Kein Feuerwerk auf Feuerland

Bei wunderbarstem Wetter ging es, nun alleine, von El Chalten weiter Richtung Sueden. Mein Fahrrad war neu gerichtet und ich freute mich wieder richtig nach den 8 Tagen Pause, auf der Straße zu sein. Meiner Schulter taten die Ruhetage auch sehr  gut.

Trotz fantastischem Rückenwind, wenigstens auf den ersten 88km lohnte sich es ab und zu anzuhalten und den letzten Blick auf den Fitz Roy zu genießen. unnamed(vielen Dank an Jürgen Zink für das Photo).

DSC07806 Natürlich waren mal wieder sehr viele Motorradfahrer unterwegs. Einige Kilometer nach El Chalten sah ich bepackte Fahrräder am Wegesrand stehen. Die Besitzer saßen im Straßengraben, auf der Suche nach Windschatten. Die Ärmsten, hier wollte ich wirklich nicht in Gegenrichtung unterwegs sein.

Für mich ging es allerdings auch nicht so rosig weiter. Nach 88km war die Abzweigung! Davor ging es nach Südosten, danach nach Südwesten. Gar nicht nett!! Vor allem, wenn der Wind hauptsächlich von Westen kommt. Die Verkehrsschilder haben absolut ihre BerechtigungDSC07811Mein Glück, dass sehr wenig Verkehr war, wie man sieht. Immer wieder fand ich mich plötzlich in der Mitte der Straße wieder.

Die Berge hatte ich vorerst auch hinter mir. Karges, ödes Land, nichts, was den Wind aufhalten könnte. Auch ich suchte jetzt Schutz im Straßengraben, vor allem zum Zelten.

Allerdings gab es doch etwas Abwechslung. Selten habe ich in Südamerika so viele wilde Tiere gesehen, wie hier.
DSC07822Im Vergleich zu den Emus in Australien sind die Nandus hier winzig.
DSC07825 Die Füchse erkannte ich nur am Fuchsschwanz. Wahrscheinlich zur Tarnung haben sie hier eher die Farbe wie die Erde.

Völlig erstaunt war ich, als ich an einem See mit Flamingos vorbei kam.
DSC07830 (ja, ganz hinten, wenn man das Foto vergrößert, kann man die rosa Tupfen erkennen). Hier hat es wie eine Mischung aus Neuseeland und Mongolei ausgesehen. Sanfte grüne Hügel und viele Schafe.

Seit El Chalten war ich mal wieder 2 1/2 Tage unterwegs, bis ich endlich zu etwas kam, das wenigstem im Entferntesten einem Laden glich. Zumindest bekam ich da eine neue Packung Keks: die Tankstelle in Tapi Aike.
DSC07832Wie soll es auch anders sein, es war Mittagszeit, Siesta. Noch eine Stunde bis die Tankstelle wieder aufmacht. Was soll’s, ich hatte sowieso noch keine Mittagspause. Viel kaufen konnte ich sowieso nicht. Die chilenische Grenze mit ihrer „Agrar-Kontrolle“ stand wieder bevor. Wenigstens habe ich gelernt:
DSC07842Am Willkommensschild von Chile, noch vor den Kontrolleuren, aß ich meine letzte Banane. Den Apfel habe ich deklariert und abgenommen bekommen, von einem sehr engagierten, motivierten, jungen Kontrolleur.

Nachdem die letzten Touristen von Torre del Paine über die Grenze in anderer Richtung waren, kam ich endlich durch. Es war schon spät, trotzdem wollte ich noch ein paar Kilometer fahren, nicht in Richtung des Nationalparks. Es gab einige Gründe für mich ihn mir zu ersparen. Das war mein Glück, denn das Wetter wurde katastrophal.

Ich wusste, viel kommt auf der Strecke vor Puerto Natales nicht mehr, vielleicht ein paar Estanzias. Wie erfreut war ich da, die nagelneuen „Bushaltestellen“ zu sehen.
DSC07844Ich habe zwar keine Ahnung, ob hier wirklich ein Linienbus fährt, aber die Schutzhäuschen waren genial. Richtige Glasscheiben schützen vor dem Wind. Dass es keine Tür gab, war nicht so schlimm, denn der Wind kam aus der anderen Richtung.
Wichtig war, die Bank war breit genug, dass ich darauf schlafen konnte, mein Fahrrad hatte auch darin Platz, sogar kochen konnte ich noch. Es ist vor allem fantastisch, wenn Nachts der Wind alles durchschüttelt und es anfängt zu regnen.

Nach Puerto Natales, nach 4 Tagen endlich dem ersten richtigen Ort nach El Chalten, waren die „Bushaltestellen“ nicht mehr so komfortable, aber ausreichend. Über 170km bin ich an dem Tag gefahren, bis ich so etwas entdeckte.

DSC07847Das ist der Standard in dieser Gegend. Nicht ganz so luxuriös wie auf der Touristenstrecke nach Torres del Paine, trotzdem ein prima Wind- und Regenschutz.

Vor Punta Arenas wurde ich das erste mal wieder mit richtigem Verkehr konfrontiert, ganz schön gefährlich, wenn der Wind von der Seite kommt und man immer wieder in die Mitte der Straße geblasen wird.

Nachdem ich in Australien all den „Grey Nomades“, Ruheständler, die mit ihrem Wohnmobil umher fahren, begegnet bin, wurde ich gefragt, was die europäischen Ruheständler machen. Jetzt weiß ich es: sie fahren mit ihrem Campervan in Südamerika umher. Fünf oder sechs Wohnmobile aus Düsseldorf kamen mir entgegen. Für Weihnachten und Neujahr scheint es ein großes Treffen in Ushuaia zu geben. Auch viele Schweizer, Franzosen und Italiener sind so unterwegs.

Mein Ziel war zuerst einmal Punta Arenas, die südlichste Stadt in Chile.

DSC07873Wie in jeder Stadt gibt es auch hier einen „Plaza Major“, den Plaza de Armas. Aus der Mitte des Platzes ragt das Magellan-Denkmal heraus.

DSC07850Da es Glück bringen soll, den Fuß des portugiesischen Seefahrers zu küssen, ist dieser schon ganz blank.

Viel von Weihnachten ist hier nicht zu sehen. Die ganze Europäische Weihnachtsbeleuchtung wäre hier eh fehl am Platze, denn es wird gar nicht richtig dunkel.

Ich war bei einem Couchsurfer eingeladen, zusammen mit einer Australierin (ohne Fahrrad). Das einzig Weihnachtliche gab es in einem nahe gelegenen Kinderheim, wo sie praktisch das ganze Dorf Bethlehem nachgebaut haben.

DSC07859Es war sehr imposant und sehr effektiv beleuchtet. An Heilig Abend waren wir bei seiner Familie eingeladen. Das war ganz nett, aber nicht wirklich richtig Weihnachtlich.

Hier habe ich zu aller Freude Jacky und Kayla wieder getroffen. Am ersten Weihnachtsfeiertag nahmen wir zusammen die Fähre nach Feuerland, Tierra del Fuego.

DSC07882Wie immer war es unglaublich windig, diesmal aber aus der richtigen Richtung.

Es war irgendwann nach sechs Uhr abends, als wir in einem winzigen Ort namens Porvenir auf Tierra del Fuego angekommen sind. Von einem Fahrradfahrer wussten wir, dass nach ca 40km leerstehende Fischerhütten kommen, in denen man gut übernachten kann. Also fuhren wir und fuhren wir. Hier ist mal wieder alles nur Schotterpiste. Es wurde immer kälter, aber nicht sehr viel dunkler zum Glück. Das Abendlicht war mal wieder fantastisch.. DSC07886 Dann endlich kamen Fischerhütten. Die waren aber bei Weitem nicht leerstehend. Da wir genug hatten und total durchgefroren waren, fragten wir den Fischer, ob wir unser Zelt in einer der Hütten aufbauen könnte. Er meinte nur, er wisse was Besseres, verschwand, kam kurz darauf wieder und meinte, alles klar, wir können in der Estanzia, gleich nebenan übernachten. Welch Freude!, in dem Haus, in dem normaler Weise Zeitarbeiter schlafen, bekamen wir ein warmes Bett, heiße Dusche und ein Abendessen. Das war wirklich das Beste Weihnachtsgeschenk! Die Berge, nicht weit entfernt, hatten eine neue weiße Schneeschicht. So hatten wir auch noch eine weiße Weihnacht.

Am nächsten Tag ging es nochmals mehr als 100km auf Schotterpiste, im starken Wind zur Grenze nach Argentinien. Feuerland ist sehr merkwürdig zwischen Argentinien und Chile aufgeteilt. Um vom Festland Argentinien nach Argentinien auf Feuerland zu kommen, muss man auf jeden Fall durch den chilenischen Teil. Die Grenzen sind noch richte Grenzen, mit Kontrolle und Stempel. Nicht so wie in Europa, wo es keinen wirklich interessiert, wenn man die Grenze überschreitet.

Nur sind Lebensmittelkontrollen, wenn man nach Argentinien kommt, nicht so streng. Man muss nichts unterschreiben, ob und was man einführt. Zwischen dem chilenischen und dem argentinischen Grenzposten sind nochmals 14km Schotterpiste. Darauf hatten wir keine Lust mehr und fragten die Polizei, ob wir irgendwo im Windschatten unser Zelt aufbauen können. Wir bekamen dann ein altes Haus zugewiesen. Das war so staubig, dass wir im Haus unsere Zelte aufbauten.

DSC07889Im Zelt ist es auch wärmer, es auch sehr, sehr kalt.

Hinter der Grenze, im argentinischen Teil, ist dann alles geteert,

DSC07891 die ganzen ca 300km bis Ushuaia, ans Ende der Welt.

Ca 100km vor Ushuaia kommt noch ein Radfahrerparadies, die Panaderia in Tolhuin!
DSC07893 Der Besitzer, Emilio, setzt sich sehr für das Andenken an den Herzchirurgen Rene Favaloro, der Opfer der argentinischen Wirtschaftskrise wurde, ein. Wahrscheinlich aus „Herzensgründen“  organisiert Emilio Radtouren und lässt jeden vorbeikommenden Radfahrer in einem kleinen Zimmer hinter der Backstube übernachten. Es ist wirklich paradiesisch mit warmen Empanadas und Facturas (süße Stückchen) verwöhnt zu werden. Zum Dank veranstalteten Jacky und ich unter dem Weihnachtsbaum ein Weihnachtskonzert.
DSC07896 Endlich ein bisschen Weihnachten. Das Café der Bäckerei war wie üblich rappel voll. Nicht nur unter Radfahrern ist sie berühmt und beliebt.

Dann ging es weiter, über die letzten zwei Pässe nach Ushuaia.
DSC07901Das Wetter war besser, aber noch nicht ganz so gut. Eigentlich habe ich das Foto gemacht, damit man den Unterschied zum schlechten Wetter sieht, wenn ich bei, wie angenommen, schönstem Sonnenschein bei der Rückfahrt über den Pass fahr. Da ahnte ich noch nicht, dass es noch weit schlimmer werden kann.

Dann endlich Ushuaia. Warum man am Eingangstor mit Walt Disney Figuren begrüßt wird, weiss ich auch nicht.
DSC07903Seit ich das letzte mal hier war (nicht mit dem Fahrrad), hat sich die Stadt sehr verändert. Damals musste ich auch nicht an dem Containerhafen und den Öltanks vorbei.
DSC07910Gerade zu Jahresende erreichten wir das Ende der Welt.
DSC07914Für Jacky und Kayla war hier die Reise mit dem Fahrrad zu Ende. Sie verliehen ihre Räder und wollten per Anhalter  nach Norden Chiles. Ein unvorstellbarer Gedanke für mich, mich von meinem Fahrrad zu trennen.

