Von Santiago/Chile über die Anden nach Mendoza/Argentinien

Jetzt bin ich schon über einen Monat in Südamerika, wird Zeit, dass ich mich wieder melde. Auch wenn ich schon in Bariloche, Patagonien, bin, beschränke ich mich hier auf den Anfang, sonst wird das heute nix mehr.

In der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober, ziemlich genau um Mitternacht, landete ich in Santiago/Chile. Der Flug ging von Sydney über Buenos Aires. Der erste Flieger hatte so viel Verspätung, dass es mir in Buenos Aires gerade noch auf den Anschlussflug passte, für das Gepäck war es zu spät. So stand ich in Santiago ohne irgendwas. Das war eigentlich nicht weiter schlimm, da das Gepäck am nächsten Morgen kommen sollte und ich eh auf dem Flughafen schlafen wollte. Nur dauerte es einige Zeit, bis ich der Dame das klar machen konnte. Ihre Standardprozedur ist, dass das Gepäck zugeschickt  wird, nicht dass man darauf auf dem Flughafen wartet. Ohne mein Fahrrad wollte ich aber nicht von hier weg. Schließlich machte sie eine dementsprechende Bemerkung auf dem Formular und ich konnte durch die Immigration, kam aber nicht weit. Nachdem mein Handgepäck durch die Röntgenmaschine war, wurde ich festgehalten. Es wurden zwei Äpfel gefunden. Dabei habe ich doch auf der Deklaration angekreuzt, dass ich keine Pflanzen einführe. Dass auf der Rückseite noch erklärt wurde, dass mit Pflanzen auch Pflanzenprodukte, wie Obst, gemeint ist, habe ich natürlich nicht gelesen. Wer ließt schon nach 18 Stunden Flug um Mitternacht das Kleingedruckte. Schweres Vergehe. Mit sehr ernster Miene wurde mir gleich gesagt, dass dies mit einer Strafe von mindestens 250 US Dollar gehandelt wird. Ich war einfach zu müde, um mir darüber große Gedanken zu machen. Dann musste ich warten, bis ich zu einem Interview geladen wurde. Egal, ich hatte ja Zeit. Kein Grund zur Sorge, auch das wird sich irgendwie wieder klären.

In dem Büro, wo ich befragt wurde, saß eine Frau mit einer riesigen Tüte voll Äpfel. Ich musste nur lächeln. Ich erklärte dem Beamten, so wie es war, ich hätte die Rückseite nicht gelesen. So, wie er es notiert hat, könnte man auch meinen, ich wüsste nicht, dass Äpfel Pflanzenprodukte sind (wobei ich mir bei den Australischen nicht sicher bin), damit kann ich leben. Wichtig war, dass er mich so laufen ließ. So waren wieder zwei Stunden vorbei und ich konnte mir endlich einen Schlafplatz suchen.

Welcome in Chile!

Es dauerte dann bis 11Uhr am nächsten Morgen, bis ich schließlich mein Gepäck und Fahrrad bekam. Ich hatte gerade mein Fahrrad zusammengebaut, wollte losfahren, da merkte ich, ich hatte einen Platten. Das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert. Also alles wieder abladen, Schlauch austauschen, wieder aufladen und endlich weg.

Der Weg, den mir Google in die Innenstadt vorgeschlagen hat, gab es nicht. Es gab nur eine Autobahn, mit Fahrradverbotsschild. Ein netter, junger Herr an der Tankstelle meinte, ich solle mich dadurch nicht drausbringen lassen, es wäre der einzige Weg, ich solle halt schön rechts bleiben und sagte mir genau wo ich in welche Straßen abbiegen musste. So kam ich dann endlich vom Flughafen weg.

Es war das zweite mal, dass ich in Santiago war, als ich in die Innenstadt kam, erkannte ich einiges, z.B. den Fahrradweg auf einem Grünstreifen in der Mitte der großen Straße. Generell fühlte ich mich hier auf dem Fahrrad wohler als in Sydney, es gibt hier wesentlich mehr Fahrradfahrer und die Autofahrer sind an sie gewohnt.

