Von der Kueste auf den „Great Dividing Range“

Nach Weihnachten verabschiedete ich mich für längere Zeit von Linda und Arie und der wunderschönen Goldcoast. Ich habe sie sehr genossen, jetzt wurde es Zeit, dass ich wieder etwas Fahrrad fahre.
Wie vor Weihnachten bin ich zuerst einmal nach Beaudesert, nordwestlich von Coolangatta gefahren, diesmal gleich weiter auf Nebenstrassen Richtung Norden.
An einer Weide, wo der Besitzer gerade Feierabend machte, fragte ich, wo ich hier zelten könnte. Sofort bekam ich als Antwort: „zum Beispiel hier!“. Es war ein wunderbares, abgelegenes Gelände mit einem kleinen Weiher.

Früh am nächsten morgen wurde ich durch seltsame Geräusche geweckt. Ich bekam Mitleid mit den Bauern, die schon vor 5 Uhr raus aufs Feld müssen. An Schlaf war für mich dann auch nicht mehr zu denken. Ich staunte nicht schlecht, als ich aus dem Zelt gekrochen kam:

DSC03851ungefähr 200m von meinem Zelt entfernt, auf Nachbars Weide, wurden 3 Heißluftballone aufgeblasen. Von wegen armer Bauer!
DSC03858Reiche Touristen, meist asiatisch aussehend, wurden in Bussen her gechartert.
DSC03861Beim Veranstalter, der auch nicht schlecht gestaunt hat, mich hier zelten zu sehen, habe ich mich am Schluss für das gigantische Schauspiel bedankt.

Ich blieb lieber am Boden, auch wenn dieser teilweise sehr ruppig wurde. Der Besitzer der Weide hat mich schon davor gewarnt, meinte aber, mit dem Fahrrad wurde ich schon durchkommen.
DSC03873Die Oberfläche der Strecke war dann gar nicht so groß das Problem. Da es schon lange nicht mehr richtig geregnet hat, war es außer ein paar steinige Strecken gut zu fahren. Nur die steilen kurze Anstiege und Abfahrten machten mir zu schaffen. Aber auch das war noch zu bewältigen. Ich hatte ja Zeit, dann kam wieder ein Stück auf Teer zum Ausruhen.

Mein Wasser ging langsam zu Neige. Kein Problem sollte man meinen, hier kommen ja ab und zu noch Häuser, wo man eventuell fragen kann. Allerdings sah alles sehr verlassen aus. Zwischen Weihnachten und Neujahr sind die meisten noch am Strand. Dann endlich hörte ich einen Rasenmäher. Ich nichts wie hin, bekam gleich alle meine Flaschen mit eisgekühltem Wasser gefüllt, dazu noch ein paar Kekse, sehr nett. Die nächste Ortschaft mit einem Supermarkt war dann auch  nicht mehr weit.

Kurz vor Toowoomba geht es richtig den Berg hoch, man hat mich schon davor gewarnt. Wie üblich wollte ich eine Abkürzung über eine Schotterpiste nehmen. Am Anfang stand ein Schild, nur für Allrad-Autos. Das hat mich noch nicht abgeschreckt, auch das nächste Schild, dass nach 1,6km ein sehr steiles Stück kommen soll, ignorierte ich, schließlich hatte ich ja schon einige sehr steile Stücke bewältigt. Als ich dann wirklich zu der Stelle kam, musste ich nur Lachen:
DSC0388135% !! Nur Australier können auf die Idee kommen solche Wege anzulegen. Es gibt genug Offroad Fanatiker die das vielleicht als Herausforderung ansehen. Man meint wirklich, man steht vor einer Wand. Das war einer der seltenen Momente, wo ich umgedreht bin. Trotzdem, ich war froh, dass ich mich nicht schon vorher abschrecken ließ. So etwas sieht man ja nicht aller Tage. (Später wurde mir gesagt, man fährt die Strecke nur bergab, nie bergauf. Ich weiß nicht was für mich schlimmer wäre).

Schön brav bin ich auf die normale Straße. Trotzdem, die Höhendifferenz musste ja bewältigt werden.
DSC03882Die 21% auf 1,2 km haben mir gereicht. Wenigstens kam ich hier schiebend hoch. Es war mal wieder gnadenlos heiß. Oben hätte ich eine schöne Aussicht haben können, wenn nicht alles verbaut gewesen wäre. Ab und zu erhaschte ich zwischen den noblen Häusern einen Blick ins Tal. Wenigstens bekam ich wieder frisches, kühles Wasser.

Dann nur noch ein paar Kilometer auf dem Bergrücken leicht bergab und ich war bei Alex’s Eltern,
DSC03886wo ich nicht nur von Alex und Martin sehr nett empfangen wurde.

DSC03888Es waren fast 6 Monate, seit wir uns in Sari Tash, Kirgistan, verabschiedet hatten. Es gab so viel zu erzählen. Sie sind erst eine Woche vorher in Australien wieder angekommen, nachdem sie über China, Vietnam, Laos bis nach Kambodscha gefahren waren. Alex’s Mutter hat dort eine Schule gegründet, „The Singing Kites“, die war ihr Ziel.

Es war gerade 30.12. als ich angekommen war. Noch kurz erholen und dann am nächsten Tag auf die nahe gelegene Farm ihres Vaters.

DSC03897Die Grundstücke hier sind einfach riesig, ich kann mir die Hektar gar nicht so richtig merken. Es ist ein wunderschönes, hügeliges Gelände, mit Bächen, Gummibäume, Kängurus, Koalas, Eidechsen, Possum und natürlich auch Kühe.

DSC03903Hier haben wir den letzten Sonnenuntergang des Jahres angeschaut. Das Licht hier ist einfach fantastisch. Dann draußen bei Kerzenlicht Abendessen und guten Wein. Die Nacht war so schön und klarer Himmel, dass niemand im Haus schlafen wollte.

Am nächsten Tag wurde zuerst dem hauseigenen Possum einen Besuch abgestattet. Da es nachtaktive Tiere sind trifft man hin tagsüber in einer Blechbüchse voller Schrauben an.

DSC03916Mit einem kleinen Jeep ging es hier (ich, Alex, Sarah (Alex Schwester)) das Gebiet zu erkunden.

DSC03918Unglaublich, was es hier zu entdecken gab.

DSC03932Hier haben sicher früher Aboriginies gehaust. Heute machen es sich hier Kängurus gemütlich. Man sieht es an dem „Rooh-Pooh“ (Känguru Dreck)

DSC03938Riesige Eidechsen, zu Land und in den Bächen. Leider war der Koala zu weit oben im Baum, darum kein Foto. Ja, es gibt schon einiges, was mir hier in Australien sehr gut gefällt.

Heimweh braucht man hier auch nicht bekommen. Der nächste „Black Forest“ ist sicher nicht weit.

DSC03946Außer in Titisee habe ich wahrscheinlich noch nie so viele Kuckucksuhren auf einem Haufen gesehen.

Ich blieb dann noch einige Zeit mit den dreien bei Alex Eltern. Es war einfach zu heiss um noch irgendwo hin zu fahren. Allerdings wollte ich auch was zu tun haben und ging mit Martin und Alex Vater auf die Farm. Dort gibt es immer was zu tun, wie hier Pflöcke für den neuen Zaun zu stapeln.

DSC03957Es wird wahrscheinlich in die Anekdoten der Familie eingehen, dass ich sehr erstaunt darüber war, dass der Vater Zäune baut, die noch 100 Jahre halten, wo er doch die Farm noch höchstens 20 Jahre hat. Kein Politiker denkt über seine Legislaturperiode hinaus, wo wäre heute die Autoindustrie, wenn ein Auto 100 Jahre halten würde? Eine Lebensdauer eines Computers ist maximal 4 Jahre (außer meine müssen länger halten). Nein, auch wenn ich meine Späße darüber gemacht habe, ich wusste es sehr zu schätzen, mit welcher Passion und Souveränität er an die Arbeit ging. Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht zu helfen, ich habe auch viel gelernt. Es ist doch auch nett zu wissen, dass in 100 Jahren noch ein Stückchen Zaun in Australien herumsteht, wo ich beim Aufbau mit beteiligt war.

Am Nachmittag war es einfach zu heiß. Da war nur noch Schwimmbad und Veranda angesagt. Ein sehr kreative Phase. Martin, Alex und ihre Schwester sind alle Designer und haben Millionen Ideen, wie sie in Zukunft machen wollen. Ein Projekt sind die „Art-Raley“ Bücher,

DSC03966leere Bücher, die mit verschiedenen Themen auf die Reise geschickt werden und jeder kann seinen Beitrag dazu malen, schreiben, dichten etc. Also falls jemandem so ein Büchlein in die Hand fällt, es ist hier bei ca 45Grad in einem kleinen Ort im Buschland von Australien entstanden. Das war für mich eine sehr inspirierende Zeit. Nur zum Radfahren bin ich nicht viel gekommen, aber das kommt auch wieder.

Gegen Ende meines Aufenthalts dort konnte ich noch bei dem Zusammentrieb der Kühe dabei sein. Schon gigantisch, wenn die Herde um die Ecke geschossen kommt.

Am nächsten Tag wurden die Kälber gekennzeichnet, geimpft und die männlichen kastriert, 116 Stück. Das ging ruckzuck, es hat nicht einmal 2 Stunden gedauert.

DSC03976 Nicht gerade was, was man gesehen haben muss. Aber die Kälber sind sehr lebendig davon gesprungen. DSC03979 Ein anderes Schauspiel war die Kälberauktion,
DSC03992 alle Generationen (von Zuschauern und Bietern) waren vertreten.DSC03998 Man hat mich vorher gewarnt, ja die Hände unten zu lassen, auch niemand zu zuwinken. Sonst müsste ich womöglich noch mit Kühen weiter reisen. DSC04003Ich weiss nicht, wie viele Kälber dort verkauft wurden, es waren viele, sehr viele. Und anscheinend gibt es fast jedes 2 Wochenende in der Gegend so eine Veranstaltung. Anscheinend wurden viele von einem Großmäster von Woolworth (große Supermarktkette in Australien) aufgekauft.

Am 13. Januar musste ich dann auch hier wieder Abschied nehmen. Wegen der Hitze hatte ich einen Flug nach Neuseeland gebucht. Alex und Martin wollten einen Besuch in Brisbane machen und haben mich dann direkt auf den Flughafen gebracht. Vorher war aber abgemacht, wir sehen uns wieder! Und zwar kommen sie im März auch nach Neuseeland, dann fahren wir die Nordinsel zusammen. Zuerst fahre ich auf der Südinsel, endlich wieder ausgiebig Fahrrad fahren. Bald darüber mehr.

