Von den Flinder Ranges nach Sydney

Bevor man die Flinder Ranges so richtig genießen kann, muss man sie zuerst mal erklimmen. Mit Rückenwind durch die Parachilna Gorge, überhaupt kein Problem.
DSC06413Es war nur Schotterpiste, aber gut zu fahren. Am Sonntag waren eigentlich hauptsächlich Motorradfahrer unterwegs. Der letzte Anstieg nach Blinman war dann richtig heftig. Der Ort ist auch auf der Landkarte größer als in Wirklichkeit.
DSC06415Vielleicht fünf Häuser auf jeder Seite, nur „Heritage-“ Museen, Hotel und das teuerste WiFi aller Zeiten:
DSC0641710 Dollar für 30 min, in den Büchereien und Roadhäuser zuvor war es gratis. Vielleicht wollen die einfach, dass man sich unterhält und nicht jeder für sich facebooked, skyped, twittered oder sonst was. Wäre dann direkt gut. Leider ist das hier nicht der Fall.

In Blinman ist der Anfang des Mawson Trails, dem Fahrradweg in South Australia. Da mich in dem Ort nichts hielt, bin ich gleich weiter.

Es war einfach fantastisch, der krasse Gegensatz zum Birdsville Track, grün, bergig und Ruhe, vorbei an der „Great Wall“ von China.

DSC06428Allerdings ganz natürlich, nicht „made in China“.
DSC06432Der Mawson trail geht größtenteils auf Wegen, die für sonstigen Verkehr gesperrt sind. Auf dem „Fire-track“ war dann absolute Ruhe und ich kam mir vor wie auf dem Dach der Welt. Wenn mir hier etwas passiert wäre, hätte mich so schnell niemand gefunden. Das Wetter lockt noch nicht viele Radfahrer hervor, nur die Tierwelt. Noch nie habe ich so viele Emus gesehen.
DSC06438Und die Kängurus waren mindestens doppelt so gross wie sonst, größer als ich und rotbraun. Eines kam gerade vor mir aus dem Busch über den Weg gesprungen. Ich haette ganz schön demoliert ausgesehen, wenn es mich erwischt hätte. Normalerweise ist es anders herum. Im Gegensatz zu mir scheinen die nicht zu frieren, ueber all den Bergen war es furchtbar kalt.
DSC06442die Bungeroo Gorge war noch voller Wasser, sehr unangenehm.
DSC06445Auf dem Waldweg wurde es mir dann wieder wärmer.
DSC06448Es ging ständig durch kleine Bäche, nur 1-2 Meter runter, dann absteigen und hoch schieben. Es war nur Geröll, nicht zum Durchfahren.

Es war noch früher Nachmittag als in nach Wilpena Point kam, wieder kein Ort, wie meine Landkarte hätte vermuten lassen können, sondern einfach nur ein Ressort. Mir war alles egal, ich wollte nur eine heiße Dusche und beschloss einfach hier zu zelten. Die habe ich dann reichlich genossen.

Am nächsten Tag waren es dann gerade mal 0 Grad, der Himmel war klar, ich konnte hoffen, dass es bald wärmer wird.

Auch hier gibt es einen Old Telegraph Track, aber nicht für den öffentlichen Verkehr offen und somit in einem weit besseren Zustand
DSC06450Es ging praktisch fast um die kreisförmige Felsformation des Wilpena Pounds herum, mit einem Durchmesser von ca 8 km.
DSC06452Der Mawson Trail geht wirklich im Zickzack über die Flinder Ranges. Wie so oft war ich schneller als geplant und hatte noch viel Zeit bis ich in Sydney sein wollte. Ich hatte es absolut nicht eilig und konnte den Trail richtig genießen. Wie werde ich diese Abgeschiedenheit vermissen. Am Abend konnte ich mein Zelt einfach irgendwo aufstellen, der Trail war meistens fern von der Zivilisation unter Vollmond über den Flinder Ranges
DSC06462Am nächsten Morgen beobachtete  ich direkt vom Zelt aus einen knall orangefarbenen Monduntergang. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.

Mein letzter Tag auf dem Mawson Trail war nochmals recht happig, aber auch wunderschön, meist durch privates Farmland.
DSC06472Das schlimmste Stück war das Geröll hoch. Der Besitzer sah mich daher radeln und meinte ich hätte mich verfahren. Nachdem ich ihm sagte, ich folge dem Mawson Trail, hatte er mich schon vor dem Stück gewarnt. Es war dann gar nicht so schlimm. Ich konnte mein Fahrrad mit Gepäck hoch schieben. Ich war froh, dass es danach nicht genau so wieder runter ging, sondern auf einem wesentlich besseren Weg auf einer Hochfläche bleib. Der einzige Ort, den man auch als solchen bezeichnen kann ist Hawker. Er hat zwar nicht wirklich Lebensmittelläden, das Nötigste bekommt man an der Tankstelle, dafür sind die Leute sehr freundlich. Und es gibt auch eine Community Library, wo man um sonst ins Internet kann. Nicht nur das, es ist in den Räumen auch schön ruhig und warm. Es fällt schwer weiter  zu ziehen.

Der Wind kam von Südwest. Im Süden ist die Antarktis, der Wind ist dementsprechend kalt. Solange ich nach Osten fuhr, ging es noch. Nach der Kurve nach Süden, war es sehr unangenehm. Ich war froh, dass ich in dem kleinen Ort Cradock ein Schild sah, dass man am Hotel gratis kampieren kann, sogar mit Zelt.
DSC06474Die Frau war sehr nett und hatte in der Bar ein offenes Feuer.

Der Mawson Trail geht weiter mehr Richtung Südosten, ich wollte weiter nach Westen, darum „See you, Mawson Trail!“ Das war gerade richtig, denn es fing an zu regnen. Bei Nässe wollte ich wirklich nicht mehr auf dem Trail sein.

Auf kleinen, ruhigen Straßen ging es weiter nach Broken Hill. Die kleinen, geteerten Straßen sind viel weniger befahren als so manche bekannte Tracks.

Als ich endlich durch die erste „Stadt“ kam, Peterborough, war alles still gelegt. Ein Lastwagen ist in ein Stromleitungsmast gefahren und hat die ganze Stromversorgung der Stadt lahm gelegt. Manchmal bin ich wirklich über den Zustand von Australien erstaunt. Es war immer noch furchtbar kalt. keine Heizung funktionierte. Der Supermarkt und die Tankstelle hatten ihre eigenen Generatoren und waren somit so ziemlich das einzige, was offen war.

Peterborough war früher deutsch und hieß Petersburg. Wie die meisten deutschen Orte erhielt auch dieser nach dem 1. Weltkrieg einen englischen Namen.

Auf einem Rastplatz sah ich einen relative neuen Toyota Prada, der eine unangenehme Begegnung mit einem Känguru hatte.
DSC06483Deswegen fahren die meisten hier mit Bullhorn, extra Gestänge um die Frontpartie. Ich möchte nicht wissen, wie ich ausgesehen hätte, wenn ich die Begegnung gehabt hätte.

Meine Strecke ging der Indian Pacific Bahnlinie von Sydney nach Perth entlang. Da die meisten Australier das Fliegen bevorzugen, was anscheinend auch wesentlich billiger ist, wusste ich gar nicht, dass es auch einige Passagierzüge gibt. Viele sind es nicht, darum ist es wunderbar hinter den Bahnschienen zu zelten.
DSC06486Fernab der Straße, kein Licht kommt durch und ist auf kleinen Servicestraßen leicht zu erreichen.

Nach ein paar Hügel kam ich an die Grenze South Australia und New South Wales.
DSC06487Cockburn hatte die gleiche Ausstattung wie alle anderen Orte auf der Strecke: Rastplatz Hotel/Pub, Tankstelle. An diesem schönen Sonntag waren einige Motorradfahrer unterwegs.
DSC06490Ich genoss es einfach wieder in der Sonne zu sitzen und mich zu unterhalten. Ich war gewohnt, dass man bei jeder Staatengrenze in Australien die Uhr umstellen muss. Da ich nie sicher bin in welche Richtung und wie viel, es gibt auch 30min Zeitunterschied, fragte ich, wie spät es hier ist. Die Antwort erstaunte mich schon gar nicht mehr. Broken Hill, obwohl einige Kilometer in New South Wales, hat noch South Australien Zeit, da es näher an Adelaide als Sydney ist. Die Zeitgrenze ist erst nach Broken Hill. Es wäre ja zu einfach gewesen, wenn an der Grenze schon die Zeitumstellung gewesen wäre.

Schon von Weitem habe ich gesehen, warum Broken Hill, Broken Hill heißt. Es sieht aus wie ein abgebrochener Berg. Wie fast überall, wo es Orte gibt, gibt es auch hier Minen. Hier sind es hauptsächlich Eisenerz und Silberminen.
DSC06495Eines der Wahrzeichen der Stadt ein Schachtturm, oder wie man immer das nennt.

Für mich war es hier wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Zwei Päckchen warteten auf der Post auf mich. Zum einen ein neues Kindle und dann hat mir Pete (Townsville/Mt Isa) sein altes Blackberry geschickt. Yeappieh! Mein altes Handy hat schon vor dem Bad im Norden Queensland nicht richtig funktioniert. Das Kindle kannte ich schon, ich musste es nur synchronisieren.  Das Blackberry entpuppte sich als wunderbares Spielzeug, mit dem ich sehr viel Zeit verbracht hatte, bis ich es richtig aufgesetzt hatte. Da ich außerdem sehr viel Zeit mit Blog schreiben verbrachte, waren die Tage in Broken Hill sehr erholsam.

Bevor ich weiter zog, zeigte mir Camille, die ältere Dame, bei der ich wohnte, noch die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Zum einen ist da der Skulptur Berg.
DSC065091993 haben sich hier Künstler von Syrien, Damaskus, Georgien, Mexiko, und Bathurst Inseln (Australien) zusammengefunden, um 12 total verschiedene Kunstwerke zu kreieren.
DSC06510Jedes erzählt seine Geschichte, je nach Land und Herkunft.
DSC06514Das alles hoch über Broken Hill. So mitten im Nichts hätte man das nicht erwartet.
DSC06517 Auf der anderen Seite des Ortes ist das Miners Memorial, eine Gedenkstätte für alle Minenarbeiter, die hier ihr Leben gelassen haben. Beruhigend, dass es von Jahr zu Jahr weniger wurden.
DSC06526Daneben gleich das Broken Earth Café & Restaurant mit einer spektakulären Sicht über die Stadt.  Ein anderes „must see“ in dem Ort ist das Palace Hotel.
DSC06529xxNachdem Mario, der ehemalige Besitzer eine Kopie der Botticelli’s Venus an die Decke gemalt hat, malte ein Aborigine den Rest der Wände, hauptsächlich mit Naturmotiven und viel Wasser. So verwandelte sich das Hotel in den nächsten Jahren in ein Kunstwerk.
DSC06534 Auch in Drink in der Abendstimmung auf dem Balkon ist ein Genuss.

Für mich hieß es dann wieder Abschied nehmen und weiter ging es auf einer kleinen Straße Richtung Südosten. Um Broken Hill ist wirklich nur Buschland, so war es sehr schön und ruhig und inzwischen war es auch wieder wesentlich wärmer.

Ein paar Witzbolde haben am Straßenrand ein Café eingerichtet.
DSC06545 Es sah so aus, als ob jeder etwas hinterlässt. Ich habe die Kaffeetassen mit Bonbons gefüllt.

Da es einigen Regen hier gab, erfreute sich jeder an den Wildblumen. Trotzdem war ich erstaunt am Wegessrand auf einem die „Dessertpeas“ Wüstenbohnen zu sehen.
DSC06552Manche Leute fahren dafür kilometerweit. Es ist halt doch sehr von Vorteil, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Mein erstes Ziel war Menindee und der Nationalpark drum herum.
Ich dachte mir, wenn es mir dort gefällt, bleibe ich,
DSC06564Und es hat mir gut gefallen und bekam auch gleich eine Einladung, auf einem privaten Grundstück zu zelten.

Als ich auf „Casual Downs“ angekommen bin, wurde ich gleich herzlich empfangen.
DSC06569Mit zelten war nix, Cheky und Doug bestanden darauf, dass ich mal wieder in einem richtigen Bett in einem der Wohnwagen schlafe. Dieses Grundstück war weit besser ausgestattet, als ich vermutet hatte. Neben den Besitzern, war noch ein befreundetes Paar, Keith und Helen und Sohn mit Familie übers Wochenende dort . Genug Leute um ein großes australisches Frühstück, Eier, Speck, Tomaten, auf dem BBQ zu machen.
DSC06571Ich bleibe lieber bei meinem Müsli.

Menindee ist die älteste Stadt am Darling River, einer der längsten Flüsse in Australien. Das Wasser war sehr trüb, einerseits wurde mir gesagt, es käme von dem Baumwollanbau und andererseits von den vielen Karpfen, die den ganzen Schlamm aufwühlen.Wie dem auch sei, mir war nicht nach schwimmen. Bei dem Angelwettbewerb wurden einige Fische gefangen, hauptsächlich natürlich Karpfen und Barsche. Der kleine Enkel war machte auch einen großen Fang.
DSC06577Ich war verwundert, dass die Karpfen nicht gegessen werden. Sie haben zu viele Gräten und sind von der Struktur des Fleisches nicht gut.

Neben dem Angeln gab es noch einen Wettbewerb im Campoven kochen. Stundenlang garte das Fleisch und Gemüse in einem speziellen Topf direkt im Feuer.

DSC06599Was am Schluss am besten schmeckt, hat gewonnen.

Dann wurde ich auf eine Tour in der Gegend genommen, es gibt 5 oder 7 große Seen und dementsprechend auch viele Wasservögel.
DSC06581Unmengen von Pelikane,

DSC06584die am Wehr darauf warten, bis ein Fisch heraus kommt.

Hier habe ich auch das erste Mal bewusst Pfefferbäume gesehen.
DSC06583 Die roten Körner hätte man direkt ernten können.
Dann noch eine Flosstour auf dem Fluss,

DSC06604um das ganze von der Wasserseite aus zu sehen.
DSC06621Neben den Vögeln ist es immer wieder faszinierend die Wurzelstrukturen zu sehen.

Für mich ging es auf unbefestigten Straßen weiter Richtung Westen. Der Anfang war noch sehr angenehm zu fahren. Obwohl es eine sehr abgelegene Gegend ist, gibt es trotzdem ein Postbote, der die Post an die entlegenen Stations (Bauernhäuser) bringt. 400km fährt der Arme pro Tag. Wahrscheinlich hat er nur paar Häuser anzufahren. Für mich hatte er auf seinem Hin- und Rückweg eine Coladose übrig. Das war besonders nett, da die andere Ortschaft 200km entfernt war.

Laut meiner Karte hätte es einen Ort, Darnick, dazwischen geben sollen, wo ich Wasser hätte bekommen sollen. Es gab sogar ein Ortsschild, aber wo bitte ist das Dorf? Es gab einen Bahnübergang und dahinter ein Haus. Da es Regenwassertanks hatte, fuhr ich hin, es war der „Gun-Club“. Kein Mensch weit und breit. Auch hörte ich kein Schießen. Also bin ich auf das Grundstück und habe alles nach einem Wasserhahn durchsucht, der nicht abgestellt war. Wurde sogar fündig und dachte mir, dass der Club sicherlich nichts dagegen hat, wenn ich meine Flaschen auffülle. Das Gelände und die Einrichtungen sahen gut aus, auch so, als ob sie benutzt werden würden. Aber von wem? Es wohnt doch hier kaum jemand im Umkreis von 100km, nur ein paar Farmhäuser!

Danach wurde die Straße immer schlechte, bis ich mich mal wieder durch den Sand kämpfen musste.
DSC06632Es war dann nicht mehr weit bis Ivanhoe. Auch kein florierender Ort. Trotzdem hatte es ein Informationszentrum und ein Gemischtwarengeschäft. Mich wunderte schon gar nicht mehr, dass auch hier deutsche, junge Backpacker arbeiteten. Früher habe ich sie nur in größeren Städte angetroffen, nicht jeder, der mit dem „Travell and Work“ Visum nach Australien kam, fand dort auch Arbeit. Mittlerweile gibt es kein Pub, Laden, Roadhouse, so abgelegen es auch ist, wo man keinen Deutschen oder Holländer antrifft. Nur mit der billigen Arbeitskraft können manche überhaupt bestehen. Asiaten trifft man eher als Erntehelfer.

Nachdem ich mich lange mit den netten Damen vom Tourist Info unterhalten und genug Infos hatte, hielt mich nichts mehr in der Stadt. Weit außerhalb fand ich an einem leeren Stausee mit Bohrturm, der so typisch für Australien ist, einen netten Platz zum Zelten.
DSC06634Wenn man über die gefährlichen Tiere in Australien spricht, vergisst man leicht dieses kleine, fast unscheinbare Tier.
DSC06637 Der Skorpion befand sich unter meinem Zelt, auf der Zeltplane. Nachdem mir diese sehr häufig in China begegnet sind, schockieren sie mich eher weniger. Sie sind auch nicht tödlich, tun nur weh. Trotzdem war ich froh, dass ich es noch gesehen hatte, bevor es mich stechen konnte. Auch ein Zeichen, wie trocken hier die Gegend ist.
DSC06640Dank des Rückenwindes habe ich schnell Messgiel erreicht, wo ich wieder meine Flaschen nachfüllen konnte. Es war ehemals ein normaler Ort mit Post, Schule, Krankenhaus, Pub, Hotel, halt alles was ein Ort so hat. Dann kam Anfang des 20. Jh. zuerst die Dürre, dann Typhus und dann wurde die Bahnlinie durch Ivanhoe verlegt. Niemand wollte mehr in Messgiel bleiben. Das einzige Gebäude, das noch steht, ist die ehemalige Post. Darin wohnt eine alte Frau,

DSC06645sehr nett, hat mich nicht nur gut mit Wasser versorgt sondern konnte mir auch viel über den Ort erzählen.
DSC06642Sie wird aber auch nicht mehr lange hier bleiben. Wo bekommt man dann Wasser?
Wie gehabt ging es weiter auf den beinahe endlosen, ebenen, geraden Straßen.
DSC06646bis mich ein Auto überholte, anhielt und ein älterer, magerer Mann ausstieg. Zuerst reichte er mir eine Banane. Schon einmal ein sehr gutes Zeichen, er muss die Bedürfnisse von Radfahrern kennen. Und wie es sich herausstellte, hat er selbst erst vor ein paar Jahren das Radreisen angefangen. In Ivanhoe wurde ihm gesagt, dass ich Tags zuvor durchgekommen wäre. Da es hier kaum Radfahrer gibt, fuhr er mir hinterher. Nur hat er nicht damit gerechnet, dass ich schon so weit bin, dank des Rückenwindes(!). Anscheinend kurz bevor er wieder umdrehen wollte, sah er mich. Er lud mich auf seine Schaffarm ein. Es wurde gerade geschoren. Auch wenn es wieder fast ganz nach Darnick zurück war, musste ich nicht lange überlegen und nahm die Einladung an. Eine spezielle, australische Erfahrung. So war ich zwei Stunden später auf einer Schaffarm beim Schafe zusammentreiben. Das ist einfach das fantastische am Radreisen, man weiß nie was kommt, überhaupt wenn man genug Zeit hat und solche Angebote annehmen kann.
DSC06648In diesem alten Jeep rasten wir übers Gelände. Eigentlich waren meine Prämissen für ein Platz zum Wild zelten immer: nicht von der Straße aus sichtbar und nicht mit dem Auto zugänglich. Mittlerweile weiß ich das letztere kann ich schlichtweg vergessen. Es gibt nichts, wo man nicht mit dem Auto hin kommt. Zum Glück gehen die meisten  vorsichtiger mit ihren Autos um als Max. Ich war dann immer ganz froh, wenn ich aussteigen konnte und zu Fuß die Schafe in die richtige Richtung treiben konnte.

