Bevor man die Flinder Ranges so richtig genießen kann, muss man sie zuerst mal erklimmen. Mit Rückenwind durch die Parachilna Gorge, überhaupt kein Problem.
Es war nur Schotterpiste, aber gut zu fahren. Am Sonntag waren eigentlich hauptsächlich Motorradfahrer unterwegs. Der letzte Anstieg nach Blinman war dann richtig heftig. Der Ort ist auch auf der Landkarte größer als in Wirklichkeit.
Vielleicht fünf Häuser auf jeder Seite, nur „Heritage-“ Museen, Hotel und das teuerste WiFi aller Zeiten:
10 Dollar für 30 min, in den Büchereien und Roadhäuser zuvor war es gratis. Vielleicht wollen die einfach, dass man sich unterhält und nicht jeder für sich facebooked, skyped, twittered oder sonst was. Wäre dann direkt gut. Leider ist das hier nicht der Fall.
In Blinman ist der Anfang des Mawson Trails, dem Fahrradweg in South Australia. Da mich in dem Ort nichts hielt, bin ich gleich weiter.
Es war einfach fantastisch, der krasse Gegensatz zum Birdsville Track, grün, bergig und Ruhe, vorbei an der „Great Wall“ von China.
Allerdings ganz natürlich, nicht „made in China“.
Der Mawson trail geht größtenteils auf Wegen, die für sonstigen Verkehr gesperrt sind. Auf dem „Fire-track“ war dann absolute Ruhe und ich kam mir vor wie auf dem Dach der Welt. Wenn mir hier etwas passiert wäre, hätte mich so schnell niemand gefunden. Das Wetter lockt noch nicht viele Radfahrer hervor, nur die Tierwelt. Noch nie habe ich so viele Emus gesehen.
Und die Kängurus waren mindestens doppelt so gross wie sonst, größer als ich und rotbraun. Eines kam gerade vor mir aus dem Busch über den Weg gesprungen. Ich haette ganz schön demoliert ausgesehen, wenn es mich erwischt hätte. Normalerweise ist es anders herum. Im Gegensatz zu mir scheinen die nicht zu frieren, ueber all den Bergen war es furchtbar kalt.
die Bungeroo Gorge war noch voller Wasser, sehr unangenehm.
Auf dem Waldweg wurde es mir dann wieder wärmer.
Es ging ständig durch kleine Bäche, nur 1-2 Meter runter, dann absteigen und hoch schieben. Es war nur Geröll, nicht zum Durchfahren.
Es war noch früher Nachmittag als in nach Wilpena Point kam, wieder kein Ort, wie meine Landkarte hätte vermuten lassen können, sondern einfach nur ein Ressort. Mir war alles egal, ich wollte nur eine heiße Dusche und beschloss einfach hier zu zelten. Die habe ich dann reichlich genossen.
Am nächsten Tag waren es dann gerade mal 0 Grad, der Himmel war klar, ich konnte hoffen, dass es bald wärmer wird.
Auch hier gibt es einen Old Telegraph Track, aber nicht für den öffentlichen Verkehr offen und somit in einem weit besseren Zustand
Es ging praktisch fast um die kreisförmige Felsformation des Wilpena Pounds herum, mit einem Durchmesser von ca 8 km.
Der Mawson Trail geht wirklich im Zickzack über die Flinder Ranges. Wie so oft war ich schneller als geplant und hatte noch viel Zeit bis ich in Sydney sein wollte. Ich hatte es absolut nicht eilig und konnte den Trail richtig genießen. Wie werde ich diese Abgeschiedenheit vermissen. Am Abend konnte ich mein Zelt einfach irgendwo aufstellen, der Trail war meistens fern von der Zivilisation unter Vollmond über den Flinder Ranges
Am nächsten Morgen beobachtete ich direkt vom Zelt aus einen knall orangefarbenen Monduntergang. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.