Was mich schon an Heilig Abend ein bisschen gestört hat, war, dass es überhaupt nicht richtig dunkel wird. Wenn man gewohnt ist, dass an Heilig Abend und Silvester um 5 Uhr dunkel ist, ist es schon gewöhnungsbedürftig, wenn selbst um Mitternacht nicht richtig dunkel war.
DSC07918 Auf das Feuerwerk zu verzichten war dann auch nicht so schlimm. Für die Allgemeinheit ist es grundsätzlich verboten, es gibt auch nirgends Knallkörper zu kaufen. Die Gefahr wegen Brände ist einfach zu groß, nicht nur wegen den Wäldern, sondern auch da praktisch jedes Haus aus Holz ist. Manchmal, wenn die Bedingungen nicht so gefährlich sind, wird von der Stadt ein Feuerwerk veranlasst. Dieses Jahr nicht, bei dem ganzen Wind. So hatte ich ein relativ ruhiges Silvester in einem Hostel, mit einigen Reisenden, die ich schon früher getroffen hatte.

Damit das Jahr gleich richtig gut anfing, bin ich sehr früh aufgestanden um zum Nationalpark Tierra del Fuego zu fahren. Einige Jugendliche waren frierend und nicht nur schlaftrunken auf dem Heimweg von ihrer Silvesterparty. Nicht wenige haben ihr Auto abgenommen bekommen.

Ich konnte mich daran erinnern, dass der Nationalpark mir vor zig Jahren sehr gut gefallen hat, als ich hier zum Wandern war.
DSC07926Auch diesmal war ich total begeistert von dem Wald, vor allem, da ich ihn am 1. Januar so früh morgens ganz für mich hatte.

Heute war mein Ziel nur das Ende der Ruta 3.
DSC07931Soweit kommt man mit Fahrzeugen auf dem „Festland“ von Südamerika, wobei ja eigentlich Feuerland auch eine Insel ist und zwar die größte Südamerikas. Da ich ja schon am südlichsten Ende von Neuseeland und am nördlichsten Ende von Australien war, sollte ich mir das ja auch nicht entgehen lassen. Die Fahrt hat sich auch so absolut gelohnt,
DSC07933Ein fantastischer Start in das Neue Jahr. So früh war der Himmel noch strahlend blau. Hier kann sich das Wetter sehr schnell ändern, was es dann auch prompt tat.

Für die meisten ist Ushuaia der Start oder das Ende einer langen Reise, Die Ganzen Panamericana Fahrer von Alaska enden hier. Nur wenige kehren um und fahren zurück.

Am 2. Januar war es für mich so weit. Es regnete zwar, aber ich hatte mich schon von allen verabschiedet und wollte trotzdem fahren. Außerdem ändert es sich ja immer nach dem nächsten Berg. Das tat es dann auch, aber zum Schlimmeren. Es stürmte und schneite, und so etwas nennt sich Sommer hier. Erstaunlicher Weise machte es mir überhaupt nichts aus, denn ich wusste, am Abend habe ich wieder ein warmes Plätzchen in der Panaderia. Außerdem war ich so froh wieder auf dem Fahrrad zu sein.

Trotzdem lehnte ich es nicht ab, als ein Auto von Nationalparkwaldarbeiter (oder so ähnlich) anhielt und mir angeboten hat, mich mitzunehmen. Wenigstens über den nächsten Pass, wo ich eigentlich die Aussicht dieses Mal bei Sonnenschein fotografieren wollte. Ich hätte genau so gut eine graue Wand fotografieren können. Einmal hielten sie an, um einen Baumstamm von der Straße zu entfernen. Sie konnten sie kaum auf den Beinen halten. War ich froh, dass ich im Auto saß.

Nach dem Pass war das Schlimmste vorbei. Ab und zu mit Rückenwind, hatte ich die restlichen 50km schnell hinter mir.

In der Panaderia wurde ich von einem jungen chilenischen Radfahrer wurde mit einem ganzen Teller Empanadas empfangen. Da ich den ganzen Tag kein nettes Plätzchen für eine Pause gefunden hatte, war ich dementsprechend hungrig. Nach 5 Empanadas und einer heißen Dusche ging es mir wieder wesentlich besser.
DSC07939 Als dann noch die Bäckerin mit einem Teller „Facturas“ (süße Stückchen) kam, war alles wieder prima in Ordnung.
DSC07944Zwei Nächte blieb ich wieder in Tolhuin um mich für die lange Etappe auf der Ruta 3, nach Buenos Aires, vor allem kalorienmäßig vorzubereiten.

Von Bariloche zur Carretera Austral und weiter

Wider aller Erwarten und Prophezeiungen, schlug das Wetter um, als ich Bariloche verließ.
Schon morgens sah der Himmel gar nicht gut aus, obwohl Julie, meine Gastgeberin, meinte, hier regnet es jetzt nicht mehr. Auf dieser Seite der Anden regnet es 800ml/Jahr in Chile sind es 4000ml. Darum ist es hier ehe braun, auf der anderen Seite grün. Nu denn, hier ist es auch noch mehr grün und alles blüht, was auch hier vom Regen kommt.
Die Seen hören auch nach der 7 Lagos Ruta nicht auf, auch hier kamen noch ein paar. Überall blühte eine Art Ginster. Leider habe ich davon nur am Anfang einiges gesehen. Gerade als ich auf dem höchsten Gipfel war und eine lange Abfahrt in eine Schlucht hatte, fing es heftig an zu regnen. Von der schönen Aussicht hatte ich quasi nichts, alles war von Wolken verdeckt. Unglaublich, wie schnell es kalt werden kann.
Zuerst war es nur der Wind, dank des Waldes aber nicht so schlimm und dann eher von hinten. Nach der 10km Abfahrt, die ein richtiger Genuss hätte sein können, war ich total durchfroren. Unten regnete es nicht mehr so stark und zum Aufwärmen ging es auch wieder hoch. Es scheint fast wie ein Naturgesetz, dass es immer oben und den Berg wieder runter regnet.
Mir war gar nicht nach Zelten ich wollte mich nur noch irgendwo aufwärmen. Zum Glück war „Vieja Almacen“ eine alte Raststätte, nicht mehr weit. Ich liebe die Holzöfen, mit denen hier geheizt wird. Da es total leer war, dauerte es nicht lange und ich hatte all meine Sachen ausgebreitet. Auf mein Zelt verzichtete ich heute, zu Gunsten dieses beheizbaren Wohnwagens
DSC07276Dann ging es praktisch nur noch bergab, die Berge hatten eine neue weiße Schneedecke.

DSC07279Heute wollte ich nicht weiter als zum Hippie-Dorf El Bolson. Wenn man hier keine Rasta-Locken hat, kommt man sich vor wie ein Ausserirdischer.

DSC07283Es war gerade Mittagszeit als ich angekommen bin. Auf dem Plaza wurde ein Markt aufgebaut, auf dem Allerhand zum Essen verkauft wurde. Nach ein paar Empanadas ging es mir schon wieder viel besser.

Da das Wetter nicht daran dachte, sich auch am nächsten Tag zu bessern, bliebe ich gerade noch einen Tag in El Bolson. DSC07296Weiter südlich kam nicht mehr viel, deswegen lieber auf besseres Wetter warten, wie es für den nächsten Tag prognostiziert wurde.

DSC07300Es war dann auch strahlend blauer Himmel, als ich zum Nationalpark Los Alerces gekommen bin. Am Eingang des Parks wurde ich von einer Rangerfrau abgefangen. Sie hat mich über die Situation des Parks aufgeklärt. Wegen Ratten, die gerade durch den Park in die Berge ziehen, sind sämtliche Campingplätze geschlossen, außer einem.
Und ich dachte, hier kann ich mir schön Zeit lassen und von freiem Campingplatz zum nächsten tingeln. Nun ist nur ein offizieller, kommerzielle offen. Bis dahin waren es nur noch ein paar Kilometer, so hatte ich schon Zeit,

DSC07307immer wieder anzuhalten und Fotos zu machen.

DSC07314 Hier wächst eine Art Bambus, aber so flauschig, wie ich es sonst noch nie gesehen habe.

DSC07315Ansonsten gibt es viele Wälder

DSC07327und natürlich Seen.

Der Campingplatz lag dann abseits der Strecke, schön an einem der knallgrünen Flüsse.

DSC07345 Die jungen Leute, die den Campingplatz betreiben, haben um jeden Platz eine Plastikfolie gespannt, um die Ratten fernzuhalten. Darum durfte man nur hier zelten. Wenn nur ein Campingplatz weit und breit offen ist, trifft man unweigerlich alle, die hier um die Zeit unterwegs sind. So traf ich hier Jackie und Kayla, zwei junge US Amerikanerinnen, auch mit dem Fahrrad unterwegs.

DSC07356Zunächst haben wir uns nur am Abend gut unterhalten, am nächsten Morgen bin ich aber vor ihnen los, wollte lieber alleine fahren. Da wir alle bis Trevellin wollten, sagte ich ihnen noch, wo sie mich eventuell finden.

Das Wetter schlug wieder um, es war alles schleimige Schotterpiste, aber an den Bergen hingen Regenbogen.

DSC07367Unübersehbar, hier sind mehr Radfahrer unterwegs.

DSC07369Als ich in Trevellin schon mein Zelt aufgebaut hatte und gerade zum Einkaufen fahren wollte, da rief es von hinten, Jackie und Kayla waren nun auch da und sind mit mir zuerst einkaufen und dann auf den Zeltplatz. Seit dann blieben wir immer zusammen.

DSC07373Von hier ab war praktisch nur Schotterpiste. DSC07379bis nach Chile. Dort gab es wenigstens bis zum nächsten Ort Futaleufu wieder ein bisschen Teer.

DSC07380Nur zu dumm, dass jeder von uns vergessen hat, dass man keine Pflanzen- und Tierprodukte nach Chile einführen darf. Natürlich hatten wir in Trevellin, dem letzten größeren Ort nochmals eingekauft. Den ganzen Käse, Wurst und Obst wollten wir uns auf keinen Fall abgenommen bekommen. Ich wollte mich aber auch nicht wieder erwischen lassen, wie am Flughafen. Also gaben wir doch an, dass wir Produkte einführen, zeigten dann Kleinigkeiten, wie einen Apfel, etc, an denen sie überhaupt nicht interessiert waren und ließen uns ziehen. Ufff, nochmals Glück gehabt. Ein paar hundert Meter weiter, außer Sichtweite, haben wir in den Windschatten einer Kirche gesetzt und einen Teil unserer Vorräte zum Mittagessen verspeist, dank dem Chilenischen Zoll.

Futaleufu ist einer der bekanntesten Raftingorte Südamerikas. Das Wasser der Bäche stürzt hier nur so zu Tale. Leider kam auch reichlich vom Himmel runter.

DSC07383Von dort ging es ca 70 km auf Schotterpiste nach Villa St Lucia, wo wir auf die Carretera Austral trafen.

DSC07386Es hätte sehr schön sein können, wenn es nicht geregnet hätte und nicht so kalt gewesen wäre.

DSC07389Die Landschaft ist spektakulär, mit den grünen Bächen und Seen. Einmal sah es so aus wie eine Fjord Landschaft, das Meer kam allerdings erst später. Ansonsten war es ein einziges, steiles, Auf und Ab.

DSC07391Es war der erste Tag seit langem, dass ich die Sonne überhaupt nicht gesehen habe. Dementsprechend war meine Stimmung.

DSC07406Unser erstes Stück auf der Carretera Austral, von Villa St Lucia nach La Junta, war alles nur Baustelle. Bei dem Wetter ein rechter Dreck.

Obwohl es nicht sehr einfach zu fahren ist, gehört die Carretera Austral zu den Highlights für Radreisende. Man ist nie alleine. Schon so früh in der Saison sind einige unterwegs. Zu uns hat sich noch ein junger Chilene gesellt, ein Franzose kam uns entgegen und auf dem Free Camp war schon ein Schweizer Pärchen mit Fahrrad.

DSC07409Es ist eigentlich nicht meine Art auf Strecken zu fahren, wo jeder unterwegs ist. Auch stehe ich nicht so sehr auf Regen. Deswegen fragte ich mich mal wieder, was ich hier eigentlich mache. Mich beschlich die Vermutung, dass ich nur hier bin, um die Carretera Austral „abzuhaken“. Sehr ungute Gedanken und Gefühle begleiteten mich auf den ersten Kilometern.

DSC07412 Die Schönheit der Landschaft, Wasserfälle überall und die Gesellschaft mit den zwei US Amerikanischen Radfahrerinnen Jackie und Kayla und auch Mauricio, einem jungen Chilenen, der lange Zeit mit uns gefahren ist, verscheuchte schnell alle meine Bedenken und ich genoss es einfach.