Das Grundstück hat. 17 000 Hektar, das muss man sich mal vorstellen!

DSC06654Da ist man schon einige Zeit unterwegs, wenn man Schafe finden möchte.
DSC06652Nebenher zeigte mir Max die Besonderheiten des Geländes. Der größte Teil ist nur eben und Buschland, wenig wirklich freien Flächen.  Nur wenige Hügel gibt es hier,
DSC06657und noch weniger solche Felsformationen.
DSC06659Aber auch hier befinden sich Aborignes Wandmalereien, anscheinen sollen sie einige tausend Jahre alt sein. Überall liegt Holz herum. Max hatte kein Problem, mir zu beweisen, dass man sehr schnell auf dem Feuer Wasser für Kaffee kochen kann.
DSC06662Trotzdem werde ich auch in Zukunft meinen kleinen Benzinkocher bevorzugen.
DSC06668Nachdem wir die meisten Schafe hatten, eigentlich wurden nur hauptsächlich Lämmer geschoren, ging es in die große Hütte, wo geschoren wurde.
DSC06671Ganz schöne Knochenarbeit im Akkord.
DSC06675Danach lagen selbst die Schuhe schlapp herum. Die Rohwolle füllten wir mit einer Presse in riesige Säcke, bis zu 200kg, die hauptsächlich nach China verkauft wurden.

Am Samstag Nachmittag war das Schären vorbei, Sonntags konnte sich Max, der auch Tüftler und Bastler ist, meinem Fahrrad widmen.
DSC06678Dafür war ich ihm sehr dankbar, nach den Tausenden von Kilometern gibt es immer wieder was zu reparieren. Überhaupt meine Satteltaschen haben immer mehr Löcher. Wenn ich immer unterwegs bin, komme ich nicht wirklich dazu irgend etwas zu richten. Darum war ich ganz froh, jetzt die Gelegenheit, Hilfe und Material zu haben.

Nach fünf sehr interessanten Tagen hat mich Max wieder an den Platz zurück gefahren, wo er mich aufgelesen hat. Auf kleinen Nebenstraßen ging es weiter nach Osten, länger am Lachlan Fluss entlang, wo ich fantastische Plätze zum Zelten fand. Langsam wurde es landschaftlich interessanter. Nicht  mehr nur Viehwirtschaft, auch Ackerbau. In diesen Gebieten gab es auf einmal kaum mehr Fliegen. Als ob sie durch die Schafe nicht schon genug Wolle hätten, wird auch noch Baumwolle angebaut.
DSC06696Die Felder waren schon fast abgeerntet.
DSC06698Auch diese Ballen gehen hauptsächlich nach China.
DSC06702Ich freute mich richtig, die ersten Berge zu sehen, vorerst allerdings nur für kurze Zeit.
DSC06703mit all den Wildblumen.
DSC06707Nach all den eingehenden Orte kamen immer mehr Überraschungen, je weiter ich nach Osten kam. Ein besonders schöner Ort war Lake Cargelligo.
DSC06710Um die Orte für „Grey Nomades“, den umher fahrenden Rentner, interessanter zu machen, gibt es überall Plätze, wo man umsonst zelten kann. Hier gleich zwei, direkt am See. Einer war sogar sehr leer. Leider kann man auch hier nicht schwimmen, Blaualgen verseuchen das Wasser.

Eines Nachmittags sah ich am Straßenrand noch richtige Cowboys zelten.
DSC06714Mit Pferde treiben sie Kühe von einer Weide auf die andere, ca 5km pro Tag. Dagegen bin ich ja direkt schnell. Eigentlich dachte ich, es wäre nett auch dort zu zelten und uns gegenseitig,so richtig klischeehaft, am Lagerfeuer Geschichten zu erzählen. Allerdings kam ihnen der Alkohol schon zu allen Poren heraus und ich zog es vor, noch ein Stück weiter zu fahren. Mit genügend Abstand fand ich dann auch einen genialen Platz:

DSC06720Ein „Travelling Stock Reserve“. Das ist ein Stück Land, das nicht im Privatbesitz ist, ein Rastplatz für Leute, die mit ihren Tieren, vor allem bei Trockenheit, umherziehen. Hier kann man immer zelten.
DSC06718Es hat auch immer Wasserzugang, hier wieder der Lachlan Fluss, der sich noch schön ungestört durch die Landschaft schlängeln kann.

Keith, den ich in Menindee getroffen hatte, hat einen Cousin, John,  in Condobolin, den ich unbedingt besuchen müsste, er fährt auch viel Rad. Das tat ich dann auch und hatte wieder ein paar sehr interessante Tage. John und Bernadette wohnen in einem selbstgemachten Lehmhaus. Auch das Aborigines Bildungszentrum wurde mit ihm im Lehmziegeln gebaut.
DSC06721Er hatte noch Zugang zu allem und konnte mir alles zeigen.
DSC06728 Ich war total fasziniert von den kunsthandwerklichen Feinheiten. Die Türen hatten Jugendstilfenster mit Aborignesmotiven, oder wie hier der Guana der aus der Tischplatte herauszukommen scheint.
DSC06734 Im Garten steht  die Statue von einem der einzigen Aborignes, der, erfolglos, gegen die Weisen gekämpft hat.
DSC06736Darum herum nur „nativ australian“ Pflanzen.
DSC06737alles ganz wunderbar, eigentlich fertig für Kurse, wird aber leider (noch) nicht richtig genutzt. Das ganze wurde von einer Goldmine finanziert, die auf Aboriginalland ist.

Ganz in der Nähe von Condobolin ist der Mittelpunkt von NSW und gleich daneben Mt Tiga, die höchste Erhebung weit und breit, vielleicht 300m, ca 140m höher als der Rest.
DSC06738Da alles so furchtbar flach drum herum ist, reicht es aus einen wunderschönen weiten Blick zu haben.
John hat auch das Radreisen so richtig in den letzten Jahren für sich entdeckt. über seine Tour in Australien schrieb er ein Buch „These are Your Endorphins Speaking“ (John Spencer, unter amazon.com verfügbar). Besonders interessant aus dem Blickwinkel eines Australiers.

Bevor ich zu den Blue Mountains kam, waren andere Höhenzüge zu überwinden.
Nach so viel Ebene freute ich mich richtig, als ich wieder Berge hoch schnaufen konnte. Die Freude wurde noch durch den Anblick der leuchtend gelben Rappsfelder unterstützt.

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Getrübt wurde das ganze durch die Kälte und den Regen. Es war wirklich bitter kalt. Eines morgens dachte ich, es ist eigentlich zu kalt zum Regnen und tatsächlich kamen dann ein paar Schneeflocken, die aber gleich durch Hagel abgelöst wurden. Ich sehnte mich nur noch nach einem heißen Tee und erinnerte mich an die Türkei, wo ich keinen Kilometer fahren konnte, ohne dass ich zum Tee eingeladen wurden. In dem Moment kommt ein Mann in einem kleinen Allrad die Weide runter, fragte mich, woher ich komme. Als er Deutschland hörte, lud er mich gleich auf deutsch zu Kaffee und Kuchen ein.

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Franz kommt auch aus Deutschland, ist aber schon seit 40 Jahren oder so mehr oder weniger in Australien. Seine Nichte war gerade frisch aus Deutschland angekommen. An den Kopfbedeckungen sieht man, es war wirklich kalt.  So konnte ich mich beim Kaffeekränzchen, die Tochter und Frau kamen auch noch dazu, gut aufwärmen.

Der ganze Tag war sehr wechselhaft, aber hauptsächlich Regen und starker Wind. Kurz einen Abstecher nach Bathurst. Hier hat es seit Monaten mal wieder einen Aldi. Der Verkehr war mir zu heftig und bin gleich weiter und wieder überkam mich ein Regenschauer. Am Spätnachmittag, wenn man langsam was zum Zelten sucht, ist das sehr lästig. Einfach weiter fahren und hoffen, dass man wieder trocken wird. Als dies fast der Fall war, fing es wieder an. Das reicht, dachte ich und fragte zitternd und frierend an einem Haus, ob ich hier mein Zelt aufstellen dürfe. Keine Chance, ich wurde in das Haus gebeten, bekam ein warmes, trockenes Bett, aber vorher noch ein Abendessen.

DSC06761Gordon und Sharon waren einfach sehr nett. Am nächsten Morgen war das Wetter wesentlich besser und ich konnte total trocken weiterfahren.

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Bronwyn, ein „Warmduscher“ aus Wallerawang hat mir eine genaue Wegbeschreibung geschickt, darum blieben mir auch weiterhin die Highways erspart. Ich verbrachte wunderbare geruhsame Tage mit Bronwyn und Dave. Die vielen bunte Papageien im Garten finde ich immer noch faszinierend.

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Die beiden zeigten mir weitere Schätze der Gegend, die Sandsteinfelsen

DSC06774Hier bilden die Felsen einen Halbkreis mit prima Akustik.
DSC06779Es war auch ein beliebter Ort, als hier noch Aborigines hausten.

DSC06781Ein wunderbarer, „heiliger“ Ort.

Bevor Sydney kamen noch ein paar Berge,

DSC06805entlang von Felsen, bis ich auf der anderen Seite der Blue Mountains wieder ein paar Höhenmeter runter in Bilpin war. Auf dem Rastplatz habe ich mein Silvester 2009 verbracht. Diesmal war wesentlich mehr los. Es war mein letztes Mal zelten in Australien. Ich genoss es richtig, überhaupt als am nächsten Morgen nicht nur die Sonne in mein Zelt gescheint hat, sondern auch ein Pferde von der Koppel nebenan, hereinschaute.DSC06806Die paar Höhenmeter tiefer machten einiges aus. Es war viel wärmer als in Wallerawang. Mein Glück, denn es ging gleich ganz schön runter. DSC06808bis zum Parramatta Fluss, hier starten die Vororte von Sydney. Es war Sonntag und alles tummelte sich auf den Rad- und Fußwegen dem Fluss entlang. DSC06812Es ist nun das dritte Mal, dass ich in Sydney bin, jedes mal gefällt es mir besser. Vor zehn Jahren war es noch ein großes Abenteuer, es gab kaum eine Infrastruktur für Radfahrer und Autofahrer akzeptierten die Radfahrer kaum. Seither hat sich da einiges getan. DSC06813Sogar Fahrradluftpumpen sind an zentralen Orten angebracht. DSC06822Die Parks in der Innenstadt waren an dem wunderschönen Sonntagnachmittag sehr lebhaft. Eine Zeitlang genoss ich es richtig in dem Trubel und Wärme zu sitzen. Es war mindestens 15 Grad wärmer als die vergangene  Tage.

Dann erklomm ich meinen letzten Berg, hoch nach Vaucluse, wo ich bei Grant, auch einem „Warmduscher“ wohnen konnte. DSC06823Hier war ich hauptsächlich damit beschäftigt mein Fahrrad für Südamerika wieder auf Vordermann zu bringen. Gestern Nachmittag habe ich mich nur kurz touristisch in die Stadt begeben. Diesmal habe ich mir es erspart, wieder über die Harbour Bridge zu fahren und kurz vor dem Opera House bin ich wieder umgedreht. Nicht einmal ein Foto habe ich vom Land aus gemacht. Es wären sowieso nur Millionen Leute zu sehen gewesen. Es sind gerade Schulferien und alles tummelt sich in der Stadt. Die Fahrt mit der Fähre durch den Hafen zum Watsons Bay war wie immer gigantisch.

So, jetzt muss ich mein Fahrrad zerlegen und in eine Schachtel packen. Heute Abend fliege ich nach Chile. Auf zu neuen Abenteuern. Ich werde Australien sehr vermissen, die Leute, die Weite, die Natur,….

Outback Australiens

Was ist das “australische Outback”? Mir scheint, alles was etwas von der Küste entfernt ist, nennt man Outback. Somit ist wahrscheinlich 90% des Kontinents “Outback”, Buschland, Wüste. Man kann ewig lange Fahrrad fahren, ohne dass man durch irgend eine Ortschaft kommt, geschweige den, dass die Freiheit durch rote Ampeln eingeschränkt wird.

Am 13. Juli habe ich Cooktown verlassen Ich weiss nicht wie lange ich dort oben im “Cook Shire” war. Obwohl es sehr schön war und ich Gery für seine vielen Spätzle und sonstigem guten Essen sehr dankbar bin, freute ich mich, dass es weiter ging.

Hinter Mareeba ging es die Great Divide Range hoch.

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d.h. so hoch war es hier auch nicht, 527m, das kann man gut verkraften. Danach würde ich fast schon sagen, dass das Outback anfängt. Es gab keine Mangobäume mehr, die diesen wunderbaren Duft ausstrahlen. Fast alles war sehr trocken

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Ich durfte wieder durch Sand und über Steine fahren. Die Kombination von Sonnencreme, Schweiss, Sand und Staub hinterlässt eine eklige Schicht auf den Beinen. An diesem Tag hatte ich Glück. Eigentlich wollte ich nur an einer Home Stead, (ein Farmhaus, das zu einer riessigen Station, Farm, gehört) nach Wasser fragen. Ich konnte dann nicht nur gleich dort zelten, sondern durfte auch die Dusche benutzen.

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Da ich nie weiss, wann ich das nächste mal so viel Wasser habe, habe ich auch gleich meine Kleider gewaschen.

Eigentlich war alles trocken, alle Bäche und und Flüsse waren nur Sand – leider nur eigentlich. Ein Bach hatte wirklich noch Wasser.

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Eigentlich kein Problem, überhaupt wenn wie hier eine Betonfuhrt durchgeht. Wieder leider nur eigentlich! Zu spät merkte ich, dass es sehr rutschig war und tiefer als vermutet. Schwup lag ich im Wasser mit samt dem Fahrrad. Eine Vorderradsatteltasche hat sich gelöst und wurde abgetrieben. In der Hoffnung, dass mein Fahrrad zu schwer ist um auch noch weggespült zu werden, schwamm ich der Tasche hinterher. Da überlegt man nicht lange, ob es Krokodile geben könnte. Das Fahrrad blieb so liegen, alles war danach voll Wasser. Auch meine Lenkradtasche. Das war echt dumm. Darin befanden sich all meine elektrischen Kleingeräte. Mein Handy sah eher wie ein Mini-Aquarium aus, mein Kindle tat am Anfang noch ein paar Mucks, blieb dann aber tot. Meine Kamera ist zum Glück wasserdicht. GPS und Fahrradcomputer überstanden auch alles prima. Andere Geräte habe ich nicht getestet. Da im Outback eh kein Empfang ist, war der Verlust des Handys nicht tragisch. Das Kindle war der schwerste Verlust. Mein Reisepass, Geldscheine, Kalender, alles war aufgeweicht. Auch ich war natürlich patschnass. Mit nassem T-Shirt kann man fahren, aber nicht mit nasser Hose.
Somit war eine länger Pause angesagt.

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hier kann jeder endlich mal sehen, was sich so alles in meinen Taschen befindet. In der Sonne trocknete alles recht schnell, nur musste ich wegen dem Wind aufpassen, dass nicht alle Geldscheine weggeweht werden.
Nach ca 2 ½ Stunden war alles wieder trocken und ich konnte weiter fahren, in Richtung “Savannah-Way”, einer Strasse, die im Norden vom Osten bis ganz in den Westen führt.

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durch einigie Kuhweiden,

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dann war ich wieder in etwas mehr Zivilisation. Zumindest gab es in Mt Surprise neben dem üblichen Roadhouse (Mischung zwischen Tankstelle, Tante Emma Laden, Fast Food Restaurant) ein Buchtauschregal, wo ich ein brauchbares Buch fand.

Dank Rückenwind kam ich sehr schnell vorwärts. Wenn ich auf einem Hügel war, sah ich von oben die Savanne wie ein grünes Meer, voller Bäume und eine ganz ebene Landschaft, vor mir liegen. Endlos zog es sich bis zum Horizont.
Am Abend erreichte ich einen kostenlosen Campingplatz, wie es häufiger in Australien gibt. Dort gibt es natürlich keine Dusche, wenn man Glück hat gibt es Wasser und Toiletten. Es gibt dort auch sehr selten andere Zelte. Die meisten Camper sind “Grey Nomads”, die australische Rentner, die mit ihrenWohnwagen oder Wohnmobilen durch ganz Australien fahren. Trotz meinem fortgeschrittenen Alter senke ich das Durchschnittsalter immens. Da alle anderen ähnlich sind, bin ich auf solchen Plätzen eine Rarität, werde zum Abendessen eingeladen, damit man mal wieder eine andere Geschichte hört. Zwischen all den Nächten, die ich irgendwo alleine wild zelte, sind solche Plätze auch eine nette Abwechslung für mich.

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Da es ein sehr schöner Platz war, mit See und vielen verschiedenen Vögel, war er sehr voll. Für mein kleines Zelt fand ich noch einen Platz direkt am See.

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Am nächsten Tag konnte ich direkt vom Zelt den wunderschönen Sonnenaufgang beobachten.

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Die Strasse ist teilweise nur einspurig geteert

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Ich hatte die Wahl entweder selber direkt in den Sand und Steine auszuweichen, oder die Überholenden oder Entgegenkommenden von der Strasse zu schicken. Dann hatte ich aber den ganzen Staub und Dreck im Gesicht. Also wich ich lieber selber aus. Im Vergleich zu dem Weg nach Cape York war hier auch sehr wenig los. Nur Grey Nomads kamen im Pulk, dann war wieder für ein Weilchen Ruhe.

Ich blieb auf dem Savannah-way bis Normanton, endlich mal wieder ein Ort, wo man zu halbwegs vernünftigen Preisen Lebensmittel kaufen kann und auch Internet hat. Ein Wahrzeichen der Stadt ist die Nachbildung des grössten, jemals entdeckten Krokodils

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Diesem 8,64m langem Tier möchte man wirklich nicht auf freier Wildbahn begegnen.

Danach ging es für mich Richtung Süden mit meist Gegen- oder Seitenwind. Nach den Tagen fantastischem Rückenwind musste ich das einfach akzeptieren.
Ansonsten nicht uninteressant.

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schöne Landschaft.

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Viele Vögel

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grosse, klein und sehr bunte

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So wurde es nie langweilig.

Dazwischen wunderbare Plätze zum Zelten.

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Das war wirklich was vom wunderbarsten. Einfach so friedlich ruhig, ganz alleine, mit fantastischen Sonnenauf- und untergängen.

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Nur ein mal überkam mich das Verlangen nach einer ausgiebigen, heissen Dusche und ich zeltete an einem Roadhouse. Eigentlich überhaupt kein schöner Platz, eher für Fernfahrer und Strassenarbeiter. Ein Motorradfahrer, Ken, teilte mit seinen Platz, war sehr nett. Er hat mir dann noch vieles über Sterne erzählt, wie man die Uhrzeit am Kreuz des Südens ablesen kann und wie man in der Wildnis überlebt. Von einem toten Känguruh kann man den Schwanz abhacken und kochen. Soll sehr gut schmecken, wie Ochsenschwanzsuppe. Nein Danke! Ich hoffe, ich komme nie in diese Notlage.
Eine Woche nach meinem Bad im Fluss waren manche Geräte wieder so trocken, dass sie auf einmal wieder funktionierten, wie mein Handy. Kurz vor Cloncurry hatte ich sogar Empfang. Dafür war ein Reissverschluss an meinem Zelt nun kaputt. Das war vorhersehbar, kein Reissverschluss hält dem feinen Sand in Australien stand. Von Hilleberg, dem Tent-maker habe ich dafür extra Ersatzteile dafür bekommen. Im Rodeo Saddle Shop in Cloncurry,

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hat mir Colin geholfen, den Reissverschluss zu reparieren.

