Von Mendoza nach Bariloche, Patagonien (Ruta 40)

Jetzt hat mich doch noch, selbst auf der trockenen, argentinischen Seite der Anden, der Regen eingeholt. Die Berge um mich herum haben eine frische Schneedecke. Es sind nicht gerade angenehme Temperaturen zum Weiterfahren. Lieber noch einen Tag in El Bolson bleiben und Blog schreiben.

Dank der „Bike and Wine“ Touren um Mendoza, gibt es wunderschöne Radwege entlang der Weingärten mit den prächtigen Villen, wo man von einer Weinprobe sich zur anderen hangeln kann. Erst ca 40km südlich von Mendoza kam ich auf die legendäre Ruta 40,
DSC06952die vom Norden Argentiniens bis nach Ushuaia, ganz im Süden, verläuft. Mehr oder weniger folgte ich dieser Straße die nächsten Wochen. Ein Teil ist nicht geteert, die Hauptroute geht auf einer anderen Ruta durch San Rafael. Bei der Abzweigung fragte ich Polizisten, ob ich mit dem Fahrrad weiter die Ruta 40 fahren könne, sie verneinten es absolut, es wäre viel zu steinig. Da sie mich genau beobachteten, in welche Richtung ich weiter fuhr, war ich lieber gehorsam und blieb schön auf der Straße nach San Rafael, was immerhin einen Umweg von ca 120km bedeutete. Egal, mir war sowieso gerade nicht nach Abenteuer zumute.

Nachdem es nach San Rafael zweimal länger den Berg hinauf ging, war da eine Bank, genau richtig für mich. Da es aussichtslos war, den nächsten Ort zu erreichen, war überhaupt kein Grund zur Eile.

Wie ich da saß, kam auf einmal ein anderer Radfahrer den Berg hoch geschnauft, mit lauter Musik. Oh je! Es war Nigel aus Australien. Einer der wenigen Radfahrern, die noch mehr Gepäck als ich hatten. Unglaublich welcher Berg sich da hinter seinem Sattel auftürmte. Ich musste ihm zuerst mal klar machen, dass er nicht auf der Straße ist, auf der er meinte zu sein. Er wollte zu einem See nicht weit. Es gab eine andere Abzweigung zu dem See in 2 km, dort gab es ein Kiosko, eine Art Cafeteria, wo er erfuhr, dass der Pass, über den er nach Chile wollte, geschlossen war. Nach ewigem Hin und Her beschloss er dann, doch nicht zu dem See zu fahren, sondern mit mir weiter. Na gut.

Die Frau vom Kiosko meinte, dass nicht weit entfernt ein Salzsee kommt, Salar de Diamantina, wo wir gut zelten könnten. Am Anfang war es noch nicht so schön ruhig und idyllisch.

IMG_0678Es wurde noch gearbeitet. Das ganze Salz für Argentinien wird hier abgebaut und alles ist in Privatbesitz. Es muss hier ganz schön reiche Leute geben. Die Arbeiter sind es sicherlich nicht. Sie fangen morgens um 7 Uhr an und arbeiten bis 7 Uhr abends, mit den üblichen 2 Stunden Mittagspause, Siesta. Trotzdem 10 Stunden pro Tag. Sie sind eine Woche hier und haben dann eine Woche frei. Ihre Gesichter sind rotbraun, einmal sicherlich wegen ihrer Herkunft, und auch wegen der starken Sonneneinstrahlung und Reflexion auf dem Weiß des Salzes.

IMG_0691Hier konnte ich auch mein Salzdöschen wieder auffüllen.

Danach war dann mal wieder recht lange nicht gerade spektakuläre Gegend.

DSC0696840km nur eben, der Wind kam nicht mehr so schön von hinten. Die einzige Abwechslung war eine Tarantella die den Weg kreuzte.
DSC06967So war ich ganz froh über die Unterhaltung mit Nigel, der sehr viel und laut sprach. In Malargüe war es dann endgültig klar, dass er erst viel weiter südlich nach Chile kann und wir somit noch einige Zeit zusammen fahren werden. (Darum auch wieder mehr Fotos von mir)

Ich bekam eine Mail von Bronwyn aus Wallerawang, Australien, in der sie mir über den Waldbrand in den Blue Mountains berichtete. Die ganze Strecke zwischen Lithgow und Sydney, wo ich erst noch gefahren bin, ist jetzt gesperrt. Einfach furchtbar.

Malargüe ist ein richtiger Ferienort, im Winter zum Skifahren, im Sommer Fahrrad. Es gibt sehr exklusive Sportgeschäfte mit Fahrrädern, deren Preise weitaus höher sind, als man hier in Argentinien vermuten würde.

Der Weg aus dem Ort heraus war ganz nett, auf schön angelegt Fahrradwegen. Dann ging es den Berg hoch, noch höher, der Wind wurde immer stärker. Oben suchten wir einen Schutz zwischen den Hügeln um Mittag zu essen. Nichts ahnend, was uns noch erwartet, klagten wir hier schon über den Wind. Je weiter wir den Berg runter kamen, desto stärker wurde er, natürlich von vorne. Ich musste ganz schön treten. Um manche Kurven war Fahren kaum mehr möglich.

IMG_0715Am Anfang machte Nigel noch dieses Foto von mir, wie eine Sandwolke auf mich zu kam. Das war aber nur der Anfang. Nachdem es mich mehrfach vom Fahrrad geweht hat, schob ich nur noch. Kein Schutz weit und breit. Dann ein Polizeiauto. Der Polizist meinte, es sei zu gefährlich weiter zu fahren, wir sollten auf der Polizeistation schlafen, es wären nur 2-3 km. Das hört sich nicht weit an, aber wir brauchten dafür ca 2 Std, die schrecklichsten auf der ganzen Tour. Der Teer hörte auch noch auf und es war neben Sand und kleine Kieselsteine, die durch den Sturm gegen meine Waden geschleudert wurden. Eine sehr unsanfte Art der Haarentfernung. Es war nicht daran zu denken, irgendetwas aus den Taschen zum Schutz der bloßen Haut, herauszuholen. Da musste ich jetzt einfach durch. Mit am schlimmsten waren die Augen. So viel Sand darin sie taten so weh, dass ich vorzog, sie weitgehendst geschlossen zu halten. Bei all dem Schmerz dachte ich, das ist immer noch besser als im Waldbrand in Australien. Ein Autofahrer hielt an und wollte mich mitnehmen. Da ich dachte, es ist nicht mehr weit und Nigel irgendwo vor mir war lehnte ich ab. Das war nicht so klug. Es dauerte noch Stunden. Irgendwann muss der Sturm von 80-100km/std doch aufhören! Aber das war nicht der Fall. Es gab auch nirgendwo Schutz. Ich wollte einfach nur zur Polizeistation, die doch irgendwann kommen musste. Dann endlich die Brücke, hinter der sie sein musste. Allerdings dachte ich, nie im Leben laufe ich da hinüber, sie war recht lang, mit Sicherheit würde es mich da hinunter wehen. Ein Auto hielt wieder an und ich wollte gerade fragen, ob er mich über die Brücke nehmen kann, da sah ich Nigel, schwankend, wieder zurück kommen. Er meinte, zusammen schaffen wir es über die Brücke und fest mein Fahrrad haltend, gegen den Wind stemmend, sind wir über die Brücke und endlich, nach 2 Std der Schutz. Welch eine Wohltat. Als erstes meine Kontaktlinsen raus! Es war nicht mehr zum Aushalten. Ich konnte sie den ganzen Abend nicht mehr einsetzen, meine Augen mussten sich zuerst wieder erholen. Sogar duschen konnten wir, danach war fast alles wieder in Ordnung, essen und jeder bekam ein Bett. Erst später ließ der Wind nach. Außer uns hat noch ein chilenischer Motorradfahrer in der Station Zuflucht gefunden.  Baranca Blanca, wo wir jetzt waren, besteht fast nur aus der Polizeistation. Es hat ca 17 Leute dort. Der Polizist ist nur da um auf irgendwelche Verkehrsbeschwerden -unfälle, -delikte zu warten. Er war glaub ganz froh, endlich etwas Unterhaltung zu haben.
DSC06980Am nächsten Morgen war wieder strahlend blauer Himmel, kein Wind, als ob nichts gewesen wäre.
DSC0698260km war noch geteert. Man sah von weitem schon, hier hat es durch die vielen Vulkane viele Verschiebungen auf der Erdoberfläche gegeben. Dann runter in die Schlucht des Rio Grande
DSC06987 was aussah als ob es aus purem Vulkangestein bestehen würde. Danach fing der Schotter an, zuerst wieder raus aus der Rio Grande Schlucht, dann wieder Berg runter. Ich kam nicht weit, dann kippte ich um. Wäre nicht weiter schlimm gewesen, aber ich merkte gleich, mit meinem Gepäckträger stimmte was nicht. Alles Gepäck runter, da war das Problem gleich ersichtlich. Eine Schraube von meinem Gepäckträger war abgebrochen. Oh je, wie das wieder in Ordnung bringen. Nigel konnte zum Glück das abgebrochene Stück heraus drehen. Dann eine neue Schraube rein drehen und als Unterlagsscheibe einen Haken von einem Spanngummi benutzen. Dann war alles, wenigstens provisorisch wieder in Ordnung. Inzwischen kam noch ein junges Paar aus Texas mit deinem Allrad Auto vorbei und versorgte uns mit Wasser.

Ich hatte so ziemlich wieder genug von dem Tag und war ganz froh, als wir bald verfallene Häuser fanden, in deren Schutz wir zelten konnten.

IMG_0768Das Licht während dem Sonnenuntergang war mal wieder phänomenal, da vergisst man schnell den Stress der letzten Tage.
IMG_0772Als wir am nächsten Tag unser Zeltlager verließen, sahen wir, dass es auch hier wilder Tiere gibt
DSC07011 Etwas, das aussah wie ein  Meerschweinchen, ich glaube es heißt hier Cuic, saß unter einem Busch. Der Ort an dem wir zelteten hieß El Frisos, außer den verfallenen Häuser war nichts da. Der nächste Ort, El Zampel, war nicht größer,

IMG_0783obwohl er auf meiner Karte eingezeichnet war. Vielleicht ist er wichtiger, da auch hier eine Brücke über den Rio Grande war. Schon dumm, ich hatte in der Zwischenzeit kein Brot mehr, nicht sehr wichtig, aber Gewohnheitssache. Als wir dann endlich in ein Dorf mit Laden kamen, Ranquil der Norte, war Siesta, alles geschlossen, nicht einmal Leute waren auf der Straße. Daran muss man sich gewöhnen. Zwischen 13Uhr und 16 oder 17 Uhr ist alles dicht. Also nur Wasserflaschen füllen und weiter.

Inzwischen gab es auch wieder Teer und schnell ging es runter nach Barrancas, hier beginnt die Region Patagoniens. Hier frischte der Wind auf und keiner von uns hatte mehr richtig Lust.
DSC07023An einer Tankstelle konnten wir uns mit ein paar Keksen eindecken und nebenan zelten.

Das richtige Dorf war dann nicht mehr weit, vor Siesta waren wir dort und konnten Brot kaufen, wenn es auch nur das einfache Weißbrot war.

Danach ging es praktisch nur bergauf, wenigstens zeitlich. Der Wind kam aus verschiedenen Richtungen und ich hatte das Gefühl er spielt Ball mit mir, oder wie eine Katze mit einer Maus spielt. Hin und her wurde ich geworfen.

Auf dem ersten Berg eine lange Pause und alle Kalorien mussten wieder nachgefüllt werden. Unglaublich, was man so essen kann.

Danach ging es 4km runter um danach wieder 20km hoch zu gehen, wie auf das Dach der Welt. Hohe, schneebedeckte Vulkane und tiefe Schluchten wechselten sich ab. Nigel fuhr weit vor mir, war mir gerade recht, so konnte ich wieder meinen Gedanken nachhängen.

Den Ort wo Häuser stehen, wenn auch verfallen, sieht man schon von weitem, es stehen lauter Pappeln herum. So fanden wir auch heute wieder einen wunderschönen Platz, sehr ruhig oberhalb der Straße und unterhalb des Vulkans Tromen direkt an einem Bach 2 halb verfallene Häuser. In einem konnten wir gut windgeschützt kochen.

IMG_0847nIn einem konnten wir gut windgeschützt kochen. Trotzdem wurde es ganz schön kalt, da hilft nur noch Schlafsack, einer der schönsten Momente des Tages, am Abend in den schönen, warmen, flauschigen Schlafsack. War kann es schöneres geben.

IMG_0851In dieser kargen Landschaft trafen wir auf Geologen und Ingenieure der Erdölfirma YPF. Schon früher sahen wir immer wieder Erdölpumpen. Diese Leute waren auf der Suche nach neuen Quellen. Anhand der Gesteinsart können sie ermitteln, wo es sich lohnt zu buddeln.

Bei dem Wind könnten sie doch ruhig auch in Windkraft investieren. Aber anscheinend ist das ganze nicht so einfach, da der Wind hier sehr böig ist.
DSC07029 Die Berge westlich von hier heißen „Berge der Winde“, darum ist hier ein stetiger Westwind.

IMG_0877umgeben von mächtigen Vulkanen.
DSC07031 wahrscheinlich habe ich noch nie so viele Vulkane auf einem Haufen gesehen, wie hier.

Dann ging es runter, unter immer weiter runter,
DSC07037wunderbar und schnell, bis nach Chos Malal, dem ersten größeren Ort am Río Neuquén (der Name auch des Bezirks)und Curi Leuvú. Das erste Mal seit Tagen konnte man mal wieder von Ebene sprechen. Wenigstens für die ersten paar Kilometer, bevor es wieder den Berg hoch ging. Hier ist kaum was los. Es gibt ja auch keine richtigen Dörfer. Die Straße ist dafür ganz schön gut. Ich frage mich, ob sie nur für die YPF (Ölfirma) Tanklastzüge gemacht wurde, oder vielleicht von denen bezahlt, damit sie ihre Ölfelder leichter zugänglich haben. So ist es, wenn es der Wind erlaubt, sehr schön zu fahren und man kann eigentlich überall zelten. Es gibt zwar auch überall Zäune, was ich so gut wie gar nicht verstehe, aber die sind schon so oft unterbrochen, dass man gut ein Loch findet.

Nach Australien ist die Tierwelt hier eher rar. Vor allem was die Vögel betrifft. Aber wenn man Glück hat, sieht man sogar hier ein paar Papagie.

IMG_0917Hier nisten sie in den Löchern der Felsen. Sie machen einen ganz schönen Krach, aber sehen wunderbar aus.

Nach Las Lajas trennten sich unsere, Nigel und meine, Wege. Er fuhr über den Pass nach Chile und ich weiter auf der Ruta 40 nach Zapala, einer größeren Stadt. Seit Tagen plagt mich wieder das Zahnweh.  Nicht einmal die Gewürznelke halfen mehr. Ich hatte sie noch von Australien, auch ein Pflanzenprodukt, das ich nicht bei der Einreise deklariert habe, weder nach Chile noch nach Argentinien. Entweder hat es noch niemand gemerkt oder es fällt nicht unter die „gefährlichen“ Produkte.

Nichts desto trotz, ein Zahnarztbesuch stand mal wieder an. Es war Sonntag, Mittagszeit, als ich die Stadt erreicht habe. Das erste mal seit weiß nicht wie lange, dass ich mit einem Hochhaus konfrontiert wurde, es erfreute mich nicht allzu sehr.

Es war Wahlsonntag, schon seit Wochen begleiteten uns die Wahlplakate. Die Straßen waren sehr ruhig, viele Läden waren geschlossen, vor allem durfte bis zum Abend kein Alkohol verkauft werden

Ich war gerade den ersten Hügel am Rande der Stadt hinauf gefahren, da kam ein junger Mann auf mich zugesprungen. Nachdem wir uns 5 Minuten unterhalten haben, soweit es mein Spanisch zuließ, hat er mich zu sich und seiner Familie zum Essen eingeladen.
DSC07046Es gab Assado, das argentinische Barbecue. Die ganze Großfamilie war versammelt. Großeltern, 7 von 9 Kindern und 4 Enkelkinder. Es wurde einfach noch ein Teller dazu gestellt. Man Spanisch war mal wieder sehr gefordert. Ansonsten kann mach sich auch ohne viele Worte gut verständigen.

Das Beste kam nach dem Essen. Es wurde gesungen. Der jüngste Sohn spielte Gitarre und sang voller Inbrunst argentinische Lieder. Der kleine Enkel wollte es ihm nachtun. Es gelang ihm fast. Die 7 jährige Enkelin hatte es aber voll drauf.
DSC07052Überhaupt nicht affektiert oder sonst wie unnatürlich. Ich fragte, wo sie das gelernt hat, sie lachten nur und meinten, Sonntags hier. Als der Großvater seinen Betrag geleistet hat war mir alles klar. Nicht jedes Kind wollte singen, das war auch OK, und wenn es falsch war, war immer noch Hoffnung, dass der/die Kleine es schon noch lernen wird. Hauptsache es wurde gesungen. Als ich dann meine Flöte ausgepackt hatte, war ich komplett integriert. Auch wenn meine Musik etwas anders war, Musik verbindet trotzdem. Wir hatten viel Spaß und sie ließen mich nicht mehr gehen. “Me casa es su casa.”

Ich gestand ihnen mein Zahnproblem, was dann gar nicht so ein großes Problem war. In Argentinien sind die Behandlungen in den “Hospitales” gratis, auch für deutsche Radfahrerinnen. Es gibt dort auch Zahnärzte. Nur muss man sehr früh dort sein, vor 7 Uhr, damit man noch einen Termin bekommt. Ich konnte es kaum glauben, bei einem Volk, das nicht vor Mitternacht ins Bett geht.

Eine der erwachsenen Töchter, Marta, hat sich angeboten, mit mir dorthin zu gehen. D.h. Um 6 Uhr aufstehen und los. 20 Minuten vor 7 Uhr war in dem Hospital in ihrem Quartier schon kein Termin mehr zu haben. Also weiter zum Haupthospital. Es war 5 Minuten vor 7 Uhr als wir dort angekommen sind. Die Tür muss gerade aufgemacht worden sein, es war eine Schlange, ich traute meinen Augen nicht. Manche stehen um 4Uhr morgens schon an, um auf jeden Fall dran zu kommen.

Für den Zahnarzt konnten wir den “Nummerziehapparat” umgehen. Marta klopfte direkt beim Zahnarzt an. Nachdem sie der Sprechstundenhilfe meine Geschichte erzählt hatte, musste ich keine 5 Minuten warten bis ein Formular ausgefüllt wurde und vielleicht nochmals 5 Minuten bis ich dran gekommen bin. Ich weiß nicht was besser war, dass ich nichts bezahlen musste, oder der absolut gut aussehende junge Zahnarzt! Der hat sich richtig Zeit genommen. Da ich kaum spanisch kann merkte er wahrscheinlich nicht. Mit offenem Mund spricht es sich sowieso schlecht.

Als wir wieder zurück liefen, war es schon nach 8 Uhr. Marta ärgerte sich bei jedem Schulkind. Für einen Teil der Kinder ist vormittags von 8-12 Uhr Unterricht für den anderen Teil Nachmittags von 13-17Uhr. Niemand scheint pünktlich zu sein und außer Marta scheint es niemanden weiter zu stören. Sie meinte, sie würde viel lieber die Pünktlichkeit und Korrektheit der Deutschen vorziehen.

Zum Mittagessen fand sich wieder fast die ganze Familie ein. Auch der Vater, der mit ein paar seiner Söhne als Maler arbeitet, war wieder zurück. Es wurde aber eher in Etappen gegessen. Ich freute mich richtig, als sie mich spülen ließen. Gestern war ich noch Gast, durfte nichts machen, heute gehöre ich schon zur Familie.

Nach dem Mittagessen, als auch meine Backe nicht mehr taub war, machte ich mich wieder auf. Auch wenn es mir in der Familie sehr gut gefallen hat und alle sehr nett waren, war es auch wieder gut für mich zu sein. Auf die Dauer wäre es mir zu viel Trubel, den ich nicht mehr gewohnt biin.

Weit wollte ich nicht mehr fahren. Ich hatte beschlossen, nach Zapala die Ruta 40 für ein Weilchen zu verlassen. An dem Nationalpark Laguna Blanca fand ich einen wunderbaren, windgeschützten Campingplatz.
DSC07072Es tat auch gut wieder raus aus der Stadt zu sein und den Sonnenuntergang genießen zu können.
DSC07083Am nächsten Morgen waren Flamingos im See
DSC07099Um das größte Stück vor dem Mittagswind hinter mich zu bringen bin ich wieder früh los. Es war gut wieder von der Ruta 40 weg zu sein, obwohl dort nicht sehr viel Verkehr war. Aber es ist einfach interessanter auf kleinen Straßen und Schotterpisten. Der Sandsturm war auch schon wieder halb vergessen und ich war bereit für neue Abenteuer.

Claudia und Jorge,von der Zapala Familie,  kannten sich gut in der Gegend aus, deswegen wusste ich ziemlich genau was auf mich zu kam. Sie lachten nur, als sie meinten, ich wollte diese Strecke fahren, mit meinem schwer bepackten Fahrrad. Viel “Ripio” (Schotterpiste) und 10km den Berg hoch. Aber sie stimmten mir zu, diese Strecke wäre viel schöner. So war für mich die Route klar, irgendwie werde ich es schon schaffen.

Es war dann auch gar nicht so schlimm. Auf jeden Fall machte es richtig Spaß wieder mit offenem Mund grinsen zu können (hier hat es keine Mücken) ohne dass mir der kalte Wind das Grinsen mit Zahnweh wieder vergehen lässt.

Hier ist das Land der Gauchos.
DSC07109Die Einheimischen sind hier noch mehr mit dem Pferd unterwegs. Immer wieder sieht man Häuser, die mit dem Auto nicht zugänglich sind. Autos haben nur Touristen.
Manche Pferde haben Kuhglocken.
DSC07112Wahrscheinlich gehört das zum Südamerikanischen Karneval, sie wollen sich als Kühe verkleiden.

Weiter oben ändert sich die Vegetation. Hier gibt es Bäume, die anscheinend nur in dieser Gegend wachsen.
DSC07113Es sind Auracaria, oder so ähnlich. Sehr komisch aussehende Nadelbäume, wobei die Nadeln gar keine richtige Nadeln sind.

Noch ein Stückchen höher und es kam eine der spektakulärsten Abfahrten
DSC07119Das abenteuerlichste daran war, dass ich immer noch nicht meine Bremsen gerichtet habe. Nur gut, dass so gut wie kein Verkehr war.
DSC07123Bis hinunter zum Fluss Alumine. Dort traf ich auf einen französischen Motorradfahrer. Er kam aus der anderen Richtung. Zusammen zelteten wir direkt am Fluss
DSC07129 D.h. Ich baute mein Zelt auf, er hängte nur seine Hängematte an die Sträucher über dem Fluss,

Antoine hat mir schon verraten, wie es für mich am Fluss weiterging.
DSC07137Nur haben die Motorradfahrer, wie die Autofahrer, nicht so viel Ahnung von den Steigungen. So kamen doch einige Überraschungen auf mich zu.
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Auch die Steine, Sand und Staub spüre ich wesentlich deutlicher.

Das Schlimmste kam später, die Zäune, über Kilometer hinweg. Manchmal kam ein Tor, das hatte leider ein dickes Vorhängeschloss. Die Gauchos, die ich traf, konnten mir auch nicht weiterhelfen. Das alles gehörte ihrem Patron. Unglaublich, so viele wunderbare Plätze zum Zelten und nicht zugänglich. Wenn es wirklich genutzt ausgesehen hätte, wenn es Viehweiden oder Ackerbau gewesen wäre, hätte ich es ja verstanden. Aber es waren nur Wiesen und Wälder. Richtig ärgerlich. So blieb mir nichts anders übrig, als bis Junin de los Andes weiter zu fahren. Es war schon fast dunkel, bis ich dort auf dem Campingplatz angekommen bin. Der Besitzer hatte wahrscheinlich Mitleid mit mir, hat mich zuerst mal in seine Küche eingeladen, wo er mit einem anderen beim Abendessen saß. Sie haben mir Brot und Wein angeboten und ich machte mir noch meine letzte Packung 3Minuten Nudeln. Die sind hier sehr schlecht zu bekommen, leider.

Inzwischen wurde es dunkel. Als ich mein Zelt aufbauen wollte, ging Dulio, der Besitzer mit mir hinaus und schloss mir einen Schlafsaal direkt an den Duschen auf. Er meinte, ich solle jetzt nicht mehr mein Zelt aufbauen, sondern einfach hier schlafen, für den gleichen Preis. Prima! So habe ich nicht nur Arbeit gespart, sondern hatte es auch schon warm.

Da meine Bremsen dringendst meine Zuwendung brauchten beschloss ich noch einen Tag in dem netten Oertchen mit Bergen und Flüssen zu bleiben.
DSC07146Deswegen brauchte ich trotzdem mein Zelt nicht aufzustellen, ich konnte noch eine Nacht hier schlafen.

Außer Fischen, vor allem Forellen, was mich nicht gerade reizt, hat der Ort nicht viel zu bieten. Nur den „Via Christi“, die verschiedene Stationen des Lebens Jesus mit Skulpturen im Wald dargestellt. Da ich beschlossen habe, mich auch kulturell mehr zu beschäftigen, bin ich da hin. Und ich muss sagen, es hat mich mehr fasziniert, als ich dachte. Neben den Skulpturen gab es Mapuche Verzierungen.
DSC07163Es ging nicht nur über das Christentum, sondern auch über die Integration anderer Religionen und Kulturen.

Das beste war aber dies:
DSC07166Rechts oben in der Ecke eines Reliefs über einen Argentinischen Arzt, fand ich den Fahrrad fahrenden Engel.

Dass das Wetter am Nachmittag schlecht wurde, störte mich wenig, ich hatte ja meine Hütte, in der ich es schön warm hatte
DSC07189Im Sonnenschein am nächsten Tag zog ich weiter.

Im letzten Blog Eintrag schrieb ich über die Nationalheilige Difunda Correa. Hier tauchen anstatt den Wasserflaschen immer mehr rote Fahnen auf mit einem recht abenteuerlich aussehenden Mann.
DSC07195 Es handelt sich um Gauchito Gil, eine Art argentinischer Robin Hood, der schlussendlich gehängt wurde. Mit dem letzten Atemhauch sagte er zu seinem Henker, wenn dieser ihn anbetet wird sein kranker Sohn wieder gesund (davon gibt es verschiedene Versionen). Dies war dann der Fall und nun ist es auch ein Schutzheiliger für Reisende. Vielleicht sollte ich auch eine Kerze anzünden, damit der eisige Gegenwind aufhört.

Auf dem Weg nach San Martin de los Andesr traf ich auf Loretta Hendrikson, einer der wenigen allein reisenden Frauen, die mehrere Jahre unterwegs sind. Leider war sie in Gegenrichtung unterwegs. So standen wir 2 Stunden am Straßenrand und haben geredet, bis ich total durchgefroren war. Hier gibt es leider nicht alle paar Meter ein Café.

In San Martin hielt ich mich nicht lange auf. Es hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich fahre nicht um die halbe Welt, um in einem Ort zu landen, der aussehen möchte wie Zermatt. Alles viel zu touristisch. Überall wurde ich auf Deutsch angesprochen. Unglaublich wie viele Deutsche hier nun in zweiter Generation leben.

Die Gegend drum herum ist sehr schön. Dies ist auch der Start der Ruta der 7  lagos, der 7 Seen Route.
DSC07212 Außerhalb von San Martin, oberhalb vom See, fand ich einen sehr schönen, ruhigen, winzigen Campingplatz, der einem Mapuche gehört.
DSC07214Ich meinte, hier sieht es aus wie in der Schweiz und er lachte und meinte, ja, da wo Heidi lebt. Unglaublich, wie bekannt dieses Buch ist. Ein junger Pole, der nun in Australien lebt hat mir gesagt, sein Sohn hat das Buch in 3 Sprachen, Englisch, Polnisch und Deutsch.

Die 7 Seen Route könnte auch genau so die (mindestens) 7 Berge Route heißen. (Zwerge sah ich keine, bin auch nicht Schneewittchen).
DSC07224Von jedem See aus ging es sehr steil hoch und auf der anderes Seite wieder runter zum nächsten See. Da sie sehr populärer ist, viele Touristen vorbei kommen, hat man diese Strecke einfach als die berühmte Ruta 40 umbenannt. Ein echter Schildbürgerstreich! Die Regierung hat Gelder für die Ruta 40 freigegeben. Da man das Geld auf dieser Strecke wollte, ist diese nun auch die Ruta 40. Leider ist somit auch viel mehr Verkehr hier und es wird sicherlich noch mehr, wenn die letzten 26km Schotterpiste auch noch asfaltiert ist.

DSC07232Um diese Jahreszeit sind wenigstens noch die freien Zeltplätze so gut wie leer.

Noch halb  um den Nahuel Haupi See herum, mal wieder auf schön angelegten Radwegen
DSC07241ging es nach San Carlos de Bariloche. Auf dem Hauptplatz war einiges los.
DSC07254 Studenten haben auf dem Platz Sachen zum Essen verkauft, dazu gab es Musik und Tanz.Irgendwie musste ich mich mit meinem Rad dort durch kämpfen.

Ich blieb 2 Tage hier, aber nur an einem bin ich in die Stadt zurueck.
DSC07265 Es dreht sich hier einiges um Schokolade, überall kann man verschiedene Arten davon kaufen. Mir war es zu viel, dass mir darauf die Lust verging, was äußerst selten vorkommt.

Das Fahrrad scheint  hier nur als Sportgerät akzeptiert zu sein, das auf normalen Straßen nichts zu tun hat. Es war sehr unangenehm hier zu fahren. Zum Glück wohnte meine WarmShower Gastgeberin weit außerhalb und ich konnte noch einen Tag einfach bei ihr mit schönem Blick über den See genießen und all meine Sachen neu richten.
DSC07269So, mittlerweile bin ich wieder in Chile, Coyhaique, auf der Carretera Austral. Wie es weiter ging, das nächste mal.

Von den Flinder Ranges nach Sydney

Bevor man die Flinder Ranges so richtig genießen kann, muss man sie zuerst mal erklimmen. Mit Rückenwind durch die Parachilna Gorge, überhaupt kein Problem.
DSC06413Es war nur Schotterpiste, aber gut zu fahren. Am Sonntag waren eigentlich hauptsächlich Motorradfahrer unterwegs. Der letzte Anstieg nach Blinman war dann richtig heftig. Der Ort ist auch auf der Landkarte größer als in Wirklichkeit.
DSC06415Vielleicht fünf Häuser auf jeder Seite, nur „Heritage-“ Museen, Hotel und das teuerste WiFi aller Zeiten:
DSC0641710 Dollar für 30 min, in den Büchereien und Roadhäuser zuvor war es gratis. Vielleicht wollen die einfach, dass man sich unterhält und nicht jeder für sich facebooked, skyped, twittered oder sonst was. Wäre dann direkt gut. Leider ist das hier nicht der Fall.

In Blinman ist der Anfang des Mawson Trails, dem Fahrradweg in South Australia. Da mich in dem Ort nichts hielt, bin ich gleich weiter.

Es war einfach fantastisch, der krasse Gegensatz zum Birdsville Track, grün, bergig und Ruhe, vorbei an der „Great Wall“ von China.

DSC06428Allerdings ganz natürlich, nicht „made in China“.
DSC06432Der Mawson trail geht größtenteils auf Wegen, die für sonstigen Verkehr gesperrt sind. Auf dem „Fire-track“ war dann absolute Ruhe und ich kam mir vor wie auf dem Dach der Welt. Wenn mir hier etwas passiert wäre, hätte mich so schnell niemand gefunden. Das Wetter lockt noch nicht viele Radfahrer hervor, nur die Tierwelt. Noch nie habe ich so viele Emus gesehen.
DSC06438Und die Kängurus waren mindestens doppelt so gross wie sonst, größer als ich und rotbraun. Eines kam gerade vor mir aus dem Busch über den Weg gesprungen. Ich haette ganz schön demoliert ausgesehen, wenn es mich erwischt hätte. Normalerweise ist es anders herum. Im Gegensatz zu mir scheinen die nicht zu frieren, ueber all den Bergen war es furchtbar kalt.
DSC06442die Bungeroo Gorge war noch voller Wasser, sehr unangenehm.
DSC06445Auf dem Waldweg wurde es mir dann wieder wärmer.
DSC06448Es ging ständig durch kleine Bäche, nur 1-2 Meter runter, dann absteigen und hoch schieben. Es war nur Geröll, nicht zum Durchfahren.

Es war noch früher Nachmittag als in nach Wilpena Point kam, wieder kein Ort, wie meine Landkarte hätte vermuten lassen können, sondern einfach nur ein Ressort. Mir war alles egal, ich wollte nur eine heiße Dusche und beschloss einfach hier zu zelten. Die habe ich dann reichlich genossen.

Am nächsten Tag waren es dann gerade mal 0 Grad, der Himmel war klar, ich konnte hoffen, dass es bald wärmer wird.

Auch hier gibt es einen Old Telegraph Track, aber nicht für den öffentlichen Verkehr offen und somit in einem weit besseren Zustand
DSC06450Es ging praktisch fast um die kreisförmige Felsformation des Wilpena Pounds herum, mit einem Durchmesser von ca 8 km.
DSC06452Der Mawson Trail geht wirklich im Zickzack über die Flinder Ranges. Wie so oft war ich schneller als geplant und hatte noch viel Zeit bis ich in Sydney sein wollte. Ich hatte es absolut nicht eilig und konnte den Trail richtig genießen. Wie werde ich diese Abgeschiedenheit vermissen. Am Abend konnte ich mein Zelt einfach irgendwo aufstellen, der Trail war meistens fern von der Zivilisation unter Vollmond über den Flinder Ranges
DSC06462Am nächsten Morgen beobachtete  ich direkt vom Zelt aus einen knall orangefarbenen Monduntergang. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.

Mein letzter Tag auf dem Mawson Trail war nochmals recht happig, aber auch wunderschön, meist durch privates Farmland.
DSC06472Das schlimmste Stück war das Geröll hoch. Der Besitzer sah mich daher radeln und meinte ich hätte mich verfahren. Nachdem ich ihm sagte, ich folge dem Mawson Trail, hatte er mich schon vor dem Stück gewarnt. Es war dann gar nicht so schlimm. Ich konnte mein Fahrrad mit Gepäck hoch schieben. Ich war froh, dass es danach nicht genau so wieder runter ging, sondern auf einem wesentlich besseren Weg auf einer Hochfläche bleib. Der einzige Ort, den man auch als solchen bezeichnen kann ist Hawker. Er hat zwar nicht wirklich Lebensmittelläden, das Nötigste bekommt man an der Tankstelle, dafür sind die Leute sehr freundlich. Und es gibt auch eine Community Library, wo man um sonst ins Internet kann. Nicht nur das, es ist in den Räumen auch schön ruhig und warm. Es fällt schwer weiter  zu ziehen.

Der Wind kam von Südwest. Im Süden ist die Antarktis, der Wind ist dementsprechend kalt. Solange ich nach Osten fuhr, ging es noch. Nach der Kurve nach Süden, war es sehr unangenehm. Ich war froh, dass ich in dem kleinen Ort Cradock ein Schild sah, dass man am Hotel gratis kampieren kann, sogar mit Zelt.
DSC06474Die Frau war sehr nett und hatte in der Bar ein offenes Feuer.

Der Mawson Trail geht weiter mehr Richtung Südosten, ich wollte weiter nach Westen, darum „See you, Mawson Trail!“ Das war gerade richtig, denn es fing an zu regnen. Bei Nässe wollte ich wirklich nicht mehr auf dem Trail sein.

Auf kleinen, ruhigen Straßen ging es weiter nach Broken Hill. Die kleinen, geteerten Straßen sind viel weniger befahren als so manche bekannte Tracks.

Als ich endlich durch die erste „Stadt“ kam, Peterborough, war alles still gelegt. Ein Lastwagen ist in ein Stromleitungsmast gefahren und hat die ganze Stromversorgung der Stadt lahm gelegt. Manchmal bin ich wirklich über den Zustand von Australien erstaunt. Es war immer noch furchtbar kalt. keine Heizung funktionierte. Der Supermarkt und die Tankstelle hatten ihre eigenen Generatoren und waren somit so ziemlich das einzige, was offen war.

Peterborough war früher deutsch und hieß Petersburg. Wie die meisten deutschen Orte erhielt auch dieser nach dem 1. Weltkrieg einen englischen Namen.

Auf einem Rastplatz sah ich einen relative neuen Toyota Prada, der eine unangenehme Begegnung mit einem Känguru hatte.
DSC06483Deswegen fahren die meisten hier mit Bullhorn, extra Gestänge um die Frontpartie. Ich möchte nicht wissen, wie ich ausgesehen hätte, wenn ich die Begegnung gehabt hätte.

Meine Strecke ging der Indian Pacific Bahnlinie von Sydney nach Perth entlang. Da die meisten Australier das Fliegen bevorzugen, was anscheinend auch wesentlich billiger ist, wusste ich gar nicht, dass es auch einige Passagierzüge gibt. Viele sind es nicht, darum ist es wunderbar hinter den Bahnschienen zu zelten.
DSC06486Fernab der Straße, kein Licht kommt durch und ist auf kleinen Servicestraßen leicht zu erreichen.