China Teil 1, der Westen

Bevor die Grenze öffnete stand ich schon am Zoll. Das Visum für China ist so kurz und da zählt jede Stunde. Ich hatte noch Zeit und die Möglichkeit mein letztes kirgisisches Geld in Chinesische Yuans zu wechseln. Die Ausreise aus Kirgistan war kein Problem. Danach kam 5 km Niemandsland, den Berg hoch natürlich und schon stand ich vor den Pforten Chinas. Soweit – So gut. Das Gebäude, das nach weiteren 2-3 Kilometern kam, war so  gut  wie leer geräumt. Ich bekam ein Papier in die Hand gedrückt, auf dem stand, sie hätten Zollgebäude 145km weiter nach China hinein verlegt. Die Strasse dorthin sei sehr schlecht, bergig, kurvig und jeder Fussgänger oder Radfahrer solle doch bei einem Lastwagen mitfahren.
Da es eher wie eine Empfehlung als ein Befehl geklungen hat, fragte ich, ob ich trotzdem mit dem Fahrrad fahren könnte, wenn ich wollte. Zur Antwort bekam ich ein klares „Nein!“ und mein Pass wurde so lange einbehalten, bis mein Fahrrad samt dem Gepäck auf einem chinesischen Lastwagen, mit einem chinesischen Fahrer versteht sich,  verstaut war.
Dann ging es los. Die Strasse war wirklich furchtbar, Steine, viel Staub, aber die Landschaft war grandios.
Ich wusste nicht, ob ich froh sein sollte, dass ich hier nicht Fahrrad fahren muss, oder nicht. Auf jeden Fall ärgerte es mich, dass es nicht meine Entscheidung war, sondern die der chinesischen Regierung. So sass ich in dem LKW und fragte mich, was ich hier eigentlich mache. Bei meiner letzten Reise durch China hatte ich schon einige Erfahrungen gemacht und wusste , dass ich mit einigen Einschränkungen u rechnen habe, ob diese mir nun gefallen oder nicht. Auf der anderen Seite hörte ich von anderen Fahrradfahrern so nette Eindrücke, dass ich mich eigentlich auch auf das Land freute. Diese Diskrepanz begleitete mich in den nächsten 2 1/2 Monaten.

Wegen der schlechten Strasse dauerte es ewig. Für die 145km haben wir 4,5 Stunden gebraucht, dazu kam noch, dass der Fahrer eine Zigarette nach der anderen rauchte. Dazwischen gab es einen kurzen Stop in einem Nudel Shop, hier durfte ich zum ersten Mal mit Stäbchen essen, sah, wie überall alles nur ausgespuckt wird. Der Boden sah wie der Tisch verheerend aus.

Dann endlich sind wir in dem nagelneuen Zollgebäude bei Wuqia angekommen. Pflichtbewusst gab der Fahrer mich bei den Beamten ab. Zum Glück musste ich nicht mit ihm in der Schlange der LKWs warten, sondern konnte mit meinem Fahrrad in die Abfertigungshalle für Fussgänger.
Mein Fahrrad musste ich abladen und meine Taschen aufmachen. An meiner dreckigen, stinkenden Kleidung hatten sie kein Interesse, dafür an meinen Büchern. Der Steppenwolf von Hesse auf Englisch, den ich von einem anderen Reisenden bekommen habe und mein Seidenstrassenführer. Beim ersten hat es ihm gereicht, dass es sich nicht um Wölfe, sondern um einen Mann in den Midlife Crises handelt, er könne es ja lesen, wenn er wolle. Was die Seidenstrasse und warum China mit den anderen Ländern genannt wird, wurde ihm von einer anderen Beamtin erklärt.

Um 16:30 Kirgistan Zeit wurde ich endlich wieder in die Freiheit entlassen. Die Peking Zeit, die für ganz China gilt, ist 2 Stunden später und passt nicht so zu dem Sonnenauf- und -untergang in der Gegend. Darum liess ich meine Uhr noch auf Kirgistan Zeit, oder Urumqi Zeit, wie es hier nach der Hauptstadt der Provinz Xinjiang genannt wird.

Nachdem ich die Stadt hinter mir gelassen hatte, war ich ganz glücklich, dass auch hier noch die Landschaft schön ist.

Während ich den Berg hoch gefahren bin, ging hinter mir die Sonne unter, die Berge waren in blauen Schattierungen.

Auf einem Platz, auf dem schon ein paar Yurten standen, konnte ich mein Zelt aufstellen. Die Bewohner haben kräftig diskutiert, es hätte mich schon interessiert um was es ging. Leider verstand ich überhaupt nichts. Ich weiss nicht einmal, ob sie Mandarin Chinesisch, Tibetisch oder Uigur gesprochen haben. Nach ihrem aussehen und wegen den Yurten würde ich auf Tibetisch tippen. Uiguren sind in Xinjiang der Hauptteil der Bevölkerung und Moslems. Han Chinesen, die hier angesiedelt wurden und Uiguren mögen sich nicht so. Es gibt immer wieder Krawalle.
Am 5. Juli 2009 kamen bei Unruhen nach einer Demonstration in Urumqi ca 140 Han-Chinesen und 50 Uiguren um. Es war am Tag vor dem 2. Jahrestages der Krawalle als ich weiter nach Kashgar fuhr. Mir kam ein Konvoi mit 58 Polizeifahrzeugen entgegen. Zuerst normale Polizeiautos, dann gepanzerte Fahrzeuge, dann richtige Panzer, danach Feuerwehrautos, LKWs voll mit Soldaten mit Maschinengewehren im Anschlag, zum Schluss wieder normale Polizeiautos. Warum habe ich in diesem Land immer so ein ungutes Gefühl? Für mich sah es so aus, als ob gleich ein Krieg ausbrechen würde. Ich war nur froh, dass die in eine andere Richtung fuhren als ich.

Ansonsten war die Fahrt sehr angenehm, leichter Rückenwind und immer bergab. Sehr schnell war ich so in Kashgar, habe auch bald das „Old Town Youth hostel“ gefunden, der Treffpunkt von Radreisenden. Als ich ankam, war wirklich der Hof voll von Rädern,

Mindestens 8 Chinesen, 2 Franzosen, 2 Schotten, 1 Walliser und ganz besonders habe ich mich gefreut, Peters Fahrrad zu entdecken, mit dem ich in Kasachstan gefahren bin. Er fuhr von Usbekistan direkt nach Kirgistan und China, nicht über Tajikistan und den Pamir. Es gab natürlich viel zu erzählen

Wie schon erwähnt ist die Provinz Xinjiang moslemisch, darum kommt man sich in Kashgar auch gar nicht wie in China vor. Zumindest in der Altstadt, wo leider kaum mehr alte Gebäude übrig sind. Herzstück ist die Heytgah-Moschee, die grösste Moschee in China.

Der Rest der Stadt sah eher Chinesisch aus. Das Polizeiaufgebot war enorm. Am ersten Jahrestag der Urumqi Unruhen wurden in einem Restaurant einige Han Chinesen niedergestochen.

Ich hatte hier noch einiges zu erledigen, bevor ich weiter konnte. Vor allem Landkarten brauchte ich. Das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Schliesslich fand ich in einem kleinen Buchladen, eine alte „Tourist Map“, wo sogar ein paar Städte Englisch benannt wurden. Und einen kleinen Chinesischen Atlas, nur auf Englisch, was nur beschränkt was brachte, da die Ortsschilder vor allem in Xinjiang alles andere als auf Englisch waren. Wenn überhaupt zweisprachig, dann Chinesisch und Uigur.

Dazu habe ich Peters Karten, die er aus Deutschland mitgebracht hatte, abfotografiert. Man weiss sich ja mittlerweile zu helfen.

Um die Taklamakan Wüste gibt es die Nord- und die Südroute. Ich hätte lieber die weniger befahrene Südroute gewählt, musste mich dann doch für die Nordroute entscheiden, da es dort mehr Städte gibt, wo ich mein Visum verlängern konnte. Ansonsten hätte ich in einem Affenzahn nach Xining düsen müssen, dazu hatte ich absolut keine Lust. Der Vorteil von der Nordroute war auch, es gab mehr Verpflegungsstationen und mehr Sehenswürdigkeiten. Aber halt auch mehr Verkehr und teilweise nur Autobahnen.

Am nächsten Tag ging es dann ab in die Wüste. Nach der Hitze in der Wüste Uzbekistan war mein Verlangen wieder nach Wüste nicht so gross. Ich hatte ja gehofft, dass der Pamir so kalt wird, dass ich mich nach Wärme sehne, das war aber (zum Glück) nicht so.

Am ersten Tag war es noch sehr angenehm, Ich kam schnell vorwärts, hatte etwas Rückenwind und es ging leicht bergab. Sehr ungestört konnte ich hinter den Bahnschienen zelten. Da sah mich niemand, es sei denn ein Zug kam vorbei.

Am zweiten Tag war es vorbei mit der Herrlichkeit. Schon als ich aus dem Zelt kroch merkte ich, oh je, der Wind hat gedreht. 3000 km in der Wüste sind ja schon schlimm genug, dann aber noch Gegenwind, das halten meine Nerven nicht aus.

Etwas später wurde es links von mir total schwarz. Macht nichts, dachte ich, der Wind kommt eher von rechts, Süden. Kaum fertig gedacht, drehte sich der Wind und wehte mich beinahe von der Strasse. An Fahren war nicht mehr zu denken. Ich stand nur noch da und versuchte mein Fahrrad festzuhalten.

Autos fuhren mit Warnblinklicht an mir vorbei. Keiner hätte daran gedacht anzuhalten und mir zu helfen. Ich wusste, 5 km kommt eine Polizeistation, bis dahin musste ich es irgendwie schaffen.

Ich weiss nicht, wieviele Stunden ich so zugebracht hatte, vorwärts gekommen bin ich allerdins kaum.

Dann hielt tatsächlich doch jemand an. Ein Polizist in Zivil. Sein Auto war viel zu klein, als dass er ich mitnehmen hätte können. Schnell zog er sein Polizistenhemd über und hielt ein Auto an. Natürlich hielt sofort ein Tanklastzug an. Mein Fahrrad konnte hinter dem Fahrerhaus festgebunden werden. Sie bekamen den Auftrag, mich in das nächste Dorf ins Hotel zu bringen. Das war leider nur 18 km weiter. Von mir aus hätten sie mich auch noch weiter mitnehmen können, aber wir konnten uns leider nicht richtig verständigen.