DSC07413Am Straßenrand wuchs Nalga, ein Rhabarbergewächs, das man nicht süß, sondern mit Salz ist. Eine guter Zusatz zum Mittagessen.

DSC07415Unübersehbar näherten wir uns einer deutschen Siedlung, Puyuhuapi. die um die 1930 von Sudentendeutschen gegründet wurde. Eigentlich gehört alles den Familien Hopperdietzel und Ludwig. Hier ist auch das einzige Mal, dass die Carretera dem Meer nahe kommt.

Man sieht das deutsche Erbe an den Häusern und vor allem an den Vorgärten, wie bei Großmutter

DSC07420mit viel Vergissmeinnicht.
DSC07429Hier kann es auch hier wunderschön Wetter sein! Überhaupt als wir zum Nationalpark Quelat sind, hatten wir richtiges Glück. Zuerst ging es spektakulär an dem Fjord entlang,
DSC07433dann von der Straße weg durch den Wald,

DSC07438zu Fuß dann noch den Berg hoch

DSC07441Unterwegs zeigte sich schon der hängende Gletscher, nur um uns zu ermuntern, weiter zu laufen.

DSC07442Es war schon spät am Nachmittag, da es so lange hell ist, und es wirklich wunderschön zum Laufen war, war schnell beschlossen, dass wir bis zur Aussichtsplattform laufen.

DSC07451Dort standen wir, hörten ab und zu ein Donnern, wenn wieder Eisstücke abbrachen, zu sehen war leider nichts. Aber auch im Normalzustand war es beeindruckend.

DSC07463Im letzten Abendlicht kamen wir zurueck auf unseren Zeltplatz. Jeder war hungrig, es war aber nicht mehr sehr viel zum Essen übrig. Auch eine Erfahrung mit der man lernen muss, umzugehen.

Da am nächsten Tag ein längerer Anstieg an stand, fuhr ich vor den anderen los

DSC07467Das Wetter hat sich mal wieder total geändert. Leider habe ich immer noch gehofft, dass es wieder besser wird und nicht meine Regenkleidung angezogen. So war ich bald patsch nass und habe erst auf dem Berg für die Abfahrt sie gegen die Kälte angezogen.

Das hat natürlich nicht mehr viel gebracht. Als der Teer angefangen hatte und eine Abzweigung mit Bushaltestelle war, habe ich auf die anderen gewartet. Sie kamen nicht und mir wurde immer kälter. Da sie auf Teer eh schneller sind als ich, beschloss ich weiter zu fahren und kam total verfroren in Amengual an. Ich wollte nur einen Platz zum Aufwärmen und etwas zum Essen kaufen. Es war aber mal wieder Siesta. Ich fragte eine Frau, die einzige Person, die bei diesem Wetter auf der Straße war, wann die Läden wieder aufmachten. Sie meinte, um vier Uhr und ich könnte bei ihr warten. Das war ein wahrer Glückstreffer. Es war so schön warm und trocken. Um vier Uhr fragte ich, ob  ich wieder kommen darf, wenn ich einkaufen war um auf meine Freunde zu warten. Ihr Haus war strategisch günstig, direkt am Ende der Zufahrt in das Dorf. Klar, meinte sie. Ich war nur kurz einkaufen, war dann schnell wiederzukommen in Cindys gemütlichem, warmen Haus. Die anderen kamen und kamen nicht. Ich dachte schon, sie hätten schon vorher Schluss gemacht, da kam Marco, ein Kanadier, der auch zur Zeit auf der Strecke war, und meinte, er hätte die drei anderen ca 2km vor dem Ort gesehen. Ich wartete noch aufmerksamer bis sie dann endlich kamen, total nass und durch gefroren. Jackie hatte  Probleme mit ihrem Reifen und ihr ging es nicht gut. Marco war auch wieder da und vier weitere nasse, durchfrorene Radfahrer stürmten Cindy’s kleines Haus. Ihr schien das überhaupt nichts aus zu machen und versorgte uns mit Tee und machte uns sogar noch Pfannkuchen.  Es war dann auch eine sehr nette, interessante Runde. Cindy ist Lehrerin im Dorf und lehrt nach einem neuen Pädagogischen Konzept, das mich sehr an Waldorfschule erinnerte.

Das Haus war definitiv zu klein um alle zu beherbergen, vor allem da Cindy noch zwei Töchter hat. Komischerweise wurde nur mir angeboten auch dort zu übernachten, die anderen gingen gegenüber in ein Hospetaje.

DSC07471Obwohl mein Spanisch immer noch alles andere als gut ist, ich verstehe immer noch mehr, als ich reden kann, hatten wir noch ein interessantes Gespräch. Ihr Vater ist deutsch, er kam mit seinen Eltern erst nach dem 2. Weltkrieg nach Chile. Schon in Puyuhuapi habe ich gemerkt, dass die ausgewanderten Deutschen nicht nur (für mich) positives Deutschtum pflegen, die Marschmusik ist noch das kleinste Übel.

Obwohl am nächsten Tag keine größere Strecke an stand, war es mir ein Bedürfnis nach dem Trubel, wieder ein bisschen für mich zu sein und die Ruhe zu genießen. Außerdem gab mir Cindy wieder genug Stoff zum Nachdenken, über Erziehung, Kapitalismus, Gleichheit/Verschiedenheit der Völker. So fuhr ich in Gedanken versunken dahin und machte im Windschutz einer Bushaltestelle Pause. Heute dauerte es nicht lange, bis die anderen angeradelt kamen.

Entlang der roten Sträucher und lila Lupinen ging es sehr schnell nach Manihuales. Am frühen Nachmittag erreichten wir das „Cazador de Ciclistas“ eigentlich ein „Casa de Ciclistas“. Jorge stellt ein Teil seines Hauses für Radfahrer zur Verfügung, jeder der vorbei kommt, kann dort übernachten, hat Koch- und Duschmöglichkeit und kann sogar Wäsche waschen.

DSC07479Da das amerikanische Thanks giving an stand, beschlossen wir zwei Nächte dort zu bleiben und für alle zu kochen und das Fest vorzufeiern. Erst als die Einladungen ausgesprochen und das Essen eingekauft war, stellten sie fest, dass sie sich um eine Woche vertan haben und Thanksgiving erst eine Woche später ist.  Es ist wirklich erfreulich, erstaunlich, wie wenig amerikanisch die beiden sind.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs wurde trotzdem ein wunderbares fest, mit noch zwei chilenischen Radfahrern.

DSC07480Als ich aus dem wunderschönen Dorf Manhiuales heraus gefahren bin, liefen mir auf einmal Hunde hinterher. Einer schnappte sich ein Gurt der Ortlieb Tasche und riss mich beinahe vom Fahrrad. Vielleicht sollte ich doch besser alles ordentlicher Verpacken.

Schon von weitem sah man Coihaique unterhalb liegen.

DSC07490Die einzige größere Stadt an der Carretera Austral, sogar mit einem Fahrradladen, der wegen den vielen Radfahrern sehr berühmt ist und sogar ein Gästebuch hat. Es tut richtig gut mal wieder in größeren Supermärkte alle Vorräte aufzustocken und die Räder in Ordnung zu bringen.

Mauricio, der chilenische Radfahrer, hat uns hier für ein paar Tage verlassen. Da er nicht so viel Zeit hatte, fuhr er einen Tag vor uns weiter.

Hinter Coihaique geht es nochmals richtig den Berg hoch, allerdings schön auf Teer. Bei einer unserer Pausen kamen Chris und Judith, ein schweizer Paar, das wir schon mehrfach trafen, vorbei. Zusammen fuhren wir weiter. Das Wetter wurde wieder immer schlechter. Wie üblich war es oben auf dem Pass am schlimmsten.

DSC07497Die kilometerlange Abfahrt war dann auch kein Genuss. Chris und Judith sind nach ChileChico abgebogen, wir kamen etwas später total durchfroren in Villa Cerro Castillo an. Eine nette Frau hat uns für etwas Geld beherbergt und den Ofen angezündet. Wir wärmten uns an heißer Milch mit Honig.

Wie üblich, am nächsten Tag wieder strahlend blauer Himmel, als ob nichts gewesen wäre,

DSC07499Sogar der Cerro Castillo ließ sich blicken.

DSC07500Hier verabschiedet sich wieder der Teer, für den Rest der Carretera Austral.

DSC07501Dort standen da zwei ausrangierte Busse, die als Imbissbuden dienten. Die letzte Versorgungsmöglichkeit für einige Zeit, überhaupt, wenn man so Gegenwind hat, wie wir.

Wenigstens gab es ein paar Abwechslungen, wie z.B. die ersten Alpacas.

DSC07513und immer wenn es am See oder in bei Bächen entlang ging, waren die Steine besonders fies.

DSC07516Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit war mal wieder lieber zu verschweigen, als es dann sehr kalt wurde und wir an einem sehr abgelegenen Haus Autos stehen sahen.

Zuerst wollten wir nur nach Wasser fragen, aber schon mit der Absicht, vielleicht um ein Platz zum Zelten zu fragen. Es war dann ausgesprochen nett und wir bekamen gleich nicht nur einen Platz zugewiesen, sondern wurden auch in das warme Haus gebeten, wo wir auf dem „Stuva“ kochen konnten, nachdem ihr Besuch weg war. Lidia,  umgeben von ihren Hühnern und Hunde, lebt hier weitgehendst alleine und hatte sichtlich Vergnügen an der Unterhaltung. DSC07522Ich sah eine Spindel und Rohwolle liegen, und wollte wissen, wie man damit spinnt. Vor Jahren hatte ich mein Vergnügen mit einem Spinnrad zu spinnen. Das war dann der Anfang von einem sehr unterhaltsamen Abend. Auch Kayla und Jackie hatten Spaß daran. Lidia braucht zum Spinnen der Wolle ungefähr einen Monat, mit der Spindel ist es sehr viel mühsamer als mit dem Spinnrad. Zum Stricken des Pullovers dann nochmals ca 10 Tage. Auf dem Markt bekommt sie dann dafür 20 000 chilenische Pesos, das sind nicht mal 28 Euro. Auch wenn man so sparsam und abgeschieden lebt, sich weitgehendst selbst versorgt, davon leben kann man nicht.

Das Problem mit Jackies Reifen ließ nicht nach. zuerst brachte es sie nicht sehr aus der Ruhe.

DSC07528Dann eher doch, wir wollten heute noch weit kommen, da die Keks ausgingen. Es geht halt nichts über solide Schwalbe Reifen und Schläuche.

Lago General Carrera ist der 2. größte See Südamerikas, nach dem Titicacasee, heißt auf der argentinischen Seite Lago Buenos Aires. Schon von Weitem zu erkennen.

DSC07530Darüber noch ein sehr pittoresker Friedhof, mit vielen Plastikblumen.

DSC07533Für das, dass hier in der Gegend kaum jemand lebt, war er sehr groß.

Dann war es nicht mehr weit bis Rio Tranquillo. Da die Straße so schlecht war, war es sehr spät und wir waren recht fertig. Das änderte sich schlagartig, als wir einkaufen waren. Ich wartete vor dem Laden auf die beiden, da kam freudestrahlend ein junger Mann auf mich zu, sofort, als ich Mauricio erkannte, freute ich mich natürlich auch, am meisten freute sich Kayla und alle Müdigkeit war wie verflogen. Er wollte eigentlich auf eine Gletschertour, musste diese dann wegen dem schlechten Wetter absagen.

Er führte uns zu seinem „Campingplatz“. Ein älterer Herr ließ uns an seinem Garten direkt am See für wenig Geld zelten.

DSC07536Sogar seine Dusche durften wir benutzen. Mauricio schwärmte von seiner Bootstour zu den Marmorfelsen. Es dauerte nicht lange, und wir beschlossen dies auch am nächsten Tag am Morgen zu machen. Überhaupt für die zwei Geologinnen war es sehr interessant

DSC07546und sie konnten mir sogar noch einiges erklären.

DSC07547Auch einfach so anzuschauen und bestaunen war spektakulär.

DSC07569Das Boot fuhr in jede kleine „Höhle“

DSC07571das Wasser war türkis blau, wie in der Karibik.

DSC07579

DSC07582Umgeben ist der See, wie sollte es auch anders in Patagonien sein, von hohen Bergen.