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Dann war es nicht mehr weit bis Mt Isa,

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Als ich das erste Mal in Australien war, störte es mich, wenn es Hinweissschilder zu historischen Stätten gab. Es waren nur von weissen Siedlern und nicht so alt, dass man es im europäischem Sinne historisch nennen hätte können. Ich hätte gerne Hinweissschilder zu der Geschichte der Aborigines gehabt. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Immer wieder sieht man nun auch Gedenktafel, Sprüche und Geschichten von Aborigines, wie hier,

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wo auf die verschiedenen Stämme hingewiessen wird, die hier einmal gelegt haben.

Auch wenn ich in Mt Isa war, ich glaube kaum, dass ich ein richtiger Aussie (Australier) jetzt bin!

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Nach ca 1400km seit Cooktown, endlich mal wieder in einer Stadt! Stadt, ja man kann es wirklich Stadt nennen, ist inmitten von Nichts. Sie lebt nur von den Minen. Auch Pete, der eigentlich in Townsville wohnt und mich dort schon umfangreich bewirtet hat, arbeitet in Mt Isa. Immer im Wechsel von einer Woche ist er hier oder dort und im Wechsel mit einem Freund, mit dem er die Wohnung und Arbeitsplatz teilt.
So hatte ich endlich wieder eine Adresse, wohin Schwalbe mir neue Reifen schicken konnte

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Als ich ankam, war gerade Jimbo da, sah fast aus wie sein Zwillingsburder und hat mich auch köstlich bekocht. Dann war “Schichtwechsel” Jimbo ging, Pete kam. So verbrachte ich ein paar angenehme Tag in der sonst nicht sehr attraktiven Stadt.

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Kurz vor Mt Isa bekam ich Zahnweh, sehr unangenehm! Ich war schon öfters auf Reisen beim Zahnarzt, aber noch nie in einem so teuren Land wie Australien, auch sehr unangenehm. Trotzdem ging ich gleich zum Zahnarzt. Die Rechnung zu zahlen tut nur einmal weh. Ständig Zahnschmerzen zu haben ist schlimmer.
Ansonsten habe ich mein Fahrrad wieder auf Vordermann gebracht, natürlich mit den neuen Schwalbe Reifen! Pete zeigte und erklärte mir die verschiedenen Anlagen. Er arbeitet nicht in den Minen, er baut Gerüste, die die Abfallprodukte der Minen in Düngemittel verarbeitet.
Die Minen habe ehemals einer schweizer Firma gehört. Eigentlich ein bisschen weit entfernt, aber bei einer Tiefe der Minen von 6km ist die Schweiz ja schon fast naheliegend.

Wie gesagt, Mt Isa liegt inmitten von “Nichts”. Und da ich extra Pisten gewählt habe um die Roadtrains (Lastwagen mit ewig vielen Anhängern) zu vermeiden, war ich Ruckzuck wieder im Nichts.

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Das Nichts ist ja nie Nichts, hier war das einzige Kamel, das ich bisher gesehen habe, später kamen noch ein paar Emus. Ansonsten blieb alles fast gleich. Einspurige Strassen,

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fantastische Plätze zum Zelten

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wunderbare Sonnenauf- und Untergängen.

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Es war ganz erstaunlich, wenn ab und zu Wasser kam. Hier oben hat es seit Monaten nicht mehr geregnet. Alles total trocken. Deswegen, wo es Wasser gab, waren auf einmal viele Vögel und Blumen

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Obwohl mich viele gewarnt haben nach den Hinweissschildern,

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ich habe keine Schlange gesehen. Die verschwinden alle ziemlich schnell, sobald sie die Vibrationen meiner Schritte oder meines Fahrrads spüren.

In dieser Gegend, die George Essex Evans (1902) treffend mit “The everlasting sameness of the never ending plains” beschrieben hat, stellte ich fest, was für ein treuer Begleiter mein Schatten ist. Seit Tagen fahr ich nur gerade nach Süden. Am Morgen ist er rechts von mir, lang und schlank, dann wird er kürzer und dicker. Wenn wir fast Deckungsgleich sind, wird es Zeit für eine Pause. Danach wechselt er die Seite und wird wieder länger und dünner. Manchmal ist er leicht vor mir, manchmal leicht hinter mir, aber immer sehr anhänglich. So kann ich mich immer gut mit ihm unterhalten.

Es gib auch unangenehmere Begleiter, die Millionen Fliegen. Es ist unglaublich wie viele es gibt. Der Vorteil vom Gegenwind ist, sie werden vom Gesicht weggeweht. Ansonsten krabbeln sie auf und hinter die Sonnenbrille, in alle “Feuchtgebiete” des Gesichts. In einem der Tourist Infos wurde mir gesagt, dass es hier noch nicht so richtig kalt war, darum leben alle Fliegen noch. Sie sind sehr pünktlich. Im ersten Morgenlicht konnte ich noch in Ruhe frühstücken. Sobald die Sonne über dem Horizont erschien, kamen sie auf einmal alle herbei. Am Abend das umgekehrte Spiel, sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwand, verschwanden auch die Fliegen. Kurz in dem letzten Tageslicht konnte ich in Ruhe mein Abendessen essen, bevor Mosquitos, Motten und ander Flugtiere kamen. Dann konnte ich mich nur noch ins Zelt verziehen.

Wenn ich den Wind schon höre, bevor ich aus dem Zelt krieche, bedeutede das nie nix Gutes! Wie an dem Tag, an dem ich nach Birdsville kam. Dementsprechen war die Fahrt, ich kam kaum voran. Um die Mittagszeit hielt ein Auto neben mir, Strassenarbeiter vom diesem Shire (Bezirk). Zuerst nur ein nettes Gespräch, war ganz witzig. Sie fuhren nach Birdsville. Nach ein paar Stunden kam der Fahrer alleine wieder zurück, stoppte und gab mir ein Custard Creme tart.

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Ich konnte es kaum glauben! Was kann es besseres geben! Danach kamen noch Mandarinen und zwei frische Brötchen. Alles von der berühmten Bäckerei in Birdsville

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War eine sehr nette Pause.

Ich fuhr nicht lange weiter, da kam ein ähnliches Auto, auch ein Strassenarbeiter wieder Richtung Birdsville, hielt an und fragte, ob ich eine Mitfahrgelegenheit nach Birdsville wollte. Da musste ich nicht lange überlegen. Nach den letzten Tausenden von Kilometern sah es nicht so aus, als ob ich auf den letzten paar Kilometer vor Birdsville viel verpassen würde, wenn ich es nicht beradle.
Es war Glenn auf dem Nachhauseweg.

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Eigentlich wollte bei Birdsville irgendwo zelten, aber er meinte dann, ich solle mit zu ihm kommen. Sein Freundin ist es gewohnt, dass er immer etwas mitbringt, Katzen, Hunde, warum dann nicht auch a crazy German cyclist. Nicht nur die Aussicht auf eine Dusche war zu verlockend.
Ich blieb dann zwei Nächte. Für mich war es äusserst interessant mitzubekommen, wie man hier lebt, vernab von allem. Die Siedlung hat vielleicht 120 Einwohner, ausser der Bäckerei natürlich noch ein Pub, Hotel, Motels, Campingplätze, Flughafen, Schule mit 7 Schülern, 2 Roadhouses und viele Touristen, 90% Grey Nomads, da hier der Knotenpunkt von Outbacktrails sind.
Man kann hier praktisch keine Lebensmittel kaufen und wenn dann furchtbar teuer. Die Einheimischen bestellen es übers Internet. Einmal pro Woche kommt die Lieferung per Lastwagen. Fleisch wird mit dem Flugzeug eingeflogen. Bier bekommt man vielleicht günstig im Pub, ansonsten ist so ziemlich das nächste Mt Isa, wohin schon allein die Spritkosten 400 Australische Dollar sind. Verständlich, dass hier keiner wirklich lange lebt. Aber Glenn gefällt es sehr gut, er liebt den Busch und die Weite. Auch verständlich.

Ca 40km westlich von Birdsville ist “The Big Red”, die höchste, grösste Sanddüne in der Simpson Wüste. Das Angebot von Glenn mit dem Auto dorthin zu fahren, schlug ich nicht aus, war dann auch ganz froh darüber, die Schotterpiste dorthin war schrecklich.

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Wenn man so viel gereist ist, hat man vieles schon irgendwo grösse, höher, besser oder sonst was gesehen. Das Rot war aber beindruckend und die Gegend insgesamt.

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In der Wüste solch ein See.

Auf dem Rückweg sind wir bei seinem Pferd vorbei, das auf einer Gemeindeweide ist. Das Pferd hat die gleich Farbe wie das Auto, gebrochenes weiss und rostrot. Nur das Tier ist wesentlich jünger.

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Auch hier gibt es die heissen Quellen,

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das Wasser wird in Kühltürmen abegekühlt. Allerdings kommt fast der gesamt Strom  für die Siedlungem von einem Diesel Generator, obwohl es auch genug Sonne und Wind geben würde..

Dann ging es aber weiter! Seit Jahren war der Birdsville Inside Track geschlossen. Er führt durch ein Sumpfgebiet und ist deswegen nur von Allradautos befahrbar, wenn es absolut trocken ist, wie jetzt. Glenn hat mich überzeugt, diesen Abschnitt zu fahren. Er ist ruhiger und landschaftlich wesentlich interessanter. Da die Strecke nicht gewartet wird und nur für Allrad zulässig, geht der meiste Verkehr auf dem Haupttrack.

Es war dann auch wunderbar. Es waren nur ein paar Autos und die, die kamen, hielten an, boten mir Wasser oder sonst was an. Die Bäume boten Schatten und nette Plätze zum Zelten. Auch der Zustand der Strasse war noch weitgehenst fahrbar. Ab und zu kamen kurze sandige Schiebestrecken, ansonsten sehr gut.
Am Nachmittag hörte ich von hinten ein Motorrad kommen, ich drehte mich um, dann war es Glenn! Er wollte sehen, ob mit mir alles in Ordnung ist. Kurz darauf kam noch Andrew, ein Freund der gerade auch bei ihnen wohnt.

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Sein Topcase war voll von Wasserflaschen, und einer Tüte, die mir Cindy gerichtet hat, voll von Esssachen, samt meinem Abendessen! Ich war sprachlos. Sie wollten gleich wieder umdrehen. Immerhin mussten sie ungefähr 55km fahren, bis sie mich eingeholt hatten. Das ganze wollten sie bei Tageslicht zurück.

Ich fuhr noch ein Stück weiter, bis ich einen schönen Platz fand zum Zelten und bei schönem Sonnenuntergang Cindys Abendessen geniessen konnte.

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Der zweite Teil vom Inside Track war nicht mehr so spassig.

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Autospuren in getrocknetem Schlamm kann schlimmer sein als Wellblech, was sich abwechselte auch noch mit Sand. Später war es dann nur noch steinig, der Weg sah praktisch genau so aus wie das Land drum herum.

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Bis zum Abend hatte ich das Ende des Inside Track erreicht und kam auf den Birdsville main track.

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Wer sieht den Unterschied? Mir war schleierhaft, wie man ohne GPS diese Abzweigung finden sollte, es gab keinerelei Hinweise.
Es war nicht mehr weit bis zu einem offiziellen Bushcamp, wo es Wasser gab und ich von einer sehr netten Familie mit eisgekühltem Cranberry Saft empfangen wurde. Was für eine Wohltat nach so einem Tag.

Immer wenn man denkt, schlimmer kann es nicht mehr kommen, wird man eines Besseren belehrt. Die Vorboten kamen während des Frühstücks. Zweimal gingen heftige Windrosen durch. Das dauerte wenige Mnuten, dann war wieder Ruhe. Die ersten paar Kilometer gingen auch noch, aber dann kam so ein Sturm auf, dass ich kaum mehr fahren konnte. Immer wieder suchte ich einen Windschatten auf und überlegte mir, ob ich wieder umdrehen soll. Auf dem Bushcamp gab es wenigstens Wasser. Aber das bringt einen ja auch nicht weiter.

Es waren kaum Autos unterwegs, ich überlegte mir schon, ob die Strecke wegen Sturmwarnung gesperrt wurde. Das war natürlich nicht der Fall und 2 Autos kamen und haben sogar gehalten.

Schliesslich schaffte ich doch noch ein paar Kilometer und fand ein zur Belohnung ein wunderbares weiches, sandiges Flussbett zum Zelten.

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mit genug Brennholz um die Fliegen und sonstiges Getier fernzuhalten.

Mein nächstes Ziel war eigentlich das Mangaranie Pub, der einzige Campingplatz mit Dusche, den ich mir nach diesen Tagen gönnen wollte. Aber auch hier kam einiges anders.
Der Vormittag ging noch, der Wind hat nachgelassen und es war sehr angenehm zu fahren. Schnell erreichte ich die heissen Quellen. Mirra Mitta Bore

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Fast kochend kommt das Wasser aus der Erde. Ich musste natürlich testen, ob ich zum Teeaufbrühen nutzen kann. Das ist nicht gerade weiter zu empfehlen. Vielleicht ist es ja gesund, schmecken tut es auf jeden Fall nicht.
Auf einmal wurde es auch bergiger, und bunter

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Danach fing es an. Am Morgen kamen vielleicht 2 oder 3 Autos. Auf einmal kam ein Wohnmobil nach dem anderen, teilweise riessen Dinger. Die ersten fuhren gerade an mir vorbei hüllten mich in Staub und Sand ein. Erst der ca 23ste hielt an und bestädigte meine Vermutung, es ist ein ganzer Campervan Club. Was mich dann besonders schockierte war, es waren 50 Fahrzeuge, sprich 100 Grey Nomads. Ich verstand nicht, warum sie nicht verstanden, dass ich davon nicht begeistert bin. Bisher waren ca 8 – 10 Autos unterwegs, jetzt auf einmal 50 mehr. Wo bleibt da das outback feeling? Und alle wollten natürlich am Mangaranie Pub übernachten. Ich beschloss, ich finde sicher noch ein besseren Platz für mein kleines Zelt als zwischen 50 Wohnmobilen und fuhr gerade weiter, bekam aber noch von der netten Frau im Pub viel Trinkwasser.

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Der Rest des Tages war dann genial. Wieder total ruhig, vielleicht noch ein Auto kam vorbei. Es war ein wunderbares Abendlicht, leichter Rückenwind, so richtiges Genussradeln.
Am nächsten Tag hatte ich einen wunderbaren Blick auf den Besten Sonnenaufgan aller Zeiten.

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Dann überholten mich meine Rentner wieder, wieder alle paar Minuten in Staub und Sand. Alleine auf dem Fahrrad habe ich viel Zeit um Nachzudenken und dachte, eigentlich können sie mir leid tun. Sie geben Unsummen von Geld aus und was haben sie davon? Vor und hinter sich eine Staubwolke und übernachten in einer Wagenburg. Das ist nicht gerade das, was ich unter Outback feeling verstehe. Mit 99 Leuten um sich herum kann man glaub kaum die friedliche Stille der Gegend geniessen. Ich verstand nicht, warum man sich so etwas antut.

Am Nachmittag hatte ich sie dann wieder los und so konnte ich wenigsten wieder das Outback geniessen. Besonders der letzte Tag vom Birdsville Track war ein voller Genuss, wenn auch sehr kalt. Nur ein paar Kilometer mit leichtem Wind nach Clayton Wetland. Da ich sicherheitshalber wegen Wasser auf jeden Fall am Vormittag den Platz erreichen wollte, bin ich früh los, es war praktisch noch windstill. Danach wurde der Wind stärker, kam aber von der richtigen Richtung, dass ich früh bei den heissen Quellen war.

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Sofort liess ich mir das Bassin mit heissem Wasser volllaufen. War das eine Wohltat für Muskeln, Knochen und Nerven. Gleich wusch ich auch alle meine Kleider, die schnell in dem Wind trockneten, während ich mich noch in aller Ruhe im Wasser aalte.

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Der Wind bliess mich schnell vorwärts. Ausser ein paar sonderlichen Tieren,

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War nichts auf der Strasse.

Langsam kamen auch wieder mehr Pflanzen, gebiete, wo man früher versucht hat, Dattelpalmen anzupflanzen.

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Ging aber alles nicht so gut, wie sie sich das vorgestellt hatten.

Die Fliegen waren weiterhin meine treuen Begleiter, zeitweise war mein blauer Sack und meine ohnehin schwarzen Shorts total schwarz

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So habe ich dann das Ende des Birdsville Tracks erreicht.

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Und in Maree gab es dann wieder das üblich Roadhouse wo ich mir zur Belohnung etwas gönnen konnte.

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Maree hiess früher Herrgotts Springs. Alle deutschen Namen wurden im 1. Weltkrieg umbenannt. Auch hier wollte man Dattelplantagen anlegen. Sieht hier ein bisschen erfolgreicher aus. Bekannt ist der Ort aber wegen der “Ghan” Eisenbahn. Früher waren hier auch viele Afghanen mit ihren Kamelen unterwegs.

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In der Abendsonne fuhr ich noch etwas weiter,

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Am nächsten Tag kamen mir auf einmal wieder eine Kolonne von Wohnmobilen entgegen. Ich traute meinen Augen nicht, schon von Weitem erkannte ich den Club-Aufkleber. Auf der Strecke war die Strasse nicht allzu schlecht. Die Staubwolke blieb mir weitgehenst erspart. Sie campierten etwas südlich von Maree, ein Teil fuhr weiter südlich, der andere zurück um über den Oodnadatta Track nach Alice Springs zu fahren. Anscheinend hätten sie mit ihren grossen schweren Fahrzeugen gar nicht auf den Birdsville Track gedurft. Davon liessen sie sich nicht drausbringen. Nächstes Jahr werden sie mit 2*50 Wohnmobilen kommen. Ich werde dann aber bestimmt nicht dort sein.

Für mich ging es in aller Ruhe und immer grüner und bergiger weiter,

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Richtung Flinder Ranges.

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Nach so viel Wüste tut es richtig gut, mal wieder ein buntes Blümchen am Wegesrand zu sehen .

Von Cooktown nach Maree habe ich ziemlich genau einen Monat gebraucht. War wunderbar, Australien hat wirklich viel Platz für Freiheit.

Mittlerweile bin ich weiter, in Broken Hill. Wie es über die Flinder Ranges ging, kommt säter.

Aboriginal Dance Festival und Cape York

Am Freitag ging es, vorerst mit Freunden weiter, auf der Battle Camp Road  (siehe letzter Eintrag) nach Laura zum Dance Festival. Die Taschen waren voll mit Essensvorräte für die nächsten 14 Tage. Wasser war noch nicht so wichtig, ich wusste es kommen noch einige Bäche, aus denen man problemlos trinken kann

IMG_6039Bei den Temperaturen waren die Flussdurchquerungen eine willkommene Abkühlung und die Beine waren danach wieder sauber.
IMG_6066Ansonsten waren sie tief rot vom Sand der Straße. und dem Staub. Die Lastwagenfahrer waren gar nicht so groß das Problem. Im Allgemeinen fuhren sie langsamer sobald sie mich sahen, So mancher Allradfahrer sah das nicht so und preschte mit 100km/h an mir vorbei,
DSC05810Am Abend gab es zur Belohnung immer ein nettes, ruhiges Plätzchen zum Zelten.

Nach nur zwei Tagen waren wir in Laura beim Aboriginal Dance Festival
DSC05861Das Festival dauert drei Tage. Es ist eines der bedeutendsten dieser Art in Australien. Die Tänzer kommen aus ganz Australien, die Zuschauer aus der ganzen Welt. Da ich so viele Leute nicht gewohnt bin, wollte ich nur einen Tag hin. Für meine Freunde war das auch OK und so kamen wir am Sonntag Vormittag zu dem Festival.

DSC05838Die meisten Zuschauer haben auf dem Platz kampiert und gingen am Sonntag morgen. Das Festival ging aber weiter. Ein Tanz kam nach dem anderen.

DSC05841Sie  waren voll von Kraft und Energie

DSC05847Mir hat besonders gut gefallen, dass so viele Kinder mit Begeisterung dabei waren.