Es war noch nicht so spät, bis wir im Dorf angekommen waren. Zuerst habe ich mich natürlich wieder mit Essen und Trinken versorgt und mir überlegt was ich machen sollte. Das Hotel sah nicht sehr einladend aus. Den Eingang habe ich kaum gefunden. Es wäre ja schon das Vernünftigste, ins Hotel zu gehen, hatte dazu aber keine grosse Lust. Lieber wartete ich noch ein bisschen und hoffte, dass der Wind nachlässt. Nach zwei Stunden bin ich dann doch ins Hotel. Wenigstens gab es hier eine Dusche, in einem sehr dreckigen Raum, als ob er gerade umgebaut würde. Die Toiletten einen Stockwerk tiefer wollte ich lieber nicht sehen, was ich gerochen hatte, hat gereicht.

Ich bin nur noch kurz einkaufen gegangen, Als ich zurück kam, war die Dusche abgeschlossen. Anscheinend soll es erst ab 11Uhr abends Wasser geben. Ein kleiner Aufstand und die Duschen wurden aufgeschlossen und es gab Wasser, aber nur kalt.

In den frühen Morgenstunden habe ich so schnell wie möglich diese Lokalität verlassen. Vom Sturm war nichts mehr zu sehen. Nur ein Gegenwind kam wieder auf. In ausreichenden Abständen, so bis zu 80km, kam eine Ortschaft, wo ich wieder etwas zum Trinken und zum Essen, hauptsächlich Melonen, bekam. Ab und zu gab es eine Stadt, die machte zuerst wegen den breiten Strassen und den hohen Häusern einen riessigen Eindruck, war aber dann doch klein und übersichtlich. Dazwischen war es landschaftlich für eine Wüste sehr abwechslungsreich, mal bergig, mal topfeben.

lassen. Soviel ich verstand, meinten sie, es sei nicht die Zeit, dann, ich bräuchte eine Chinesische ID. Oh je, wie soll ich denn jetzt meine mails lesen? Nach längerem hin und her, gaben sie mir eine andere ID und liessen mich kurz ins Internet.

Irgendwo in der Mitte der Wüste hatte ich dann meine ersten 10000 km erreicht.

Und keiner da, mit dem ich hätte anstossen können, mit was auch. Es war weit und breit nichts zur Verfügung. Ich war mal wieder auf der Autobahn, da gab es weit und breit nichts. Die Autobahn an sich ist nicht das schlimmste, es ist eh kaum Verkehr, die Strassen sind gut mit einem breiten Seitenstreifen, der mir einen Sicherheitsabstand zu den Autos gab. Es waren die Leitplanken und die hohen Zäune, die in mir ein ungutes Gefühl erzeugten. Er als ich entdeckte, dass ich der Strasse duch die “Unterführung” entfliehen konnte, fühlte ich mich wesentlich besser. Auch war anscheinend schon jemand hier, der die Zäune mindestens genauso wenig mochte, sie waren teilweise nieder gerissen.

Es gab immer wieder Polizeikontrollen. Meistens wollten sie nur meinen Ausweiss sehen. Dass ich auf der Autobahn gefahren bin, störte niemand. Nur einmal liessen sie mich nicht weiter fahren. Sie waren sehr nett und freundlich, gaben mir zum Essen und Trinken, meinten, ich solle warten, bis die Polizei aus der Stadt kommt, die besser Englisch spricht. Ich war sowieso schon so genervt, da ich wieder fast den ganzen Tag Gegenwind hatte. Also wartete ich. Es dauerte nicht lange, da kam sie angefahren. Pass vorzeigen, die üblichen Fragen, dann fragten sie, wo ich denn heute übernachten möchte. Ich meinte ich wisse es noch nicht, wahrscheinlich im Zelt, irgendwo in der Wüste. Daraufhin liessen sie mich nicht weiterfahren, sondern hielten einen kleinen Lastwagen an, luden mein Fahrrad darauf. Ich musste im Polizeiauto mitfahren, der Lastwagen folgte. So ging es ca 20km in die nächste Stadt. Dort luden sie mich in einem Hotel ab und meinten, hier müsse ich heute Nacht übernachten, erst morgen dürfe ich weiterfahren. Sie gingen erst, nachdem ich eingecheckt und bezahlt hatte. Eigentlich meinte ich, da es ja ihr Wunsch sei, dass ich dort übernachte und nicht meine Entscheidung, könnten sie auch dafür bezahlen. Darauf gingen sie aber nicht ein. Es war auch nicht so teuer, aber eines der schrecklichsten Hoteles, wo ich jemals war.

Bad und Toilette gab es nur auf dem Gang, zusammen für Männer und Frauen, die Tür konnte nicht abgeschlossen werden. Als ich gerade meine Zähne putzte kam ein Mann mit Zigarette herein. Ich bat ihn, wenigstens die Zigarette draussen zu lassen. Woraufhin er nur die Zigarette auf den Flur warf. Er wunderte sich sehr, dass ich darauf hin nur noch zu lachen anfing.

Es war noch nicht spät und ich dachte, ich könne ja ein Internet Cafe aufsuchen. WiFi gab es im Hotel natürlich nicht. Schliesslich fand ich auch ein Internet, aber auch hier konnte ich nur mit einer Chinesischen ID Karte ins Netz. Nachdem ich einen leichten Aufstand gemacht hatte, bekam ich eine ID Karte bezahlte meine 3 Yuan und konnte einloggen. Doch bevor sich meine Mailbox öffnete wurde alles wieder schwarz. Der Chef kam und warf mich wieder raus. Ich meinte, ich wolle doch nur meine mails lesen. Ein anderer Chinese gab mir dann seine ID und ich konnte wieder einloggen, wurde aber genau überwacht, was ich machte. Meine Mails konnte ich lesen, aber sobald ich eine Nachricht beantworten wollte, wurde alles wieder schwarz. Das reichte, ich packte meine Sachen und ging. Wieder einmal fragte ich mich, was mache ich eigentlich in diesem Land. Warum sind so viele Chinesen so paranoid? Wovor haben sie Angst. Was könnte ich denn ins Internet stellen, was ihnen so schaden könnte, dass sie mir absolut keinen Zugang gewähren können?

Ich habe mich gefragt, warum die Polizei mich nicht einfach weiterfahren lassen hat. In der Nacht träumte ich dann, es wäre ein heftiger Sturm gekommen, ein richtiger Taifun, der alles weggeblasen hat. Davor wollten mich die Polizisten bewahren. Das war natürlich nicht der Fall.

War ich froh, als am nächsten Tag aus dem dreckigen Hotel und aus der Stadt fahren konnte.

Am Anfang lief es recht gut, nur nach ca 40 km vor lauter “ nur weg hier” fuhr ich voll über einen scharfen Gegenstand und hatte einen Platten. Wäre ja nicht weiter schlimm, nur merkte ich dass meine Pumpe nicht mehr funktionierte. Also versuchte ich wieder ein Auto anzuhalten. Damit hatte ich ja schon meine Erfahrungen. Es hielt niemand. Schliesslich hielt ein Mopedfahrer und wollte mir helfen. Ich konnte ja nicht mein Gepäck im Strassengraben liegen lassen und mit ihm Mitfahren. Also fuhr er alleine mit meinem Hinterrad, wo ich einen neuen Schlauch augezogen hatte, samt Rohloffnabe davon. Ich musste ihm einfach vertrauen, dass er auch wiederkommt. Keine 20 Minuten und er kam wieder mit einem aufgepumpten Hinterreifen. Die Werkstatt kann nicht weit entfernt gewesen sein.

War ich froh. Nach über 2 Stunden konnte ich endlich weiter fahren.

Anscheinend musste auch noch etwas am Reifen gewesen sein, denn nach weiteren 40km hatte ich wieder einen Platten. Ich hatte so genug, nahm nicht einmal mein Gepäck ab, sondern beschloss sofort wieder ein Auto anzuhalten. Und, oh Wunder, ich musste gar nicht lange warten, da hielt ein kleiner Lastwagen. Denen blieb gar nichts anderes übrig, als mich mitzunehmen. Ich wollte nur noch weiter, weit weg von der Polizei, die mich gestern aufgehalten hatte.

Die Fahrer waren keine Han Chinesen sondern Uiguren, Moslems, zwei Brüder, die zum Glück noch recht weit fuhren, gerade meine Strecke, so kam ich nochmals ca 200km weiter. Vielleicht musste der zweite Platten einfach sein, damit ich wieder ein besseres Bild von den Chinesen bekomme. Danach fühlte ich mich sehr viel wohler und kam auch nicht mehr in eine Polizeikontrolle.

Vor Turpan, eine Stadt in der Wüste, die in einer Senke unterhalb dem Meeresspiegel liegt, ging es nochmals kräftig den Berg hoch, 30km nur hinauf. Das waren meine Beine nach der relativ ebenen Wüste nicht mehr gewohnt. Auch ich hatte damit überhaupt nicht gerechnet. Ich fragte mich schon, ob wohl mein Wasser reichte, da hielt ein Auto, ein Frau stieg aus und reichte mir 3 kleine Flaschen mit Wasser. Die waren natürlich gleich weg, deswegen bekam ich gerade nochmals 3 und 5 Pfirsiche. Wie gut so ein Pfirsich sein kann merkt man erst in der Wüste. Ich war so glücklich. Es gibt doch noch nette Chinesen. So habe ich es doch noch gut nach oben geschafft und hatte eine fantastische Aussicht.

Im Hintergrund die Turpan Senke, die mehr als 100m unter dem Meeresspiegel liegt.

Für mich hiess es eine wunderbare 50km lange Abfahrt. Nur wurde es immer wärmer, richtig heiss. Der Hauptgrund, weswegen ich nicht gerne durch die Wüste fahren wollte, war die grosse Hitze. Ich hatte noch genug von Uzbekistan. Davor wurde ich zum Glück bisher verschont.

Erst jetzt hat sie mich voll erwischt. Hier lebten aber auch noch Menschen, ein Wunder, wie sie es dort aushalten. Weite Flächen werden bewässert. Hauptsächlich Wein wird hier angebaut. Schon komisch diese Massen an Wasser aus dem Boden schiessen zu sehen. Die ersten Bewässerungssyteme sind hier sehr alt und basierend hauptsächlich aus Rohren, die Wasser von den Bergen hinunter leiten. Heute wird aber auch einiges an Wasser aus dem Boden gepumt. Ich frage mich, ob irgendjemand den Grundwasserspiegel kontrolliert.