DSC07595Erst zur Mittagszeit sind wir weiter,

DSC07599es war mal wieder ein wunderschöner Tag und hoch über dem See mit wunderschöner Aussicht, konnten wir unser Picknick machen.

DSC07600Das Farbspektakel war grandios. Das weiß der Berge, das blaugrün des Sees, das Grün der Wälder und das Lila der Lupinen.

DSC07610Dann wurde die Herrlichkeit durch die Schwierigkeit der Strecke getrübt.

DSC07616Es ging nicht nur steil hoch, anscheinend haben sie am Tag zuvor neue Steine auf die Straße gestreut, was das Autofahren erleichtern soll, das Fahrradfahren mit Sicherheit nicht.

Dann endlich kamen wir nach Puerto Bertram an dem quitsch grünen Lago Bertram. Dort sollte es Einkaufsmöglichkeiten geben, es dauerte, bis eines fanden. Eine Frau hat sich angeboten, für uns Brot zu backen, wenn wir eine Stunde warten könnten, was natürlich für uns kein Problem ist. Da es ein Tag vor meinem Geburtstag war, wollte ich schon noch ein paar Sachen, zumindest Wein und Schokolade, einkaufen. Das gelang dann zum Glück auch. Die Frau meinte noch, dass ein 1 1/2l Pack Wein für uns (4 Radfahrer) zu viel sein könnte. Wir kauften 2 Pack davon.

DSC07617Am Rio Baker, einem der wasserreichsten Fluesse, ging es auf der furchtbaren Straße weiter.

DSC07620Eigentlich wollten wir bis Chacabuco, dem „Tompkins“ Land, es war aber bald klar, wir konnten froh sein, wenn wir es bis zur Abzweigung schafften.

Dort, in Mitten vom Nichts, warteten zwei Bauarbeiter auf eine Mitfahrgelegenheit. Nicht weit davon war ein leerstehendes Haus, die Männer meinten, das sei schon lange so, dort könnten wir gut zelten.

Wir schauten uns das Haus genauer an und meinten, dass es drinnen viel besser wäre. Es war dann nicht schwer einzusteigen. Die Luft war wirklich so, als ob schon lange nicht mehr gelüftet worden wäre. Es war fast leer, hatte aber noch einen Tisch und eine Bank alles was wir brauchten. So windgeschützt war es auch ohne Ofen viel wärmer als draußen. Zuerst war ich so müde, es war mittlerweile schon 8 Uhr, als wir dort waren, dass ich dachte, ich möchte nur noch schlafen.

Dann haben Jackie und Kayla mir ein Geburtstagsessen gekocht,

DSC07622Mauricio hat den Raum mit Luftballonen geschmückt.

DSC07626Einfach ein genialer Platz um in den Geburtstag zu feiern.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAWarm, trocken, windgeschützt und kein Nachbar, der sich über laute Musik ärgerte. Keiner dachte mehr an schlafen. Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal in den Geburtstag getanzt habe. Der Umgang mit der Jugend hält selber jung.

Am nächsten Tag, meinem Geburtstag, ging es reich geschmückt weiter.

DSC07644Mauricio hat uns am Morgen wieder verlassen, wir 3 anderen sind zu dem Tompkins Park Chacabuco gefahren

OLYMPUS DIGITAL CAMERALeider waren die Ballone nicht mit Helium gefüllt. Es war immer noch sehr beschwerlich die Berge zu erklimmen. Aber endlich sahen wir ein paar wilde Tiere.

DSC07651Guanacos rasten und grasten überall herum. Die Landschaft ist gigantisch. Tompkins ließ die Häuser mit Steinen aus der Gegend bauen, aber in einem nicht gerade zur Gegend passenden Stil, nach meinem Geschmack zu protzig, erinnert eher an Harry Potter.

DSC07655Tompkins, der Gründer von NorthFace und Esprit, kaufte und kauft unglaubliche Ländereien auf um daraus Naturschutzgebiete zu machen. Auf ehemaligen Schaffarmen werden Zäune runter gerissen.

DSC07656Es ist aber nicht alles nur positiv. Es herrscht noch ein rechtes Chaos, keiner weiß eigentlich, wo es wirklich lang geht. Freiwillige, vor allem aus USA kommen und arbeiten hier ohne Lohn, zelten, haben nicht einmal eine warme Dusche. Der Zeltplatz ist 3km vom Haupthaus entfernt und auch hier wegen den Steinen, nur sehr schwer mit dem Fahrrad zu fahren. Es gibt noch eine Lodge, ein richtiges Herrenhaus, wo man es sich für 400USD die Nacht, so richtig gut gehen lassen kann.

Da mein Geburtstag mit dem wahren Thanksgiving zusammen viel, hatten wir besonders viel zu feiern, vor allem da wir noch zwei Texaner trafen, die Nigel und mich viel weiter nördlich mit Wasser aushalfen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAuf der weiteren Strecke war es nicht zu übersehen, dass Tompkins nicht nur Freunde hier hat.

DSC07674Ich weiß aber nicht, was die genauen Gründe der Tompkins Gegner sind. Er unterstützt z. B. die „Patagonia sin Represa“ Bewegung, die Verhindert, dass in Patagonien Staudämme gebaut werden, was sicherlich auch für einige, die den „Fortschritt“ und das Geld wollen, ein Dorn im Auge sein kann.

Nichts desto trotz, wir fuhren weiter und erfreuten uns der schönen Landschaft, so lange es das Wetter zu ließ. Es wurde allerdings wieder so schlecht, dass wir Unterschlupf in einer Herberge suchten.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAm nächsten Tag war das, was da vom Himmel kam, sehr weiß war uns dazu veranlasst einstimmig sofort zu beschließen, dass wir einfach bleiben. Es gab da drin so ein schönen warmen Holzofen und noch genug Holz für eine ganze Woche. Brot und Eier konnten wir vom Bauern nebenan bekommen. Elektrizität gab es nicht. Es ich hatte dann sowieso genug, als der Akku vom Laptop leer war.

Auf der letzten Strecke auf der Regenseite, sammelte Jackie noch die letzten Nalgas.

DSC07683Wir wollten noch versuchen, ein Mus daraus zu machen.

Nach einer der längsten (Kilometer) Tage erreichten wird Puerto Yungai, sogar noch vor 6 Uhr abends, dass wir noch die letzte Fähre erwischten.

DSC07685Ich konnte es kaum glauben, wir haben uns alle sehr gefreut, dass es zur Abwechslung mal wieder etwas besser lief. Auf der anderen Seite des Flusses, war eine „Wartehalle“ sehr neu, sogar mit fließend Wasser und Toilette, wo wir gut auf den Bänken schlafen konnte.

DSC07687Es war nicht zu übersehen, dass wir nicht die ersten Radfahrer hier waren. Wahrscheinlich gibt es die mehr als Autofahrer. Sogar ein Weihnachtsbauch stand vor der Tür, der nachts richtig schön leuchtete.

DSC07689(Ja, ich weiß, es ist eigentlich ein Minileuchtturm)

Nur noch wenige Kilometer bis zum Ende der Carretera Austral, aber mit die gigantischsten.

DSC07693Wenn man das Foto vergrößert, sieht man zwei rote Punkte, Jackie und Kayla.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAHier komme noch ich den Berg hoch geradelt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs war einfach wunderschön. Oben machten wir kurz eine Pause und wollten dann weiter unten am Fluss Mittag machen. Es kam aber mal wieder alles ganz anders als geplant. Was genau passiert ist, weiß ich nur aus Erzählungen, ich fiel mal wieder vom Rad und war ohnmächtig. Diesmal mit Zeugen. Jackie war vor mir, Kayla hinter mir, hat es aber auch nicht so genau gesehen. Ein rechter Schock für die beiden. Nach ca 45 min kam endlich ein Auto, das uns zurück zur Fähre brachte, Hauptsache raus hier. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, nur noch dass ich fragte, warum wir wieder zurueck fahren, und Jackie nur meinte, Hauptsache weg hier, wohin, wo wir eventuell Hilfe bekommen können. Auf der Fähre war ein Sanitäter vom Militär, der meine Wunden gesäubert und verbunden hat. Außer meiner Schulter, die beim Sturz einen rechten Schlag abbekommen haben muss, ging es mir wieder schon viel besser, hatte unglaublichen Hunger, zum Glück gab es auf der anderen Seite des Flusses ein Kiosk, Die Frau war schon am Tag zuvor so nett zu mir, kam dann gleich raus und gab mir viel zum Essen, auch das Rhabarbermus, das sie frisch gemacht hat.

Eigentlich wollten wir waren gerade am überlegen, wo wir nächtigen sollen, ein Soldat hat gemeint, in dem Camp gäbe es freie Zimmer, da könnten wir auch duschen, da sahen wir, dass auf die nächste und letzte Fähre am Tag ein VW Bus mit Villa O’Higgins wartete. Sofort fragten wir, ob er uns mitnehmen könne, mein Sturz überzeugt eigentlich jeden. Also ging es wieder zurück, die ganze schöne Strecke wieder hoch. Diesmal genoss ich es richtig, dass ich einfach die Aussicht genießen konnte und nicht immer auf den Weg achten musste. Auch war es so spät am Tag, erst am 9 Uhr waren wir in Villa O’Higgins, so spät und bei dem schönen Abendlicht waren wir eigentlich nicht mehr unterwegs.

DSC07699Wir wurden direkt vor dem Hostel El Mosco abgesetzt.

DSC07702Sehr freundlich wurden wir von Fili empfangen. Hier kann man zelten oder ein Bett haben. Wir war nicht mehr danach mein Zelt aufzustellen. Für die erste Nacht gönnte ich mir ein Bett. Fili rief gleich den „ländlichen Gesundheitsposten“ an. Ich konnte gleich vorbei kommen. Einen Arzt gibt es hier auch nicht, aber eine Krankenschwester. Die hat nur festgestellt, dass der Sanitäter, die Wunden gut gesäubert hat und nachdem sie meinen Arm bewegt hat und mich bewegen lassen, dass nichts gebrochen ist. Wenigstens das war beruhigend.
Ich hatte ja keine permanente Schmerzen, sondern nur ein paar Bewegungen schmerzten. Es war Mittwoch, erst am Samstag ging das nächste Schiff weiter, also noch ein paar Tage auszuruhen. Ein schöner gelb/roter Fleck breitete sich von meiner Schulter nach unten aus. Da ja keine Badesaison ist, machte das ja nicht viel.

Bevor ich mein Schiffsticket am Freitag gekauft hatte, baute ich mein Fahrrad zusammen, das alles heil überstanden hat, nur wegen dem Transport noch das Vorderrad ausgebaut hatte und versuchte zu fahren. Welch Freude, das Fahren ging ohne Schmerzen. Tragen war ein anderes Thema. Es war als ob der linke Arm total kraftlos wäre und weh tat, als ich was heben wollten. Nichts desto trotz, nochmals eine halbe Woche bis Mittwoch das nächste Schiff fährt, wollte ich nicht warten und kaufte mein Ticket. Die zwei Girls und nochmals zwei Radfahrer, Job aus Holland und Raoul aus Spanien, waren auch noch dabei. Am Samstag morgen ging es mir sehr gut. Ich fuhr als erste geruhsam los, damit ich nicht über die Schotterpiste jagen muss. Danach war mir überhaupt nicht. Am Bootsanleger ist das Ende der Carretera Austral, 1247km.

DSC07708Den Anfang sind wir nicht gefahren, da wir erst bei St Lucia auf die Strecke kamen und die letzten 60km sind wir aus nun bekannten Gründen im Auto gefahren.DSC07711 Der Anfang der Fahrt war noch schön ruhig, zum Glück nicht so windig. Wir hörten, dass in der Woche vorher das Schiff wegen Sturm nicht gefahren ist. Am Ende wurde es ein wenig ruppiger. Gerade als ich aufgestanden bin, gab es eine stärkere Bö und ich viel um. Zum Glück nicht wieder auf meine Schulter oder Kopf, ich konnte mich noch abfangen, habe dabei leider wieder die Schulter verzerrt. Das hätte nun wirklich nicht mehr sein müssen. Auf der anderen Seite ging es nicht mehr so gut. Und das ausgerechnet da, wo mir eines der härtesten Etappen bevor stand. Es waren zwar vorerst nur 22km, die hatten es aber in sich.
Zuerst mal 1 km steil den Berg hoch, auf Schotter, was sonst, zum Chilenischen Zoll. Ein Zollbeamter hatte Mitleid mit mir und lud Fahrrad mit Gepäck auf seinen kleinen Anhänger. Bis zur Grenze, nochmals ca 12km konnte man das Gepäck noch befördert bekommen. Es kostete zwar ganz schön, ich wollte aber nicht, dass meine Freunde es womöglich noch schleppen mussten.