Nach ein paar Hügel kam ich an die Grenze South Australia und New South Wales.
DSC06487Cockburn hatte die gleiche Ausstattung wie alle anderen Orte auf der Strecke: Rastplatz Hotel/Pub, Tankstelle. An diesem schönen Sonntag waren einige Motorradfahrer unterwegs.
DSC06490Ich genoss es einfach wieder in der Sonne zu sitzen und mich zu unterhalten. Ich war gewohnt, dass man bei jeder Staatengrenze in Australien die Uhr umstellen muss. Da ich nie sicher bin in welche Richtung und wie viel, es gibt auch 30min Zeitunterschied, fragte ich, wie spät es hier ist. Die Antwort erstaunte mich schon gar nicht mehr. Broken Hill, obwohl einige Kilometer in New South Wales, hat noch South Australien Zeit, da es näher an Adelaide als Sydney ist. Die Zeitgrenze ist erst nach Broken Hill. Es wäre ja zu einfach gewesen, wenn an der Grenze schon die Zeitumstellung gewesen wäre.

Schon von Weitem habe ich gesehen, warum Broken Hill, Broken Hill heißt. Es sieht aus wie ein abgebrochener Berg. Wie fast überall, wo es Orte gibt, gibt es auch hier Minen. Hier sind es hauptsächlich Eisenerz und Silberminen.
DSC06495Eines der Wahrzeichen der Stadt ein Schachtturm, oder wie man immer das nennt.

Für mich war es hier wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Zwei Päckchen warteten auf der Post auf mich. Zum einen ein neues Kindle und dann hat mir Pete (Townsville/Mt Isa) sein altes Blackberry geschickt. Yeappieh! Mein altes Handy hat schon vor dem Bad im Norden Queensland nicht richtig funktioniert. Das Kindle kannte ich schon, ich musste es nur synchronisieren.  Das Blackberry entpuppte sich als wunderbares Spielzeug, mit dem ich sehr viel Zeit verbracht hatte, bis ich es richtig aufgesetzt hatte. Da ich außerdem sehr viel Zeit mit Blog schreiben verbrachte, waren die Tage in Broken Hill sehr erholsam.

Bevor ich weiter zog, zeigte mir Camille, die ältere Dame, bei der ich wohnte, noch die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Zum einen ist da der Skulptur Berg.
DSC065091993 haben sich hier Künstler von Syrien, Damaskus, Georgien, Mexiko, und Bathurst Inseln (Australien) zusammengefunden, um 12 total verschiedene Kunstwerke zu kreieren.
DSC06510Jedes erzählt seine Geschichte, je nach Land und Herkunft.
DSC06514Das alles hoch über Broken Hill. So mitten im Nichts hätte man das nicht erwartet.
DSC06517 Auf der anderen Seite des Ortes ist das Miners Memorial, eine Gedenkstätte für alle Minenarbeiter, die hier ihr Leben gelassen haben. Beruhigend, dass es von Jahr zu Jahr weniger wurden.
DSC06526Daneben gleich das Broken Earth Café & Restaurant mit einer spektakulären Sicht über die Stadt.  Ein anderes „must see“ in dem Ort ist das Palace Hotel.
DSC06529xxNachdem Mario, der ehemalige Besitzer eine Kopie der Botticelli’s Venus an die Decke gemalt hat, malte ein Aborigine den Rest der Wände, hauptsächlich mit Naturmotiven und viel Wasser. So verwandelte sich das Hotel in den nächsten Jahren in ein Kunstwerk.
DSC06534 Auch in Drink in der Abendstimmung auf dem Balkon ist ein Genuss.

Für mich hieß es dann wieder Abschied nehmen und weiter ging es auf einer kleinen Straße Richtung Südosten. Um Broken Hill ist wirklich nur Buschland, so war es sehr schön und ruhig und inzwischen war es auch wieder wesentlich wärmer.

Ein paar Witzbolde haben am Straßenrand ein Café eingerichtet.
DSC06545 Es sah so aus, als ob jeder etwas hinterlässt. Ich habe die Kaffeetassen mit Bonbons gefüllt.

Da es einigen Regen hier gab, erfreute sich jeder an den Wildblumen. Trotzdem war ich erstaunt am Wegessrand auf einem die „Dessertpeas“ Wüstenbohnen zu sehen.
DSC06552Manche Leute fahren dafür kilometerweit. Es ist halt doch sehr von Vorteil, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Mein erstes Ziel war Menindee und der Nationalpark drum herum.
Ich dachte mir, wenn es mir dort gefällt, bleibe ich,
DSC06564Und es hat mir gut gefallen und bekam auch gleich eine Einladung, auf einem privaten Grundstück zu zelten.

Als ich auf „Casual Downs“ angekommen bin, wurde ich gleich herzlich empfangen.
DSC06569Mit zelten war nix, Cheky und Doug bestanden darauf, dass ich mal wieder in einem richtigen Bett in einem der Wohnwagen schlafe. Dieses Grundstück war weit besser ausgestattet, als ich vermutet hatte. Neben den Besitzern, war noch ein befreundetes Paar, Keith und Helen und Sohn mit Familie übers Wochenende dort . Genug Leute um ein großes australisches Frühstück, Eier, Speck, Tomaten, auf dem BBQ zu machen.
DSC06571Ich bleibe lieber bei meinem Müsli.

Menindee ist die älteste Stadt am Darling River, einer der längsten Flüsse in Australien. Das Wasser war sehr trüb, einerseits wurde mir gesagt, es käme von dem Baumwollanbau und andererseits von den vielen Karpfen, die den ganzen Schlamm aufwühlen.Wie dem auch sei, mir war nicht nach schwimmen. Bei dem Angelwettbewerb wurden einige Fische gefangen, hauptsächlich natürlich Karpfen und Barsche. Der kleine Enkel war machte auch einen großen Fang.
DSC06577Ich war verwundert, dass die Karpfen nicht gegessen werden. Sie haben zu viele Gräten und sind von der Struktur des Fleisches nicht gut.

Neben dem Angeln gab es noch einen Wettbewerb im Campoven kochen. Stundenlang garte das Fleisch und Gemüse in einem speziellen Topf direkt im Feuer.

DSC06599Was am Schluss am besten schmeckt, hat gewonnen.

Dann wurde ich auf eine Tour in der Gegend genommen, es gibt 5 oder 7 große Seen und dementsprechend auch viele Wasservögel.
DSC06581Unmengen von Pelikane,

DSC06584die am Wehr darauf warten, bis ein Fisch heraus kommt.

Hier habe ich auch das erste Mal bewusst Pfefferbäume gesehen.
DSC06583 Die roten Körner hätte man direkt ernten können.
Dann noch eine Flosstour auf dem Fluss,

DSC06604um das ganze von der Wasserseite aus zu sehen.
DSC06621Neben den Vögeln ist es immer wieder faszinierend die Wurzelstrukturen zu sehen.

Für mich ging es auf unbefestigten Straßen weiter Richtung Westen. Der Anfang war noch sehr angenehm zu fahren. Obwohl es eine sehr abgelegene Gegend ist, gibt es trotzdem ein Postbote, der die Post an die entlegenen Stations (Bauernhäuser) bringt. 400km fährt der Arme pro Tag. Wahrscheinlich hat er nur paar Häuser anzufahren. Für mich hatte er auf seinem Hin- und Rückweg eine Coladose übrig. Das war besonders nett, da die andere Ortschaft 200km entfernt war.

Laut meiner Karte hätte es einen Ort, Darnick, dazwischen geben sollen, wo ich Wasser hätte bekommen sollen. Es gab sogar ein Ortsschild, aber wo bitte ist das Dorf? Es gab einen Bahnübergang und dahinter ein Haus. Da es Regenwassertanks hatte, fuhr ich hin, es war der „Gun-Club“. Kein Mensch weit und breit. Auch hörte ich kein Schießen. Also bin ich auf das Grundstück und habe alles nach einem Wasserhahn durchsucht, der nicht abgestellt war. Wurde sogar fündig und dachte mir, dass der Club sicherlich nichts dagegen hat, wenn ich meine Flaschen auffülle. Das Gelände und die Einrichtungen sahen gut aus, auch so, als ob sie benutzt werden würden. Aber von wem? Es wohnt doch hier kaum jemand im Umkreis von 100km, nur ein paar Farmhäuser!

Danach wurde die Straße immer schlechte, bis ich mich mal wieder durch den Sand kämpfen musste.
DSC06632Es war dann nicht mehr weit bis Ivanhoe. Auch kein florierender Ort. Trotzdem hatte es ein Informationszentrum und ein Gemischtwarengeschäft. Mich wunderte schon gar nicht mehr, dass auch hier deutsche, junge Backpacker arbeiteten. Früher habe ich sie nur in größeren Städte angetroffen, nicht jeder, der mit dem „Travell and Work“ Visum nach Australien kam, fand dort auch Arbeit. Mittlerweile gibt es kein Pub, Laden, Roadhouse, so abgelegen es auch ist, wo man keinen Deutschen oder Holländer antrifft. Nur mit der billigen Arbeitskraft können manche überhaupt bestehen. Asiaten trifft man eher als Erntehelfer.

Nachdem ich mich lange mit den netten Damen vom Tourist Info unterhalten und genug Infos hatte, hielt mich nichts mehr in der Stadt. Weit außerhalb fand ich an einem leeren Stausee mit Bohrturm, der so typisch für Australien ist, einen netten Platz zum Zelten.
DSC06634Wenn man über die gefährlichen Tiere in Australien spricht, vergisst man leicht dieses kleine, fast unscheinbare Tier.
DSC06637 Der Skorpion befand sich unter meinem Zelt, auf der Zeltplane. Nachdem mir diese sehr häufig in China begegnet sind, schockieren sie mich eher weniger. Sie sind auch nicht tödlich, tun nur weh. Trotzdem war ich froh, dass ich es noch gesehen hatte, bevor es mich stechen konnte. Auch ein Zeichen, wie trocken hier die Gegend ist.
DSC06640Dank des Rückenwindes habe ich schnell Messgiel erreicht, wo ich wieder meine Flaschen nachfüllen konnte. Es war ehemals ein normaler Ort mit Post, Schule, Krankenhaus, Pub, Hotel, halt alles was ein Ort so hat. Dann kam Anfang des 20. Jh. zuerst die Dürre, dann Typhus und dann wurde die Bahnlinie durch Ivanhoe verlegt. Niemand wollte mehr in Messgiel bleiben. Das einzige Gebäude, das noch steht, ist die ehemalige Post. Darin wohnt eine alte Frau,

DSC06645sehr nett, hat mich nicht nur gut mit Wasser versorgt sondern konnte mir auch viel über den Ort erzählen.
DSC06642Sie wird aber auch nicht mehr lange hier bleiben. Wo bekommt man dann Wasser?
Wie gehabt ging es weiter auf den beinahe endlosen, ebenen, geraden Straßen.
DSC06646bis mich ein Auto überholte, anhielt und ein älterer, magerer Mann ausstieg. Zuerst reichte er mir eine Banane. Schon einmal ein sehr gutes Zeichen, er muss die Bedürfnisse von Radfahrern kennen. Und wie es sich herausstellte, hat er selbst erst vor ein paar Jahren das Radreisen angefangen. In Ivanhoe wurde ihm gesagt, dass ich Tags zuvor durchgekommen wäre. Da es hier kaum Radfahrer gibt, fuhr er mir hinterher. Nur hat er nicht damit gerechnet, dass ich schon so weit bin, dank des Rückenwindes(!). Anscheinend kurz bevor er wieder umdrehen wollte, sah er mich. Er lud mich auf seine Schaffarm ein. Es wurde gerade geschoren. Auch wenn es wieder fast ganz nach Darnick zurück war, musste ich nicht lange überlegen und nahm die Einladung an. Eine spezielle, australische Erfahrung. So war ich zwei Stunden später auf einer Schaffarm beim Schafe zusammentreiben. Das ist einfach das fantastische am Radreisen, man weiß nie was kommt, überhaupt wenn man genug Zeit hat und solche Angebote annehmen kann.
DSC06648In diesem alten Jeep rasten wir übers Gelände. Eigentlich waren meine Prämissen für ein Platz zum Wild zelten immer: nicht von der Straße aus sichtbar und nicht mit dem Auto zugänglich. Mittlerweile weiß ich das letztere kann ich schlichtweg vergessen. Es gibt nichts, wo man nicht mit dem Auto hin kommt. Zum Glück gehen die meisten  vorsichtiger mit ihren Autos um als Max. Ich war dann immer ganz froh, wenn ich aussteigen konnte und zu Fuß die Schafe in die richtige Richtung treiben konnte.

Das Grundstück hat. 17 000 Hektar, das muss man sich mal vorstellen!

DSC06654Da ist man schon einige Zeit unterwegs, wenn man Schafe finden möchte.
DSC06652Nebenher zeigte mir Max die Besonderheiten des Geländes. Der größte Teil ist nur eben und Buschland, wenig wirklich freien Flächen.  Nur wenige Hügel gibt es hier,
DSC06657und noch weniger solche Felsformationen.
DSC06659Aber auch hier befinden sich Aborignes Wandmalereien, anscheinen sollen sie einige tausend Jahre alt sein. Überall liegt Holz herum. Max hatte kein Problem, mir zu beweisen, dass man sehr schnell auf dem Feuer Wasser für Kaffee kochen kann.
DSC06662Trotzdem werde ich auch in Zukunft meinen kleinen Benzinkocher bevorzugen.
DSC06668Nachdem wir die meisten Schafe hatten, eigentlich wurden nur hauptsächlich Lämmer geschoren, ging es in die große Hütte, wo geschoren wurde.
DSC06671Ganz schöne Knochenarbeit im Akkord.
DSC06675Danach lagen selbst die Schuhe schlapp herum. Die Rohwolle füllten wir mit einer Presse in riesige Säcke, bis zu 200kg, die hauptsächlich nach China verkauft wurden.

Am Samstag Nachmittag war das Schären vorbei, Sonntags konnte sich Max, der auch Tüftler und Bastler ist, meinem Fahrrad widmen.
DSC06678Dafür war ich ihm sehr dankbar, nach den Tausenden von Kilometern gibt es immer wieder was zu reparieren. Überhaupt meine Satteltaschen haben immer mehr Löcher. Wenn ich immer unterwegs bin, komme ich nicht wirklich dazu irgend etwas zu richten. Darum war ich ganz froh, jetzt die Gelegenheit, Hilfe und Material zu haben.

Nach fünf sehr interessanten Tagen hat mich Max wieder an den Platz zurück gefahren, wo er mich aufgelesen hat. Auf kleinen Nebenstraßen ging es weiter nach Osten, länger am Lachlan Fluss entlang, wo ich fantastische Plätze zum Zelten fand. Langsam wurde es landschaftlich interessanter. Nicht  mehr nur Viehwirtschaft, auch Ackerbau. In diesen Gebieten gab es auf einmal kaum mehr Fliegen. Als ob sie durch die Schafe nicht schon genug Wolle hätten, wird auch noch Baumwolle angebaut.
DSC06696Die Felder waren schon fast abgeerntet.
DSC06698Auch diese Ballen gehen hauptsächlich nach China.
DSC06702Ich freute mich richtig, die ersten Berge zu sehen, vorerst allerdings nur für kurze Zeit.
DSC06703mit all den Wildblumen.
DSC06707Nach all den eingehenden Orte kamen immer mehr Überraschungen, je weiter ich nach Osten kam. Ein besonders schöner Ort war Lake Cargelligo.
DSC06710Um die Orte für „Grey Nomades“, den umher fahrenden Rentner, interessanter zu machen, gibt es überall Plätze, wo man umsonst zelten kann. Hier gleich zwei, direkt am See. Einer war sogar sehr leer. Leider kann man auch hier nicht schwimmen, Blaualgen verseuchen das Wasser.

Eines Nachmittags sah ich am Straßenrand noch richtige Cowboys zelten.
DSC06714Mit Pferde treiben sie Kühe von einer Weide auf die andere, ca 5km pro Tag. Dagegen bin ich ja direkt schnell. Eigentlich dachte ich, es wäre nett auch dort zu zelten und uns gegenseitig,so richtig klischeehaft, am Lagerfeuer Geschichten zu erzählen. Allerdings kam ihnen der Alkohol schon zu allen Poren heraus und ich zog es vor, noch ein Stück weiter zu fahren. Mit genügend Abstand fand ich dann auch einen genialen Platz:

DSC06720Ein „Travelling Stock Reserve“. Das ist ein Stück Land, das nicht im Privatbesitz ist, ein Rastplatz für Leute, die mit ihren Tieren, vor allem bei Trockenheit, umherziehen. Hier kann man immer zelten.
DSC06718Es hat auch immer Wasserzugang, hier wieder der Lachlan Fluss, der sich noch schön ungestört durch die Landschaft schlängeln kann.

Keith, den ich in Menindee getroffen hatte, hat einen Cousin, John,  in Condobolin, den ich unbedingt besuchen müsste, er fährt auch viel Rad. Das tat ich dann auch und hatte wieder ein paar sehr interessante Tage. John und Bernadette wohnen in einem selbstgemachten Lehmhaus. Auch das Aborigines Bildungszentrum wurde mit ihm im Lehmziegeln gebaut.
DSC06721Er hatte noch Zugang zu allem und konnte mir alles zeigen.
DSC06728 Ich war total fasziniert von den kunsthandwerklichen Feinheiten. Die Türen hatten Jugendstilfenster mit Aborignesmotiven, oder wie hier der Guana der aus der Tischplatte herauszukommen scheint.
DSC06734 Im Garten steht  die Statue von einem der einzigen Aborignes, der, erfolglos, gegen die Weisen gekämpft hat.
DSC06736Darum herum nur „nativ australian“ Pflanzen.
DSC06737alles ganz wunderbar, eigentlich fertig für Kurse, wird aber leider (noch) nicht richtig genutzt. Das ganze wurde von einer Goldmine finanziert, die auf Aboriginalland ist.

Ganz in der Nähe von Condobolin ist der Mittelpunkt von NSW und gleich daneben Mt Tiga, die höchste Erhebung weit und breit, vielleicht 300m, ca 140m höher als der Rest.
DSC06738Da alles so furchtbar flach drum herum ist, reicht es aus einen wunderschönen weiten Blick zu haben.
John hat auch das Radreisen so richtig in den letzten Jahren für sich entdeckt. über seine Tour in Australien schrieb er ein Buch „These are Your Endorphins Speaking“ (John Spencer, unter amazon.com verfügbar). Besonders interessant aus dem Blickwinkel eines Australiers.

Bevor ich zu den Blue Mountains kam, waren andere Höhenzüge zu überwinden.
Nach so viel Ebene freute ich mich richtig, als ich wieder Berge hoch schnaufen konnte. Die Freude wurde noch durch den Anblick der leuchtend gelben Rappsfelder unterstützt.

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Getrübt wurde das ganze durch die Kälte und den Regen. Es war wirklich bitter kalt. Eines morgens dachte ich, es ist eigentlich zu kalt zum Regnen und tatsächlich kamen dann ein paar Schneeflocken, die aber gleich durch Hagel abgelöst wurden. Ich sehnte mich nur noch nach einem heißen Tee und erinnerte mich an die Türkei, wo ich keinen Kilometer fahren konnte, ohne dass ich zum Tee eingeladen wurden. In dem Moment kommt ein Mann in einem kleinen Allrad die Weide runter, fragte mich, woher ich komme. Als er Deutschland hörte, lud er mich gleich auf deutsch zu Kaffee und Kuchen ein.

 DSC06760x

Franz kommt auch aus Deutschland, ist aber schon seit 40 Jahren oder so mehr oder weniger in Australien. Seine Nichte war gerade frisch aus Deutschland angekommen. An den Kopfbedeckungen sieht man, es war wirklich kalt.  So konnte ich mich beim Kaffeekränzchen, die Tochter und Frau kamen auch noch dazu, gut aufwärmen.

Der ganze Tag war sehr wechselhaft, aber hauptsächlich Regen und starker Wind. Kurz einen Abstecher nach Bathurst. Hier hat es seit Monaten mal wieder einen Aldi. Der Verkehr war mir zu heftig und bin gleich weiter und wieder überkam mich ein Regenschauer. Am Spätnachmittag, wenn man langsam was zum Zelten sucht, ist das sehr lästig. Einfach weiter fahren und hoffen, dass man wieder trocken wird. Als dies fast der Fall war, fing es wieder an. Das reicht, dachte ich und fragte zitternd und frierend an einem Haus, ob ich hier mein Zelt aufstellen dürfe. Keine Chance, ich wurde in das Haus gebeten, bekam ein warmes, trockenes Bett, aber vorher noch ein Abendessen.

DSC06761Gordon und Sharon waren einfach sehr nett. Am nächsten Morgen war das Wetter wesentlich besser und ich konnte total trocken weiterfahren.

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Bronwyn, ein „Warmduscher“ aus Wallerawang hat mir eine genaue Wegbeschreibung geschickt, darum blieben mir auch weiterhin die Highways erspart. Ich verbrachte wunderbare geruhsame Tage mit Bronwyn und Dave. Die vielen bunte Papageien im Garten finde ich immer noch faszinierend.

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Die beiden zeigten mir weitere Schätze der Gegend, die Sandsteinfelsen

DSC06774Hier bilden die Felsen einen Halbkreis mit prima Akustik.
DSC06779Es war auch ein beliebter Ort, als hier noch Aborigines hausten.

DSC06781Ein wunderbarer, „heiliger“ Ort.

Bevor Sydney kamen noch ein paar Berge,

DSC06805entlang von Felsen, bis ich auf der anderen Seite der Blue Mountains wieder ein paar Höhenmeter runter in Bilpin war. Auf dem Rastplatz habe ich mein Silvester 2009 verbracht. Diesmal war wesentlich mehr los. Es war mein letztes Mal zelten in Australien. Ich genoss es richtig, überhaupt als am nächsten Morgen nicht nur die Sonne in mein Zelt gescheint hat, sondern auch ein Pferde von der Koppel nebenan, hereinschaute.DSC06806Die paar Höhenmeter tiefer machten einiges aus. Es war viel wärmer als in Wallerawang. Mein Glück, denn es ging gleich ganz schön runter. DSC06808bis zum Parramatta Fluss, hier starten die Vororte von Sydney. Es war Sonntag und alles tummelte sich auf den Rad- und Fußwegen dem Fluss entlang. DSC06812Es ist nun das dritte Mal, dass ich in Sydney bin, jedes mal gefällt es mir besser. Vor zehn Jahren war es noch ein großes Abenteuer, es gab kaum eine Infrastruktur für Radfahrer und Autofahrer akzeptierten die Radfahrer kaum. Seither hat sich da einiges getan. DSC06813Sogar Fahrradluftpumpen sind an zentralen Orten angebracht. DSC06822Die Parks in der Innenstadt waren an dem wunderschönen Sonntagnachmittag sehr lebhaft. Eine Zeitlang genoss ich es richtig in dem Trubel und Wärme zu sitzen. Es war mindestens 15 Grad wärmer als die vergangene  Tage.

Dann erklomm ich meinen letzten Berg, hoch nach Vaucluse, wo ich bei Grant, auch einem „Warmduscher“ wohnen konnte. DSC06823Hier war ich hauptsächlich damit beschäftigt mein Fahrrad für Südamerika wieder auf Vordermann zu bringen. Gestern Nachmittag habe ich mich nur kurz touristisch in die Stadt begeben. Diesmal habe ich mir es erspart, wieder über die Harbour Bridge zu fahren und kurz vor dem Opera House bin ich wieder umgedreht. Nicht einmal ein Foto habe ich vom Land aus gemacht. Es wären sowieso nur Millionen Leute zu sehen gewesen. Es sind gerade Schulferien und alles tummelt sich in der Stadt. Die Fahrt mit der Fähre durch den Hafen zum Watsons Bay war wie immer gigantisch.

So, jetzt muss ich mein Fahrrad zerlegen und in eine Schachtel packen. Heute Abend fliege ich nach Chile. Auf zu neuen Abenteuern. Ich werde Australien sehr vermissen, die Leute, die Weite, die Natur,….

Der Norden Queenslands

Am Freitag den 12. April kam ich direkt nach Australien, an die Goldküste geflogen (Kilometerstand: 25144 km). Nachdem ich eine Sendung von „Border Security“ im Fernsehen gesehen habe, wo sie Leute, die z.B öfters einreisen abfangen,  fragte ich mich, ob sie mich überhaupt wieder herein lassen. Das war mal wieder überhaupt kein Problem. Keiner wollte etwas von mir. Auch das Gepäck war gleich da.

Nachdem ich letzte Mal so lange in Coolangatta war, wollte ich  gleich weiter. Zuerst habe ich mich noch von meinen Freunden in Murwillumbah und Linda und Arie

DSC05082in Coolangatta verabschieden. Naja, das dauerte halt auch wieder fast eine Woche. Habe ich es eilig? Eigentlich nicht. Ich habe ein 6 Monatsvisum.

Dann Abschied von den wunderbaren Stränden entlang der Goldküste. Ein Abschiedsphoto in „Surfers Paradies“.

DSC05088Eigentlich bin ich nicht unglücklich, diese Gegend zu verlassen. Es ist mit die am dichtesten besiedelsten Gegend von Australien. Es gibt hier einfach zu viele Leute und viel zu viel Verkehr. Zum Glück aber auch ein gut ausgebautes Radwegnetz. Je näher ich Brisbane kam, desto besser.

DSC05093Bis ich mich tatsächlich im Wald verfahren habe.

Nördlich von Brisbane blieb ich nur noch kurz an der Küste, auf dem Moreton Bay Cycle Way.

DSC05106Eine lange Holzbrücke führte über das Feuchtgebiet, das jetzt nach dem langen Regen besonders nass war. Unglaublich was da alles so kreucht und fleucht, ständig fliegt etwas in die Luft (auch Flugzeuge, der Flughafen ist in der Nähe)

DSC05113und weiter der Küste entlang nach Redcliff

DSC05116Dann bin ins Landesinnere abgebogen und alles änderte sich schlagartig. Je weiter ich von der Küste mich entfernte, desto weniger wurde der Verkehr und desto bergiger würde es.

DSC05130Vorbei sind all die Shopping Centers und Aldi’s, nur wenige Orte kamen, die mehr oder weniger am Aussterben sind. Wenn man Glück hat, gibt es noch eine Tankstelle, die ein bisschen Lebensmittel verkauft.

In einem dieser kleinen Orte, namens Hivesville, merkte ich, dass die Straße, die ich fahren wollte, zwar auf meiner Karte eingezeichnet war, aber nicht auf meinem GPS. Ich fragte die Dame von der Tankstelle, sie meinte, es ist eine „dirt road“, ich würde mit dem Fahrrad durch kommen. Es gibt aber auf den 71km überhaupt nichts, nur Bushland. Für mich hörte sich das alles prima an.  Erfreut fuhr ich los und bald darauf hatte ich endlich wieder das Gefühl, in Australien angekommen zu sein.

DSC05139Diese rote Wege, alles so schön ruhig und still, vielleicht mal ein Känguru, das den Weg kreuzt, das ist für mich Australien.

Hier zeigten sich das vielfältige Angebote der wilden Tiere.

DSC05135Ein Waran wollte meinen Blicken entkommen und kletterte den Baum hoch. Dann der Geruch der Gummibäume, die endlose Weite, wunderbare Plätze zum Zelten. Australien hat noch „Much Space for Freedom“ wie ich es nennen wollte. Hier kann man die Freiheit ungestört ausleben.

DSC05144Und am Abend den wunderbaren Sonnenuntergang genießen, dieses geniale Licht, wenn  die Sonne tief steht. Leider dauerte es ja nur 71km. Danach änderte sich eigentlich vorerst nur der Belag der Straße. Natürlich versuchte ich weitgehendst den Highway zu vermeiden, obwohl da auch nicht viel los war, nicht mehr als auf abgelegenen deutschen Landstraßen. So musste ich auch einige Umwege in Kauf nehmen, da überhaupt die unbefestigten Straße durch die Flutkatastrophen in Queensland schaden erlitten haben. Manchmal habe ich tagelang keinen Laden gesehen. Wasser bekam ich immer genug von LKW Fahrern oder ansässige Bauern, die mir auch Orangen schenkten. Die Ernte war in Vollem Gange. Die meisten Erntehelfer kommen anscheinend aus Korea.

Eines Abends, auf der Suche nach einem Platz, wo ich mein Zelt aufstellen kann, landete ich auf einen „Blaze Aid Camp“. Von Blaze Aid hatte ich schon gehört, aber nur, dass sie Freiwillige suchen. Für was blieb mir bis dahin unbekannt. Jetzt weiß ich’s. Sie helfen Bauern, deren Zäune bei der Flut weg geschwemmt wurden. Diese Zäune, die Viehweiden umgrenzen, können hundert Kilometer lang sein, Das braucht ganz schön Arbeitskraft, diese wieder herzustellen.
In Australien gibt es unzählige von „GreyNormads“, Rentner, die Hab und Gut verkauft haben und mit ihrem Wohnmobil ständig durch die Gegend ziehen. Für sie ist so etwas genial. Hier können sie sich nützlich machen, haben mal wieder so etwas wie ein Soziales Umfeld und anscheinend noch Spaß bei der Arbeit. Dafür dürfen sie ihr Wohnmobil gratis auf dem Camp abstellen und werden dazu noch sehr gut verköstigt. So waren alle einiges älter als ich, außer Chris,

DSC05167ein anderer Radfahrer, der mehr oder weniger absichtlich dort gelandet ist und einen Tag Arbeit gerade hinter sich hatte. Er war aus Rockhampton und war auf einer 3 Wochen Tour. Zuerst wollte ich eigentlich nur eine Nacht dort verbringen, dann dachte ich, einen Tag Arbeit wäre ja auch ganz interessant. Dann hieß es aber, da am nächsten Tag ANZAC Day war, einer der wichtigsten Feiertage in Australien, würde es keine Arbeit geben. Ohne Arbeit zwei Nächte zu bleiben, fand ich dann doch zu unverschämt. Also bin am nächsten Tag weiter,

An ANZAC day wird an die gefallen Soldaten gedacht, vor allem den Gefallenen in Gallipoli, heute Tuerkey, während des ersten Weltkrieges.  Der 25. April ist der Jahrestag der Landung der Australischen und Neuseelaendischen Soldaten. Mit einem „Dawn Service“ fängt der Tag in allen Städten Australiens an und geht genau so militärisch weiter, viele Reden, Paraden, Kranzniederlegungen.  Die alten Veteranen dürfen mit ihren Rollstühlen vorfahren  und werden als Helden gefeiert. Wann ist ein Held ein Held? Und (fast) jeder Australier ist wieder stolz, ein Australier zu sein. Ich mag sie ja sehr, aber in manchen Punkten verstehe ich sie einfach nicht.

Abends durfte ich nicht nur mein Zelt bei einer sehr netten älteren Dame im Garten aufstellen, sondern wurde auch noch zum Abendessen eingeladen.

DSC05173Ihr Mann schaute sich die Paraden aus ganz Australien an. Ich hätte noch einiges gerne hinterfragt, merkte aber bald, das nervt sie nur. Also ließ ich es bleiben.

Das war bei Biloela, das kommt von einer Aborigines  Sprache und heißt „Weißer Kakadu“. Unübersehbar warum.

DSC05179Und vor allem unübehörbar! Unglaublich, was die für einen Krach machen können.

Danach erreichte ich den Capricorn Highway, der parallel zum südlichen Wendekreis geht. Noch war ich etwas höher, das tropische Wetter war noch nicht so zu spüren. Allerdings war das erste mal wieder so richtig Verkehr auf der Straße, ich näherte mich den Kohlenmienen um Emerald.

DSC05191Die Kohle selber wird in langen Zügen, 100 Wagons vorne, in der Mitte und hinten eine Lokomotive, zum Hafen nach Rockhampton transportiert. Stündlich, Tag und Nacht.

Die ganzen Maschinen, die für die Mienen gebraucht werden, werden auf der Straße befördert. Mindestens einmal am Tag kam ein übergroßer Transportkonvoi. Schon alleine die Reifen nahmen fast die ganze Breite der Straße ein, schwindelerregend.

Ich fand zwar immer noch ein Plätzchen zum Zelten, es war aber bei weitem nicht mehr so ruhig. Ca 200km fuhr ich nach Westen, verbrachte einen wunderschönen, geruhsamen Tag in Comet bei Emerald, bei Jenny und Stuart.

Stuart nahm mich zum Saphir schürfen mit. Für ein paar Dollar konnte man sich einen Eimer voll Sand und Kies kaufen und dann auf den großen Fund hoffen.

DSC05194Gefunden haben wir leider nichts, interessant war es trotzdem. Ein älteres Ehepaar saß so da, als ob sie das jeden Tag machen würden, wie in einer Spielhölle, auf der Suche nach dem großen Glück. Um diese touristische Einrichtung sind großen Gruben, wo im Großen nach Saphiren geschürft wird . Es sah aber nicht so aus, als ob auch nur einer davon erfolgreiche gewesen wäre. Für mich gibt es angenehmere Methoden zu Geld zu kommen.

Nach Emerald konnte ich dann endlich dem Highway entfliehen und auf die Gregory Development road.

Zuerst war noch Farmland mit ein paar Dörfern. Hauptsächlich wurde Hirse angebaut, kein guter Platz zum Zelten. Darum fragte ich an einem Bauernhaus. Überhaupt kein Problem, meinten sie, ich solle mir einen Platz um ihr Haus suchen. Sie haben mir auch angeboten in einem Art Container, der mit Zimmer eingerichtet war, zu schlafen, aber wie üblich zog ich mein Zelt vor. Das stellte ich ca 100m vom Haus entfernt auf. Obwohl mir das ja schon gereicht hätte, kam zuerst ein Sessel dazu, dann einen großer Gaskocher, eine ausklappbare Tisch-Bank Kombination aus Plastik und ein Trinkwassercontainer, ein Topf und eine Lampe.

DSC05214Dazu kamen noch 3 frische Eier aus dem Hühnerstall und ein absolut leckerer Nachtisch, Kuchen mit Eiscreme und Vanillesoße. Ging es mir mal wieder gut.

Am nächsten Morgen wollte ich nicht auch noch zum Frühstück aufmarschieren und machte Gebrauch von den mir zur Verfügung gestellten Gegenständen. Ich war eigentlich gerade fertig, da rief es vom Haus herüber, ich solle zum Frühstück kommen. Dann gab es noch Eier mit Speck und Brot. War ich papp satt.

Bevor Karen zur Arbeit ging, gab sie mir noch mein Vesper, zwei belegte Brote mit Huhn und Schinken. Sie haben fünf erwachsene Kinder, nur noch der Jüngste wohnt bei ihnen, sie weiß, wie man Vesperbrote schmiert.

DSC05215Nachdem mir David einiges über die Gegend erzählt hat, bin ich weiter.

Ich wusste, auf den nächsten ca 350km kommt nicht viel, nur das Belyando Roadhouse. Das war ich  am Mittag des nächsten Tages, eine Stelle, wo ich Wasser bekommen hätte sollen. Nur, sie wollten mir meine Wasserflaschen nicht auffüllen, ich könne Wasser für 3,80 die Flasche kaufen, oder sie füllen die Flaschen mit Flusswasser fuer 1 Dollar. Nein, Danke, ich hätte ungefähr 7 Flaschen gebraucht. Als Ausrede hatten sie, dass sie schon so lange keinen Regen mehr hatten. Gar nicht nett fand ich dann, dass sie kurz darauf den Rasensprenger in der knallen Hitze anmachten und auch die Bäume reichlich mit Wasser begossen. Dank sehr netten Autofahrern bekam ich trotzdem noch soviel Wasser, dass es mir, zwar knapp, aber trotzdem die nächsten 2 Tage reichen sollte.

Ich habe dann beschlossen, dort auch nicht zu zelten, sondern habe mich ein paar Kilometer weiter in die Büsche geschlagen.

DSC05221Langsam fing wieder die Gegend an, wo Termiten ihre bizarren Hügel bauten. Diese Insekten gehören nicht zur Familie der Ameisen, sondern eher den Flugheuschrecken und Schaben. Wie dem auch sei, ich stellte mein Zelt lieber etwas abseits von diesen Gebilden auf.

Am nächsten Tag machte ich mir wieder Gedanken über das Wasser, obwohl ich noch welches hatte. Die Straße war befahren genug, ich hätte schon Autos anhalten können und nach Wasser fragen. Dazu hatte ich überhaupt keine Lust. Dann dachte ich, ich könnte es ja als Herausforderung sehen und testen, mit wie wenig Wasser ich auskommen. Das gefiel mir auch nicht, hatte keine Lust zu leiden, ich glaube, aus dem Alter bin ich heraus. Da bei den Gedanken an Wasser mein Mund immer trockener wurde, beschloss ich, lieber nicht mehr daran zu denken.