Mein letzter Tag auf dem Mawson Trail war nochmals recht happig, aber auch wunderschön, meist durch privates Farmland.
Das schlimmste Stück war das Geröll hoch. Der Besitzer sah mich daher radeln und meinte ich hätte mich verfahren. Nachdem ich ihm sagte, ich folge dem Mawson Trail, hatte er mich schon vor dem Stück gewarnt. Es war dann gar nicht so schlimm. Ich konnte mein Fahrrad mit Gepäck hoch schieben. Ich war froh, dass es danach nicht genau so wieder runter ging, sondern auf einem wesentlich besseren Weg auf einer Hochfläche bleib. Der einzige Ort, den man auch als solchen bezeichnen kann ist Hawker. Er hat zwar nicht wirklich Lebensmittelläden, das Nötigste bekommt man an der Tankstelle, dafür sind die Leute sehr freundlich. Und es gibt auch eine Community Library, wo man um sonst ins Internet kann. Nicht nur das, es ist in den Räumen auch schön ruhig und warm. Es fällt schwer weiter zu ziehen.
Der Wind kam von Südwest. Im Süden ist die Antarktis, der Wind ist dementsprechend kalt. Solange ich nach Osten fuhr, ging es noch. Nach der Kurve nach Süden, war es sehr unangenehm. Ich war froh, dass ich in dem kleinen Ort Cradock ein Schild sah, dass man am Hotel gratis kampieren kann, sogar mit Zelt.
Die Frau war sehr nett und hatte in der Bar ein offenes Feuer.
Der Mawson Trail geht weiter mehr Richtung Südosten, ich wollte weiter nach Westen, darum „See you, Mawson Trail!“ Das war gerade richtig, denn es fing an zu regnen. Bei Nässe wollte ich wirklich nicht mehr auf dem Trail sein.
Auf kleinen, ruhigen Straßen ging es weiter nach Broken Hill. Die kleinen, geteerten Straßen sind viel weniger befahren als so manche bekannte Tracks.
Als ich endlich durch die erste „Stadt“ kam, Peterborough, war alles still gelegt. Ein Lastwagen ist in ein Stromleitungsmast gefahren und hat die ganze Stromversorgung der Stadt lahm gelegt. Manchmal bin ich wirklich über den Zustand von Australien erstaunt. Es war immer noch furchtbar kalt. keine Heizung funktionierte. Der Supermarkt und die Tankstelle hatten ihre eigenen Generatoren und waren somit so ziemlich das einzige, was offen war.
Peterborough war früher deutsch und hieß Petersburg. Wie die meisten deutschen Orte erhielt auch dieser nach dem 1. Weltkrieg einen englischen Namen.
Auf einem Rastplatz sah ich einen relative neuen Toyota Prada, der eine unangenehme Begegnung mit einem Känguru hatte.
Deswegen fahren die meisten hier mit Bullhorn, extra Gestänge um die Frontpartie. Ich möchte nicht wissen, wie ich ausgesehen hätte, wenn ich die Begegnung gehabt hätte.
Meine Strecke ging der Indian Pacific Bahnlinie von Sydney nach Perth entlang. Da die meisten Australier das Fliegen bevorzugen, was anscheinend auch wesentlich billiger ist, wusste ich gar nicht, dass es auch einige Passagierzüge gibt. Viele sind es nicht, darum ist es wunderbar hinter den Bahnschienen zu zelten.
Fernab der Straße, kein Licht kommt durch und ist auf kleinen Servicestraßen leicht zu erreichen.
Nach ein paar Hügel kam ich an die Grenze South Australia und New South Wales.
Cockburn hatte die gleiche Ausstattung wie alle anderen Orte auf der Strecke: Rastplatz Hotel/Pub, Tankstelle. An diesem schönen Sonntag waren einige Motorradfahrer unterwegs.
