde. Die waren wesentlich ruhiger, haben nicht gebellt und mich in Ruhe gelassen. Mit den Jungen konnte ich mich direkt mit dieser Spezies wieder versöhnen.


Hauptsächlich auf der Fernstrasse ging es weiter nach Tekirdag. Wirklich nicht gerade spannend. Was für mich immer zermürbender ist, sind die Auf und Abs, kaum eine Ebene Strecke, dazu Gegenwind.
Ca 30 km vor Tekirdag fand ich eine machbare Alternative. Sofort war ich in einer anderen Welt, auf einer kleinen Strasse, die nicht mal durchgehend geteert war. Auch hier ging es auf und ab, aber weniger in der Anzahl und länger in der Strecke.

Als ich mal wieder am Berg hing, sah ich unterhalb vor mir einen Schäfer mit seiner Schafherde. Oh je, das bedeutet nie was Gutes, da hat es auch Hunde! Und schon war ich von drei, mit den Zähnen fletschenden Hunden umgeben. Am Halsband hatten sie mindestens 7 cm lange Dornen. So schnell hatte ich noch nie mein Tränengas in der Hand. Hätten sie nur einen Schritt nach vorne gemacht, ich hätte das erste Mal das Gas ausprobiert, den Wind hatte ich zum Glück im Rücken. Der Schäfer muss mein Geschrei und das Gebell gehört haben und pfiff seine Hunde zurück, die auch nach einer Weile gehorcht hatten.

Dann nur noch über die letzte Bergkuppe und dann eine schöne lange Abfahrt hinunter nach Tekirdag. Im Gegensatz zu Alexandroupoli hat Tekirdag einen grossen Hafen und keine Strände. Es ist wahrscheinlich auch wesentlich Grösser. Ich war bei Suzan, auch einer Lehrerin, eingeladen. Grösser hätte der Gegensatz von ihrer Wohnung zu der von Efklia nicht sein können. Eine schöne grosse, neue Eigentumswohnung. Allein das Wohnzimmer war so gross wie Efklia’s gesamte Wohnunng.
Auch sonst hatte ich das Gefühl, den Türken scheint es im Vergleich zu den Griechen wirtschflich sehr gut zu gehen.

Noch ca 130km bis Istanbul. Nach all dem, was ich über die Stadt gehört hatte, wollte ich das auf keinen Fall an einem Tag fahren, lieber vorher nochmals übernachten und gut ausgeruht die Stadt in Angriff nehmen.
Diesmal gab es keine brauchbare Alternative zur Fernstrasse einfach nur gerade aus und rauf und runter. Und es gab wirklich kein entrinnen. Auf der Seite zum Meer war über lange Strecken Militärgebiet, alles eingezäunt, in der Strassenmitte Leitplanken, die einen daran hinderten, auf die anderen Strassenseite, wo die Orte und Läden waren, zu kommen.
Für Autofahrer gab es alle paar Kilometer U-Turns, für Fussganger Brücken. Nur an vollbepackte Radfahrer hatte man mal wieder nicht gedacht. Soviele scheinen hier auch nicht vorbei zu kommen.
Da diese Umgebung auch nicht zum Zelten eingeladen hat, habe ich mir ein Hotel gesucht. Zuerst hat alles sehr teuer ausgesehen, richtig grosse Nobelhotels mit 3-5 Sterne. Schliesslich fand ich, Dank eines Taxifahrers, ein kleines leeres, altes, günstiges Hotel. Hier konnte ich prima Schlafen und richtig ausgeruht, mit schönen Sonnenschein, Istanbul in Angriff nehmen.

Bisher haben mich alle Leute vor Istanbul gewarnt, ich solle da nur nicht Fahrrad fahren, viel zu gefährlich, ich solle über die Griechischen Inseln direkt mit der Fähre in die Stadt oder den Zug nehmen.
Über die Inseln wollte ich nicht und mit all dem Gepäck ist auch Zugfahren ganz schön lästig. Ich hatte beschlossen, soweit wie möglich zu fahren und im Notfall doch noch auf den Zug umsteigen.
Es waren nur noch 35 km bis Istanbul. Die ersten 10-15km waren dafür noch sehr angenehm. Erst dann wurde es etwas unangenehmer und bergiger, meistens gab es eine Service Strasse oder einen Seitenstreifen, nur für kurze Strecken fehlte beides. Aber eben nur für kurze Strecken und nach weiteren 10-15km war das auch vorbei, ich habe Istanbul erreicht und bin gleich am Meer Richung Florya abgebogen. Was ich hier vorgefunden hatte, hat mich mal wieder absolut erstaunt: schöne, ruhige Strassen, entlang vom Meer, später sogar Radwege.
Was mich auch sehr erfreut hat, waren die ersten blühenden Blumen seit langen.
Ich konnte überhaupt nicht begreifen, warum ich so vor der Stadt gewarnt worden bin. Ich habe schon einige Städte hinter mir, die wesentlich schlimmer sind, z.B. Bangkog und Saigon.
Istanbul hat auch den Vorteil, dass es am Meer liegt und somit immer Frischluftzufuhr und natürlich überall Fischmärkte