Vor Turpan kam nochmals ein Stück Wüste, dazu ein gehöriger Wind. Zum Glück gab es ab und zu Schutzmauern, die wenigstens etwas vor dem Wind schutzten, man konnte sich auch gut dahinter verstecken.

Sie schützten aber nicht vor den Käfern und Skorpione, die es hier gibt. Selten habe ich so etwas ekliges gesehen, ein ca 7cm langer Käfer, rotbraun, der einen Schwanz wie ein Skorpion hatte. Den ersten konnte ich töten, der zweite verschwand im Gemäuer. Das war kein angenehmer Gedanke, Kurz überlegte ich mir, ob ich einen anderen Schlafplatz suchen sollte. Aber wohin? Die Wüste war voll von diesen Tieren. Zum Glück kann ich mein Zelt dicht abschliessen. Darin fühle ich mich sehr sicher. Die Nacht habe ich überlebt, aber kaum geschlafen, der Wind rüttelte noch bis 4:30 an meinem Zelt, ausserdem war es das erste mal definitiv zu warm. Wenigstens war die Stadt nicht mehr weit entfernt und hatte bald ein Hotel gefunden, wo ich auch eine Spanierin traf, die erste Europäerin sein langem. Es tat richtig gut mal wieder jemanden zum Reden zu haben. Sie hat 1Jahr in Shanghai gearbeitet und reisste jetzt noch ein bisschen durchs Land, bevor sie wieder zurück musste.

Sie lieh sich ein Fahrrad und zusammen sind wir am Abend, als es kühler wurde zu der Moschee der Stadt geradelt, mit dem grössten Minaret der Stadt.

Der Emin Minaret aus dem 18. Jh ist noch sehr gut erhalten, Der Rest wurde neu aufgebaut und sieht aus wie aus Pappkarton.

Eigentlich wollte ich in dieser Weingegend, wahrscheinlich die tiefste der Welt, endlich einen Wein trinken. Nur waren die Flaschen im Laden so warm, dass es mir gleich wieder vergangen ist.

Schon vor Turban fielen mir die löchrigen Gebäude auf.

In der Zwischenzeit habe ich herausgefunden, darin werden Trauben zu Rosinen getrocknet. Dafür ist die Gegend bekannt, natürlich auch für die Melonen.

Solche Stopps, im Schatten, mit einer saftigen Melone sind besonders erholsam. Wegen dem ganzen Gift das sie auf die Pflanzen spritzen, bekam ich immer eine ganz pelzige Zunge. Hier wurde mir gesagt, ich solle nicht das ganze Fruchtfleisch bis zur Schale abknappern.

Immer wieder kamen mir Radfahrer entgegen. Für junge Chinesen ist es ein Traum nach Tibet und Lhasa zu fahren. Ich weiss nicht wieviele Radfahrer mir begegneten.

Nachdem ich mindestens schon tausend Kilometer alleine durch die Wüste gefahren bin, habe ich auch einen aufgegabelt, der in meine Richtung fuhr.

Ghin, mein treuer Weggefährte, 24Jahre alt, wollte von Urumqui, wo er studierte, heim nach Guanzhou fahren. Das war weitgehenst auch meine Strecke. Sein Englisch war erstaunlich gut, durch ihn wurde einiges viel leichter und eine neue Welt eröffnete sich für mich.

Ich traff ihn eines morgens, der Gegenwind hatte mal wieder Hochform erreicht. Ich hatte war gerade mal wieder dabei, meine Kriese zu bekommen, seine asiatische Ruhe habe ich am Anfang bewundert, bis ich merkte, ihm stinkt der Gegenwind genau so wie mir. Er meinte, wir könnten ja nichts dagegen machen, auch typisch chinesisch, sie akzeptieren halt alles. Ich meinte nur, wenn ich alleine wäre, würde ich versuchen, ein Auto anzuhalten. Damit war er gleich einverstanden. Wir brauchten für die letzten 19km 3 Std, Durchschnittsgeschwindigkeit, 7.8 km / h. Das machte wirklich keinen Sinn, das war nur Energieverschwendung. Normaler Weise hätte man Radfahren an dem Tag gut sein lassen können, sich irgendwo sonst einen schönen Tag machen. Aber nicht in der Wüste.

Also hielten wir ein Auto an, und es hielt auch gleich ein Kranwagen, auf dem wir unserer Räder festbinden konnte.

Mir war noch nicht klar, ob ich den Abstecher nach Dunhuang machen sollte oder nicht. Auf der einen Seite hatte ich den Visa Druck, auf der anderen Seite hörte sich das was ich von Dunhuang gelesen und gesehen habe sehr interessant an. Es war für die Seidenstrasse eine bedeutende Stadt und ist heute eine der Touristenattraktionen entlang in China wegen den Sanddünen und den Mogao Grotten. In einer der Grotten ist die grösste sitzende Buddha Figur. Daran war Ghin sehr interessiert und wollte dorthin. Da ich ja durch die Autofahrt Zeit gewonnen habe, entschloss ich mich mitzukommen.

Wir liessen uns bis zur Abzweigung nach Dunhuang mitnehmen. So entkamen wir dem Wind und dem Regen. Ja, Regen! Hier in einer der trockensten Gebiete der Erde hat es tatsächlich geregnet.

Auch weiterhin war alles nur Steinwüste, was auf Chinesisch Gobi heisst und in diesem Gebiet gab nichts, wo man sichtgeschützt sein Zelt aufbauen konnte. Wir fuhren halt so lange, bis wir abseits der Strasse eine Mulde fanden.

Ich habe erstaunlich gut in dieser Schräglage geschlafen.

Am nächsten Tag ging es ganz ohne Regen oder Gegenwind nach Dunhuang, wo wir bei einem Hostel auf einer ebenen Wiese unsere Zelte aufstellen konnten. Ausser uns waren schon einige chinesische Studenten mit ihren Zelten hier. Ich war die einizige „Langnase“ , wie die Chinesen die Westler nennen. Mir machte es überhaupt nichts, im Gegenteil, es war eine sehr nette Atmosphäre, richtig nette, witzige, kreative Leute. Das lässt wirklich für China hoffen.

Zusammen sind wir am nächsten Tag zu den Mogao Grotten.

Nur ausserhalb des Gebietes durfte man fotografieren, also keine Fotos vom Innenleben. Wir hatten eine Führung, nur auf Chinesisch, ich habe nichts verstanden, Ghin hat mir das wichtigste übersetzt, einiges wusste ich noch von einem Film, den ich über die Grotten gesehen hatte. Buddhistische Mönche haben vom 4. bis 12 Jh die Sandsteinfelsen ausgehöhlt und mit buddhistischen Wandmalereien und Buddhafiguren versehen. Heute sind noch 492 von den Höhlen erhalten, nur wenige sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Vor uns kamen schon einige europäische Forscher her und haben einiges ausgeraubt, heute ist vieles in Berlin, London und Paris zu sehen.

Die armen Kamele, die den ganzen Tag über die Touristen die Dünen rauf und runter schleppen mussten, wurden schon heimgeführt, als wir wieder zu unseren Zelten zurück kamen.

Ich konnte es mir gerade noch verkneifen auf die Düne mit oder ohne Kamel zu gehen.

Das Wetter war sowieso nicht so, dass man irgend etwas gesehen hätte und der Wind hatte schon genug Sand in Nase, Ohren und Augen geweht, ich weiss, wie das ist und kann gut darauf verzichten.

Früh morgens waren schon die ersten am Aufbrechen. Wir haben uns dann auch vom Rest verabschiedet und sind los. Der Wind hat uns direkt aus Dunhuang und noch weiter heraus geblasen.

Später wurden wir durch einen Platten an Ghin’s Rad ausgebremst.

Später waren wir wieder an der Nordroute durch die Taklamakan, d.h. weitgehenst Autobahn, nur selten hatten wir die Möglichkeit auf eine Nebenstrecke auszuweichen. Durch die Regenfälle der letzten Tage war das auch nicht immer erfreulich.

Es hat mich einige Überzeugungsarbeit gekostet, dass Ghin nicht umgedreht ist sondern mir nach und einfach Augen zu und durch. Da es eine geteerte Strasse und kein Flussbett war, war es auch gar nicht so schlimm. Das fand er dann auch. Und trocken waren wir dann auch schnell wieder.

Immer wieder sahen wir Windkraftanlagen, in einem Ausmass, wie ich sie sonst noch nirgends gesehen habe.

Bei dem Wind, der hier ständig weht, sind die Anlagen sicher sehr ergiebig.

Dank Ghin’s netter, freundlicher Art und vor allem, da er chinesisch sprach, konnten wir bei Bauern unser Zelt aufstellen, wenn wir bei einem Ort waren. Ansonsten suchten wir uns hinter Hügeln einen Platz zum Zelten. Auch hier sahen wir immer wieder unangenehme Wüstenbewohner.

Nirgendwo in der Welt habe ich so viele Skorpione wie hier in der Wüste gesehen. Wir beide wussten nicht genau, wie gefährlich die Tiere sind. Wir wurden aber für die Tiere sehr gefährlich. Ich glaube, keines hat uns überlebt.

Langsam näherten wir uns dem Westende der chinesischen Mauer.

Den letzten Turm haben wir uns erspart, Ghin hatte Hunger und ich wollte lieber die Mauer und den Jiayuguan Fort gesehen.

Die Eintrittspreise in China für solche Sehenswürdigkeiten sind horrend. Uns beiden genügte der Blick von aussen.

Über eine, wegen Baustelle halb gesperrte Strasse sind wir hoch zum Fort gefahren und hatten von dort einen guten Blick über die Mauern. Weiter war keine Absperrung. Unten führte ein schöner Weg entlang und ich konnte Ghin davon überzeugen, über eine Schotterpiste dort hinunter zu fahren.

Auf einmal waren überall Fahrradverbotsschilder, die wir halt ignorierten. Vor dem Fort war ein grosses Tor, durch das man nur mit Eintrittskarte kam. Es war eine sehr schöne Anlage, aber wir waren bald durch und suchten den Ausgang. Diesen schon im Blick, kamen uns aufgeregt Wachposten entgegen. Mir war klar, wahrscheinlich waren wir nicht ganz legal hier drin. Ich fragte nur einen „Exit?“ und da das Tor schon aufging konnte ich einfach durchfahren, Ghin hinter mir her. Später sagte er mir, einer der Wachposten hätte ihn gefragt, wie wir denn dort hineingekommen wären. Tja, das muss er jetzt selber rausfinden.