DSC07713Auf der Strecke ging es zwar hoch, aber man konnte es noch als Weg bezeichnen. DSC07714Direkt an der Grenze, wo ich eigentlich noch ein Haus, Wachposten oder sonst was vermutet hätte, sah ich mein Gepäck unter einem Baum liegen. Danach war es nur noch ein Single Trail bis zum Argentinischen Zoll. DSC07715Job und Raoul hatten es eilig und waren schon weg. Kayla und Jackie wollten ein Teil  meines Gepäcks übernehmen, was ich dann auch einsah, dass es das Beste ist. Sie taten mir richtig Leid, da es bergab nicht viel einfacher war als bergauf.   DSC07716 Es ist unglaublich, wie lange 6 km auf dem Fahrrad dauern kann, wenn man es über Stock und Stein, durch Sümpfe und Flüsse schieben muss. Dann endlich sahen wir von oben das Zollhaus. Das motivierte richtig. Die Zollbeamte, die hier Wache schieben müssen, scheinen keinen Feierabend zu haben. Sie sind hier eine Woche lang voll im Einsatz. Außer dem See Lago del Desierto gab es sonst nichts.

DSC07722 Sie ließen uns zuerst das Zelt aufstellen und dann sind wir zum Abstempeln gegangen. Job und Raoul waren schon länger da. Da das offizielle Boot über den See erst ab 15. Dezember fuhr, fragten wir nach einem Privatboot. Von anderen Radfahrern, die uns entgegen kamen, hörten wir, dass wenn man genug zahlt auch ein Boot haben kann.

Sie machten uns aber nicht viel Hoffnung. Sie konnten nur im Notfall mich in ihrem Boot über den See bringen, wenn am anderen Ende ein Notarztwagen auf mich wartet. Das wollte ich dann auch nicht. Für heute zuerst mal schlafen und abwarten. Mir war klar, dass ich nicht die 16 km um den See möchte, für die andere Radfahrer mit gesunder Schulter schon bis zu 20 Stunden brauchten.

Am morgen machte sich Job und Raoul auf. Ich zog auch meine Radkleidung an, fragte mich nachher wozu. Immer wieder ging ich zum Zoll, fragte nach dem Boot, bekam aber nur negative Antworten. Anscheinend gibt es dort auch ein Hotel, dessen Besitzer ein Boot hat und manchmal aus hilft. Der war aber anscheinend gerade nicht da. Um die Mittagszeit kam ein älteres belgisches Paar, zu Fuß, mit Koffer, die bis zum See mit Pferden transportiert wurden. Sie behaupteten, dass sie um vier Uhr mit einem Boot abgeholt werden und ich könne da natürlich mitfahren. Also mit ein bisschen positiverer Stimmung weiter warten. Es kamen noch andere Wanderer, die auch mit uns auf dem Schiff waren, aber noch auf der anderen Seite übernachtet hatten. Die anderen waren voll ausgerüstet mit Zelt und Essen und rechneten eigentlich nicht mit einem Boot. Wenigstens hatte die Wartestelle einiges zu bieten, Blick auf den Fitz Roy.Zuerst war er noch von Wolken verhangen, die sie dann tatsächlich doch noch verzogen. DSC07732 Allerdings  war kein Boot in Sicht. Die Belgier wurden immer unruhiger. Um sieben Uhr abends wurden sie von den Zollbeamten verköstigt und eine Schlafstätte bereitet. Um acht Uhr ging ich zu meinem Zelt um meine Sachen wieder auszupacken. Außer  dem Zelt war alles schon gepackt. Ich zog mich gerade im Zelt um, da  kam in Zollbeamter und meinte, in 15 Minuten wäre das Boot da. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, konnte es zuerst auch nicht glauben. Dann packte ich schnell mein Zelt zusammen, Jackie und Kayla auch. Es hieß, es wäre nur für uns. Tatsächlich kam in Boot angefahren um uns abzuholen, mit Ivor, dem Aguas Arriba Lodgebesitzer  persönlich.

DSC07740Die Belgier konnten nicht mit, da sie von dem See nicht mehr nach El Chalten gekommen wären. Ich überlegte mir schon, wie viel mich das wohl kostet, dachte dann, das spielt jetzt keine Rolle, Hauptsache ich bin über dem See. Noch erstaunter war ich, als Ivor überhaupt nichts verlangt hat. Es sei doch selbstverständlich, dass er mir hilft. Unglaublich. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Solch eine Generosität kannte ich vielleicht von armen Leuten, die noch ihr letztes Hemd hergegeben hätten, bei wohlhabenderen ist es nicht so häufig anzutreffen. Wirklich bemerkenswert. Überhaupt, dass er doch nochmals über den See gefahren ist, die Belgier geholt und in seinem Hotel untergebracht hat.

Job und Rauol warteten auf uns am See. Anscheinend haben sie den Bootsleuten von mir erzählt, dass ich mit meiner verletzten Schulter nicht von dort wegkommen würde. DSC07744 Alle waren wir froh, auf der anderen Seite zu sein. DSC07749 Am nächsten Tag war es dann nur noch eine leichte fahrt von ca 35 km nach El Chalten immer mit dem Fitz Roy DSC07756und so manch anderen bergen im Visier.

In dieser schönen Gegend und bei der sehr netten Familie von Florencia und Mario viel es mir nicht schwer einfach mal nichts zu tun und meine Schulter zu schonen. Hier verbrachte ich eine sehr schöne Woche, habe unglaublich viele Empanadas gebacken, dem Sohn bei den Mathe-Hausaufgaben geholfen, mich einfach mit den anderen unterhalten, vielleicht auch etwas Spanisch gelernt bis mein Paket mit Ersatzteilen da war, wir mein Fahrrad richteten und ich am 17.12 Richtung Puerto Natales weiter gefahren sind. Kayla und Jackie sind schon am Tag vorher weiter. Einerseits wurde es für mich nach einem Monat gemeinsamen Fahrens wieder Zeit, alleine zu sein, andererseits hoffe ich sie bald wieder zu treffen.

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Von Mendoza nach Bariloche, Patagonien (Ruta 40)

Jetzt hat mich doch noch, selbst auf der trockenen, argentinischen Seite der Anden, der Regen eingeholt. Die Berge um mich herum haben eine frische Schneedecke. Es sind nicht gerade angenehme Temperaturen zum Weiterfahren. Lieber noch einen Tag in El Bolson bleiben und Blog schreiben.

Dank der „Bike and Wine“ Touren um Mendoza, gibt es wunderschöne Radwege entlang der Weingärten mit den prächtigen Villen, wo man von einer Weinprobe sich zur anderen hangeln kann. Erst ca 40km südlich von Mendoza kam ich auf die legendäre Ruta 40,
DSC06952die vom Norden Argentiniens bis nach Ushuaia, ganz im Süden, verläuft. Mehr oder weniger folgte ich dieser Straße die nächsten Wochen. Ein Teil ist nicht geteert, die Hauptroute geht auf einer anderen Ruta durch San Rafael. Bei der Abzweigung fragte ich Polizisten, ob ich mit dem Fahrrad weiter die Ruta 40 fahren könne, sie verneinten es absolut, es wäre viel zu steinig. Da sie mich genau beobachteten, in welche Richtung ich weiter fuhr, war ich lieber gehorsam und blieb schön auf der Straße nach San Rafael, was immerhin einen Umweg von ca 120km bedeutete. Egal, mir war sowieso gerade nicht nach Abenteuer zumute.

Nachdem es nach San Rafael zweimal länger den Berg hinauf ging, war da eine Bank, genau richtig für mich. Da es aussichtslos war, den nächsten Ort zu erreichen, war überhaupt kein Grund zur Eile.

Wie ich da saß, kam auf einmal ein anderer Radfahrer den Berg hoch geschnauft, mit lauter Musik. Oh je! Es war Nigel aus Australien. Einer der wenigen Radfahrern, die noch mehr Gepäck als ich hatten. Unglaublich welcher Berg sich da hinter seinem Sattel auftürmte. Ich musste ihm zuerst mal klar machen, dass er nicht auf der Straße ist, auf der er meinte zu sein. Er wollte zu einem See nicht weit. Es gab eine andere Abzweigung zu dem See in 2 km, dort gab es ein Kiosko, eine Art Cafeteria, wo er erfuhr, dass der Pass, über den er nach Chile wollte, geschlossen war. Nach ewigem Hin und Her beschloss er dann, doch nicht zu dem See zu fahren, sondern mit mir weiter. Na gut.

Die Frau vom Kiosko meinte, dass nicht weit entfernt ein Salzsee kommt, Salar de Diamantina, wo wir gut zelten könnten. Am Anfang war es noch nicht so schön ruhig und idyllisch.

IMG_0678Es wurde noch gearbeitet. Das ganze Salz für Argentinien wird hier abgebaut und alles ist in Privatbesitz. Es muss hier ganz schön reiche Leute geben. Die Arbeiter sind es sicherlich nicht. Sie fangen morgens um 7 Uhr an und arbeiten bis 7 Uhr abends, mit den üblichen 2 Stunden Mittagspause, Siesta. Trotzdem 10 Stunden pro Tag. Sie sind eine Woche hier und haben dann eine Woche frei. Ihre Gesichter sind rotbraun, einmal sicherlich wegen ihrer Herkunft, und auch wegen der starken Sonneneinstrahlung und Reflexion auf dem Weiß des Salzes.

IMG_0691Hier konnte ich auch mein Salzdöschen wieder auffüllen.

Danach war dann mal wieder recht lange nicht gerade spektakuläre Gegend.

DSC0696840km nur eben, der Wind kam nicht mehr so schön von hinten. Die einzige Abwechslung war eine Tarantella die den Weg kreuzte.
DSC06967So war ich ganz froh über die Unterhaltung mit Nigel, der sehr viel und laut sprach. In Malargüe war es dann endgültig klar, dass er erst viel weiter südlich nach Chile kann und wir somit noch einige Zeit zusammen fahren werden. (Darum auch wieder mehr Fotos von mir)

Ich bekam eine Mail von Bronwyn aus Wallerawang, Australien, in der sie mir über den Waldbrand in den Blue Mountains berichtete. Die ganze Strecke zwischen Lithgow und Sydney, wo ich erst noch gefahren bin, ist jetzt gesperrt. Einfach furchtbar.

Malargüe ist ein richtiger Ferienort, im Winter zum Skifahren, im Sommer Fahrrad. Es gibt sehr exklusive Sportgeschäfte mit Fahrrädern, deren Preise weitaus höher sind, als man hier in Argentinien vermuten würde.

Der Weg aus dem Ort heraus war ganz nett, auf schön angelegt Fahrradwegen. Dann ging es den Berg hoch, noch höher, der Wind wurde immer stärker. Oben suchten wir einen Schutz zwischen den Hügeln um Mittag zu essen. Nichts ahnend, was uns noch erwartet, klagten wir hier schon über den Wind. Je weiter wir den Berg runter kamen, desto stärker wurde er, natürlich von vorne. Ich musste ganz schön treten. Um manche Kurven war Fahren kaum mehr möglich.