Ich genoss es einfach wieder in der Sonne zu sitzen und mich zu unterhalten. Ich war gewohnt, dass man bei jeder Staatengrenze in Australien die Uhr umstellen muss. Da ich nie sicher bin in welche Richtung und wie viel, es gibt auch 30min Zeitunterschied, fragte ich, wie spät es hier ist. Die Antwort erstaunte mich schon gar nicht mehr. Broken Hill, obwohl einige Kilometer in New South Wales, hat noch South Australien Zeit, da es näher an Adelaide als Sydney ist. Die Zeitgrenze ist erst nach Broken Hill. Es wäre ja zu einfach gewesen, wenn an der Grenze schon die Zeitumstellung gewesen wäre.
Schon von Weitem habe ich gesehen, warum Broken Hill, Broken Hill heißt. Es sieht aus wie ein abgebrochener Berg. Wie fast überall, wo es Orte gibt, gibt es auch hier Minen. Hier sind es hauptsächlich Eisenerz und Silberminen.
Eines der Wahrzeichen der Stadt ein Schachtturm, oder wie man immer das nennt.
Für mich war es hier wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Zwei Päckchen warteten auf der Post auf mich. Zum einen ein neues Kindle und dann hat mir Pete (Townsville/Mt Isa) sein altes Blackberry geschickt. Yeappieh! Mein altes Handy hat schon vor dem Bad im Norden Queensland nicht richtig funktioniert. Das Kindle kannte ich schon, ich musste es nur synchronisieren. Das Blackberry entpuppte sich als wunderbares Spielzeug, mit dem ich sehr viel Zeit verbracht hatte, bis ich es richtig aufgesetzt hatte. Da ich außerdem sehr viel Zeit mit Blog schreiben verbrachte, waren die Tage in Broken Hill sehr erholsam.
Bevor ich weiter zog, zeigte mir Camille, die ältere Dame, bei der ich wohnte, noch die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Zum einen ist da der Skulptur Berg.
1993 haben sich hier Künstler von Syrien, Damaskus, Georgien, Mexiko, und Bathurst Inseln (Australien) zusammengefunden, um 12 total verschiedene Kunstwerke zu kreieren.
Jedes erzählt seine Geschichte, je nach Land und Herkunft.
Das alles hoch über Broken Hill. So mitten im Nichts hätte man das nicht erwartet.
Auf der anderen Seite des Ortes ist das Miners Memorial, eine Gedenkstätte für alle Minenarbeiter, die hier ihr Leben gelassen haben. Beruhigend, dass es von Jahr zu Jahr weniger wurden.
Daneben gleich das Broken Earth Café & Restaurant mit einer spektakulären Sicht über die Stadt. Ein anderes „must see“ in dem Ort ist das Palace Hotel.
Nachdem Mario, der ehemalige Besitzer eine Kopie der Botticelli’s Venus an die Decke gemalt hat, malte ein Aborigine den Rest der Wände, hauptsächlich mit Naturmotiven und viel Wasser. So verwandelte sich das Hotel in den nächsten Jahren in ein Kunstwerk.
Auch in Drink in der Abendstimmung auf dem Balkon ist ein Genuss.
Für mich hieß es dann wieder Abschied nehmen und weiter ging es auf einer kleinen Straße Richtung Südosten. Um Broken Hill ist wirklich nur Buschland, so war es sehr schön und ruhig und inzwischen war es auch wieder wesentlich wärmer.
Ein paar Witzbolde haben am Straßenrand ein Café eingerichtet.
Es sah so aus, als ob jeder etwas hinterlässt. Ich habe die Kaffeetassen mit Bonbons gefüllt.
Da es einigen Regen hier gab, erfreute sich jeder an den Wildblumen. Trotzdem war ich erstaunt am Wegessrand auf einem die „Dessertpeas“ Wüstenbohnen zu sehen.
Manche Leute fahren dafür kilometerweit. Es ist halt doch sehr von Vorteil, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist.
Mein erstes Ziel war Menindee und der Nationalpark drum herum.