Da mir endlich wieder nach Dusche war, wollte ich in Jiayuguan in ein Hotel. Jetzt bekam auch Ghin direkt mit, wie als Ausländer ist, in seinem China. Es dauerte sehr lange, bis er ein Hotel fand, indem ich als Ausländerin übernachten durfte und was auch noch bezahlbar war. Auch das war noch 3 mal so teuer wie das, wo nur Chinesen übernachten durften.

Es wurde langsam Zeit, mein Visum Verlängern zu lassen. Wir hatten zwei Optionen, entweder uns beeilen und in 5 Tage nach Xining zu fahren oder uns Zeit zu lassen und bis Sonntag nach Zhangye zu kommen. Natürlich war Ghin für die letztere Option. Er liess sich gerne Morgens Zeit, brauchte seine Nudeln und Zigarettenpause. Ich trieb ihn schon unter normalen Umständen genug an. So hatte er jetzt ein paar Tage Ruhe.

Je näher wir Zhangye kamen, desto schrecklicher wurde alles. Es waren die Ausläufer der Wüste. Die Luft war so drückend heiß, der Verkehr schrecklich die Hupen viel zu laut und alles viel zu staubig.

Kurz bevor wir in die Stadt kamen, hat uns ein chinesischer Radfahrer eingeholt. Ming aus Zhangye. Er sprach leider kein Englisch, aber Ghin und er haben sich von Anfang an gut verstanden.

Er zeigte uns einen wunderbaren weg durch neu angelegte Feuchtgebiete in die Stadt. Nachdem wir zuerst an einem Radladen vorbei sind, dann vom Ming zum Mittagessen eingeladen wurden, hat er versucht für uns eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Auch er machte dann die Erfahrung, wie es ist, als Ausländer in China.

Nach kurzer Beratung bei seinem Vater wurde beschlossen, dass wir bei seiner Grossmutter schlafen sollten. Bevor wir uns aufmachten, wurde ich gefragt, ob ich Wein trinke. Oh, wie lange hatte ich schon keinen guten Wein mehr, natürlich trinke ich Wein. Also wird der Vater heute abend Wein mitbringen.

Es hat in Strömen geregnet, als wir zur Grossmutter sind. Eine nette, ruhig lächelnde, ältere Chinesin. Sie wohnte in einem alten, riessigen Wohnblock, alles dunkelgrau, dreckig. Dann kommt man in ihre Wohnung und alles ist schön neu sauber hergerichtet, eine richtig nette Wohnung und nicht einmal so klein. Später erfuhr ich, dass sie Mings Onkel gehört, der nur gerade nicht hier war.

Später kamen Mings Eltern und Schwager. Dann wurde viel gekocht und ebensoviel gegessen. Ausser Ghin sprach leider niemand Englisch und ich konnte nicht erwarten dass er mir immer alles übersetzt.

Dann gab es endlich den Wein!. Schon beim Einschenken sah ich, das sieht nicht wirklich nach Wein aus. Ein kleiner Schluck zum Probieren – schrecklich. Das war nicht wirklich Wein, das war Reiswein, ein himmelweiter Unterschied! Der Vater war enttäuscht, dass er mir keine Freude hat machen können, mit dem Essen allerdings schon, das war sehr gut. Anstandshalber habe ich das Glas ausgetrunken, aber es ist nicht etwas, was ich nochmals brauche.

Nachdem die Grossmutter ins Bett und die Mutter gegangen war, habe ich mich langsam auch auf das Sofa gelegt und bin eingschlafen, obwohl die anderen am Tisch Karten gespielt, gesungen und die ganzen Flaschen Reiswein getrunken hatten.

Sehr erstaunt war ich, dass Ming trotzdem sehr früh am nächsten Morgen abgeholt hatte. Ich machte mir gerade einen Kaffee, da meinte er, ich brauche nicht zu frühstücken, wir würden zum Frühstücken gehen. Da es aber an den Plätzen nie Kaffee gibt, das ist Luxus in China, bestand ich zuerst auf meinen Kaffee. Es dauerte eh noch ein Weilchen, bis Ghin soweit war.

Zhangye ist eigentlich eine sehr nette, sehr alte chinesische Stadt. Auch Marco Polo war hier ein Jahr. Und es ist überhaupt nicht touristisch. Der alte Teil ist wirklich alt, nicht neu nachgemacht, es hat einfach noch flair. Zum Frühstück gab es dann eine Spezialität der Stadt, irgendwelche Nudeln und eine geleeartige Masse, gar nicht so schlecht, aber nicht unbedingt, was ich zum Frühstück brauche. Mittlerweile habe ich mich aber auch daran gewöhnt.

Dann ging es zum PSB, public security bureau, sprich Polizei, um mein Visum verlängern zu lassen. War ich froh, dass ich die beiden netten Burschen bei mir hatten, die mir alle Formulare aufüllten. Um den Aufkleber mit der Verlängerung für den Reisepass zu bekommen, mussten wir zu einem anderen PSB. Dort warteten wir zuerst, die beiden füllten dann weitere Formulare aus, bis wir schliesslich gesagt bekamen, wir könnten die Verlängerung nicht haben, da sie keine Aufkleber mehr hätten. Ich traute meinen Ohren nicht. Die Frau sagte es auch noch in einem Ton, als ob es ihr so etwas von egal wäre und überhaupt nicht ihr Problem. Und jetzt? Ich brauchte die Verlängerung in den nächsten Tagen. Ich hatte nicht mehr viel mitzureden, es wurde zwischen Ming und Ghin besprochen, die kannten sich ja auch mit dem System aus. Ich hatte eh nicht viel zu sagen. Schliesslich wurde beschlossen, dass Ghin und ich in die nächstgrössere Stadt mit dem Bus fahren, das war Wuwei, ca 3 ½ Stunden. Da der Bus um 12 Uhr fuhr, mussten wir uns sehr beeilen, wir konnten nicht einmal zur Grossmutter und Sachen für eine Übernachtung in Wuwei holen.

Wenigstens ging die Busfahrt durch ein sehr schönes Gebiet, entlang der Chinesischen Mauer. Erstaunlich wieviel davon in diesem Teil noch erhalten ist, auch einige Wachtürme.

Es war schon fast 16 Uhr bis wir in Wuwei angekommen waren und sind mit dem Taxi sofort zum PSB. Die Leute dort waren sehr viel netter als in Zhungye. Allerdings verlangten Sie einiges für die Verlängerung. Z.B. ein Foto, das nach deren Angaben, ich glaube, das ist das hässlichste Foto, das jemals von mir gemacht wurde. Macht Euch keine Hoffnung, ich werde es hier nicht veröffentlichen.

Das war ja noch leicht machbar. Die schwierigere Aufgabe war ein Konto bei der Bank of China eröffnen und so viel Geld überweisen, wie ich in den 30 Tagen in China brauchen werde. Damit war nicht der Betrag, den ich tatsächlich nach meiner Erfahrung der letzten 25 Tage brauche, gemeint, sondern der, den die Chinesische Regierung meint, oder erwartet, den ich in den 30 Tagen ausgebe.

Also sprechen wir hier nicht von maximal 10 US Dollar pro Tag, sondern von 100. Mir ist schleierhaft, wie ich 100USD pro Tag ausgeben soll. Anscheinend schaffen das Touristen.

Mein Glück, dass ich Ghin dabei hatte. Ein englischer Radfahrer hat mir geschrieben, dass es für ihn nicht möglich war ein Bankkonto zu eröffnen, da er keinen Chinesischen Ausweiss und Adresse hatte. Währen all seinen Bemühungen ist sein Visum abgelaufen, worauf sein Pass konfisziert wurde.

Dank Ghin und seines Ausweisses und Adresse konnte ich am Abend noch ein Konto eröffnen. Ich war schon ganz schön verärgert und gab der armen Frau hinter dem Schalter keine leichte Zeit, vor allem, da sie wegen mir länger da bleiben musste. Bank of China war dann nicht möglich, direkt von meinem VISA Konto das Geld auf mein Konto zu überweisen. Sie behaupteten sogar, ich würde das Geld auch nicht aus dem Geldautomat bekommen, obwohl ich das schon zwei mal gemacht hatte. Als Beweiss ging ich dann zum Geldautomaten, und habe acht mal 3000 yuan (3000 yuan konnte ich auf einmal rauslassen, 24 000 ist der Höchstbetrag pro Tag, ca 3000 USD) rausgelassen. Mit dem Stapel von 100 yuan Scheinen ging ich wieder zum Schalter, die Frau war überhaupt nicht glücklich.

Ungefähr eine Stunde nach dem offiziellen Schalterschluss hatte ich mein Konto mit dem Betrag darauf.

Ghin blieb die ganze Zeit ruhig und gelassen. Er meinte schliesslich, er wisse gar nicht, warum ich mich so aufrege. Ich wäre damit ja nur ein paar Wochen konfrontiert. Er müsse seit seiner Schulzeit mit diesem Chaos und Bürokratie leben. Bei immer mehr Dingen fragen ich mich, warum sich Chinesen das gefallen lassen. Die asiatische Gelassenheit ist zwar manchmal ganz angebracht, sie führt aber nicht gerade zu einer Verbesserung.

Wir haben uns jetzt zuerst mal ein Bier verdient und Ghin eine extra Portion Nudeln.

Da ich ja gar nichts für die Nacht dabei hatte, wollte ich wenigstens eine Zahnbürste und Zahnpasta kaufen. Auch ein kleines Handtuch habe ich gefunden.

Am nächsten Tag sind wir gleich nochmals auf die Bank um die offizielle Bestädigung zu holen, dass ich das Konto mit den 24000 Yuan habe. Das ist auch der Witz! Sie wollen, dass ich mein ganzes Geld auf das Konto transferiere, dann eine Bestädigung hole, was die Folge hat, dass das Konto für eine Zeit eingefroren ist, d.h. Ich kann danach gar nicht auf das Geld zugreifen. Aber das kannte ich von früher, dass Regelungen eingeführt werden, die überhaupt keinen Sinn machen.

Des Öfteren hatte ich schon gedacht, wenn mir vorher bewusst gewesen wäre, was da auf mich zukommt, wäre ich in den nächsten Zug gestiegen und hätte das Land so schnell wie möglich verlassen. So steckte ich mitten drin und alles war am Laufen.

Wie auch immer, mit der Bestädigung sind wir zum PSB, womit alles beisammen war. Sie versprachen uns anzurufen, sobald alles fertig wäre, was am Nachmittag sein würde.