IMG_0715Am Anfang machte Nigel noch dieses Foto von mir, wie eine Sandwolke auf mich zu kam. Das war aber nur der Anfang. Nachdem es mich mehrfach vom Fahrrad geweht hat, schob ich nur noch. Kein Schutz weit und breit. Dann ein Polizeiauto. Der Polizist meinte, es sei zu gefährlich weiter zu fahren, wir sollten auf der Polizeistation schlafen, es wären nur 2-3 km. Das hört sich nicht weit an, aber wir brauchten dafür ca 2 Std, die schrecklichsten auf der ganzen Tour. Der Teer hörte auch noch auf und es war neben Sand und kleine Kieselsteine, die durch den Sturm gegen meine Waden geschleudert wurden. Eine sehr unsanfte Art der Haarentfernung. Es war nicht daran zu denken, irgendetwas aus den Taschen zum Schutz der bloßen Haut, herauszuholen. Da musste ich jetzt einfach durch. Mit am schlimmsten waren die Augen. So viel Sand darin sie taten so weh, dass ich vorzog, sie weitgehendst geschlossen zu halten. Bei all dem Schmerz dachte ich, das ist immer noch besser als im Waldbrand in Australien. Ein Autofahrer hielt an und wollte mich mitnehmen. Da ich dachte, es ist nicht mehr weit und Nigel irgendwo vor mir war lehnte ich ab. Das war nicht so klug. Es dauerte noch Stunden. Irgendwann muss der Sturm von 80-100km/std doch aufhören! Aber das war nicht der Fall. Es gab auch nirgendwo Schutz. Ich wollte einfach nur zur Polizeistation, die doch irgendwann kommen musste. Dann endlich die Brücke, hinter der sie sein musste. Allerdings dachte ich, nie im Leben laufe ich da hinüber, sie war recht lang, mit Sicherheit würde es mich da hinunter wehen. Ein Auto hielt wieder an und ich wollte gerade fragen, ob er mich über die Brücke nehmen kann, da sah ich Nigel, schwankend, wieder zurück kommen. Er meinte, zusammen schaffen wir es über die Brücke und fest mein Fahrrad haltend, gegen den Wind stemmend, sind wir über die Brücke und endlich, nach 2 Std der Schutz. Welch eine Wohltat. Als erstes meine Kontaktlinsen raus! Es war nicht mehr zum Aushalten. Ich konnte sie den ganzen Abend nicht mehr einsetzen, meine Augen mussten sich zuerst wieder erholen. Sogar duschen konnten wir, danach war fast alles wieder in Ordnung, essen und jeder bekam ein Bett. Erst später ließ der Wind nach. Außer uns hat noch ein chilenischer Motorradfahrer in der Station Zuflucht gefunden.  Baranca Blanca, wo wir jetzt waren, besteht fast nur aus der Polizeistation. Es hat ca 17 Leute dort. Der Polizist ist nur da um auf irgendwelche Verkehrsbeschwerden -unfälle, -delikte zu warten. Er war glaub ganz froh, endlich etwas Unterhaltung zu haben.
DSC06980Am nächsten Morgen war wieder strahlend blauer Himmel, kein Wind, als ob nichts gewesen wäre.
DSC0698260km war noch geteert. Man sah von weitem schon, hier hat es durch die vielen Vulkane viele Verschiebungen auf der Erdoberfläche gegeben. Dann runter in die Schlucht des Rio Grande
DSC06987 was aussah als ob es aus purem Vulkangestein bestehen würde. Danach fing der Schotter an, zuerst wieder raus aus der Rio Grande Schlucht, dann wieder Berg runter. Ich kam nicht weit, dann kippte ich um. Wäre nicht weiter schlimm gewesen, aber ich merkte gleich, mit meinem Gepäckträger stimmte was nicht. Alles Gepäck runter, da war das Problem gleich ersichtlich. Eine Schraube von meinem Gepäckträger war abgebrochen. Oh je, wie das wieder in Ordnung bringen. Nigel konnte zum Glück das abgebrochene Stück heraus drehen. Dann eine neue Schraube rein drehen und als Unterlagsscheibe einen Haken von einem Spanngummi benutzen. Dann war alles, wenigstens provisorisch wieder in Ordnung. Inzwischen kam noch ein junges Paar aus Texas mit deinem Allrad Auto vorbei und versorgte uns mit Wasser.

Ich hatte so ziemlich wieder genug von dem Tag und war ganz froh, als wir bald verfallene Häuser fanden, in deren Schutz wir zelten konnten.

IMG_0768Das Licht während dem Sonnenuntergang war mal wieder phänomenal, da vergisst man schnell den Stress der letzten Tage.
IMG_0772Als wir am nächsten Tag unser Zeltlager verließen, sahen wir, dass es auch hier wilder Tiere gibt
DSC07011 Etwas, das aussah wie ein  Meerschweinchen, ich glaube es heißt hier Cuic, saß unter einem Busch. Der Ort an dem wir zelteten hieß El Frisos, außer den verfallenen Häuser war nichts da. Der nächste Ort, El Zampel, war nicht größer,

IMG_0783obwohl er auf meiner Karte eingezeichnet war. Vielleicht ist er wichtiger, da auch hier eine Brücke über den Rio Grande war. Schon dumm, ich hatte in der Zwischenzeit kein Brot mehr, nicht sehr wichtig, aber Gewohnheitssache. Als wir dann endlich in ein Dorf mit Laden kamen, Ranquil der Norte, war Siesta, alles geschlossen, nicht einmal Leute waren auf der Straße. Daran muss man sich gewöhnen. Zwischen 13Uhr und 16 oder 17 Uhr ist alles dicht. Also nur Wasserflaschen füllen und weiter.

Inzwischen gab es auch wieder Teer und schnell ging es runter nach Barrancas, hier beginnt die Region Patagoniens. Hier frischte der Wind auf und keiner von uns hatte mehr richtig Lust.
DSC07023An einer Tankstelle konnten wir uns mit ein paar Keksen eindecken und nebenan zelten.

Das richtige Dorf war dann nicht mehr weit, vor Siesta waren wir dort und konnten Brot kaufen, wenn es auch nur das einfache Weißbrot war.

Danach ging es praktisch nur bergauf, wenigstens zeitlich. Der Wind kam aus verschiedenen Richtungen und ich hatte das Gefühl er spielt Ball mit mir, oder wie eine Katze mit einer Maus spielt. Hin und her wurde ich geworfen.

Auf dem ersten Berg eine lange Pause und alle Kalorien mussten wieder nachgefüllt werden. Unglaublich, was man so essen kann.

Danach ging es 4km runter um danach wieder 20km hoch zu gehen, wie auf das Dach der Welt. Hohe, schneebedeckte Vulkane und tiefe Schluchten wechselten sich ab. Nigel fuhr weit vor mir, war mir gerade recht, so konnte ich wieder meinen Gedanken nachhängen.

Den Ort wo Häuser stehen, wenn auch verfallen, sieht man schon von weitem, es stehen lauter Pappeln herum. So fanden wir auch heute wieder einen wunderschönen Platz, sehr ruhig oberhalb der Straße und unterhalb des Vulkans Tromen direkt an einem Bach 2 halb verfallene Häuser. In einem konnten wir gut windgeschützt kochen.

IMG_0847nIn einem konnten wir gut windgeschützt kochen. Trotzdem wurde es ganz schön kalt, da hilft nur noch Schlafsack, einer der schönsten Momente des Tages, am Abend in den schönen, warmen, flauschigen Schlafsack. War kann es schöneres geben.

IMG_0851In dieser kargen Landschaft trafen wir auf Geologen und Ingenieure der Erdölfirma YPF. Schon früher sahen wir immer wieder Erdölpumpen. Diese Leute waren auf der Suche nach neuen Quellen. Anhand der Gesteinsart können sie ermitteln, wo es sich lohnt zu buddeln.

Bei dem Wind könnten sie doch ruhig auch in Windkraft investieren. Aber anscheinend ist das ganze nicht so einfach, da der Wind hier sehr böig ist.
DSC07029 Die Berge westlich von hier heißen „Berge der Winde“, darum ist hier ein stetiger Westwind.

IMG_0877umgeben von mächtigen Vulkanen.
DSC07031 wahrscheinlich habe ich noch nie so viele Vulkane auf einem Haufen gesehen, wie hier.

Dann ging es runter, unter immer weiter runter,
DSC07037wunderbar und schnell, bis nach Chos Malal, dem ersten größeren Ort am Río Neuquén (der Name auch des Bezirks)und Curi Leuvú. Das erste Mal seit Tagen konnte man mal wieder von Ebene sprechen. Wenigstens für die ersten paar Kilometer, bevor es wieder den Berg hoch ging. Hier ist kaum was los. Es gibt ja auch keine richtigen Dörfer. Die Straße ist dafür ganz schön gut. Ich frage mich, ob sie nur für die YPF (Ölfirma) Tanklastzüge gemacht wurde, oder vielleicht von denen bezahlt, damit sie ihre Ölfelder leichter zugänglich haben. So ist es, wenn es der Wind erlaubt, sehr schön zu fahren und man kann eigentlich überall zelten. Es gibt zwar auch überall Zäune, was ich so gut wie gar nicht verstehe, aber die sind schon so oft unterbrochen, dass man gut ein Loch findet.

Nach Australien ist die Tierwelt hier eher rar. Vor allem was die Vögel betrifft. Aber wenn man Glück hat, sieht man sogar hier ein paar Papagie.

IMG_0917Hier nisten sie in den Löchern der Felsen. Sie machen einen ganz schönen Krach, aber sehen wunderbar aus.

Nach Las Lajas trennten sich unsere, Nigel und meine, Wege. Er fuhr über den Pass nach Chile und ich weiter auf der Ruta 40 nach Zapala, einer größeren Stadt. Seit Tagen plagt mich wieder das Zahnweh.  Nicht einmal die Gewürznelke halfen mehr. Ich hatte sie noch von Australien, auch ein Pflanzenprodukt, das ich nicht bei der Einreise deklariert habe, weder nach Chile noch nach Argentinien. Entweder hat es noch niemand gemerkt oder es fällt nicht unter die „gefährlichen“ Produkte.

Nichts desto trotz, ein Zahnarztbesuch stand mal wieder an. Es war Sonntag, Mittagszeit, als ich die Stadt erreicht habe. Das erste mal seit weiß nicht wie lange, dass ich mit einem Hochhaus konfrontiert wurde, es erfreute mich nicht allzu sehr.

Es war Wahlsonntag, schon seit Wochen begleiteten uns die Wahlplakate. Die Straßen waren sehr ruhig, viele Läden waren geschlossen, vor allem durfte bis zum Abend kein Alkohol verkauft werden

Ich war gerade den ersten Hügel am Rande der Stadt hinauf gefahren, da kam ein junger Mann auf mich zugesprungen. Nachdem wir uns 5 Minuten unterhalten haben, soweit es mein Spanisch zuließ, hat er mich zu sich und seiner Familie zum Essen eingeladen.
DSC07046Es gab Assado, das argentinische Barbecue. Die ganze Großfamilie war versammelt. Großeltern, 7 von 9 Kindern und 4 Enkelkinder. Es wurde einfach noch ein Teller dazu gestellt. Man Spanisch war mal wieder sehr gefordert. Ansonsten kann mach sich auch ohne viele Worte gut verständigen.

Das Beste kam nach dem Essen. Es wurde gesungen. Der jüngste Sohn spielte Gitarre und sang voller Inbrunst argentinische Lieder. Der kleine Enkel wollte es ihm nachtun. Es gelang ihm fast. Die 7 jährige Enkelin hatte es aber voll drauf.
DSC07052Überhaupt nicht affektiert oder sonst wie unnatürlich. Ich fragte, wo sie das gelernt hat, sie lachten nur und meinten, Sonntags hier. Als der Großvater seinen Betrag geleistet hat war mir alles klar. Nicht jedes Kind wollte singen, das war auch OK, und wenn es falsch war, war immer noch Hoffnung, dass der/die Kleine es schon noch lernen wird. Hauptsache es wurde gesungen. Als ich dann meine Flöte ausgepackt hatte, war ich komplett integriert. Auch wenn meine Musik etwas anders war, Musik verbindet trotzdem. Wir hatten viel Spaß und sie ließen mich nicht mehr gehen. “Me casa es su casa.”

Ich gestand ihnen mein Zahnproblem, was dann gar nicht so ein großes Problem war. In Argentinien sind die Behandlungen in den “Hospitales” gratis, auch für deutsche Radfahrerinnen. Es gibt dort auch Zahnärzte. Nur muss man sehr früh dort sein, vor 7 Uhr, damit man noch einen Termin bekommt. Ich konnte es kaum glauben, bei einem Volk, das nicht vor Mitternacht ins Bett geht.

