Am dem 2. März in Wellington hatte ich zwei Fahrradbegleiter, Alex und Martin, meine Freunde aus Australien, kamen extra für einen Monat herüber, um mit mir die Nordinsel zu befahren.
Nach einem Tag in Wellington machten wir uns auf Richtung Norden. Wieder einmal wurden war der Verkehr und das Radfahren aus der Stadt heraus weit weniger dramatisch als uns prophezeit wurde. Es waren weitgehendst breite Fahrradwege vorhanden. Bis wir dann wieder auf wunderschönen Radwegen entlang einem Fluss und dann einer ausgedienten Bahnstrecke waren. Leider sind an den Radwegen meistens Absperrungen, damit man nich mit größeren Fahrzeugen durch kommt. Mit normalen, unbepackten Fahrrädern kein Problem, mit beladenen schon
Alleine hätte ich mein ganzes Gepäck abladen müssen, mit Martin konnte ich es gerade noch so darüber heben.
Mitten im Wald hörte ich auf einmal einen Gesang. Als ich näher kam, sah ich eine Einheit des Militärs beim Haka, ein sehr imposanter, traditioneller Maori Tanz.
Auf der Südinsel wurde ich immer wieder von dem Verkehr auf der Nordinsel gewarnt. Hier ist es auch weit mehr bevölkert als im Süden. Trotzdem kann man auch hier sehr ruhige Straßen finden, auf denen mehr Schafe als Autos sind.
ansonsten war es sehr idyllisches vor sich hin radeln, auf erstaunlich guten Straßen.
Auf der Nordinsel sind zwar nicht so hohe Berge und Pässe wie auf der Südinsel, hügelig ist es trotzdem und am Ende des Tages hat man auch ganz schön viele Höhenmeter hinter sich.
Die Ortschaften sind meist so verlassen wie die Straßen. Ab und zu versuchen Künstler sie zu neuem Leben zu erwecken idem sie sie attraktiver machten. Hier in Mangaweka hat es noch nicht sehr gefruchtet.
In dem Ort sind weniger Leute als in den Schluchten darum herum
Langsam näherten wir uns dem Tongariro National Park mit den teilweisen noch aktiven Vulkane. Der Mount Ruapehu für die nächsten Tage der Mittelpunkt unserer Tour.
Eine kurze Strecke ging mal wieder auf einer alten Bahnstrecke
und immer wieder schöne Single Trails durch den Wald
Dann näherten wir uns immer mehr dem Mt Ngauruhoe, einem fast perfekten Vulkan
an der Seite hat des Vulkans hat es ganz schön geraucht. Der bekannte Tongariro Track war deswegen teilweise gesperrt.
Wir hatten die ganze Zeit wunderbarstes Wetter, nur Sonnenschein. Sehr angenehm für Radfahrer, immer unangenehmer für Bauer, vor allem mit Milchkühen.
Alles war braun und trocken, die Berge sahen aus wie alte Teddybären.
In den Flüssen gab es zum Glück noch klares, frisches Wasser.
Dann mal wieder eine Stadt, Taupo. Nicht zu übersehen, dass es eine Hochburg für Fahrradfahrer ist.
nicht nur die öffentlichen Toiletten waren dementsprechend angemalt, es gab sogar Schilder extra für Toiletten für Radfahrer.
Zwischen Taupo und Rotorua brodelt es überall
und es riecht überall nach Schwefel, so wie man sich die Hölle vorstellt.
Es ist ein komisches Gefühl, wenn man sich vorstellt, dass man nur auf einer dünnen Kruste fährt, die jederzeit aufbrechen kann
Da überall Feuerwarnungen waren, waren die Waldwege gesperrt, es war nicht leicht einen Platz zum Zelten zu finden. Schließlich fanden wir doch ein Plätzchen an einem See. Dass Zelten nicht unbedingt erlaubt war, störte niemand. Die Hundeausführer waren alle sehr freundlich.
Dann die Maori Hochburg Rotorura.