So, Ghin und ich konnten nun nur noch warten. Wir schauten uns die Stadt an, war aber nicht so schön wie Zhungye.

Kleinkinder laufen in China grundsätzlich mit offener Hose herum, d.h. anstatt Windeln wird einfach ein Stück Stoff aus der Hose ausgelassen, dass das Kind in Ruhe überrall hinpinkeln oder kacken kann. Ich hatte damit meine hygienische Bedenken, die dann noch bestärkt wurden, als ein Kleinkind, gehoben von der Grossmutter, in einem Restaurant unter den Tisch pinkelte. Das erstaunte sogar Ghin und er verstand langsam meine Vorbehalte gegen diese Art von Kleidung.

Solange ich nur auf meinen Fahrradsattel sass konnte ich darüber hinwegsehen, aber sobald ich auf öffentlichen Plätzen hingessen bin, hatte ich immer das Gefühl, hier sass schon ein Kleinkind mit offenere Hose, auch im Bus hat es dem entsprechend gerochen.

Als um 15Uhr noch keine Nachricht vom PSB kam, sind wir einfach zurück. Sie meinten, sie wären fast fertig nur noch ein Schritt. Ich hatte lange genug Project Management gemacht, dass ich wusste, das kann trotzdem noch ganz schön lange dauern. Man kann auch Schritte parallel machen. Z.B. einer kann den Drucker einrichten, solange die andere noch die Eingaben in die Applikation macht.

Nu denn. Ghin meinte, um 17:30 fährt der letzte Bus. Langsam wurde ich ungeduldig, ich wollte nicht nochmal eine eine Nacht in Wuwei verbringen. Viertal nach 5 bekamen wir schliesslich meinen Pass mit dem Aufkleber der Verlängerung. Uns blieb kaum mehr Zeit uns zu bedanken, oder noch nicht, um uns darüber zu freuen, schnell zum Busbahnhof.

Der Bus war dann erst um 18 Uhr, Zeit erstmal wieder aufzuatmen.

Es war schon sehr spät, als wir wieder in Zhungye angekommen waren. Trotzdem, endlich ein Bier zur Feier musste sein. Auch der Grossmutter wollte ich was mitbringen. Wir verglichen unsere verschiedenen Kulturen. Ghin war entsetzt über Wein, Blumen und Pralinen, das wäre „completely useless“ Sie bringen Milch oder Fleisch mit. Milch gibt es hier im Geschenkkarton. Also holten wir für Grossmutter noch einen Karton Delikatess Milch. Sie war schon im Bett, Ich hatte auch nur noch mein Bier und war dann wieder auf dem Sofa.

Am nachsten Tag ging es nach einem Abschiedsfoto mit Granny los

Nach den zwei einhalb Tagen nicht auf dem Fahrrad, ging es mir überhaupt nicht gut. Nach 10km war es besser.

Schon seit Tagen schwärmte mir Ghin von der nächsten Strecke nach Xining vor. Es soll zu eine der schönsten Strecken in China gehören.

Ghin wollte noch vor August dort sein, wegen den blühenden Rappsfelder.

Es war schon 1. August, wir waren trotzdem noch nicht zu spät. Für mich war es sehr angenehm, endlich die Wüste hinter mir zu haben.

Es wurde immer bergiger, später war es wahrscheinlich zu hoch für Rapps.

Mir hat es hier fast besser gefallen, Rapps war zwar schön anzuschauen, aber nicht gerade etwas aussergewöhnliches für mich.

Plötzlich standen wir vor einem Tempel, der in den Felsen gehauen war.

In dieser Gegend haben sich viele Tibeter niedergelassen, die buddhistischen Tempel waren gut besucht.

Wieder ärgerte es mich, dass ich keinen Höhenmesser mehr hatte. Es wurde höher, wir fuhren über drei Pässe mit zwischen 3500m und 3800m.

Es wurde immer schöner, es sah immer mehr wie die Mongolei aus. Dazu die Yurten der Tibeter, und ich konnte kaum mehr an mich halten.

Auch wie in damals in der Mongolei zogen auf einmal dunkle Wolken auf.

Es war noch sehr früh, als wir bei Tibeter fragten, ob wir im bei ihren Zelte, unsere Zelte aufstellen könnten.

Das war natürlich kein Problem und sofort wurden wir auch für die Nomaden typischen Buttertee eingeladen. Es dauerte nicht lange und ein starke Sturm mit Regen kam auf. Die Zeltstangen von Ghins Zelt waren sofort durchgebrochen und durchböhrten das Aussenzelt. Ich konnte gelassen bleiben. Mein Hilleberg hält so etwas locker durch.

Am nächsten morgen war wieder eitler Sonnenschein,

als die Yaks gemolken wurden.

Ein Abschiedsfoto und wieder mussten wir sehr nette Leute hinter uns lassen.

Auf jeden Hügel gibt es buddhistische heilige Stätte. Je höher die Berg, desto grösser die Stätte.

Nach dem letzten Anstieg erwartete uns allerdings nichts von dem, auch keinen schönen Pass mit Aussicht, sondern ein Tunnel. Für mich absolut enttäuschend und schrecklich. Meine Tunnelphobie habe ich weitgehenst kuriert, aber in die chinesischen Tunnel, ohne Licht, ohne Frischluftzuvor, ohne Notausgang und das über 1530m hatte ich absolut kein Vertrauen. Schon der Gedanke, dass ich da bei den Auspuffgasen durch muss.

Ich sah mich schon total taub auf der anderen Seite ankommen, wenn jemand auf die Idee kommt, in der Röhre auf die schreckliche Hupe zu drücken.

Dann stand plötzlich ein Polizist vor dem Tunnel und liess kein Auto mehr durch. Ein Lastwagen ist in der Mitte stehen geblieben. Unsere Chance, sagte ich zu Ghin, schnell alle Lichter montiert, Sicherheitsweste an und los. Einfach Augen zu und so schnell wie möglich durch, bevor die anderen Auto kamen. Obwohl dies dann nur auf den letzten hundert Metern der Fall war, war es mir auf der anderen Seite speiübel. Für Ghin war es der erste Tunnel seiner Radfahrkarriere überhaupt, verstand meine Vorbehalte vorher nicht und ärgerte sich über meine Beschwerden danach. (Wochen später, als ich ihn wieder getroffen hatte und er in der Zwischenzeit mehrere Tunnel durchfahren musste, meinte er, er verstehe mich nun. Tunnel wären wirklich gefährlich und schrecklich.)

Nach dem Tunnel wechselte sich die Landschaft wieder

Es ging nur noch bergab nach Xining. Teilweise sah es so aus wie im Schwarzwald. Kurz vor Xining habe ich Ghin verloren. Wir hatten beide ein Handy, kamen aber nie auf die Idee, die Nummern zu tauschen.

Ich wartete eine Stunde am Wegesrand, aber er kam nicht Ein paar Kilometer ging ein Expressway nach Xining, ich nahm an, er nahm dieese Strecke.

Es war kurz vor Xining. Von anderen Radfahrern wurde mir ein Hostel genannt, wo ich hin wollte. Oh wie vermisste ich Ghin. Es war wieder kaum möglich in ein Internet Cafe zu gehen und die Adresse und Richtung zu suchen, noch jemanden zu fragen. Trotzdem beschloss ich, ich muss mich auch ohne ihn zurecht finden können. Schliesslich traf ich eine junge Studentin, die das Hostel in ihrem Smartphone googlete und mich dann dorthin führte. Sehr nett.

Ghin hatte meine e-mail Adresse und ich hoffte, dass er mir eine mail schicken würde. Was dann auch der Fall war. Er war auch in Xining und wir verabreteten uns für den nächsten Tag.

Das erste Mal seit Kashgar war ich in einem Hostel, wo auch Westler waren, sogar zwei russische Radfahrer. Hier bekam ich das erste Mal westliches Essen, Pizza und Salat, richtig mit Messer und Gabel!

Ich mag Ghin sehr, es ist wirklich eine sehr angenehme Begleitung. Nur war uns beiden klar, Radfahren zusammen geht nicht mehr lange gut. Deswegen beschlossen wir, wenn wir Freunde bleiben wollten, sollten wir lieber jetzt getrennte Wege fahren. Trotz allem, ich werde ihn vermissen. Es war aber auch Zeit wieder alleine weiter zu fahren. Wir waren zwei Wochenn zusammen, so lange bin ich noch nie mit jemandem gefahren. Wie jeder lesen konnte, war er mir auch eine grosse Hilfe.

Xining ist so ziemlich in der Mitte von China, es war 5. August 2012 ich hatte so ziemlich Halbzeit hier und mit Ghin ging eine Episode zu Ende. Darum mache ich hier mal einen Punkt,

Zu dem „Goldenen Apfel“

Frisch gestärkt ging es am 14. März von Thessaloniki weiter. Die Stärkung war auch bitter nötig, die Fahrt aus der Stadt heraus war äusserst unangenehm. Zuerst viel Verkehr auf einer 4spurigen Strasse, die dann in eine Autobahn überging. Grösstenteils ist es in Griechenland erlaubt auf Autobahnen Fahrrad zu fahren, so dicht an einer grossen Stadt aber nicht ratsam. Da es auch noch bergauf ging, konnte ich dem allem auch gar nicht so schnell entweichen. Nach ca 14km war das dann überstanden und wesentlich ruhiger ging es auf einer Nebenstrasse an zwei Seen vorbei durch kleine Dörfer weiter. Auch erstaunlich flach wurde es auf einmal.
Hier habe ich an einer Bäckerei angehalten. Wieder einmal wurde ich gefragt, woher ich komme. Früher hiess es auf meine Antwort, aus Deutschland, meist „Ah Schuhmacher“ oder „Ballack“ hier hiess es „Ah Angela Merkel“. Trotzdem waren sie sehr nett zu mir und haben mir noch ein paar süsse Kringel dazu geschenkt.
Schliesslich kam ich wieder ans Meer.



Hier war es noch wie ausgestorben. Nur ein paar Baustellen, um sich für die nächste Saison vorzubereiten.
Schliesslich fand ich an einer verlassenen Feriensiedlung einen Hausmeister, der meinte, es würde wohl kaum jemand stören, wenn ich hier irgendwo zelten würde. Also übernachtete ich wunderbar auf einem Fussballfeld zwischen Wohnsiedlung und Strand. Es kam wirklich gar niemand vorbei.
Im Sommer muss es hier ganz anders zugehen, da wächst das Dorf, in dem ich kaum jemanden gesehen hatte, auf 20000 Leute an.