Eine der erwachsenen Töchter, Marta, hat sich angeboten, mit mir dorthin zu gehen. D.h. Um 6 Uhr aufstehen und los. 20 Minuten vor 7 Uhr war in dem Hospital in ihrem Quartier schon kein Termin mehr zu haben. Also weiter zum Haupthospital. Es war 5 Minuten vor 7 Uhr als wir dort angekommen sind. Die Tür muss gerade aufgemacht worden sein, es war eine Schlange, ich traute meinen Augen nicht. Manche stehen um 4Uhr morgens schon an, um auf jeden Fall dran zu kommen.

Für den Zahnarzt konnten wir den “Nummerziehapparat” umgehen. Marta klopfte direkt beim Zahnarzt an. Nachdem sie der Sprechstundenhilfe meine Geschichte erzählt hatte, musste ich keine 5 Minuten warten bis ein Formular ausgefüllt wurde und vielleicht nochmals 5 Minuten bis ich dran gekommen bin. Ich weiß nicht was besser war, dass ich nichts bezahlen musste, oder der absolut gut aussehende junge Zahnarzt! Der hat sich richtig Zeit genommen. Da ich kaum spanisch kann merkte er wahrscheinlich nicht. Mit offenem Mund spricht es sich sowieso schlecht.

Als wir wieder zurück liefen, war es schon nach 8 Uhr. Marta ärgerte sich bei jedem Schulkind. Für einen Teil der Kinder ist vormittags von 8-12 Uhr Unterricht für den anderen Teil Nachmittags von 13-17Uhr. Niemand scheint pünktlich zu sein und außer Marta scheint es niemanden weiter zu stören. Sie meinte, sie würde viel lieber die Pünktlichkeit und Korrektheit der Deutschen vorziehen.

Zum Mittagessen fand sich wieder fast die ganze Familie ein. Auch der Vater, der mit ein paar seiner Söhne als Maler arbeitet, war wieder zurück. Es wurde aber eher in Etappen gegessen. Ich freute mich richtig, als sie mich spülen ließen. Gestern war ich noch Gast, durfte nichts machen, heute gehöre ich schon zur Familie.

Nach dem Mittagessen, als auch meine Backe nicht mehr taub war, machte ich mich wieder auf. Auch wenn es mir in der Familie sehr gut gefallen hat und alle sehr nett waren, war es auch wieder gut für mich zu sein. Auf die Dauer wäre es mir zu viel Trubel, den ich nicht mehr gewohnt biin.

Weit wollte ich nicht mehr fahren. Ich hatte beschlossen, nach Zapala die Ruta 40 für ein Weilchen zu verlassen. An dem Nationalpark Laguna Blanca fand ich einen wunderbaren, windgeschützten Campingplatz.
DSC07072Es tat auch gut wieder raus aus der Stadt zu sein und den Sonnenuntergang genießen zu können.
DSC07083Am nächsten Morgen waren Flamingos im See
DSC07099Um das größte Stück vor dem Mittagswind hinter mich zu bringen bin ich wieder früh los. Es war gut wieder von der Ruta 40 weg zu sein, obwohl dort nicht sehr viel Verkehr war. Aber es ist einfach interessanter auf kleinen Straßen und Schotterpisten. Der Sandsturm war auch schon wieder halb vergessen und ich war bereit für neue Abenteuer.

Claudia und Jorge,von der Zapala Familie,  kannten sich gut in der Gegend aus, deswegen wusste ich ziemlich genau was auf mich zu kam. Sie lachten nur, als sie meinten, ich wollte diese Strecke fahren, mit meinem schwer bepackten Fahrrad. Viel “Ripio” (Schotterpiste) und 10km den Berg hoch. Aber sie stimmten mir zu, diese Strecke wäre viel schöner. So war für mich die Route klar, irgendwie werde ich es schon schaffen.

Es war dann auch gar nicht so schlimm. Auf jeden Fall machte es richtig Spaß wieder mit offenem Mund grinsen zu können (hier hat es keine Mücken) ohne dass mir der kalte Wind das Grinsen mit Zahnweh wieder vergehen lässt.

Hier ist das Land der Gauchos.
DSC07109Die Einheimischen sind hier noch mehr mit dem Pferd unterwegs. Immer wieder sieht man Häuser, die mit dem Auto nicht zugänglich sind. Autos haben nur Touristen.
Manche Pferde haben Kuhglocken.
DSC07112Wahrscheinlich gehört das zum Südamerikanischen Karneval, sie wollen sich als Kühe verkleiden.

Weiter oben ändert sich die Vegetation. Hier gibt es Bäume, die anscheinend nur in dieser Gegend wachsen.
DSC07113Es sind Auracaria, oder so ähnlich. Sehr komisch aussehende Nadelbäume, wobei die Nadeln gar keine richtige Nadeln sind.

Noch ein Stückchen höher und es kam eine der spektakulärsten Abfahrten
DSC07119Das abenteuerlichste daran war, dass ich immer noch nicht meine Bremsen gerichtet habe. Nur gut, dass so gut wie kein Verkehr war.
DSC07123Bis hinunter zum Fluss Alumine. Dort traf ich auf einen französischen Motorradfahrer. Er kam aus der anderen Richtung. Zusammen zelteten wir direkt am Fluss
DSC07129 D.h. Ich baute mein Zelt auf, er hängte nur seine Hängematte an die Sträucher über dem Fluss,

Antoine hat mir schon verraten, wie es für mich am Fluss weiterging.
DSC07137Nur haben die Motorradfahrer, wie die Autofahrer, nicht so viel Ahnung von den Steigungen. So kamen doch einige Überraschungen auf mich zu.
DSC07139

Auch die Steine, Sand und Staub spüre ich wesentlich deutlicher.

Das Schlimmste kam später, die Zäune, über Kilometer hinweg. Manchmal kam ein Tor, das hatte leider ein dickes Vorhängeschloss. Die Gauchos, die ich traf, konnten mir auch nicht weiterhelfen. Das alles gehörte ihrem Patron. Unglaublich, so viele wunderbare Plätze zum Zelten und nicht zugänglich. Wenn es wirklich genutzt ausgesehen hätte, wenn es Viehweiden oder Ackerbau gewesen wäre, hätte ich es ja verstanden. Aber es waren nur Wiesen und Wälder. Richtig ärgerlich. So blieb mir nichts anders übrig, als bis Junin de los Andes weiter zu fahren. Es war schon fast dunkel, bis ich dort auf dem Campingplatz angekommen bin. Der Besitzer hatte wahrscheinlich Mitleid mit mir, hat mich zuerst mal in seine Küche eingeladen, wo er mit einem anderen beim Abendessen saß. Sie haben mir Brot und Wein angeboten und ich machte mir noch meine letzte Packung 3Minuten Nudeln. Die sind hier sehr schlecht zu bekommen, leider.

Inzwischen wurde es dunkel. Als ich mein Zelt aufbauen wollte, ging Dulio, der Besitzer mit mir hinaus und schloss mir einen Schlafsaal direkt an den Duschen auf. Er meinte, ich solle jetzt nicht mehr mein Zelt aufbauen, sondern einfach hier schlafen, für den gleichen Preis. Prima! So habe ich nicht nur Arbeit gespart, sondern hatte es auch schon warm.

Da meine Bremsen dringendst meine Zuwendung brauchten beschloss ich noch einen Tag in dem netten Oertchen mit Bergen und Flüssen zu bleiben.
DSC07146Deswegen brauchte ich trotzdem mein Zelt nicht aufzustellen, ich konnte noch eine Nacht hier schlafen.

Außer Fischen, vor allem Forellen, was mich nicht gerade reizt, hat der Ort nicht viel zu bieten. Nur den „Via Christi“, die verschiedene Stationen des Lebens Jesus mit Skulpturen im Wald dargestellt. Da ich beschlossen habe, mich auch kulturell mehr zu beschäftigen, bin ich da hin. Und ich muss sagen, es hat mich mehr fasziniert, als ich dachte. Neben den Skulpturen gab es Mapuche Verzierungen.
DSC07163Es ging nicht nur über das Christentum, sondern auch über die Integration anderer Religionen und Kulturen.

Das beste war aber dies:
DSC07166Rechts oben in der Ecke eines Reliefs über einen Argentinischen Arzt, fand ich den Fahrrad fahrenden Engel.

Dass das Wetter am Nachmittag schlecht wurde, störte mich wenig, ich hatte ja meine Hütte, in der ich es schön warm hatte
DSC07189Im Sonnenschein am nächsten Tag zog ich weiter.

Im letzten Blog Eintrag schrieb ich über die Nationalheilige Difunda Correa. Hier tauchen anstatt den Wasserflaschen immer mehr rote Fahnen auf mit einem recht abenteuerlich aussehenden Mann.
DSC07195 Es handelt sich um Gauchito Gil, eine Art argentinischer Robin Hood, der schlussendlich gehängt wurde. Mit dem letzten Atemhauch sagte er zu seinem Henker, wenn dieser ihn anbetet wird sein kranker Sohn wieder gesund (davon gibt es verschiedene Versionen). Dies war dann der Fall und nun ist es auch ein Schutzheiliger für Reisende. Vielleicht sollte ich auch eine Kerze anzünden, damit der eisige Gegenwind aufhört.

Auf dem Weg nach San Martin de los Andesr traf ich auf Loretta Hendrikson, einer der wenigen allein reisenden Frauen, die mehrere Jahre unterwegs sind. Leider war sie in Gegenrichtung unterwegs. So standen wir 2 Stunden am Straßenrand und haben geredet, bis ich total durchgefroren war. Hier gibt es leider nicht alle paar Meter ein Café.

In San Martin hielt ich mich nicht lange auf. Es hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich fahre nicht um die halbe Welt, um in einem Ort zu landen, der aussehen möchte wie Zermatt. Alles viel zu touristisch. Überall wurde ich auf Deutsch angesprochen. Unglaublich wie viele Deutsche hier nun in zweiter Generation leben.

Die Gegend drum herum ist sehr schön. Dies ist auch der Start der Ruta der 7  lagos, der 7 Seen Route.
DSC07212 Außerhalb von San Martin, oberhalb vom See, fand ich einen sehr schönen, ruhigen, winzigen Campingplatz, der einem Mapuche gehört.
DSC07214Ich meinte, hier sieht es aus wie in der Schweiz und er lachte und meinte, ja, da wo Heidi lebt. Unglaublich, wie bekannt dieses Buch ist. Ein junger Pole, der nun in Australien lebt hat mir gesagt, sein Sohn hat das Buch in 3 Sprachen, Englisch, Polnisch und Deutsch.

Die 7 Seen Route könnte auch genau so die (mindestens) 7 Berge Route heißen. (Zwerge sah ich keine, bin auch nicht Schneewittchen).
DSC07224Von jedem See aus ging es sehr steil hoch und auf der anderes Seite wieder runter zum nächsten See. Da sie sehr populärer ist, viele Touristen vorbei kommen, hat man diese Strecke einfach als die berühmte Ruta 40 umbenannt. Ein echter Schildbürgerstreich! Die Regierung hat Gelder für die Ruta 40 freigegeben. Da man das Geld auf dieser Strecke wollte, ist diese nun auch die Ruta 40. Leider ist somit auch viel mehr Verkehr hier und es wird sicherlich noch mehr, wenn die letzten 26km Schotterpiste auch noch asfaltiert ist.

DSC07232Um diese Jahreszeit sind wenigstens noch die freien Zeltplätze so gut wie leer.

Noch halb  um den Nahuel Haupi See herum, mal wieder auf schön angelegten Radwegen
DSC07241ging es nach San Carlos de Bariloche. Auf dem Hauptplatz war einiges los.
DSC07254 Studenten haben auf dem Platz Sachen zum Essen verkauft, dazu gab es Musik und Tanz.Irgendwie musste ich mich mit meinem Rad dort durch kämpfen.

Ich blieb 2 Tage hier, aber nur an einem bin ich in die Stadt zurueck.
DSC07265 Es dreht sich hier einiges um Schokolade, überall kann man verschiedene Arten davon kaufen. Mir war es zu viel, dass mir darauf die Lust verging, was äußerst selten vorkommt.