Nach über 50km hielt ein knallgrünes Angeberauto vor mir am Straßenrand. Der junge Fahrer schien sich nur etwas recken und strecken zu wollen. Zuerst bin ich an ihm vorbei gefahren, habe dann doch wieder umgedreht und ihn gefragt, ob er nicht zufällig etwas Wasser übrig hätte. Fragen kostet ja nicht, einen Versuch war es mir Wert. Darauf hat er sich vielfach bei mir entschuldigt, normaler Weise hätte er immer Wasser dabei, aber er habe erst jetzt sein Auto geputzt und alles Wasser raus. Er könne mir einen Softdrink geben, und reichte mir eine kühle Dose Ginger Ale. So habe ich mich mal wieder getäuscht, es war ein sehr nettes Bürschchen auf dem Weg heim nach Cairns.

Noch besser kam es nach weiteren 20km, gerade richtig zur Mittagszeit: ein neu angelegter Rastplatz mit Regenwassertonne!!! Tische und Bänke waren überdacht und somit im Schatten, auch Toiletten gab es. Dieser Rastplatz war nirgends eingezeichnet, keiner, den ich nach Wasserquellen auf dieser Strecke fragte, hat mir davon erzählt. So war die Freude umso größer. Zuerst habe ich mich mal ausgiebig gewaschen und dann meine Wasserflaschen gefüllt. Dass es nicht als Trinkwasser gekennzeichnet war, störte mich wenig. Das sollte auf jeden Fall bis zum nächsten Tag in Charters Towers, der nächsten Stadt, reichen.

Ich bin dort nicht lange gesessen, da kam ein älteres Paar und machte ausgiebig Picknick. Ich war nicht auf das Hähnchen neidisch, aber das frische, kühle Trinkwasser! Als sie damit auch noch ihr Geschirr abspülten, konnte ich kaum zusehen. Wenn man so auf langen Durststrecken mit dem Fahrrad unterwegs ist, wird man sehr sensibel mit dem Umgang von gutem Wasser. Irgendwie müssen sie meine Gedanken gelesen haben und boten mir das restliche Wasser an. Jetzt war ich wirklich sehr gut versorgt.

Am nächsten Morgen, ich war erst ein paar Kilometer gefahren, fuhr ein Auto langsam neben mir her und ich wurde gefragt, ob alles OK sei, ob ich genug Wasser hätte. Strahlend konnte ich antworten, es sei alles in Ordnung und meine Flaschen seien noch voll. So kenne ich eigentlich die Australier. Wenn mir früher in einer abgelegenen Gegenden ein Auto begegnet ist, hat es sofort gehalten und der Fahrer gefragt, ob ich etwas brauche. Wahrscheinlich ist diese Gegend nicht abgelegen genug.

Ein paar Tage zuvor hatte ich ein Mitglied der Warm Shower list  in Townsville kontaktiert. Er meinte, wenn ich Samstags in Charters Towers wäre, könne ich bei Ihrer Party vorbei kommen, im Garten könne ich auch zelten. Zufällig war ich gerade Samstags in Charters Towers, die erste Stadt. Wie üblich, mein erster Gang in den Supermarkt, was kühles zum Trinken holen. Danach konnte ich weiter überlegen, was ich sonst noch brauche. Dann ging ich zu dem Clubhaus. Zuerst wusste ich nicht, bin ich hier richtig? Es war das Clubhaus der Australian Rebels, einem Harley Davidson Motorrad Club.. Die Adresse stimmte. Ich hatte schon so viele unterschiedliche Leute von der Warmshower Liste getroffen, warum nicht auch noch ein Australian Rebel?

Es war noch keiner da, aber Pete schrieb mir, ich könne den Schlüssel für den Garten beim Nachbarn holen. Das hört sich einfacher an, als es ist. Hier hat es nämlich nirgends Hausklingeln! Man muss sich schon ganz schön laut bemerkbar machen, damit die endlich merken, hier will jemand was.  Dann bekam ich den Schlüssel ohne Probleme, baute gleich mein Zelt im Garten der Australien Rebels auf. War kaum fertig, kam ein Motorrad, grosse, schwarze Harley Night Train, der Fahrer, ärmelloses T-Shirt mit schwarzer Lederweste, stieg ab, zog den schwarzen Helm ab, lächelte mich an „Dorothy?“. Es war Pete, den ich kontaktiert hatte. Ist extra vorbei gekommen, um zu sehen, ob bei mir alles in Ordnung ist. Er musste wieder zurück zu seiner Gruppe, die auf einer Poker-Ralley war, und fragte mich, ob ich mit wollte. Und ob ich das wollte! War natürlich wesentlich schneller als auf meinen Fahrrad! Wahrscheinlich sind wir schon so 50km gefahren gewesen, bis uns die 40 anderen Harley-Fahrer entgegen kamen, schnell umdrehen und mit den anderen zurück. Was für einen Perspektivenwechsel! Wenn ich alleine mit dem Fahrrad unterwegs bin, fehlt mir das Verständnis für die Horden von Motorradfahrer mit ihren röhrenden Maschinen. Wobei Harleys noch den angenehmsten Sound haben.  In der Horde mitzufahren ist natürlich etwas komplett anderes. Motorradfahren ist schon was tolles. Mit einem Motorradhelm ist der Lärm auch sehr gedämpft. Für lange Touren ziehe ich trotzdem das Fahrrad vor, da ich mich nach einem Tag auf dem Fahrrad wesentlich wohler fühle, als nach einem Tag auf dem Motorrad. Aber so eine Abwechslung ist schon fantastisch.

Es war schon witzig, ich mit meinem knall orangen Fahrradshirt zwischen all den schwarzen Lederwesten. Trotzdem war es sehr nett.

DSC05235Man spricht immer vom „Wolf im Schafspelz“, dabei gibt es sicher mehr „Schafe im Wolfspelz“, hinter der Lederkluft, den tätowierten Armen, Hälse und weiß ich was alles, sind sehr nette Leute. Vor allem Pete und seine Freundin Loui

DSC05233Loui kam extra mit einem Pickup, damit sie mich am nächsten Tag mit nach Townsville nehmen kann. Ich habe danken abgelehnt. Es versprach mal wieder ein sehr schöner Tag zu werden und da Townsville am Meer liegt, sollte es weitgehendst bergab gehen. Ich fahre auch so ungern im Auto mit. Später kam mir, wir hätten ja auch das Fahrrad und Gepäck auf das Auto laden können und ich hätte auf dem Motorrad mitfahren können. Egal, wäre ja auch bei meiner Weltumrundung ein bisschen geschummelt gewesen :-).

Ich habe mir Zeit gelassen, habe zwischen drin auf einem Free Camp übernachtet. Von Townsville war ich gleich von Anfang an begeistert. Gleich am Ortseingang konnte ich auf einen Fahrradweg am Ross River entlang. Er tangiert peripher die Innenstadt, geht durch  wunderschöne Parkanlagen, einer sogar mit Schwimmbad.

DSC05242Gratis sogar! Wenn es nicht immer so umständlich wäre, die Badesachen herauszuholen und nachher wieder zu trocknen! Wenigstens wusste ich, eine Dusche ist mir heute noch sicher.

Pete arbeitet immer eine Woche in Mt Isa und ist dann eine Woche daheim in Townsville. Da er noch zwei Tage hier hatte, konnte ich seine Kochkünste genießen.

DSC05243Wirklich fantastisch, da schmeckt sogar mir Fisch. Hier hatte ich zwei wunderbaren Tage mit viel Wein und ausruhen,

Von Townsville an blieb ich an der Küste. Von da ab sollte der Verkehr nicht mehr so stark sein. Dem war auch so, bis auf die ersten 20-30km. Da gab es noch die Roadtrains, Lkws mit 3 oder 4 Anhängern. Sehr unangenehm.

Danach ging es nur noch gerade und eben durch Zuckerrohrfelder. Unglaublich wie viel hier angebaut wird, das zieht sich hoch bis Cairns. Nur ab und zu kamen mal ein paar Bananen. Ich wusste nicht, dass es noch solch ein großer Bedarf an Zucker gibt. Nur in Bundaberg gibt es, glaube ich, eine Destillerie, die Rum daraus macht.

Langsam näherte ich mich der regenreichsten Gegend Australiens. Darum war ich ganz froh, wenn ich solche Schutzduetten fand, mit Tischen und Bänken, wo ich sogar mein Zelt aufstellen konnte.

DSC05254Mittlerweile gab es an jedem Bach, Fluss, etc ein Warnschild wegen den Krokodilen.

DSC05255Eines der wenigen Schilder in Australien, die mehrsprachig ist. Auch auf Deutsch und Chinesisch steht zumindest ACHTUNG darauf.

An einem Tag, ich war nicht besonders gut drauf, eine Baustelle jagte die andere, ich wurde immer angehalten, musste Kolonnen von Autos durchlassen, dabei ging es auch noch  über den einzigen Hügel weit breit, zusätzlich hat es auch noch angefangen zu regnen, habe ich mal wieder einen Radfahrer getroffen. Ich habe ihn sogar gleich wiedererkannt. Patrick aus Kalifornien habe ich schon mal in Neuseeland getroffen. Er war auch Richtung Norden unterwegs, wollte gleich weiter, ich wollte endlich mal überdacht im Trockenen eine Pause machen. Außerdem war meine Laune eh nicht gesellschaftsfähig. Schade eigentlich, ich wäre gerne mal wieder mit jemandem gefahren.

Am nächsten morgen kam ich nach Tully, der Gummistiefelstadt.

DSC05258die Stadt mit dem höchsten Niederschlag, da sind Gummistiefel wirklich angebracht. Ich fuhr gerade so im strömenden Regen durch den Ort, da sah ich Patrick sitzen.

DSC05257an einem netten, trockenen Plätzchen saß er da und frühstückte. Da das das Beste war, was man an solch einem Wetter machen konnte, habe ich mich gerade dazu gesetzt. Trotz des schrecklichen Wetters war  meine Laune erheblich besser.

Als es ein bisschen besser wurde, sind mir die paar hundert Meter zur Tourist Info, haben dann beschlossen, zur Mission Beach zu fahren, erstens, um ein bisschen von dem Highway weg zukommen und außerdem sollte es dort auch nicht regnen.

Und  tatsächlich hat der Regen kurz nach Tully aufgehört und ein wunderbare kleine Straße ging durch den Regenwald. Anscheinend soll es hier Kasuare geben.

DSC05261Wenigstens gab es Hinweisschilder dafür. Das müssen ganz schon große Laufvögel sein, viel größer als Emus. Gesehen haben wir natürlich keine.

Am Abend war es sehr schwierig ein Plätzchen für unsere Zelte zu finden, alles stand unter Wasser. Nach ein Flasche Wein war alles nicht mehr so schlimm.

Auch auf der „Cane-Cutter-Road“ hat es nicht geregnet. Wie der Name sagt hier ist auch alles voll Zuckerrohr. Kleine Eisenbahnschienen, so zwischen „Märklin“ und „Echt“, waren durch das ganze Gebiet gelegt. Größten Teils sah es so aus, als ob sie nicht mehr im Gebrauch wären, aber dann sah man immer wieder Wägen zu den Schienen, in denen das Zuckerrohr gesammelt wurde. Australien ist der zweitgrößte Zuckerexporteur nach Brasilien.

Auf einmal Standen wir vor einem Schloss, Ein spanischer Immigrant namens Paronella hat es nach spanischem Vorbild gebaut. Da es sich um eines der Hauptattraktionen von Nordqueensland handelt, war der Eintrittspreis dementsprechend. Uns genügte ein Blick von der Hängebrücke.

DSC05273Nach all den Regenfällen war der Wasserfall spektakulär. Das Schloss wurde seit der Eröffnung im Jahr 1935 durch Feuer und mehrere Zyklons zerstört und immer wieder neu aufgebaut.

Der Regen nahm kein Ende und nach der „Gummistiefelstadt“ kam die „Regenschirmstadt“ Babinda.

DSC05279Tully und Babinda streiten sich jedes Jahr um die regenreichste Stadt.

Etwas außerhalb wollten wir in einem Park zelten. Wieder einmal stand alles unter Wasser und wir suchten Zuflucht unter einem Dach.

DSC05281Diesmal musste ein Weinkarton mit 2l Wein herhalten. (keine Angst, war danach nicht leer)

Oh Wunder, am nächsten Morgen schien die Sonne! Die ganze Schönheit des Platzes entfaltete sich vor uns! Das versetzte sogar mich noch in die Stimmung den Bach zu erkunden.

DSC05289Kein Wunder, dass der Platz „Boulder“ heißt, der ganze Fluss ist voll von Felsbrocken. Nach all dem Regen rauschte das Wasser nur so in die Tiefe.

DSC05294Ein netter Weg führte durch den Wald, leider doch nicht so gut zum Radfahren, es gab zu viele Stufen und wer will da schon in die Schluchten fallen.

Patrick wollte noch ein Weilchen bleiben, wusste auch noch nicht, wie er weiter fahren möchte, ich hatte für den Abend eine Einladung in Cairns. So gingen wir wieder getrennte Wege,

Es war mal wieder wunderbar im Sonnenschein zu fahren. Allerdings war ich viel zu schnell in Cairns.

DSC05296Es gab eine schöne Esplanade, auch bei Ebbe, doch schnell merkte ich, für die Stadt bin ich 20-30 Jahre zu alt. Die Straßen sind gefüllt mit Jugendlichen, Bars, Souvenirläden, so viel Verkehr, wie vermisste ich die Abgeschiedenheit der Bolders. Ich verstand Patrick, dass er nicht nach Cairns wollte.

Ich glaube, ich habe noch nie so viele Fledermäuse auf einem Baum gesehen.

DSC05300Vor allem wusste ich nicht, was für einen Lärm die machen können.

Mein Verlangen nach einer Dusche war immens, ich stank gottserbärmlich! Es gab schon längere Perioden ohne Dusche, aber wenn immer alles nass ist und man wegen der hohen Luftfeuchtigkeit so schwitzt, ist es echt schlimm. Darum bin ich schnell zu Margaret’s Haus. Außer ein paar Jungs, die hier gerade wohnen, war niemand da. Zuerst unter die Dusche, dann alle Kleider in die Waschmaschine. Bis Margaret kam war ich wieder eine zivilisierte Person.

So konnte ich am nächsten Tag gleich weiter fahren.
Ein Radfahrer aus Cairns ist ein gutes Stück neben mir her gefahren und hat mich über Fahrradtouren ausgefragt. Das war ganz nett und lenkte vom Verkehr ab. Als die Straße schmäler und auch viel schöner wurde, kehrte er um.

Danach folge ein Strand dem anderen.

DSC05308Nur Schade, dass man hier nicht schwimmen kann.

DSC05309Boxjellyfish (giftige Quallen), Krokodile, Haie, einen Tod stirbt man sicher.

Auf meinem Weg immer weiter nach Norden der Küste entlang, vor Daintree, kam mir ein Radfahrer entgegen. Ob ich Dorothee waere? Ja, meinte ich. Es war Dean, er hat ein  Geschäft in Daintree Village, Crocodile Express.

DSC05330Er meinte, ich solle nach Daintree Village fahren und dort auf ihn warten, er wäre gleich wieder zurück. Da ich eh nichts besseres vor hatte, war mir das gerade recht.

Bevor ich überhaupt merkte, dass ich in dem Dorf bin, kam schon eine Frau auf mich zu, ob ich Dorothee wäre? Sie war eine von Dean’s Angestellten und hatte den Auftrag mich in das nächste Boot zu setzen, wie nett. Das Dorf bestand aus etwa zwei Häusern, zwei Souvenirshops, einem Café, einem Campingplatz.  So kam ich in den Genuss mal die Landschaft vom Wasser aus zu sehen, vom Daintree River.

DSC05322Immerhin sahen wir zwei Krokodile.

Wieder zurück war Dean auch wieder da und hat mich zum Mittagessen eingeladen. Das zog sich ganz schön in die Länge, wie es halt so ist, wenn sich zwei Reiseradler treffen. Er gab mir noch Tipps, wo ich mein Zelt aufstellen konnte und hat mir vor den Steigungen gewarnt. Dann zog ich weiter.

Gleich hinter der Fähre, kam die erste Range. Ab hier ist es nur noch eine kleines Straße, die so angelegt wurde, dass es der Landschaft am wenigstens schadet. Ohne viel Eingriff in die Natur ging es steil nach oben und wieder runter.

DSC05338Zumindest hatte man von oben eine schöne Aussicht.
Nach der ersten Range ging ein Weg ab zu einer Bucht. Zelten war hier nicht unbedingt erlaubt, ich war trotzdem nicht alleine und  es war wunderschön.

DSC05346Am Abend bekam ich sogar ein kühles Bier! Es verwundert mich immer, wie man in dieser Abgeschiedenheit kühle Getränke haben kann. Eine Kühlbox mit dem Fahrrad mitzuschleppen ist nicht gerade gebräuchlich.

An die Kasuaren habe ich schon nicht mehr geglaubt, dachte schon, sie existieren hauptsächlich nur noch auf den Achtungsschildern, wie die Kiwis in Neuseeland. Und plötzlich stand einer tatsächlich am Wegesrand,

DSC05356Der Hals und Kopf ist auch wirklich so rot/blau gefärbt und hat auch den komischen Hut auf. Es war allerdings viel kleiner, wie man mir sagte. Trotzdem können sie sehr aggressiv werden, haben sogar schon Menschen getötet, wie mir von einem Ranger bestätigt wurde, der gerade vorbei kam. Darum ist wirklich Vorsicht geboten und Fotografieren nur auf Distanz.

Auch sonst gab es in dem Regenwald viel zu sehen. Mich faszinieren immer die verschnörkelten Luftwurzeln.

DSC05362Nach Cape Tribulation kam ich auf den Bloomfield track, da fing der Spaß erst richtig an.

DSC05366Die Gründe weswegen man nur mit dem Allrad- Auto hier durch kann, sind nicht unbedingt die zahlreichen Bäche, sondern die Steigungen. Man sagte mir aber, mit dem Fahrrad würde ich es schon schaffen. Die wussten nicht, wie schwer mein Fahrrad ist!

Der erste nennenswerte Bach war harmlos.

DSC05367Hier brauchte ich mir nicht lange zu überlegen, ob ich die Schuhe ausziehen soll oder nicht. Da sich einiges Getier darin befinden kann, lieber Schuhe anlassen. Bei dem Wetter sind die Chancen gut, dass sie wieder trocknen.
Mich wunderte eher, dass überall Warmschilder wegen Krokodilen herumstehen, aber keiner hatte bedenken, dass ich mein Fahrrad hindurch schiebe.

Danach ging es los. so steil, so etwas hatte ich selten mitgemacht. Ich musste beim Schieben immer wieder das Fahrrad mit dem Pedal am Schienbein stoppen, sonst waere es gerade wieder den Berg hinunter gerollt. Es war wirklich steil, teilweise durch den roten, feucht Lehm rutschig und das über eine längere Strecke so, 1-2km und das immer wieder.

BloomGPSies2War ich fertig! Habe richtig gezittert. Trotzdem war es wunderschön, habe halt sehr viele Pausen gemacht.
Nach einer der letzten Flussdurchquerungen sah ich einen Mann etwas abseits oberhalb des Wassers sitzen.

DSC05374Ich bin hin und fragte, ob ich mich hier ein wenig ausruhen dürfte. Klar! es war Jass, ich würde ihn einen richtigen Bushman nennen. Ist auch seit ein paar Jahren wohnungslos, lebt weitgehendst im Busch. Als er mir sagte, da hinten hätte letzte Nach zwei gezeltet, habe ich es mir angeschaut und beschlossen, da bleibe ich auch. Es war fantastisch. frei von Krokodilen konnte ich unterhalb von einem kleinen Wasserfall schwimmen und es war absolut ruhig.

Erst am nächsten Tag bin ich dann weiter nach Wujal Wujal. DSC05377
Im Vergleich zu dem, was ich schon durchgemacht hatte, war der Rest einfach, nur einmal kurz schieben, dann war ich am Bloomfield River.

DSC05378Es war zwar eine Fuhrt durch den Fluss gebaut, deswegen war das Wasser nicht so hoch, die Strömung aber ganz schön stark. Es sah auch so aus, als ob irgendwo ein Krokodil auftauchen könnte. Dem war hier zum Glück nicht so,

DSC05379Nach einen kurzen Abstecher zu den Bloomfield Wasserfall, ging es weiter dem Bloomfield Fluss entlang. Hier kommen einige Aborigines Siedlungen, Wujal Wujal, Ayton, etc.

Plötzlich hielt ein Autofahrer an und zeigte mir ein riesiges Krokodil im Fluss.

DSC05384Wussste ich doch, dass es hier Krokodile gibt und ich habe erst wenige Kilometer weiter oben mein Fahrrad durch geschoben! Auch das hatte ich zum Glück überlebt.

Von Wujal Wujal aus war die Straße besser und einfacher, so habe ich es doch noch bis Cooktown geschafft.

DSC05391Herzlich bin ich von Gernot Jander empfangen worden, nein kein Warm Shower, aber ein Couchsurfer. Ein echter Glückstreffer. Er liebt es zu kochen und bereitet mir jeden Tag ein anderes Gericht, nicht nur die gut Deutsche Küche, sondern auch Gerichte aus aller Welt, die er von seinen unzähligen Gästen gelernt hat. Für jemanden wie mich, die jahrelang von 3Minutennudeln gelebt hat, wo vielleicht sich die Marke mal änderte, ist das natürlich sehr faszinierend.

DSC05402Auf langen Märschen und Testfahrten mit meinem Fahrrad habe ich schon viel von der Gegend gesehen.

DSC05407Cooktown ist das letzte Nest vor Cape York, das noch ca 800km entfernt ist, mein nächstes Ziel, der nordöstlichste Zipfel von Australien. James Cook ist hier im Endeavour River gestrandet, nachdem die Endeavour,sein Schiff, auf dem Barrier Reef aufgelaufen ist und beschädigt wurde, Das war 1770, 7 Wochen war er hier, ich hoffe, bei mir wird es nicht so lange.

2340 Leute sollen hier leben. Ich frage mich nur, wo sind die alle? Hier ist absolut nix los. Es gibt ca 5 Bottle Shops, einen Supermarkt ein paar Souvenir Läden, ungefähr 4 Campingplätze, einen interessanten Friedhof und natürlich viele Cook Gedenkstätten. Das Meer wimmelt von fiesen Tieren, wie Boxjellyfish (giftige Quallen), Haie und Krokodile, die nicht nur das Bad sondern gleich das ganze Leben ruckzuck beenden können. Also nicht mal schwimmen kann man hier.

DSC05410Dafür gibt es wunderbare Pflanzen. Auch von der Tierwelt an Land bin ich nicht so begeistert, viele Moskitos und Sandfliegen.

Der richtige Ort um mal eine Pause zu machen und lange Blogeinträge zu schreiben.

Südinsel von Neuseeland: Teil II

*** Mein Computer ist seit einiger Zeit kaputt, somit meine Zeit im Internet noch mehr eingeschränkt. Ich werde nur kurz den Eintrag überfliegen und dann veroeffentlichen. Bitte um Nachsicht fuer noch mehr Rechtschreibfehler (wer welche findet, darf sie behalten) ****

Am Montag den 4. Februar fuhr ich von KakaPoint weiter (übrigens heisst sehr viel hier „Kaka-„irgendwas. Mittlerweile habe ich herausgefunden, das ist ein Vogel). Es hat natürlich geregnet. Vorausgesagt war es ja schon lange, aber es hat gewartet bis ich weiter gefahren bin. Was solls, ich will nicht klagen, wurde ich doch seither vom Wetter sehr verwöhnt. War auch auf der weiteren Strecke nicht weiter tragisch, es war sowieso fuer diesen Tag nur der Strasse entlang. Am nächsten Tag war dann wieder wunderbares Wetter.

Eigentlich wollte ich auf neu angelegten Radwegen fahren, wie sie in meinem Buch beschrieben waren. Nur waren sie so neu, dass sie noch nicht existierten oder noch nicht freigegeben waren. Nur ein schönes Stück an dem Clutha Fluss entlang existierte schon. DSC04423 (2)An diesen Gräbern merkte ich, ich war schon einmal hier DSC04428 (2)kann mich ausser an das Grab „Somebody’s Darling“ an nichts mehr erinnern. DSC04429 (3)Später war der Track wieder gesperrt. Ärgerlich. Später so es aber so aus, als ob sie nur einen speziellen Event abwarten und ein großes Opening zu zelebrieren und den Track „offiziell“ noch nicht benutzt haben wollen. Es waren trotzdem aber schon ein paar Radler darauf unterwegs.

Da auch er durch öffentliches Gelände, weg von der Straße, ging, konnte ich mal wieder mein Zelt ungestört am Abend aufbauen.  DSC04431 (2)Nur sprangen sehr viele Hasen herum. Hasen werden mit Vorliebe nachts gejagt und geschossen. Das hatte ich schon einmal dass ich im Zelt auf einmal lauter Schüsse hörte. Nur hier liegt auch Gift aus, 1080 ich glaube das ist so was wie Zyankali, um die Possumplage in den Griff zu bekommen. Daher fühlte ich mich sehr sicher. Auch Hasen waren somit mit grösster Wahrscheinlichkeit vergiftet. Ich hatte tatsächlich die ganze Nacht meine Ruhe.

Es war dann nicht mehr weit bis nach Alexandra, wo ich Taemi traf, eine junge Amerikanerin. Sie viel schon damit auf, dass sie einfach quadratische Eimer als Fahrradtaschen hatte.

DSC04442 (2)Sehr originell und absolut wasserdicht. Nur meinte sie, Flussdurchquerungen würde sie damit lieber nicht riskieren, die Deckel saßen wahrscheinlich nicht dick genug.

Zusammen fuhr ich mit ihr ein kurzes Stück auf dem Ortago Rail Trail. Sie fuhr auf dem Trail weiter, ich bog Richtung Westen auf die Thomsons Gorge Road über den Thomson Saddle.  DSC04451 (2)Diese Strasse ging durch verschiedene Weiden, staendig Tor auf und wieder zu. Das war aber nur das Wenigste. Es war als „Allrad“Strasse ausgezeichnet.  DSC04452 (2)Selten musste ich mein Fahrrad so steil hoch schieben.  Dafür war es aber unwahrscheinlich schoen und sehr ruhig. Nur unten hatte ich noch einen Farmer gesehen, dann war Ruhe bis ich über dem Sattel war. DSC04455 (2)Bei dem genialen Wetter wurde ich oben mit der spektakulärsten Aussicht belohnt. DSC04458 (2)Mount Cook und die Seen waren sogar zu sehen.  DSC04471 (2)An meinem Jahrestag, am 8. Februar, schon wieder ein Jahr unterwegs, erreichte ich Lake Hawea.  DSC04479 (2)Ich brauche glaub nicht mehr zu erwähnen, dass das Wetter einfach traumhaft war. Man sieht es ja selber.  DSC04483 (2)Auch die Landschaft war immer traumhafter und viele schoene Seen zum Zelten.  DSC04487 (2)Das einzige, was ein bisschen störte, war der Wind.  DSC04491 (2)Wie man hier sieht, wachsen schon die Bäume sehr krumm. Leider in der falschen Richtung.  DSC04496 (2)Durch die Berge mit den vielen Kurven war es erträglich  DSC04504 (2)Dann über den Haast Pass und runter an die WestküsteDSC04513 (2)Ich kann mich noch gut erinnern, wie es hier letztes Mal geregnet hat. 5 Tage hatte ich nasse Schuhe. Davon war vorerst keine Spur DSC04524 (2)Es als ich zu den Gletschern kam, zogen Wolken auf.  DSC04533 (2) DSC04535 (2)Für Radfahrer haben sie extra schoene Radwege von der Straße zu den Parkplätzen für die Wanderwege zum Gletscher angelegt.  DSC04537 (2)Ich liebe einfach die dichten Regenwaelder, die trotz der langen Trockenheit noch sehr grün waren.  DSC04541 (2)Vom Gletscher selber, hier Fox, war ich etwas enttäuscht. Es ist nicht mehr viel übrig. Gerade als ich beschlossen habe, da muss ich nicht noch weiter laufen, hat es auch schon angefangen zu regnen. Das war mir in dem Moment so etwas von egal, sogar Willkommen, da ich jetzt einen Grund mehr hatte umzudrehen.

Es hat dann weiter geregnet. Vom Franz Josef Gletscher habe ich nichts gesehen, interessierte mich dann auch nicht mehr sehr.

Erst am Nachmittag tags darauf, kam die Sonne wieder heraus. Schon früh erreichte ich diesen See, wo ich auch zelten konnte.

DSC04551 (2)Sofort breitete ich alles aus und ruckzuck war alles wieder trocken. Nicht dass es wirklich nass gewesen waere, mein Zelt ist dicht, nur eine gewisse Feuchtigkeit laesst sich nicht vermeiden. Es gab sogar einige, die in dem See schwammen. Nur ich war zu dem Zeitpunkt so froh endlich wieder trocken zu sein, ich wollte nicht wieder nass werden.

Weiter ging es an der Westküste, etwas trockener weiter. Von Ross aus sollte ein Radweg nach Hokitika gehen. Die Frau von der Touristeninformation meinte, er sei noch nicht fertig, überhaupt die Brücke am Anfang. Da allerdings nicht viel Regen war, koenne ich gut durch den Fluss, danach sei alles nur Schotterweg.

Also gut, ich war schon zu lange auf dem Highway, bereit fuer neue Abenteuer.

Die Brücke sah wirklich nicht so aus, als ob ich da mit dem bepackten Fahrrad drüber wollte.

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Nachdem ich den Fluss durchquert hatte, war für mich klar, ich moechte da nicht mehr zurück. Ich hatte zwar schon schlimmere Flussdurchquerungen, trotzdem, das Wasser ging mir bis zum Knie und das schwere Fahrrad in der Strömung ueber die grossen Steine zu schieben ist auch kein Vergnügen.

Auch nachdem ich die „Schotterpiste“ gesehen habe, gab es fuer mich nur noch vorwärts.

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Der ganze Weg war von einem stacheligen Gestrüpp, genannt „Gorse“, ein schlimmes Unkraut, zugewachsen. Aeusserst unangenehm,

Ab und zu waren Baeche zu überqueren. Der Abstand der Balken war nicht immer sicher, deswegen war hier eher Schieben angesagt.

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Einmal durfte ich dann nochmals durch das Wasser, war aber nicht schlimm. DSC04560 (2)

Nach 12 km war dann der Spass vorbei, meine Beine waren von all den Dornen blutueberstroemt.  DSC04562 (2)

Auch wie ich merkte, haben meine Satteltaschen Dornen abbekommen, die waren jetzt auch ganz schoen stachelig.DSC04564 (2)

Auf der anderen Seite war ein Schild, das ich natürlich erst am Ende gesehen habe. Wenigstens war es nicht verboten, hier durchzufahren. DSC04567 (2)

Dann Hokitia, mit den Gebilden und Kunstwerke aus Treibholz. Hier war ich wieder bei einem Warmshower Gastgeber, Kevin, ein sehr interessanter, pensionierter Wissenschaftler, der alle Fragen beantworten konnte.

Auf seine Frage, ob ich am nächsten Tag Kajak fahren gehen moechte, antwortete ich natürlich freudig mit einem „Ja“.

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Er brachte mich zu einem wunderschönen See, wo ich in der Morgenstimmung ein paar Runden drehen konnte. Sehr interessant die Landschaft von dieser Perspektive zu sehen. DSC04576 (2)

Weiter auf Seitenstrassen ging es weiter nach Norden, zu den NelsonsLakes. DSC04589 (2)

Kurz darauf St Arnaud, der Ausgangspunkt fuer den Rainbow Track. Schon letztes Mal habe ich von dem Track gehört, bin ihn aber nicht mehr gefahren. Dieses mal wollte ich es unbedingt nachholen.

Der Anfang ist noch geteert, geht durch den Wald in ein Tal hinein. Ueberall sah ich weisse kleine und graue groessere Kisten stehen. Dann sah ich eine Arbeiterin, die ich gleich ausfragen musste.

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Es waren Fallen fuer die kleine Iltisartige Tiere und fuer Possums, die im verdacht sind in Neuseeland Tuberkulose zu übertragen.

Es war mal wieder traumhaftes Wetter, das richtig dazu einlud ab und zu an einem Fluss eine Pause einzulegen. DSC04596 (2)

Manchmal sah es so aus, als ob der Weg an einem Felsen endet, dann ging es doch wieder durch eine enge Schlucht. DSC04602 (2)Der Zustand der Strasse war leider nicht gerade gut. Teilweise sah es nach Erdrutsch aus, teilweise waren auch zu viele Autos unterwegs. Der Track ist einfach zu bekannt. DSC04603 (2)Trotzdem wunderschön. DSC04605 (2)Genial sind auch die Berghütten, in denen man einfach übernachten kann, ohne das Zelt aufstellen zu muessen. Es ist hier immerhin auf fast 1000m, da kann es sehr kalt werden. DSC04614 (2)Unglaublich, wie ruhig es hier oben ist.

Am nächsten morgen ging es dann auf den Island Gully Saddle, mit etwas ueber 1300m. DSC04617 (2)

Geschafft! Fast nur noch abwärts nach Hamner Springs!DSC04618 (2)Doch dann kam es wieder anders als gedacht. Hinter dem Sattel war die Strasse noch befahrener, grosse Steine, schlimmes Wellblech waren das Resultat. Ich habe mich sehr geärgert, dass jeder mit seinem grossen Wohnmobil da durch muss.

Wahrscheinlich haette ich gelassener sein muessen, denn dann kam was, dass ich endlich mal wieder etwas spannenderes erzählen kann, als schönes Wetter und fantastische Landschaft.

Eigentlich kann ich überhaupt nichts erzählen, weil ich keine Ahnung habe, was passiert ist. Ich war auf einmal im Medical Center in Hamner Springs. Ein Ranger, den ich anscheinend angehalten habe, hat mich dorthin gebracht. Ich muss ganz schoen vom Fahrrad gefallen sein, hatte ein ganz schönes Blackout, meine rechte Seite war total aufgeschuerft und der linke Daumen angeschwollen. DSC04622 (2)Wirklich kein schöner Anblick, wie ich da bei der Krankenschwester stand. Kein Wunder, dass sie mich zuerst mal unter die Dusche schickte. Das war die beste Dusche seit langer Zeit. Danach wurden die Wunden gesaeubert und ich musste immer wieder alle Namen wiederholen. Der Arzt hiess Scott, die Krankenschwester Sharonne und der Ranger Bob. Von dem Moment wo ich in Hanmer war, wusste ich alles wieder, nur was davor war, keine Ahnung. Ich kann nicht einmal sagen, ob ich schnell oder langsam gefahren bin, warum ich hingefallen bin, nichts! Wieder einmal hatte ich Glück im Unglück, einen Warmshower Gastgeber, der auch noch Notarztwagenfahrer war (Ambulance officer). Das beruhigte auch die Krankenschwester, die mich dann wohlbehütet wusste.

Einen Tag ausruhen und die heissen Quellen in Hanmer geniessen und dann weiter. Den ganzen Downhill, den ich wegen dem Unfall verpasst hatte, konnte ich jetzt hoch fahren. DSC04628 (2)Daumen und ich kamen sehr gut am Jacks Pass an.
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Danach ging es zum Molesworth Track. An dem Tag wollte ich nicht lange fahren, nur nach Acheron. Dort gibt es einen kleinen DOC Campground. Als ich da ankam, kam der Ranger aus seinem kleinen Häuschen raus. Ich wunderte mich nicht schlecht, es war der selbe, der mich zum Medical Center gebracht hat. Er hat mich natürlich auch gleich wieder erkannt, sich gefreut, dass es mir wieder gut geht und hat sich sehr um mich gekümmert. Bald wussten alle Ranger in der Gegend, dass ich auf dem Track unterwegs war und hielten ein Auge auf mich.

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Der Molesworth Track ist zum Glück nicht so bekannt, wie der Rainbow Track. Ausser mir habe ich kaum jemand gesehen.

DSC04643 (2)Nur fantastische Landschaft
DSC04644 (2)Lange Wege, die sich durch die Ebene ziehen. Dazwischen drin ein paar BergeDSC04647 (2) Wieder unglaublich warm, bis ich auf der anderen Seite war, der Molesworth Station, wo ich wieder an einem der alten Haeuser zelten konnte. DSC04652 (2)Danach wurde es merklich huegeliger. Keinen Meter mehr eben. DSC04657 (2) Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Ich dachte, ich muss nur von ca 800m auf Meereshoehe runter und koenne deswegen einige Kilometer hinter mich bringen. DSC04663 (2) Nichts warsDSC04664 (2) Dafuer ging es schoen durch Schluchten und auf Berge mit schöner Aussicht.

Erst um Mittagszeit am nächsten Tag war ich dann in Blenheim, egal. Es war Sonntag, die grossen Shopping Center haben trotzdem offen. Von dort wollte ich schnell nach Picton und hoffte, dass ich von dort am Abend eine Fähre zum oberen Start des Queen Charlotte Track bekomme. Leider gibt es keine Fähre am Abend, also besorgte ich mir ein Ticket fuer die erste am nächsten Morgen und fuhr gemächlicher weiter nach Picton, am Nordrand der Suedinsel.