DSC05855Auf dem Festival waren Alkohol und Drogen verboten. Es lief alles sehr harmonisch ab.

DSC05840Inhalt der Tänze waren Nachahmungen der Tiere, Kämpfe oder andere Themen aus der Geschichte der Aborigines.

DSC05872Für Kenner gab es sicherlich große Unterschiede, für mich ähnelten sich die Tänze sehr. Die Bekleidung war da mehr Abwechslungsreicher.

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DSC05894Meine Freunde wurden am Nachmittag abgeholt und fuhren nach Cooktown zurück.

Auf dem Gelände kehrte langsam Ruhe ein und es gab genug freie, ruhige Plätze, wo ich mein Zelt aufstellen konnte.

Die Tänze gingen aber weiter. Da es für die Aborigines ein besonderes Treffen ist, wollten sie glaub gar nicht mehr aufhören.

DSC05910Nicht nur die Kinder hatten später noch Spaß vor der Kamera zur Schau zu stellen.

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DSC05923Am nächsten Tag ging es für mich weiter, Richtung dem „Tip“, Cape York, dem nördlichsten Zipfel von Australien. Viele Gebiete dort oben wurden den Aborigines zurueck gegeben, viele Tänzer kamen aus den abgelegenen Gemeinden. Die waren alle auf der Heimreise. Dazu haben noch die Schulferien angefangen. Das hatte ich erst erfahren, als ich schon unterwegs war. So war der Verkehr an dem ersten Tag sehr heftig. Sehr unangenehm, da es fast alles rote erdige, sandige Piste war.

Es gab aber auch angenehme Dinge. Am Spätnachmittag des zweiten Tages, ich hatte gerade den längsten Anstieg auf die Bamboo Range hinter mir, hielt ein Lastwagenfahrer an. Ob ich Lust hätte zu schwimmen? Es gäbe in ca 18 km einen kleinen Stausee auf einer Kuhweide, da könnte ich baden und zelten. Es ist seine Weide. So was ermuntert mich doch immer noch ein Stück weiter zu fahren, überhaupt wenn so was wertvolles wie Wasser in Aussicht steht.

DSC05935Sehr abgelegen von der Strass und schön ruhig fand ich den kleinen See. Zum Schwimmen war es allerdings nichts, zu viele Wasserlilien waren darin und das Ufer war schwarz voll Kaulquappen. Meine Kleider und mich konnte ich aber ausgiebig waschen, Das war mal wieder eine richtige Wohltat nach dem Staub und der Hitze. Außerdem gab es unzählige Vögel.

In einem Fahrradfahrerbericht hatte ich gelesen, dass man auf der Strecke nicht viel Wasser mitnehmen muss, da man das Wasser aus den Bächen gut trinken kann. Das kann ja schon sein, aber dafür muss auch Wasser in den Bächen sein. Auf weiten Strecken war nur Sand darin. Der Norden Queensland hatte keine richtige Regenzeit, der Regen ging alles weiter im Süden runter. Es war dann immer eine Wohltat, wenn dann doch mal Wasser kam, wie im Fluss nach Coen oder hier am Archer River.

DSC05948Vor allem wenn es keine Krokodile gibt, sind diese Plätze auch fantastisch zum Zelten.

Früh am Morgen, vor den meisten Autofahrer, bin ich los. Ich fragte mich immer, wie lange die Schlangen überleben, die da noch die Straße bevölkern.

DSC05950Es ist zwar „nur“ eine kleine Baumschlange, aber keiner kann wohl erwarten, dass ich sie rette und von der Straße nehme.

Die Straße in den Norden geht entlang des „Telegraph Track“. Frueher standen da wirklich Posten und haben sich Zeichen gegeben um Informationen so schnell wie möglich an die Stationen am Cape zu übermitteln. Darum führt der Track schnurgerade ohne irgendwelche Umgehungen von Berge oder Schluchten durch die Landschaft.

DSC05952Die Allradfahrer kamen meisten im Doppelpack, wenn sich nicht bis 4 oder 5 zusammen aufgemacht haben. Das wirbelte ganz schön Staub auf. Nicht ungefährlich als Radfahrer da irgendwo drin zu stehen. Ich bin meistens auf der rechten Seite gefahren (in Australien fährt man ansonsten links), um die entgegen kommenden Autos zu sehen. Manchmal war aber die einzige Stelle auf der Straße, wo man wegen Wellblech und Sand noch fahren konnte, direkt in der Mitte. Manchmal bin ich auch direkt auf die entgegen kommenden Autos mit Blickkontakt zugefahren um sie zu bändigen, zwingen, langsamer zu fahren. Wie ein Dompteur bin ich mir vorgekommen. Gerechter Weise muss ich auch sagen, es gab ein paar, wenn auch wenige, Autofahrer, die schon weit vor mir verlangsamt haben und weit nach mir wieder schneller wurden.

Weiter Nördlich wurden vor ein paar Jahren Umfahrungen für den Old Telegraph track gebaut. Obwohl ich wusste, dass der Track von da an in einem üblen Zustand ist und viele atemberaubende Flussdurchquerungen gibt, wollte ich nicht die wesentlich weitere Umfahrung fahren.

Das positive an dem Track, es gibt wesentlich weniger Autos und sie fahren wesentlich langsamer. Hier kann man nicht so schnell durch düsen.

Nachdem ich meine erste Schiebeetappe durch den Sand hinter mir hatte, kam ich an den Palm Creek, die erste ernsthafte Bachdurchquerung. Auf der anderen Seite wurde gerad ein Auto an einer Winde hochgezogen.

DSC05954Der Einstieg war so steil, dass ich da nicht einmal mit gepäcklosem Fahrrad fahrend, schiebend oder tragend hinunter wollte. Beinahe hatte ich mich entschieden, doch noch um zudrehen und die Umgehung zu fahren, da sagte man mir, ein paar hundert Meter weiter gibt es einen einfacheren Übergang. Der war dann eher was für mich. Schiebend und tragend bekam ich da mein Fahrrad durch und mein Gepäck, eins nach dem anderen. Als ich dann 5 mal durch das Wasser und Schlamm war, sagte mir ein Autofahrer, er hätte mein Gepäck ja auch im Auto mitnehmen können. Das hätte ihm auch früher einfallen koennen. Aber die sind so mit sich beschäftigt und wie sie ihr Auto da durch bringen, da werde ich nicht wirklich registriert.

Eins vom Wunderbarsten an der Strecke waren die Plätze an den Bächen zum Zelten.

DSC05961Überhaupt wenn es noch einen kleinen Wasserfall wie hier am Dulhunty Fluss. Da hält sich kein Krokodil auf, man kann gut schwimmen.

Kurz danach kam die ultimative Bachdurchquerung. Viele Allradfreaks kommen extra deswegen hier her und Zuschauer machen von der Umgehung extra den Abstecher, den „Gunshot“ Meine Erfahrung mit dem Palm Creek hat mir gereicht und ich wollte eine kleine Umgehung fahren. Nach 500m gab ich auf. Ich konnte auf der Strecke  mein Fahrrad nicht einmal schieben! Es war nur tiefer, weißer Sand.

So schlimm kann der Gunshot dann auch nicht sein, dachte ich und drehte wieder um. Auch da gab es dann eine einfachere Alternative zur Durchquerung, war dann fast eine Enttäuschung.

Von unten sah ich den „original“ Gunshot.

DSC05963Es geht praktisch senkrecht hinunter in ein Schlammloch. ich nahm an, das sei ein Relikt von vergangener Zeit, da fährt doch jetzt niemand mehr hinunter. Es dauerte keine 5 Minuten da wurde ich eines besseren belehrt.

DSC05965Ein Auto mit Anhänger steckte in dem Schlammloch. Der Dummheit der Menschheit sind wirklich keine Grenzen gesetzt. Es dauerte dann seine Zeit, bis er mit Hilfe eines anderen Autos wieder heraus gezogen wurde. Ja, es lohnt sich wirklich hier als Zuschauer vorbei zu kommen.

Viele wilde Tiere gibt es hier oben nicht. Ganz selten sieht man mal ein Känguru. Schlangen und Vögel sind schon zahlreicher und die Termitenhügel nehmen gigantische Ausmaße an.

DSC05968Es gibt auch einige Vogelbeobachter, die hierher kommen. Nur fahren sie die meiste Zeit mit dem Auto und wundern sich noch, dass ich viel mehr sehe als sie,

DSC05972wie hier das Kookaburra Paar. Auch viele Papageien gibt es. Körper und Flügel sind verschiedenfarbig. Je nachdem in welchem Winkel sie fliegen, gibt es ein anderes Spektrum. Ganz fantastisch wenn so ein ganzer Schwarm vorüber fliegt. Leider lassen sie sich nicht so leicht fotografieren.

DSC05973Und immer wieder Sand

AustralienMeine Arme waren mit dem Schieben mehr gefordert als die Beine.

Die Fruit Bat Falls, kleine Wasserfaelle, sind leider viel zu populär, als dass ich sie noch genießen konnte.

DSC05981Sie sind genau da, wo die Umgehungstrasse und der Old Telegraph track zusammen kommen, darum kann auch jeder kurz vorbei.

Für den noerdlichen Teil, habe ich dann doch beschlossen, die Umgehung zu nehmen. Man kommt auf dem Old Telegraph Track nicht ganz durch, der tiefe, krokodilreiche Jardine River ist im Weg und man muss sowieso auf den Bypass ausweichen. Es war auch Zeit meinen armen Arme etwas Entspannung zu gönnen.

Wie schon erwähnt, gehört das Gebiet den Aborigines. Um über den Jardine River zu kommen gibt es nur die eine Fähre, die von ihnen betrieben wird.

DSC05984Und da sahnen sie reichlich ab. Für die paar Meter kostest es für ein Auto (hin und zurueck) 129 Dollar, das sind ca 100 Euro. Motorrad kostet die Hälfte, Fahrrad konnte mir niemand sagen. Darum war ich sehr  gespannt. Bevor ich 100 Dollar bezahlen würde, würde ich auf ein Auto warten, das mich mitnehmen kann. Sehr erfreut war ich dann, als sie von mir 11 Dollar verlangten. Für den Katzensprung immer noch reichlich.

DSC05989Dann nach ca 750km endlich wieder ein bisschen Teer, durch Bamaga, der nördlichsten Aborigines Community hindurch. Welch eine Wohltat.

Ich bin gleich weiter Richtung Tip gefahren. Es wurde leider vorher schon dunkel und ich stellte mein Fahrrad wieder einmal an einem Bach inmitten vom Regenwald auf. Fast die ganze Nacht hielt mich ein Geräusch wach. Zuerst dachte ich, es sei nur ein Buschtruthahn, die es hier reichlich gibt. Am nächsten Morgen, als ich am Bach gewaschen habe, sah ich den wirklichen Verursacher, einen wunderschönen Dingo

Die letzten ca 30 Kilometer von Bamaga an den Tip waren mit die Schönsten. Den ersten Teil bin ich am Spätnachmittag gefahren, wo keiner mehr unterwegs war, auf einem engen rot-erdigen Weg durch den Dschungel und die restlichen 8 km am nächsten Morgen bevor die ersten Touristen kamen. Einfach wunderbar.

Als ich auf dem Parkplatz angekommen bin, waren doch schon zwei Autos da. Schnell habe ich mein Fahrrad entladen und über die Felsen zu dem Schild getragen, was wirklich den nördlichsten Punkt kennzeichnet.

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DSC05996Fast ein Jahr nach Mirjam (http://cyclingdutchgirl.com/2012/10/03/the-tip/ ) und somit 95 Jahre nach Francis Birtles, wahrscheinlich der erste, der es 1918 mit dem Fahrrad dort hoch schaffte.

Bevor die Massen angestürmt kamen bin ich lieber wieder umgedreht.

DSC06002Wieder zurück am Parkplatz mit dem netten Strand und dem Platz mit Kokosnusspalmen, dachte ich jetzt wieder gleich zuück fahren wäre ja auch doof. Für mich hatte ich beschlossen, dass ich den Tag dort oben verbringe und auf dem Platz zelte. Da es nicht offiziell erlaubt war, sagte ich immer, wenn ich gefragt wurde, wo ich zelte, ich weiß es noch nicht.

Dann kamen Ranger mit ein paar Schulkindern zum Grillen und Fischen.

DSC06006Ich unterhielt mich ein Weilchen mit ihnen und auf einmal sagte er, warum ich nicht hier zelte, ich solle nur ein Feuer machen, um die Krokodile und Dingos fern zu halten. Na Prima, mit Erlaubnis sogar ein Feuer zu machen, ist es ja noch besser.

DSC06017Einen wunderschönen, geruhsamen Tag habe ich dort oben verbracht. Nachdem alle Autos weg waren, nur noch zwei Motorräder standen da, baute ich mein Zelt auf und machte ein Feuer.

DSC06024Kurz darauf erschienen die beiden Motorradfahrer

DSC06030Sie schlugen ihr „Swag“, das für Australien typische Minizelt, neben mir auf.

DSC06028Zusammen genossen wir den Sonnenuntergang und feierten unseren Erfolg mit einem typischen Queensland Trunk, Bundaberg Rum mit Cola. Nicht ganz mein Geschmack, an dem Abend aber prima.

Am nächsten Tag fuhr ich nach Seisia, dem Hafen. Ich hatte mich immer noch nicht entschieden, ob ich nach Thursday Island in den Torres Straights soll oder nicht.

Dort angekommen, war mal wieder nichts los, keine Information habe ich gefunden. Dann wusste ich auch nicht, was ich auf einer Insel jetzt soll.

DSC06036Seisia hat auch wunderbare Strände, nur dumm, das man da jetzt nicht schwimmen kann, wegen den Krokodilen.

Also fuhr ich wieder zurück. Mir war klar, bis zur Fähre, die bis um 17Uhr fährt, reicht es mir nicht mehr. Ein paar Kilometer vorher habe ich mich wieder in die Büsche geschlagen.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und beschloss, dass dies mein Glückstag sei. Zuerst flog ein wunderschöner Blauschwanzkookaburra mir über den Weg.

DSC06042An der Fähre angekommen, standen einige Autos da. Komisch, es war schon kurz vor neun, seit 8 Uhr sollte sie wieder laufen. Nur, der Fährmann war noch nicht aufgetaucht.

Ein Mann kam auf mich zu und fragte mich, ob ich eine Mitfahrgelegenheit wollte. Seine Familie und er haben mich auch schon ein paar mal gesehen. Auf dem Weg nach Norden wurden mir auch schon ein paar Lifts angeboten, ich lehnte immer ab. Dachte mir aber schon, auf dem  Weg zurück werde ich wahrscheinlich dankend annehmen. Ich liebe zwar Herausforderungen, aber ich bin kein Masochist. Die Strecke muss man wirklich nicht zweimal mit dem Fahrrad fahren, vor allem nicht, wenn man beim zweiten Mal ständig nur Gegenwind hat.
So nahm ich dankend an. Mein Fahrrad und Gepäck kamen hinten auf den Anhänger, Sharon, Chris und die Kinder machten mir Platz im Auto.

DSC06050Sie hatten es sehr eilig zurück nach Mackay zu kommen. Und sind praktisch die Strecke, für die ich 9 Tage brauchte, in 9 Stunden durchgedüst.

Am Musgrave Roadhouse ließen sie mich wieder raus, ca 500km weiter südlich. Von hier geht der Weg in den Lakefield Nationalpark ab. Diese Strecke wollte ich  auf jeden Fall noch fahren. Außerdem ging es mir zu schnell, ich wollte nicht gleich wieder zurück in Cooktown sein. Ich war dann auch richtig froh, dass ich vor Sonnenuntergang noch ein paar Kilometer fahren konnte, mich endlich wieder bewegen.

DSC06054Der nördliche Teil war noch wunderschön, voll von Schlangen und Vögeln,

DSC06063Dann fing der Wind an. Ganz schlimm wurde es, als es auf die Ebene ging.

DSC06067War ich froh, dass ich am Tag zuvor diese Mitfahrgelegenheit hatte. Bei diesem Wind zurück zu radeln hätte mich nicht nur einige Zeit sondern sehr viel Nerven gekostet.

DSC06071Die einzige Abwechslung hier waren die kathedralartigen Termitenhügel.

Dann kam noch eine Überraschung, Familie Geissler, klingt deutsch, sie sind aber seit mehreren Generationen australisch. Das war das dritte Mal, dass wir uns begegnet sind. Schon vor dem Jardine River haben sie mich mit Keksen und Wasser versorgt

DSC06073Auch hier hielten sie sofort an und zu viert haben wir in „null-komma-nix“ eine gut gekühlte Packung TimTam (sehr süße Schokokekse) nieder gemacht. (ich glaube, ich hatte die Hälfte) Oh wie gut das nach den Strapazen tat.

Da ich die Nacht wieder an einem Ort verbrachte, wo ich nicht am nächsten Morgen entdeckt werden wollte, habe ich sehr früh mein Zelt abgebrochen. So konnte ich die ersten Stunden noch genießen, bevor der Wind wieder einsetzte.

DSC06084Diese Gegend war voll von schwarzen Kakadus mit rote Dreiecke auf den Schwänzen.

Das Highlight kam am Abend, am Laura Fluss. Oben sind offizielle Campingplätze, die man vorher Online buchen muss, Nix für mich. Sie waren auch schon besetzt. Ich wollte nur runter zum Fluss, mich waschen, und ein Stück weiter im Busch zelten. Als ich dann zum Fluss kam, standen Autos und Zelte auf der einen Seite auf dem Flussbett. Wirklich ein sehr schöner Platz, nah am Wasser. Schnell stellte ich mein Zelt auf die andere Seite auf, ich wollte nichts wie ins Wasser. Da kam ein Mann herüber und lud mich zum Abendessen ein. Wie fantastisch. Also badete ich mich zuerst mal im Fluss, wusch meine Kleider, machte mich „fein“ für das Abendessen.

Auch sie hatten mich schon einige Male gesehen, Dann kamen mir manche Gesichter bekannt vor und schließlich erinnerte ich mich, sie haben auch am Dulhunty Fluss neben mir gezeltet, ein paar Schüler, Lehrer, Eltern einer privaten Schule aus Brisbane.

DSC06090Wieder einmal ein schöner australischer Abend mit Lagerfeuer auf dem man auch kochte. Selbst die Pfannkuchen am nächsten morgen wurden so gemacht. Ich hätte es nicht eilig, Ich war jetzt wieder auf der Battle Camp Road und wollte nur bis Isabella Falls, ca 65km.

Es war nicht einmal so spät, bis ich losgefahren bin, aber der Wind setzte auch schon ein. Danach war es nur noch Kilometer zählen und irgendwie durchhalten. Eigentlich hätte ich auch sonst wo zelten können, aber da ich schon zwei  Mal an den Isabella Falls vorbei gefahren bin, wollte ich da endlich mal nächtigen. Die Aussicht auf fließend Wasser ist auch immer sehr verlockend.

Kurz bevor die Sonne unterging habe ich endlich den Platz erreicht. Wieder einmal ein Tag, wo ich sehr froh war, dass ich die Mitfahrgelegenheit angenommen hatte.

DSC06096Der letzte Etappe war dann nicht mehr weit und ich war froh, als ich Cooktown erreicht hatte.

DSC06098Es gab hier schon einige Sturmwarnungen und es stürmt immer noch. Gerry hat mich gleich mit einer großen Portion Spätzle empfangen. Hier werde ich wieder richtig aufgepäppelt. Morgen geht es weiter, nach Südwesten,, möchte im Inland nach Süden fahren. Ich habe nicht einmal mehr drei Monate nach Sydney.