In der Innenstadt war erstaunlich wenig los. Wahrscheinlich, weil das Wetter auch nicht gut war, war es ehe depressiv.
Das Maori Dorf am Rande der Stadt war ganz nett
Dann wieder ans Meer, in ein kleines Dorf namens Maketu. Hier fanden wir einen kleinen Campingplatz auf einer Landzunge.
Der Besitzer scheint ein Herz für Radfahrer zu haben. Er ließ und tatsächlich umsonst hier zelten. Wie war das schön ruhig und idyllisch. Ganz im Gegensatz zu dem nächsten Ort, Mt Mauganui.
Die Gegend hier wird auch die Goldküste von Neuseeland genannt, sehr dicht besiedelt und teuer. Steve, den ich den ich auf der Südinsel am lake Te Anau mit seinem Sohn traf, kam mit seiner Frau vorbei. Sie haben mich tatsächlich dazu gebracht, am Abend noch mit ihnen auf den Berg zu kraxeln.
Keiner von uns wollte wirklich hier bleiben, darum schnell weiter. Leider hauptsächlich auf dem Highway 2. Wirklich nicht sehr angenehm zwischen Tauranga und Auckland. Die Straßen sind zu schmal, die Lastwagen streifen einen beinahe, wenn sie überholen. Kein Wunder, dass fast jedes Wochenende ein Radfahrer ums Leben kommt. Wir haben überlebt. Am Abend hatten wir sogar richtig Glück, wir wurden von einem Kiwi-Bauern eingeladen, auf seiner Farm zu übernachten.
Das ist das richtige Neuseeland Feeling, unter den dicht mit Kiwis voll hängenden Sträuchern zu zelten. Am nächsten Tag lernten wir noch einiges ueber die verschiedenen Kiwisorten, Anbauarten, Krankheiten etc. Die Kiwis werden hier noch nicht ganz reif geerntet und werden dann nach Europa verschifft.
Auf dem Hauraki Railtrail wurde es endlich wieder ruhiger und streckenweise wunderschön durch die Karangahake Gorge, bis nach Thames, dem Tor zur Coromandel Halbinsel.
Vor 9 Jahren hat es mir dafür die Zeit nicht mehr gereicht, deswegen war ich ganz froh, das Alex und Martin auch dorthin wollten. Es war dann auch wunderschön. Zuerst ging es am Meer entlang, auf der anderen Seite Felsen. Danach wurde es bergiger.
Und dann wieder runter nach Coromandel Town..
Hier ist es nicht nur landschaftlich sehr schön, sondern man sieht auf einmal Vögel, nicht nur an den Hauswänden. Im Vergleich zu Australien gibt es in Neuseeland kaum mehr wilde Tiere, auch kaum Vögel, nur Possums, die irgendwann mal eingeführt worden sind, sich verheerend vermehren und alles zerstören. Deswegen wir Gift ausgelegt, was leider nicht nur die Possums tötet. Hier anscheinend nicht.
In einer kleinen Buchten fanden wir ein fantastisches Plätzchen zum Zelten. Da es die ganze Zeit so warm war, war sogar hier das Wasser sehr angenehm zum Schwimmen
Ganz am Ende der Coromandel ging nur ein Wander/Mountainbike weg weiter. Am Anfang war ein Schild:“Nur für fitte Radfahrer, rutschig wenn nass (es hat genieselt), nicht empfehlenswert für beladene Fahrräder“ Egal, ich drehte jetzt nicht mehr um.
Was dann kam war teilweise sehr schön , aber auch sehr hart, sehr steil, streckenweise musste mir geholfen werden, mein Fahrrad hoch zu schieben. Wir waren alle ganz schön fertig, aber glücklich als wir die 10km hinter uns hatten noch ein paar Kilometer weiter und es kam wieder ein kleiner Zeltplatz.
Als wir am nächsten Tag zurück in Coromandel Town waren, war alles voll alter Autos.Es war eine internationale Rallye, mit lauter alten amerikanischen Autos. Auch die Insassen waren im Stil der 20er Jahre gekleidet.