Dort angekommen ärgerte ich mich, dass ich das Ticket gekauft habe. Die Campingplätze in dem Ort sind erschreckend teuer, da meine Fähre früh am nächsten Morgen ging, musste ich dort übernachten. Also bin ich schnell zum Tourist Info und habe zum Glück das Ticket zurück geben koennen.

Mit dem Fahrrad bin ich dann aus Picton heraus Richtung Westen, DSC04673 (2)Richtung dem unteren Start des Queen Charlotte Tracks. DSC04675 (2) Dort konnte ich dann direkt am Meer auf einem wunderbaren Campingplatz zelten. DSC04678 (2) Der obere Teil des Queen Charlotte Tracks ist bis 28. Februar fuer Radfahrer gesperrt. Es war somit sowieso besser von unten den einfachen Teil zu fahren. DSC04686 (2) Ich muss sagen, es war wirklich einer der beeintruckensten Strecken die ich gefahren bin. Durch dichten Wald mit Ausblick auf das Meer. DSC04690 (2) Nur ein kurzes Stueck, das sich aber wirklich gelohnt hat. DSC04694 (2)Danach noch einen kurzen Abstecher nach Nelson, wo ich mich mit Margy und Lindsay, Freunde aus Australien, bei der Familie ihres Sohnes treffen wollte.

In der „zweiten“ Radfahrergeneration, werden die Kinder nicht mit dem Auto in Kindergarten gefahren.

DSC04710 (2)Es ist nur eine Frage der Organisation, aber es geht auch so, und die Kinder haben sichtlich Spass dabei und die Mutter ist ganz schoen fit. Der Kleine darf auf den Radwegen selber fahren.

Nach einem Abend von Diskussionen ueber Radfahren in der ganzen Welt fuhr ich zurück nach PictionDSC04713 (2) Holz ist eine der grössten Wirtschaftszweige hier. Es ist unglaublich, wieviel Baeume hier gefaellt werden. DSC04714 (2)Von hier ging es dann mit dem grossen Fährschiff auf den suedlichen Teil der Nordinsel, Nach Wellington.

DSC04720 (2)Dort traf ich am 2. Maerz Alex und Martin, meine Freunde aus Australien (siehe Pamir Highway, Silvester) die nach Neuseeland gekommen waren, um mit mir die Nordinsel zu erforschen.

Mehr darüber nächstes mal.

Philippinen

Nach den sehr anstrengenden Tagen in Hongkong mit wenig Schlaf, kam ich endlich auf den Philippinen an. Eigentlich wollte ich hier Urlaub machen, mehr Zeit am Strand verbringen, schreiben und lesen. Ich konnte mir Radfahrern auf den Philippinen nicht so recht vorstellen, ich kannte niemand, der dort gefahren ist, außerdem sollte ja Regenzeit sein. Und wieder einmal kam alles anders, das macht ja das Reisen so spannend, man weiß nie was einen eigentlich erwartet.

Auch hier braucht man als Deutscher Staatsbürger kein Visum vorher, man bekommt eines bei der Einreise, zur Zeit sind es drei Wochen. Gleich am Flughafen baute ich mein Fahrrad zusammen, unter Beobachtung der Sicherheitskräften, aus einer gewissen Distanz, dass es nicht lästig wurde. Jeder war begeistert von meinem Rad. Einer bot mir sogar 10 000 Pesos(~185 Euro) an.

Ich landete auf dem Clark Airport ca 85km nördlich von Manila. Er war früher US Fliegerstützpunkt, heute ist er „der“ Flughafen für Billigflüge, berühmt berüchtigt für „Sexbomber“, direkt nach Angeles City, wo das Militär eine Horde von Prostituierten zurückgelassen hatten.

Welch ein Unterschied zu den vorherigen, meist moslemischen Ländern, die Philippinen ist das einzige christliche Land in Asien (außer der Insel Mindanao, wo die Mehrheit Moslems sind). Hier pulsiert das Leben, alles ist voll von Lebensfreude. Alles so schön bunt, vor allem die „Jeepnies“, die lang gezogene Autos.

DSC02984Der Verkehr ist auch ein wenig chaotisch. Ich habe beschlossen, ich liebe die Philippinen.

Da ich zu müde war, wollte ich die Nacht in Angeles City bleiben. Welch ein Erlebnis. Ich hatte ja schon einiges gesehen, nichts war so schlimm wie Angeles City. Es war Freitag Abend. Die Straßen waren voll von Prostituierten, die auf ihre Freier warteten. In den meisten Hotels konnte man Zimmer stundenweise mieten. Auch für die Frauen muss ich einen ungewöhnlichen Anblick geboten haben, wie ich mein voll bepacktes Fahrrad durch die Fußgängerzone schob. Schließlich habe ich doch noch ein kleines Guesthouse gefunden, wo nicht alles schon von westlichen Männern besetzt war.

Langsam machte ich mich am nächsten Tag wieder auf. Ich hatte ja beschlossen, Urlaub auf den Philippinen zu machen, kein Grund zur Eile.

Es war ein bisschen kompliziert aus der Stadt zu kommen, kaum Wegweiser. Es spricht hier aber fast jeder Englisch, und zwar sehr gut. Und sie sind außerordentlich freundlich! Also kein Problem nach dem Weg zu fragen. Inzwischen war es schwül heiß, hat aber nicht geregnet, wie ich es wegen der Regenzeit vermutet hätte. Landschaftlich war es sehr schön, eben, viel Wasser, am Horizont Wolken verhangene Vulkane.

Abseits der Hauptstraße ging es nicht nur am Wasser vorbei, sondern teilweise auch durchs Wasser durch.

DSC03010Die Gegend war teils sehr arm, es gab sicherlich Leute, die meinten, ich könne hier nie durchfahren, es sei viel zu gefährlich. Das war es aber bei Weitem nicht. Viele Kinder spielten auf der Straße.DSC03000

Vor Manila kam es zu einem heftigen Verkehrsstau. Fast alle Fahrzeuge waren die Dreiräder, Tricycles.

DSC03013Als ich das Chaos fotografierte, meinte ein Fahrer, ich solle lieber das fotografieren. Da waren gerade ein paar Männer dabei, einen Laden aufzubrechen, am helllichten Tag! Als ob es das gewöhnlichste wäre. Vielleicht hatten sie auch nur den Schlüssel verloren. Fotografiert habe ich es natürlich nicht.

Es war dann schon dunkel als ich im Norden der Stadt den Hafen erreicht hatte. Trotz allen Warnungen, wie gefährlich Manila ist, vor allem bei Dunkelheit, fühlte ich mich sehr sicher. Kinder spielten noch auf der Straße und es waren noch genug Leute unterwegs, die ich fragen konnte. So habe ich ohne Probleme, halt spät, das Hostel erreicht.
DSC03017Den ersten Tag in Manila habe ich praktisch nur vertrödelt, muss auch mal sein. Dann tat es mir leid, dass ich eigentlich nichts von der Stadt gesehen habe und beschloss, nochmals einen Tag hier zu bleiben.
DSC03022Ich muss sagen, es hat sich gelohnt, die Stadt hat mir sehr gut gefallen. Zuerst am Baywalk entlang, wo sich bunte Radler tummeln, Kinder im Meer schwimmen, im ganzen zwischen dem ganzen Dreck. Ich konnte mir das schwimmen gerade noch verkneifen.
DSC03018Sehenswert ist auf jeden Fall das Spanische Erbe, in Intramuros

DSC03038Ich weiß nicht wie viele Tricycle Fahrer hier für Touristen bereit stehen.

DSC03030Auch junge Frauen sind darunter.
DSC03058
DSC03046Die Katholische Kirche hat auf den Philippinen eine große Macht und ist allgegenwärtig. Ich weiß nicht wie viele Kirchen es alleine in Manila gibt. Eine der größten ist die Quiapo Kirche.
DSC03083Daum herum ist ein sehr bizarrer Markt. Hier kann man all die religiösen Reliquien erstehen, sowie Diplome und andere Zertifikate.
DSC03078Auch am Passig Fuss tummeln sich ebenfalls die Kinder im Wasser und

DSC03088springen von der Quezon Brücke. Dem kleinen Jungen habe ich gesagt, er braucht nicht zu springen, wenn er nicht will. Worauf er ganz erleichtert wieder über das Geländer stieg und einen stolzen Abgang machte.
DSC03094Zwei Dinge, die ich nicht so mochte, waren einmal die Vielzahl der bettelnden Kinder. Da ich ihnen nicht wirklich helfe, wenn ich ihnen Geld gebe, schaue ich immer Ausschau nach Hilfsprojekten. Hier habe ich allerdings, trotz der starken Präsenz der katholischen Kirche, nichts gefunden.

Das zweite, was ich nicht so mag, ist das ständigen „Hi Mam“ daran kann ich mich aber auch noch gewöhnen.

Dann ging es endlich aus der Stadt heraus, schließlich wollte ich ja endlich an Strand und im Meer schwimmen. Es war mal wieder recht verwirrend und teilweise starker Verkehr, aber nicht bedrohlich, wie in China. Es gab einige Radfahrer, sie werden immer von Autofahrern respektiert. Sehr angenehm.

Aus dem Weg aus der Stadt kam ich zufällig an einer Kirche vorbei, an der ein grosses Schild hing „Bamboo Organ“

DSC03098Die musste ich mir natürlich anschauen, gehört habe ich sie leider nicht.

Nach Tagaytay konnte ich die Hauptstraße endlich verlassen. Eine steile schmale Straße führte in Haarnadelkurven runter zum Taal See. Die starken Regenfälle der letzten Tage machten sich durch Erdrutsche bemerkbar.

DSC03103Es war wunderschön, als ob man in einen Dschungel fährt. Kein Verkehr mehr, man hörte nur noch Tiere, keine Autos. Auf 10km ging es 600m noch unten. Hoch wollte ich das nicht fahren.

DSC03107Ab und zu kamen kleine Siedlungen und Reisfelder. Hier fragte man mich nicht nach dem „Woher“ wie in den „Stan“ Ländern, sondern nach dem „Wohin“. Ich weiß nicht was sinnvoller ist. (Ich komme aus Deutschland und fahre nach Deutschland, ich komme von dort und fahre nach dort)

Teilweise war es höllisch steil. Kinder hatten die Freude daran, mir beim Schieben zu helfen.

DSC03108Dafür hatte man öfters einen herrlichen Blick über den See mit den Vulkanen.

DSC03104Egal, ob ein Jeepney voll ist, man kann immer noch aufs Dach sitzen oder vorne auf die Kühlerhaube.

DSC03114Es wurde wieder früh dunkel, mir war klar, ich schaffe es nicht mehr irgendwo hin, wo es offiziell etwas zum Übernachten gab. War mir gerade recht, ich wollte eh am liebsten am See irgendwo zelten.Ich musste nur einmal fragen, da wurde ich schon eingeladen, etwas abseits der Straße Richtung See auf einem privaten Platz zu zelten. Sehr nett.

Morgens besuchte ich zuerst die Fischer. Jeder wusste schon über mich Bescheid und alle waren sehr nett, beantworteten meine Fragen.

DSC03122In der Stadt, die zu dem See gehört, richtig, heißt auch Taal, stand ich auf einmal vor der größten katholischen Kirche Asiens. das war wenigstens angeschrieben.

DSC03137Natürlich war gerade Hochzeit, das steht hier an der Tagesordnung, so katholisch wie das Land ist. Die Brautpaare sind noch sehr jung.

Danach war es nicht mehr weit zum Hafen von Batangas und ich konnte auf meine erste Insel, Mindoro, übersetzen. Mir war schon ganz anders als zwei Männer auf einem schmalen Brett mein voll bepacktes Fahrrad an Bord trugen.

DSC03140Richtig übel war es mir nach der einen Stunde Überfahrt, aber alles kam heil in Puerto Galera an. Sofort merkte ich, Mann spricht deutsch. Ich musste mich nur kurz erholen, dann fuhr ich weiter nach Sabang. Hier habe ich nur ein paar Stufen weg vom Meer ein super günstiges Zimmer bekommen, mit Blick übers Meer und WiFi. Der Urlaub konnte beginnen.

DSC03150Ganze drei Nächte, zwei volle Tage, habe ich es hier ausgehalten. Einen Tag hat es fast nur geregnet, so blieb viel Zeit zum Schreiben.

Fahrradfahren auf den Philippinen ist wie Urlaub. Man muss nicht groß planen, überall am Wegesrand gab es genug zum Essen

DSC03188vor allem diese leckeren Bananen, entweder mit Zuckerkruste oder frittiert. Damit kommt man einige Kilometer weit. Auch andere Leckereien bekam man am angeboten, direkt vom Baum. DSC03194Jeden Abend wurde mir ein Platz zum Zelten angeboten.

DSC03162Eigentlich gab es auch hier immer normale Toiletten, aber auch hier scheint der Gebrauch noch nicht so bekannt zu sein. Dieses Schild war an einer Toilette in einem Kaufhaus.

DSC03200Was es auch überall gibt sind Videoke, die Nachfolge von Karaoke, mit Video dazu. Am Wichtigsten sind immer noch die Lautsprecher. Vor allem am Wochenende schallte es aus jeder zweiten Hütte, auch aus Schulen. Leider singt kaum jemand richtig, aber Hauptsache sie haben Spaß daran.

Je kleiner die Insel, desto mehr Aufsehen errege ich mit meinem Fahrrad.

DSC03212Hier in Guimaras. Eigentlich wollte ich auf den Philippinen mehr Tage am Strand verbringen und weniger Radfahren. Ich saß dann doch wieder fast jeden Tag auf dem Rad. Das machte nichts, denn ersten sah es so aus, als ob ich in Australien noch Zeit genug zum Schwimmen hätte, und zweitens waren die Philippinen zum Fahrradfahren weitaus besser als ich jemals vermutet hätte.

DSC03218Nur noch hier habe ich einen Tag in einem „Beach Ressort“ verbracht. Das reichte dann auch. Da es Regenzeit war, war es schön ruhig. Außer mir waren nur Einheimische dort.

DSC03226Fast jeden Tag werde ich von den Hähnen geweckt, sie sind hier fast so heilig wie die Kuh in Indien. Mindestens einmal die Woche finden Hahnenkämpfe in den Dörfern statt. In Deutschland würde der Nachbar wahrscheinlich schon Sturm laufen, wenn man ein Hahn im Garten hat, hier kann man problemlos 10 von dem Federvieh halten.

DSC03232In keinem anderen Land habe ich so viele Kinder gesehen, wie hier. Überall wuselt es. Mich würde interessieren wie es hier in 20 Jahren aussieht, wenn es so weiter geht.

Von der kleinen, wenig bevölkerten Insel Guimaras kam ich nach Bacolod auf Negros. Einer der größten Städte in dem Land. Es war schon dunkel, als die Fähre anlegte. Zum Glück habe ich einen netten Einheimischen mit Fahrrad getroffen, denn es war auch noch der erste Tag des Maskara Festivals.

DSC03242Die Straßen waren brechend voll. Ich war so viel Trubel nicht mehr gewohnt. Ohne Probleme führte mich Eric zu einer Pension etwas außerhalb.

Bevor die Bevölkerung wieder die Straßen blockierte, bin ich weiter. In Mindoro und Panay wurde hauptsächlich Reis angebaut. Negros ist voll von Zuckerrohr. DSC03246Es ist Erntezeit, in der Luft hing der süße, herbe Geruch der Pflanzen, wenn nicht gerade ein alter Lastwagen vorbei gefahren war, der für die Ernte eingesetzt wurde. Manchmal kamen fünf auf einmal,  dann war ich  von den Abgasen der voll beladenen LKWs eingedeckt. Danach war wieder für ein Weilchen Ruhe.

Alles war nass und es sah nach noch mehr Regen aus. Nicht gerade ideal um zu zelten. Da sah ich ein Basketballfeld in einem kleinen Dorf. An der Seite war eine überdachte Bühne, ein idealer Platz zum Zelten. Ich fragte, wer denn für den Platz verantwortlich wäre. Nachdem ich mein Wunsch geäußert hatte, fuhr ein Junge los und holte seinen Großvater, den „Captain of the Barrangay“, den Ortsvorsteher, einen zahnlosen, alten Mann mit roter Wollmütze. Ich wurde sogleich herzlich willkommen geheißen und wir diskutierten die verschiedene Möglichkeiten zum Zelten. Wenn es stark regnet, bildet sich anscheinend auf der Bühne ein See, sehr unangenehm. Der Captain meinte, ich könne doch auch im Day Care, Hort oder Kindergarten, schlafen. Das war natürlich die beste Lösung, vor allem, da es kurz darauf heftig geschüttet hatte.

Julius, der Junge, leistete mir noch ein Weilchen Gesellschaft. Er ist 17 Jahre und arbeitet in einem Café in der nächst größeren Stadt. Dafür bekommt er ca 40 Euro im Monat. Er hat 8 Geschwister, seine Mutter ist 36 Jahre, er ist der älteste. Ich würde sagen, eine normale Philippinische Familie. Manchmal, wenn es abends wird, ich nicht gut drauf bin und wieder die Schlafplatzsuche ansteht, denke ich, all die Kinder haben es gut, die haben ein zu Hause, wo sie schlafen können. Jetzt habe ich erfahren, damit lag ich total falsch. Julius hat ein zu Hause, da kann er aber nicht schlafen. Genauer habe ich nicht nachgefragt, ich nehme an, es hat nicht genug Platz. Meistens schläft er im Day Care oder bei einem Freund. Der Day Care ist praktischen in Familienhand. Der Großonkel ist der Nachtwächter und die Großmutter die Erzieherin. So haben es diese Kinder noch gut.

Ich schlief auch nicht alleine in dem Raum. Der zweitälteste kam, legte sich in eine Ecke und schlief, ohne viel zu sagen, als ich aufwachte saß ein jüngerer halb am Tisch und schlief so, Julius selber schlief unter einem Tisch im Nachbargebäude.
DSC03253Zusammen haben wir am nächsten Tag gefrühstückt, ich verteilte Erdnussbutterbrote und Kaffee. Familie ist hier sehr wichtig. Dass meine Eltern gestorben sind und ich so alleine umher reise, stimmte den Kleinen sehr traurig und fragte mich, was ich denn an Weihnachten mache. Ich meinte, da bin ich wahrscheinlich bei Freunden in Australien. Darauf hin meinte er, wenn ich zurück kommen wolle, ich würde sie alle hier wieder finden. Sehr nett.

Es war Sonntag, keine Kinder standen vor der Tür und eilig hatte ich es auch nicht. Julius  hat Negros Occidental noch nie verlassen. Trotzdem wusste er über die Straßenbeschaffenheit nach Dumaguete (Hauptstadt von Negros Oriental) genauestens Bescheid. Lachend meinte er nur, da hätte ich ja eine schöne Herausforderung vor mir. Irgendwann nahm ich dann die Herausforderung an. Die Berge waren nicht so schlimm, dafür die Baustellen. Gerade hatte ich wieder alles geputzt, da ich dachte es wäre jetzt vorbei, kommt die nächste Baustelle, Ärger. Dementsprechend dreckig kam ich in Dumaguete an. Hier wollte ich eine Verlängerung des Visums beantragen, darum suchte ich mir in der Mitte der Stadt ein günstiges Hotel.

DSC03263Leider nahm sich keiner meinem dreckigen Fahrrad an. Morgens um 8Uhr, als das Büro für die Visa Verlängerung öffnete, war ich schon da. Einige Männer um die 60 von verschiedenen Nationen der westlichen Welt auch. Nur der zuständige Beamte noch nicht. Ich gab alles ab, kam um 9Uhr wieder und hatte meine Verlängerung. Damit hatte ich natürlich nach den Erfahrungen in China nicht gerechnet. Da ich im Hotel schon sagte, dass ich noch eine Nacht bleiben werde, stand mir ein herrlicher Urlaubstag, ein richtiger Wellness und Schönheitstag. Zuerst mal wieder eine Rückenmassage, so etwas kommt immer gut und ist so günstig, dann eine professionell Ma­ni­kü­re und Pediküre, alles so günstig. Ich konnte mir richtig vorstellen, warum Rentner sich hier niederlassen. Hier kann man sich all die Annehmlichkeiten leisten, wofür man in Deutschland Unsummen zahlen müsste.

Auf dem Weg durch die Stadt habe ich Anders, einen jungen Dänen, getroffen, der mit mir mit dem Flugzeug aus Hongkong kam. Er war neun Tage auf einer einsamen Insel, hauptsächlich zum Nichtstun und zum Tauchen. Ich habe ihm von meinen Geschichten erzählt. Da wir beide am nächsten Tag weiter nach Siquijor wollten, meinte er, vielleicht kauft er sich ein Fahrrad und kommt mit mir mit. Sehr ernst genommen habe ich das nicht, bin zum Fährhafen, um mich nach Fähren zu erkundigen. Es fuhr nur eine um 5:45 und um 10Uhr oder so, wo ich mein Fahrrad mitnehmen konnte. Damit ich gleich eine feste Entscheidung getroffen hatte und es mir nicht noch anders überlege, kaufte ich mir gleich ein Ticket für 5:45.

Kaum zurück im Hotel klopft es an der Tür. So etwas! Es war Anders, ganz glücklich, wollte mir sein neues Fahrrad zeigen! Er hatte dafür 3000 Pesos, ca. 56,50 Euro dafür bezahlt. Dass ich so früh am Morgen die Fähre nehmen wollte, ließ ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen, mich zu begleiten. Die Straße um Siquijor ist gerade mal 75km lang, soweit wird er wohl mit dem Fahrrad kommen.

Tatsächlich war er am nächsten Tag schon vor mir am Hafen. Es war mal wieder ein sehr kleines Boot und trotz der frühen Tageszeit bis zum letzten Platz voll. Jetzt kann ich mir gut vorstellen, warum man so schnell untergeht, wenn das Schiff sinkt. Wie soll man da heraus kommen?
Die Überfahrt hat 2 Stunden gedauert, das war sehr grenzwertig, kurz vor der totalen Übelkeit. Normaler Weise mag ich Fahrt mit der Fähre, allerdings häufen sie sich in den letzten Tagen sehr. Die Inseln könnten ruhig ein bisschen größer sein, dass man eine Woche darauf fahren kann.

Nachdem wir in Siquijor haben wir zuerst einmal gefrühstückt. Luft und Wasser nachgefüllt. Dann gings los. Aber nicht lange, nach einem Kilometer hat Anders ein Pedal verloren. Das kann ja heiter werden. Noch was Gutes an den Philippinen ist, man findet überall Werkstätten, das Pedal war gleich wieder dran, vorerst zumindest.

Auf dem ersten Hügel war ein Plakat für die deutsche Wurst.

DSC03270Alles was das Herz begehrt, nur nicht meines, ich konnte gut weiter fahren. Man sieht, man spricht deutsch!

DSC03275Wir sind fast um die ganze Insel, teilweise wunderschön, direkt am Meer, teilweise sehr hügelig, ein ewiges auf und ab. In einem kleinen Ort haben wir was zum Übernachten bei einem Engländer gefunden, für Anders ein Zimmer, ich konnte mein Zelt aufstellen. Hier hatten wir wirklich einen Ruhetag, es gab nichts zu tun, außer Fahrrad zu putzen für mich und Anders hat seine Pedale schweißen lassen. Es war mir langsam peinlich mit einem so dreckigen Fahrrad herum zu fahren. Der nächste Tag war praktisch auch fast wieder ein Ruhetag, da die Fähre nach Bohol erst abends um 19Uhr fuhr. Bis zum Hafen waren es gerade mal noch 20 km. Genug Zeit immer wieder anzuhalten und Anders Pedale richten zu lassen.
Obwohl es nur 4 Stunden bis Bohol waren, haben wir einen Liegeplatz gebucht.

DSC03292Ich weiß nicht wie viele Betten dort standen. Ein Glück, dass alles auf Deck war, alle Seiten offen. Fast alle Liegen waren belegt.

Um 23 Uhr kamen wir in Tagbilaran an. Alles war noch hell erleuchtet, die Straßen voll von Leuten. Bis Mitternacht hatten wir dann auch eine kleine Herberge gefunden.

Nächsten Tag hatte Anders einen aufgeschlitzten Reifen, sah nicht nach Vandalismus aus, eher Materialmangel. Es war immer noch etwas Luft drin. Darum hatten wir uns nicht weiter darum gekümmert, es gab immer wieder genug Plätze, wo man ihn aufpumpen konnte.

Die nächste Strecke, am südlichen Ufer von Bohol von Tagbilaran nach Jagna, war einer der schönsten und einfachsten Strecken von der ganzen Philippinen-Tour. Die Straße führt direkt am Meer entlang.
Auf der anderen Seite kamen all die alten Kulturdenkmäler der spanischen Zeit,

DSC03298die heute noch so viel Einfluss auf das Land hatten.

In Jagna war Anders gesamtes Tretlager im Eimer. Wir haben uns an einem Fahrradladen verabschiedet. Hier trennten uns sowieso unsere Wege, ich wollte quer über die Insel zu den „Chocolate Hills“, Anders wollte weiter um die Insel herum. Er hat sich noch überlegt, ob er das Fahrrad wieder verkauft und den Bus nimmt, oder reparieren lässt und weiter fährt. Mit so einem Fahrrad kommt wirklich keine Freude auf.

Für mich hieß es 20km bergauf, am Schluss sehr steil. Es war gerade 16Uhr, Schulschluss. Eine Gruppe von Mädchen, ca 12 Jahren, hat mich begleitet. Eine davon sprach sehr gut Englisch, sie musste all die Fragen der anderen Mädchen übersetzen. Auch hier machten sie sich wirklich sorgen um mich, dass ich so alleine bin. Es war eine sehr angenehme Begleitung, der Aufstieg war überhaupt kein Problem mehr. Irgendwann konnte ich wieder fahren und ließ die Meute hinter mir. Sie hat mich leider nicht mehr eingeholt.

Gerade beim Sonnenuntergang hatte ich den Berggipfel erreicht. Ein paar Hütten standen da und in der Mitte war ein großer, betonierter Basketballplatz. Dort konnte ich mein Zelt aufstellen. Obwohl es wirklich wenige Hütten war, war ich gleich wieder von einigen Kindern umgeben.

DSC03318Nette, unaufdringliche Kinder, die überhaupt nicht lästig werden. Sie waren auch bald wieder verschwunden und ich konnte mich in mein Zelt zurück ziehen.

DSC03321Am nächsten Morgen kam der „Chef of Barangai“ vorbei und fragt, ob ich gut geschlafen hätte. Alles ganz prima, meinte ich und es wären alles sehr nette Leute, das hat ihn auch gefreut.

Mitten auf der Insel befinden sich die Chocolate Hills, die heißen so da im Herbst verfärbt sich das Gras auf den Bergen braun und sieht aus wie Schokolade.

DSC03340Auch hier befand sich ein „May Peace Prevail on Earth“ Pfosten, wie ich ihn schon in der Mongolei, Kambodscha, und Ecuador gesehen habe.

DSC03339Schnell ging es von dort auf die Nordseite der Insel.

DSC03345Dann habe ich den Fehler begangen, gleich die Fähre nach Cebu zu nehmen.  Es war Samstag Abend, der Verkehr und Lärm war schlimmer als in Manila. Das einzige, was ich dort sehen wollte, war das Magellan Kreuz, von 1521, als Magellan auf Cebu landete.

DSC03352Dann aber nichts wie raus aus der Stadt. Zuerst noch sehr viel Verkehr und Busse, die einem Radfahrer das Leben schwer machen können. Nach ca 20km wurde es besser.

DSC03354Am Abend fand ich noch ein nettes, ruhiges Plätzchen zum Zelten.

DSC03360Nur von Ferne hörte ich noch die Videoke Gesänge.

Da mich überhaupt nichts auf Cebu hielt, bin gleich in den Norden nach Bogo City gefahren, habe dort um Mitternacht die Fähre nach Masbate genommen

DSC03365Diese kleine, ruhige Insel lag mir viel mehr. Damit ich nicht gleich wieder am anderen Ende der Insel angelangt war, habe ich einen Umweg gewählt.

DSC03371Es war wunderschön, sehr bergig, teilweise auf Schotterposten.

Kurz vor Masbate City ging ein es von der Straße ab, durch ein Tor Richtung Meer. Ein paar Frauen saßen am Eingang. Ich fragte, ob das ein Ressort sei und ob ich da zelten könne. Sofort war auch der „Care Taker“, der Aufpasser da, sehr nett, sehr jung. Natürlich könnte ich hier zelten, obwohl es eigentlich nur tagsüber offen ist. Zusammen liefen wir durch den Park und suchten einen geeigneten Platz. Sofort haben sich auch wieder alle Kinder versammelt. Wieder wollte ich von ein paar wissen, wie viele Geschwister sie haben, viele mussten erst nachzählen. Zwischen 10 und 13 scheinen normal zu sein. Ich frage mich wirklich, wie das Land mit dieser Bevölkerungsexplosion umgehen will. Viele Kinder können gar nicht in die Schule gehen, es ist zu teuer. Schon jetzt hängen viele Leute einfach auf der Straße herum.

Ich fühlte mich auf dem Platz recht sicher, zumal das Tor ja Nachts abgeschlossen wird. Trotzdem meinte der Betreuer, er müsse mich beschützen und wollte auf einem Liegestuhl vor meinem Zelt schlafen. Das konnte ich ihm gerade noch ausreden. Er schlief dann in dem kleinen Häuschen am Eingang.

Kaum war ich am nächsten Tag wieder aus dem Zelt gekrochen, waren alle Kinder wieder da. Zu interessant waren alle meine Sachen, besonders an meinem Benzinkocher hatten sie großes Interesse, jung und alt. Da mein Hinterrad platt war, habe ich beschlossen ihn gleich zu flicken, wo die Temperaturen noch erträglich waren. Für die Kinder war das eine gute Lektion.

Noch 20km bis nach Masbate City. Um die Mittagszeit konnte ich gleich die Fähre nach Ticao nehmen. Je kleiner die Inseln und die Abstände dazwischen, desto kleiner die Fähren. Es war mal wieder nur ein Ausleger, der mich auf die andere, noch kleinere Insel brachte. Dort landete ich praktisch im nichts. Nur ein paar Hütten standen herum, die nannten sich Burgos. Verfahren konnte man sich nicht, es gab nur eine „Straße“ (unbefestigter Weg) zur Auswahl. Einmal rauf und einmal runter schön durch Bananenstauden, dann war ich auf der anderen Seite der Insel. Diese Insel ist nicht sehr entwickelt und an den Essständen am Wegesrand gab es zum Reis zu meinem Bedauern nur Fisch oder andere Sachen aus dem Meer.

Kurz vor San Jacinto kam wieder ein Beach ressort, sehr einfach, wo die Einheimischen zum Schwimmen hin gehen, nicht zum Übernachten. Trotzdem ließen sie mich ganz prima auf der Wiese oberhalb des weißen Standstrandes zelten. Eine Horde sehr netter College Studenten machten sich hier einen netten Tag.

DSC03386

Noch bevor ich mein Zelt aufgebaut hatte, hatte ich eine riesige Portion Nudeln in der Hand.

DSC03384Bevor sie kurz darauf verschwanden, sangen sie mir noch ein Ständchen. Welch ein Hörgenuss nach all dem Videoke Lärm.

Auch hier blieb der Aufpasser mit seiner Frau extra wegen mir über Nacht hier, hat sich dann erst am nächsten Morgen verabschiedet.

Als ich mein Zelt aufstellte, musste ich aufpassen, dass ich nicht unter einer Kokosnuss bin. Eigentlich wollte ich mir am nächsten Tag Zeit lassen, dann musste ich aber schnell mein Zelt zusammenpacken, die Kokosnüsse wurden geerntet.

DSC03393Es war abenteuerlich das mit anzuschauen. Egal ob der Typ die Nüsse vom Boden aus, mit einer zu weiß nicht wie langen zusammengesteckten Bambusstange herunter holen wollte, oder in Windeseile hinauf kraxelte.

DSC03395Trotz des morgigen Intermezzo war ich um 8Uhr schon wieder auf der Fähre, diesmal nach Bulan, was wieder auf Luzon ist. Es war somit mit meine letzte Überfahrt, wenigstens übers Meer, und die abenteuerlichste. Mein Fahrrad wurde einfach außen am Boot angebunden.

DSC03407Ich bin dann auch gleich außen sitzen geblieben, damit ich alles im Auge behalten konnte. Alles ging wieder gut und wohl erhalten bin ich auf Luzon angekommen. Jetzt standen mir noch über 600km bis Manila bevor. Ich hatte noch einige Tage, bis mein Flug nach Australien ging, deswegen konnte ich mir Zeit lassen und nette Nebenwege aussuchen.

An diesem Südostzipfel der Insel befinden sich einige Vulkane, sehr bergig, Zuerst war die Spitze des Edelvulkans Mayon von Wolken behangen, dann klärte es sich auf

DSC03424Edel deswegen, weil der Kraterrand perfekt geformt sein soll. In den letzten Jahren ist aber leider ein Stück davon abgebrochen.

Luzon, die „Hauptinsel“ der Philippinen wird nicht gerade als Fahrradparadies gesehen. Aber auch hier gibt es idyllische Nebenstraßen ohne Verkehr.

DSC03431Wie es auf meiner Landkarte ersichtlich war, endete eine der Straßen an einem Fluss. Da auf der anderen Seite eine Straße weiter ging, nahm ich an, dass es Boote zum Übersetzen geben würde. So war es dann auch. Nur hatte sich der erste Fischer geweigert mich mit meinem voll bepackten Fahrrad mitzunehmen. Ein zweiter Fischer war skrupelloser und half mir. Es war eine ganz schön wackelige Angelegenheit in dem winzigen schmalen Boot.

DSC03435Den letzten Teil musste der Fischer das Boot schieben, ganz schön anstrengend in dem Schlamm. Gerne hätte ich ihm geholfen, mir war aber wirklich nicht danach, bis zu den Hüften in dem Wasser zu waten. Trockenen Fußes und Reifens kam ich auf der anderen Seite an, wo ich auf einem sehr schmalen Pfad raus gelassen wurde. Ich habe ihm mehr Geld als verlangt gegeben, er musste ja wirklich hart arbeiten und er hat sicherlich auch eine Horde von Kindern zu versorgen.
Wie schon erwähnt, zelten konnte ich an allen möglichen und unmöglichen Orte, mal mitten auf dem Markt oder wie hier in Barangay Hall, einem Gemeinschaftsraum des Ortes.

DSC03444So kam ich immer wieder mit Frauen ins Gespräch. Die Tochter, etwa Mitte 30, des Captain of Baragay hier, war sehr gesprächig. Eine der ersten Fragen ist immer, „Wo ist Dein Ehemann?“ In anderen Kulturen, wo es sowieso Sprachbarrieren gibt, wenn die Unterschiede zu groß sind, wenn ich zu müde für weitere Diskussionen bin, bediene ich mich einer Ersatzlüge und meine, er sei in Deutschland, Geld verdienen. Die Frauen hier kann ich ruhig mit einem anderen Lebensstil konfrontieren. Für sie ist es auch nicht verständlich, dass man keinen Ehemann und keine Kinder hat. Sie meinen, sie seien ein katholisches Land, deswegen wird geheiratet und Kinder in die Welt gesetzt. Auch wenn es den Frauen dabei nicht gut geht. Joy, die Tochter des Captain, erzählte mir, seit sie vier Jahre alt ist, hat ihr Vater Mätressen. Das scheint auf den Philippinen üblich zu sein. Ich frage mich, wo da der Einfluss der katholischen Kirche ist, oder wenn 14jaehrige Mädchen schwanger werden. Sie hat darunter sehr gelitten, ihre Mutter natürlich auch, sie wohnen noch unter einem Dach, haben aber weiter nichts miteinander zu tun. Mir wurde mal gesagt, es gäbe keine Scheidungen auf den Philippinen, was ich nicht ganz glaube, es scheint aber eher die Ausnahme. Joy ist jetzt selbst verheiratet, hat (bisher) „nur“ drei Kinder, auf meine Frage, ob sie glücklich ist, kam zögerlich als Antwort, ja, und nach einer Pause, „wenn er gut zu mir ist“.

DSC03453Und über allem schwebt die katholische Kirche! Der Präsident möchte nun Verhütungsmittel zugänglich machen und subventionieren, worauf die Kirche meinte, dann wird er exkommuniziert. (Mehr darüber im Reuters Artikel).

An einem anderen Abend hatte ich eine interessante Unterhaltung mit einer Frau über Armut, Erziehung und Korruption. Nicht nur die Vielzahl der Kinder ist Grund der Armut, auch die Korruption. Ich bin wirklich mal gespannt, wie es hier in 10 Jahren aussieht. Es gibt schon jetzt so viele Straßenkinder und weiterhin werden Kinder geboren, die nicht in die Schule können, weil kein Geld da ist. Ich würde Politiker und Bischöfe raten, mal mit dem Fahrrad über die Inseln zu fahren, damit sie selber sehen, was los ist.

Wenn ich in Hotels wäre, würde ich einen sehr interessanten Teil der Reise verpassen.

Leider kam dann ein Taifun, den ich zum Glück nur noch am Rande mitbekommen habe, aber das hat mir gereicht. Tagelang nur noch regen und stürmisch böiger Wind, dass ich beschlossen habe früher nach Manila, zurück zu fahren.