Cook, Cooktown und um Cooktown

Was macht man in einer Stadt mit 1300 Einwohnern? Die nächste Stadt ca 300 km entfernt? Am Besten das, was man mir am Wenigstens zutraut: AUSRUHEN! Ich hatte noch sechs Wochen, bis meine Freunde aus Murwillumbah kamen, mit denen ich auf das Laura Dance Festival will. Ich war einfach mal wieder viel zu schnell. Noch vorher ans Cape zu fahren verwarf ich schnell. Ich wollte mir dabei Zeit lassen, nicht zu einem Zeitpunkt wieder zurueck sein müssen. Außerdem, ich wollte wirklich auch ein bisschen ausruhen. Am Anfang hatte ich noch genug mit e-mails beantworten, Fahrrad richten und nächste Etappe planen.  Natürlich war dazwischen immer noch Zeit die Sonnenuntergänge am Endeavour River DSC05420von der Promenade DSC05441 Und vom Grassy Hill zu genießen. Was die Stadt an Radrundwegen anbietet ist sehr dürftig. Es gibt viele Touristen, die hier halt machen, bevor sie ans Cape hoch fahren.  Einige davon haben auch Fahrräder dabei und fahren die eine Straße auf und ab. Ich dachte, ich zeige mich erkenntlich und exploriere ein paar Radrundwege. („Dorothee Fleck“ track klingt doch auch nicht schlecht, oder 🙂 ) DSC05474Es gibt sehr schöne Strecken, abseits des „beaten track“, gerade richtig für Touristen, die nur eine leichte Rundtour möchten, wo sie alles, was die Gegend zu bieten hat, bekommen. Nicht nur ein Blick auf die wunderschöne Tafelberge, sondern auch durch schön ruhig durch den den Nationalpark DSC05481entlang des Endeavour Rivers. DSC05483Am Anfang war ja noch alles OK. Der Weg geteert und genug vom Fluss und den Krokodilen entfernt. Dann war Schluss mit Teer, zuerst Sand, dann Steine, es ging praktisch quer durch Mangroven, dort wo Krokodile sich gerne verstecken. Mir war ganz schön mulmig zumute. Wirklich nichts Touristen. Ich wollte einfach nur durch. Damit war leider nichts. DSC05487Büsche waren nicht nur an der Seite, sondern auch quer über dem Weg. Nach Google Maps müsste der Weg eigentlich durch gehen, tat er aber nicht. Soweit ich hörte, nahm ich an, dass hinter dem Busch ein Fluss sein muss. Bei der Anzahl der Krokodile, wollte ich das lieber nicht weiter erforschen, bin schnell umgedreht und das ganze Stück zurück. Am nächsten Tag konnte ich es natürlich nicht lassen und näherte mich von der anderen Seite. Auch hier sah der Weg nicht so aus, als ob er sehr befahren wäre. Auch hier waren Mangroven. Ich sah auf meinem GPS es ist nur noch ein kurzes Stück bis wohin am Tag zuvor gekommen war. Dann hatte ich es erreicht DSC05488Ich stand vor einem Fluss, einem Nebenarm des Endeavour Rivers. Hinter den Büschen stand ich Tags zuvor. Auf meiner Seite lag ein Schiff mit Ian an Bord DSC05493Ich fragte ihn, ob es hier Krokodile gäbe. Ja, meinte er, ein ganz schön großes, fünf Meter lang und mehrere kleine. Zuerst dachte ich, er wolle mich auf den Arm nehmen, dann merkte ich, wie ernst es ihm ist. Er hat mich zum Kaffee eingeladen und erzählte mir mehr von der Gegend. Die Pflöcke im Fluss sind Überreste einer alten Eisenbahnbrücke. Somit war mein Plan eines Fahrradrundwegs gestorben! Vielleicht sollte ich noch erwähnen, das Wetter da oben lädt nicht immer zum Radfahren ein. Es ist meisten sehr windig, um nicht zu sagen stürmisch! Richtung Nordosten macht sehr viel Spaß, zurueck ist dann sehr anstrengend. Außerdem regnete es noch teilweise sehr heftig. Meine Motivation weitere Wege zu erforschen, hielt sich in Grenzen. Ich wollte lieber für ein paar Tage mich in der weiteren Umgebung umsehen und endlich wieder ein paar Nächte im Zelt verbringen. Zuerst fuhr ich nördlich nach Hope Vale. Das ist die ersten Aborigines Gemeinde in Queensland, die Juli 1986 offiziell ihr Land zurueck bekommen haben. Es soll hier auch eine Aborigines Art Galerie geben, die habe ich aber nicht gefunden. Es gibt keinerlei Informationstafeln oder Wegweiser. Trotzdem habe ich meinen Weg zum Elim Beach gefunden DSC05494Was mir auch später bestätigt wurde. Zuerst wollte ich mir die „Coloured Sand“ Felsen anschauen. Leider kam gerade die Flut rein und die letzten Allrad- Autos heraus. Mein Respekt vor Krokodilen ist wirklich sehr groß, deswegen bin ich lieber wieder umgedreht und habe 2km mein Fahrrad durch den Sand zum Elim beach geschoben. Hier war bis zum 2. Weltkrieg eine Lutherische Mission. Der deutsche Missionar Schwarz lebte in Elim 55 Jahre. Von dem allem ist jetzt nichts mehr zu sehen. Aber es gibt noch einen Zeitzeugen Eduard, 85 Jahre. DSC05508Er wurde noch von der Frau des Missionars unterrichtet. Nachdem das Land den Aborigines zurueck gegeben wurde, kam er auch zurueck, baute sich ein Haus genau da, wo vorher die Kirche stand und eröffnete am Strand einen einfachen Camping Platz. Außer zahlenden Gästen hat man hier wie üblich auch andere Besucher. DSC05516In der Dusche saß ein großer, knall grüner Baumfrosch. DSC05517Alles scheint hier andere Dimensionen zu haben, DSC05529selbst die Farbenpracht des Sonnenuntergangs. DSC05525 Auch die Fahrzeuge, die hier über die Sandpisten düsen, können riesige Ausmaße annehmen. DSC05532Wenn sie an mir vorbei fahren, finde ich sie äußerst lästig. Wenn die Insassen aber so nett sind wie hier und ich auch in den Luxus des Inhaltes komme, in Form von eisgekühltem Sekt mit Erdbeere am Lagerfeuer, bin ich schnell wieder besänftigt. DSC05534Zurück ging es wieder durch den Sand, dann auf die Battle Camp Road DSC05537Richtung Westen nach Old Laura. Die Straße könnte auch Rattle Camp heißen, auf dem Wellblech hat alles nur noch gescheppert und geklappert. Allerdings ist das keine Klapperschlange, DSC05539xxsondern eine Python, die hier in der Morgensonne schläft. Die Straße führt in den Lakefield Nationalpark, der größten Teils noch geschlossen war. Zu lange hat es hier noch geregnet, zu viele Krokodile hielten sich hier noch auf. DSC05542Ein paar Seen waren zugänglich, wenigstens visuell. Ich hielt mich lieber zurueck. DSC05547Dann wurde die Straße auf einmal wunderbar, so schöne glatte, rote Erde. DSC05552Ab und zu gab es eine Erfrischung. Auch zum Trinken ist das Wasser sehr erfrischend. Mitten in alten Mango Bäumen steht die Old Laura Station. DSC05555Ein Relikt aus der Goldgräber Zeit.  Um den Bedarf der Goldgräber am Palmer River zu decken, wurde hier die Rinderfarm angesiedelt. Genauso wie der Goldrauschh hielt die Station nicht lange.

Es ist immer wieder nett, wenn man unterwegs alte Bekannte trifft, DSC05556die gleich anhalten und mich mit Obst überhäufen, ein richtiger Schatz hier in der Wildnis. Von Laura ging es gerade nach Südosten, die schlimmste Richtung, die man bei dem Wind fahren kann. Ich ließ mir einfach Zeit, man findet hier leicht ein Versteck, wo man sein Zelt aufstellen kann. DSC05568Bevor ich wieder zurueck nach Cooktown kam, wollte ich ein paar Plätze aufsuchen, von denen mir Gerry, mein Gastgeber erzählt hat. Schon die Straße weg vom Highway zum Trevethan Wasserfall war fantastisch. Kein Schild weißt auf dieses Kleinod hin, keine Autos fahren, die Straße total unberührt, ruhig, einfach traumhaft. Später geht ein kleinerer Weg durch den Wald, er endet praktisch im Nichts. Wenn ich den Wasserfall nicht gehört hätte, hätte ich wahrscheinlich den kleinen Trampelpfad nie entdeckt. Nur noch zu Fuß über Hügel und Felsen und ich war vor dem Fall. DSC05589Auch hier ist das Wasser innerlich und äußerlich eine herrliche Erfrischung. Wie schön, dass dieser Wasserfall nicht auf der „Abhak“-Liste der Touristen steht. Hier kann man es wirklich ein Weilchen aushalten.

Nicht weit davon entfernt ist Archer Point, Was für ein Unterschied, wenn es Wegweiser zu einem Platz gibt. Die Straße war wesentlich breiter und mit teilweise in schlimmem Zustand. Immer wieder kamen Autos vorbei. Trotzdem, es hat sich gelohnt. DSC05594Leider war ich viel zu spät dran, wollte am Abend zurück in Cooktown sein, habe mir aber vorgenommen, nochmals hierher zu kommen. Gerade rechtzeitig zum Cooktown Festival war ich wieder zurück. DSC05595Wenn schon mal was in dem Ort los ist, darf man es ja auch nicht verpassen. DSC05615Außerdem bekam man sehr lebhaften Nachhilfeunterricht in Sachen Geschichte, der Stadt, DSC05628Fast die ganze Stadt war auf den Beinen und natürlich auch viele Touristen. Das einzige was nicht was nicht mitspielte, war das Wetter. DSC05646 Anscheinend das das erste Mal überhaupt, dass es an dem Festival geregnet hat. DSC05661 DSC05662

 

 

 

Sonst arbeiten die Asiaten hier als Erntehelfer, beim Bananenwettessen konnten sie die Banane ohne Hemmungen in sich hinein stopfen.
DSC05669 Was mir besonders gut gefallen hat, war die historische Nachstellung, was vor 243 Jahren passiert ist und zwar von beiden Seiten. Wie es für die Cook-Truppe warDSC05685und wie für die Aborigines. DSC05696So ein harmonisches Miteinander gibt ist es nicht immer zwischen den Aborigines und den Weißen. DSC05740Abschluss war ein Feuerwerk am Endeavour RiverDSC05749DSC05761Ich ging nochmals auf Tour und erfreute ich den spaßig veränderten StraßenschilderDSC05766und zwei wunderbare Tage in Archers Point DSC05776Morgen geht’s weiter, zuerst mit meinen Freunden aus Murwillumbah zum Laura’s Dance Festival und dann geht es für mich weiter zum Cape York. Zum Glück kann ich all meine warme Kleidung in Cooktown lassen und dafür meine Radtaschen mit Essen füllen. Es muss für 3-4 Wochen reichen!

Der Norden Queenslands

Am Freitag den 12. April kam ich direkt nach Australien, an die Goldküste geflogen (Kilometerstand: 25144 km). Nachdem ich eine Sendung von „Border Security“ im Fernsehen gesehen habe, wo sie Leute, die z.B öfters einreisen abfangen,  fragte ich mich, ob sie mich überhaupt wieder herein lassen. Das war mal wieder überhaupt kein Problem. Keiner wollte etwas von mir. Auch das Gepäck war gleich da.

Nachdem ich letzte Mal so lange in Coolangatta war, wollte ich  gleich weiter. Zuerst habe ich mich noch von meinen Freunden in Murwillumbah und Linda und Arie

DSC05082in Coolangatta verabschieden. Naja, das dauerte halt auch wieder fast eine Woche. Habe ich es eilig? Eigentlich nicht. Ich habe ein 6 Monatsvisum.

Dann Abschied von den wunderbaren Stränden entlang der Goldküste. Ein Abschiedsphoto in „Surfers Paradies“.

DSC05088Eigentlich bin ich nicht unglücklich, diese Gegend zu verlassen. Es ist mit die am dichtesten besiedelsten Gegend von Australien. Es gibt hier einfach zu viele Leute und viel zu viel Verkehr. Zum Glück aber auch ein gut ausgebautes Radwegnetz. Je näher ich Brisbane kam, desto besser.

DSC05093Bis ich mich tatsächlich im Wald verfahren habe.

Nördlich von Brisbane blieb ich nur noch kurz an der Küste, auf dem Moreton Bay Cycle Way.

DSC05106Eine lange Holzbrücke führte über das Feuchtgebiet, das jetzt nach dem langen Regen besonders nass war. Unglaublich was da alles so kreucht und fleucht, ständig fliegt etwas in die Luft (auch Flugzeuge, der Flughafen ist in der Nähe)

DSC05113und weiter der Küste entlang nach Redcliff

DSC05116Dann bin ins Landesinnere abgebogen und alles änderte sich schlagartig. Je weiter ich von der Küste mich entfernte, desto weniger wurde der Verkehr und desto bergiger würde es.

DSC05130Vorbei sind all die Shopping Centers und Aldi’s, nur wenige Orte kamen, die mehr oder weniger am Aussterben sind. Wenn man Glück hat, gibt es noch eine Tankstelle, die ein bisschen Lebensmittel verkauft.

In einem dieser kleinen Orte, namens Hivesville, merkte ich, dass die Straße, die ich fahren wollte, zwar auf meiner Karte eingezeichnet war, aber nicht auf meinem GPS. Ich fragte die Dame von der Tankstelle, sie meinte, es ist eine „dirt road“, ich würde mit dem Fahrrad durch kommen. Es gibt aber auf den 71km überhaupt nichts, nur Bushland. Für mich hörte sich das alles prima an.  Erfreut fuhr ich los und bald darauf hatte ich endlich wieder das Gefühl, in Australien angekommen zu sein.

DSC05139Diese rote Wege, alles so schön ruhig und still, vielleicht mal ein Känguru, das den Weg kreuzt, das ist für mich Australien.

Hier zeigten sich das vielfältige Angebote der wilden Tiere.

DSC05135Ein Waran wollte meinen Blicken entkommen und kletterte den Baum hoch. Dann der Geruch der Gummibäume, die endlose Weite, wunderbare Plätze zum Zelten. Australien hat noch „Much Space for Freedom“ wie ich es nennen wollte. Hier kann man die Freiheit ungestört ausleben.

DSC05144Und am Abend den wunderbaren Sonnenuntergang genießen, dieses geniale Licht, wenn  die Sonne tief steht. Leider dauerte es ja nur 71km. Danach änderte sich eigentlich vorerst nur der Belag der Straße. Natürlich versuchte ich weitgehendst den Highway zu vermeiden, obwohl da auch nicht viel los war, nicht mehr als auf abgelegenen deutschen Landstraßen. So musste ich auch einige Umwege in Kauf nehmen, da überhaupt die unbefestigten Straße durch die Flutkatastrophen in Queensland schaden erlitten haben. Manchmal habe ich tagelang keinen Laden gesehen. Wasser bekam ich immer genug von LKW Fahrern oder ansässige Bauern, die mir auch Orangen schenkten. Die Ernte war in Vollem Gange. Die meisten Erntehelfer kommen anscheinend aus Korea.

Eines Abends, auf der Suche nach einem Platz, wo ich mein Zelt aufstellen kann, landete ich auf einen „Blaze Aid Camp“. Von Blaze Aid hatte ich schon gehört, aber nur, dass sie Freiwillige suchen. Für was blieb mir bis dahin unbekannt. Jetzt weiß ich’s. Sie helfen Bauern, deren Zäune bei der Flut weg geschwemmt wurden. Diese Zäune, die Viehweiden umgrenzen, können hundert Kilometer lang sein, Das braucht ganz schön Arbeitskraft, diese wieder herzustellen.
In Australien gibt es unzählige von „GreyNormads“, Rentner, die Hab und Gut verkauft haben und mit ihrem Wohnmobil ständig durch die Gegend ziehen. Für sie ist so etwas genial. Hier können sie sich nützlich machen, haben mal wieder so etwas wie ein Soziales Umfeld und anscheinend noch Spaß bei der Arbeit. Dafür dürfen sie ihr Wohnmobil gratis auf dem Camp abstellen und werden dazu noch sehr gut verköstigt. So waren alle einiges älter als ich, außer Chris,

DSC05167ein anderer Radfahrer, der mehr oder weniger absichtlich dort gelandet ist und einen Tag Arbeit gerade hinter sich hatte. Er war aus Rockhampton und war auf einer 3 Wochen Tour. Zuerst wollte ich eigentlich nur eine Nacht dort verbringen, dann dachte ich, einen Tag Arbeit wäre ja auch ganz interessant. Dann hieß es aber, da am nächsten Tag ANZAC Day war, einer der wichtigsten Feiertage in Australien, würde es keine Arbeit geben. Ohne Arbeit zwei Nächte zu bleiben, fand ich dann doch zu unverschämt. Also bin am nächsten Tag weiter,

An ANZAC day wird an die gefallen Soldaten gedacht, vor allem den Gefallenen in Gallipoli, heute Tuerkey, während des ersten Weltkrieges.  Der 25. April ist der Jahrestag der Landung der Australischen und Neuseelaendischen Soldaten. Mit einem „Dawn Service“ fängt der Tag in allen Städten Australiens an und geht genau so militärisch weiter, viele Reden, Paraden, Kranzniederlegungen.  Die alten Veteranen dürfen mit ihren Rollstühlen vorfahren  und werden als Helden gefeiert. Wann ist ein Held ein Held? Und (fast) jeder Australier ist wieder stolz, ein Australier zu sein. Ich mag sie ja sehr, aber in manchen Punkten verstehe ich sie einfach nicht.

Abends durfte ich nicht nur mein Zelt bei einer sehr netten älteren Dame im Garten aufstellen, sondern wurde auch noch zum Abendessen eingeladen.

DSC05173Ihr Mann schaute sich die Paraden aus ganz Australien an. Ich hätte noch einiges gerne hinterfragt, merkte aber bald, das nervt sie nur. Also ließ ich es bleiben.

Das war bei Biloela, das kommt von einer Aborigines  Sprache und heißt „Weißer Kakadu“. Unübersehbar warum.

DSC05179Und vor allem unübehörbar! Unglaublich, was die für einen Krach machen können.

Danach erreichte ich den Capricorn Highway, der parallel zum südlichen Wendekreis geht. Noch war ich etwas höher, das tropische Wetter war noch nicht so zu spüren. Allerdings war das erste mal wieder so richtig Verkehr auf der Straße, ich näherte mich den Kohlenmienen um Emerald.

DSC05191Die Kohle selber wird in langen Zügen, 100 Wagons vorne, in der Mitte und hinten eine Lokomotive, zum Hafen nach Rockhampton transportiert. Stündlich, Tag und Nacht.

Die ganzen Maschinen, die für die Mienen gebraucht werden, werden auf der Straße befördert. Mindestens einmal am Tag kam ein übergroßer Transportkonvoi. Schon alleine die Reifen nahmen fast die ganze Breite der Straße ein, schwindelerregend.

Ich fand zwar immer noch ein Plätzchen zum Zelten, es war aber bei weitem nicht mehr so ruhig. Ca 200km fuhr ich nach Westen, verbrachte einen wunderschönen, geruhsamen Tag in Comet bei Emerald, bei Jenny und Stuart.

Stuart nahm mich zum Saphir schürfen mit. Für ein paar Dollar konnte man sich einen Eimer voll Sand und Kies kaufen und dann auf den großen Fund hoffen.

DSC05194Gefunden haben wir leider nichts, interessant war es trotzdem. Ein älteres Ehepaar saß so da, als ob sie das jeden Tag machen würden, wie in einer Spielhölle, auf der Suche nach dem großen Glück. Um diese touristische Einrichtung sind großen Gruben, wo im Großen nach Saphiren geschürft wird . Es sah aber nicht so aus, als ob auch nur einer davon erfolgreiche gewesen wäre. Für mich gibt es angenehmere Methoden zu Geld zu kommen.

Nach Emerald konnte ich dann endlich dem Highway entfliehen und auf die Gregory Development road.