Ich dachte mir, wenn es mir dort gefällt, bleibe ich,
Und es hat mir gut gefallen und bekam auch gleich eine Einladung, auf einem privaten Grundstück zu zelten.
Als ich auf „Casual Downs“ angekommen bin, wurde ich gleich herzlich empfangen.
Mit zelten war nix, Cheky und Doug bestanden darauf, dass ich mal wieder in einem richtigen Bett in einem der Wohnwagen schlafe. Dieses Grundstück war weit besser ausgestattet, als ich vermutet hatte. Neben den Besitzern, war noch ein befreundetes Paar, Keith und Helen und Sohn mit Familie übers Wochenende dort . Genug Leute um ein großes australisches Frühstück, Eier, Speck, Tomaten, auf dem BBQ zu machen.
Ich bleibe lieber bei meinem Müsli.
Menindee ist die älteste Stadt am Darling River, einer der längsten Flüsse in Australien. Das Wasser war sehr trüb, einerseits wurde mir gesagt, es käme von dem Baumwollanbau und andererseits von den vielen Karpfen, die den ganzen Schlamm aufwühlen.Wie dem auch sei, mir war nicht nach schwimmen. Bei dem Angelwettbewerb wurden einige Fische gefangen, hauptsächlich natürlich Karpfen und Barsche. Der kleine Enkel war machte auch einen großen Fang.
Ich war verwundert, dass die Karpfen nicht gegessen werden. Sie haben zu viele Gräten und sind von der Struktur des Fleisches nicht gut.
Neben dem Angeln gab es noch einen Wettbewerb im Campoven kochen. Stundenlang garte das Fleisch und Gemüse in einem speziellen Topf direkt im Feuer.
Was am Schluss am besten schmeckt, hat gewonnen.
Dann wurde ich auf eine Tour in der Gegend genommen, es gibt 5 oder 7 große Seen und dementsprechend auch viele Wasservögel.
Unmengen von Pelikane,
die am Wehr darauf warten, bis ein Fisch heraus kommt.
Hier habe ich auch das erste Mal bewusst Pfefferbäume gesehen.
Die roten Körner hätte man direkt ernten können.
Dann noch eine Flosstour auf dem Fluss,
um das ganze von der Wasserseite aus zu sehen.
Neben den Vögeln ist es immer wieder faszinierend die Wurzelstrukturen zu sehen.
Für mich ging es auf unbefestigten Straßen weiter Richtung Westen. Der Anfang war noch sehr angenehm zu fahren. Obwohl es eine sehr abgelegene Gegend ist, gibt es trotzdem ein Postbote, der die Post an die entlegenen Stations (Bauernhäuser) bringt. 400km fährt der Arme pro Tag. Wahrscheinlich hat er nur paar Häuser anzufahren. Für mich hatte er auf seinem Hin- und Rückweg eine Coladose übrig. Das war besonders nett, da die andere Ortschaft 200km entfernt war.
Laut meiner Karte hätte es einen Ort, Darnick, dazwischen geben sollen, wo ich Wasser hätte bekommen sollen. Es gab sogar ein Ortsschild, aber wo bitte ist das Dorf? Es gab einen Bahnübergang und dahinter ein Haus. Da es Regenwassertanks hatte, fuhr ich hin, es war der „Gun-Club“. Kein Mensch weit und breit. Auch hörte ich kein Schießen. Also bin ich auf das Grundstück und habe alles nach einem Wasserhahn durchsucht, der nicht abgestellt war. Wurde sogar fündig und dachte mir, dass der Club sicherlich nichts dagegen hat, wenn ich meine Flaschen auffülle. Das Gelände und die Einrichtungen sahen gut aus, auch so, als ob sie benutzt werden würden. Aber von wem? Es wohnt doch hier kaum jemand im Umkreis von 100km, nur ein paar Farmhäuser!
Danach wurde die Straße immer schlechte, bis ich mich mal wieder durch den Sand kämpfen musste.