Nur kurz war ich in der Innenstadt, bin dann gleich weiter zu meinem Warmshower (Gastgeber) in Puento Alto, nochmals ca 24km. An einer scharfkantigen Eisenstange, die aus dem Boden ragte, habe ich zuerst in der Vorderradtasche eine Triangel eingerissen und dann den Boden der Hinterradtasche aufschlitzt. Oh je, das war alles kein guter Anfang hier in Südamerika, es konnte nur noch besser werde.

Vladimir, mein Gastgeber, war noch arbeiten, sein Vater kam etwas später. Ich habe mich gleich hingelegt und bin sofort eingeschlafen. Wahrscheinlich kein guter erster Eindruck, aber ich war so müde.

Hier musste ich mich nicht nur an die offizielle Zeitumstellung von 11 Stunden gewöhnen, sondern auch an die inoffizielle. Man geht sehr spät ins Bett und steht spät auf. Mittagessen gibt es erst um 4Uhr Nachmittags, zu Abend dann erst um 10 oder so, da schlafe ich meistens schon.

Nachdem ich drei Tage nur herumgewurstelt und mich erholt habe, bin ich am Dienstag endlich in die Stadt.

DSC06852Das tat richtig gut. Die Stadt mit den Bergen drum herum und den bemalten Häusern gefällt mir sehr gut und ich hatte endlich das Gefühl in Südamerika angekommen zu sein.
DSC06859Und natürlich das Pablo Neruda Haus.
DSC06862Innen darf man keine Fotos machen.
DSC06867 Es ist ein Besuch wert. Man  erfährt nicht nur sehr viel über sein Leben und Werke, sondern auch über die politischen Hintergründe.

Nach vier Tagen war ich wieder erholt genug, um weiterzufahren. Letztes mal bin ich nach Norden, dieses Mal wollte ich in den Süden. Da die chilenische Seite zu bevölkert ist, wurde mir angeraten, auf der argentinischen Seite zu fahren. Am Besten gelangt man dorthin über den Bermejo Pass. Zuerst ca 100km nach Norden, meist Autobahn. Überall sind Fahrradverbotsschilder, das stört aber niemand, auch an den Zahlstellen bekommt man eher Wasser angeboten, als dass man fort geschickt wird.

In Los Andes gehts dann nach Osten, den Berg hoch!
DSC06877Wahrscheinlich einer der steilsten Pässe,
DSC06881Bevor der richtige  Anstieg kam, fand ich noch einen netten, kleinen Camping. Ich war die Einzige. Es war so schön ruhig hier in den Bergen.
DSC06893Kurz danach ging es los.
DSC06894 Ich wusste, es sind 29 Steilkurven. Ich hatte mehrfaches Glück, darum war alles gar nicht so schlimm. Es war strahlend blauer Himmel, ich hatte etwas Rückenwind, das beste war aber die Baustelle über fast die ganze Strecke der Kurven. Eine Fahrbahn war nur befahrbar, die andere hatte ich mehr oder weniger für mich alleine. Es kam immer eine Ladung Autos, dann war wieder bis zu  einer Stunde Ruhe, bis die Gegenrichtung kam.
DSC06897 Kurz vor Portillo dann die 29ste Kurve.
DSC06904Damit war aber noch nicht der Gipfel erreicht,
DSC06905Weiter ging es den Berg hoch, immer wieder kamen Galerien, die ich zum Glück umfahren konnte. Dann der Tunnel Christo Redentor auf über 3000m. Anscheinend gibt es auch einen Weg über den Gipfel, ich sah auch Schilder, aber keinen Weg, alles war im Schnee.
DSC06908 Durch den Tunnel darf man zum Glück nicht mit dem Fahrrad durch. Dafür stehen Pickup Services zur Verfügung. Eigentlich wollte ich eine Pause machen, aber es ging alles viel schneller als erwartet. Mitten im Tunnel ist die offizielle Grenze zu Argentinien. Nach dem Tunnel bekam ich nur einen Zettel, die Einwanderungsbehörde ist 15km weiter und wahrscheinlich 1000m tiefer.

DSC06910Alles bergab, eine wahre Freude.

Vor der Immigration waren Plakate aufgestellt, was man alles nicht mitnehmen darf. Oh, je! Nach meinem Erlebnis am Flughafen, las ich das lieber genauer durch. Keinen Käse! Den habe ich dann vor dem Gebäude gegessen. Den Honig konnte ich nicht auch noch verwerten und musste ihn wegschmeißen. Bei den anderen Sachen, wie Trockenmilchpulver, hoffte ich, dass ich so durchkomme.