Am nächsten Morgen hatte ich meinen ersten Sonnenaufgang über dem Meer, sonst habe ich immer Richtung Westen am Meer gezeltet. Das war auch mal sehr schön.

Die Strassen sind hier gesäumt von kleinen orthodoxen Miniaturkirchen, wie Heiligenschreine.

Ich hatte beschlossen, nach Kavala die Innlandroute zu nehmen. Da es nicht besonders spannend war, hat es mich bald genervt, dass die Seitenstrasse, im Zickzack um die Autobahn ging. Neben der Autobahn gibt es Servicestrassen, also habe ich beschlossen, ich fahre darauf. Bald musste ich feststellen, dass im Gegensatz zu der Autofahrbahn gleich daneben, die Servicestrasse nicht nivelliert war. Das fand ich dann auch nicht so lustig, immer steil bergauf und bergab fahren zu müssen, während ich nebenan eben weiterfahren hätte können.
In Griechenland ist das Benzin so teuer, teurer als in Deutschland, dass bei den geringeren Löhnen die meisten das Autofahren sehr eingeschränkt haben. Deswegen ist ausserhalb grösserer Ortschaften kaum mehr Verkehr. D.h. auf der Autobahn war kaum etwas los.
Also bin ich auf die Autobahn. Es war eigentlich ganz angenehm, man hat seinen breiten Seitenstreifen, der Verkehr ist geringer als auf den Nebenstrassen und dort wird auch nicht langsamer gefahren. Somit ist es sogar auf der Autobahn hier sicherer, spannend ist es allerdings überhaupt nicht, gerade mal gut zum Kilometer machen. Was mich am meisten gestört hat, waren die Zäune. Ausser an den Ausfahrten, die in sehr grossen Abständen kommen, gab es kein Entrinnen. Mittlerweile meine ich auch zu wissen warum: damit keine Tiere auf die Fahrbahn kommen. Ansonsten ist der Fahrzeugrand gesäumt von Tierkadavern, schlimmer als in Australien, vor allem Hunde, auch sonst sieht man, was es hier noch so alles gibt, Dachse, Füchse, Iltis, etc..
Somit haben die Zäune auch den gewaltigen Vorteil, man wird nicht von Hunden belästigt!
Meistens ging es durch Olivenhaine, wo die Bäume gerade neu beschnitten wurden. Dazwichen drin blühende Mandelbäume, es wird hier wirklich langsam Frühling.
Die Fahrt auf der Autobahn ging für ca 30km ganz gut, dann sah ich die Autos irgendwo verschwinden. Mir ahnte Schlimmes, was nach ein paar hundert Meter bestädigt wurde: ein Tunnel! Und der sah recht lang aus. Egal, ob ich darin hätte fahren dürfen oder nicht, für mich ist es ein absolutes ‚No go“. mit meiner Tunnelphobie, niemals! Zum Glück kam kurz vorher noch eine Ausfahrt und ich konnte ein paar Kilometer weiter über den Berg fahren. Das war zwar zuerst sehr steil, auf einer kleinen Nebenstrasse, ging dann aber durch einen alten Wald mit Felsen und Aussicht auf das Meer wieder runter. Wunderschön.
Die Küste am Vortag war meist Sandstrand und eben, hier ist sie felsig und immer auf und ab. Alles scheint viel exklusiver, schöne Villen mit kleinena Stränden. Nirgendwo ein Platz zum Zelten. Dann kam mein erster offener Campingplatz kurz vor Kavala, den wollte ich gleich ausnutzen. Ich war natürlich der einzige Gast. Dafür, dass die sanitären Einrichtungen wahrscheinlich letzten Herbst das letzte Mal benutzt und geputzt worden sind, war es ganz schön teuer. Aber es gab wenigstens warmes Wasser.
In den frühen Morgenstunden bin ich durch das noch relativ ruhige, nette Städtchen Kavala gefahren. Es wurde im 7. Jahrhundert v. Chr gegründet. Der heutige Name Kavala stammt von der Bedeutung als wichtige Poststation, an der die Pferde (italienisch „cavallo“) auf der Via Egnatia (siehe später) gewechselt wurden. Das aus der römischen Zeit stammende Aquädukt, ein zweigeschossiges Bogenwerk, restaurierte.


Hinter Kavala wars dann nicht mehr so idyllisch. Über mehrere Kilometer kam nur noch Industrie, Raffinerien, Granit- und Marmorabbau, bis zum netten Universitätsstädtchen Xanthi.
Danach kamen wieder Olivenhaine. Langsam wurde es wieder Zeit mir ein Plätzchen zum Zelten zu suchen. Zwischen den frischgedüngten und gespritzten Olivenhainen fand ich es nicht so ideal. Als mir ein Walker entgegen kam und mich freundlich auf Englisch angesprochen hatte, habe ich ihn gefragt, wo ich denn hier zelten könne. Eigentlich überall, meinte er. Im nächsten Ort, Iasmos, gäbe es auch mittendrin einen Park, da könnte ich auch zelten. Das finde ich schon allein wegen der Toilette nicht so angenehm. Schliesslich meinte er, er besitze am Rande, oberhalb von Iasmos ein Restaurant, dort könne ich auch zelten. Das hörte sich doch schon viel besser an. Ich bedankte mich und machte mich auf den Weg.
Das Restaurant war sehr exklusiv und wunderschön gelegen. Ich habe dem Mitbesitzer schöne Grüsse ausgerichtet und wir suchten zusammen nach einem netten Plätzchen. Schliesslich entschieden wir uns für die Terasse, um diese Jahreszeit möchte eh niemand draussen essen.
So hatte ich hier eine der wunderschönsten Plätzchen zum Zelten hoch überhalb der Stadt


Das einzig lästige waren mal wieder die Hunde. Wenn einer anfängt, machen die anderen mit. Mich wundert immer die Ausdauer, das kann dann Stunden gehen, bis sie sich wieder beruhigen.

Iasmos ist nicht weit von der Studentenstadt Komotini entfernt. Zuert habe ich mir überlegt, ob ich da auch noch durch soll, habe es dann gemacht und überhaupt nicht bereut. Es ist wirklich eine nette Stadt mit netten alten Häusern und einen schönen Platz im Zentrum.

Danach wurde es Richtung Meer wieder etwas bergiger und die Landschaft sehr schön. Die Strasse geht hier der Via Egnatia entlang. Es ist eine römische Straße (heute Fusspfad), durch die Adriaküste und Bosporus verbunden waren. Als östliche Fortsetzung der Via Appia war sie der direkte Weg zwischen Rom und Konstantinopel, den beiden großen Metropolen des spätantiken römischen Reichs.

Die rund um das Jahr 146 v. Chr. gebaute Heerstraße wurde nach Gnaeus Egnatius, Prokonsul von Makedonien, benannt, der den Bau in Auftrag gegeben hat.
Die Strecke scheint hier sehr gut ausgeschildert zu sein, aber nicht sehr bekannt. Das wäre doch mal eine Alternative zum überlaufenen Jakobsweg. Hier ist es ruhig, man ist für sich. Anstatt der Kathedrale in Santiago de Compostella hat man hier die Hagia Sofia in Istanbul als Ziel.

Wie bergig es wurde, merkte ich weiter gar nicht mehr, da mich zwei deutsche „Leichtgepäckradler“ einholten. Carsten und Peter, die in 11 Tagen von Sofia nach Izmir gefahren sind. Carsten arbeitet für Schwalbe und war nicht nur über mein immenses Gepäck erstaunt, sondern auch, dass ich immer noch mit meinen Spikes fahre. Wenn man 1-2 Jahre unterwegs ist, braucht man halt ein bisschen mehr als bei nur 11 Tagen und ich habe beschlossen, mich in Istanbul von meinen Spikes zu verabschieden.
Mit netter Unterhaltung ging es bis Alexandroupoli, für mich das Ziel des Tages, da ich hier eine Einladung hatte, Carsten und Peter wollten noch ein Stück weiter.
Die Stadt hat mir ausgesprochen gut gefallen. Sie ist zwar recht gross, hat aber im Zentrum keine Industrie sondern schöne Strände und Promenaden.
Bei Efklia, einer Lehrerin, wurde mir die ganze Misere, die zur Zeit in Griechenland herrscht, wieder bewusst. Die jungen Leute sind halb am Verzweifeln, sehen wenig Chancen für die Zukunft. Die Gehälter, wenn man überhaupt einen Job hat, werden immer weiter gesenkt und die Preise steigen kontinuierlich.

Alexandropouli war die letzte Stadt in Griechenland, nur noch 43km zur Grenze. Auf dem ersten Stück hatte ich noch Rückenwind, war wunderbar zu fahren, als ob die EU mich endlich los werden wollte. In der letzten Stadt habe ich meine letzten Euro-Geldstücke in Bananen und Wasser umgewandelt.

Auf der Brücke über den Evros im relativ langen Stück Niemandsland, kamen mir Soldaten entgegen, vorne in historischer Uniform mit sehr ungewöhnlichem Schritt.

Wie eine historische Wachablösung.

Als ich Griechenland verlassen hatte, war es mindestens 15 Grad wärmer, als ich hier angekommen bin.

Auf der türkischen Seite habe ich zum ersten Mal meinen Reisepass gezeigt und bekam meinen ersten Stempel. Türkei ist da 11. Land durch das ich auf dieser Reise komme.
In einer Wechselstube konnte ich all meine Euro Scheine in Türkische Lira umwechseln.

Ich weiss nicht genau warum, aber es war ein tolles Gefühl, die Türkei ereicht zu haben, obwohl der erste Eindruck nicht gerade berauschend war.

Es war nicht mehr weit bis Kesan, wo ich in der Nähe auf einer Farm übernachten konnte. Ich hatte mal wieder keine Ahnung, was mich dort erwartete‘ so war ich wieder sehr überrascht. Ausser einem zahnlosen Knecht wohnte dort niemand, es gab keinen Strom und kein fliesend Wasser, nichts, ein Stehklo und eine Wasserpumpe im Garten.
Der Vater meines Gastgebers war gerade auch da, er scheint gewohnt zu sein, dass ab und zu Fahrradfahrer hier auftauchten, hat mir alles gleich gezeigt.
Im ersten Stock gab es ein Zimmer mit Tisch und Bettgestell, da habe ich es mir gemütlich gemacht. Das fantastische an dem Zimmer war, es hatte nach 3 Seiten Fenster und ich hatte einen wunderschönen Blick auf die weite Ebene mit dem Sonnenuntergang.

