Durch Südbrasilien an die die Küste

Gut erholt bin ich in Foz do Iguazu gestartet. Das war auch ganz gut so. Die nächsten 800km waren ganz schön hart. Ich bin dem Rat der Radfahrer aus Foz und Curitiba gefolgt und bin auf der RN 277 Richtung Küste gefahren.

Der erste Tag war ein Sonntag, in sofern vom Verkehr her OK, nicht so viele Lastwagen, auch am Montag war es noch angenehm. Überall in Brasilien war es hervorragend, dass ich nie Probleme hatte einen Platz zum Zelten zu finden,

DSC08518Die Leute liessen mich neben Kirchen, an Hotels natürlich auch Tankstellen zelten.

Zwischen Foz und Curitiba gab es nicht viele grössere Städte, dafür viele Kolonien, von Polen, wie die Kirche oben, Ukraine, Deutschland natürlich auch. Und viele Hügel !
DSC08526Nur ein kleines Gebiet gehörte den Eingeborenen.
DSC08530Am Strassenrand verkauften sie ihre waren, dahinter standen ihre Holzhütten. Das und die vielen bunten Schmetterlinge waren
DSC08535waren eine nette Abwechslung auf der Strecke. Ansonsten war es ein ständiges Auf und Ab. Ohne wirklich einen Berg erklommen zu haben, bin ich täglich mindestens 1500 Höhenmeter gefahren.
DSC08541So etwas mag ich einfach nicht. In Paraguay waren es bei weitem nicht so schlimm. Auch wenn man es auf den Fotos nicht so sieht, der Verkehr war an den Werktagen schrecklich! Viele Lastwagen bringen über diese Strecke die Ernteprodukte zum Hafen. Der Hauptgrund warum die Radfahrer die Strasse trotzdem so mögen, ist, sie hat fast durchgehend einen breiten Seitenstreifen und ist deswegen sehr sicher. Das ewige Auf und Ab und der Lärm des Verkehres machte mir ganz schön zu schaffen und ich fragte mich, warum ich mir das antue. Es dauerte ein paar Tage bis ich endlich eine Landkarte fand. Sonst hätte ich mir schnell eine Alternative gesucht. Auch weil mir in Foz gesagt wurde, die anderen Strassen wären viel zu gefährlich, blieb ich auf der Strecke.

In Deutschland wäre es nicht erlaubt, auf solchen Strassen Fahrrad zu fahren.

DSC08558Hier in Brasilien wird sogar auf Radfahrer aufmerksam gemacht. Es war Sonntag als ich nach Curitiba kam. Und es gab einige Radfahrer auf der Strecke. Als ob wirklich das die einzige Strasse wäre, wo man neben dem starken Verkehr Radfahren kann.

Curitiba war dann ein wahre Überraschung und ich war dann ganz froh, dass ich es so lange auf der RN277 ausgehalten habe, sonst hätte ich diese fantastische Stadt verpasst.

DSC08561Mitten in der Stadt waren Strassen für Autos gesperrt, entweder mit dem eigenen oder geliehenen Fahrrad konnte man die Runde ziehen. Ich habe extra nachgefragt, anscheinend findet es jeden Sonntag statt.

Die Fahrradkultur und -propaganda zieht sich durch die ganze Stadt.

DSC08591Vom 13. bis 16. Februar war  hier da 3. Forum Mundial da Bicicleta. Wieder einmal was verpasst.

DSC08581Dieses fantastische Wandbild ist von Mona Caron aus San Fransisco.

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Von wem dieses Wandbild ist, weiss ich nicht.

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Und überall hin noch dieser blaue Elefant, das Plakat für das Forum.

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Es gibt nicht nur Fahrradkultur in der Stadt, es gibt auch das Oscar Niemayer Museum.

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Selten habe ich ein Museum gesehen, das so von der Bevölkerung genutzt wird. Die Anlagen drum herum laden besonders an einem schönen Sonntag dazu ein.
DSC08595Auch die Innenstadt hat ausser der Universität noch einiges zu bieten.

DSC08605Im 18./19. Jh wurde diese Stadt von den Portugiesen gegründet.
DSC08612Es kamen bald Einwanderer aus anderen europäischen Ländern, die sich vor allem in Kolonien ausserhalb der Stadt niedergelassen haben. Man sieht aber auch deren Auswirkung im Zentrum.
DSC08610Ich kann nicht behaupten, dass das Schild bei mir heimatliche Gefühle geweckt wurden.
In dieser Stadt hätte ich gut noch einige Zeit verbringen können. Da noch einige Kilometer vor mir liegen, bis ich im April nach Europa fliege, zog ich doch weiter.
DSC08622Curitiba liegt auf ca 900m, einer Hochebene, d.h. zum Meer musste es einige Meter nach unten gehen. Nach ein paar weiteren Auf und Abs, war es dann soweit. 14km nur runter. Es hätte sehr schön sein können, wenn der Verkehr nicht so stark gewesen wäre. Ich konnte allerdings froh sein, dass ich nicht in die andere Richtung gefahren bin. Ein Lastwagen nach dem anderen stand mehr, als dass er fuhr, den Berg hoch. Den Berg hinunter ging es mit dem Atmen noch. Berg hoch wäre eine Katastrophe gewesen.