Zuerst war noch Farmland mit ein paar Dörfern. Hauptsächlich wurde Hirse angebaut, kein guter Platz zum Zelten. Darum fragte ich an einem Bauernhaus. Überhaupt kein Problem, meinten sie, ich solle mir einen Platz um ihr Haus suchen. Sie haben mir auch angeboten in einem Art Container, der mit Zimmer eingerichtet war, zu schlafen, aber wie üblich zog ich mein Zelt vor. Das stellte ich ca 100m vom Haus entfernt auf. Obwohl mir das ja schon gereicht hätte, kam zuerst ein Sessel dazu, dann einen großer Gaskocher, eine ausklappbare Tisch-Bank Kombination aus Plastik und ein Trinkwassercontainer, ein Topf und eine Lampe.

DSC05214Dazu kamen noch 3 frische Eier aus dem Hühnerstall und ein absolut leckerer Nachtisch, Kuchen mit Eiscreme und Vanillesoße. Ging es mir mal wieder gut.

Am nächsten Morgen wollte ich nicht auch noch zum Frühstück aufmarschieren und machte Gebrauch von den mir zur Verfügung gestellten Gegenständen. Ich war eigentlich gerade fertig, da rief es vom Haus herüber, ich solle zum Frühstück kommen. Dann gab es noch Eier mit Speck und Brot. War ich papp satt.

Bevor Karen zur Arbeit ging, gab sie mir noch mein Vesper, zwei belegte Brote mit Huhn und Schinken. Sie haben fünf erwachsene Kinder, nur noch der Jüngste wohnt bei ihnen, sie weiß, wie man Vesperbrote schmiert.

DSC05215Nachdem mir David einiges über die Gegend erzählt hat, bin ich weiter.

Ich wusste, auf den nächsten ca 350km kommt nicht viel, nur das Belyando Roadhouse. Das war ich  am Mittag des nächsten Tages, eine Stelle, wo ich Wasser bekommen hätte sollen. Nur, sie wollten mir meine Wasserflaschen nicht auffüllen, ich könne Wasser für 3,80 die Flasche kaufen, oder sie füllen die Flaschen mit Flusswasser fuer 1 Dollar. Nein, Danke, ich hätte ungefähr 7 Flaschen gebraucht. Als Ausrede hatten sie, dass sie schon so lange keinen Regen mehr hatten. Gar nicht nett fand ich dann, dass sie kurz darauf den Rasensprenger in der knallen Hitze anmachten und auch die Bäume reichlich mit Wasser begossen. Dank sehr netten Autofahrern bekam ich trotzdem noch soviel Wasser, dass es mir, zwar knapp, aber trotzdem die nächsten 2 Tage reichen sollte.

Ich habe dann beschlossen, dort auch nicht zu zelten, sondern habe mich ein paar Kilometer weiter in die Büsche geschlagen.

DSC05221Langsam fing wieder die Gegend an, wo Termiten ihre bizarren Hügel bauten. Diese Insekten gehören nicht zur Familie der Ameisen, sondern eher den Flugheuschrecken und Schaben. Wie dem auch sei, ich stellte mein Zelt lieber etwas abseits von diesen Gebilden auf.

Am nächsten Tag machte ich mir wieder Gedanken über das Wasser, obwohl ich noch welches hatte. Die Straße war befahren genug, ich hätte schon Autos anhalten können und nach Wasser fragen. Dazu hatte ich überhaupt keine Lust. Dann dachte ich, ich könnte es ja als Herausforderung sehen und testen, mit wie wenig Wasser ich auskommen. Das gefiel mir auch nicht, hatte keine Lust zu leiden, ich glaube, aus dem Alter bin ich heraus. Da bei den Gedanken an Wasser mein Mund immer trockener wurde, beschloss ich, lieber nicht mehr daran zu denken.

Nach über 50km hielt ein knallgrünes Angeberauto vor mir am Straßenrand. Der junge Fahrer schien sich nur etwas recken und strecken zu wollen. Zuerst bin ich an ihm vorbei gefahren, habe dann doch wieder umgedreht und ihn gefragt, ob er nicht zufällig etwas Wasser übrig hätte. Fragen kostet ja nicht, einen Versuch war es mir Wert. Darauf hat er sich vielfach bei mir entschuldigt, normaler Weise hätte er immer Wasser dabei, aber er habe erst jetzt sein Auto geputzt und alles Wasser raus. Er könne mir einen Softdrink geben, und reichte mir eine kühle Dose Ginger Ale. So habe ich mich mal wieder getäuscht, es war ein sehr nettes Bürschchen auf dem Weg heim nach Cairns.

Noch besser kam es nach weiteren 20km, gerade richtig zur Mittagszeit: ein neu angelegter Rastplatz mit Regenwassertonne!!! Tische und Bänke waren überdacht und somit im Schatten, auch Toiletten gab es. Dieser Rastplatz war nirgends eingezeichnet, keiner, den ich nach Wasserquellen auf dieser Strecke fragte, hat mir davon erzählt. So war die Freude umso größer. Zuerst habe ich mich mal ausgiebig gewaschen und dann meine Wasserflaschen gefüllt. Dass es nicht als Trinkwasser gekennzeichnet war, störte mich wenig. Das sollte auf jeden Fall bis zum nächsten Tag in Charters Towers, der nächsten Stadt, reichen.

Ich bin dort nicht lange gesessen, da kam ein älteres Paar und machte ausgiebig Picknick. Ich war nicht auf das Hähnchen neidisch, aber das frische, kühle Trinkwasser! Als sie damit auch noch ihr Geschirr abspülten, konnte ich kaum zusehen. Wenn man so auf langen Durststrecken mit dem Fahrrad unterwegs ist, wird man sehr sensibel mit dem Umgang von gutem Wasser. Irgendwie müssen sie meine Gedanken gelesen haben und boten mir das restliche Wasser an. Jetzt war ich wirklich sehr gut versorgt.

Am nächsten Morgen, ich war erst ein paar Kilometer gefahren, fuhr ein Auto langsam neben mir her und ich wurde gefragt, ob alles OK sei, ob ich genug Wasser hätte. Strahlend konnte ich antworten, es sei alles in Ordnung und meine Flaschen seien noch voll. So kenne ich eigentlich die Australier. Wenn mir früher in einer abgelegenen Gegenden ein Auto begegnet ist, hat es sofort gehalten und der Fahrer gefragt, ob ich etwas brauche. Wahrscheinlich ist diese Gegend nicht abgelegen genug.

Ein paar Tage zuvor hatte ich ein Mitglied der Warm Shower list  in Townsville kontaktiert. Er meinte, wenn ich Samstags in Charters Towers wäre, könne ich bei Ihrer Party vorbei kommen, im Garten könne ich auch zelten. Zufällig war ich gerade Samstags in Charters Towers, die erste Stadt. Wie üblich, mein erster Gang in den Supermarkt, was kühles zum Trinken holen. Danach konnte ich weiter überlegen, was ich sonst noch brauche. Dann ging ich zu dem Clubhaus. Zuerst wusste ich nicht, bin ich hier richtig? Es war das Clubhaus der Australian Rebels, einem Harley Davidson Motorrad Club.. Die Adresse stimmte. Ich hatte schon so viele unterschiedliche Leute von der Warmshower Liste getroffen, warum nicht auch noch ein Australian Rebel?

Es war noch keiner da, aber Pete schrieb mir, ich könne den Schlüssel für den Garten beim Nachbarn holen. Das hört sich einfacher an, als es ist. Hier hat es nämlich nirgends Hausklingeln! Man muss sich schon ganz schön laut bemerkbar machen, damit die endlich merken, hier will jemand was.  Dann bekam ich den Schlüssel ohne Probleme, baute gleich mein Zelt im Garten der Australien Rebels auf. War kaum fertig, kam ein Motorrad, grosse, schwarze Harley Night Train, der Fahrer, ärmelloses T-Shirt mit schwarzer Lederweste, stieg ab, zog den schwarzen Helm ab, lächelte mich an „Dorothy?“. Es war Pete, den ich kontaktiert hatte. Ist extra vorbei gekommen, um zu sehen, ob bei mir alles in Ordnung ist. Er musste wieder zurück zu seiner Gruppe, die auf einer Poker-Ralley war, und fragte mich, ob ich mit wollte. Und ob ich das wollte! War natürlich wesentlich schneller als auf meinen Fahrrad! Wahrscheinlich sind wir schon so 50km gefahren gewesen, bis uns die 40 anderen Harley-Fahrer entgegen kamen, schnell umdrehen und mit den anderen zurück. Was für einen Perspektivenwechsel! Wenn ich alleine mit dem Fahrrad unterwegs bin, fehlt mir das Verständnis für die Horden von Motorradfahrer mit ihren röhrenden Maschinen. Wobei Harleys noch den angenehmsten Sound haben.  In der Horde mitzufahren ist natürlich etwas komplett anderes. Motorradfahren ist schon was tolles. Mit einem Motorradhelm ist der Lärm auch sehr gedämpft. Für lange Touren ziehe ich trotzdem das Fahrrad vor, da ich mich nach einem Tag auf dem Fahrrad wesentlich wohler fühle, als nach einem Tag auf dem Motorrad. Aber so eine Abwechslung ist schon fantastisch.

Es war schon witzig, ich mit meinem knall orangen Fahrradshirt zwischen all den schwarzen Lederwesten. Trotzdem war es sehr nett.

DSC05235Man spricht immer vom „Wolf im Schafspelz“, dabei gibt es sicher mehr „Schafe im Wolfspelz“, hinter der Lederkluft, den tätowierten Armen, Hälse und weiß ich was alles, sind sehr nette Leute. Vor allem Pete und seine Freundin Loui

DSC05233Loui kam extra mit einem Pickup, damit sie mich am nächsten Tag mit nach Townsville nehmen kann. Ich habe danken abgelehnt. Es versprach mal wieder ein sehr schöner Tag zu werden und da Townsville am Meer liegt, sollte es weitgehendst bergab gehen. Ich fahre auch so ungern im Auto mit. Später kam mir, wir hätten ja auch das Fahrrad und Gepäck auf das Auto laden können und ich hätte auf dem Motorrad mitfahren können. Egal, wäre ja auch bei meiner Weltumrundung ein bisschen geschummelt gewesen :-).

Ich habe mir Zeit gelassen, habe zwischen drin auf einem Free Camp übernachtet. Von Townsville war ich gleich von Anfang an begeistert. Gleich am Ortseingang konnte ich auf einen Fahrradweg am Ross River entlang. Er tangiert peripher die Innenstadt, geht durch  wunderschöne Parkanlagen, einer sogar mit Schwimmbad.

DSC05242Gratis sogar! Wenn es nicht immer so umständlich wäre, die Badesachen herauszuholen und nachher wieder zu trocknen! Wenigstens wusste ich, eine Dusche ist mir heute noch sicher.

Pete arbeitet immer eine Woche in Mt Isa und ist dann eine Woche daheim in Townsville. Da er noch zwei Tage hier hatte, konnte ich seine Kochkünste genießen.

DSC05243Wirklich fantastisch, da schmeckt sogar mir Fisch. Hier hatte ich zwei wunderbaren Tage mit viel Wein und ausruhen,

Von Townsville an blieb ich an der Küste. Von da ab sollte der Verkehr nicht mehr so stark sein. Dem war auch so, bis auf die ersten 20-30km. Da gab es noch die Roadtrains, Lkws mit 3 oder 4 Anhängern. Sehr unangenehm.

Danach ging es nur noch gerade und eben durch Zuckerrohrfelder. Unglaublich wie viel hier angebaut wird, das zieht sich hoch bis Cairns. Nur ab und zu kamen mal ein paar Bananen. Ich wusste nicht, dass es noch solch ein großer Bedarf an Zucker gibt. Nur in Bundaberg gibt es, glaube ich, eine Destillerie, die Rum daraus macht.

Langsam näherte ich mich der regenreichsten Gegend Australiens. Darum war ich ganz froh, wenn ich solche Schutzduetten fand, mit Tischen und Bänken, wo ich sogar mein Zelt aufstellen konnte.

DSC05254Mittlerweile gab es an jedem Bach, Fluss, etc ein Warnschild wegen den Krokodilen.

DSC05255Eines der wenigen Schilder in Australien, die mehrsprachig ist. Auch auf Deutsch und Chinesisch steht zumindest ACHTUNG darauf.

An einem Tag, ich war nicht besonders gut drauf, eine Baustelle jagte die andere, ich wurde immer angehalten, musste Kolonnen von Autos durchlassen, dabei ging es auch noch  über den einzigen Hügel weit breit, zusätzlich hat es auch noch angefangen zu regnen, habe ich mal wieder einen Radfahrer getroffen. Ich habe ihn sogar gleich wiedererkannt. Patrick aus Kalifornien habe ich schon mal in Neuseeland getroffen. Er war auch Richtung Norden unterwegs, wollte gleich weiter, ich wollte endlich mal überdacht im Trockenen eine Pause machen. Außerdem war meine Laune eh nicht gesellschaftsfähig. Schade eigentlich, ich wäre gerne mal wieder mit jemandem gefahren.

Am nächsten morgen kam ich nach Tully, der Gummistiefelstadt.

DSC05258die Stadt mit dem höchsten Niederschlag, da sind Gummistiefel wirklich angebracht. Ich fuhr gerade so im strömenden Regen durch den Ort, da sah ich Patrick sitzen.

DSC05257an einem netten, trockenen Plätzchen saß er da und frühstückte. Da das das Beste war, was man an solch einem Wetter machen konnte, habe ich mich gerade dazu gesetzt. Trotz des schrecklichen Wetters war  meine Laune erheblich besser.

Als es ein bisschen besser wurde, sind mir die paar hundert Meter zur Tourist Info, haben dann beschlossen, zur Mission Beach zu fahren, erstens, um ein bisschen von dem Highway weg zukommen und außerdem sollte es dort auch nicht regnen.

Und  tatsächlich hat der Regen kurz nach Tully aufgehört und ein wunderbare kleine Straße ging durch den Regenwald. Anscheinend soll es hier Kasuare geben.

DSC05261Wenigstens gab es Hinweisschilder dafür. Das müssen ganz schon große Laufvögel sein, viel größer als Emus. Gesehen haben wir natürlich keine.

Am Abend war es sehr schwierig ein Plätzchen für unsere Zelte zu finden, alles stand unter Wasser. Nach ein Flasche Wein war alles nicht mehr so schlimm.

Auch auf der „Cane-Cutter-Road“ hat es nicht geregnet. Wie der Name sagt hier ist auch alles voll Zuckerrohr. Kleine Eisenbahnschienen, so zwischen „Märklin“ und „Echt“, waren durch das ganze Gebiet gelegt. Größten Teils sah es so aus, als ob sie nicht mehr im Gebrauch wären, aber dann sah man immer wieder Wägen zu den Schienen, in denen das Zuckerrohr gesammelt wurde. Australien ist der zweitgrößte Zuckerexporteur nach Brasilien.

Auf einmal Standen wir vor einem Schloss, Ein spanischer Immigrant namens Paronella hat es nach spanischem Vorbild gebaut. Da es sich um eines der Hauptattraktionen von Nordqueensland handelt, war der Eintrittspreis dementsprechend. Uns genügte ein Blick von der Hängebrücke.

DSC05273Nach all den Regenfällen war der Wasserfall spektakulär. Das Schloss wurde seit der Eröffnung im Jahr 1935 durch Feuer und mehrere Zyklons zerstört und immer wieder neu aufgebaut.

Der Regen nahm kein Ende und nach der „Gummistiefelstadt“ kam die „Regenschirmstadt“ Babinda.

DSC05279Tully und Babinda streiten sich jedes Jahr um die regenreichste Stadt.

Etwas außerhalb wollten wir in einem Park zelten. Wieder einmal stand alles unter Wasser und wir suchten Zuflucht unter einem Dach.

DSC05281Diesmal musste ein Weinkarton mit 2l Wein herhalten. (keine Angst, war danach nicht leer)

Oh Wunder, am nächsten Morgen schien die Sonne! Die ganze Schönheit des Platzes entfaltete sich vor uns! Das versetzte sogar mich noch in die Stimmung den Bach zu erkunden.

DSC05289Kein Wunder, dass der Platz „Boulder“ heißt, der ganze Fluss ist voll von Felsbrocken. Nach all dem Regen rauschte das Wasser nur so in die Tiefe.

DSC05294Ein netter Weg führte durch den Wald, leider doch nicht so gut zum Radfahren, es gab zu viele Stufen und wer will da schon in die Schluchten fallen.

Patrick wollte noch ein Weilchen bleiben, wusste auch noch nicht, wie er weiter fahren möchte, ich hatte für den Abend eine Einladung in Cairns. So gingen wir wieder getrennte Wege,

Es war mal wieder wunderbar im Sonnenschein zu fahren. Allerdings war ich viel zu schnell in Cairns.

DSC05296Es gab eine schöne Esplanade, auch bei Ebbe, doch schnell merkte ich, für die Stadt bin ich 20-30 Jahre zu alt. Die Straßen sind gefüllt mit Jugendlichen, Bars, Souvenirläden, so viel Verkehr, wie vermisste ich die Abgeschiedenheit der Bolders. Ich verstand Patrick, dass er nicht nach Cairns wollte.

Ich glaube, ich habe noch nie so viele Fledermäuse auf einem Baum gesehen.

DSC05300Vor allem wusste ich nicht, was für einen Lärm die machen können.

Mein Verlangen nach einer Dusche war immens, ich stank gottserbärmlich! Es gab schon längere Perioden ohne Dusche, aber wenn immer alles nass ist und man wegen der hohen Luftfeuchtigkeit so schwitzt, ist es echt schlimm. Darum bin ich schnell zu Margaret’s Haus. Außer ein paar Jungs, die hier gerade wohnen, war niemand da. Zuerst unter die Dusche, dann alle Kleider in die Waschmaschine. Bis Margaret kam war ich wieder eine zivilisierte Person.

So konnte ich am nächsten Tag gleich weiter fahren.
Ein Radfahrer aus Cairns ist ein gutes Stück neben mir her gefahren und hat mich über Fahrradtouren ausgefragt. Das war ganz nett und lenkte vom Verkehr ab. Als die Straße schmäler und auch viel schöner wurde, kehrte er um.

Danach folge ein Strand dem anderen.

DSC05308Nur Schade, dass man hier nicht schwimmen kann.

DSC05309Boxjellyfish (giftige Quallen), Krokodile, Haie, einen Tod stirbt man sicher.

Auf meinem Weg immer weiter nach Norden der Küste entlang, vor Daintree, kam mir ein Radfahrer entgegen. Ob ich Dorothee waere? Ja, meinte ich. Es war Dean, er hat ein  Geschäft in Daintree Village, Crocodile Express.

DSC05330Er meinte, ich solle nach Daintree Village fahren und dort auf ihn warten, er wäre gleich wieder zurück. Da ich eh nichts besseres vor hatte, war mir das gerade recht.

Bevor ich überhaupt merkte, dass ich in dem Dorf bin, kam schon eine Frau auf mich zu, ob ich Dorothee wäre? Sie war eine von Dean’s Angestellten und hatte den Auftrag mich in das nächste Boot zu setzen, wie nett. Das Dorf bestand aus etwa zwei Häusern, zwei Souvenirshops, einem Café, einem Campingplatz.  So kam ich in den Genuss mal die Landschaft vom Wasser aus zu sehen, vom Daintree River.

DSC05322Immerhin sahen wir zwei Krokodile.

Wieder zurück war Dean auch wieder da und hat mich zum Mittagessen eingeladen. Das zog sich ganz schön in die Länge, wie es halt so ist, wenn sich zwei Reiseradler treffen. Er gab mir noch Tipps, wo ich mein Zelt aufstellen konnte und hat mir vor den Steigungen gewarnt. Dann zog ich weiter.