Obwohl eine lange Schlange war, es war ein Feiertag, langes Wochenende und dementsprechend viel Verkehr, ging es sehr schnell. Ich wurde überall vorgelassen und nicht einmal kontrolliert. Auch den Honig hätte ich mitnehmen können.

Nur noch ein paar Kilometer bis Puenta del Inca.

DSC06912Eine Naturbrücke mit Mineralquellen, seit einem Erdbeben aber nicht mehr zugänglich.

Das Hostel in der alten Bahnstation war nicht zu übersehen.
DSC06911Hier wollte ich bleiben. mir gefiel der Ort in den Bergen sehr gut auch das Hostel war sehr ruhig und urig. Kein Mensch war zuerst zu sehen,

Dann sah ich einen anderen Reiseradler, der erste, ich glaube seit Cooktown! Welch eine Freude. Es war Loic, ein Franzose, auch schon ein paar Jahre unterwegs, er wollte nach Chile.

DSC06922Er blieb dann auch in dem Hostel. Es war wieder einmal ein richtig netter Abend mit viel Informationsaustausch.

Für mich ging spektakulär weiter den Berg runter

DSC06926Am Straßenrand sah man immer wieder Berge von Flaschen liegen.

DSC06928Wenn sie nicht so ordentlich aufgestapelt gewesen wären, hätte man es direkt für eine Müllhalde halten könne. Es ist aber ein Schrein zur Huldigung der Schutzheiligen Difunta Correa. Die Legende sagt, dass sie in der Wüste verdurstet ist, ihr Baby aber dank der Muttermilch überlebt hat. Darum die vielen Wasserflaschen, als ob die jetzt noch helfen würden. Schon sehr merkwürdig.

Zwischen den steilen Berghängen und tiefen Schluchten war mal wieder nicht gut zelten. Ich musste einfach immer weiter fahren, obwohl der Wind mir nicht mehr so wohlgesonnen war. Es ging inzwischen dem Mendoza Fluss entlang. Ab und zu kamen teure Ferienanlagen. Dann kam eine Freizeitanlage, wo Leute gerade aus den Booten stiegen. Hier konnte ich zelten, die einzige Bedingung die sie hatten, ich sollte Handzettel für ihren Club ( Rio Adventure) verteilen, kein Problem. Das war ein wahrer Glückstreffer. Die „Veranstaltung“ war gerade zu ende und alle machten sich auf den Weg zurück nach Mendoza, nur ein Verwalter blieb hier. Außer Duschen gab es noch zwei Schwimmbäder und ein Sonnendeck über dem Fluss. Alles für mich alleine! Einfach prima.

DSC06930Da der Fluss gestaut wurde, geht es vor Mendoza nochmals zackig den Berg hoch.
DSC06931Aber dann ist es einfach ein Genuss. Die Stadt gefiel mir gleich, nicht nur weil hier sehr guter Wein her kommt. 1861 wurde sie durch ein Erdbeben total zerstört. Beim Wiederaufbau hat man breite Straßen mit vielen Bäumen eingeplant. Die ganze Stadt ist praktisch voll, ständig fährt man durch Alleen. Sehr angenehm.
DSC06935Hier spielt sich einiges auf der Straße ab.
DSC06944Es war Sonntag, ganze Familie waren mit ihrem Mate (Tee) im Plaza Indepencia, die Kinder wurden von Clowns unterhalten und überall gab es Stände mit Süßem.
DSC06945Wie es weiter ging, nach Süden, dann das nächste mal.

3 Gedanken zu „Von Santiago/Chile über die Anden nach Mendoza/Argentinien

  1. Schön wieder von Dir zu lesen und daß es Dir gut geht !
    Also das mit den Plastikflaschen ist ja der Hammer…….hatte zuerst auch gedacht, daß dies eine Müllhalde wäre….
    Weiterhin viel Glück !

  2. Wow, ich bin das gerade mit dem Bus gefahren – und habe einen Radfahrer gesehen. Ich liebe Radfahren, doch diese Strecke finde ich echt unglaublich 🙂

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