Mir hat die Stadt von Anfang an sehr gut gefallen, ich war total begeistert, dass man hier so gut Fahrrad fahren kann.

Ich hatte eine Einladung auf der Asiatischen Seite. Mit der Fähre ging es über den Bosporus.

Auch auf der anderen Seite in den Nebenstrassen, kein Problem zum Fahrrad fahren, hier trifft man auch auf andere Radler.
Gursel, der ein paar Radläden hier besitzt, hat mich in der WG seines Sohnes, 3 nette Jungs zwischen 23-24 Jahren untergebracht.

Istanbul wurde von den Osmanen „Goldener Apfel“ genannt. Ob das wohl mit den vielen Granatäpfeln zu tun hat, deren Saft man überall kaufen kann? Heute wird New York „Big Apple“ genannt. Beides riessige Millionenstädte.

Hier bin ich nun seit einer Woche und bin hauptsächlich damit beschäftigt mein Kasachstanisches und Usbekistanisches Visum zu besorgen. Da das eine Konsulat 20 km ausserhalb, hinter dem Flughafen, das andere 16 km ausserhalb dem Bosporus entlang, liegt, bin ich viel mit dem Fahrrad unterwegs.

Überhaupt die Strecke am Bosporus, auf der Europäischen Seite, gefällt mir zum Radfahren sehr gut. Man hat nicht nur einen schönen Blick auf die andere Seite und die Brücke, sondern auch auf die schöne Häuserfassaden.

Die einzige Strecke, die nicht zum Radfahren zu empfehlen ist, ist die Fussgängerzone in Taksim.


Da sind so viele Leute, da haben sogar die nostalgischen Strassenbahnen Schwierigkeiten durchzukommen.

Inzwischen habe ich auch tatsächlich meine Reifen gewechselt, adieu Spikes, und nochmals vielen Dank an Schwalbe. Jetzt ist es beim Fahren auf einmal wieder schoen ruhig.

Am Sonntag habe ich eine Touri – Tour gemacht.
Vor Istanbul habe ich mich eigentlich nur darüber informiert, welche Konsulate es gibt, welche Visas kann ich dort bekommen, wo sind die Konsulate, wo kann ich übernachten…Damit war ich weitgehenst beschäftigt. Erst als ich hier war, habe ich mich über die Sehenswürdigkeiten informiert und war wieder einmal sehr erstaunt.
Natürlich hatte ich von der Blauen Mosche

und der Hagia Sofia

gehört, daran gedacht hatte ich aber nicht mehr. So war ich mal wieder umso mehr erstaunt, als ich davor stand und auch vor allem von Innen bewundern konnte.
Ein anderes Highlight war der Besuch in einem der ältesten Hamams der
Stadt (http://www.suleymaniyehamami.com.tr/german/), das alte Gemäuer ist ein sehr spezielles Ambiente. Nach der Seifenmassage fühlte ich mich so sauber wie schon lange nicht mehr.

Auch wenn mir Istanbul, auch die europäische Seite, sehr gut gefällt, bin ich doch immer wieder froh, auf der anderen Seite zu wohnen.
So eine Fährfahrt, ca 20min, hat so etwas Entspannendes.


nicht nur für mein Fahrrad. Auf der anderen Seite, in Kadiköy, hat es immer noch viele Leute in den Gassen, aber kaum Touristen, eine ganz andere Atmosphäre. Und hier die WG ist eine Oase der Ruhe, kaum zu glauben mit drei Jungs.

Das Uzbekische Visum habe ich mittlerweile, das Kazachstanische Visum bekomme ich hoffentlich am morgen, Freitag, dass ich am Samstag 1.April (ohne Aprilscherz) weiter fahren kann.