Gleich hinter der Fähre, kam die erste Range. Ab hier ist es nur noch eine kleines Straße, die so angelegt wurde, dass es der Landschaft am wenigstens schadet. Ohne viel Eingriff in die Natur ging es steil nach oben und wieder runter.

DSC05338Zumindest hatte man von oben eine schöne Aussicht.
Nach der ersten Range ging ein Weg ab zu einer Bucht. Zelten war hier nicht unbedingt erlaubt, ich war trotzdem nicht alleine und  es war wunderschön.

DSC05346Am Abend bekam ich sogar ein kühles Bier! Es verwundert mich immer, wie man in dieser Abgeschiedenheit kühle Getränke haben kann. Eine Kühlbox mit dem Fahrrad mitzuschleppen ist nicht gerade gebräuchlich.

An die Kasuaren habe ich schon nicht mehr geglaubt, dachte schon, sie existieren hauptsächlich nur noch auf den Achtungsschildern, wie die Kiwis in Neuseeland. Und plötzlich stand einer tatsächlich am Wegesrand,

DSC05356Der Hals und Kopf ist auch wirklich so rot/blau gefärbt und hat auch den komischen Hut auf. Es war allerdings viel kleiner, wie man mir sagte. Trotzdem können sie sehr aggressiv werden, haben sogar schon Menschen getötet, wie mir von einem Ranger bestätigt wurde, der gerade vorbei kam. Darum ist wirklich Vorsicht geboten und Fotografieren nur auf Distanz.

Auch sonst gab es in dem Regenwald viel zu sehen. Mich faszinieren immer die verschnörkelten Luftwurzeln.

DSC05362Nach Cape Tribulation kam ich auf den Bloomfield track, da fing der Spaß erst richtig an.

DSC05366Die Gründe weswegen man nur mit dem Allrad- Auto hier durch kann, sind nicht unbedingt die zahlreichen Bäche, sondern die Steigungen. Man sagte mir aber, mit dem Fahrrad würde ich es schon schaffen. Die wussten nicht, wie schwer mein Fahrrad ist!

Der erste nennenswerte Bach war harmlos.

DSC05367Hier brauchte ich mir nicht lange zu überlegen, ob ich die Schuhe ausziehen soll oder nicht. Da sich einiges Getier darin befinden kann, lieber Schuhe anlassen. Bei dem Wetter sind die Chancen gut, dass sie wieder trocknen.
Mich wunderte eher, dass überall Warmschilder wegen Krokodilen herumstehen, aber keiner hatte bedenken, dass ich mein Fahrrad hindurch schiebe.

Danach ging es los. so steil, so etwas hatte ich selten mitgemacht. Ich musste beim Schieben immer wieder das Fahrrad mit dem Pedal am Schienbein stoppen, sonst waere es gerade wieder den Berg hinunter gerollt. Es war wirklich steil, teilweise durch den roten, feucht Lehm rutschig und das über eine längere Strecke so, 1-2km und das immer wieder.

BloomGPSies2War ich fertig! Habe richtig gezittert. Trotzdem war es wunderschön, habe halt sehr viele Pausen gemacht.
Nach einer der letzten Flussdurchquerungen sah ich einen Mann etwas abseits oberhalb des Wassers sitzen.

DSC05374Ich bin hin und fragte, ob ich mich hier ein wenig ausruhen dürfte. Klar! es war Jass, ich würde ihn einen richtigen Bushman nennen. Ist auch seit ein paar Jahren wohnungslos, lebt weitgehendst im Busch. Als er mir sagte, da hinten hätte letzte Nach zwei gezeltet, habe ich es mir angeschaut und beschlossen, da bleibe ich auch. Es war fantastisch. frei von Krokodilen konnte ich unterhalb von einem kleinen Wasserfall schwimmen und es war absolut ruhig.

Erst am nächsten Tag bin ich dann weiter nach Wujal Wujal. DSC05377
Im Vergleich zu dem, was ich schon durchgemacht hatte, war der Rest einfach, nur einmal kurz schieben, dann war ich am Bloomfield River.

DSC05378Es war zwar eine Fuhrt durch den Fluss gebaut, deswegen war das Wasser nicht so hoch, die Strömung aber ganz schön stark. Es sah auch so aus, als ob irgendwo ein Krokodil auftauchen könnte. Dem war hier zum Glück nicht so,

DSC05379Nach einen kurzen Abstecher zu den Bloomfield Wasserfall, ging es weiter dem Bloomfield Fluss entlang. Hier kommen einige Aborigines Siedlungen, Wujal Wujal, Ayton, etc.

Plötzlich hielt ein Autofahrer an und zeigte mir ein riesiges Krokodil im Fluss.

DSC05384Wussste ich doch, dass es hier Krokodile gibt und ich habe erst wenige Kilometer weiter oben mein Fahrrad durch geschoben! Auch das hatte ich zum Glück überlebt.

Von Wujal Wujal aus war die Straße besser und einfacher, so habe ich es doch noch bis Cooktown geschafft.

DSC05391Herzlich bin ich von Gernot Jander empfangen worden, nein kein Warm Shower, aber ein Couchsurfer. Ein echter Glückstreffer. Er liebt es zu kochen und bereitet mir jeden Tag ein anderes Gericht, nicht nur die gut Deutsche Küche, sondern auch Gerichte aus aller Welt, die er von seinen unzähligen Gästen gelernt hat. Für jemanden wie mich, die jahrelang von 3Minutennudeln gelebt hat, wo vielleicht sich die Marke mal änderte, ist das natürlich sehr faszinierend.

DSC05402Auf langen Märschen und Testfahrten mit meinem Fahrrad habe ich schon viel von der Gegend gesehen.

DSC05407Cooktown ist das letzte Nest vor Cape York, das noch ca 800km entfernt ist, mein nächstes Ziel, der nordöstlichste Zipfel von Australien. James Cook ist hier im Endeavour River gestrandet, nachdem die Endeavour,sein Schiff, auf dem Barrier Reef aufgelaufen ist und beschädigt wurde, Das war 1770, 7 Wochen war er hier, ich hoffe, bei mir wird es nicht so lange.

2340 Leute sollen hier leben. Ich frage mich nur, wo sind die alle? Hier ist absolut nix los. Es gibt ca 5 Bottle Shops, einen Supermarkt ein paar Souvenir Läden, ungefähr 4 Campingplätze, einen interessanten Friedhof und natürlich viele Cook Gedenkstätten. Das Meer wimmelt von fiesen Tieren, wie Boxjellyfish (giftige Quallen), Haie und Krokodile, die nicht nur das Bad sondern gleich das ganze Leben ruckzuck beenden können. Also nicht mal schwimmen kann man hier.

DSC05410Dafür gibt es wunderbare Pflanzen. Auch von der Tierwelt an Land bin ich nicht so begeistert, viele Moskitos und Sandfliegen.

Der richtige Ort um mal eine Pause zu machen und lange Blogeinträge zu schreiben.

Von der Kueste auf den „Great Dividing Range“

Nach Weihnachten verabschiedete ich mich für längere Zeit von Linda und Arie und der wunderschönen Goldcoast. Ich habe sie sehr genossen, jetzt wurde es Zeit, dass ich wieder etwas Fahrrad fahre.
Wie vor Weihnachten bin ich zuerst einmal nach Beaudesert, nordwestlich von Coolangatta gefahren, diesmal gleich weiter auf Nebenstrassen Richtung Norden.
An einer Weide, wo der Besitzer gerade Feierabend machte, fragte ich, wo ich hier zelten könnte. Sofort bekam ich als Antwort: „zum Beispiel hier!“. Es war ein wunderbares, abgelegenes Gelände mit einem kleinen Weiher.

Früh am nächsten morgen wurde ich durch seltsame Geräusche geweckt. Ich bekam Mitleid mit den Bauern, die schon vor 5 Uhr raus aufs Feld müssen. An Schlaf war für mich dann auch nicht mehr zu denken. Ich staunte nicht schlecht, als ich aus dem Zelt gekrochen kam:

DSC03851ungefähr 200m von meinem Zelt entfernt, auf Nachbars Weide, wurden 3 Heißluftballone aufgeblasen. Von wegen armer Bauer!
DSC03858Reiche Touristen, meist asiatisch aussehend, wurden in Bussen her gechartert.
DSC03861Beim Veranstalter, der auch nicht schlecht gestaunt hat, mich hier zelten zu sehen, habe ich mich am Schluss für das gigantische Schauspiel bedankt.

Ich blieb lieber am Boden, auch wenn dieser teilweise sehr ruppig wurde. Der Besitzer der Weide hat mich schon davor gewarnt, meinte aber, mit dem Fahrrad wurde ich schon durchkommen.
DSC03873Die Oberfläche der Strecke war dann gar nicht so groß das Problem. Da es schon lange nicht mehr richtig geregnet hat, war es außer ein paar steinige Strecken gut zu fahren. Nur die steilen kurze Anstiege und Abfahrten machten mir zu schaffen. Aber auch das war noch zu bewältigen. Ich hatte ja Zeit, dann kam wieder ein Stück auf Teer zum Ausruhen.

Mein Wasser ging langsam zu Neige. Kein Problem sollte man meinen, hier kommen ja ab und zu noch Häuser, wo man eventuell fragen kann. Allerdings sah alles sehr verlassen aus. Zwischen Weihnachten und Neujahr sind die meisten noch am Strand. Dann endlich hörte ich einen Rasenmäher. Ich nichts wie hin, bekam gleich alle meine Flaschen mit eisgekühltem Wasser gefüllt, dazu noch ein paar Kekse, sehr nett. Die nächste Ortschaft mit einem Supermarkt war dann auch  nicht mehr weit.

Kurz vor Toowoomba geht es richtig den Berg hoch, man hat mich schon davor gewarnt. Wie üblich wollte ich eine Abkürzung über eine Schotterpiste nehmen. Am Anfang stand ein Schild, nur für Allrad-Autos. Das hat mich noch nicht abgeschreckt, auch das nächste Schild, dass nach 1,6km ein sehr steiles Stück kommen soll, ignorierte ich, schließlich hatte ich ja schon einige sehr steile Stücke bewältigt. Als ich dann wirklich zu der Stelle kam, musste ich nur Lachen:
DSC0388135% !! Nur Australier können auf die Idee kommen solche Wege anzulegen. Es gibt genug Offroad Fanatiker die das vielleicht als Herausforderung ansehen. Man meint wirklich, man steht vor einer Wand. Das war einer der seltenen Momente, wo ich umgedreht bin. Trotzdem, ich war froh, dass ich mich nicht schon vorher abschrecken ließ. So etwas sieht man ja nicht aller Tage. (Später wurde mir gesagt, man fährt die Strecke nur bergab, nie bergauf. Ich weiß nicht was für mich schlimmer wäre).

Schön brav bin ich auf die normale Straße. Trotzdem, die Höhendifferenz musste ja bewältigt werden.
DSC03882Die 21% auf 1,2 km haben mir gereicht. Wenigstens kam ich hier schiebend hoch. Es war mal wieder gnadenlos heiß. Oben hätte ich eine schöne Aussicht haben können, wenn nicht alles verbaut gewesen wäre. Ab und zu erhaschte ich zwischen den noblen Häusern einen Blick ins Tal. Wenigstens bekam ich wieder frisches, kühles Wasser.

Dann nur noch ein paar Kilometer auf dem Bergrücken leicht bergab und ich war bei Alex’s Eltern,
DSC03886wo ich nicht nur von Alex und Martin sehr nett empfangen wurde.

DSC03888Es waren fast 6 Monate, seit wir uns in Sari Tash, Kirgistan, verabschiedet hatten. Es gab so viel zu erzählen. Sie sind erst eine Woche vorher in Australien wieder angekommen, nachdem sie über China, Vietnam, Laos bis nach Kambodscha gefahren waren. Alex’s Mutter hat dort eine Schule gegründet, „The Singing Kites“, die war ihr Ziel.

Es war gerade 30.12. als ich angekommen war. Noch kurz erholen und dann am nächsten Tag auf die nahe gelegene Farm ihres Vaters.

DSC03897Die Grundstücke hier sind einfach riesig, ich kann mir die Hektar gar nicht so richtig merken. Es ist ein wunderschönes, hügeliges Gelände, mit Bächen, Gummibäume, Kängurus, Koalas, Eidechsen, Possum und natürlich auch Kühe.

DSC03903Hier haben wir den letzten Sonnenuntergang des Jahres angeschaut. Das Licht hier ist einfach fantastisch. Dann draußen bei Kerzenlicht Abendessen und guten Wein. Die Nacht war so schön und klarer Himmel, dass niemand im Haus schlafen wollte.

Am nächsten Tag wurde zuerst dem hauseigenen Possum einen Besuch abgestattet. Da es nachtaktive Tiere sind trifft man hin tagsüber in einer Blechbüchse voller Schrauben an.

DSC03916Mit einem kleinen Jeep ging es hier (ich, Alex, Sarah (Alex Schwester)) das Gebiet zu erkunden.

DSC03918Unglaublich, was es hier zu entdecken gab.

DSC03932Hier haben sicher früher Aboriginies gehaust. Heute machen es sich hier Kängurus gemütlich. Man sieht es an dem „Rooh-Pooh“ (Känguru Dreck)

DSC03938Riesige Eidechsen, zu Land und in den Bächen. Leider war der Koala zu weit oben im Baum, darum kein Foto. Ja, es gibt schon einiges, was mir hier in Australien sehr gut gefällt.

Heimweh braucht man hier auch nicht bekommen. Der nächste „Black Forest“ ist sicher nicht weit.

DSC03946Außer in Titisee habe ich wahrscheinlich noch nie so viele Kuckucksuhren auf einem Haufen gesehen.

Ich blieb dann noch einige Zeit mit den dreien bei Alex Eltern. Es war einfach zu heiss um noch irgendwo hin zu fahren. Allerdings wollte ich auch was zu tun haben und ging mit Martin und Alex Vater auf die Farm. Dort gibt es immer was zu tun, wie hier Pflöcke für den neuen Zaun zu stapeln.

DSC03957Es wird wahrscheinlich in die Anekdoten der Familie eingehen, dass ich sehr erstaunt darüber war, dass der Vater Zäune baut, die noch 100 Jahre halten, wo er doch die Farm noch höchstens 20 Jahre hat. Kein Politiker denkt über seine Legislaturperiode hinaus, wo wäre heute die Autoindustrie, wenn ein Auto 100 Jahre halten würde? Eine Lebensdauer eines Computers ist maximal 4 Jahre (außer meine müssen länger halten). Nein, auch wenn ich meine Späße darüber gemacht habe, ich wusste es sehr zu schätzen, mit welcher Passion und Souveränität er an die Arbeit ging. Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht zu helfen, ich habe auch viel gelernt. Es ist doch auch nett zu wissen, dass in 100 Jahren noch ein Stückchen Zaun in Australien herumsteht, wo ich beim Aufbau mit beteiligt war.

Am Nachmittag war es einfach zu heiß. Da war nur noch Schwimmbad und Veranda angesagt. Ein sehr kreative Phase. Martin, Alex und ihre Schwester sind alle Designer und haben Millionen Ideen, wie sie in Zukunft machen wollen. Ein Projekt sind die „Art-Raley“ Bücher,

DSC03966leere Bücher, die mit verschiedenen Themen auf die Reise geschickt werden und jeder kann seinen Beitrag dazu malen, schreiben, dichten etc. Also falls jemandem so ein Büchlein in die Hand fällt, es ist hier bei ca 45Grad in einem kleinen Ort im Buschland von Australien entstanden. Das war für mich eine sehr inspirierende Zeit. Nur zum Radfahren bin ich nicht viel gekommen, aber das kommt auch wieder.

Gegen Ende meines Aufenthalts dort konnte ich noch bei dem Zusammentrieb der Kühe dabei sein. Schon gigantisch, wenn die Herde um die Ecke geschossen kommt.

Am nächsten Tag wurden die Kälber gekennzeichnet, geimpft und die männlichen kastriert, 116 Stück. Das ging ruckzuck, es hat nicht einmal 2 Stunden gedauert.

DSC03976 Nicht gerade was, was man gesehen haben muss. Aber die Kälber sind sehr lebendig davon gesprungen. DSC03979 Ein anderes Schauspiel war die Kälberauktion,
DSC03992 alle Generationen (von Zuschauern und Bietern) waren vertreten.DSC03998 Man hat mich vorher gewarnt, ja die Hände unten zu lassen, auch niemand zu zuwinken. Sonst müsste ich womöglich noch mit Kühen weiter reisen. DSC04003Ich weiss nicht, wie viele Kälber dort verkauft wurden, es waren viele, sehr viele. Und anscheinend gibt es fast jedes 2 Wochenende in der Gegend so eine Veranstaltung. Anscheinend wurden viele von einem Großmäster von Woolworth (große Supermarktkette in Australien) aufgekauft.

Am 13. Januar musste ich dann auch hier wieder Abschied nehmen. Wegen der Hitze hatte ich einen Flug nach Neuseeland gebucht. Alex und Martin wollten einen Besuch in Brisbane machen und haben mich dann direkt auf den Flughafen gebracht. Vorher war aber abgemacht, wir sehen uns wieder! Und zwar kommen sie im März auch nach Neuseeland, dann fahren wir die Nordinsel zusammen. Zuerst fahre ich auf der Südinsel, endlich wieder ausgiebig Fahrrad fahren. Bald darüber mehr.

Touren mit und ohne Fahrrad

Nachdem Lindas dreiwöchige Bereitschaft als Geschworene beendet war, blieb sie auch in Coolangatta, wollte später nach Rockhampton fliegen und mit Arie und den zwei Hunden langsam der Küste entlang wieder zurück und hat mich dazu mit eingeladen. Ich war in der Zwischenzeit mit Judiths Buch fertig, das wollte ich erledigt haben, bevor ich für längere Zeit auf Tour gehe.

DSC01266Am 8. Dezember ging es los mit dem Flugzeug nach Rockhampton. Schon aus der Luft sah man, hier oben ist alles viel trockener und flacher.
DSC03688Arie holte uns mit Auto, Wohnwagen und den zwei Hunden am Flughafen ab. 2003 bin ich die Strecke mit dem Fahrrad gefahren, konnte mich aber an nichts mehr erinnern. Linda und Arie kennen die Strecke gut und wissen nette Plätze, wo man Zelten kann..

DSC03690Für mich war das ein totales Novum, so eine Tour mit Auto zu machen und den ganzen Luxus eines Wohnwagen auch noch dabei. Geschlafen habe ich in meinem Zelt, das erste mal seit den Philippinen, welch eine Freude.

Zuerst sind wir entlang der Küste gezottelt, haben abgelegene Buchten angeschaut, 30-40km lange Sackgassen für die ich mit dem Fahrrad einfach zu faul  wäre.
DSC03711Wie zum Beispiel ein Ort namens 1770, wo Cook 1770 landete.
DSC03718In der nächsten Nacht sind wir auf einem abgelegenen Campingplatz gelandet. Zuerst machte er keinen besonderen Eindruck es waren auch nur 2 andere Wohnwagen dort. Etwas entfernt war ein Fluss.
DSC03730Später entdeckten wir die Schätze dieses Platzes. Es gab einige wilde Tiere. Am späten Nachmittag kamen die Kängurus heraus, schwarze Kakadus mit roten Schwänzen flogen umher, Warane rannten herum.
DSC03735Schlangen schlängelten sich den Ästen entlang und in der Dunkelheit kamen Glühwürmchen hervor. Das ist was vom Einzigartigen hier in Australien, die große Anzahl der verschiedenen Tiere. Manchmal kann es auch ganz schön laut sein, wenn alle die Grillen anfangen, Rosakakadues, Kakadus und Kookaburas um einen herum fliegen.

An der Cooloola Coast machen unzählige Zugvögel halt. Unglaublich, was für Strecken sie nach Sibirien oder Alaska zurück legen.