DSC03456So hatte ich dann noch genug Zeit, meine Sachen zu packen, Päckchen weg zuschicken etc… bevor mein Flug am 29. Oktober nach Australien ging.

China Teil II

Oh Ihr arme Leser, das gibt wieder ein langer Blogeintrag. Also zuerst einmal kurz rein schauen, ob es sich lohnt, bevor man den Print Button (Druckknopf ?) drückt. Es sind aber auch 70 Fotos dabei, also, vielleicht können Sie es trotzdem genießen.

In Xining, in der Mitte von China geht es nun weiter, ohne meinen jungen, chinesischen Weggefährten, dafür wieder mit mehr Freiheiten.

Die Fahrt aus dieser großen Stadt war schrecklich, der Verkehr, der Lärm, die Autofahrer, der Staub, alles. Nachdem ich die Stadt hinter mir hatte, was es etwas besser. Trotzdem, ich war dummerweise auf der Hauptverbindungstrasse zwischen Xining (Hauptstadt der Provinz Qinghai) und Lanzhou (Hauptstadt der Provinz Gansu). Wenigstens kam ich entlang dem Gelben Fluss, der nicht gerade gelb war, schnell vorwärts.

Hier hat man ein schönes Beispiel der Straßenbaukunst der Chinesen. Das Tal ist zu schmal für eine Autobahn, darum hat man einen Teil über dem Fluss gebaut.

Lanzhou wollte ich mir ersparen und bin nach Süden abgebogen. Endlich Ruhe, dafür aber auch Berge, 20km nur bergauf. Über den ersten Pass drüber und wieder ein Stück den Berg runter, stand ich auf einmal vor einem mächtigen Wasserfall. Unglaublich wie viel Wasser von einem Teil des Gelben Flusses da in die Schlucht stürzte:
Alles war feucht und im Nebel, ein fantastisches Spektakel in der Nähe der Stadt Xiaquan.

Danach habe ich irgendwie meine Straße, die G213, verloren. Ich fragte nach dem Weg nach Linxia, der nächst größeren Stadt. Mein Glück, dass ich es halbwegs richtig aussprechen konnte, so dass mein Fingerzeig in eine Richtung mit „Linxia“ richtig verstanden wurde. Die Anwohner schickten mich auf eine abenteuerliche Strecke, auf  kleinen Weg über Berge und durch Schluchten, teilweise nicht geteert. Es hat mir sehr gut gefallen und da jeder den ich fragte, kräftig genickt hatte, ging ich davon aus, das ist schon OK so. Und wieder wurde ich von einem Gewässer überrascht.

Ein paar Autos standen in einer Reihe, als ob sie auf eine Fähre warten. Ich holte mein „Bilderbuch“ und deutete auf das Bild „Fähre“. Jeder nickte, einer konnte sogar so viel Englisch, dass er mir die Uhrzeit sagen konnte, es war noch eine halbe Stunde. Zuerst dachte ich es handelt sich um einen See und überlegte kurz, ob ich darum herum fahren soll. Da ich Fähren mag, entschied ich mich anders. Mein Glück, denn wie es sich heraus stellte, war es kein See sondern eine Ausbuchtung des Gelben Flusses. Da hätte ich lange darum herum fahren können. Alles war wunderschön, die Landschaft, der Fluss, leider haben die Leute hier wenig Verständnis dafür. Alles wird nur ins Wasser geworfen, überall schwimmt Müll. Sehr schade, ansonsten wäre es hier sehr paradiesisch.

Das „Entladen“ hat sehr lange gedauert. Bei einer der letzten Fähren ist ein LKW halb im Wasser gelandet und so stecken geblieben, dass unsere Fahre nicht richtig anlegen konnte.

Was soll’s, hier hat die asiatische Gelassenheit eine positive Auswirkung.

Nochmals über einen Berg und ich war tatsächlich in Linxia, einer größeren Stadt, wo ich auch wieder auf meiner Straße, die G213, landete. Es hat sich herausgestellt, dass meine Strecke fast 40 km kürzer war und sicherlich bei Weitem schöner und interessanter.

Bevor Ghin und ich uns verabschiedeten, habe ich ihn gebeten, ein paar Notizen auf chinesisch für mich aufzuschreiben: wer ich bin, woher ich komme, dass ich mit dem Fahrrad um die Welt fahre und ob hier ein Platz ist, wo ich mein Zelt aufstellen kann.Mal davon abgesehen, dass ich feststellte, dass ein großer Teil in manchen ländlichen Gebieten überhaupt nicht lesen kann und ich auf mein „Bilderbuch“ zurückgriff, war es Gold wert. Meistens wurde mir gleich beim ersten Haus ein Platz angeboten, wie hier bei der moslemischen Familie (das ist nur ein kleiner Teil davon, die die sich fotografieren lassen wollten) hinter Linxia.

Hier ist mir ein Fauxpas passiert, was mir sehr Leid tat und ich mich nicht dafür entschuldigen konnte. Zuerst bekam ich Wasser, dass ich mich waschen konnte, Sauberkeit ist sehr wichtig bei den Moslems, dann habe ich mein Zelt aufgebaut und bekam heißes Wasser für meine Instant Noodles. Den anderen habe ich Bonbons verteilt, nur die Kindern nahmen davon. Später haben die Frauen angefangen zu kochen und nach Sonnenuntergang wurde gegessen, wozu ich auch eingeladen wurden. Da viel mir ein, es ist Ramadan! Mist, ich hätte das respektieren sollen und nicht schon vorher essen! Ich hätte mich gerne dafür entschuldigt, konnte mich aber nicht erklären. Ich hatte aber auch nicht den Eindruck, als ob sie mir böse gewesen wären.

Zum Frühstück waren die anderen zwischen 3 und 4 Uhr wach. Ich nicht. Etwas abseits habe ich später gegessen, nicht direkt vor ihren Augen.

Am Anfang des Tales war hauptsächlich Moslemisch, überall waren Minarette im chinesischen Stil. Später wurde es bunter, buddhistischer. Es gab hier immer mehr Tibeter mit ihren langen Mäntel und roter Schärpe.
Auf dem Weg nach Hezuo, einer buddhistischen Hochburg, waren Pilger unterwegs. Ihre Fortbewegungsart: 3 Schritte gehen, knien, und flach auf der Straße ausgestreckt, Arme nach vorne. Und das bei starkem Verkehr. Die müssen ganz schön Gottvertrauen haben.

Gerade als es mal wieder den Berg hoch ging, hielt ein Auto vor mir, ein Mann stieg aus, machte Photos von mir. So was kann ich ja leiden! Bevor ich zum Schimpfen angefangen hatte, merkte ich die professionelle Kamera. Tatsächlich, er war ein Profi, kam aus einer Stadt nördlich von Shanghai und sprach sehr gut Englisch. Als er wieder einstieg brummelte ich so vor mich hin, nächstes mal bitte was zum Trinken. Ich denke nicht, dass er das gehört und verstanden hatte. Wahrscheinlich waren die Fotos nicht gut genug, denn er stieg wieder aus mit einer Flasche Wasser, machte noch ein paar Fotos, holte aus dem Kofferraum zwei Dosen Red Bull und eine Art Hefezopf. Prima, so lass ich mich doch gerne fotografieren :-).

In Hezuo gibt es eines der größten Klöster und Tempel. Zu dem Kloster gehört der neunstöckige Milarepa Turm. ursprünglich ca 1777 erbaut wurde er während der Kulturrevolution zerstört und ca 1988 wieder aufgebaut. Auch heute noch ist Vieles Baustelle.

Nach Hezuo bin ich nach Osten abgebogen. Der nächste Abschnitt war fast paradiesisch. Auf einer absolut neuen Straße, mit so gut wie keinem Verkehr, ging es durch eine hügelige Landschaft, die mich teilweise wieder an die Mongolei erinnerte. Das ganze Gebiet ist weitgehend von Tibetern besiedelt.

Diese Frau hat mich total fasziniert.
Ihr Leben ist sicherlich nicht einfach. Ich möchte nicht wissen, wie viel der Korb auf ihrem Rücken wiegt. Trotzdem ging so ein Strahlen von ihrem Gesicht aus.
Dann änderte sich die Landschaft und Leute, es kamen Reisterrassen und später Getreidefelder, keine Tibeter mehr. Schade, es sind sehr nette, gastfreundliche Leute.
Die Ernte war im vollem Gange. Von frühmorgens bis spät abends wurde gearbeitet. Das ganze Getreide war auf der Straße ausgebreitet.
Wahrscheinlich zum Trocknen und wenn genug Autos darüber gefahren sind, erspart man sich das Dreschen. Am Anfang ist es ja noch ganz spaßig da durch zu fahren. Nach 10km wird es einfach lästig, man kommt kaum vorwärts. Ich war dann ganz froh als ich in Minxian und auf einer größeren Straße (G212) war. Sofort wurde ich von einem jungen Radfahrer in sehr gutem Englisch angesprochen. Er fragte, ob er mich ein Stück begleiten könne. So kam ich wieder in den Genuss von „Insiderwissen“ über beste Wege, Plätze und Märkte.

Auf Hinterwegen ging es aus der Stadt heraus, immer leicht bergauf, entlang einem Fluss. Langsam wurde ich hungrig und müde und wollte eine Pause machen. Ollie meinte, in der nächsten Stadt könne man gut etwas zum Essen kaufen, also weiter. Es zog sich ganz schön hin und ich wurde wieder sehr ungeduldig. Wenn ich alleine gewesen wäre, hätte ich schon lange eine Pause gemacht.
Dann endlich die Stadt. So gut konnte man hier auch nicht etwas zum Essen kaufen und Pause wollte er immer noch nicht machen. Er meinte, nur noch ein kleines Stück weiter, dann würde ein schöner Platz kommen für ein Picknick. Schon leicht genervt fuhr ich weiter. Als wir dann angekommen waren, musste ich ihm doch recht geben. Es war ein wunderschöner Platz, die Wasserscheide vom Yangtse und Yellow River.
Von hier oben hatte man eine fantastische Aussicht. Wirklich ein nettes Plätzchen für ein Picknick. Doch gut, wenn man mit einem Einheimischen dabei hat.

Hier haben wir uns verabschiedet, er musste wieder zurück und für mich ging es 50-60 km bergab, in das Tal des Bailong Flusses.
Hier war ein total anderes Klima, sehr warm und feucht, ich war ungefähr 1000m tiefer als Tags zuvor. Trotzdem, es war noch erträglich, überhaupt da es sehr schön durch Schluchten ging und die interessanten Felsformationen von jeglichem Übel ablenkten.
Als ich in Tanchang angekommen war, war ich müde, wollte duschen, Kleider waschen und einfach meine Ruhe. Deswegen suchte ich mir ein Hotel. Und wieder wurde ich mit dem „Keine Touristen hier“ konfrontiert. Das macht hier wirklich kein Spaß. Ich wurde in einen großen Hotelkomplex geschickt, sehr luxuriös und für chinesische Verhältnisse (für meine auch) sehr teuer. Ich fragte mich, wann ein Hotel das recht hat sich „international“ zu nennen. Außer dass es doppelt so teuer war, wie das erste, das ich aufgesucht hatte, unterschieden sie sich in nichts, es wird nicht einmal Englisch gesprochen, es hat kein WiFi und der Service ist auch nicht gerade freundlich, zugegeben, ich war es auch nicht, ich war einfach nur genervt, wie oben erwähnt, ich war müde und wollte meine Ruhe.
Solche Lokalitäten, wo ich mich so unwohl fühle, verlasse ich sehr früh am nächsten Morgen und bin ich der Regel immer noch schlecht gelaunt. So früh war es noch schön kühl und kaum Verkehr. Der wurde leider im Laufe des Tages immer stärker. Nachdem mir Ollie erzählt hat, dass man in der Fahrschule lernt zu hupen, bevor man überholt, bin ich über jeden dankbar, der dies nicht tut. Außerdem glaube ich nicht, dass man gesagt bekommt, man soll 5 sec hupen und dass das das Bremsen erspart.

Am nächsten Abend kam alles ganz anders und ich wurde für die Unannehmlichkeiten vom vorigen Tag versöhnt.
Es war 5Uhr am Nachmittag, als ich in Wudu angekommen bin. Auf meiner Karte nur als kleiner Ort eingezeichnet, entpuppte es sich als große und sehr moderne Stadt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hielt an und überlegte, was ich tun sollte. Ich hatte absolut keine Lust auf ein Hotel und es sah nicht so aus, als ob in nächster Zeit was zum Zelten käme. Da wurde ich von zwei „älteren“ Radfahrern abgefangen, die haben gleich den Rest des Fahrradclubs herbei gerufen. Einer sprach recht gut Englisch. Mein erster Eindruck von ihm war nicht der Beste, denn er meinte, die Strecke, die ich hinter Wudu fahren wollte, wäre zu schwierig! Nur weil es nicht geteert ist, heißt es noch lange nicht, dass ich es nicht fahren kann. Es war aber nur der erste Eindruck, später entpuppte Long Wen sich als sehr nett.

Es war Sonntag, der 12. August, Tag des Olympischen Mountainbikerennen. Ich wurde eingeladen, mit ihnen das Rennen in ihrer Stammkneipe anzuschauen. Zuvor wurde ich noch zum Essen eingeladen.
Hier im „Awakening Outdoor Club“ traf sich der ganze Fahrradclub. Der Besitzer, selber aktiver Fahrradfahrer und Musiker untermalte die Übertragung des Rennens mit Live Musik.
Was für ein netter Abend mit lauter netten Leuten und viel Bier, auch wenn die Deutschen nicht gut abgeschnitten hatten.

Übernachten konnte ich in einem Long Wen’s Abstellraum umgeben von lauter Fahrrädern. Am nächsten Morgen, für das, dass es am Abend vorher sehr spät wurde, sehr früh, begleitete mich ein Großteil der Truppe aus der Stadt heraus, bis zur Abzweigung zur „schrecklichen Strecke“. Drei fuhren noch ein paar Kilometer weiter, zwei verabschiedeten sich nach ein paar Kilometer, dann blieb nur noch einer übrig, Long Wen, ausgerechnet der, der meinte, die Strecke sei zu schwierig. Er ist sie anscheinend erst vor einem Monat gefahren und hat sich damals gesagt, niemals wieder. Und dann kam ich, er hatte gerade Zeit, wollte wieder auf Tour und schwuppdiwupp ist er wieder auf der Strecke. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt wieder eine Begleitung wollte. Dann war es doch wieder sehr nett, mit Reibungspunkte natürlich, aber sehr interessant.

Der erste Abschnitt neu geteert, sehr steil, aber auch sehr schön, eine kleine Straße, die sich da den Berg hoch schlängelte.
Auch die wunderbare Abfahrt war noch geteert, dann war Schluss mit lustig. Es war nicht nur eine Schotterpiste, sondern auch eine riesige Baustelle für die neue Autobahn, die durch das Tal und die Berge gebaut wird, sehr unangenehm, viele Lkws waren unterwegs und alles war sehr staubig. Teilweise hat die Strecke so wie bei dem Mountainbike Rennen ausgesehen.

Richtig lustig wurde es am folgenden Tag, als es geregnet hatte. Im Gegensatz zu Ghin war Wen ein Frühaufsteher, jetzt war ich beinahe diejenige, die Morgens angetrieben wurde. Mir war es aber nur recht. Überhaupt heute. Kaum hatten wir zusammengepackt (wir hatten abseits an einem Haus gezeltet) und fuhren los, hat es angefangen zu regnen, ich war froh, dass ich mein Zelt schon trocken eingepackt hatte.

Es war nicht mehr der Staub, der uns plagte, sondern der Matsch.

Immer wieder konnte man an den steilen Hängen Bauernhäuser entdecken. Auf den gleichen Hängen wurde auch Mais und Reis angebaut. Kein Weg führte dorthin. Mir war schleierhaft, wie man dort all die Güter transportieren konnte, bis uns dieser Junge entgegen kam.

Es war vielleicht für ihn auf dem Pferd ein bisschen einfacher, als für uns, er war aber mindestens genau so nass.
Nicht nur uns setzte das Wetter zu, sondern auch unseren Bremsen, sehr unangenehm. Ich konnte meine nachstellen, Wen hatte ist auf die „Fußbremse“ umgestiegen, sah sehr abenteuerlich aus.

Überhaupt wenn wir in der Nähe einer Baustelle für die neue Autobahn war, war es besonders schrecklich. Ansonsten war die Gegend sehr schön, die Baustelle verschandelte alles. Wen hat mir erzählt, früher sah man in den Wäldern Affen und Pandas. Seit die Straße gebaut wird und der Fluss so verschmutzt ist, sind alle verschwunden. Im Rest der Welt wären Umweltschützer zugegen, überall würden Plakate hängen, wären Demonstrationen, Protestaktionen und Forest Camps, aber nicht hier in China. Meiner Meinung nach sind Gründe dafür Angst vor Repression und die allgemeine Auffassung, man kann eh nichts machen, egal was es ist. Mund halten und im Stillen alles ertragen. Es hat seine Gründe, warum Facebook, jegliche Blogs, Twitter etc in China gesperrt sind. Chinesen könnten mitbekommen, was im Rest der Welt los ist. Nur eine geringe Minderheit war jemals im Ausland, viele haben noch nicht mal einen Ausländer gesehen.

Hier möchte ich etwas einfügen was ich im letzten Blogeintrag vergessen hatte. Am letzten Abend mit Ghin kamen wir zu einem Naturpark. Es waren dort einige Soldaten als Feuerwehrmänner stationiert. Als sie mich sahen, sind sie total ausgerastet, sie hatten vorher noch nie einen Ausländer gesehen! Wir sprechen hier von erwachsenen Männer, die sich schlimmer als kleine Kinder benommen hatten. Alles sind um mich herumgehüpft und wollten alles betatschen.

Auf meiner Reise habe ich in den verschiedensten Länder chinesische Bauarbeiter, vor allem im Straßenbau gesehen. Nur glaube ich nicht, dass sie viel von dem Land mitbekommen.

So zurück zu unserer Matschpiste.

Man kann sich sicherlich vorstellen, wie alles dreckig und verspritzt war. Wen, ohne seine Schutzbleche, sah fantastisch aus, Dreck bis hinter die Ohren.

Nach 56km kam wieder Teer und kurz danach einen Platz, wo man Autos waschen konnte. Hier wurde gleich alles gesäubert vor allem die Kette, die hat schwer gelitten und sollte noch ein paar Kilometer halten.
Um auch unsere Kleider zu waschen wollten wir im nächsten Ort in ein Hotel. Zuerst mussten Wen’s Bremsen repariert werden, die Fußbremsmethode wollte ich mir nicht mehr länger anschauen. Ein Mechaniker hat sich schnell auftreiben lassen und hat trotz später Stunde sich den Bremsen angenommen. In dem kleinen Ort erregten wir einiges Aufsehen, auch die Polizei war gleich zugegen. Sie lud uns ein, bei ihnen im Garten zu zelten. Sie hätten auch eine heiße Dusche, wo wir auch unsere Kleider waschen könnten. Das hörte sich ja schon gut an, aber es kam noch besser: der Garten war praktisch ein Park, mit wahrscheinlich dem besten Blick über den Bailongsee. Geschützt in einem Pavillon konnten wir unsere Zelte aufstellen.

Ging es uns mal wieder gut.

Bei der Fahrt entlang des Sees am nächsten Tag, konnte ich noch am Anfang das Panorama mit See genießen.
Nach 50km hatte ich von dem ewigen Auf und Ab und Hin und Her genug. Ich hatte das Gefühl, wir würden überhaupt nicht vorwärts kommen. Nach einigen weiteren Kilometern hatten wir es geschafft, es ging dann gemächlich am Bataillon Fluss entlang. Kurz darauf kamen wir nach Guangyuan. AM 12. Mai 2008 war hier das große Erdbeben. Heute ist fast alles wieder neu aufgebaut, ein paar Häuser wurden halb zerfallen, mit Gedenktafeln versehen, stehen gelassen.

Mittlerweile waren wir in der Provinz Sichuan. Den Bauern hier scheint es viel besser zu gehen, als in Gansu. Sofort fällt einem auf, die Häuser sind besser, größer, moderner. Als wir am Abend unsere Zelte vor einem Bauernhaus aufstellen durften, wurde ich hereingebeten um mich zu waschen. Wie üblich bei Bauern hatte ich eigentlich mit einem Eimer mit Wasser gerechnet. Weit gefehlt, es war eine sehr moderne Wohnung, das Badezimmer hatte eine richtige Dusche, sogar mit Warmwasser. Die war auch nötig. Es war sehr heiß mit hoher Luftfeuchtigkeit. Die Kühe, die die Yaks in den Bergen abgelöst hatten, wurden hier durch Wasserbüffel ersetzt.

Wen war Geschichtslehrer, so hatte er seine speziellen Ziele, die er sehen wollte. An einem Tag wollte er unbedingt noch Langzhong erreichen. Es war schon dunkel als wir die 314 v.Chr. gegründete Stadt erreicht hatten. Mir hatte es eigentlich gereicht, ich wäre am Liebsten ins nächste Hotel, aber Wen wollte weiter in die Altstadt.
Ich wurde mal wieder ungeduldig, meinte, wir sehen ja eh nichts mehr. Außerdem war ich müde. Er wollte aber in die Altstadt in eines der Hotels im alten chinesischen Stil.

Als wir dann sein Ziel erreicht hatten, musste ich ihm recht geben. Es war wirklich was besonderes.
Es war sogar günstig und auch Ausländer dürfen dort übernachten. Auch ich habe sogar noch in der Nacht eine Tour durch die Stadt gemacht. Allerdings wurden die meisten Läden gerade geschlossen. Wen’s Englisch war nicht gut genug, um mir alles über die Stadt zu sagen. So habe ich es einfach genossen und es später bei Wikipedia nachgelesen.

Am nächsten Morgen, waren die Geschäfte immer noch zu.
Trotzdem, es war eine fantastische Stimmung und vor allem noch schön kühl.

Je mehr wir uns der Mega Stadt Chongquin näherten, desto heißer wurde es. Auch nachts kühlte es nicht ab, wir waren uns einig in Zukunft im Hotel zu übernachten. Tagsüber wollte Wen nicht mehr. Da ich mich weigerte, mit dem Bus weiter zu fahren, hielt er Autos an. Es haben sogar welche gehalten. D.h. vor Chonguin sind wir nur noch halbtags gefahren. War mir auch recht. Die Straßen wurden immer größer und komplizierter.

Es wurde immer schwieriger unseren Weg zu finden. Wen versuchte mich mit seinem iPhone durchzulotsen. Einige Male mussten wir wieder umdrehen. Gegen Ende war auch der Verkehr und die Hitze wieder so stark, dass ich froh war im Auto zu sitzen.
Allerdings war ich doch sehr erstaunt, als wir mitten in der Stadt waren. Trotz des Verkehrs war es so schön ruhig, keiner hupte, das war verboten. Anscheinend kommen die Chinesen doch noch darauf, dass es auch ohne geht. Hupen ist sowieso keine Lösung für die Zukunft, wenn es immer mehr Autos gibt. Bremsen ist wirklich manchmal angebrachter.

Nach einer Stunde hatten wir endlich das Hostel gefunden, das Wen für uns gebucht hatte. Es war eine normale Jugendherberge mit „normalen“ Toiletten. Anscheinend für einige Chinesen noch nicht so normal.
Da es wieder gnadenlos heiß war und Wen am Nachmittag mit dem Zug zurück fahren musste, sind wir mit dem Taxi zum Zusammenfluss vom Jialing und Yangtze Fluss gefahren von der einen Seite kommt ein halbwegs klarer Fluss, Jialing, von der anderen Seite der Yangtze, braun. Viel zu heiß, um sich länger dort aufzuhalten. Langsam mussten wir uns verabschieden. Er wollte und musste zurück zu seiner Familie und Freundin, andererseits wollte er auch noch gerne weiter fahren. Er hat mir versprochen, sobald Tibet wieder für Ausländer offen ist, schickt er mir eine Mail, dann fahren wir zusammen nach Lhasa. Mal sehen.

Ich stand vor dem Problem am nächsten Tag alleine aus der Stadt zu finden, ohne iPhone, GPS, Karte, etc. Was hätte ich ohne google maps gemacht! Dort habe ich meine Route geplant und ausgedruckt. So war es dann gar nicht so schwierig.

Am Ausgang der Stadt sah ich dieses Fahrzeug:
Kann es jeder lesen? MINI BUS steht auf dem Tank. Wohl war. Es ist unglaublich, wie viele Personen man darauf unterbringen kann. 5-6 Leute? Kein Problem.

Nach 20km war ich aus der Stadt, nach 30km wurde es sehr schön, entlang von Flüssen mit vielen heißen Quellen, nach 40km war ich in den Bergen. Mein Glück, dass es nicht mehr so heiß war. Ich zeltete wieder an einem Bauernhaus. Am nächsten Morgen war jeder früh wach. Der junge Vater saß, wie ich es schon so oft gesehen hatte, mit seinem kleinen Kind zwischen den Beinen, der bloße Hintern hing so runter und der Mann machte sanfte Pfeiffgeräusche, was den Urinfluß des Kindes fördern sollte. Das gehört zum Morgenritual junger Väter, was sie mit einem Stolz und Engelsgeduld betreiben, bis das Geschäft erledigt ist.

Für mich ging es dann richtig in die Berge. Auch hier gibt es natürlich auch eine Autobahn. Die geht eben durch die Landschaft, mal über Brücken, mal durch Tunnel, mal weit unter mir, dann wieder weit über mir. Arme Autofahrer, bekommen kaum etwas von der Landschaft mit.
Dann kam ich in die Provinz Guizhou. Irgendwo habe ich gelesen, in Guizhou gibt es keine 3 Fuß Ebene, keine 3 Tage ohne Regen und keine 3 Leute mit 3 Yuan in der Tasche. Dem ersten konnte ich sofort zustimmen. Ob ich die Strecke gewählt hätte, wenn ich es vorher gewusst hätte? Manchmal ist es ganz gut, wenn man vorher nicht alles weiß. Schon lange habe ich keinen anderen Radreisenden mehr gesehen. Zwischen Schlucht und Berg gab es kaum Platz zum Zelten.

Sehr genießen konnte ich die steile Berge trotz schöner Aussicht nicht. Wieder einmal saß mir die Visaverlängerung im Nacken. Die 30 Tage von der ersten Verlängerung waren zwar noch nicht vorbei, aber zu viele Geschichten habe ich gehört, dass ich, falls ich keine zweite Verlängerung bekommen sollte, dies möglichst früh wissen wollte. (Man bekommt eine Verlängerung nur für 30 Tage und die Verlängerung gilt ab dem Zeitpunkt der Ausstellung der Verlängerung, nicht, wenn die erste Frist abgelaufen ist.) Und es kam wieder eine Wochenende. Ich wusste, wenn ich bis am Nachmittag (Donnerstag)  nicht in Zunyi bin, kann es sein, dass ich dort ganz schön lange bleiben muss. Also habe ich ein Auto gestoppt, gerade bevor es 7 km wieder steil bergauf ging (das war mir vorher aber noch nicht so bewusst.) Der Fahrer hielt oben, dass ich richtig die Aussicht genießen konnte.
Auch bergab blieb ich im Auto. Das viele Bremsen gefiel meinen Handgelenken überhaupt nicht. So habe ich es dann tatsächlich bis 4 Uhr am Donnerstag Nachmittag nach Zunyi geschafft. Da mir Ghin die chinesischen Schriftzeichen für PSB (Public Security Bureau = Polizei) aufgeschrieben hatte, habe ich es auch schnell gefunden.

Sehr nett wurde ich von ein paar Beamten empfangen, die auf einmal einen leicht nervösen Eindruck machen. Ein junger Fotograf, der Englisch Sprach wurde herbei gerufen, ein sehr netter junger Mann. Sie füllten gleich alle Formulare für mich aus, und meinten, das wäre es jetzt, ich hätte ja noch 5 Tage Zeit. Ich wollte die Visaverlängerung jetzt im Pass haben, dass ich dann ein paar Tage verliere, war mir egal, ich brauchte keine 30 Tage mehr bis nach Hongkong. Dazu war es jetzt zu spät, wir mussten dazu in ein anderes PSB. Sie brachten mich in ein luxuriöses Hotel in der Nähe, die Beamtin hat einen guten Preis für mich ausgehandelt und versprach, sie holt mich am nächsten Morgen 9:30 hier ab. Der Fotograf meinte noch, ob ich seinen Kollegen, Journalisten, ein Interview geben würde, sie wären an meiner Geschichte interessiert. Natürlich, meinte ich.

Ich hatte alles gepackt und ausgecheckt, als sie kamen. So gut wie das am Vortag gelaufen ist, ging ich davon aus, dass ich die Verlängerung bis Mittag haben werde und gleich weiter fahren kann.

Zuerst ging es in das PSB, wo ich gestern schon war. Dort warteten schon 2 Kameramänner und eine Journalistin. Dazu kam noch die Nichte einer Beamtin als Dolmetscherin. Dann wurde ich gefragt ob ich eine Bestätigung der Bank hätte mit dem Geld. Nein, das hatte ich nicht, ich hoffte diesmal geht es weniger kompliziert. Wohlweislich habe ich aber das Geld nicht angerührt.

Also ging die ganze Delegation, 2 PSB Beamte, 2 Kameramänner, 1 Fotograf, 1 Journalistin, 1 Dolmetscherin und ich zur „Bank of China“.
Diesmal ging es sehr flott, nicht nur da ich das Konto mit dem Betrag schon hatte. Dank der Beamtin und der Kameramänner, musste ich nirgends warten, an jedem Schalter wurde ich, beziehungsweise meine Helfer, vorgelassen. Ich hatte praktisch nichts zu tun als nett zu lächeln „Nihau“ (Guten Tag) und „Shei shei“ (Danke) zu sagen. Das war sowieso schon mein ganzer Chinesischer Wortschatz, der auch von meinem Gegenüber verstanden wurde.

Mit der Bestätigung in der Hand, ging es quer durch die ganze Stadt zu dem PSB, wo die Verlängerung ausgestellt werden konnte. Dort lief es ähnlich ab. Kaum zu glauben, wie schnell alles vor einer laufenden Kamera gehen kann. Mir wurde gesagt, normaler Weise dauert das 5 Tage. Ich hatte sie in 2 Stunden!!
Während der zwei Stunden wurde ich von der Journalisten interviewt, auch vor laufender Kamera. Es würde am Abend oder nächsten Tag im Fernsehen laufen. Nu denn…

Es war gerade Mittagszeit, als ich meinen Pass mit dem ersehnten Eintrag bekommen hatte. Zur Feier wurde die ich zum Mittagessen eingeladen.
„Hot Pot“ extra für mich nicht scharf (wenn sie allerdings die Peperoni weglassen, merkt man, dass sie kaum salzen. Es wurde mir gesagt, salzen ist Sache des Kochs. Man fragt nicht nach Salz, denn damit würde man dem Koch seine Unfähigkeit zeigen.)

So kann es auch gehen! Wenn sich Chinesen um einen kümmern, dann mit „Haut und Haaren“, dann gibt es kein entrinnen mehr. Sie geben nicht auf, bis alles erledigt ist. Äußerst nett.
In der Zwischenzeit hatte ich viel über die Stadt gehört und beschloss, doch noch einen Nacht hier zu verbringen. Als das Mittagessen vorbei war, war es auch schon sehr spät und da sie so stolz auf ihre Geschichte waren und ich ihnen über ihre Hilfe so dankbar, blieb ich. Sie brachten mich dann direkt zum historischen Teil.
In der Zunyi-Conference wurde die Rote Armee Fraktion und Mao Zedung manifestiert, darum ist die Stadt Pilgerstätte für viele Chinesen. Hier lernte ich, dass Mao einen deutschen Militärberater hatte, Otto Braun. An dem Tag war ich allerdings die einzige Westliche. Es gibt auch nur Informationsmaterial auf Chinesisch, keiner spricht Englisch.
Ansonsten sieht man einige verschiedene ethnische Gruppen und Darbietungen. Auch wenn man nicht viel versteht, es lohnt sich wirklich die Stadt anzuschauen.
Zum Beispiel kann man auch außerhalb der historischen Altstadt sehen, wie man die ewig scharfe Paste macht.

Da mein Fahrrad immer noch am PSB Nummer 1 stand, bin ich dahin zurück. Ich wusste, meine bis dahin treue Betreuerin wird nicht da sein, aber sie meinte, es wären andere Beamten da, wenn noch was wäre. Da war ja schon noch was, ich brauchte ja noch eine Unterkunft. Es war gerade Feierabende, viele Leute verließen das Gebäude, alle blieben natürlich bei mir stehen. Ein Polizist organisierte mir durch ein paar Telefonate eine kostenlose Übernachtung in einem Hotel. Ich sollte auf ein Polizeiauto warten, das mich dorthin bringt. Während dessen wurde ich von einem anderen Beamten in die Kantine zum Abendessen eingeladen. Zum Glück sind gerade meine Lippen in Ordnung, sonst hätte ich wahrscheinlich laut aufgeschrien, so scharf war das.

Dem Blaulicht folgte ich dann quer durch die Stadt. Wenn ich gratis eine Unterkunft bekomme, ist mir eigentlich alles recht. Mit so etwas hatte ich aber nicht gerechnet. Das war die absolut luxuriöseste Suite, die ich jemals hatte, alles sehr sauber und neu. Das war wirklich mein absoluter Glückstag.

Verständlich, dass ich am nächsten Tag nicht aufstehen wollte, geschweige denn mein nobles Zimmer verlassen.

Auch weiterhin war es noch sehr bergig, durch viele Reisterrassen, Maisfelder, alles wurde gerade geentert.
Am Abend wurde ich zu einem Leichenschmaus eingeladen. Das ganze Dorf hat sich versammelt. Mir taten die Angehörigen leid, ich dachte durch mich wurde die Veranstaltung zu lustig.

Ich habe glaub schon mehrfach die Kleinkinder mit ihren offenen Hosen erwähnt. Hier ein Prachtexemplar:
So können sie ungehindert überall ihr Geschäft erledigen. Ich glaube, die Mutter hat es schon im Griff, dass es nicht gerade auf ihrem Rücken passiert.
Immer wieder werden die Berge durch Flüsse unterbrochen.
Leider ist alles viel zu steil. Seit Tagen kroch ich meistens mit nur 5 km/h den Berg hoch. Langsam hatte ich genug.
Die Raube war wahrscheinlich schneller. Die Abfahrten waren verhältnismäßig kurz, deren Genuss wog nicht die Strapazen auf.

Wenigstens gab es ab und zu eine Abwechslung, wie hier die Peperoni, die in Massen „produziert“.
Sie kommen nicht erst in Kisten, sondern werden direkt tonnenweise in den Lastwagen gefüllt.

Hinter dem nächsten Berg war ein Beerdigungsumzug. Das hört man schon von Weitem.
Auf dem Bild sieht man noch den Rauch von den „Chinakrachern“, wie wir sie früher nannten, heute sagt man glaub nur noch Böller dazu. Auch Trommeln und Tröten sind dabei. Mit dem Sarg wird ein Papiertier, Lama oder ähnliches getragen. Alle sind wie in Partystimmung.
Was mich am meisten fasziniert hat, war die Vielfalt der verschiedenen ethnischen Gruppen.
In jedem Tal, auf jedem Berg sieht man verschiedene Trachten und Häuser. Diese Leute waren auch sehr angenehm. Waren sehr hilfsbereit, ließen mich aber ansonsten in Ruhe, hüpften nicht um mich herum, stierten mich nicht stundenlang an, betatschten nicht meine ganzen Sachen.
Dann endlich kam ich zum Duliu Fluss. Nach Wochen auf und abs hoffte ich von hier aus ein paar Kilometer machen zu können, zügiger vorwärts zu kommen. Was mich dann erwartete war der große Frust: eine  Baustelle! Große Steine, kaum fahrbar. War ich frustriert. Endlich könnte ich ein bisschen schneller fahren, aber leider wurde ich von den Steinen ausgebremst. Es hat auch einen besonders genialen Effekt, wenn zu dem Schweiß auf der Haut noch Staub und Dreck dazu kommen. Immer öfter suchte ich Abends ein Hotel auf. Zum Glück war mir zu diesem Zeitpunkt das ganze Ausmaß der Katastrophe bewusst. Ich sagte mir immer wieder, ich muss hier ja nur einmal durch, die, die hier wohnen, müssen täglich durch.

Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich einen Radfahrer mir entgegen kommen sah. Das war so nach den schlimmsten 25km. Er meinte, es würde so noch 200km weiter gehen – ganz ruhig bleiben! -.
Als ich weiter fuhr merkte ich, so schlimm werden ich nächsten 200km auch nicht. An der Stelle, wo ich den Radler getroffen hatte, war das schlimmste Geröll zu Ende, die alte Straße war weitgehend vorhanden nur ab und zu Schlaglöcher oder für ein paar Metern Geröll. Damit konnte ich leben. In China werden die Straßen auch vom Militär oder Strafgefangenen gebaut. Ich weiß nicht, was die hier verbrochen hatten, die hier jetzt in der Hitze Steine klopfen müssen.