Trotz der spärlichen Behausung, wenn ich zelte habe ich noch weniger, habe ich beschlossen, zwei Nächte hier zu bleiben. Hier hatte ich absolute Ruhe, konnte mich noch ein bisschen vor der Megastadt Istanbul ausruhen und einige Sachen im Internet (in einem Cafe in der Stadt mit Steckdose) erledigen.

Auf der Farm gab es neben Kühen, Schafen, Ziegen und Katzen auch Hunde. Die waren wesentlich ruhiger, haben nicht gebellt und mich in Ruhe gelassen. Mit den Jungen konnte ich mich direkt mit dieser Spezies wieder versöhnen.


Hauptsächlich auf der Fernstrasse ging es weiter nach Tekirdag. Wirklich nicht gerade spannend. Was für mich immer zermürbender ist, sind die Auf und Abs, kaum eine Ebene Strecke, dazu Gegenwind.
Ca 30 km vor Tekirdag fand ich eine machbare Alternative. Sofort war ich in einer anderen Welt, auf einer kleinen Strasse, die nicht mal durchgehend geteert war. Auch hier ging es auf und ab, aber weniger in der Anzahl und länger in der Strecke.

Als ich mal wieder am Berg hing, sah ich unterhalb vor mir einen Schäfer mit seiner Schafherde. Oh je, das bedeutet nie was Gutes, da hat es auch Hunde! Und schon war ich von drei, mit den Zähnen fletschenden Hunden umgeben. Am Halsband hatten sie mindestens 7 cm lange Dornen. So schnell hatte ich noch nie mein Tränengas in der Hand. Hätten sie nur einen Schritt nach vorne gemacht, ich hätte das erste Mal das Gas ausprobiert, den Wind hatte ich zum Glück im Rücken. Der Schäfer muss mein Geschrei und das Gebell gehört haben und pfiff seine Hunde zurück, die auch nach einer Weile gehorcht hatten.

Dann nur noch über die letzte Bergkuppe und dann eine schöne lange Abfahrt hinunter nach Tekirdag. Im Gegensatz zu Alexandroupoli hat Tekirdag einen grossen Hafen und keine Strände. Es ist wahrscheinlich auch wesentlich Grösser. Ich war bei Suzan, auch einer Lehrerin, eingeladen. Grösser hätte der Gegensatz von ihrer Wohnung zu der von Efklia nicht sein können. Eine schöne grosse, neue Eigentumswohnung. Allein das Wohnzimmer war so gross wie Efklia’s gesamte Wohnunng.
Auch sonst hatte ich das Gefühl, den Türken scheint es im Vergleich zu den Griechen wirtschflich sehr gut zu gehen.

Noch ca 130km bis Istanbul. Nach all dem, was ich über die Stadt gehört hatte, wollte ich das auf keinen Fall an einem Tag fahren, lieber vorher nochmals übernachten und gut ausgeruht die Stadt in Angriff nehmen.
Diesmal gab es keine brauchbare Alternative zur Fernstrasse einfach nur gerade aus und rauf und runter. Und es gab wirklich kein entrinnen. Auf der Seite zum Meer war über lange Strecken Militärgebiet, alles eingezäunt, in der Strassenmitte Leitplanken, die einen daran hinderten, auf die anderen Strassenseite, wo die Orte und Läden waren, zu kommen.
Für Autofahrer gab es alle paar Kilometer U-Turns, für Fussganger Brücken. Nur an vollbepackte Radfahrer hatte man mal wieder nicht gedacht. Soviele scheinen hier auch nicht vorbei zu kommen.
Da diese Umgebung auch nicht zum Zelten eingeladen hat, habe ich mir ein Hotel gesucht. Zuerst hat alles sehr teuer ausgesehen, richtig grosse Nobelhotels mit 3-5 Sterne. Schliesslich fand ich, Dank eines Taxifahrers, ein kleines leeres, altes, günstiges Hotel. Hier konnte ich prima Schlafen und richtig ausgeruht, mit schönen Sonnenschein, Istanbul in Angriff nehmen.

Bisher haben mich alle Leute vor Istanbul gewarnt, ich solle da nur nicht Fahrrad fahren, viel zu gefährlich, ich solle über die Griechischen Inseln direkt mit der Fähre in die Stadt oder den Zug nehmen.
Über die Inseln wollte ich nicht und mit all dem Gepäck ist auch Zugfahren ganz schön lästig. Ich hatte beschlossen, soweit wie möglich zu fahren und im Notfall doch noch auf den Zug umsteigen.
Es waren nur noch 35 km bis Istanbul. Die ersten 10-15km waren dafür noch sehr angenehm. Erst dann wurde es etwas unangenehmer und bergiger, meistens gab es eine Service Strasse oder einen Seitenstreifen, nur für kurze Strecken fehlte beides. Aber eben nur für kurze Strecken und nach weiteren 10-15km war das auch vorbei, ich habe Istanbul erreicht und bin gleich am Meer Richung Florya abgebogen. Was ich hier vorgefunden hatte, hat mich mal wieder absolut erstaunt: schöne, ruhige Strassen, entlang vom Meer, später sogar Radwege.
Was mich auch sehr erfreut hat, waren die ersten blühenden Blumen seit langen.
Ich konnte überhaupt nicht begreifen, warum ich so vor der Stadt gewarnt worden bin. Ich habe schon einige Städte hinter mir, die wesentlich schlimmer sind, z.B. Bangkog und Saigon.
Istanbul hat auch den Vorteil, dass es am Meer liegt und somit immer Frischluftzufuhr und natürlich überall Fischmärkte

Mir hat die Stadt von Anfang an sehr gut gefallen, ich war total begeistert, dass man hier so gut Fahrrad fahren kann.

Ich hatte eine Einladung auf der Asiatischen Seite. Mit der Fähre ging es über den Bosporus.

Auch auf der anderen Seite in den Nebenstrassen, kein Problem zum Fahrrad fahren, hier trifft man auch auf andere Radler.
Gursel, der ein paar Radläden hier besitzt, hat mich in der WG seines Sohnes, 3 nette Jungs zwischen 23-24 Jahren untergebracht.

Istanbul wurde von den Osmanen „Goldener Apfel“ genannt. Ob das wohl mit den vielen Granatäpfeln zu tun hat, deren Saft man überall kaufen kann? Heute wird New York „Big Apple“ genannt. Beides riessige Millionenstädte.

Hier bin ich nun seit einer Woche und bin hauptsächlich damit beschäftigt mein Kasachstanisches und Usbekistanisches Visum zu besorgen. Da das eine Konsulat 20 km ausserhalb, hinter dem Flughafen, das andere 16 km ausserhalb dem Bosporus entlang, liegt, bin ich viel mit dem Fahrrad unterwegs.

Überhaupt die Strecke am Bosporus, auf der Europäischen Seite, gefällt mir zum Radfahren sehr gut. Man hat nicht nur einen schönen Blick auf die andere Seite und die Brücke, sondern auch auf die schöne Häuserfassaden.

Die einzige Strecke, die nicht zum Radfahren zu empfehlen ist, ist die Fussgängerzone in Taksim.


Da sind so viele Leute, da haben sogar die nostalgischen Strassenbahnen Schwierigkeiten durchzukommen.

Inzwischen habe ich auch tatsächlich meine Reifen gewechselt, adieu Spikes, und nochmals vielen Dank an Schwalbe. Jetzt ist es beim Fahren auf einmal wieder schoen ruhig.

Am Sonntag habe ich eine Touri – Tour gemacht.
Vor Istanbul habe ich mich eigentlich nur darüber informiert, welche Konsulate es gibt, welche Visas kann ich dort bekommen, wo sind die Konsulate, wo kann ich übernachten…Damit war ich weitgehenst beschäftigt. Erst als ich hier war, habe ich mich über die Sehenswürdigkeiten informiert und war wieder einmal sehr erstaunt.
Natürlich hatte ich von der Blauen Mosche

und der Hagia Sofia

gehört, daran gedacht hatte ich aber nicht mehr. So war ich mal wieder umso mehr erstaunt, als ich davor stand und auch vor allem von Innen bewundern konnte.
Ein anderes Highlight war der Besuch in einem der ältesten Hamams der
Stadt (http://www.suleymaniyehamami.com.tr/german/), das alte Gemäuer ist ein sehr spezielles Ambiente. Nach der Seifenmassage fühlte ich mich so sauber wie schon lange nicht mehr.

Auch wenn mir Istanbul, auch die europäische Seite, sehr gut gefällt, bin ich doch immer wieder froh, auf der anderen Seite zu wohnen.
So eine Fährfahrt, ca 20min, hat so etwas Entspannendes.


nicht nur für mein Fahrrad. Auf der anderen Seite, in Kadiköy, hat es immer noch viele Leute in den Gassen, aber kaum Touristen, eine ganz andere Atmosphäre. Und hier die WG ist eine Oase der Ruhe, kaum zu glauben mit drei Jungs.

Das Uzbekische Visum habe ich mittlerweile, das Kazachstanische Visum bekomme ich hoffentlich am morgen, Freitag, dass ich am Samstag 1.April (ohne Aprilscherz) weiter fahren kann.

Endlich geht’s los…

Zuerst einmal: nach mehreren Befragungen habe ich doch wieder beschlossen, den Blog auf Deutsch zu schreiben. Vielleicht gibt es auch eine Mixtur, mal Deutsch mal Englisch, mal sehen.
So aber jetzt zum Eigentlichen:
Nachdem ich am Samstag mein Auto verkauft habe und mein neues Hillebergzelt noch nicht angekommen ist, habe ich das Abfahrtsdatum auf Mittwoch, den 8 Februar gesetzt, sprich MORGEN!!!
Die Aussentemperaturen liegen bei – 14 Grad ungefaehr, aber es soll ja besser werden. Sehr viel schlimmer kann es nicht mehr werden.
Mein Zelt ist auch noch nicht da, trotzdem habe ich beschlossen morgen zu fahren. Und gerade heute mittag bekam ich ein Anruf vom Deutschen Paketdienst, dass mein Zelt in Freiburg liegt. Wie praktisch. Da werde ich es morgen abholen.
Vielen Dank an Hilleberg!!
In den ersten Tagen brauche ich das Zelt auch noch nicht, da habe ich mich bei Freunden eingeladen. Das ist schon beruhigend zu wissen, dass man bei der Kaelter wenigstens ein warmes Plaetzchen zum Schlafen hat.
Mehr gibt’s dann weiterhin auf dieser Seite….in den naechsten paar Jahren….