Es war dann nicht mehr weit bis Ivanhoe. Auch kein florierender Ort. Trotzdem hatte es ein Informationszentrum und ein Gemischtwarengeschäft. Mich wunderte schon gar nicht mehr, dass auch hier deutsche, junge Backpacker arbeiteten. Früher habe ich sie nur in größeren Städte angetroffen, nicht jeder, der mit dem „Travell and Work“ Visum nach Australien kam, fand dort auch Arbeit. Mittlerweile gibt es kein Pub, Laden, Roadhouse, so abgelegen es auch ist, wo man keinen Deutschen oder Holländer antrifft. Nur mit der billigen Arbeitskraft können manche überhaupt bestehen. Asiaten trifft man eher als Erntehelfer.
Nachdem ich mich lange mit den netten Damen vom Tourist Info unterhalten und genug Infos hatte, hielt mich nichts mehr in der Stadt. Weit außerhalb fand ich an einem leeren Stausee mit Bohrturm, der so typisch für Australien ist, einen netten Platz zum Zelten.
Wenn man über die gefährlichen Tiere in Australien spricht, vergisst man leicht dieses kleine, fast unscheinbare Tier.
Der Skorpion befand sich unter meinem Zelt, auf der Zeltplane. Nachdem mir diese sehr häufig in China begegnet sind, schockieren sie mich eher weniger. Sie sind auch nicht tödlich, tun nur weh. Trotzdem war ich froh, dass ich es noch gesehen hatte, bevor es mich stechen konnte. Auch ein Zeichen, wie trocken hier die Gegend ist.
Dank des Rückenwindes habe ich schnell Messgiel erreicht, wo ich wieder meine Flaschen nachfüllen konnte. Es war ehemals ein normaler Ort mit Post, Schule, Krankenhaus, Pub, Hotel, halt alles was ein Ort so hat. Dann kam Anfang des 20. Jh. zuerst die Dürre, dann Typhus und dann wurde die Bahnlinie durch Ivanhoe verlegt. Niemand wollte mehr in Messgiel bleiben. Das einzige Gebäude, das noch steht, ist die ehemalige Post. Darin wohnt eine alte Frau,
sehr nett, hat mich nicht nur gut mit Wasser versorgt sondern konnte mir auch viel über den Ort erzählen.
Sie wird aber auch nicht mehr lange hier bleiben. Wo bekommt man dann Wasser?
Wie gehabt ging es weiter auf den beinahe endlosen, ebenen, geraden Straßen.
bis mich ein Auto überholte, anhielt und ein älterer, magerer Mann ausstieg. Zuerst reichte er mir eine Banane. Schon einmal ein sehr gutes Zeichen, er muss die Bedürfnisse von Radfahrern kennen. Und wie es sich herausstellte, hat er selbst erst vor ein paar Jahren das Radreisen angefangen. In Ivanhoe wurde ihm gesagt, dass ich Tags zuvor durchgekommen wäre. Da es hier kaum Radfahrer gibt, fuhr er mir hinterher. Nur hat er nicht damit gerechnet, dass ich schon so weit bin, dank des Rückenwindes(!). Anscheinend kurz bevor er wieder umdrehen wollte, sah er mich. Er lud mich auf seine Schaffarm ein. Es wurde gerade geschoren. Auch wenn es wieder fast ganz nach Darnick zurück war, musste ich nicht lange überlegen und nahm die Einladung an. Eine spezielle, australische Erfahrung. So war ich zwei Stunden später auf einer Schaffarm beim Schafe zusammentreiben. Das ist einfach das fantastische am Radreisen, man weiß nie was kommt, überhaupt wenn man genug Zeit hat und solche Angebote annehmen kann.
In diesem alten Jeep rasten wir übers Gelände. Eigentlich waren meine Prämissen für ein Platz zum Wild zelten immer: nicht von der Straße aus sichtbar und nicht mit dem Auto zugänglich. Mittlerweile weiß ich das letztere kann ich schlichtweg vergessen. Es gibt nichts, wo man nicht mit dem Auto hin kommt. Zum Glück gehen die meisten vorsichtiger mit ihren Autos um als Max. Ich war dann immer ganz froh, wenn ich aussteigen konnte und zu Fuß die Schafe in die richtige Richtung treiben konnte.