Was mein Fahrradkollege Peter (Kasachstan, Kashgar) geschrieben hat, stimmt einfach: Das Schlechte und das Gute, der Horror und das Wunderbare, das Nervige und das Erfreulich liegen nirgends so eng beieinander wie in China.
Jetzt, wo die Straße wieder besser wurde, konnte ich auch die Landschaft endlich genießen. Und die fantastische Vielfalt der Kulturen sowieso.
Und immer noch ging es dem Fluss entlang, durch ein relativ besiedeltes Gebiet.
Und wieder wurde ich total überrascht. In dieser abgelegenen Gegend auf einmal ein Menschenauflauf. Ein geschmückter Wasserbüffel wurde vorgeführt.
Gleich war mir klar, hier findet ein Wasserbüffelkampf statt. Von überall strömten die Leute herbei. Aus den umliegenden Dörfern, die schon einige Kilometer entfernt waren, strömten die Leute herbei. Festlich gekleidet in ihren jeweiligen Trachten und ihren besten Wasserbüffel.
Das war ein ganz schön buntes treiben. Ich habe nur noch geschaut und fotografiert.
Langsam wurde es mir doch, zwischen all den Menschenmassen und es wurden immer mehr, mit meinem voll bepackten Fahrrad zu ungeheuerlich. Es wurde immer heißer. Es hat so ausgesehen, als ob der Start des Kampfes noch auf sich warten lässt, bis alle Gruppen mit Trommeln Einzug in die Arena erhalten hatten. Deswegen bin ich schließlich weiter gefahren.

Am Fluss konnte ich ein paar Kormoranfischern zuschauen. Den Vögeln wird der Hals zugebunden, dass sie keine grösseren Fische verschlucken können, die müssen sie im Boot wieder ausspucken. Ganz schön fies.

200-300km bin ich an dem Fluss entlang gefahren. Bis es wieder über einen Hügel nach Sanjian ging. Sanjian ist eine Dong Stadt. Nach der Kulturrevolution, wo so vieles zerstört wurde, wurde einiges wieder in den verschiedenen traditionellen Stilen aufgebaut, wie hier die „Wind and Rain Bridge“.
Von hier war es nicht mehr weit nach Longshen. Dieses Gebiet ist bekannt für die Reisterrassen, prunkvoll aufbereitet für Touristen. Da ich seit Wochen durch „echte“ Reisterrassen unterwegs war, konnte ich sie mir ersparen. Ich sah die Realität gratis. Außerdem war gerade Reisernte, man sah vielleicht nur noch die Terrassen ohne Reis.

Viel spektakulärer fand ich diese Wasserschildkröte.
Es war eine richtig, echte, wild lebende Wasserschildkröte. Der Chinese hat sie gefangen und da sie als wahre Delikatesse gilt, viel mehr als die in Gefangenschaft aufgezogene, wollte er sie für 1000 Yuan (ca. 125 Euro) verkaufen. Ein unglaublicher Betrag. Aber es gibt auch reiche Chinesen, die sicherlich so viel Geld für eine Delikatesse ausgeben.

Nur einmal kreuzte ich die Strecke, die ich 2008 gefahren bin und das ausgerechnet in der für mich schönsten Stadt Chinas, in Guilin. Zuerst hatte ich meine Bedenken, dass ich von der Stadt, die mir 4 Jahre zuvor so gefallen hat, enttäuscht werde. Vieles ändert sich sehr schnell zum Negativen. Dies war zum Glück nicht der Fall. Im Gegenteil
Letztes mal war ich unter Zeitdruck wegen meinem Visums. Damals fühlte ich mich nicht wohl in dem Land, wollte keine Visaverlängerung beantragen, sondern nur noch das Land verlassen. Diesmal bleib ich drei Nächte, hatte genug Zeit die Stadt zu genießen.
Es gibt neben dem Li Fluss, weitere Flüsse und Seen in der Stadt, in denen man auch schwimmen kann. Für mich natürlich ein wahrhaftes Paradies.

In Guilin war ich in einer Jugendherberge. Was mich immer sehr verwunderte,  dass in diesen günstigen Einrichtungen, in denen sogar Ausländer übernachten dürfen, ein sehr engagiertes und sehr freundliches, junges Personal war, das sehr gut Englisch sprach. Außerdem gab es es kostenloses WiFi. All das was ich an den luxuriösen „internationalen“ Hotels so vermisste.

Yanshou, eine der einzigen wirklichen Touristenstädten in China, etwas weiter dem Li Fluss abwärts, wollte ich mir ersparen. Es waren mir schon 4 Jahre zuvor zu viele Discos Bars und Souvenirstände, dass man den Fluss kaum mehr gesehen hat. Soweit ich ich gehört hatte, hat sich das in den letzten Jahren noch verschlimmert. Deswegen war ich sehr erfreut, als ich herausgefunden hatte, dass auf der anderen Seite des Li Flusses auch eine kleine Straße nach Süden führt. Keiner konnte mir Auskunft über die Beschaffenheit der Straße geben. Egal, nach 2 Tagen Ruhe war ich wieder bereit für Abenteuer.

Es war dann wieder mal eine absolut tolle Strecke. Die erste Hälfte sehr leicht zu fahren, entlang des Flusses auf einer kleinen, neu gemachten Straße. Nur ein paar Busse kamen ab und zu durch. Dann zweigte meine Straße nach Xinping ab. Der Teer ging weiter in ein Ressort, auf meiner Strecke kamen nur Steine, Sand und Berge, aber nur einmal so steil, dass ich schieben musst. Dafür absolut kein Verkehr mehr und eine fantastische Aussicht.
Fernab von jeglichem Touristenrummel, inmitten der Karstberge. Es war keine einfache Strecke und nach Regen wahrscheinlich nicht befahrbar, ansonsten äußerst lohnenswert.

Relativ früh war ich in Xingping. Auch dieses Fischerdorf entwickelt sich langsam zur Touristenhochburg, hat ja auch einiges zu bieten.

Der Rummel ist aber noch lange nicht so schlimm wie in Yangshou. Eine Jugendherberge hat es hier auch, und was für eine schöne, neu hergerichtete. Und wieder ein absolut nettes und gut Englisch sprechendes Personal. Da ich es nicht mehr eilig hatte, es waren nur noch ein paar hundert Kilometer bis Hongkong, bin ich auch hier zwei Nächte geblieben, hätte auch gut noch einen weiteren Tag hier verbringen können, nur mir kribbelte es wieder in den Beinen.
Die Hauptattraktion hier ist eine Fahrt auf dem Bambusfloss. Alle paar Meter hört man „Bamboo, Bamboo“. Nur ob es wirklich noch aus Bambus hergestellt wird, frage ich mich. Es sieht doch sehr nach Plastik aus.

Auch auf den nächsten hundert Kilometern oder so war ich von den Karst Bergen umgeben.
Es wurde wieder unerträglich heiß, jeder Regen am Nachmittag war herzlich willkommen. Bis Guangzhou habe ich nur noch in Hotels übernachtete. Ich war in der Zwischenzeit in Guangxi, später in Guangdong. In keiner der Provinzen galt anscheinend das Übernachtungsverbot für Touristen in den günstigen Hotels, was für mich das Leben außerordentlich erleichtert.

Ansonsten war ich nicht mehr so gut drauf. Ich hatte meine ersten 15000km hinter mir, war schon über 2 Monate in China, wollte mal wieder in ein anderes Land, vor allem war ich müde und wollte eine längere Zeit ausruhen, was ich auf den Philippinen vorhatte.

Es waren noch 3-4 Tage nach Guangzhou, mich hatte der Ehrgeiz gepackt, es in 3 Tagen zu schaffen. In Guangzhou wollte ich mich mit Ghin treffen, er hat jetzt mit seiner Freundin eine kleine Wohnung am Rande der Stadt. Was ich bisher nicht wusste war, dass Guangzhou einer der größten Städte Chinas ist. Ich hatte mir einen Plan aus Google Maps ausgedruckt, wie ich zu ihm komme. Nur habe ich mich verfahren und wusste überhaupt nicht mehr wo ich war. Fragen konnte ich auch niemanden. Bei McDonalds gab es freies Internet, dafür musste man sich aber mit einer Chinesischen Mobile Nr registrieren, hatte ich nicht. Ins Internet Cafe durfte ich nicht, hatte keine Chinesische ID.  Wieder einmal einfach alles zum Verzweifeln. Da ich schon einige solcher Schwierigkeiten gemeistert hatte, wusste ich, auch diesmal werde ich trotz allem meinen Weg finden.

Ich fragte einen Mann, indem ich die Karten, die ich aus Google ausgedruckt hatte nahm und zeigte auf einen Punkt, von wo aus ich annahm, dass ich von da aus meinen Weg finden werde. Der Mann zeigte in eine Richtung, meinte aber, dass es ganz schön weit weg ist. Für Viele ist alles ganz schön weit weg. Es waren dann tatsächlich ca. 10km. Innerhalb der Stadt, wohl bemerkt. Unterwegs fand ich einen Kiosk, wo ich einen Stadtplan fand. Von da ab war dann alles relativ einfach.

Ghin hat mich sofort an unserem Treffpunkt abgeholt. Es war richtig schön ihn wiederzusehen. So vieles gab es von beiden Seiten zu berichten. Seine Freundin hat inzwischen eine Stelle als Krankenschwester, Ghin möchte zuerst noch mit seinen Eltern in Urlaub. Wir gingen einkaufen und kochten bis seine Freundin zurück kam.
Endlich mal ein wirklich gutes Essen! Ohne Nudeln, Reis mit Gemüse.

Ich hatte eine lange Liste, was ich alles erledigen wollte. Das wichtigste war allerdings, mein Geld von der „Bank of China“ zu holen und in US Dollars zu tauschen, die einfachste Art, es außer Landes zu bringen. Nur darf man als Ausländer nur geringe Beträge tauschen. Für größere braucht man eine Chinesische ID. Dank Ghin konnte ich das erledigen, hat aber fast zwei Stunden gedauert. Eine Stunde warten, dann eine Stunde die verschiedene Prozesse. Mit einer Tasche voll Geld reiste ich weiter. Nur nicht ständig es sich ins Bewusstsein rufen und ständig mit Angst herumlaufen, dass es gestohlen werden könnte.

Ghin hat sich entschlossen mit mir an die Grenze nach Shenzhen zu fahren, seine Tante wohnte dort, wollte aber erst einen Tag später los. Das war mir gerade recht. Als ich hier angekommen bin, tat mir alles weh, habe zu viele Stunden auf dem Fahrrad gesessen, was meine Handgelenke nicht so mögen. Außerdem hatte ich einen Hitzeausschlag. Normaler Weise beschränkt er sich auf die Kniekehlen, diesmal zog er sich über die ganzen Hinterschenkel und juckte ganz schön. Ein Tag mehr aus der Sonne und in klimatisierten Räumen tut der Haut sicher auch gut. Da Mittwoch Ghins Freundin freier Tag ist, verbrachten wir zusammen einen schönen Tag in der Stadt und besuchten am Abend einen neuen, modernen Stadtteil, wo alles schon beleuchtet war.

Ich habe mich richtig gefreut den letzten Tag in China mit Ghin zu fahren. Es war allerdings keine schöne Gegend. Die ganzen 140km waren wie in einer riesigen Stadt, kaum grün dazwischen.

Eine kleine Erholung auf der Fähre. Eigentlich durfte man da mit dem Fahrrad nicht mehr mit. Da sie aber für Radfahrer keine Alternative hatten, Fußgänger sollten den Bus nehmen, sagte man uns, wir sollten nicht groß nachfragen, sondern einfach auf die Fähre weiter fahren. Auch gut. Nicht mal was zahlen mussten wir.

Es war sehr interessant Ghin jetzt fahren zu sehen. Er war viel souveräner, nicht nur wegen seine neuen Fahrradkleider, er fuhr schneller und brauchte weniger Pausen. Er regt sich jetzt genau so über die Autofahrer auf wie ich. Als es angefangen hat zu regnen und plötzlich alles überschwemmt war, wollte er trotzdem weiter. Wenn ich daran denke, wie er sich angestellt hat, als wir ein Stück in der Wüste über eine überschwemmte Straße mussten! Jetzt hat er seinen Spaß dabei. Ich war richtig stolz über seine Entwicklung, bilde ich mir doch ein, dass ich meinen Beitrag dazu leistete. Solche Leute braucht China.

Da wir ständig nach dem Weg schauen mussten, kamen wir doch nicht so schnell voran. Dann hatte er auch noch Schwierigkeiten das Haus am anderen Ende der Stadt zu finden. Es war dann ewig spät, stockdunkel, bis wir angekommen waren. Trotzdem gab es noch was warmes zum Essen und dann nur noch ins Bett.
Die Tante mit Familie wohnte im 14. Stock eines der unzähligen Hochhäuser. Shenzhen war die erste Stadt, die für den Westen offen war, hier haben sich die ersten westlichen Firmen niedergelassen. Am nächsten Tag begleitete er mich zur Grenze! Wie viele Diskussionen hatte ich mit Chinesen, ob jetzt Hongkong zu China gehört oder nicht. Für mich gehört sie nur pro forma zu China. Das Wichtigste für mich war, dass ich kein Visum für Hongkong brauche. Chinesen brauchen eine sehr teure Bewilligung. Ich hatte bei der „Bank of China“ in Hongkong nachgefragt, ob ich dort mein Geld abheben und umtauschen könnte. Ich bekam zur Antwort, „Bank of China“ Hongkong hätte keine Zusammenarbeit oder sonst eine Verbindung zu „Bank of China“, Mainland. Das hat mich doch sehr erstaunt und auch in meiner Meinung bestärkt, es ist nur zum Schein, dass Hongkong zu China gehören sollte. Dann diese Grenze, nein für mich galt, ich hatte hiermit China verlassen.

Nachdem ich das erste mal endlich aus China heraus war, sagte ich mir, nie mehr wieder in das Land. Doch bin ich 4 Jahre später wieder dorthin. Die Seidenstraße führt nun mal dorthin, der Westen, wurde mir gesagt, soll auch sehr schön sein. Viele Radfahrer lieben das Land, viele verlassen es sofort wieder. Ich wollte China noch einmal eine Chance geben. Ich habe ausführlich über die ganzen Hoch und Tiefs, positiven und nicht so angenehmen Erfahrungen berichtet. Ich habe junge Leute getroffen und Dank meinen Fahrradfreunden einen tieferen Einblick in die Kultur, Gedanken, Situation von China erhalten. Ich frage mich, wie lange die Regierung das Land noch so isoliert halten kann. Wann werden die Studenten freien Internetzugang für westliche Informationen fordern? Ein Mann in Hongkong meinte, sobald es Facebook in China gibt, gibt es dort keinen Frieden mehr. Ganz so grass würde ich es nicht sehen, aber es wird sich einiges ändern. Zum Positiven hoffentlich.
Es war Freitag der 14. September, als ich nach Hongkong bin. Mehr darüber nächstes mal.

Auf meiner Webseite gibt es eine aktualisierte Karte mit der Strecke, die ich bisher gefahren bin.

China Teil 1, der Westen

Bevor die Grenze öffnete stand ich schon am Zoll. Das Visum für China ist so kurz und da zählt jede Stunde. Ich hatte noch Zeit und die Möglichkeit mein letztes kirgisisches Geld in Chinesische Yuans zu wechseln. Die Ausreise aus Kirgistan war kein Problem. Danach kam 5 km Niemandsland, den Berg hoch natürlich und schon stand ich vor den Pforten Chinas. Soweit – So gut. Das Gebäude, das nach weiteren 2-3 Kilometern kam, war so  gut  wie leer geräumt. Ich bekam ein Papier in die Hand gedrückt, auf dem stand, sie hätten Zollgebäude 145km weiter nach China hinein verlegt. Die Strasse dorthin sei sehr schlecht, bergig, kurvig und jeder Fussgänger oder Radfahrer solle doch bei einem Lastwagen mitfahren.
Da es eher wie eine Empfehlung als ein Befehl geklungen hat, fragte ich, ob ich trotzdem mit dem Fahrrad fahren könnte, wenn ich wollte. Zur Antwort bekam ich ein klares „Nein!“ und mein Pass wurde so lange einbehalten, bis mein Fahrrad samt dem Gepäck auf einem chinesischen Lastwagen, mit einem chinesischen Fahrer versteht sich,  verstaut war.
Dann ging es los. Die Strasse war wirklich furchtbar, Steine, viel Staub, aber die Landschaft war grandios.
Ich wusste nicht, ob ich froh sein sollte, dass ich hier nicht Fahrrad fahren muss, oder nicht. Auf jeden Fall ärgerte es mich, dass es nicht meine Entscheidung war, sondern die der chinesischen Regierung. So sass ich in dem LKW und fragte mich, was ich hier eigentlich mache. Bei meiner letzten Reise durch China hatte ich schon einige Erfahrungen gemacht und wusste , dass ich mit einigen Einschränkungen u rechnen habe, ob diese mir nun gefallen oder nicht. Auf der anderen Seite hörte ich von anderen Fahrradfahrern so nette Eindrücke, dass ich mich eigentlich auch auf das Land freute. Diese Diskrepanz begleitete mich in den nächsten 2 1/2 Monaten.

Wegen der schlechten Strasse dauerte es ewig. Für die 145km haben wir 4,5 Stunden gebraucht, dazu kam noch, dass der Fahrer eine Zigarette nach der anderen rauchte. Dazwischen gab es einen kurzen Stop in einem Nudel Shop, hier durfte ich zum ersten Mal mit Stäbchen essen, sah, wie überall alles nur ausgespuckt wird. Der Boden sah wie der Tisch verheerend aus.

Dann endlich sind wir in dem nagelneuen Zollgebäude bei Wuqia angekommen. Pflichtbewusst gab der Fahrer mich bei den Beamten ab. Zum Glück musste ich nicht mit ihm in der Schlange der LKWs warten, sondern konnte mit meinem Fahrrad in die Abfertigungshalle für Fussgänger.
Mein Fahrrad musste ich abladen und meine Taschen aufmachen. An meiner dreckigen, stinkenden Kleidung hatten sie kein Interesse, dafür an meinen Büchern. Der Steppenwolf von Hesse auf Englisch, den ich von einem anderen Reisenden bekommen habe und mein Seidenstrassenführer. Beim ersten hat es ihm gereicht, dass es sich nicht um Wölfe, sondern um einen Mann in den Midlife Crises handelt, er könne es ja lesen, wenn er wolle. Was die Seidenstrasse und warum China mit den anderen Ländern genannt wird, wurde ihm von einer anderen Beamtin erklärt.

Um 16:30 Kirgistan Zeit wurde ich endlich wieder in die Freiheit entlassen. Die Peking Zeit, die für ganz China gilt, ist 2 Stunden später und passt nicht so zu dem Sonnenauf- und -untergang in der Gegend. Darum liess ich meine Uhr noch auf Kirgistan Zeit, oder Urumqi Zeit, wie es hier nach der Hauptstadt der Provinz Xinjiang genannt wird.

Nachdem ich die Stadt hinter mir gelassen hatte, war ich ganz glücklich, dass auch hier noch die Landschaft schön ist.

Während ich den Berg hoch gefahren bin, ging hinter mir die Sonne unter, die Berge waren in blauen Schattierungen.

Auf einem Platz, auf dem schon ein paar Yurten standen, konnte ich mein Zelt aufstellen. Die Bewohner haben kräftig diskutiert, es hätte mich schon interessiert um was es ging. Leider verstand ich überhaupt nichts. Ich weiss nicht einmal, ob sie Mandarin Chinesisch, Tibetisch oder Uigur gesprochen haben. Nach ihrem aussehen und wegen den Yurten würde ich auf Tibetisch tippen. Uiguren sind in Xinjiang der Hauptteil der Bevölkerung und Moslems. Han Chinesen, die hier angesiedelt wurden und Uiguren mögen sich nicht so. Es gibt immer wieder Krawalle.
Am 5. Juli 2009 kamen bei Unruhen nach einer Demonstration in Urumqi ca 140 Han-Chinesen und 50 Uiguren um. Es war am Tag vor dem 2. Jahrestages der Krawalle als ich weiter nach Kashgar fuhr. Mir kam ein Konvoi mit 58 Polizeifahrzeugen entgegen. Zuerst normale Polizeiautos, dann gepanzerte Fahrzeuge, dann richtige Panzer, danach Feuerwehrautos, LKWs voll mit Soldaten mit Maschinengewehren im Anschlag, zum Schluss wieder normale Polizeiautos. Warum habe ich in diesem Land immer so ein ungutes Gefühl? Für mich sah es so aus, als ob gleich ein Krieg ausbrechen würde. Ich war nur froh, dass die in eine andere Richtung fuhren als ich.

Ansonsten war die Fahrt sehr angenehm, leichter Rückenwind und immer bergab. Sehr schnell war ich so in Kashgar, habe auch bald das „Old Town Youth hostel“ gefunden, der Treffpunkt von Radreisenden. Als ich ankam, war wirklich der Hof voll von Rädern,

Mindestens 8 Chinesen, 2 Franzosen, 2 Schotten, 1 Walliser und ganz besonders habe ich mich gefreut, Peters Fahrrad zu entdecken, mit dem ich in Kasachstan gefahren bin. Er fuhr von Usbekistan direkt nach Kirgistan und China, nicht über Tajikistan und den Pamir. Es gab natürlich viel zu erzählen

Wie schon erwähnt ist die Provinz Xinjiang moslemisch, darum kommt man sich in Kashgar auch gar nicht wie in China vor. Zumindest in der Altstadt, wo leider kaum mehr alte Gebäude übrig sind. Herzstück ist die Heytgah-Moschee, die grösste Moschee in China.

Der Rest der Stadt sah eher Chinesisch aus. Das Polizeiaufgebot war enorm. Am ersten Jahrestag der Urumqi Unruhen wurden in einem Restaurant einige Han Chinesen niedergestochen.

Ich hatte hier noch einiges zu erledigen, bevor ich weiter konnte. Vor allem Landkarten brauchte ich. Das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Schliesslich fand ich in einem kleinen Buchladen, eine alte „Tourist Map“, wo sogar ein paar Städte Englisch benannt wurden. Und einen kleinen Chinesischen Atlas, nur auf Englisch, was nur beschränkt was brachte, da die Ortsschilder vor allem in Xinjiang alles andere als auf Englisch waren. Wenn überhaupt zweisprachig, dann Chinesisch und Uigur.

Dazu habe ich Peters Karten, die er aus Deutschland mitgebracht hatte, abfotografiert. Man weiss sich ja mittlerweile zu helfen.

Um die Taklamakan Wüste gibt es die Nord- und die Südroute. Ich hätte lieber die weniger befahrene Südroute gewählt, musste mich dann doch für die Nordroute entscheiden, da es dort mehr Städte gibt, wo ich mein Visum verlängern konnte. Ansonsten hätte ich in einem Affenzahn nach Xining düsen müssen, dazu hatte ich absolut keine Lust. Der Vorteil von der Nordroute war auch, es gab mehr Verpflegungsstationen und mehr Sehenswürdigkeiten. Aber halt auch mehr Verkehr und teilweise nur Autobahnen.

Am nächsten Tag ging es dann ab in die Wüste. Nach der Hitze in der Wüste Uzbekistan war mein Verlangen wieder nach Wüste nicht so gross. Ich hatte ja gehofft, dass der Pamir so kalt wird, dass ich mich nach Wärme sehne, das war aber (zum Glück) nicht so.

Am ersten Tag war es noch sehr angenehm, Ich kam schnell vorwärts, hatte etwas Rückenwind und es ging leicht bergab. Sehr ungestört konnte ich hinter den Bahnschienen zelten. Da sah mich niemand, es sei denn ein Zug kam vorbei.

Am zweiten Tag war es vorbei mit der Herrlichkeit. Schon als ich aus dem Zelt kroch merkte ich, oh je, der Wind hat gedreht. 3000 km in der Wüste sind ja schon schlimm genug, dann aber noch Gegenwind, das halten meine Nerven nicht aus.

Etwas später wurde es links von mir total schwarz. Macht nichts, dachte ich, der Wind kommt eher von rechts, Süden. Kaum fertig gedacht, drehte sich der Wind und wehte mich beinahe von der Strasse. An Fahren war nicht mehr zu denken. Ich stand nur noch da und versuchte mein Fahrrad festzuhalten.

Autos fuhren mit Warnblinklicht an mir vorbei. Keiner hätte daran gedacht anzuhalten und mir zu helfen. Ich wusste, 5 km kommt eine Polizeistation, bis dahin musste ich es irgendwie schaffen.

Ich weiss nicht, wieviele Stunden ich so zugebracht hatte, vorwärts gekommen bin ich allerdins kaum.

Dann hielt tatsächlich doch jemand an. Ein Polizist in Zivil. Sein Auto war viel zu klein, als dass er ich mitnehmen hätte können. Schnell zog er sein Polizistenhemd über und hielt ein Auto an. Natürlich hielt sofort ein Tanklastzug an. Mein Fahrrad konnte hinter dem Fahrerhaus festgebunden werden. Sie bekamen den Auftrag, mich in das nächste Dorf ins Hotel zu bringen. Das war leider nur 18 km weiter. Von mir aus hätten sie mich auch noch weiter mitnehmen können, aber wir konnten uns leider nicht richtig verständigen.

Es war noch nicht so spät, bis wir im Dorf angekommen waren. Zuerst habe ich mich natürlich wieder mit Essen und Trinken versorgt und mir überlegt was ich machen sollte. Das Hotel sah nicht sehr einladend aus. Den Eingang habe ich kaum gefunden. Es wäre ja schon das Vernünftigste, ins Hotel zu gehen, hatte dazu aber keine grosse Lust. Lieber wartete ich noch ein bisschen und hoffte, dass der Wind nachlässt. Nach zwei Stunden bin ich dann doch ins Hotel. Wenigstens gab es hier eine Dusche, in einem sehr dreckigen Raum, als ob er gerade umgebaut würde. Die Toiletten einen Stockwerk tiefer wollte ich lieber nicht sehen, was ich gerochen hatte, hat gereicht.

Ich bin nur noch kurz einkaufen gegangen, Als ich zurück kam, war die Dusche abgeschlossen. Anscheinend soll es erst ab 11Uhr abends Wasser geben. Ein kleiner Aufstand und die Duschen wurden aufgeschlossen und es gab Wasser, aber nur kalt.

In den frühen Morgenstunden habe ich so schnell wie möglich diese Lokalität verlassen. Vom Sturm war nichts mehr zu sehen. Nur ein Gegenwind kam wieder auf. In ausreichenden Abständen, so bis zu 80km, kam eine Ortschaft, wo ich wieder etwas zum Trinken und zum Essen, hauptsächlich Melonen, bekam. Ab und zu gab es eine Stadt, die machte zuerst wegen den breiten Strassen und den hohen Häusern einen riessigen Eindruck, war aber dann doch klein und übersichtlich. Dazwischen war es landschaftlich für eine Wüste sehr abwechslungsreich, mal bergig, mal topfeben.

lassen. Soviel ich verstand, meinten sie, es sei nicht die Zeit, dann, ich bräuchte eine Chinesische ID. Oh je, wie soll ich denn jetzt meine mails lesen? Nach längerem hin und her, gaben sie mir eine andere ID und liessen mich kurz ins Internet.

Irgendwo in der Mitte der Wüste hatte ich dann meine ersten 10000 km erreicht.

Und keiner da, mit dem ich hätte anstossen können, mit was auch. Es war weit und breit nichts zur Verfügung. Ich war mal wieder auf der Autobahn, da gab es weit und breit nichts. Die Autobahn an sich ist nicht das schlimmste, es ist eh kaum Verkehr, die Strassen sind gut mit einem breiten Seitenstreifen, der mir einen Sicherheitsabstand zu den Autos gab. Es waren die Leitplanken und die hohen Zäune, die in mir ein ungutes Gefühl erzeugten. Er als ich entdeckte, dass ich der Strasse duch die “Unterführung” entfliehen konnte, fühlte ich mich wesentlich besser. Auch war anscheinend schon jemand hier, der die Zäune mindestens genauso wenig mochte, sie waren teilweise nieder gerissen.

Es gab immer wieder Polizeikontrollen. Meistens wollten sie nur meinen Ausweiss sehen. Dass ich auf der Autobahn gefahren bin, störte niemand. Nur einmal liessen sie mich nicht weiter fahren. Sie waren sehr nett und freundlich, gaben mir zum Essen und Trinken, meinten, ich solle warten, bis die Polizei aus der Stadt kommt, die besser Englisch spricht. Ich war sowieso schon so genervt, da ich wieder fast den ganzen Tag Gegenwind hatte. Also wartete ich. Es dauerte nicht lange, da kam sie angefahren. Pass vorzeigen, die üblichen Fragen, dann fragten sie, wo ich denn heute übernachten möchte. Ich meinte ich wisse es noch nicht, wahrscheinlich im Zelt, irgendwo in der Wüste. Daraufhin liessen sie mich nicht weiterfahren, sondern hielten einen kleinen Lastwagen an, luden mein Fahrrad darauf. Ich musste im Polizeiauto mitfahren, der Lastwagen folgte. So ging es ca 20km in die nächste Stadt. Dort luden sie mich in einem Hotel ab und meinten, hier müsse ich heute Nacht übernachten, erst morgen dürfe ich weiterfahren. Sie gingen erst, nachdem ich eingecheckt und bezahlt hatte. Eigentlich meinte ich, da es ja ihr Wunsch sei, dass ich dort übernachte und nicht meine Entscheidung, könnten sie auch dafür bezahlen. Darauf gingen sie aber nicht ein. Es war auch nicht so teuer, aber eines der schrecklichsten Hoteles, wo ich jemals war.

Bad und Toilette gab es nur auf dem Gang, zusammen für Männer und Frauen, die Tür konnte nicht abgeschlossen werden. Als ich gerade meine Zähne putzte kam ein Mann mit Zigarette herein. Ich bat ihn, wenigstens die Zigarette draussen zu lassen. Woraufhin er nur die Zigarette auf den Flur warf. Er wunderte sich sehr, dass ich darauf hin nur noch zu lachen anfing.

Es war noch nicht spät und ich dachte, ich könne ja ein Internet Cafe aufsuchen. WiFi gab es im Hotel natürlich nicht. Schliesslich fand ich auch ein Internet, aber auch hier konnte ich nur mit einer Chinesischen ID Karte ins Netz. Nachdem ich einen leichten Aufstand gemacht hatte, bekam ich eine ID Karte bezahlte meine 3 Yuan und konnte einloggen. Doch bevor sich meine Mailbox öffnete wurde alles wieder schwarz. Der Chef kam und warf mich wieder raus. Ich meinte, ich wolle doch nur meine mails lesen. Ein anderer Chinese gab mir dann seine ID und ich konnte wieder einloggen, wurde aber genau überwacht, was ich machte. Meine Mails konnte ich lesen, aber sobald ich eine Nachricht beantworten wollte, wurde alles wieder schwarz. Das reichte, ich packte meine Sachen und ging. Wieder einmal fragte ich mich, was mache ich eigentlich in diesem Land. Warum sind so viele Chinesen so paranoid? Wovor haben sie Angst. Was könnte ich denn ins Internet stellen, was ihnen so schaden könnte, dass sie mir absolut keinen Zugang gewähren können?

Ich habe mich gefragt, warum die Polizei mich nicht einfach weiterfahren lassen hat. In der Nacht träumte ich dann, es wäre ein heftiger Sturm gekommen, ein richtiger Taifun, der alles weggeblasen hat. Davor wollten mich die Polizisten bewahren. Das war natürlich nicht der Fall.

War ich froh, als am nächsten Tag aus dem dreckigen Hotel und aus der Stadt fahren konnte.

Am Anfang lief es recht gut, nur nach ca 40 km vor lauter “ nur weg hier” fuhr ich voll über einen scharfen Gegenstand und hatte einen Platten. Wäre ja nicht weiter schlimm, nur merkte ich dass meine Pumpe nicht mehr funktionierte. Also versuchte ich wieder ein Auto anzuhalten. Damit hatte ich ja schon meine Erfahrungen. Es hielt niemand. Schliesslich hielt ein Mopedfahrer und wollte mir helfen. Ich konnte ja nicht mein Gepäck im Strassengraben liegen lassen und mit ihm Mitfahren. Also fuhr er alleine mit meinem Hinterrad, wo ich einen neuen Schlauch augezogen hatte, samt Rohloffnabe davon. Ich musste ihm einfach vertrauen, dass er auch wiederkommt. Keine 20 Minuten und er kam wieder mit einem aufgepumpten Hinterreifen. Die Werkstatt kann nicht weit entfernt gewesen sein.

War ich froh. Nach über 2 Stunden konnte ich endlich weiter fahren.

Anscheinend musste auch noch etwas am Reifen gewesen sein, denn nach weiteren 40km hatte ich wieder einen Platten. Ich hatte so genug, nahm nicht einmal mein Gepäck ab, sondern beschloss sofort wieder ein Auto anzuhalten. Und, oh Wunder, ich musste gar nicht lange warten, da hielt ein kleiner Lastwagen. Denen blieb gar nichts anderes übrig, als mich mitzunehmen. Ich wollte nur noch weiter, weit weg von der Polizei, die mich gestern aufgehalten hatte.

Die Fahrer waren keine Han Chinesen sondern Uiguren, Moslems, zwei Brüder, die zum Glück noch recht weit fuhren, gerade meine Strecke, so kam ich nochmals ca 200km weiter. Vielleicht musste der zweite Platten einfach sein, damit ich wieder ein besseres Bild von den Chinesen bekomme. Danach fühlte ich mich sehr viel wohler und kam auch nicht mehr in eine Polizeikontrolle.

Vor Turpan, eine Stadt in der Wüste, die in einer Senke unterhalb dem Meeresspiegel liegt, ging es nochmals kräftig den Berg hoch, 30km nur hinauf. Das waren meine Beine nach der relativ ebenen Wüste nicht mehr gewohnt. Auch ich hatte damit überhaupt nicht gerechnet. Ich fragte mich schon, ob wohl mein Wasser reichte, da hielt ein Auto, ein Frau stieg aus und reichte mir 3 kleine Flaschen mit Wasser. Die waren natürlich gleich weg, deswegen bekam ich gerade nochmals 3 und 5 Pfirsiche. Wie gut so ein Pfirsich sein kann merkt man erst in der Wüste. Ich war so glücklich. Es gibt doch noch nette Chinesen. So habe ich es doch noch gut nach oben geschafft und hatte eine fantastische Aussicht.

Im Hintergrund die Turpan Senke, die mehr als 100m unter dem Meeresspiegel liegt.

Für mich hiess es eine wunderbare 50km lange Abfahrt. Nur wurde es immer wärmer, richtig heiss. Der Hauptgrund, weswegen ich nicht gerne durch die Wüste fahren wollte, war die grosse Hitze. Ich hatte noch genug von Uzbekistan. Davor wurde ich zum Glück bisher verschont.

Erst jetzt hat sie mich voll erwischt. Hier lebten aber auch noch Menschen, ein Wunder, wie sie es dort aushalten. Weite Flächen werden bewässert. Hauptsächlich Wein wird hier angebaut. Schon komisch diese Massen an Wasser aus dem Boden schiessen zu sehen. Die ersten Bewässerungssyteme sind hier sehr alt und basierend hauptsächlich aus Rohren, die Wasser von den Bergen hinunter leiten. Heute wird aber auch einiges an Wasser aus dem Boden gepumt. Ich frage mich, ob irgendjemand den Grundwasserspiegel kontrolliert.

Vor Turpan kam nochmals ein Stück Wüste, dazu ein gehöriger Wind. Zum Glück gab es ab und zu Schutzmauern, die wenigstens etwas vor dem Wind schutzten, man konnte sich auch gut dahinter verstecken.

Sie schützten aber nicht vor den Käfern und Skorpione, die es hier gibt. Selten habe ich so etwas ekliges gesehen, ein ca 7cm langer Käfer, rotbraun, der einen Schwanz wie ein Skorpion hatte. Den ersten konnte ich töten, der zweite verschwand im Gemäuer. Das war kein angenehmer Gedanke, Kurz überlegte ich mir, ob ich einen anderen Schlafplatz suchen sollte. Aber wohin? Die Wüste war voll von diesen Tieren. Zum Glück kann ich mein Zelt dicht abschliessen. Darin fühle ich mich sehr sicher. Die Nacht habe ich überlebt, aber kaum geschlafen, der Wind rüttelte noch bis 4:30 an meinem Zelt, ausserdem war es das erste mal definitiv zu warm. Wenigstens war die Stadt nicht mehr weit entfernt und hatte bald ein Hotel gefunden, wo ich auch eine Spanierin traf, die erste Europäerin sein langem. Es tat richtig gut mal wieder jemanden zum Reden zu haben. Sie hat 1Jahr in Shanghai gearbeitet und reisste jetzt noch ein bisschen durchs Land, bevor sie wieder zurück musste.

Sie lieh sich ein Fahrrad und zusammen sind wir am Abend, als es kühler wurde zu der Moschee der Stadt geradelt, mit dem grössten Minaret der Stadt.

Der Emin Minaret aus dem 18. Jh ist noch sehr gut erhalten, Der Rest wurde neu aufgebaut und sieht aus wie aus Pappkarton.

Eigentlich wollte ich in dieser Weingegend, wahrscheinlich die tiefste der Welt, endlich einen Wein trinken. Nur waren die Flaschen im Laden so warm, dass es mir gleich wieder vergangen ist.