Für die ca 800km von Rockhampton nach Coolangatta ließen wir uns mächtig viel Zeit, suchten Plätze, die interessant aussahen, wo ich nicht mit dem Fahrrad hinfahren müssen wollte.
DSC03747Nach Gympie fuhren wir in die Berge. Fast überall in den alten Siedlerorten haben sich Künstlerkolonien gebildet. Überall gibt es Galerien und Kunsthandwerke. Es ist leicht zu verstehen, warum sich hier die ersten Siedler niedergelassen haben. Es sieht so aus wie in einigen Teilen Europas und das Klima  ist hier oben auch wesentlich angenehmer.

Dann wieder runter ans Meer, in eine total andere Welt. Ich bin froh, die Bergroute gewählt zu haben. Die Küste ist einfach sehr voll, überhaupt um diese Jahreszeit zieht es alle ans Meer. Statt Künstler prägen Surfer das Straßenbild, (wobei natürlich auch Surfer Künstler sein können und umgekehrt).

Dann wieder zurück in Coolangatta, wo ein Paket von Schwalbe mit neuen Reifen und Schläuchen auf mich wartete. Vielen herzlichen Dank. Sehr viel Neid habe ich inzwischen bei vielen Radlern mit diesen prima Schwalbe Mondial geweckt.

Nur einen Tag blieb ich dort, um mein Fahrrad zu richten, Blogeintrag zu schreiben, etc.  Mir kribbelte es inzwischen mächtig in den Beinen und ich wollte bis Weihnachten noch eine Tour durch die Nationalparks der Gegend machen.

Wie schon erwähnt, ist die Küste derzeit einfach zu voll, deswegen zog es mich in die Berge, die sind hier nicht sehr hoch, aber es ist ein stetiges auf und ab, dass man am Ende des Tages doch ganz schön viele Höhenmeter zurückgelegt hat.

Mein erster Stopp war bei Chris und Dave außerhalb von Beaudesert, von der „Warm Shower list“. Ich liebe einfach das Netzwerk für Fahrradreisende. Erstens bekommt man einen besseren Einblick in das Leben der Leute in den verschiedenen Ländern, zweitens sind die Gastgeber auch Fahrradfahrer, d.h. man hat unglaublich viel Gesprächsstoff.

So habe ich erfahren, wie es sich in den abgelegenen  Farmhaeuser lebt. Wunderbarer Blick über die sanften Hügel, mit einem blühenden Jacaranda Busch vor dem Haus. Es  nicht abgeschlossen werden, warum auch, die Chance, dass jemand vorbei kommt, ist sehr gering. Viel wahrscheinlicher ist, dass eine Schlange vorbei kommt. Eigentlich dachte, ich sie verschwinden, wenn ich angetrampelt kommen, anscheinend tun das die „Brown Snakes“ nicht, die giftigste Schlange überhaupt. Jedes Jahr sterben ein paar Leute. Vielleicht sollte ich in Zukunft besser aufpassen.

Aber auch hier gibt es wunderbares Essen und vorzüglichen Wein. Bis spät in die Nacht haben wir geredet, über all die wunderbaren Plätze auf der Welt, wo man Radfahren kann.

Es hatte ein Weilchen gedauert, bis ich los kam. Zu nett war es und noch so viel zu reden. Ich kann ja wieder zurück kommen.

Es war schon recht warm als ich schlussendlich auf dem Fahrrad gesessen bin. Zuerst ging es noch mit den Bergen, ich ließ es langsam angehen. Es bestand absolut kein Grund zur Eile. Nach 14km kam schon der erste und letzte (bis zum allerletzten) Ort, Rathdowney. Meine Flaschen waren alle noch voll, auch sonst hatte ich alle meine Vorräte. Nur um das nette, kleine Tourist Info bin ich nicht drumrum gekommen. Es liegt am Fuße der MacPherson Ranges, ein nettes altes Örtchen.

Danach fing der Anstieg an und immer den beeindruckenden Mt Lindsay im Blick.
DSC03768Es war gnadenlos heiß, ging immer bergauf und es gab kaum Schatten. Die Landschaft war fantastisch und es gab in dieser abgelegenen Gegend so gut wie kein Verkehr.

DSC03774

Als ich in Woodenbong angekommen bin, war ich fix und fertig. Dann war auch noch Samstag Nachmittag. Ich muss mich zuerst mal wieder daran gewöhnen, dass Läden um diese Zeit auch geschlossen sein können. Nur ein Take Away war offen. Für teures Geld erstand ich kühle Getränke, egal.

Dann stellte ich fest, da ich inzwischen in New South Wales war, war es schon 17Uhr. Wirklich kein Grund weiter zu fahren. Auch wenn der Ort nur 500 Einwohner hatte, er hatte einen kleinen (kostenlosen) Campingplatz, ruhig und schnuckelig. Das erste mal, dass ich mich zuerst mal im Schatten hinlegen musste, bevor ich in der Lage war, das Zelt aufzubauen.

Die Hitze hielt noch ein paar Tage an. Eigentlich hätte ich früher aufstehen sollen, um die kühlen Stunden des Tages zu genießen, ich war aber noch viel zu fertig

An manchen Siedlungen oder Kreuzungen gibt es General Store, Ein All-In-One Shop mit Tankstelle und Postoffice.

DSC03777Leider verschwinden die kleine Tante Emma Läden immer mehr, die so wertvoll für durstige und hungrige Fahrradfahrer sind.

Nicht mal auf 800m bei den Queen Mary Falls war es etwas kühler.

DSC03788

Ich meine irgendwann mal gelernt zu haben, dass es pro 100m 1 Grad kühler werden sollte, es sei denn es herrscht eine Inversionswetterlage vor, was hier sicherlich nicht der Fall war. Mir wurde es auch mit dem Berg auffahren immer wärmer. Die Vögel schienen sich trotzdem noch wohl zu fühlen, wenigstens im Schatten.

DSC03782Erst als ich wieder runter gefahren bin, fühlte es sich an, als ob ich gegen eine Wand fahre. Zum Glück kühlte es sich am Abend immer etwas ab.

DSC03793Eigentlich war die Strecke hervorragend. Angelegene Straßen durch Wälder und Felder, manchmal nur dirt roads. Nur die Hitze hinderte mich daran es richtig zu genießen. Selbst die sonst so zahlreichen Tiere ließen sich nicht blicken.

Dann kam ich bei Jayn in der Nähe von Standthorpe an. Ihr Haus liegt direkt im Busch direkt am Rande des Höhenzuges mit weitem Blick in den Westen.

DSC03805Vor allem in der Abendstimmung war der Blick gigantisch.

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Da wir uns von Anfang an gut verstanden, es genug zu tun gab und die Aussicht auf Abkühlung nicht gegeben war, habe ich beschlossen, zwei Nächte zu bleiben.
DSC03812Früh am morgen machten wir uns auf zu ihrer Baustelle auf ihrem riesigen Grundstück. Sie baute gerade eine Hütte, ich durfte helfen, etwas was ich in meinem Leben noch nicht gemacht habe, ich liebe es immer neue Sachen zu lernen, es machte richtig Spaß.

Um 11Uhr war es dann zu heiß um noch irgend etwas zu sägen oder hämmern. Es gab auch im Haus noch genug zu tun.

Endlich wurde es wieder kühler. Es war noch ein langer Weg wieder zurück darum fuhr ich am nächsten Tag weiter. Die Strecke war wunderschön und wesentlich einfacher als die letzten Tage, hauptsächlich weil es nicht mehr so heiß war, nur noch 25 anstatt 47 Grad. Es waren jetzt auch einige von den wunderschönen roten Vögel, Rosellas, unterwegs. Kängurus hüpften herum, wahrlich eine Freude.

Hier gibt es auch einige Nationalparks, Ich habe mir den Bald Rock Nationalpark ausgesucht. Es ist der größte Granitfelsen auf der Südhalbkugel.
DSC03820Er ist auf über 1000m. Wirklich angenehme Temperaturen. Wie üblich in den Nationalparks gibt es viele Tiere. Ich war ganz schön dankbar über das Schild:

DSC03824Es ist den meisten immer noch nicht klar, wie viel Schaden sie anrichten, wenn sie die wilden Tiere füttern. Es ist nur ein kleiner Schritt von „zutraulich“ bis zum Angriff.

DSC03829Die Kängurus boten ein nettes Schauspiel, mit dem Jungen im Beutel. Er scheint sich sehr wohl zu fühlen und fällt auch bei großen Sprüngen nicht heraus.

DSC03832Das ist lauter Zeitgenosse, der Kookaburra oder auch „lachender Hans“. Er verhindert erfolgreich, dass man am Morgen zu lange schläft.

Es gibt auch einige nachtaktive Tiere, die um mein Zelt  streunten. Sie halten einen auch vom Schlafen ab. Es ist als ob die Tiere in Partystimmung kommen, wenn die Menschen (ich wenigstens) schlafen wollen. Drei Kreaturen sprangen von meinem Zelt weg, als ich kurz raus schaute. Ich konnte leider nicht erkennen, was es war, wahrscheinlich Wombats oder Possums oder so was.

Ich habe mir wahrscheinlich die bergigste Gegend von Australien ausgesucht, rüber und nüber über den Bergrücken. Kaum ein Tag an dem ich nicht mindestens 1000 Höhenmeter gemacht habe, egal wie kurz ich gefahren bin.

DSC03835Dann über den Richmond Range National Park. Über Kilometer hinweg keine Menschenseele, dafür Warane, Kängurus, bunte Vögel aller Art.

DSC03838Als das „Dry Weather Only“ Schild kam, war es schon zu spät. Ich hatte keine Lust mehr um zudrehen. Es hatte am Abend heftig geregnet, generell ist is aber so trocken, dass ich keinen Matsch oder Schlamm vermutet.

Nur ein paar Bäche waren im Weg.

Dann war ich bald wieder in der Mt Warning Region. Der ausgestreckte Zeigefinger würde mir normalerweise zeigen, dass ich bald „zu Hause“ bin. Nur hat er sich das erste Mal seit ich hier bin hinter den Wolken versteckt. Das war ein Grund, weswegen ich nicht noch einen Abstecher zum Gipfel gemacht habe. Ein anderer Grund waren Blutegel. In der Nacht zuvor habe  ich auf einer Wiese gezeltet, wo es diese ekligen Tiere gab. Ich war kaum fünf Minuten dort, da hatte ich schon so ein Geschöpf am Fuß, das mich schröpfte.  Sehr unangenehm. Dann ist mir eingefallen, mir wurde gesagt, Mt Warning soll voll davon sein. Nein Danke. Das war der zweite Grund.
DSC03848Dann nur noch dem Tweed River entlang, an diesem typisch australischen Hotel „Mt Warning“ Hotel, natürlich mit Bottle Shop, direkt nach Coolangatta.

So jetzt bin ich wieder voll in Reisestimmung. Nur ca 10 Tage war ich mit dem Fahrrad unterwegs, so viel gesehen, so viel erlebt, so viel gelernt, so viele Leute kennengelernt.

Weihnachten feierte ich bei meinen Freunden, natürlich mit BBQ, Schinken und Truthahn und schwimmen im Meer,

Australien Gold Coast

Am Dienstag, den 30. Oktober, nach 17 828 km kam und einigen Flugstunden kam ich in Australien an der Goldküste an.
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Coolangatta liegt an der Ostküste, direkt an der Grenze von New South Wales und Queensland

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Was für ein Gefühl wieder hier zu sein. Als ich aus dem Flugzeug kam und der Geruch von den Gummibäumen mir in die Nase stieg, war es wie Heim kommen. Es waren ja auch gerade mal  2 1/2 Jahren, seit ich das Land nach 10 Monaten verlassen hatte.

Linda und Arie holten mich vom Flughafen ab, welch ein Luxus. Ihr Haus, das ich die nächsten Wochen hüten sollten, war nicht weit weg, an einer der schönsten Stränden überhaupt, in Coolangatta.

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DSC03529Bevor Linda und Arie zu Aries Familie gefahren sind, traf ich Lindas Freundin Judith, eine ältere Dame, Künstlerin. Sie hat ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben, ich habe mich angeboten, das Buch einzutippen, damit Linda ein digitales Buch daraus machen kann. Zuerst war ich  nur froh, fuer die Wochen eine Aufgabe zu haben. Es wurde dann viel mehr, ich lernte sehr viel über die Geschichte des Landes, wie das Leben vor 80-100 Jahren hier ausgesehen hat.

Linda und Arie sind dann mit voll gepacktem Auto und Wohnwagen los, und für mich stellte sich eine Routine ein. Nach all den Monaten auf dem Fahrrad war es ganz gut so etwas wie ein zu Hause zu haben und die bisherigen Eindrücke verdauen zu können.  Den Tag startete ich mit Tagebuch schreiben, dann an Judiths Buch arbeiten. Danach entweder Fahrrad fahren oder Laufen und schwimmen. Am Nachmittag dann etwas, was sonst noch an stand. Blog schreiben, e-mails beantworten etc.. Wenn man alleine ist und man sich selber antreiben muss, ist es ganz gut solch eine Routine zu haben, sonst lässt man sich zu sehr gehen, die Tage vergehen und nichts ist passiert. Wie die ersten paar Tage, aber das war auch ganz gut so, zum Erholen. DSC03599Die Läufe entlang dem Strand waren fantastisch. Nach den vielen Monaten auf dem Fahrrad hatte ich zwar die Kondition, die Muskeln zum Laufen waren aber noch nicht so trainiert. Der Körper wollte weiter, die Beine streikten. Das legte sich aber schneller als ich dachte.

Dann ein Sprung in die kühle Fluten. manchmal waren die Wellen so hoch, die Strömung so stark, dass ich keinen einzigen Zug machen konnte. An einem anderen Tag konnte es so ruhig sein, dass ich die ganze Bucht durchschwimmen konnte.DSC03608 Zum Radfahren hatte ich drei Richtungen, entweder nach Norden nach Surfers Paradise, ein Ort der so umbenannt wurde, um mehr Surfer anzuziehen und seither mächtig floriert, DSC03478

DSC03536(entdeckt jemand den Schokoladenweihnachtsmann? Aldi machts möglich, sonst bekommt man die Schokolade nicht in dieser Form, es ist einfach zu warm. Dieser hat es gerade noch zum Fotoshooting geschafft, bevor er das Zeitliche segnete. )

oder nach Süden, nach Kingscliff, einem meiner Lieblingsorte in der Gegend.

DSC03495Neben dem wunderbaren türkisfarbenen Meer, hat es ein nettes, historisches Städtchen. Natürlich auch sehr gute Fahrradwege. Ich frage mich manchmal, ob die Leute es hier zu schätzen wissen, in was für einer wunderbaren Gegend sie leben. Nirgendwo sonst auf der Welt habe ich an einer so bevölkerten Küste so wunderschöne weiße Strände mit so fantastisch klarem Wasser gesehen.

DSC03616Trotz den vielen Sportangeboten und aktiven Leute, gibt es hier sehr viele übergewichtige Leute. Ich kann mich nicht daran erinnern das letzte Mal so viele dicke Leute gesehen zu haben. Inzwischen  sind es sicherlich 40%. Überall sieht man Kalorientabellen, selbst bei MacDonalds, Slim line food, Ernährungsberater, was anscheinend alles noch schlimmer macht. Wahrscheinlich sollte man das ganze bleiben lassen. Damit wird den Dicken nur ein schlechtes Gewissen gemacht und sie essen dann aus Frust noch mehr. Einfach normal essen und bewegen und keine Kalorien mehr zählen.

Fühlte ich mich richtig fit, fuhr ich in die dritte Richtung, nach Westen in die Berge. Was mir an diesem Teil von Australien gefällt ist, es gibt überall Zäune, Verbotsschilder, Sackgassen und Privatgelände.

DSC03497Nach einigen Kilometern an dem wunderschönen Tweed Fluss entlang, stand ich wieder vor so einem Schild. Nicht sehr freundlich stand „Keep Out“ auf dem Schild. Keine Chance an dem Tor vorbei zu kommen, und auf dem Weg die paar Meter auf die andere Seite zu kommen. So etwas gehört eigentlich verboten. Später wurde mir gesagt, dass Strände und Meer für die Öffentlichkeit zugänglich sein muss. Anscheinend Flussufer nicht. Ich beschloss dann mein Fahrrad über ein abgeerntetes Feld zu tragen, nur 30m bis zur nächsten geteerten Straße. Ich fühlte, dass ich aus dem Haus beobachtet wurde. Kaum war ich in der Mitte, kam ein Mann heraus und schnauzte mich an, das sei Privatbesitz. Mit einem starken deutschen Akzent, ein auf dummer Tourist gemacht, fragte, ob das da hinten die Tweed Valley Road sei. Er bejahte und ließ mich dann seine Einfahrt benutzen. Wie mir später gesagt wurde, hätte  ich da etwas entdecken können, was nicht ganz legal war. Drogendealer züchten hier ihre Pflanzen.

Einer der Landmarks der Gegend ist der Mount Warning, ein alter, erloschener Vulkan, der seinen Warnfinger über die ganze Gegend ausstreckt.

DSC03499Hier kann es ganz schön bergig werden. Es ist aber, sobald man die Küste verlässt, total ruhig und unbesiedelt. Kilometerlang kann man fahren, ohne dass man durch eine Ortschaft kommt.

DSC03560Zum Glück gibt es einige Farmer unterwegs, die ihre Ware im Wagen zum Verkauf anbieten. Äußerst leckere Bananen, eine Kiste mit Versuchsobjekten und eine Kiste wo man dann Geld in eine Box werfen muss.

DSC03567Unglaublich welche herrliche Wege man findet, abseits vom ganzen Trubel, sobald man die Küste verlässt.

Linda kam früher zurück als geplant. Sie musste ihrer Bürgerpflicht als Geschworene nachgehen. Einmal im Leben erwischt es fast jeden Australier. Ich glaube, sie war ganz froh, ich natürlich auch. Bei einem gemeinsamen Abendessen bei Freunden kam der Wunsch auf, dass ich Fotos von meiner bisherigen Reise zeige. Oh je, als ob ich nicht schon genug zu tun hätte. Judiths Buch war dicker als erwartet,  außerdem wollte ich meine Leser mit neuen Blogeinträgen über meine Reise informieren, da war ich auch weit hinterher. Dann musste ich natürlich noch  meine weiter Reise planen. Trotzdem sagte ich zu. War dann auch ganz nett.

Mit Linda gab es wieder mehr Abwechslung. Wir gingen in einige Ausstellungen, Murwillumbah, Nimbin sind nicht weit entfernt, richtige Künstlerkolonien. Überall Galerien.

Einmal haben wir Gus, ein Freund von Linda besucht. Er hat sich ein Hausboot gekauft und wollte uns auf eine Fahrt mitnehmen.

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Nicht gerade eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, ich kann mich nicht genug bewegen. Nur hin sitzen und genießen ist nicht gerade mein Ding. Dann war es doch spaßiger als gedacht. Man sah die großen Villen nicht nur von vorne und durch Zäune, sondern konnte denen direkt vom Meer aus in den Garten schauen. Jedes Haus hat seinen eigenen Anlegeplatz. Zum Glück muss ich hier nicht wohnen.

Am Festland ist alles bevölkert und verbaut, aber ein paar Meter über Wasser ist man auf einer Insel, einem Naturschutzgebiet, da ist dann überhaupt niemand Meer. Nur verschiedene Tiere und riesige Quallen am Strand.

DSC03638Gus möchte das Hausboot mit viel Holz umbauen. Wenn man seine Fahrräder anschaut, die er schon ganz aus Holz gemacht hat, kann man ein richtiges Juwel erwarten.

DSC03643Diese Räder fahren wirklich, sind sogar trotz Holzsattel bequem.

DSC03659Auch hier wurde es langsam Weihnachten. Zum Glück wurde man ab und zu von  Weihnachtsmännern gegrüßt, sonst würde man es bei der Hitze gar nicht merken.

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