Das Grundstück hat. 17 000 Hektar, das muss man sich mal vorstellen!
Da ist man schon einige Zeit unterwegs, wenn man Schafe finden möchte.
Nebenher zeigte mir Max die Besonderheiten des Geländes. Der größte Teil ist nur eben und Buschland, wenig wirklich freien Flächen. Nur wenige Hügel gibt es hier,
und noch weniger solche Felsformationen.
Aber auch hier befinden sich Aborignes Wandmalereien, anscheinen sollen sie einige tausend Jahre alt sein. Überall liegt Holz herum. Max hatte kein Problem, mir zu beweisen, dass man sehr schnell auf dem Feuer Wasser für Kaffee kochen kann.
Trotzdem werde ich auch in Zukunft meinen kleinen Benzinkocher bevorzugen.
Nachdem wir die meisten Schafe hatten, eigentlich wurden nur hauptsächlich Lämmer geschoren, ging es in die große Hütte, wo geschoren wurde.
Ganz schöne Knochenarbeit im Akkord.
Danach lagen selbst die Schuhe schlapp herum. Die Rohwolle füllten wir mit einer Presse in riesige Säcke, bis zu 200kg, die hauptsächlich nach China verkauft wurden.
Am Samstag Nachmittag war das Schären vorbei, Sonntags konnte sich Max, der auch Tüftler und Bastler ist, meinem Fahrrad widmen.
Dafür war ich ihm sehr dankbar, nach den Tausenden von Kilometern gibt es immer wieder was zu reparieren. Überhaupt meine Satteltaschen haben immer mehr Löcher. Wenn ich immer unterwegs bin, komme ich nicht wirklich dazu irgend etwas zu richten. Darum war ich ganz froh, jetzt die Gelegenheit, Hilfe und Material zu haben.
Nach fünf sehr interessanten Tagen hat mich Max wieder an den Platz zurück gefahren, wo er mich aufgelesen hat. Auf kleinen Nebenstraßen ging es weiter nach Osten, länger am Lachlan Fluss entlang, wo ich fantastische Plätze zum Zelten fand. Langsam wurde es landschaftlich interessanter. Nicht mehr nur Viehwirtschaft, auch Ackerbau. In diesen Gebieten gab es auf einmal kaum mehr Fliegen. Als ob sie durch die Schafe nicht schon genug Wolle hätten, wird auch noch Baumwolle angebaut.
Die Felder waren schon fast abgeerntet.
Auch diese Ballen gehen hauptsächlich nach China.
Ich freute mich richtig, die ersten Berge zu sehen, vorerst allerdings nur für kurze Zeit.
mit all den Wildblumen.
Nach all den eingehenden Orte kamen immer mehr Überraschungen, je weiter ich nach Osten kam. Ein besonders schöner Ort war Lake Cargelligo.
Um die Orte für „Grey Nomades“, den umher fahrenden Rentner, interessanter zu machen, gibt es überall Plätze, wo man umsonst zelten kann. Hier gleich zwei, direkt am See. Einer war sogar sehr leer. Leider kann man auch hier nicht schwimmen, Blaualgen verseuchen das Wasser.
Eines Nachmittags sah ich am Straßenrand noch richtige Cowboys zelten.
Mit Pferde treiben sie Kühe von einer Weide auf die andere, ca 5km pro Tag. Dagegen bin ich ja direkt schnell. Eigentlich dachte ich, es wäre nett auch dort zu zelten und uns gegenseitig,so richtig klischeehaft, am Lagerfeuer Geschichten zu erzählen. Allerdings kam ihnen der Alkohol schon zu allen Poren heraus und ich zog es vor, noch ein Stück weiter zu fahren. Mit genügend Abstand fand ich dann auch einen genialen Platz:
Ein „Travelling Stock Reserve“. Das ist ein Stück Land, das nicht im Privatbesitz ist, ein Rastplatz für Leute, die mit ihren Tieren, vor allem bei Trockenheit, umherziehen. Hier kann man immer zelten.