Es müssen einige Unfälle immer sein. immer wieder kommen „Service Stations“ da steht ein Krankenwagen, ein Fahrer, eine Krankenschwester und ein Arzt immer bereit und warten, bis was passiert. Man bekommt auch richtiges Trinkwasser und meistens sind sie sehr nett, freuen sich über eine Abwechslung, wenn ich daher gefahren komme. Von denen habe ich erfahren, dass nicht mehr sehr viel weiter, eine deutsche Kolonie kommt, wo ich sicher zelten kann.

Die Kolonie war schnell gefunden, sie war mit „Grüner Wald“ ausgeschildert. Obwohl einiges auf Deutsch angeschrieben war, traf ich zuerst auf zwei Jungs, die konnten kein Wort Deutsch. Ich fuhr ein Stück weiter, fand dann eine Frau, ungefähr in meinem Alter, die sprach noch sehr gut Deutsch. Zuerst war sie ein bisschen zurückhaltend, dann hatte ich das Gefühl, sie freut sich, dass sie jemand hat, mit dem sie Deutsch sprechen konnte, sie erzählte und erzählte. Zum Beispiel, dass daheim nur Deutsch gesprochen wurde und als sie in die Schule kam, waren 7 deutsche Kinder in der Klasse, die konnten keine Wort portugiesisch. Da musste man sich arrangieren und schauen, wie man die Sprache lernt. Ihr Mann ist Brasilianer, ihr Sohn spricht kein Deutsch mehr.

DSC08628In der Scheune konnte ich mein Zelt aufbauen, wunderbar geschützt vor Wind und Regen. Sie meinten zwar sie würden um 4 Uhr morgens anfangen zu melken, ich wusste, das werde ich nur am Rande mitbekommen und selig weiterschlafen. Sie melken noch von Hand.

Dann ging es richtig zur Sache, was den Verkehr anbetraf. Am Meer entlang war es zwar eben, aber die Bevölkerungsdichte immens, und Container-Hafen liegen eigentlich auch immer am Meer,
DSC08653Alles was man sonst auf Strassen sieht, voran „Hamburg Süd“ und „Maersk“ ist hier noch gestapelt.
DSC08654Nichts zog mich nach Florianapolis, eine mit Brücken verbundene Insel. Durch die Hochhäuser wollte ich nicht durch. Das erste mal seit wahrscheinlich Australien, dass ich sie so geballt gesehen habe.
DSC08666Ein „Radler“ sah ich leider nur auf dem Plakat. Wenn ich eines wollte, musste ich es mir schon selber mixen. Auch nicht schlimm.

Dann traf ich Sander in Ararangua, ein Fahrradfahrer mit den gleichen Interessen. Der konnte mir nicht nur genau sagen, wo man schöne ruhige Strassen findet, sondern auch wo man gut zelten kann.
DSC08688Zum Baden war es leider zu frisch. Es wurde Herbst hier mit richtig schönen Winden, zum Glück meist von Norden. Wenn vom Süden, dann hatte man wirklich Pech, dann kam er nicht nur von vorne, sondern war auch ganz schön kalt.DSC08702Durch den „Grünen Tunnel“ ging es etwas weg vom Meer auf eine Landzunge. Die Bäume der Allee waren oben fast zusammengewachsen.

Kaum hatte ich gedacht, jetzt wird es langsam Zeit, dass ich wieder Radfahrer treffen, mit denen ich ein Stück fahren kann, sassen Erika (Argentinien) und Alanderson (Brasilien) am Strassenrand mit Angelus, einem deutschen Motorradfahrer.

DSC08709Nach einem sehr netten und informativen Abend mit gemeinsamen Zelten, fuhren wir drei Radler gemeinsam weiter und Angelus ein bisschen schneller.
DSC08716Das war dann fast wie Urlaub auf den netten kleinen Strassen, kaum Verkehr
DSC08719und die kleinen alten portugiesischen Dörfer.
DSC08730Mit den zweien war es richtig nett, auch wenn nicht immer die Sonne gescheint hat,
DSC08737Es wir fanden immer nette Plätze zum Zelten, wie hier neben der alten Kirche
DSC08739direkt an einer Lagune.
DSC08754Am 2. April erreichten wir die Grenze zu Uruguay. Wie es danach weiter ging, das nächste Mal.