Für Alex und Martin ging langsam ihre Zeit zu Ende. Sie wollten in Coromandel Town bleiben noch ein paar Tage ausruhen und dann mit der Faehre direkt nach Auckland. Ich wollte lieber mit dem Fahrrad noch den letzten Teil der Halbinsel erkunden und weiter bis Auckland fahren. Also verabschiedeten wir uns und hofften, uns noch in Auckland zu sehen.
Es war für mich nicht immer einfach, auf einmal mit zwei anderen unterwegs zu sein, Am Anfang hatte ich es noch genossen, dass jemand anderes manche Entscheidungen für mich übernimmt. Dann wollte ich wieder nach meiner Lust und Laune fahren. Trotzdem, für mich war es nett, mit den zwei zusammen gewesen zu sein, es war dann aber auch OK, dass ich alleine wieder weiter gefahren bin.
Zuerst ging es wieder auf die andere Seite der Halbinsel,
und an ein paar Maori-Siedlungen vorbei
Inzwischen waren Osterferien in den Schulen. Auch wenn es nur ein paar Tage waren, nutzten es viele Familie für einen Kurzurlaub. Die kleinen Campingplätze überhaupt um Auckland herum waren total überfüllt.
Um auch etwas von Ostern zu haben, genoss ich einen Rübli Kuchen in einer wunderschönen Bucht.
bevor ich mich auf den nun absolut leeren Straßen nach Auckland hinein fuhr.
Hier hatte ich zum Glück über Ostern wieder in Warm Shower. Am Samstag habe ich mich ein wenig in der Stadt umgeschaut und da überhaupt kein Verkehr am Karfreitag war, wollte ich am Ostersonntag wieder weiter, bevor am Ostermontag alle wieder zurück kommen.
Eigentlich wollte ich die Westküste bis ganz nach Norden, Cape Reinga, fahren, gab es aber bald auf. Ich wurde langsam müde und musste in 10 Tagen oder so wieder in Auckland zurück sein. Warum dann den ganzen Stress.
Geruhsam fuhr ich nach Dargaville, dem Hauptanbaugebiet der Süßkartoffel. Es war gerade Ernte. Unglaublich wie es hier von deutschen Jugendlichen wimmelten, die als Erntehelfer arbeiten.
Weiter nördlich sind Kauri Wälder. Die Bäume sind nun geschützt, nachdem sie jahrelang abgeholzt wurden. Dennoch gibt es Kauri-Holz Möbel und Schnitzereien teuer zu kaufen. Das Holz stammt aus bis zu 40000 Jahren alten Stämmen, die im Sumpf luftdicht verpackt versunken waren.
Mir wurde erzählt, dass es bald mit den Kauri Schnitzereien in Neuseeland vorbei sein wird, da Chinesen die Stämme für Millionen von Dollars aufkaufen.
Mitten im Wald steht groß und mächtig der „Herr des des Waldes“ Tane Mahuta
Hier auf meinem winzigen Bildschirm kann man sich das gar nicht so vorstellen wie riesig der größte (51,5m) und wahrscheinlich älteste (ca 2000 Jahre) Baum in Neuseeland ist. Wie an so manchen Orten kann man auch hier fühlen, dass es ein sakraler Ort ist.
Am Hokianga Harbor war ich weit genug in den Norden gefahren und bog Richtung Osten ab.
Auf der Suche nach einem Platz, wo ich mein Zelt aufstellen konnte, fand ich mal wieder heiße Quellen. Eigentlich nichts besonderes in Neuseeland. Die Ngawha Springs, so bescheiden abseits gelegen, sind es doch speziell. In sehr einfachen Becken befindet sich unterschiedlich temperiertes Wasser. Durch den Lehmboden steigen Blubberblasen auf. Es sind sehr viele Mineralien in dem Wasser. Selten habe ich mich danach so gut gefühlt wie hier.