Es hat auch immer Wasserzugang, hier wieder der Lachlan Fluss, der sich noch schön ungestört durch die Landschaft schlängeln kann.
Keith, den ich in Menindee getroffen hatte, hat einen Cousin, John, in Condobolin, den ich unbedingt besuchen müsste, er fährt auch viel Rad. Das tat ich dann auch und hatte wieder ein paar sehr interessante Tage. John und Bernadette wohnen in einem selbstgemachten Lehmhaus. Auch das Aborigines Bildungszentrum wurde mit ihm im Lehmziegeln gebaut.
Er hatte noch Zugang zu allem und konnte mir alles zeigen.
Ich war total fasziniert von den kunsthandwerklichen Feinheiten. Die Türen hatten Jugendstilfenster mit Aborignesmotiven, oder wie hier der Guana der aus der Tischplatte herauszukommen scheint.
Im Garten steht die Statue von einem der einzigen Aborignes, der, erfolglos, gegen die Weisen gekämpft hat.
Darum herum nur „nativ australian“ Pflanzen.
alles ganz wunderbar, eigentlich fertig für Kurse, wird aber leider (noch) nicht richtig genutzt. Das ganze wurde von einer Goldmine finanziert, die auf Aboriginalland ist.
Ganz in der Nähe von Condobolin ist der Mittelpunkt von NSW und gleich daneben Mt Tiga, die höchste Erhebung weit und breit, vielleicht 300m, ca 140m höher als der Rest.
Da alles so furchtbar flach drum herum ist, reicht es aus einen wunderschönen weiten Blick zu haben.
John hat auch das Radreisen so richtig in den letzten Jahren für sich entdeckt. über seine Tour in Australien schrieb er ein Buch „These are Your Endorphins Speaking“ (John Spencer, unter amazon.com verfügbar). Besonders interessant aus dem Blickwinkel eines Australiers.
Bevor ich zu den Blue Mountains kam, waren andere Höhenzüge zu überwinden.
Nach so viel Ebene freute ich mich richtig, als ich wieder Berge hoch schnaufen konnte. Die Freude wurde noch durch den Anblick der leuchtend gelben Rappsfelder unterstützt.
Getrübt wurde das ganze durch die Kälte und den Regen. Es war wirklich bitter kalt. Eines morgens dachte ich, es ist eigentlich zu kalt zum Regnen und tatsächlich kamen dann ein paar Schneeflocken, die aber gleich durch Hagel abgelöst wurden. Ich sehnte mich nur noch nach einem heißen Tee und erinnerte mich an die Türkei, wo ich keinen Kilometer fahren konnte, ohne dass ich zum Tee eingeladen wurden. In dem Moment kommt ein Mann in einem kleinen Allrad die Weide runter, fragte mich, woher ich komme. Als er Deutschland hörte, lud er mich gleich auf deutsch zu Kaffee und Kuchen ein.
Franz kommt auch aus Deutschland, ist aber schon seit 40 Jahren oder so mehr oder weniger in Australien. Seine Nichte war gerade frisch aus Deutschland angekommen. An den Kopfbedeckungen sieht man, es war wirklich kalt. So konnte ich mich beim Kaffeekränzchen, die Tochter und Frau kamen auch noch dazu, gut aufwärmen.