Das Fahrrad scheint  hier nur als Sportgerät akzeptiert zu sein, das auf normalen Straßen nichts zu tun hat. Es war sehr unangenehm hier zu fahren. Zum Glück wohnte meine WarmShower Gastgeberin weit außerhalb und ich konnte noch einen Tag einfach bei ihr mit schönem Blick über den See genießen und all meine Sachen neu richten.
DSC07269So, mittlerweile bin ich wieder in Chile, Coyhaique, auf der Carretera Austral. Wie es weiter ging, das nächste mal.

Von Santiago/Chile über die Anden nach Mendoza/Argentinien

Jetzt bin ich schon über einen Monat in Südamerika, wird Zeit, dass ich mich wieder melde. Auch wenn ich schon in Bariloche, Patagonien, bin, beschränke ich mich hier auf den Anfang, sonst wird das heute nix mehr.

In der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober, ziemlich genau um Mitternacht, landete ich in Santiago/Chile. Der Flug ging von Sydney über Buenos Aires. Der erste Flieger hatte so viel Verspätung, dass es mir in Buenos Aires gerade noch auf den Anschlussflug passte, für das Gepäck war es zu spät. So stand ich in Santiago ohne irgendwas. Das war eigentlich nicht weiter schlimm, da das Gepäck am nächsten Morgen kommen sollte und ich eh auf dem Flughafen schlafen wollte. Nur dauerte es einige Zeit, bis ich der Dame das klar machen konnte. Ihre Standardprozedur ist, dass das Gepäck zugeschickt  wird, nicht dass man darauf auf dem Flughafen wartet. Ohne mein Fahrrad wollte ich aber nicht von hier weg. Schließlich machte sie eine dementsprechende Bemerkung auf dem Formular und ich konnte durch die Immigration, kam aber nicht weit. Nachdem mein Handgepäck durch die Röntgenmaschine war, wurde ich festgehalten. Es wurden zwei Äpfel gefunden. Dabei habe ich doch auf der Deklaration angekreuzt, dass ich keine Pflanzen einführe. Dass auf der Rückseite noch erklärt wurde, dass mit Pflanzen auch Pflanzenprodukte, wie Obst, gemeint ist, habe ich natürlich nicht gelesen. Wer ließt schon nach 18 Stunden Flug um Mitternacht das Kleingedruckte. Schweres Vergehe. Mit sehr ernster Miene wurde mir gleich gesagt, dass dies mit einer Strafe von mindestens 250 US Dollar gehandelt wird. Ich war einfach zu müde, um mir darüber große Gedanken zu machen. Dann musste ich warten, bis ich zu einem Interview geladen wurde. Egal, ich hatte ja Zeit. Kein Grund zur Sorge, auch das wird sich irgendwie wieder klären.

In dem Büro, wo ich befragt wurde, saß eine Frau mit einer riesigen Tüte voll Äpfel. Ich musste nur lächeln. Ich erklärte dem Beamten, so wie es war, ich hätte die Rückseite nicht gelesen. So, wie er es notiert hat, könnte man auch meinen, ich wüsste nicht, dass Äpfel Pflanzenprodukte sind (wobei ich mir bei den Australischen nicht sicher bin), damit kann ich leben. Wichtig war, dass er mich so laufen ließ. So waren wieder zwei Stunden vorbei und ich konnte mir endlich einen Schlafplatz suchen.

Welcome in Chile!

Es dauerte dann bis 11Uhr am nächsten Morgen, bis ich schließlich mein Gepäck und Fahrrad bekam. Ich hatte gerade mein Fahrrad zusammengebaut, wollte losfahren, da merkte ich, ich hatte einen Platten. Das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert. Also alles wieder abladen, Schlauch austauschen, wieder aufladen und endlich weg.

Der Weg, den mir Google in die Innenstadt vorgeschlagen hat, gab es nicht. Es gab nur eine Autobahn, mit Fahrradverbotsschild. Ein netter, junger Herr an der Tankstelle meinte, ich solle mich dadurch nicht drausbringen lassen, es wäre der einzige Weg, ich solle halt schön rechts bleiben und sagte mir genau wo ich in welche Straßen abbiegen musste. So kam ich dann endlich vom Flughafen weg.

Es war das zweite mal, dass ich in Santiago war, als ich in die Innenstadt kam, erkannte ich einiges, z.B. den Fahrradweg auf einem Grünstreifen in der Mitte der großen Straße. Generell fühlte ich mich hier auf dem Fahrrad wohler als in Sydney, es gibt hier wesentlich mehr Fahrradfahrer und die Autofahrer sind an sie gewohnt.

Nur kurz war ich in der Innenstadt, bin dann gleich weiter zu meinem Warmshower (Gastgeber) in Puento Alto, nochmals ca 24km. An einer scharfkantigen Eisenstange, die aus dem Boden ragte, habe ich zuerst in der Vorderradtasche eine Triangel eingerissen und dann den Boden der Hinterradtasche aufschlitzt. Oh je, das war alles kein guter Anfang hier in Südamerika, es konnte nur noch besser werde.

Vladimir, mein Gastgeber, war noch arbeiten, sein Vater kam etwas später. Ich habe mich gleich hingelegt und bin sofort eingeschlafen. Wahrscheinlich kein guter erster Eindruck, aber ich war so müde.

Hier musste ich mich nicht nur an die offizielle Zeitumstellung von 11 Stunden gewöhnen, sondern auch an die inoffizielle. Man geht sehr spät ins Bett und steht spät auf. Mittagessen gibt es erst um 4Uhr Nachmittags, zu Abend dann erst um 10 oder so, da schlafe ich meistens schon.

Nachdem ich drei Tage nur herumgewurstelt und mich erholt habe, bin ich am Dienstag endlich in die Stadt.

DSC06852Das tat richtig gut. Die Stadt mit den Bergen drum herum und den bemalten Häusern gefällt mir sehr gut und ich hatte endlich das Gefühl in Südamerika angekommen zu sein.
DSC06859Und natürlich das Pablo Neruda Haus.
DSC06862Innen darf man keine Fotos machen.
DSC06867 Es ist ein Besuch wert. Man  erfährt nicht nur sehr viel über sein Leben und Werke, sondern auch über die politischen Hintergründe.

Nach vier Tagen war ich wieder erholt genug, um weiterzufahren. Letztes mal bin ich nach Norden, dieses Mal wollte ich in den Süden. Da die chilenische Seite zu bevölkert ist, wurde mir angeraten, auf der argentinischen Seite zu fahren. Am Besten gelangt man dorthin über den Bermejo Pass. Zuerst ca 100km nach Norden, meist Autobahn. Überall sind Fahrradverbotsschilder, das stört aber niemand, auch an den Zahlstellen bekommt man eher Wasser angeboten, als dass man fort geschickt wird.

In Los Andes gehts dann nach Osten, den Berg hoch!
DSC06877Wahrscheinlich einer der steilsten Pässe,
DSC06881Bevor der richtige  Anstieg kam, fand ich noch einen netten, kleinen Camping. Ich war die Einzige. Es war so schön ruhig hier in den Bergen.
DSC06893Kurz danach ging es los.
DSC06894 Ich wusste, es sind 29 Steilkurven. Ich hatte mehrfaches Glück, darum war alles gar nicht so schlimm. Es war strahlend blauer Himmel, ich hatte etwas Rückenwind, das beste war aber die Baustelle über fast die ganze Strecke der Kurven. Eine Fahrbahn war nur befahrbar, die andere hatte ich mehr oder weniger für mich alleine. Es kam immer eine Ladung Autos, dann war wieder bis zu  einer Stunde Ruhe, bis die Gegenrichtung kam.
DSC06897 Kurz vor Portillo dann die 29ste Kurve.
DSC06904Damit war aber noch nicht der Gipfel erreicht,
DSC06905Weiter ging es den Berg hoch, immer wieder kamen Galerien, die ich zum Glück umfahren konnte. Dann der Tunnel Christo Redentor auf über 3000m. Anscheinend gibt es auch einen Weg über den Gipfel, ich sah auch Schilder, aber keinen Weg, alles war im Schnee.
DSC06908 Durch den Tunnel darf man zum Glück nicht mit dem Fahrrad durch. Dafür stehen Pickup Services zur Verfügung. Eigentlich wollte ich eine Pause machen, aber es ging alles viel schneller als erwartet. Mitten im Tunnel ist die offizielle Grenze zu Argentinien. Nach dem Tunnel bekam ich nur einen Zettel, die Einwanderungsbehörde ist 15km weiter und wahrscheinlich 1000m tiefer.

DSC06910Alles bergab, eine wahre Freude.

Vor der Immigration waren Plakate aufgestellt, was man alles nicht mitnehmen darf. Oh, je! Nach meinem Erlebnis am Flughafen, las ich das lieber genauer durch. Keinen Käse! Den habe ich dann vor dem Gebäude gegessen. Den Honig konnte ich nicht auch noch verwerten und musste ihn wegschmeißen. Bei den anderen Sachen, wie Trockenmilchpulver, hoffte ich, dass ich so durchkomme.

Obwohl eine lange Schlange war, es war ein Feiertag, langes Wochenende und dementsprechend viel Verkehr, ging es sehr schnell. Ich wurde überall vorgelassen und nicht einmal kontrolliert. Auch den Honig hätte ich mitnehmen können.

Nur noch ein paar Kilometer bis Puenta del Inca.

DSC06912Eine Naturbrücke mit Mineralquellen, seit einem Erdbeben aber nicht mehr zugänglich.

Das Hostel in der alten Bahnstation war nicht zu übersehen.
DSC06911Hier wollte ich bleiben. mir gefiel der Ort in den Bergen sehr gut auch das Hostel war sehr ruhig und urig. Kein Mensch war zuerst zu sehen,

Dann sah ich einen anderen Reiseradler, der erste, ich glaube seit Cooktown! Welch eine Freude. Es war Loic, ein Franzose, auch schon ein paar Jahre unterwegs, er wollte nach Chile.

DSC06922Er blieb dann auch in dem Hostel. Es war wieder einmal ein richtig netter Abend mit viel Informationsaustausch.

Für mich ging spektakulär weiter den Berg runter

DSC06926Am Straßenrand sah man immer wieder Berge von Flaschen liegen.

DSC06928Wenn sie nicht so ordentlich aufgestapelt gewesen wären, hätte man es direkt für eine Müllhalde halten könne. Es ist aber ein Schrein zur Huldigung der Schutzheiligen Difunta Correa. Die Legende sagt, dass sie in der Wüste verdurstet ist, ihr Baby aber dank der Muttermilch überlebt hat. Darum die vielen Wasserflaschen, als ob die jetzt noch helfen würden. Schon sehr merkwürdig.

Zwischen den steilen Berghängen und tiefen Schluchten war mal wieder nicht gut zelten. Ich musste einfach immer weiter fahren, obwohl der Wind mir nicht mehr so wohlgesonnen war. Es ging inzwischen dem Mendoza Fluss entlang. Ab und zu kamen teure Ferienanlagen. Dann kam eine Freizeitanlage, wo Leute gerade aus den Booten stiegen. Hier konnte ich zelten, die einzige Bedingung die sie hatten, ich sollte Handzettel für ihren Club ( Rio Adventure) verteilen, kein Problem. Das war ein wahrer Glückstreffer. Die „Veranstaltung“ war gerade zu ende und alle machten sich auf den Weg zurück nach Mendoza, nur ein Verwalter blieb hier. Außer Duschen gab es noch zwei Schwimmbäder und ein Sonnendeck über dem Fluss. Alles für mich alleine! Einfach prima.

DSC06930Da der Fluss gestaut wurde, geht es vor Mendoza nochmals zackig den Berg hoch.
DSC06931Aber dann ist es einfach ein Genuss. Die Stadt gefiel mir gleich, nicht nur weil hier sehr guter Wein her kommt. 1861 wurde sie durch ein Erdbeben total zerstört. Beim Wiederaufbau hat man breite Straßen mit vielen Bäumen eingeplant. Die ganze Stadt ist praktisch voll, ständig fährt man durch Alleen. Sehr angenehm.
DSC06935Hier spielt sich einiges auf der Straße ab.
DSC06944Es war Sonntag, ganze Familie waren mit ihrem Mate (Tee) im Plaza Indepencia, die Kinder wurden von Clowns unterhalten und überall gab es Stände mit Süßem.
DSC06945Wie es weiter ging, nach Süden, dann das nächste mal.