Schon vor Turban fielen mir die löchrigen Gebäude auf.

In der Zwischenzeit habe ich herausgefunden, darin werden Trauben zu Rosinen getrocknet. Dafür ist die Gegend bekannt, natürlich auch für die Melonen.

Solche Stopps, im Schatten, mit einer saftigen Melone sind besonders erholsam. Wegen dem ganzen Gift das sie auf die Pflanzen spritzen, bekam ich immer eine ganz pelzige Zunge. Hier wurde mir gesagt, ich solle nicht das ganze Fruchtfleisch bis zur Schale abknappern.

Immer wieder kamen mir Radfahrer entgegen. Für junge Chinesen ist es ein Traum nach Tibet und Lhasa zu fahren. Ich weiss nicht wieviele Radfahrer mir begegneten.

Nachdem ich mindestens schon tausend Kilometer alleine durch die Wüste gefahren bin, habe ich auch einen aufgegabelt, der in meine Richtung fuhr.

Ghin, mein treuer Weggefährte, 24Jahre alt, wollte von Urumqui, wo er studierte, heim nach Guanzhou fahren. Das war weitgehenst auch meine Strecke. Sein Englisch war erstaunlich gut, durch ihn wurde einiges viel leichter und eine neue Welt eröffnete sich für mich.

Ich traff ihn eines morgens, der Gegenwind hatte mal wieder Hochform erreicht. Ich hatte war gerade mal wieder dabei, meine Kriese zu bekommen, seine asiatische Ruhe habe ich am Anfang bewundert, bis ich merkte, ihm stinkt der Gegenwind genau so wie mir. Er meinte, wir könnten ja nichts dagegen machen, auch typisch chinesisch, sie akzeptieren halt alles. Ich meinte nur, wenn ich alleine wäre, würde ich versuchen, ein Auto anzuhalten. Damit war er gleich einverstanden. Wir brauchten für die letzten 19km 3 Std, Durchschnittsgeschwindigkeit, 7.8 km / h. Das machte wirklich keinen Sinn, das war nur Energieverschwendung. Normaler Weise hätte man Radfahren an dem Tag gut sein lassen können, sich irgendwo sonst einen schönen Tag machen. Aber nicht in der Wüste.

Also hielten wir ein Auto an, und es hielt auch gleich ein Kranwagen, auf dem wir unserer Räder festbinden konnte.

Mir war noch nicht klar, ob ich den Abstecher nach Dunhuang machen sollte oder nicht. Auf der einen Seite hatte ich den Visa Druck, auf der anderen Seite hörte sich das was ich von Dunhuang gelesen und gesehen habe sehr interessant an. Es war für die Seidenstrasse eine bedeutende Stadt und ist heute eine der Touristenattraktionen entlang in China wegen den Sanddünen und den Mogao Grotten. In einer der Grotten ist die grösste sitzende Buddha Figur. Daran war Ghin sehr interessiert und wollte dorthin. Da ich ja durch die Autofahrt Zeit gewonnen habe, entschloss ich mich mitzukommen.

Wir liessen uns bis zur Abzweigung nach Dunhuang mitnehmen. So entkamen wir dem Wind und dem Regen. Ja, Regen! Hier in einer der trockensten Gebiete der Erde hat es tatsächlich geregnet.

Auch weiterhin war alles nur Steinwüste, was auf Chinesisch Gobi heisst und in diesem Gebiet gab nichts, wo man sichtgeschützt sein Zelt aufbauen konnte. Wir fuhren halt so lange, bis wir abseits der Strasse eine Mulde fanden.

Ich habe erstaunlich gut in dieser Schräglage geschlafen.

Am nächsten Tag ging es ganz ohne Regen oder Gegenwind nach Dunhuang, wo wir bei einem Hostel auf einer ebenen Wiese unsere Zelte aufstellen konnten. Ausser uns waren schon einige chinesische Studenten mit ihren Zelten hier. Ich war die einizige „Langnase“ , wie die Chinesen die Westler nennen. Mir machte es überhaupt nichts, im Gegenteil, es war eine sehr nette Atmosphäre, richtig nette, witzige, kreative Leute. Das lässt wirklich für China hoffen.

Zusammen sind wir am nächsten Tag zu den Mogao Grotten.

Nur ausserhalb des Gebietes durfte man fotografieren, also keine Fotos vom Innenleben. Wir hatten eine Führung, nur auf Chinesisch, ich habe nichts verstanden, Ghin hat mir das wichtigste übersetzt, einiges wusste ich noch von einem Film, den ich über die Grotten gesehen hatte. Buddhistische Mönche haben vom 4. bis 12 Jh die Sandsteinfelsen ausgehöhlt und mit buddhistischen Wandmalereien und Buddhafiguren versehen. Heute sind noch 492 von den Höhlen erhalten, nur wenige sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Vor uns kamen schon einige europäische Forscher her und haben einiges ausgeraubt, heute ist vieles in Berlin, London und Paris zu sehen.

Die armen Kamele, die den ganzen Tag über die Touristen die Dünen rauf und runter schleppen mussten, wurden schon heimgeführt, als wir wieder zu unseren Zelten zurück kamen.

Ich konnte es mir gerade noch verkneifen auf die Düne mit oder ohne Kamel zu gehen.

Das Wetter war sowieso nicht so, dass man irgend etwas gesehen hätte und der Wind hatte schon genug Sand in Nase, Ohren und Augen geweht, ich weiss, wie das ist und kann gut darauf verzichten.

Früh morgens waren schon die ersten am Aufbrechen. Wir haben uns dann auch vom Rest verabschiedet und sind los. Der Wind hat uns direkt aus Dunhuang und noch weiter heraus geblasen.

Später wurden wir durch einen Platten an Ghin’s Rad ausgebremst.

Später waren wir wieder an der Nordroute durch die Taklamakan, d.h. weitgehenst Autobahn, nur selten hatten wir die Möglichkeit auf eine Nebenstrecke auszuweichen. Durch die Regenfälle der letzten Tage war das auch nicht immer erfreulich.

Es hat mich einige Überzeugungsarbeit gekostet, dass Ghin nicht umgedreht ist sondern mir nach und einfach Augen zu und durch. Da es eine geteerte Strasse und kein Flussbett war, war es auch gar nicht so schlimm. Das fand er dann auch. Und trocken waren wir dann auch schnell wieder.

Immer wieder sahen wir Windkraftanlagen, in einem Ausmass, wie ich sie sonst noch nirgends gesehen habe.

Bei dem Wind, der hier ständig weht, sind die Anlagen sicher sehr ergiebig.

Dank Ghin’s netter, freundlicher Art und vor allem, da er chinesisch sprach, konnten wir bei Bauern unser Zelt aufstellen, wenn wir bei einem Ort waren. Ansonsten suchten wir uns hinter Hügeln einen Platz zum Zelten. Auch hier sahen wir immer wieder unangenehme Wüstenbewohner.

Nirgendwo in der Welt habe ich so viele Skorpione wie hier in der Wüste gesehen. Wir beide wussten nicht genau, wie gefährlich die Tiere sind. Wir wurden aber für die Tiere sehr gefährlich. Ich glaube, keines hat uns überlebt.

Langsam näherten wir uns dem Westende der chinesischen Mauer.

Den letzten Turm haben wir uns erspart, Ghin hatte Hunger und ich wollte lieber die Mauer und den Jiayuguan Fort gesehen.

Die Eintrittspreise in China für solche Sehenswürdigkeiten sind horrend. Uns beiden genügte der Blick von aussen.

Über eine, wegen Baustelle halb gesperrte Strasse sind wir hoch zum Fort gefahren und hatten von dort einen guten Blick über die Mauern. Weiter war keine Absperrung. Unten führte ein schöner Weg entlang und ich konnte Ghin davon überzeugen, über eine Schotterpiste dort hinunter zu fahren.

Auf einmal waren überall Fahrradverbotsschilder, die wir halt ignorierten. Vor dem Fort war ein grosses Tor, durch das man nur mit Eintrittskarte kam. Es war eine sehr schöne Anlage, aber wir waren bald durch und suchten den Ausgang. Diesen schon im Blick, kamen uns aufgeregt Wachposten entgegen. Mir war klar, wahrscheinlich waren wir nicht ganz legal hier drin. Ich fragte nur einen „Exit?“ und da das Tor schon aufging konnte ich einfach durchfahren, Ghin hinter mir her. Später sagte er mir, einer der Wachposten hätte ihn gefragt, wie wir denn dort hineingekommen wären. Tja, das muss er jetzt selber rausfinden.

Da mir endlich wieder nach Dusche war, wollte ich in Jiayuguan in ein Hotel. Jetzt bekam auch Ghin direkt mit, wie als Ausländer ist, in seinem China. Es dauerte sehr lange, bis er ein Hotel fand, indem ich als Ausländerin übernachten durfte und was auch noch bezahlbar war. Auch das war noch 3 mal so teuer wie das, wo nur Chinesen übernachten durften.

Es wurde langsam Zeit, mein Visum Verlängern zu lassen. Wir hatten zwei Optionen, entweder uns beeilen und in 5 Tage nach Xining zu fahren oder uns Zeit zu lassen und bis Sonntag nach Zhangye zu kommen. Natürlich war Ghin für die letztere Option. Er liess sich gerne Morgens Zeit, brauchte seine Nudeln und Zigarettenpause. Ich trieb ihn schon unter normalen Umständen genug an. So hatte er jetzt ein paar Tage Ruhe.

Je näher wir Zhangye kamen, desto schrecklicher wurde alles. Es waren die Ausläufer der Wüste. Die Luft war so drückend heiß, der Verkehr schrecklich die Hupen viel zu laut und alles viel zu staubig.

Kurz bevor wir in die Stadt kamen, hat uns ein chinesischer Radfahrer eingeholt. Ming aus Zhangye. Er sprach leider kein Englisch, aber Ghin und er haben sich von Anfang an gut verstanden.

Er zeigte uns einen wunderbaren weg durch neu angelegte Feuchtgebiete in die Stadt. Nachdem wir zuerst an einem Radladen vorbei sind, dann vom Ming zum Mittagessen eingeladen wurden, hat er versucht für uns eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Auch er machte dann die Erfahrung, wie es ist, als Ausländer in China.

Nach kurzer Beratung bei seinem Vater wurde beschlossen, dass wir bei seiner Grossmutter schlafen sollten. Bevor wir uns aufmachten, wurde ich gefragt, ob ich Wein trinke. Oh, wie lange hatte ich schon keinen guten Wein mehr, natürlich trinke ich Wein. Also wird der Vater heute abend Wein mitbringen.

Es hat in Strömen geregnet, als wir zur Grossmutter sind. Eine nette, ruhig lächelnde, ältere Chinesin. Sie wohnte in einem alten, riessigen Wohnblock, alles dunkelgrau, dreckig. Dann kommt man in ihre Wohnung und alles ist schön neu sauber hergerichtet, eine richtig nette Wohnung und nicht einmal so klein. Später erfuhr ich, dass sie Mings Onkel gehört, der nur gerade nicht hier war.

Später kamen Mings Eltern und Schwager. Dann wurde viel gekocht und ebensoviel gegessen. Ausser Ghin sprach leider niemand Englisch und ich konnte nicht erwarten dass er mir immer alles übersetzt.

Dann gab es endlich den Wein!. Schon beim Einschenken sah ich, das sieht nicht wirklich nach Wein aus. Ein kleiner Schluck zum Probieren – schrecklich. Das war nicht wirklich Wein, das war Reiswein, ein himmelweiter Unterschied! Der Vater war enttäuscht, dass er mir keine Freude hat machen können, mit dem Essen allerdings schon, das war sehr gut. Anstandshalber habe ich das Glas ausgetrunken, aber es ist nicht etwas, was ich nochmals brauche.

Nachdem die Grossmutter ins Bett und die Mutter gegangen war, habe ich mich langsam auch auf das Sofa gelegt und bin eingschlafen, obwohl die anderen am Tisch Karten gespielt, gesungen und die ganzen Flaschen Reiswein getrunken hatten.

Sehr erstaunt war ich, dass Ming trotzdem sehr früh am nächsten Morgen abgeholt hatte. Ich machte mir gerade einen Kaffee, da meinte er, ich brauche nicht zu frühstücken, wir würden zum Frühstücken gehen. Da es aber an den Plätzen nie Kaffee gibt, das ist Luxus in China, bestand ich zuerst auf meinen Kaffee. Es dauerte eh noch ein Weilchen, bis Ghin soweit war.

Zhangye ist eigentlich eine sehr nette, sehr alte chinesische Stadt. Auch Marco Polo war hier ein Jahr. Und es ist überhaupt nicht touristisch. Der alte Teil ist wirklich alt, nicht neu nachgemacht, es hat einfach noch flair. Zum Frühstück gab es dann eine Spezialität der Stadt, irgendwelche Nudeln und eine geleeartige Masse, gar nicht so schlecht, aber nicht unbedingt, was ich zum Frühstück brauche. Mittlerweile habe ich mich aber auch daran gewöhnt.

Dann ging es zum PSB, public security bureau, sprich Polizei, um mein Visum verlängern zu lassen. War ich froh, dass ich die beiden netten Burschen bei mir hatten, die mir alle Formulare aufüllten. Um den Aufkleber mit der Verlängerung für den Reisepass zu bekommen, mussten wir zu einem anderen PSB. Dort warteten wir zuerst, die beiden füllten dann weitere Formulare aus, bis wir schliesslich gesagt bekamen, wir könnten die Verlängerung nicht haben, da sie keine Aufkleber mehr hätten. Ich traute meinen Ohren nicht. Die Frau sagte es auch noch in einem Ton, als ob es ihr so etwas von egal wäre und überhaupt nicht ihr Problem. Und jetzt? Ich brauchte die Verlängerung in den nächsten Tagen. Ich hatte nicht mehr viel mitzureden, es wurde zwischen Ming und Ghin besprochen, die kannten sich ja auch mit dem System aus. Ich hatte eh nicht viel zu sagen. Schliesslich wurde beschlossen, dass Ghin und ich in die nächstgrössere Stadt mit dem Bus fahren, das war Wuwei, ca 3 ½ Stunden. Da der Bus um 12 Uhr fuhr, mussten wir uns sehr beeilen, wir konnten nicht einmal zur Grossmutter und Sachen für eine Übernachtung in Wuwei holen.

Wenigstens ging die Busfahrt durch ein sehr schönes Gebiet, entlang der Chinesischen Mauer. Erstaunlich wieviel davon in diesem Teil noch erhalten ist, auch einige Wachtürme.

Es war schon fast 16 Uhr bis wir in Wuwei angekommen waren und sind mit dem Taxi sofort zum PSB. Die Leute dort waren sehr viel netter als in Zhungye. Allerdings verlangten Sie einiges für die Verlängerung. Z.B. ein Foto, das nach deren Angaben, ich glaube, das ist das hässlichste Foto, das jemals von mir gemacht wurde. Macht Euch keine Hoffnung, ich werde es hier nicht veröffentlichen.

Das war ja noch leicht machbar. Die schwierigere Aufgabe war ein Konto bei der Bank of China eröffnen und so viel Geld überweisen, wie ich in den 30 Tagen in China brauchen werde. Damit war nicht der Betrag, den ich tatsächlich nach meiner Erfahrung der letzten 25 Tage brauche, gemeint, sondern der, den die Chinesische Regierung meint, oder erwartet, den ich in den 30 Tagen ausgebe.

Also sprechen wir hier nicht von maximal 10 US Dollar pro Tag, sondern von 100. Mir ist schleierhaft, wie ich 100USD pro Tag ausgeben soll. Anscheinend schaffen das Touristen.

Mein Glück, dass ich Ghin dabei hatte. Ein englischer Radfahrer hat mir geschrieben, dass es für ihn nicht möglich war ein Bankkonto zu eröffnen, da er keinen Chinesischen Ausweiss und Adresse hatte. Währen all seinen Bemühungen ist sein Visum abgelaufen, worauf sein Pass konfisziert wurde.

Dank Ghin und seines Ausweisses und Adresse konnte ich am Abend noch ein Konto eröffnen. Ich war schon ganz schön verärgert und gab der armen Frau hinter dem Schalter keine leichte Zeit, vor allem, da sie wegen mir länger da bleiben musste. Bank of China war dann nicht möglich, direkt von meinem VISA Konto das Geld auf mein Konto zu überweisen. Sie behaupteten sogar, ich würde das Geld auch nicht aus dem Geldautomat bekommen, obwohl ich das schon zwei mal gemacht hatte. Als Beweiss ging ich dann zum Geldautomaten, und habe acht mal 3000 yuan (3000 yuan konnte ich auf einmal rauslassen, 24 000 ist der Höchstbetrag pro Tag, ca 3000 USD) rausgelassen. Mit dem Stapel von 100 yuan Scheinen ging ich wieder zum Schalter, die Frau war überhaupt nicht glücklich.

Ungefähr eine Stunde nach dem offiziellen Schalterschluss hatte ich mein Konto mit dem Betrag darauf.

Ghin blieb die ganze Zeit ruhig und gelassen. Er meinte schliesslich, er wisse gar nicht, warum ich mich so aufrege. Ich wäre damit ja nur ein paar Wochen konfrontiert. Er müsse seit seiner Schulzeit mit diesem Chaos und Bürokratie leben. Bei immer mehr Dingen fragen ich mich, warum sich Chinesen das gefallen lassen. Die asiatische Gelassenheit ist zwar manchmal ganz angebracht, sie führt aber nicht gerade zu einer Verbesserung.

Wir haben uns jetzt zuerst mal ein Bier verdient und Ghin eine extra Portion Nudeln.

Da ich ja gar nichts für die Nacht dabei hatte, wollte ich wenigstens eine Zahnbürste und Zahnpasta kaufen. Auch ein kleines Handtuch habe ich gefunden.

Am nächsten Tag sind wir gleich nochmals auf die Bank um die offizielle Bestädigung zu holen, dass ich das Konto mit den 24000 Yuan habe. Das ist auch der Witz! Sie wollen, dass ich mein ganzes Geld auf das Konto transferiere, dann eine Bestädigung hole, was die Folge hat, dass das Konto für eine Zeit eingefroren ist, d.h. Ich kann danach gar nicht auf das Geld zugreifen. Aber das kannte ich von früher, dass Regelungen eingeführt werden, die überhaupt keinen Sinn machen.

Des Öfteren hatte ich schon gedacht, wenn mir vorher bewusst gewesen wäre, was da auf mich zukommt, wäre ich in den nächsten Zug gestiegen und hätte das Land so schnell wie möglich verlassen. So steckte ich mitten drin und alles war am Laufen.

Wie auch immer, mit der Bestädigung sind wir zum PSB, womit alles beisammen war. Sie versprachen uns anzurufen, sobald alles fertig wäre, was am Nachmittag sein würde.

So, Ghin und ich konnten nun nur noch warten. Wir schauten uns die Stadt an, war aber nicht so schön wie Zhungye.

Kleinkinder laufen in China grundsätzlich mit offener Hose herum, d.h. anstatt Windeln wird einfach ein Stück Stoff aus der Hose ausgelassen, dass das Kind in Ruhe überrall hinpinkeln oder kacken kann. Ich hatte damit meine hygienische Bedenken, die dann noch bestärkt wurden, als ein Kleinkind, gehoben von der Grossmutter, in einem Restaurant unter den Tisch pinkelte. Das erstaunte sogar Ghin und er verstand langsam meine Vorbehalte gegen diese Art von Kleidung.

Solange ich nur auf meinen Fahrradsattel sass konnte ich darüber hinwegsehen, aber sobald ich auf öffentlichen Plätzen hingessen bin, hatte ich immer das Gefühl, hier sass schon ein Kleinkind mit offenere Hose, auch im Bus hat es dem entsprechend gerochen.

Als um 15Uhr noch keine Nachricht vom PSB kam, sind wir einfach zurück. Sie meinten, sie wären fast fertig nur noch ein Schritt. Ich hatte lange genug Project Management gemacht, dass ich wusste, das kann trotzdem noch ganz schön lange dauern. Man kann auch Schritte parallel machen. Z.B. einer kann den Drucker einrichten, solange die andere noch die Eingaben in die Applikation macht.

Nu denn. Ghin meinte, um 17:30 fährt der letzte Bus. Langsam wurde ich ungeduldig, ich wollte nicht nochmal eine eine Nacht in Wuwei verbringen. Viertal nach 5 bekamen wir schliesslich meinen Pass mit dem Aufkleber der Verlängerung. Uns blieb kaum mehr Zeit uns zu bedanken, oder noch nicht, um uns darüber zu freuen, schnell zum Busbahnhof.

Der Bus war dann erst um 18 Uhr, Zeit erstmal wieder aufzuatmen.

Es war schon sehr spät, als wir wieder in Zhungye angekommen waren. Trotzdem, endlich ein Bier zur Feier musste sein. Auch der Grossmutter wollte ich was mitbringen. Wir verglichen unsere verschiedenen Kulturen. Ghin war entsetzt über Wein, Blumen und Pralinen, das wäre „completely useless“ Sie bringen Milch oder Fleisch mit. Milch gibt es hier im Geschenkkarton. Also holten wir für Grossmutter noch einen Karton Delikatess Milch. Sie war schon im Bett, Ich hatte auch nur noch mein Bier und war dann wieder auf dem Sofa.

Am nachsten Tag ging es nach einem Abschiedsfoto mit Granny los

Nach den zwei einhalb Tagen nicht auf dem Fahrrad, ging es mir überhaupt nicht gut. Nach 10km war es besser.

Schon seit Tagen schwärmte mir Ghin von der nächsten Strecke nach Xining vor. Es soll zu eine der schönsten Strecken in China gehören.

Ghin wollte noch vor August dort sein, wegen den blühenden Rappsfelder.

Es war schon 1. August, wir waren trotzdem noch nicht zu spät. Für mich war es sehr angenehm, endlich die Wüste hinter mir zu haben.

Es wurde immer bergiger, später war es wahrscheinlich zu hoch für Rapps.

Mir hat es hier fast besser gefallen, Rapps war zwar schön anzuschauen, aber nicht gerade etwas aussergewöhnliches für mich.

Plötzlich standen wir vor einem Tempel, der in den Felsen gehauen war.

In dieser Gegend haben sich viele Tibeter niedergelassen, die buddhistischen Tempel waren gut besucht.

Wieder ärgerte es mich, dass ich keinen Höhenmesser mehr hatte. Es wurde höher, wir fuhren über drei Pässe mit zwischen 3500m und 3800m.

Es wurde immer schöner, es sah immer mehr wie die Mongolei aus. Dazu die Yurten der Tibeter, und ich konnte kaum mehr an mich halten.

Auch wie in damals in der Mongolei zogen auf einmal dunkle Wolken auf.

Es war noch sehr früh, als wir bei Tibeter fragten, ob wir im bei ihren Zelte, unsere Zelte aufstellen könnten.

Das war natürlich kein Problem und sofort wurden wir auch für die Nomaden typischen Buttertee eingeladen. Es dauerte nicht lange und ein starke Sturm mit Regen kam auf. Die Zeltstangen von Ghins Zelt waren sofort durchgebrochen und durchböhrten das Aussenzelt. Ich konnte gelassen bleiben. Mein Hilleberg hält so etwas locker durch.

Am nächsten morgen war wieder eitler Sonnenschein,

als die Yaks gemolken wurden.

Ein Abschiedsfoto und wieder mussten wir sehr nette Leute hinter uns lassen.

Auf jeden Hügel gibt es buddhistische heilige Stätte. Je höher die Berg, desto grösser die Stätte.

Nach dem letzten Anstieg erwartete uns allerdings nichts von dem, auch keinen schönen Pass mit Aussicht, sondern ein Tunnel. Für mich absolut enttäuschend und schrecklich. Meine Tunnelphobie habe ich weitgehenst kuriert, aber in die chinesischen Tunnel, ohne Licht, ohne Frischluftzuvor, ohne Notausgang und das über 1530m hatte ich absolut kein Vertrauen. Schon der Gedanke, dass ich da bei den Auspuffgasen durch muss.

Ich sah mich schon total taub auf der anderen Seite ankommen, wenn jemand auf die Idee kommt, in der Röhre auf die schreckliche Hupe zu drücken.

Dann stand plötzlich ein Polizist vor dem Tunnel und liess kein Auto mehr durch. Ein Lastwagen ist in der Mitte stehen geblieben. Unsere Chance, sagte ich zu Ghin, schnell alle Lichter montiert, Sicherheitsweste an und los. Einfach Augen zu und so schnell wie möglich durch, bevor die anderen Auto kamen. Obwohl dies dann nur auf den letzten hundert Metern der Fall war, war es mir auf der anderen Seite speiübel. Für Ghin war es der erste Tunnel seiner Radfahrkarriere überhaupt, verstand meine Vorbehalte vorher nicht und ärgerte sich über meine Beschwerden danach. (Wochen später, als ich ihn wieder getroffen hatte und er in der Zwischenzeit mehrere Tunnel durchfahren musste, meinte er, er verstehe mich nun. Tunnel wären wirklich gefährlich und schrecklich.)

Nach dem Tunnel wechselte sich die Landschaft wieder

Es ging nur noch bergab nach Xining. Teilweise sah es so aus wie im Schwarzwald. Kurz vor Xining habe ich Ghin verloren. Wir hatten beide ein Handy, kamen aber nie auf die Idee, die Nummern zu tauschen.

Ich wartete eine Stunde am Wegesrand, aber er kam nicht Ein paar Kilometer ging ein Expressway nach Xining, ich nahm an, er nahm dieese Strecke.

Es war kurz vor Xining. Von anderen Radfahrern wurde mir ein Hostel genannt, wo ich hin wollte. Oh wie vermisste ich Ghin. Es war wieder kaum möglich in ein Internet Cafe zu gehen und die Adresse und Richtung zu suchen, noch jemanden zu fragen. Trotzdem beschloss ich, ich muss mich auch ohne ihn zurecht finden können. Schliesslich traf ich eine junge Studentin, die das Hostel in ihrem Smartphone googlete und mich dann dorthin führte. Sehr nett.

Ghin hatte meine e-mail Adresse und ich hoffte, dass er mir eine mail schicken würde. Was dann auch der Fall war. Er war auch in Xining und wir verabreteten uns für den nächsten Tag.

Das erste Mal seit Kashgar war ich in einem Hostel, wo auch Westler waren, sogar zwei russische Radfahrer. Hier bekam ich das erste Mal westliches Essen, Pizza und Salat, richtig mit Messer und Gabel!

Ich mag Ghin sehr, es ist wirklich eine sehr angenehme Begleitung. Nur war uns beiden klar, Radfahren zusammen geht nicht mehr lange gut. Deswegen beschlossen wir, wenn wir Freunde bleiben wollten, sollten wir lieber jetzt getrennte Wege fahren. Trotz allem, ich werde ihn vermissen. Es war aber auch Zeit wieder alleine weiter zu fahren. Wir waren zwei Wochenn zusammen, so lange bin ich noch nie mit jemandem gefahren. Wie jeder lesen konnte, war er mir auch eine grosse Hilfe.

Xining ist so ziemlich in der Mitte von China, es war 5. August 2012 ich hatte so ziemlich Halbzeit hier und mit Ghin ging eine Episode zu Ende. Darum mache ich hier mal einen Punkt,

Ende Usbekistan, durch Tajikistan und Kirgistan


Nach Monaten geht es jetzt endlich weiter. Das der letzte Eintrag ging bis Samarkand, von dort ging es wie folgt weiter:

Nur noch 4 Tage waren es von Samarkand an die Grenze, landschaftlich die schönsten von ganz Usbekistan. Zuerst ging es ganz schön den Berg hoch. Der Anstieg war ganz angenehm, die Bäche kühlten die Luft. Oben angekommen, etwa 1000m höher, war es nicht so angenehm. Alles voll von Touristen und Souvenirständen. Also nichts wie weiter. Der nächste Tag wurde ruhiger und noch schöner, es sah  jetzt aus wie in der Mongolei

Es war so schön, ausserdem war es später Nachmittag, dass ich beschlossen habe, hier zu zelten. Im Dorf neben dem Hügel fragte ich die Bevölkerung, ob das auch OK ist, kein Problem, obwohl es auch der Weideplatz für Ziegen und Schafe war.

Während ich vor meinem Zelt sass, den Sonnenuntergang genoss, kam eine Frau nach der anderen, brachten mir Brot und Kefir.

Am nächsten Tag wurde es noch bergiger. Richtig dramatisch ging es durch Schluchten und über Berge

Leider waren auch sehr viele Baustellen, die den Genuss doch sehr trübten. Teilweise war es sehr staubig, wenn es steiler wurde, konnte ich nicht einmal mehr fahren. Usbekistan war bisher wirklich das Land mit den weitaus schlechtesten Strassen.

Wie gut, dass es auch so schöne Oasen gibt wie an einem Aprikosenhain. Noch nie in meinem Leben habe ich so viele Aprikosen gegessen. Es waren sogar verschiedene Sorten, grosse helle, und kleine dunkle. Es sah schon aus, als ob einige schon geerntet worden sind, trotzdem hingen die Bäume noch voll.

Gegessen wurde auf der Veranda vor dem Haus.

Die Männer auf der einen, die Frauen auf der anderen Seite. Ich, als Gast, hatte die „Ehre“ bei den Männern zu sitzen. Das war mir nicht sehr angenehm. Der Mann hat zwar eine Frau, 6 Töchter und einen Sohn, trotzdem waren auf einmal einige Männer beim Essen dabei.

Nur noch einen Tag an der Grenze. Autofahrer haben oft die Gewohnheit, neben mir herzufahren, egal wie sehr sie mich mit Staub eindecken und mich immer wieder mit „Akuda, Akuda“ (Woher, woher) anschreien. Nach dem zwanzigsten mal an einem Tag gibt man keine, oder nur noch eine blöde Antwort.
Auch der, der mir schon morgens um 7 Uhr so kam, sehr dick, ohne Hemd, mit Bierflasche in der einen, das Lenkrad in  der anderen Hand, konnte nicht mit einer netten Antwort rechnen.

Am Nachmittag hatte ich schon die Grenze erreicht, ich durfte aber erst am nächsten Tag in Tajikistan einreisen. In einer Art Kolchose nur ein paar Kilometer vor der Grenze konnte ich nicht nur zelten aufstellen, sondern wurde auch mit frischem Salat und Obst versorgt.

Gestaerkt mit einer Schale voll heisser Milch ging es am nächsten Tag zur Grenze. Dort warteten schon ein paar ältere Frauen. Ich bekam ein Formular zum Ausfüllen und gesellte mich zu den anderen.
Als die Grenze öffnete, wurde ich zuerst herein gerufen, was mir sehr unangenehm war, da die anderen laenger warteten. Solche Privilegien hat man hat in diesen Ländern als „Tourist“.

In Usbekistan muss man sich in Hotels registrieren lassen. Es wusste allerdings niemand, wann, wie oft und so weiter. Da ich als Radfahrerin eh nicht jeden Tag ein Hotel erreichen konnte, war mich das so ziemlich egal. Wenn ich eine Unterkunft hatte, schaute ich schon, dass ich einen Registrierungszettel bekam, falls ich mal kontrolliert werde, was nie der Fall war. Selbst hier an der Grenze hat das niemand interessiert.
Auch sonst lief der Grenzübertritt problemlos ab. Mein Gepäck wurde nur oberflächlich durchsucht,

Meine Hoffnung war, dass in Tajikistan die Strassen besser sind, nicht überall Baustellen und Schotterpisten. Da wurde ich leider sehr enttäuscht. Von den 70 km von der Grenze nach Dushanbe, der Hauptstadt Tajikistans, war fast alles Baustelle, teilweise so schlimm, dass ich schieben musste.

Trotz alledem habe ich am Nachmittag die Stadt erreicht.

Gerade als der erste Regen seit Georgien anfing. Er war zwar heftig, aber nur kurz.

Das Hostel, in das ich wollte, war etwas ausserhalb, versteckt in engen Gassen. Als ich meinen Weg suchte, kam mir Marco entgegen, einer der spanischen Radfahrer, die ich in Samarkand getroffen hatte. So was freut mich immer sehr, überhaupt wenn es sich um so nette Jungs handelt. Man hat sich doch immer sehr viel zu erzählen.

Am nächsten Tag standen Behördengänge auf dem Plan. Da ich auf den Pamir Highway wollte, brauchte ich dafür noch ein Permit und ein Visa fuer Kirgistan hatte ich auch noch nicht.

Da es Marco nicht gut ging, kam Ismael mit mir mit. Sie hatten das Pamir Permit über das Hostel beantragt, ich wollte es lieber selber bei OVIR holen. Ich hatte dann meine Zulassung für ca 5 USD einen Tag später, die beiden zahlten je 50 USD und warteten 4 Tage. Mein Kirgistan Visum ging sogar noch schneller. Nachdem ich die Expressgebühr, insgesamt  80 USD gezahlt hatte, konnte ich es nach 2 Stunden abholen.

Dushanbe ist eine angenehme Stadt, relativ wenig Verkehr, trotzdem teilweise grosse, breite Strassen und viele Alleen. Es gibt viele Märkte ein paar Museen, sonst nicht viel anzuschauen. Das war mir gerade recht, ich hatte noch einiges zu erledigen. Da war mir das eine grosse Hilfe, dass sich Ismael, der andere spanische Radfahrer, meinem Fahrrad angekommen hat.

Ich lass ja nicht jeden an mein Fahrrad. Bei ihm hatte ich keine Bedenken. Sein Fahrrad hat die gleichen Komponenten und er hat einige Jahre als Fahrradmechaniker gearbeitet. Es war eine Wonne zuzusehen, mit was für einer Leidenschaft er an die Arbeit ging.

Am nächsten Tag sind die beiden weiter gefahren, ich blieb noch. Wegen Visa gründen wollten sie sehr schnell über den Pamir, nach China und Pakistan. Ich zog die geruhsamere Variante vor. Ich musste ja zuerst noch mein Pamir Permit abholen. Auch sonst waren noch einige Dinge zu erledigen, Fotos auf DVD brennen, eine Landkarte vom Pamir besorgen, Essensvorräte für die nächsten Tage etc..

Am nächsten Tag ging es dann auch für mich weiter. Irgendwie schon komisch, wenn ich gehe ist nie jemand mehr da, der mich verabschiedet. Die anderen gehen immer schon früher und ich verabschiede mich von denen.

In Tajikistan können sich nur wenige ein Auto leisten, darum hält sich der Verkehr in Grenzen. Der Weg aus der Stadt war leicht zu finden.

Am Anfang war es noch relativ eben und endlich mal wieder gut Strassen. Um die Mittagszeit sah ich bepackte Fahrräder am Wegesrand stehen, ein junges, holländisches Paar. Sie sind in Holland gestartet und haben fuer einige Strecken den Bus genommen.

Sie sahen schneller aus als ich, darum fuhr ich gemächlich weiter. Dann haben auch die Berge angefangen, wunderschön,

Nach ca 100km nach Dushanbe hörte der Teer auf. Dann wurde es sehr spannend. Auf sehr schmalen Schotterpisten, auf und ab, zwischen Felswand und tiefer Schlucht schlängeln sich alle Lastwagen von und nach Kirgistan. Schon mit dem Fahrrad ist es abenteuerlich diesen riesigen Fahrzeugen auszuweichen. Erst recht spannend war es, wenn sich zwei Lastwagen trafen.

Inzwischen haben mich das holländische Paar eingeholt. Gerade rechtzeitig vor Dunkelheit erreichten wir den Bergrücken, wo wir auf der Wiese eines Bauern zelten konnten und Joghurt und Brot bekamen.

Da die anderen Richtung Kirgistan und ich Richtung Pamir wollte, fuhr ich am nächsten Tag wieder alleine weiter. Plötzlich war auch wieder richtig schöner Teer auf der Strasse. Wie ich schon vermutet hatte, blieb er auf der Strasse zur Grenze, nach der Abzweigung zum Pamir wurde es für mich wieder sehr holprig und spannend.

Da mir dafür alle Lastwagen erspart blieben, ich die Landschaft und die Vögel geniessen konnte, machte es mir relativ wenig aus.

Nachdem ich einige Stunden gefahren war, ohne dass irgend eine Versorgungsstation kam, sah ich ein Gelände und Gebäude, das zuerst wie eine Stromversorgungsstation aussah. Dort wollte ich nur kurz fragen, ob ich Wasser haben könne. Es entpuppte sich als Teehaus, wo ich mich schön mit Tee, Melone und Brot verwöhnen liess. Ganz in der Nähe war ein kleiner See. Die Verlockung war sehr gross, einfach hier zu bleiben und zu zelten. Das Schwimmen liess ich lieber bleiben. Das machen Frauen in diesen Ländern nicht, nur Jungs springen ins Wasser. Ich ziehe auch so schon genug Aufmerksamkeit auf mich.

Da ein stärkerer Wind anfing und es donnerte, als ich weiter wollte, sah ich das als Zeichen, ich solle lieber bleiben.