Der ganze Tag war sehr wechselhaft, aber hauptsächlich Regen und starker Wind. Kurz einen Abstecher nach Bathurst. Hier hat es seit Monaten mal wieder einen Aldi. Der Verkehr war mir zu heftig und bin gleich weiter und wieder überkam mich ein Regenschauer. Am Spätnachmittag, wenn man langsam was zum Zelten sucht, ist das sehr lästig. Einfach weiter fahren und hoffen, dass man wieder trocken wird. Als dies fast der Fall war, fing es wieder an. Das reicht, dachte ich und fragte zitternd und frierend an einem Haus, ob ich hier mein Zelt aufstellen dürfe. Keine Chance, ich wurde in das Haus gebeten, bekam ein warmes, trockenes Bett, aber vorher noch ein Abendessen.
Gordon und Sharon waren einfach sehr nett. Am nächsten Morgen war das Wetter wesentlich besser und ich konnte total trocken weiterfahren.
Bronwyn, ein „Warmduscher“ aus Wallerawang hat mir eine genaue Wegbeschreibung geschickt, darum blieben mir auch weiterhin die Highways erspart. Ich verbrachte wunderbare geruhsame Tage mit Bronwyn und Dave. Die vielen bunte Papageien im Garten finde ich immer noch faszinierend.
Die beiden zeigten mir weitere Schätze der Gegend, die Sandsteinfelsen
Hier bilden die Felsen einen Halbkreis mit prima Akustik.
Es war auch ein beliebter Ort, als hier noch Aborigines hausten.
Ein wunderbarer, „heiliger“ Ort.
Bevor Sydney kamen noch ein paar Berge,
entlang von Felsen, bis ich auf der anderen Seite der Blue Mountains wieder ein paar Höhenmeter runter in Bilpin war. Auf dem Rastplatz habe ich mein Silvester 2009 verbracht. Diesmal war wesentlich mehr los. Es war mein letztes Mal zelten in Australien. Ich genoss es richtig, überhaupt als am nächsten Morgen nicht nur die Sonne in mein Zelt gescheint hat, sondern auch ein Pferde von der Koppel nebenan, hereinschaute.
Die paar Höhenmeter tiefer machten einiges aus. Es war viel wärmer als in Wallerawang. Mein Glück, denn es ging gleich ganz schön runter.
bis zum Parramatta Fluss, hier starten die Vororte von Sydney. Es war Sonntag und alles tummelte sich auf den Rad- und Fußwegen dem Fluss entlang.
Es ist nun das dritte Mal, dass ich in Sydney bin, jedes mal gefällt es mir besser. Vor zehn Jahren war es noch ein großes Abenteuer, es gab kaum eine Infrastruktur für Radfahrer und Autofahrer akzeptierten die Radfahrer kaum. Seither hat sich da einiges getan.
Sogar Fahrradluftpumpen sind an zentralen Orten angebracht.
Die Parks in der Innenstadt waren an dem wunderschönen Sonntagnachmittag sehr lebhaft. Eine Zeitlang genoss ich es richtig in dem Trubel und Wärme zu sitzen. Es war mindestens 15 Grad wärmer als die vergangene Tage.
Dann erklomm ich meinen letzten Berg, hoch nach Vaucluse, wo ich bei Grant, auch einem „Warmduscher“ wohnen konnte. Hier war ich hauptsächlich damit beschäftigt mein Fahrrad für Südamerika wieder auf Vordermann zu bringen. Gestern Nachmittag habe ich mich nur kurz touristisch in die Stadt begeben. Diesmal habe ich mir es erspart, wieder über die Harbour Bridge zu fahren und kurz vor dem Opera House bin ich wieder umgedreht. Nicht einmal ein Foto habe ich vom Land aus gemacht. Es wären sowieso nur Millionen Leute zu sehen gewesen. Es sind gerade Schulferien und alles tummelt sich in der Stadt. Die Fahrt mit der Fähre durch den Hafen zum Watsons Bay war wie immer gigantisch.
So, jetzt muss ich mein Fahrrad zerlegen und in eine Schachtel packen. Heute Abend fliege ich nach Chile. Auf zu neuen Abenteuern. Ich werde Australien sehr vermissen, die Leute, die Weite, die Natur,….