Dabei war kaum etwas los, nur ein vielleicht 4 Leute dort, noch ein richtiger Insider Tipp.
Auf der weiteren Strecke wollte ich wieder mal auf einen Railtrail. Der war nicht nur noch nicht ganz fertig gestellt, es sah auch nicht so aus, als ob er je fertig gestellt werden würde. Überall hingen Schilder, dass die Anwohner, meist Maoris, keinen Radweg durch ihr Land haben wollen. So etwas ist mir noch nie begegnet und ich verstand es überhaupt nicht und fühlte mich absolut unwohl.
Dann kam noch eine Überraschung. Hat doch da tatsächlich Hundertwasser in dem kleinen Ort Kawakawa eine öffentliche Toilette gebaut.
Welch ein Glück für die Gemeinde solch eine Touristenattraktion zu haben. Die meisten Ortschaften in dieser Gegend sehen so aus, als ob sie nicht mehr lange existieren. Hundertwasser hat hier den Leuten durch die Touristen ein Einkommen gesichert.
Auch an anderen Häusern fand man Nachahmer.
Auf der Fähre auf eine Halbinsel der Bay of Islands wurde ich von einer Frau, Katy, angesprochen. Sie lud mich sofort zu sich ein. Mit ihrem Mann bewohnt sie ein Traum von einem Haus hoch über einer Bucht mit wunderbarem Blick durch die weiter Fensterfront
Wirklich sehr nett. Auch am nächsten Tag hatte ich wieder sehr Glück. Nach längerem Suchen fand ich ein Bauernhaus und fragte, ob es ein Platz gäbe, wo ich mein Zelt aufstellen konnte.
Gleich wurde ich freundlich herein gebeten und jeder lachte schon. Anscheinend war ich nicht die erste Deutsche Radlerin, die hier gelandet ist. Der Besitzer ist deutsch stämmig und mit einer Neuseeländerin verheiratet.
Ich war auch sonst nicht die einzige Deutsche. Auf einem tauchte Jens auf, den ich auf der Coromandel getroffen hatte. Ich hatte keine Ahnung, dass er hier bei seinen Freunden seine letzten Tage auf Neuseeland verbringen wollte. So hatten wir nicht nur ein sehr experimentelles Abendessen mit Esskastanien und Rehfleisch, sondern auch prima Unterhaltung und viel Spaß
Es viel mir nicht leicht, die drei am nächsten Morgen hier an ihrem Häuschen sitzen zu lassen und weiter meiner Wege zu ziehen.
Weit hatte ich es nicht, nur nach Whangarei.
Welch ein ausgesprochen nettes Städtchen auf einmal. Hier konnte ich eine Nacht bei Paul und seiner Familie verbringen. Wir besprachen meine Weiterfahrt. Es war mal wieder etwas Wasser im Weg. Es gibt hier anscheinend keine Fähren. Komisch, obwohl beide Ufer bevölkert sind.
Auf einmal meinte Paul, er habe ein Segelboot, da müsse er eh etwas richten, er könne mich übersetzen. Welch Freude, das ersparte mir einige Kilometer auf dem Highway. Schnell war mein Gepäck in der Kajüte verstaut und das Fahrrad an Deck angebunden. Leider war das Wetter nicht allzu gut und der Wind praktisch nicht vorhanden.
So sind wir mit dem kleinen Motor langsam über die Bucht getuckert.
Dann waren es nur noch 2 1/2 Tage an der Küste, an Flüssen und über Berge, bis ich die Radwege von Auckland wieder erreichte.
Am 12. April ging mein Flieger zurück nach Australien.
Neuseeland hat sich die ganzen drei Monate von seiner besten Seite gezeigt und meine Meinung über das Land hat sich total gewandelt. Es war das Beste was ich hatte machen können, in Queensland hat es während den 3 Monaten nur geregnet.
Das nächste Mal mehr, wie es in Australien, jetzt wirklich mit Fahrrad, weiterging.