Die nächsten zwei Tage ging es ähnlich weiter, die Strasse blieb sehr abenteuerlich, dazu kamen die Flüsse, die über die Wege flossen. Mir war bald klar, warum mir gesagt wurde, dass die Strecke wahrscheinlich gesperrt war. Es war nicht der Pass, der wahrscheinlich noch im Schnee war, sondern die Wege davor. Es muss sehr schwierig sein, bei all den Erdrutschen und Überschwemmungen die Wege passierbar zu halten. Zum Glück war die Chance, dass mir ein Fahrzeug entgegenkommt, relativ gering, ich war weitgehendst alleine auf der Strasse.

Schliesslich wurde es sehr steil, da ich wusste, ich hatte genug Zeit, konnte ich es trotzdem geniessen. Es ist erstaunlich in welcher Höhe, ca 3000m, es noch Bauern und Kühe gibt.

Nur wenn über mir nur noch Schneefelder und keine Herden oder Menschen waren, füllte ich meine Wasserflaschen an den zahlreichen Bächen.

Dann hatte ich es geschafft, war auf meinem ersten Pass, auf 3252m. Er ist niedriger als die Pässe im Pamir, soll aber der schwierigste sein. Es waren auch fast 2000 Höhenmeter auf Schotterpiste, die ich hinter mir hatte.

Die Abfahrt war nicht weniger abenteuerlich.

Die 2000 Höhenmeter gingen auf Schotterpiste wieder nach.unten, innerhalb von 34km, mit sehr engen Kurven. Da ich lieber hier nicht irgendwo abstürzen wollte, ging ich lieber auf Nummer sicher und machte sehr viel Gebrauch von meinen Bremsen. Meine Hände und Handgelenke haben ganz schön gelitten. Wenigstens hat es da noch nicht geregnet.

Am Ende der Strasse kommt man an die Grenze zu Afghanistan, dem Panji Fluss. Mein Weg führte dem Fluss entlang Richtung Osten

Auch wenn die Strasse auf meiner Seite nicht gut war, war ich doch froh, nicht auf der anderen Seite fahren zu müssen. Von Hand wurde das Geröll beiseite geräumt und der Weg so notdürftig instand gehalten. In diesem Abschnitt gab es keine Autos. Meistens waren sie zu Fuss oder Esel unterwegs, die Frauen voll verschleiert. Der Fluss trennt nicht nur Länder sondern Welten.

250km ging es dem Fluss entlang, Das Wasser des Flusses sah aus, als ob es direkt aus der Betonmischmaschine kommen würde, total dunkelgrau und überhaupt nicht transparent. Es war fast noch abenteuerlicher als über den Pass, da ich jetzt die teilweise sehr schmale Schotterpiste mit chinesischen Lastwagen teilen musste.  Dazu kam der Regen der nicht alles glitschig und matschig machte. Auch hier kamen die Flüsse über steil die Felsen herunter, ueber die Strasse und in die Schlucht. Wenn es nicht sehr kalt war, liess ich die Schuhe an, nur wenn ich den Grund sehen konnte fuhr ich durch, meistens musste ich schieben. Einmal war die Stroemung so stark, dass ich mir eine Zeitlang ueberlegt, was ich machen sollte. Es war kein Mensch weit und breit, es sah auch nicht so aus, als ob ein Auto käme. Also blieb mir nichts anderes ueberig als Schuhe aus und durch. Nur sehr langsam kam ich gegen die Stroemung vorwaerts, mit aller Kraft musste ich das Fahrrad festhalten, damit es nicht in die Schlucht gespuelt wird und ich womoeglich noch dazu. Es war vielleicht nur 1,5 m breit, aber ich war fix und fertig als ich dort durch war, ich zitterte richtig. So was will man nicht unbedingt oefters mitmachen. Spaeter erfuhr ich von Touristen die mit dem Minibus kamen, dass sie Stunden warten mussten, bis es besser wurde. Die Strasse blieb fuer weitere Kilometer sehr schlecht. Ich kam kaum vorwaerts. Ich wollte vermeiden, dass ich irgendwo im Canyon stecke und es auf einmal Nacht wird, wirklich eine Horrorvorstellung. Also machte ich lieber frueher Schluss, nahm eine Einladung von Kindern an, auf ihrer Wiese mit Aprikosenbäume zu zelten. Selten habe ich so viele Aprikosen gegessen.

Am nächsten Tag ging es auf Schotterpiste weiter auf und ab. Ein kurzes Stück war wirklich so steil, dass ich ungefähr 20m schob. Dabei muss mein GPS etwas aus der Halterung geschoben worden sein. Danach ging es ungefähr 50m steil, schotterig runter und als ich unten war, sah ich, dass mein GPS weg war. Auf halber Strecke auf der Abfahrt waren mir zwei Männer entgegen gekommen. Sofort suchte ich alles ab und fragte die Männer, ob sie etwas gefunden hätten. Da ich bisher die Tajiken als sehr ehrlich und zuverlässig eingeschätzt hatte, glaubte ich ihnen und liess sie ziehen. Als ich aber nach einer Stunde auf der kurzen Strecke nichts gefunden hatte, musste ich annehme, dass die Männer das GPS mitgenommen hatten. So was ärgerliches, ich fuhr noch ein Stück weiter zurück, aber die Männer waren nicht mehr aufzufinden. Mich hat es vor allem geärgert, da der Diebstahl so sinnlos ist. Sie koennen ueberhaupt nichts mit dem GPS anfangen. Die meisten meinten bisher, es sei ein Smartphone, ich denke, das dachten die beiden auch. Oh hat mich das geärgert. Bisher hatte ich an jedem Platz, wo ich uebernachtete einen Waypoint gesetzt, was schon eine schoene Linie um die halbe Welt machte. Das sind nun alle Daten Weg.

Ich versuchte mich zu beruhigen, dass ich meinen Weg auch so finde und sowieso meine, zu viele elektrische Geräte zu haben. Trotzdem, das GPS war vor allem in Städten z.B in Istanbul eine grosse Hilfe, Adressen zu finden. Ausserdem habe ich schon seit Italien keinen Fahrradcomputer mit Höhenmesser mehr. Von nun an wusste ich überhaupt nicht mehr, wie hoch ich war, etc.. Mal sehen, ob, wann und wo ich mir einen neues GPS kaufe.

Je näher ich Khorog kam, desto besser wurde die Strasse und “lieblicher” die Landschaft und der Fluss.

Die Stadt ist der Ausgangspunkt fuer den Pamir. Von hier aus gehen sämtliche Exkursionen, Vorräte werden eingekauft, etc. es ist für die nächsten paar hundert Kilometer die einzige groessere Stadt. Für mich gab es die nächste Stadt mit brauchbaren Einkaufsmöglichkeiten und Internet erst in China wieder. Für mich war natürlich auch grosse Wäsche angesagt, Handwäsche, eine Waschmaschine habe ich seit Baku nicht mehr gesehen. Das Waschwasser hatte die gleiche Farbe wie der Panji Fluss, richtig eklig.

Am Anfang des Pamirs gibt es noch ein paar Dörfer, was nicht heisst, dass man auch was zum Essen bekommt. Vor allem Brot wird immer selber gebacken, man findet eigentlich nie zum Kaufen.

Die Leute änderten sich auch, waren westlicher gekleidet, nicht mehr immer das lange Hemd und die Hose aus dem gleichen Stoff. Sie waren freundlich, aber zurückhaltender.

Am Abend fragte ich, ob ich mein Zelt bei ihnen aufstellen darf. Immer wurde ich sofort eingeladen.

Sie boten mir auch stets ein Zimmer an, das ich mit einer Ausnahme abgelehnt habe. Ich bevorzuge immer noch mein Zelt, ausser wenn es in Strömen regnet. Mein Zelt ist dicht und macht keine Probleme, aber ein nasses Zelt im Regen zu packen ist unangenehm, dann doch lieber ein Zimmer. Und geregnet hat es am Anfang vom Pamir oft.

Egal ob Zimmer oder Zelt, ich bekam immer etwas zum Essen, natürlich selbst gemachtes, Brot, Jogurt, Butter, seltener eine Suppe.  
Zum Glück konnte ich mir sehr viel Zeit lassen, ich konnte erst am 1.Juli in Kirgistan einreisen. Es wurde langsam  immer höher, ich habe jeglichen Gedanken an Höhenkrankheit, Kopfweh, Übelkeit einfach verdrängt, Einfach nicht daran denken, dann wird es schon werden.

Hier war ich immerhin schon auf über 3000m . Wie gesagt, ich habe keinen Höhenmesser mehr, darum kann ich es nicht genau sagen.

Hinter dem ersten Pass, in Alichor  sehen die Leute  wirklich ganz anders aus, eher wie Mongolen. Später habe ich erfahren, dass dort hauptsächlich Kirgisen leben.

sie waren hauptsächlich an der Rückseite meiner Landkarte interessiert, wo es schöne Fotos gab.

Vor dem Ak-Baital Pass hat mich jeder gewarnt, Schneestürme, ewiges Eis und natürlich die Höhe von 4655m. Ich dachte wie immer, ich lasse es langsam angehen, dann wird es schon klappen. Dann ist mir das beste passiert, was mir hätte passieren können. Als ich am Morgen in Murgab losgefahren bin, sagten mir die Kinder, es wären gerade zwei Männer auch auf dem Rad in meine Richtung gefahren. Auf zwei Männer die voll von Ehrgeiz die Gipfel stürmen, hatte ich eigentlich keine Lust, aber interessiert hat es mich schon. Bald merkte ich, das sind keine Gipfelstürmer, ihr Tempo war etwa gleich wie meines. Trotzdem wusste ich noch nicht, ob ich ein bisschen schneller fahren soll und sie einholen. Dann hielten sie an und sahen mich kommen. Sie hatten schon von mir gehört und waren auch erfreut mich zu sehen.


Alex und Martin aus Australien, Melbourne. Von wegen, zwei Gipfelstürmer, alles wieder nur Vorurteil. Es war auch eine Frau und ein Mann. Sie sind vor 10 Monaten in Schottland gestartet und sind teilweise die gleiche Route gefahren wie ich. Nur sie waren auch im Iran, was ich mir als Frau alleine nicht antun wollte. Wir hatten schon viele gemeinsame Bekannte, Fahrradfahrer, die wir unterwegs getroffen hatten. In ihrer Gesellschaft fühlte ich mich von Anfang an pudelwohl, wir hatten es alle nicht eilig und genossen umso mehr die wunderschöne Gegend.

Auch der Pass war überhaupt kein Problem, von wegen Schnee und Eis. Wir hatten strahlend blauen Himmel und die Strasse war ganz trocken.

Sogar ein paar Marco Polo Schafe, eine Rarität der Gegend haben unseren Weg gekreuzt.

Der Höhepunkt war absolut der Kara Kul, Schwarzer See. Leider sehr salzig und nach der Mein und der Meinung der Einheimischen zu kalt zum Schwimmen. Es war auch kaum Leben dort, geschweige denn Fischer. Wenn man genau hinschaute sah man winzige Fische, die von zwei, drei Vögel gefangen wurden.

Wir zelteten direkt am See, was keinen störte, eine alte Frau, die ihre Ziegen ausführte, fand richtig gefallen an uns und liess sich von uns gerne fotografieren.

An Land gab es mehr Tiere, zum Beispiel YaksVom Kara Kul sind es nur noch ca 45km bis zur Grenze nach Kirgistan. Da es erst der 30. Juni war, zelteten wir kurz davor nochmals, da ich erst am 1. Juli einreisen konnte.

Hinter den Bergen, in Kirgistan sieht alles ganz anders aus. Die Schneegrenze  geht weiter nach unten und es viel grüner. Bis Sari Tash ging unsere gemeinsame Fahrt noch, nur noch wenige Kilometer von der Grenze.

Dann hiess es wieder Abschied nehmen. Ich werde sie sehr vermissen, es waren sehr angenehme Reisepartner, wir hatten sehr viel Spass. Leider haben sie noch kein Chinesisches Visum erhalten, mussten deswegen weiter nach Bishkek. Ich musste in 11Tagen in China eingereist sein. Immer diese Visa Restriktionen.

Nicht nur wegen den zwei hat es mir leid getan, nicht mehr Zeit fuer Kirgistan eingeplant zu haben. Es hat mir sehr gut gefallen.

Fasst wie in der Mongolei, nur die Strassen sind wesentlich besser. Nach einem Tag Fahrt, bergig, aber auf einmal wesentlich wärmer, da ich nur noch auf ca 1000 Höhenmeter war, habe ich die Chinesische Grenze erreicht.

Kurz zuvor habe ich nochmals gezeltet, das erste mal wieder alleine.

Am 3 Juli bin ich China eingereist. Wie es dann weiter geht, lest Ihr das nächste mal.

Über den Balkan wieder ans Meer

Weiter ging es wunderbar and der dalmatischen Küste entlang.

Soweit war das Wetter ganz gut, solange nicht der kalte Wind von den Bergen herab blies. Ich hatte das Gefühl, je steiler und näher die schneebedeckten Berge, desto stärker der Wind. Das konnte ganz schön lästig werden.
Ich war mittlerweile total aufs Zelten eingestellt. Natürlich waren die Zeltplätze noch „geschlossen“, aber keinen störte es, wenn ich trotzdem dort mein Zelt aufgeschlagen hatte. Auch sonst waren die Kroatier recht freizügig. Eigentlich kann man überall zelten.
Die Hauptstrassen waren in einem sehr guten Zustand. Die Nebenwege konnten in Feldwege übergehen, was mir überhaupt nichts ausmachte, das ist meistens viel interessanter.

Bevor ich nach Dubrovnik kam, musste ich ein kurzes Stücck durch Bosnien Herzegowina. Diese paar Kilometer dem Meer entlang wurden dem Land zugestanden, damit sie auch noch einen Zugang zum Meer haben. Ca 9km bin ich gefahren, dann war ich wieder in Kroatien.

Die Grenznähe ist überhaupt nicht bevölkert. Man hat mich auch vor Landmienen gewarnt, die irgendwo immer noch herum liegen. Entlang der Strasse sollte ich sicher sein.
Vor Dubrovnik verstärkte sich der Verkehr und es kamen auch noch ein paar Dörfer. Kurz nach dem Krieg, 1996/97 war ich schon mal hier, da hat es noch ganz anders ausgesehen. Alles wurde neu gemacht, leider hauptsächlich für Autofahrer. So führt jetzt eine hohe Brücke über den Fluss und da ich mich nicht so gut auskannte, fand ich keinen Weg gleich am Anfang der Stadt hinunter ans Meer.

Der ganze Verkehr wird oberhalb der Stadt vorbei geleitet, man hat zwar eine schöne Aussicht, mich hat es geärgert, da ich noch ein paar Dinge einkaufen wollte, wie Landkarten etc…
Erst ganz am anderen Ende der Stadt ging eine steile Strasse hinunter direkt in die Altstadt.

Dieser Teil ist eigentlich auch nichts für Fahrradfahrer. Man kann nur auf dem Hauptweg einmal durch. Links und rechts in den Gassen sind nur Treppen. Trotzdem ich war wieder ein wenig versöhnt, die Altstadt ist immer wieder ein Erlebnis, natürlich viel exklusiver und touristischer als vor 15 Jahren, hat aber immer noch ihren Charme. Und ich habe sogar noch eine landkarte von Albanien gefunden.

Hier war es auch das erste mal, dass ich ein Touristeninformation gefunden hatte. Allerdings wäre ich dafür, dass jeder, egal wo, der in diesem Sektor arbeitet, die Gegend mit dem Fahrrad erkunden sollte. Meistens habe ich das Gefühl, sie kennen ihre Umgebung überhaupt nicht.

Egal, ich fand meinen Weg wieder heraus, und wenn man damit rechnet, dass man sich eh nicht darauf verlassen kann, was man gesagt bekommt, ist es auch nicht so schlimm, wenn alles anders kommt.
So musste ich trotz allem wieder den Berg hoch, hatte dafür nochmals eine schön Aussicht auf die Altstadt.

Ich wollte noch ein Stück weiter, ich hatte eine Einladung in einen Naturpark fast an der Grenze zu Montenegro, noch ca 27km, eigentlich nicht so wild. Nur wenn die letzten 12 km nur bergauf gehen. Mir war es inzwischen egal, wahrscheinlich auch ein Zeichen, dass ich alt werde, ich muss nicht mehr jeden Berg hochfahren. Wenn ich nicht mehr möchte, schiebe ich halt ein Stück. Wohlweislich habe ich auch noch Wasser besorgt, dass ich im Notfall auch irgendwo zelten konnte.
Es wurde immer später, ich kam immer höher. Trotz alledem war es ein Genuss, die Aussicht und der Sonnenuntergang.
Und irgendwann hatte ich es wiedereinmal geschafft. Ich hatte zwar keine Ahnung was mich erwartete, aber als ich zwei gelbe Hütten am Strassenrand stehen sah, mit alten Fahrrädern im Garten, wusste ich, ich bin angekommen.
Nur einmal laut gerufen und Marco kam heraus. Sein Telefon und Internet funktionierte nicht, darum war er nicht sicher, ob ich noch komme. Trotz allem, sofort hiess er mich herzlich willkommen, der Anfang von sehr interessanten Gesprächen und Erzählungen.
Nach einer warmen Dusche und etwas zum Essen, ging es mir auch schon wieder viel besser, d.h. eigentlich ging es mir schon wieder recht gut, als ich angekommen war. Wegen den Steigungen, die in meinen Beinen steckten, dazu noch der Raki, wurde es nicht spät. Schnell war mir klar, ich bleibe hier 2 Nächte, einen so gemütlichen Ort zur Erholung finde ich nicht mehr so schnell, ausserdem hatten wir uns viel zu erzählen.

Es gibt wahrscheinlich nicht viele Menschen, die so ein turbulentes Leben  hatten. Mit 17 aus Jugoslawien geflohen, indem er 4 Tage nach Italien gerudert war und dort fast ein Jahr in einem Flüchtlingslager verbracht hatte, bis Kanada sich bereit erklärt hatte, ihn aufzunehmen…

Trotzdem, auch wenn es noch so schön und ruhig ist, ich kann nicht ewig hier bleiben. Am nächsten Tag bin ich weiter.

Kaum hätte ich den kleinen Grenzübergang nach Montenegro gefunden. Die Strasse wird neu gemacht und war nur Schotterpiste mit immer wieder Abzweigungen, die ins Nichts führten. Leider wurde auf der Baustelle nicht gearbeitet. Es war kein Mensch weit und breit. Schlussendlich habe ich doch die richtige Strasse gefunden und dann kam tatschlich auch noch ein Grenzübergang. Die Grenzer waren aber nicht gerade begeistert jetzt endlich etwas zu tun zu haben.

Die Währung von Montenegro ist Euro! Das war für mich ein bisschen befremdlich, das Land gehört nicht zu den Euroländern. Es hat sich aber ganz schön herausgeputzt. Die Küste dort ist viel bebauter als in Kroatien. Mal schön, mal fürchterlich. Ich dachte, man wäre von den Hotelburgen abgekommen, hier in Budva werde sie immer noch gebaut.
Dahinter wird es dann wieder richtig schön mit der Halbinsel Sveti Stefan, Heiliger Stefan.

Dahinter habe wieder einen Zeltplatz gefunden, der eigentlich noch nicht in Betrieb war. Es war aber 2 Dauercamper, die meinten, ich könne ruhig hier bleiben. Von dort oben hatte ich einen herlichen Blick und einen wunderbaren Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag ging es noch etwas bergig weiter, aber bei dieser Aussicht, macht das nicht viel aus.

Da möchte man gar nicht schnell durchfahren.

Ca 30km vor der albanischen Grenze habe ich mich vom Meer verabschiedet und bin eine kleine Nebenstrasse, den Berg hoch. Dort oben hatte ich eine schöne Aussicht, es war kaum Verkehr, keine Wegweiser nichts. Nur die vollbepackten italienischen Autos, die in meine Richtung gefahren sind, zeigten mir, dass ich richtig war.
Auch hier war wieder eine Baustelle vor der Grenze. Die müssen hier mit einem Touristenstrom rechnen und machen jetzt die Strassen schon einmal breit genug, dass das dickstse Wohnmobil durchpasst.

Gleich hinter der Grenze merkt man, dass man in einer anderen Welt angekommenn ist. Albanien ist das einzige Entwicklungsland in Europa. Die Armut riecht, sieht und fühlt man. Es wird alles verbrannt, was weiss ich, was die theanken, überall liegt Dreck hrum, Plastiktüten ohne Ende und die Strassen sind so schlecht, da kommt meine Magura Federgabel so richtig zum Einsatz.
Wurden zuerst die Katholischen Kirchen von den Orthodoxen abgelöst, sieht man jetzt immer mehr Minarette.

Es war Samstag, Spätnachmittag, als ich in Albanien angekommen bin, ohne albanisches Geld. Ich mussste mir überlegen, wo und wie ich übernachten wollte. Die Gegend hatte zuerst nicht gerade zum Zelten eingeladen und Hotels gab es nicht, ich hatte ja auch kein Geld, wobei Euro hätten sie sicher auch liebend gern genommen.
Dann kam Ackerland und dahinter ein Fluss. Da konnte ich mir vorstellen zu zelten. Als ein freistehendes Restaurant kam, direkt am Fluss, habe ich eigentlich fragen wollen, ob ich links oder rechts davon zelten könne. Mir wurde aber gleich ein Platz in ihrem Garten, direkt am Fluss angeboten. Äusserst nett. Allerdings bin ich am Abend nicht mehr ins Restaurant, was voll von Männern war. Ich wollte nicht noch mehr Aufsehen erregen. Ich habe aber auch nicht vor meinem Zelt gekocht, soviel Anstand habe dann schon noch. Zum Frühstück wurde ich dann ins Restaurant geholt, obwohl es erst 6 Uhr war. Das war dann ganz nett, da nur der Besitzer und seine Familie da war, wenigstens noch eine Frau.

Mir wurde gesagt, dass Albanien sehr bergig sei, darum war ich sehr überrascht, als die ersten 100km bis zur Hauptstadt Tirane topfeben war und nicht gerade interessant. Darum bin ich gerade auf der Hauptstrasse geblieben und nur kurz in Lezhe abgebogen und Geld rauszulassen.
In dieser Gegend sieht man Frauen mit Trachten, wie ich es Mitten in Europa nicht mehr, wenigstens im Alltag, vermutet hätte.
Die Frauen tragen strahlend weisse Kopftücher, alte Frauen auch manchmal schwarz. Ich nehme an, dass die verwitwet sind.
Als Schnellstrasse in eine Autobahn überging und dann auch noch ein Schild kam, was alles dort nicht erlaubt war, habe ich mit dem Weiterfahren kurz gezögert. Da ich zu faul war, mir einen anderen Weg zu suchen bin ich weiter und habe so manch anderes Fahrzeug, das auf dem Verbotsschild war, entdeckt. An der ersten Tankstelle habe ich dann gefragt. Es hat ein bisschen gedauert, bis er kapierte, dass ich nicht nach dem Weg nach Tirane fragte, sondern ob ich hier auch mit dem Fahrrad fahren dürfte. Wahrscheinlich kam er gar nicht auf die Idee, dass man so etwas wissen wolle, natürlich dürfe ich hier fahren. Und ich muss sagen, diese 16km, bis auf einmal das Zeichen „Ende Autobahn“ kam, waren die angenehmsten in ganz Albanien. Da das Benzin sehr teuer ist, gibt es ausserhalb von Ortschaften nicht viel Verkehr, wenn dieser dann noch auf 2 Spuren verteilt wird und man selber noch einen breiten Seitenstreifen hat, hat man fast absolute Ruhe, es stank auch nicht so wie sonst und es gab keine Hunde.
Danach hat sich alles auf eine Spur wieder konzentriert, die Hunde und der Gestank kamen wieder und je näher ich Triane kam, desto dichter wurde der Verkehr.
In Albanien gibt es kaum Wegweiser und selten Ortsschilder, man weiss eigentlich nie wo man ist und wie weit es bis zu dem Ort ist, wohin man will. Als ich dann in einer recht grossen Stadt angekommen war, habe ich Polizisten gefragt, ob das Tirane sei. Nein, bekam ich zur Antwort, das sei Kamez, Tirane sei 3 km weiter. Keine Ahnung wo das eine aufgehört hat und das andere angefangen. Wenigstens sah ich einen Wegweiser nach Elbasan, wohin ich nach Tirane wollte. Die Stadt machte nicht gerade den Eindruck, als ob ich quer durch müsste und sie besichtigen, eigentlich wollte ich drum herum. Das wollten aber anscheinend die Stadtplaner, wenn es hier überhaupt so etwas gibt, nicht und ich befand mich auf einmal Mitten im Getümmel. Langsam wurde mir klar, soweit, dass ich ein Plätzchen zum Zelten finde, komme ich heute nicht mehr. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Hotel. So etwas gibt es hier sehr viele, die meisten aber erstaunlich teuer. Als ich endlich die Ausfallstrasse Richtung Elbasan gefunden hatte, das erste mal, dass es richtig den Berg hoch ging, fand ich dann ein Hotel für 12 Euro. Damit konnte ich leben. Ein Preis wie zu kommunistischen Zeiten, meinte der Besitzer. Die junge Frau an der Rezeption war äusserst freundlich und sprach sehr gut Englisch, war auch sehr an meiner Reise interessiert, fragte sehr viel, hat mich sehr gefreut.

Von meinem Zimmer hatte ich einen schönen Blick über die Stadt und sah, dass es dort auch gebrannt haben musste.

Am nächsten Morgen bekam ich ein albanisches Frühstück, was auf jeden Fall ein Glas Milch beinhaltet, dazu Fetakäse, Oliven, Eier, Brot etc. Nur keinen Kaffee, den musste ich extra ordern, aber nicht extra bezahlen. Im Gegenteil. Ich hatte nur einen 20 Euro Schein und sie konnte mir nur in Lekk, der Albanischen Währung herausgeben. Als ich nachgerechnet hatte, merkte ich, sie hat mir viel mehr herausgegeben, ca 10 statt 8 Euro, Das sei so OK, meinte die nette Frau. Unglaublich.

Dann ging es das erste mal in Albanien so richtig hoch, gleich 25 km auf 800 Höhenmeter, wo die Strasse auf einem nicht sehr viel breiteren Bergkamm entlang ging. Hier hatte man eine Aussicht in alle 4 Himmelsrichtungen.

Dann ging es mindestens genau so lange wieder bergab, bis ich in Elbasan war. Auch hier wollte ich mich nicht lange aufhalten, albanische Grossstädte finde ich nicht so attraktiv, nur kurz etwas zum Essen holen, vielleicht reicht es mir ja noch bis Gramsh, wo mich Diana und Alexander erwarteten.
Nachdem ich losgefahren war, zogen Wolken auf, es hat geregnet und geblitzt. An einer Tankstelle, wo gerade eine Horde Jungs auf ihren Bus warteten, stellte ich mich unter. Da war dann einiges im Gange. Nur ein Junge konnte sehr gut Englisch. Der musste dann die Fragen der anderen übersetzen.

Der Regen hat mich so ausgebremst, dass ich beschlossen habe, es nicht noch nach Gramsh zu versuchen, sondern mir unterwegs einen Zeltplatz zu suchen.
Eine Moslemin, die mich überhaupt nicht verstanden hat, schenkte mir ein paar Frülingszwiebeln, die sie gerade aus der Erde gezogen hat. Etwas weiter konnte ich dann an einem kleinen Restaurant zelten.

Auf meiner Karte hat es so ausgesehen, als ob Gramsh an einem schönen blauen See liegen würde, davon war aber nicht viel übrig.

Zuerst dachte ich, dass es auch einer der vielen Seen ist, der langsm komplett austrocknet. Hier ist es anscheinend nicht so schlimm, es wird ein Staudamm weiter oben gebaut, darum ist gerade kein Wasser drin.

Die Landschaft wurde immer schöner und bergiger. Schon um die Mittagszeit kam ich in Gramsh an, gerade rechtzeitig, bevor es angefangen hat zu regnen. Alexander hat mich an unserem Treffpunkt abgeholt. Er und seine Familie bewohnen den 4 Stock eines Gebäudes, das mich doch sehr an die Sowijetstyle- häuser in der Ukraine und Russland erinnerte, nur etwas neuer, aber genau so ohne Aufzug.
Kurz darauf kam auch seine Frau und die 1 jährige Tochter zurück. Nachdem gerade mein ganzes Gepäck samt Fahrrad hochgeschleppt war, kam jetzt noch der Kinderwagen und der Einkauf. Das hält ganz schon fit.
Die beiden arbeiten seit über einem Jahrals Missionare hier. Ich war ganz erstaunt, wie gut sie die Sprache schon beherrschen. Sie konnten mir vieles über das Land erzählen, was einiges für mich verständlicher machte.

Die ganze Nacht über hat es geregnet und mir war eigentlich nicht so nach weiterfahren. Trotzdem bin ich los, wer weiss, wann das wieder besser wird.
Wenigstens hat es nicht geregnet, als ich losgefahren bin. Die Strasse war nur aus Dreck. Auf den ersten 5 km habe ich noch gehofft, dass die Baustelle bald aufhört, dann musste ich der Tatsache ins Auge schauen, das war gar keine Baustelle, sondern die normale Strasse nach Maliq.

Mir wurde zwar gesagt, dass es eine schlimme Strasse sei, immerhin benutzte man noch das Wort Strasse, das hier war eine schlimme Schotterpiste. Der Regen der vergangenen Tage hat auch nicht gerade zur Verbesserung beigetragen, die Schlaglöcher waren jetzt schöne grosse Pfützen.

Keine Frage, es ging durch eine fantastische Landschaft, auch Albanien hat seine „Todesstrasse“.

Ganz schön tief ging es in die Schlucht hinunter wo ein brausender Fluss tobte. Zwar nicht ganz so tief wie in Bolivien, aber es reicht wie die vielzahl der Kreuze am Wegesrand zeigen.

Zeitweise war ich ganz schön verunsichert, ob ich überhaupt richtig bin, denn mir wurde gesagt, der Bus nach Maliq braucht 4 Stunden.

Mir war schleierhaft, wie hier ein Bus durchkommen sollte, vor allem hatte ich schon Schwierigkeiten, wenn mir ein Jeep entgegen kam. Wie soll ein Bus ausweichen?

Bis ich dann tatsächlich einen gesehen habe. Ich glaube, mit dem Bus hier durch ist noch ein grösseres Abenteuer.

Schon am Anfang der Strecke, als ich nach dem Weg nach Maliq gefragt hatte, wurde mir gesagt, es könne ganz schön matschig werden. Das sei es doch schon die ganze Zeit, meinte ich. Ein paar Kilometer weiter, sah ich, was er meinte.

Es kann gar nie so schlimm sein, dass es nicht noch schlimmer kommen könnte. Zum Glück blieb der Matsch wenigstens nicht an den Reifen kleben.
Fahren konnte ich aber auch nicht mehr, ich habe ganz schön schlimm ausgesehen.

Mir war bald klar, bis Maliq schaffe ich es nicht mehr, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6-7 Km/h. Von Orten ist hier natürlich auch nicht die Rede. Irgendwo zelten war auch nicht möglich, wenn mal ein bisschen Grass am Fluss war, stand dieses schon unter Wasser oder man musste damit rechnen, dass es bald soweit sein würde,
Ab und zu kamen ein paar Häuser,,da wollte ich fragen.
Kurz vor Sonnenuntergang kam dann wieder ein fast verlassenes Dorf, oberhalb der Strasse, gerade noch 4 Leute wohnen hier.

Ich wollte eigentlich auf einer Wiese mein Zelt aufstellen, mir wurde aber gleich ein Zimmer in einem leer stehenden Haus zugewiesen. Hier habe ich mal wieder bereut, dass ich die Sprache nicht spreche. Nicht mal Nicken und Kopfschütteln dienen hier der Kommunikation, das wird ganz anders gedeutet.
Ich habe mich selber versorgt, was gegessen und bin eh bald eingeschlafen. Es waren zwar nur ca 48km, die hatten es aber in sich.

Wieder einmal Regen am Morgen, ich habe gewartet, bis es aufgehört hat. Ausgeruht ging es wesentlich besser weiter. Ich konnte fast alles fahren.
Allerdings ging es immer höher und je höher ich kam, desto mehr ging der Regen in Schnee über. Wieder einmal ging es an vereisten Wasserfälle vorbei, wie ich es schon kurz hinter Rheinfelden hatte.

Der ersehnte Asphalt kam dann nach ca 10km und kurz danach das erste richtige Dorf, wo sich eine Ladenbesitzerin sich sichtlich gefreut hat, dass ich es richtig genoss, wenigstens ein paar Lekks in Süsses umwandeln zu können.

Von da waren es nur noch wenige Kilometer nach Maliq, das hatte aber gereicht, dass der Regen in dicke Schneeflocken überging. Als ich in Algents Berbershop ankam, war ich tief verschneit.

Algent hat versucht, das Fahrrad notdürftig zu säubern, nachdem ich den gröbsten Schmutz schon an einem Brunnen beseitigt hatte. Ich konnte mich solange an seinem Ofen wärmen.

Es war 8.März, internationaler Frauentag, als ich in Maliq angekommen war. Am Nachmittag war in ihrer Gemeinde ein Fest für Frauen, war sehr nett, die Männer mussten draussen bleiben, durften nur rein, wenn sie etwas zu tun hatten. Es wurden kleine Theaterstücke aufgeführt, Reden gehalten und was wahrscheinlich nirgends mehr fehlen darf sind Quizspiele, a ala „Wer wird Millionär“ und Karaoke. Ich habe natürlich nicht viel verstanden.
Punkt 6Uhr war Schluss, vorbei war es mit „Frauentag“ daheim musste Algents Frau wieder in der Küche schnell das Abendessen für die ganze Familie zubereiten, die Kinder richten, Wäsche waschen etc. Ich als Gast durfte ihr nicht einmal helfen.

Der Schnee blieb zum Glück nicht liegen, so dass ich am nächsten Tag weiter konnte. Die ersten Kilometer waren sogar noch recht angenehm. Dann hat es wieder angefangen zu regnen. Ich war kurz vor der Grenze nach Griechenland, viele Grenzen scheinen in den Bergen zu liegen, auch jetzt ging es wieder hoch und ich kam wieder in ein Schneegestöber. Mein Empfang in Griechenland habe ich mir auch anders vorgestellt. Unterhalb 800m Regen darüber Schnee. Auch am nächsten Tag ging es nochmals Kräftig hoch. Leider habe ich von der schönen Landschaft sehr wenig gesehen.

Und dann kam nochmals richtig Schnee, auch auf der Strasse

War ich froh, seither zu faul gewesen zu sein und meine Reifen zu wechseln, ich fuhr immer noch mit meine Schwalbe Marathon Winter Spike Reifen.

Das war es hoffentlich mit Schnee, wieder ein paar 100m tiefer hat es geregnet und der Schnee war weg.
Nachdem ich nochmals einen ganzen Tag im Regen gefahren bin, kam in Thessaloniki an. Trotz Regen war es noch etwas angenehm, da es erstaunlich eben mit etwas Rückenwind war.
Allerdings habe ich selten ausserhalb von Australien so viele überfahrene Tiere gesehen, vor allem Hunde. Auch sieht man so, was es sonst noch für Tiere gibt, zum Beispiel Dachse und eine Art Iltis. Manche sahen so aus, als ob sie schon länger hier liegen würden.
Wenn das Wetter so schlecht ist, tröste ich mich meistens mit etwas Leckerem zum Essen. So habe ich auch hier an einer Konditorei halt gemacht und habe mir drei von den vor Zucker triefenden, türkisch-griechischen Teilen gekauft, d.h. nicht wirklich gekauft, denn als ich zahlen wollte, wollte die Dame gar kein Geld und hat sie mir geschenkt. Das erstaunt mich immer wieder, gerade hier, da es den Griechen sehr schlecht geht.

Gut gelaunt und viel früher als gedacht, kam ich in Thessaloniki an. Dass es in der Stadt ein paar ambitionierte Radfahrer gibt, sieht man an den Fahrradwegen in der Stadt und an den bunt angemalten Fahrrädern überall.

Bei zwei Radfahrern, Stelios und Antigone, konnte ich hier übernachten. Zwei volle Tage waren wir hier mit dem Fahrrad unterwegs, ich glaube ich habe fast jeden Winkel dieser reissigen Stadt gesehen, die mir ausgesrochen gut gefallen hat.
Durch enge Gässchen ging es bis zur Burg hoch,


von wo man eine fantastische Aussicht hatte


– bis es wieder angefangen hat zu regnen. Aber auch hier kam langsam die Sonne durch, dass ich nach zwei Tagen mit neuer Energie weiter fahren konnte, weiter Richtung Osten, Türkei.

my next challange

“It is not because things are difficult that we do not dare,
it is because we do not dare that things are difficult.“
Seneca

It was such a great experience the last time, I would like to do it again –

cycling around the world.

At the moment, this is my planned route.

at least the first part to the eastern end of the asian continent. Maybe this will chang again.
Countries I would like to cycle through:
Germany, Switzerland, Austria, Italy, Croatia, Montenegro, Albania, Macedonia(?), Greece, Turkey, Georgia, Azerbaidschan, Kazakhstan, Uzbekistan, Tajikistan, Kyrgyzstan, China, Russia, USA, Canada, Europe.
Getting all the visas will be a big challenge and a big amount of the budget.
Anyway, I know it will be worth again.